[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines von aus zwei Stahldrähten
bestehenden Verstärkungscordes für elastomere Erzeugnisse, wie Luftreifen, Treibriemen,
Förderbänder oder dgl., sowie Verstärkungscorde, die nach diesem Verfahren hergestellt
sind.
[0002] Derartige Verstärkungscorde, die miteinander verzwirnt sind, sind bereits mehrfach
bekannt.
[0003] In der DE-OS 33 17 712 ist ein Verstärkungscord mit zwei miteinander verdrehten Stahldrähten,
deren Querschnitt rechteckigen Querschnitt mit gerundeten Ecken aufweist, beschrieben.
Im Beispiel wird dieser Verstärkungscord mit aus zwei runden, miteinander verdrehten
Stahldrähten verglichen.
[0004] Auch in der EP-A-225 055 und der EP-A-237 462 werden Verstärkungscorde aus zwei,
miteinander verdrehten Stahldrähten beschrieben.
[0005] Es ist allgemein bekannt, daß das miteinander Verdrehen von Stahldrähten ein aufwendiges
Verfahren darstellt. Die hierzu erforderlichen Vorrichtungen sind aufwendig. Die verwendbaren
Einzeldrahtspulen sind vom Gewicht her begrenzt einsetzbar, so daß bei der Herstellung
solcher Verstärkungscorde ein häufiger Spulenwechsel erfolgen , bzw. bei großen Einzeldrahtspulen
die Maschinendrehzahl abgesenkt werden muß.
[0006] Hierdurch ergeben sich bei der Herstellung der bekannten Verstärkungscorde aus zwei
Drähten folgende Nachteile:
- die Investitionskosten hinsichtlich der einzusetzenden Verseil-Vorrichtungen sind
hoch, wodurch sich die Gestehungskosten erhöhen, und
- die häufigen Rüstzeiten (Spulenwechsel) erhöhen ebenfalls die Gestehungskosten.
[0007] Es ist deshalb Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein einfacheres und wirtschaftlicheres
Verfahren zur Herstellung von Verstärkungscorden mit zwei Stahldrähten zur Verfügung
zu stellen, wodurch ein gleichwertiges Produkt hergestellt werden kann.
[0008] Es ist auch Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen neuen, dem bekannten Verstärkungscord
gleichwertigen Cord aus zwei Stahldrähten zur Verfügung zu stellen, der ökonomischer
herstellbar ist.
[0009] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der eine Stahldraht als Wendel
um den anderen Stahldraht gelegt wird und beide Stahldrähte zusammen gerichtet werden.
Durch das nach dem Verseilen übliche Richten des Seilverbandes wird überraschenderweise
bei dem erfindungsgemäßen Verstärkungscord erreicht, daß die Makrostruktur des Seilverbandes
mit der des bekannten Verstärkungscordes vergleichbar ist, in der Mikrostruktur der
Drahtoberflächen jedoch deutliche Unterschiede zu finden sind, die jedoch auf die
Eigenschaften des Verstärkungscordes keine Auswirkungen haben.
[0010] Die Nachahmung der Makrostruktur gelingt besonders gut, wenn die beiden Stahldrähte
- nachdem der eine Stahldraht als Wendel um den anderen Stahldraht gelegt wurde -
vor dem Richten einer Falschzwirnbehandlung unterworfen werden.
[0011] Ein nach diesem Verfahren hergestellter Verstärkungscord ist zwar von seiner Makrostruktur
her kaum von den bekannten Verstärkungscorden unterscheidbar. Aufgrund von topographischen
Merkmalen der Oberfläche der Stahldrähte im Mikrobereich, die sich zwangsläufig aus
dem vorausgehenden Ziehprozeß ergeben, (beispielsweise geringfügige Riefen, die vom
letzten Ziehstein stammen) kann der nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte
Verstärkungscord von dem bekannten Verstärkungscord unterschieden werden:
- beim erfindungsgemäßen Verstärkungscord kann aufgrund mikroskopischer Aufnahmen
der Stahldrahtoberfläche festgestellt werden, daß der gewendelte Draht entweder vollständig
unverdreht oder geringfügig verdreht, wobei die Wendeldrehung um ein Vielfaches größer
ist als die Verdrehung des gewendelten Drahtes, vorliegt, während der andere Draht
zumindest nahezu unverdreht vorliegt,
- beim Verstärkungscord, bei dem in bekannter Weise zwei Stahldrähte miteinander verdreht
sind, weisen beide Stahldrähte eine Verdrehung in sich auf, die in etwa der Verdrehung
der Stahldrähte umeinander entspricht.
[0012] Die gestellte Aufgabe wird auch gelöst durch einen Verstärkungscord, welcher nach
dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellt ist, und sich, wie oben ausgeführt, deutlich
von den bekannten Verstärkungscorden unterscheidet.
[0013] Der erfindungsgemäße Verstärkungscord kann aus zwei verschiedenen Stahldrähten hinsichtlich
des Drahtdurchmessers, der Querschnittskontur (rund, rechteckig o.ä.) und/oder des
Werkstoffes bestehen. Es hat sich jedoch als Vorteil herausgestellt, wenn beide Stahldrähte
identisch sind, insbesondere wenn beide Stahldrähte denselben Durchmesser, der bevorzugt
im Bereich von 0,15 bis 0,5 mm liegt, aufweisen.
[0014] Günstigerweise ist bei dem erfindungsgemäßen Verstärkungscord der Wendel mit einer
Steigung um den anderen Stahldraht herumgelegt, die dem 10- bis 100-fachen des Stahldrahtdurchmessers
(des Wendel und/oder des anderen Stahldrahtes) entspricht.
[0015] Es hat sich als zweckmäßig erwiesen, wenn die Stahldrähte des Verstärkungscordes
eine Festigkeit von 2 500 bis 4 000 N/mm² aufweisen.
[0016] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren lassen sich Verstärkungscorde herstellen, deren
Drehrichtung in S- oder Z-Richtung sein kann.
[0017] Die Erfindung wird anhand der nachfolgenden Figuren und eines Beispiels näher erläutert:
[0018] Es zeigen:
Figur 1 eine systematische Skizze einer Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens,
Figur 2 eine systematische Skizze einer weiteren Vorrichtung zur Durchführung des
Verfahrens,
Figur 3 systematisch eine weitere Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens,
Figur 4 die Stellung der beiden Stahldrähte im Seilverband in charakteristischen Querschnitten
einer Schlaglänge des erfinduingsgemäßen Verstärkungscordes,
Figur 5 die Stellung der beiden Stahldrähte im Seilverband in charakteristischen Qurschnitten
einer Schlaglänge des erfindungsgemäßen Verstärkungscordes.
[0019] In Figur 1 ist eine systematische Skizze einer Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens dargestellt. Von einer Spule 1 wird ein Draht 2 tangential abgezogen,
um den ein Wendeldraht 4 gewickelt wird, welcher von einer rotierenden Spule 3 mit
Hilfe eines Flyers 5 über Kopf abgezogen wird. Das Wickeln des Wendeldrahtes 4 ist
durch einen Pfeil verdeutlicht. Beide Drähte zusammen durchlaufen anschließend eine
Falschzwirnzone 6 und eine Richtzone 7, bevor der fertige Verstärkungscord 8 auf eine
Spule 9 aufgewickelt wird.
[0020] In Figur 2 ist schematisch eine weitere Vorrichtung dargestellt, mit welcher sich
das erfindungsgemäße Verfahren ebenfalls durchführen läßt. Wie sich schon aus der
Nummerierung ergibt, sind viele Bauteile identisch. Lediglich der Draht 2′ wird nunmehr
über Kopf einer Spule 1′ abgezogen. Da hierdurch der Draht 2′ eine geringfügige Drehung,
die um ein Vielfaches kleiner ist als die mit dem Wendeldraht 4 ausgeführten Drehungen,
wurde der hierdurch entstehende Verstärkungscord mit 8′ bezeichnet.
[0021] In Figur 3 ist schematisch eine weitere Vorrichtung dargestellt, mit welcher sich
das erfindungsgemäße Verfahren mit zwei runden Drähten ebenfalls durchführen läßt.
Von einer senkrecht bis waagerecht angeordneten Spule 1˝ (in Figur 3 waagerecht dargestellt),
wird ein Draht 2˝ über Kopf (dargestellt) oder bei waagerechter Anordnung tangential
abgezogen, um den ein Wendeldraht 4′ gewickelt wird, der von einer senkrecht stehenden
Spule 3 über Kopf oder (nicht dargestellt) von einer waagerecht angeordneten Spule
tangantial abgezogen und als Wendeldraht 4˝ mittels einer Flyerscheibe 10 um die Spule
1˝ rotierend geführt wird. Der entstehende Cord ist mit 8˝ bezeichnet.
[0022] In Figur 4 sind charakteristische Querschnitte bei 0
o, 90
o, 180
o und 270
o im Laufe einer Schlaglänge für einen erfindungsgemäßen und in Figur 5 für einen bekannten
Verstärkungscord dargestellt.
[0023] Bei dem erfindungsgemäßen Verstärkungscord gemäß Figur 4 wurde der Wendeldraht mit
2 und der andere Draht mit 1 bezeichnet. Sinnbildlich wurde ein topographisches Merkmal
der Oberfläche (beispielsweise eine Ziehriefe) für den Wendeldraht mit 12 und für
den anderen Draht mit 11 bezeichnet. Wie sich aus Figur 4 ergibt, liegen beide Drähte
ungedreht vor. Ein solcher Verstärkungscord entsteht bei Verwendung einer Vorrichtung
gemäß Figur 1.
[0024] Bei Verwendung einer Vorrichtung gemäß Figur 2 oder 3 würde das topographische Merkmal
11 für den anderen Draht 1 von der gezeigten Stellung bei 0
o bis zu einer Stellung bei 360
o (nicht dargestellt) wenige Grad Unterschied aufweisen.
[0025] In Figur 5 ist vergleichsweise ein bekannter Verstärkungs cord dargestellt, bei dem
die Drähte 13 und 14 umeinander geschlagen sind. Auch hier sind sinnbildlich zwei
topographische Merkmale, und zwar Merkmal 15 für Draht 13 und Merkmal 16 für Draht
14, aufgezeigt. Es wird aus den gezeigten vier charakteristischen Querschnitten aufgrund
der topographischen Merkmale 15 und 16 deutlich, daß sich beide Drähte 13 und 14 bei
dem bekannten Verstärkungscord während einer Schlaglänge einmal um die eigene Achse
gedreht haben.
[0026] Der erfindungsgemäße Verstärkungscord ist somit deutlich unterschiedlich gegenüber
dem bekannten Verstärkungscord.
Beispiel
[0027] Zwei Stahldrähte mit 0,3 mm Durchmesser wurden nach einem bekannten Verfahren miteinander
derart verdreht, falschgedrallt und gerichtet, daß sie eine Schlaglänge von 14 mm
aufwiesen. Die Eigenschaften des erhaltenen Verstärkungscordes sind in der nachfolgenden
Tabelle unter "Vergleichscord 2 x 0,3 ˝ aufgeführt.
[0028] Ein erfindungsgemäßer Verstärkungscord wurde dadurch erhalten, daß auf einen Stahldraht
mit 0,3 mm Durchmesser ein Wendeldraht mit 0,3 mm mit einer Schlaglänge von 14 mm
gedreht wurde. Beide Drähte wurden gemeinsam falschgedrallt und gerichtet. Die Eigenschaften
des erhaltenen Verstärkungscordes sind in der nachfolgenden Tabelle unter "erfindungsgemäßer
Cord 1 x 0,3 + 1 x 0,3" aufgeführt.
Tabelle
|
erfindungs gemäßer Cord |
Vergleichscord |
|
1 x 0,3 + 1 x 0,3 |
2 x 0,3 |
Schlaglänge (mm) |
14 |
14 |
Durchmesser (mm) |
0,61 |
0,61 |
lineare Dichtigkeit (ktex) |
1135 |
1139 |
Bruchkraft (N) |
449 |
449 |
Bruchdehung (%) |
2,06 |
2,06 |
Festigkeit (N/ktex) |
396 |
394 |
Taber-Steifheit (TSU) |
21,7 |
22,1 |
Verhalten der Einzeldrähte |
wie Fig. 3 |
wie Fig. 4 |
[0029] Wie die Tabelle ergibt, ist der erfindungsgemäße Verstärkungscord mit dem Vergleichscord
in allen Eigenschaften ebenbürtig, durch topographische Merkmale der Oberfläche der
Stahldrähte jedoch eindeutig zu unterscheiden.
1. Verfahren zum Herstellen eines aus zwei Stahldrähten bestehenden Verstärkungscordes
für elastomere Erzeugnisse, dadurch gekennzeichnet, daß der eine Stahldraht als Wendel
um den anderen Stahldraht gelegt wird und beide Stahldrähte zusammen gerichtet werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Stahldrähte vor
dem Richten einer Falschzwirnbehandlung unterworfen werden.
3. Verstärkungscord aus zwei Stahldrähten, hergestellt nach dem Verfahren nach Anspruch
1 oder 2.
4. Verstärkungscord gemäß Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Drahtdurchmesser
beider Stahldrähte gleich groß ist.
5. Verstärkungscord gemäß Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Durchmesser
der Stahldrähte 0,15 bis 0,5 mm beträgt.
6. Verstärkungscord nach einem oder mehreren der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß der Wendel mit einer Steigung, die dem 10- bis 100-fachen des Stahldrahtdurchmessers
entspricht, um den anderen Stahldraht gelegt ist.
7. Verstärkungscord gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 3 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß die Stahldrähte eine Festigkeit von 2 500 bis 4 000 N/mm² aufweisen.