[0001] Die Erfindung betrifft eine Austragkartusche mit Vorratszylinder und darin abdichtend
verschiebbarem Förderkolben, dessen dem Kartuscheninhalt zugekehrte Bodenfläche radial
verlaufende, schlitzförmige Vertiefungen aufweist, die in einer von der Mitte der
Bodenfläche nach aussen führenden, verschliessbaren Entlüftungsbohrung münden.
[0002] Austragkartuschen mit Förderkolben dienen in bekannter Weise zur Aufnahme, Lagerung
und Verarbeitung von pastösen bis dünnflüssigen Massen, die bei Vorschub des Förderkolbens
- meist durch den Stössel eines z.B. "pistolenförmigen" Austraggerätes - durch die
Kartuschenmündung ausgetrieben werden. Beim Füllen solcher Kartuschen müssen jegliche
Lufteinschlüsse im Innern der Zylinders sorgsam vermieden werden, weil diese ein elastisches
"Polster" bilden und dadurch ein genau dosiertes Auspressen des Inhalts beeinträchtigen;
besonders störend sind solche Luftpolster beim Austragen von Zweikomponenten-Massen
aus Doppelkartuschen, weil dann das Volumenverhältnis zwischen den Komponenten,
welches genau eingehalten werden sollte, verändert wird. Ausserdem können gewisse
mittels Austragkartuschen verarbeitete Massen dazu neigen, während der Lagerung mit
der Feuchtigkeit der eingeschlossenen Luft zu reagieren, wodurch sie vorzeitig aushärten
und unbrauchbar werden.
[0003] Bei einer bekannten Austragkartusche der eingangs genannten Art ist die dem Kartuscheninhalt
zugekehrte Bodenfläche des Förderkolbens konvex gewölbt (DE-OS 23 02 364). Hierbei
können die radialen, schlitzförmigen Vertiefungen in der Bodenfläche nicht verhindern,
dass - jedenfalls bei dünnflüssiger Füllmasse - am Kolbenrand Luft eingeschlossen
bleibt, d.h. nicht durch die Entlüftungsbohrung entweichen kann. Der Verschluss dieser
Bohrung erfolgt mittels eines axial verschiebbaren Stopfens, der auf einem Teil seiner
Länge Entlüftungsnuten aufweist und am Ende des Füllvorgangs vollends in die Bohrung
hinein getrieben werden muss. Um dabei einen dauerhaften, dichten Verschluss (Pressitz)
zu erzielen, müssen jedoch auf den Stopfen erhebliche Kräfte ausgeübt werden. Dennoch
ist der Stopfen axial nicht gesichert, was aber unbedingt notwendig wäre, weil die
Bohrung durch den Kartuscheninhalt eine "Schmierung" erfährt.
[0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine Austragkartusche mit Förderkolben
so zu gestalten, dass eine vollständige Zylinderentlüftung sowohl mit dünnflüssiger
wie auch mit hochviskoser Füllmasse gewährleistet ist, wobei ein sicherer und dauerhafter
Verschluss mit nur geringem Kraftaufwand und auch in automatischen Abfüllanlagen
erzielt werden soll. Erfindungsgemäss wird diese Aufgabe dadurch gelöst, dass die
genannte, dem Kartuscheninhalt zugekehrte Bodenfläche des formsteifen Förderkolbens
vom Kolbenrand zur Entlüftungsbohrung hin stetig vertieft ist und dass in der Entlüftungsbohrung
eine Verschlussschraube sitzt, entlang deren Schaft mindestens eine Längsnut in der
Bohrung verläuft, wobei die Längsnuten an der Aussenseite des Kolbens von einer ringförmigen
Dichtfläche am Kolben umgeben sind, welche als axialer Sitz für den Schraubenkopf
bestimmt ist. Dadurch lässt sich der Abfüllvorgang auf verschiedene gebräuchliche
Arten und mit irgendwelchen Füllmassen zuverlässig und ungehindert durchführen. Nach
dem Füllen und der vollständigen Entlüftung braucht lediglich die Schraube gegen die
Dichtfläche festgezogen zu werden, um einen gesicherten, permanenten Verschluss herzustellen.
[0005] Ein Kolben mit gegen eine mittige Entlüftungsbohrung hin vertiefter Bodenfläche
- jedoch ohne radiale Vertiefungen - ist in anderem Zusammenhang bekannt, nämlich
bei einem sogenannten Spender für pastöse Massen (DE-OS 36 35 849). Jener Kolben ist
allerdings kein durch äussere Krafteinwirkung bewegter Förderkolben, sondern nur
ein verschiebbares Verschlussorgan, welches der Füllmasse folgt. Die Entlüftungsbohrung
wird auch bei diesem Gerät durch einen axial einzupressenden Stopfen verschlossen.
[0006] Nachstehend wird ein Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemässen Austragkartusche
im Zusammenhang mit der Zeichnung näher erläutert.
Fig. 1 zeigt die gefüllte Kartusche mit dem Förderkolben im Längsschnitt,
Fig. 2 zeigt in einem grösseren Massstab einen Schnitt entlang der Linie II-II in
Fig. 1,
Fig. 3 zeigt, ebenfalls in grösserem Massstab, eine Partie der Fig. 1 in geschlossenem
Zustand, d.h. mit festgezogener Verschlussschraube,
Fig. 4 ist die (hälftige) Ansicht der Kolben-Bodenfläche, und
Fig. 5 zeigt stark vergrössert einen Ausschnitt des Kolbens entlang der Linie V-V
in Fig. 4 im Kontakt mit der Füllmasse.
[0007] Die in Fig. 1 dargestellte Austragkartusche 1 weist einen Vorratszylinder 3 mit
Mündung 4 und einen im Zylinder 3 abdichtend verschiebbaren, formsteifen Förderkolben
10 auf. Als Kolbendichtung dient zweckmässigerweise eine elastische Ringdichtung
12 (sogenannter O-Ring), welche in eine Ringnut 11 des Förderkolbens 10 eingelegt
ist; es kann aber auch eine am Kolbenrand angeformte, elastische Dichtlippe vorgesehen
sein, welche gegen die Innenwand des Zylinders 3 anliegt (nicht dargestellt). Der
Kartuscheninhalt 2 wird im Vorratszylinder 3 gelagert und später bei Verwendung durch
die Mündung 4 ausgepresst. Wie aus Fig. 1 ersichtlich, bildet die Füllmasse nach dem
Einfüllen, jedoch vor der Entlüftung, im Falle einer dünnen Flüssigkeit eine ebene
Niveaufläche 5 (strichpunktiert eingezeichnet), oder sie ist im Falle einer pastösen
Masse oben durch eine unregelmässige Fläche 6 begrenzt. Es ist wichtig, dass unabhängig
von der Viskosität der Füllmasse 2 bzw. von der Gestalt ihrer Oberfläche sämtliche
Luft unter der Bodenfläche 13 des Kolbens 10 entweichen kann. Diese dem Kartuscheninhalt
2 zugekehrte Bodenfläche 13 ist vom Kolbenrand gegen die Mitte hin stetig vertieft.
Von der tiefsten Stelle 14 der Bodenfläche 13 (bei der dargestellten Lage der Austragkartusche
oben liegend) geht eine Entlüftungsbohrung 15 aus, welche durch den Kolben hindurch
nach aussen führt. In dieser Bohrung 15 sitzt eine Verschlussschraube mit Schaft 16
und Schraubenkopf 17. Wie dargestellt, kann es sich um eine Schraube mit selbstschneidendem
Gewinde und Kreuzschlitzkopf handeln, wobei sie mittels Schraubendreher 8 von aussen
festgezogen werden kann.
[0008] Wie vor allem aus den Fig. 2 und 3 hervorgeht, weist die Entlüftungsbohrung 15 z.B.
vier Längsnuten 18 auf, die entlang dem Schraubenschaft 16, jedoch ausserhalb desselben
verlaufen. Die Längsnuten 18 sind von einer ringförmigen Dichtfläche 19 (z.B. einem
Ringwulst) aussen am Kolben 10 umgeben, die als axialer Sitz für den Schraubenkopf
17 bestimmt ist. Sodann weist die Bodenfläche 13 des Kolbens 10 ein System von radial
verlaufenden, schlitzförmigen Vertiefungen 20 auf, welche an der Entlüftungsbohrung
15 münden und dadurch mit den Längsnuten 18 in dieser Bohrung kommunizieren. Der Kolben
10 kann zweckmässigerweise eine Anzahl am Kolbenboden 23 angeformter, radialer Rippen
21 aufweisen. Diese bilden eine die Dichtfläche 19 umgebende Vertiefung 22, welche
den Schraubenkopf 17, wenn er festgezogen ist, aufnimmt.
[0009] Es sei angenommen, dass bei aufrechtstehender Kartusche 1 die Füllmasse von unten
durch die offene Mündung 4 eingeführt wird und im Zylinder 3 ansteigt, während der
Förderkolben 10 sich zweckmässigerweise noch ausserhalb des Zylinders befindet. Der
Füllvorgang kommt zum Stillstand, wenn eine bestimmte Menge der Füllmasse, abgemessen
von einer Dosiervorrichtung in der Füllstation (nicht dargestellt), sich im Zylinder
3 befindet, worauf die Mündung 4 verschlossen wird. Anschliessend wird der Förderkolben
10 von oben in den Zylinder 3 eingesetzt - vorzugsweise mit vormontierter, aber noch
nicht festgezogener Schraube 16, 17 (Fig. 1) - und so weit nach unten gegen die Füllmasse
2 gedrückt, bis sämtliche Luft unter dem Kolben durch die Längsnuten 18 ausgetreten
ist. Die vollständige Entlüftung mit vollflächiger Berührung der Bodenfläche 13 durch
die Füllmasse ist deutlich spürbar am stark zunehmenden Widerstand gegen das Einschieben
des Kolbens in dem Augenblick, wo die Füllmasse durch die engen Nuten 18 gepresst
wird, und schliesslich kann auch leicht visuell festgestellt werden, wenn die Masse
oben aus den Nuten 18 auszutreten beginnt. Daraufhin wird die Schraube festgezogen,
wobei der Kopf 17 an der Dichtfläche 19 anliegt und sämtliche Längsnuten 18 verschliesst.
Das Festziehen der Schraube erfolgt mit nur geringer Krafteinwirkung auf den Kolben
und ohne nennenswerte Volumenverdrängung im Innern der Kartusche. Die festgezogene
Schraube bildet während dem Vertrieb und der Lagerung der gefüllten Kartusche einen
dichten, zuverlässig gesicherten Verschluss. Wenn zwecks Verarbeitung des Kartuscheninhalts
der Kolben 10 durch den Stössel eines Austraggerätes (nicht dargestellt) vorgeschoben
und der Inhalt durch die Mündung 4 ausgepresst wird, bleibt der versenkte Schraubenkopf
17 (Fig. 3) durch den erwähnten Stössel unberührt.
[0010] Für den oben beschriebenen Entlüftungsvorgang wird eine eingefüllte Flüssigkeit
mit ebener Niveaufläche 5 bei der vorliegenden Gestalt der Bodenfläche 13 kaum Schwierigkeiten
bieten: Sie wird den Kolben 10 zuerst am Rand berühren und dann stetig entlang der
Bodenfläche 13 bis zur Stelle 14 und dann in die Bohrung 15 vordringen und dabei
die Luft verdrängen. Eine dickflüssige Füllmasse 2 mit "haufenförmiger", unregelmässiger
Oberfläche 6 dagegen wird im allgemeinen die Bodenfläche 13 zuerst an andern Stellen
berühren (und zwar oft, wie bei der dargestellten Haufenbildung in einem zentralen
Bereich), wobei sich noch Luft radial ausserhalb befindet. In diesem Fall ist dank
den schlitzförmigen Vertiefungen 20 dennoch die vollständige Entlüftung gewährleistet.
Dies ist besonders aus der stark vergrösserten Fig. 5 erkennbar: Dank dem schmalen,
jedoch relativ tiefen Querschnitt der Schlitze 20 kann radial ausserhalb den Berührungsstellen
befindliche, "eingeschlossene" Luft dennoch entweichen, da gemäss Fig. 5 die Füllmasse
2 infolge ihrer Viskosität und dem noch praktisch drucklosen Zustand zunächst nur
geringfügig in den Schlitzquerschnitt eindringt, d.h. die Schlitze noch offen hält,
bis die gesamte Bodenfläche 13 von der Füllmasse berührt wird.
[0011] Im übrigen kann beim Füllen der Kartusche auch so vorgegangen werden, dass bei noch
nicht in den Zylinder 3 eingesetztem Förderkolben 10 der Kartuscheninhalt von oben
in abgemessener Menge eingefüllt wird (nicht dargestellt). Der Kolben wird anschliessend
mit noch nicht oder nicht vollständig eingedrehter Schraube in den Zylinder 3 eingesetzt
und gegen die Füllmasse 2 gedrückt. Die vollständige Entlüftung durch Andrücken des
Kolbens 10 und das Verschliessen durch Festziehen der Schraube erfolgt dann wie oben
beschrieben.
[0012] Wie leicht einzusehen ist, lässt die beschriebene Gestaltung des Förderkolbens eine
besonders zuverlässige und rationelle Entlüftung des Kartuschenzylinders nach dem
Einfüllen zu. Dabei können die Vorgänge Abfüllen, Entlüften und Verschliessen auch
ohne besondere Schwierigkeiten automatisiert werden.
1. Austragkartusche mit Vorratszylinder (1) und darin abdichtend verschiebbarem Förderkolben
(10), dessen dem Kartuscheninhalt (2) zugekehrte Bodenfläche (13) radial verlaufende,
schlitzförmige Vertiefungen (20) aufweist, die in einer von der Mitte der Bodenfläche
(13) nach aussen führenden, verschliessbaren Entlüftungsbohrung (15) münden, dadurch
gekennzeichnet, dass die genannte Bodenfläche (13) des formsteifen Förderkolbens (10) vom Kolbenrand
zur Entlüftungsbohrung (15) hin stetig vertieft ist und dass in der Entlüftungsbohrung
(15) eine Verschlussschraube (16, 17) sitzt, entlang deren Schaft (16) mindestens
eine Längsnut (18) in der Bohrung (15) verläuft, wobei die Längsnuten (18) an der
Aussenseite des Kolbens (10) von einer ringförmigen Dichtfläche (19) umgeben sind,
welche als axialer Sitz für den Schraubenkopf (17) bestimmt ist.
2. Austragkartusche nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Förderkolben
(10) an seiner Aussenseite eine die ringförmige Dichtfläche (19) umgebende Vertiefung
(22) zur versenkten Aufnahme des Schraubenkopfes (17) aufweist.
3. Austragkartusche nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Förderkolben
(10) zum Vorratszylinder (1) durch eine in eine Ringnut (11) eingelegte Ringdichtung
(12) abgedichtet ist.