[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Explosionszerkleinerung von Zellmaterial
tierischen oder pflanzlichen Ursprungs, bei dem man das Material in eine Druckkammer
einbringt, darin mit Druckgas beaufschlagt und anschließend aus der Druckkammer unter
explosionsartiger Entspannung gegen eine Prallfläche entleert.
[0002] Ein derartiges Verfahren und zu dessen Durchführung geeignete Vorrichtungen werden
in der DE-OS 26 32 045 beschrieben. Danach ist es bekannt, daß der Aufschluß des Zellmaterials
dadurch gefördert werden kann, daß das aufzuschließende Material beim Entspannen und
Entleeren auf eine Prallfläche trifft.
[0003] Nach den der Erfindung zugrundeliegenden Erkenntnissen erteilt der Aufprall auf
die Prallfläche den Partikeln einen mechanischen Impuls, der den die Zerkleinerung
bewirkenden Berstvorgang häufig erst auslöst. Zu Beginn des Entspannungs- bzw. Entleerungsvorgangs
treffen die Partikel auf die freie, harte Wand der Prallfläche und erhalten den mechanischen
Impuls tatsächlich. Im Verlauf des Entspannungs- bzw. Entleerungsvorgangs bildet sich
jedoch auf der Prallfläche eine Schicht von zerkleinerten Partikeln, was dazu führt,
daß die nachfolgenden Partikel auf diese vergleichsweise weichere Schicht auf der
Prallfläche auftreffen, keinen den Berstvorgang auslösenden mechanischen Impuls mehr
erhalten und außerdem aufgrund fortschreitender Entleerung der Druckkammer und damit
fortschreitendem Abbau der Druckdifferenz nicht mehr die Wucht der anfangs aufprallenden
Teilchen besitzen. Dies hat zur Folge, daß der Berstvorgang der nacheinander aufprallenden
Materialpartikel nicht gleichförmig erfolgt und ein Material erhalten wird, das neben
Feinanteilen auch Grobanteile besitzt.
[0004] Nun ist jedoch die Gewinnung der Inhaltsstoffe eines Materials umso leichter, je
geringer der Anteil an Grobanteilen ist. Außerdem ist ein Material mit allzu großer
Streuung der Partikelgröße häufig nicht erwünscht. Daher wurde das Grobgut bei Verfahren
nach dem Stand der Technik vom Feingut abgetrennt, z.B. durch Siebung, und erneut
einer Explosionszerkleinerung zugeführt. Dies bedingt entsprechende Unkosten und ist
ggf. mit Verlusten wertvoller Inhaltsstoffe verbunden. Selbst bei wiederholter Rückführung
des Grobanteils kann eine vollständige Zerkleinerung des eingesetzten Gutes nicht
erreicht werden. Dies wird damit erklärt, daß das rückgeführte Gut strukturell geschädigt
ist und bei der Druckentspannung der Druckausgleich ohne Berstvorgang und damit ohne
die gewünschte Zerkleinerungswirkung erfolgt. Wenn man versucht, durch Druckerhöhung
den Anteil an Grobgut zu vermindern, entsteht jedoch so feines Material, daß die
Weiterverarbeitung aufgrund der Feinststaubbildung, Verstopfen von Filtern etc. erschwert
sein kann.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, ein verbessertes Verfahren zur Explosionszerkleinerung
zur Verfügung zu stellen, welches die Nachteile der bekannten Verfahren überwindet.
[0006] Dies gelingt erfindungsgemäß dadurch, daß man das Material in kleinen Portionen gegen
die Mahlwerkzeuge einer Mühle als Prallfläche entleert bzw. entspannt.
[0007] Der Vorteil einer solchen Verfahrensweise ist zunächst darin zu sehen, daß trotz
Explosionszerkleinerung etwa doch angefallenes Grobgut von der Mühle sogleich zerkleinert
wird, Grobgut letztendlich also gar nicht entsteht und insoweit eine Auftrennung oder
Rückführung entfallen können. Weiterhin sorgen die sich bewegenden Mahlwerkzeuge der
Mühle in Verbindung mit den kleinen aufgegebenen Portionen dafür, daß das aufprallende
Material ständig freie, harte Prallflächen, nämlich die Mahlwerkzeuge der Mühle, vorfindet
und, soweit der Berstvorgang nicht von selbst ausgelöst wurde, durch den beim Aufftrefen
auf die Mahlwerkzeuge erteilten mechanischen Impuls ausgelöst wird. Unter kleinen
Portionen sind dabei Portionen zu verstehen, die von der verwendeten Mühle in derjenigen
Zeitspanne durchgesetzt bzw. verarbeitet werden können, die ein nicht von allein geborstenes
Materialpartikelchen benötigt, um den im Augenblick des Austritts aus der Druckkammer
vorhandenen Druckunterschied zwischen dem Zellinneren und der Außenatmosphäre auszugleichen.
Diese Zeitspanne ist von Material zu Material unterschiedlich, liegt jedoch im allgemeinen
in der Größenordnung von einer Minute. Kleine Portionen im Sinne der Erfindung sind
also Portionen, die von der verwendeten Mühle in der von einem nicht geborstenen Materialpartikel
für den Druckausgleich benötigten Zeitspanne durchgesetzt werden können.
[0008] Geeignete Mühlen, die im erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzt werden können, sind
an sich bekannt. Bevorzugt sind Mühlen mit großem Durchsatz. Als besonders geeignet
haben sich Scheibenmühlen, insbesondere Zahnscheibenmühlen erwiesen.
[0009] Im allgemeinen ist es wünschenswert, daß das aufzuschließende Zellmaterial tierischen
oder pflanzlichen Ursprungs nach der Zerkleinerung nicht mit Luft bzw. Sauerstoff
und/oder Feuchtigkeit in Kontakt kommt. In einer bevorzugten Variante sieht das erfindungsgemäße
Verfahren daher vor, das Material in eine Inertgasatmosphäre hinein bzw. gegen eine
Inertgasatmosphäre zu entleeren bzw. zu entspannen. Dies wird im einfachsten Fall
dadurch erreicht, daß die Verbindung zwischen der Druckkammer und der Mühle gasdicht
ausgeführt wird. Da durch wird der Zutritt von Luft bzw. Sauerstoff und/oder Feuchtigkeit
wirksam ausgeschlossen. Dies gilt insbesondere dann, wenn gemäß einer weiteren Ausgestaltung
der Erfindung als Druckgase Gase wie Kohlendioxid, Stickstoff, Distickstoffmonoxid,
Edelgase sowie Mischungen dieser Gase, bevorzugt Kohlendioxid, verwendet werden. Diese
Gase wirken als Inertgase, worunter erfindungsgemäß Gase verstanden werden, welche
mit dem Zellmaterial und/oder seinen Inhaltsstoffen keine chemischen oder enzymatischen
Reaktionen eingehen.
[0010] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist noch vorgesehen,
daß man das zu zerkleinernde Zellmaterial zusätzlich kühlt. Diese Kühlung kann beispielsweise
den Verlust niedrig siedender und damit leicht flüchtiger Aromabestandteile des Zellmaterials
bei der Explosionszerkleinerung verhindern. In welcher Weise die Kühlung des zu zerkleinernden
Materials vorgenommen wird, ist dem Fachmann an sich bekannt, beispielsweise aus
der DE-OS 33 47 152.
[0011] Zwar kann die Kühlung indirekt erfolgen, z.B. durch vorherige Lagerung des zu zerkleinernden
Zellmaterials in Kühlvorrichtungen, und/oder durch Kühlung von Vorrichtungsteilen
mittels an sich bekannter Kühlvorrichtungen. Ferner kann man eine Kühlung der Mahlwerkzeuge
der Mühle etc. vorsehen.
[0012] Die direkte Kühlung des zu zerkleinernden Materials wird jedoch bevorzugt. Sie erfolgt
vorzugsweise durch direkten Kontakt des zu zerkleinernden Zellmaterials mit einem
inerten Kühlmedium, vorzugsweise mit kaltem Kohlendioxid oder Stickstoff. Dabei wird
das Kühlmedium in einer Menge von etwa 0,1 bis etwa 40 Gew.-%, bezogen auf das Zellmaterial,
eingesetzt.
[0013] Das inerte Kühlmedium kann als Gasphase oder, bevorzugt, als kondensierte Phase
eingesetzt werden, z.B. als Stickstoff oder Kohlendioxid in verflüssigter Form. Bevorzugt
wird der Einsatz von Kohlendioxid in fester Form.
[0014] Als festes Kohlendioxid ist sowohl Kohlensäureschnee als auch festes Kohlendioxid
in komprimierter Form (Kohlendioxid-Pellets) verwendbar.
[0015] Das zur direkten Kühlung verwendete Kühlmedium kann dem zu zerkleinernden Material
vor und/oder in den Druckkammern bzw. Druckladekammern durch separate Zuführungen
zugeführt werden.
[0016] Das Druckgas, das im erfindungsgemäßen Verfahren nach der Entleerung bzw. Entspannung
des zu zerkleinernden Materials gegen die Mahlwerkzeuge einer Mühle frei wird, kann
- ggf. nach Abscheidung der von ihm aus dem Material aufgenommenen flüchtigen Bestandteile
- in die Umgebung abgelassen werden. In einer bevorzugten Variante des erfindungsgemäßen
Verfahrens ist vorgesehen, daß man das Druckgas rückführt, ggf. nach Abscheidung der
von ihm aufgenommenen flüchtigen Bestandteile.
[0017] In welcher Weise die Abscheidung der von dem Material aufgenommenen flüchtigen Bestandteile
erfolgt, ist dem Fachmann an sich bekannt. Beispielweise kann das Druckgas zur Abtrennung
über geeignete Absorptionsmittel geleitet und dann rückgeführt werden. Es ist auch
möglich, durch Druck-und/oder Temperaturänderungen eine Kondensation flüchtiger Bestandteile
in Abscheidevorrichtungen zu bewirken.
[0018] Das ggf. von aufgenommenen flüchtigen Bestandteilen befreite Druckgas kann einem
Gasvorratsbehälter und damit der Wiederverwendung als Druckgas bzw. als Kühlmedium
zugeführt werden.
[0019] Das Druckgas kann - ggf. in Form eines abgezweigten Teilstroms - zur Spülung des
aufzuschließenden Zellmaterials, von Leitungen, Vorrichtungsteilen, Packmaschinen
und/oder zur Erzeugung der Inertgasatmosphäre, gegen welche das Material entspannt
wird, dienen. Der Kontakt des Zellmaterials mit Luft bzw. Sauerstoff und/oder Feuchtigkeit
kann durch diese Vorgehensweise, ggf. zusammen mit der gasdichten Ausführung der Verbindungsteile
der verwendeten Vorrichtung, wirksam reduziert werden.
[0020] Das erfindungsgemäße Verfahren kann in einfachster Weise beispielsweise so durchgeführt
werden, daß man das zu zerkleinernde Material in erfindungsgemäß bemessenen Portionen
in eine Druckkammer einbringt, dort mit Druckgas beaufschlagt und den gesamten Inhalt
der Druckkammer gegen die Mahlwerkzeuge einer Mühle entleert bzw. entspannt. Diese
besonders einfache Vorgehensweise ist jedoch im erfindungsgemäßen Verfahren weniger
bevorzugt. Es hat sich nämlich bei Versuchen gezeigt, daß bei Druckexpansionsverfahren
die Zerkleinerungswirkung dann besonders gut ist, wenn die Beaufschlagung des Materials
mit Druckgas über einen gewissen Zeitraum andauert. Dieser Zeitraum ist abhängig
vom Zellmaterial. Weiche Materialien mit größerem Flüssigkeitsanteil benötigen kürzere,
härtere Materialien mit geringerem Flüssigkeitsanteil etwas längere Zeiträume. Im
allgemeinen sind Haltezeiten von etwa 1 Minute für Zellmaterial verschiedenartigster
Struktur ausreichend. Diese Haltezeit bedingt jedoch bei der vorstehend erläuterten,
einfachen Verfahrensweise eine gewisse Leerlaufzeit der Mühle, da die Mühle nur während
der Phase der Entleerung bzw. Entspannung der Druckkammer mit Material beaufschlagt
wird, nicht dagegen in den beiden anderen Zuständen, die die Druckkammer durchlaufen
muß, der Druckbeaufschlagung und der Haltezeit.
[0021] Eine andere Variante besteht darin, das zu zerkleinernde Material in größeren Portionen
in eine entsprechend große Druckkammer einzubringen, mit Druckgas zu beaufschlagen
und in kleinen Portionen gegen das Mahlwerk einer Mühle zu entleeren bzw. zu entspannen.
Diese Portionierung kann beispielsweise mit Ventilen geschehen, welche eine sehr kurze
Öffnungszeit besitzen und nur erfindungsgemäß bemessene Portionen passieren lassen,
welche dann auf das Mahlwerkzeug der Mühle aufprallen. Bei dieser Variante braucht
die Haltezeit nur ein Mal für die große Vorratsportion aufgewendet zu werden.
[0022] Eine dritte Variante besteht schließlich darin, daß man eine Mehrzahl von Druckkammern
einer Mühle zuordnet und die einzelnen Druckkammern cyclisch nacheinander mit Druckgas
beaufschlagt, die Haltezeit durchlaufen läßt und gegen die Mahlwerkzeuge der Mühle
entleert bzw. entspannt. Da für den Entspannungsvorgang und für den Durchsatz einer
Portion bei dem erfindungsgemäßen Verfahren etwa 15 Sekunden benötigt werden, die
Zeit für die Druckbeaufschlagung vernachlässigt werden kann, sind bei einer Haltezeit
von etwa 1 Minute 4 Druckkammern für eine Mühle vorzusehen, damit diese Mühle ausgelastet
ist.
[0023] Eine weitere bevorzugte Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens ist dadurch gekennzeichnet,
daß man das Material in eine Druckladekammer einbringt, in dieser mit Druckgas beaufschlagt,
unter Aufrechterhaltung des Druckes in eine Druckkammer überführt und aus dieser entleert
bzw. entspannt. Zweckmäßigerweise geht man hier so vor, daß man das Material in verhältnismäßig
großer Menge in die Druckladekammer einbringt und aus dieser portionsweise, z.B.
durch geeignete Ventile, in die Druckkammer überführt. Auch bei dieser Variante ist
die Leerlaufzeit der Mühle im wesentlichen nicht mehr von der Haltezeit abhängig.
[0024] In einer insbesondere bevorzugten Variante ist vorgesehen, daß man das zu zerkleinernde
Zellmaterial in eine Druckladekammer einbringt, aus dieser cyclisch nacheinander
in eine Mehrzahl von Druckkammern überführt und aus diesen cyclisch nacheinander entleert
bzw. entspannt. Diese Variante gestattet einen hohen Durchsatz an Material bei besonders
kurzer Leerlaufzeit der Mühle.
[0025] Eine ganz besonders bevorzugte Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens ist dadurch
gekennzeichnet, daß das zu zerkleinernde Material in einer Schleuse mit Druckgas
beaufschlagt, und unter Beibehaltung des Drucks in eine oder mehrere Druckladekammern
überführt wird. Wenn die Materialströme, die über die Schleuse der Druckladekammer
zugeführt bzw. aus der Druckladekammer in die Druckkammer oder die Druckkammern abgeführt
werden, einander entsprechen, ist eine kontinuierliche Verfahrensführung möglich.
Eine solche kontinuierliche Verfahrensführung gestattet die optimale Nutzung der
Vorrichtung.
[0026] Der Druckbereich, in welchem das erfindungsgemäße Verfahren arbeitet, ist hauptsächlich
vom Zellmaterial und vom gewünschten Zerkleinerungsgrad abhängig. Der jeweils günstigste
Druckbereich kann durch einfache Versuche leicht ermittelt werden. Beispielsweise
arbeitet man bei Verwendung von CO₂ als Druckgas und Kaffee als zu zerkleinerndem
Zellmaterial vorzugsweise bei etwa 25 bis 35 bar absolut.
[0027] Unter "Mehrzahl" von Druckladekammern bzw. Druckkammern werden im erfindungsgemäßen
Verfahren 2, 3, 4, 5, 6 oder mehr Kammern verstanden. Die zweckmäßige Zahl der vorzusehenden
Druckkammern kann der Fachmann, ggf. anhand orientierender Versuche, leicht ermitteln.
Beeinflußt wird sie u.a. durch den gewünschten Durchsatz an Material, der Kapazität
der verwendeten Druckkammern, durch die Art und Kapazität der verwendeten Mühle, durch
das jeweilige Einsatzmaterial, durch die Höhe des Druckunterschiedes bei der Entspannung,
durch den für die Anlage zur Verfügung stehenden Platz etc.
[0028] Im erfindungsgemäßen Verfahren kann als Druckgas ggf. aufbereitete, z.B. sterilisierte
Luft verwendet werden, sofern schädliche Einflüsse auf das aufzuschließende Material
nicht zu befürchten bzw. zu vernachlässigen sind. Vorzugsweise setzt man als Druckgas
jedoch Inertgase, wie Kohlendioxid, Stickstoff, Distickstoffmonoxid, Edelgase oder
Mischungen dieser Gase, ein. Kohlendioxid als Druckgas ist bevorzugt. Kohlendioxid
zeichnet sich gegenüber anderen verwendbaren Druckgasen beispielsweise durch Inertisierung
des zu zerkleinernden Materials, bakteriostatische Wirkung und lebensmittelrechtliche
Unbedenklichkeit aus.
[0029] Die Bemessung der Portionen, in welchen das Material im erfindungsgemäßen Verfahren
gegen die Mahlwerkzeuge einer Mühle entleert bzw. entspannt wird, kann der Fachmann
unter Berücksichtigung der vorgegebenen Randbedingungen, z.B. dem zu zerkleinernden
Zellmaterial, dem Druck, mit welchem das Material beaufschlagt wird, der Art und Kapazität
der verwendeten Mühle, dem maximal zulässigen Grobanteil etc. durch einfache, orientierende
Vorversuche leicht ermitteln. Entscheidend ist, daß für einen wesentlichen Teil des
Materials die Zeitspanne zwischen Austritt aus der Druckkammer und Aufprall und Eintritt
in das Mahlwerkzeug nicht länger als die Zeitspanne ist, die für den Druckausgleich
nicht geborstener Teilchen benötigt wird, beispielsweise etwa 60 Sekunden.
[0030] Das erfindungsgemäße Verfahren kann angewendet werden, um Zellmaterial tierischer
oder pflanzlicher Natur zu zerkleinern.
[0031] Zellmaterial tierischer Art können Zellen oder Zellverbände von Mikroorganismen
oder Gewebe- oder Organteile von Tieren sein.
[0032] Als Zellmaterial pflanzlicher Natur kommen insbesondere sowohl unterirdisch wachsende
Pflanzenteile wie Wurzeln oder Legumen, als auch oberirdische Pflanzenteile in Frage,
von denen insbesondere Blüten, Früchte und/oder Samen zu nennen sind.
[0033] Als Zellmaterial kommt bevorzugt solches zum Einsatz, das pharmazeutisch und/oder
kosmetisch wirksame Inhaltsstoffe, oder Fette, Öle oder Wachse, oder Aromen enthält.
[0034] Als Zellmaterial, das pharmazeutisch und/oder kosmetisch wirksame Inhaltsstoffe enthält,
kommen insbesondere Pflanzenteile von an sich bekannten Arznei- oder Heilpflanzen
in Frage, von denen beispielhaft Fenchel, Weißdorn, Sennei, Enzian, Mohn oder Baldrian
genannt seien.
[0035] Zellmaterial, welches Fett, Öl oder Wachs enthält, umfaßt insbesondere Früchte oder
Samen von Kulturpflanzen. Diese enthalten Gemische von Estern oder ungesättigten oder
gesättigten Glyceriden, die z.B. als Kokosnuß-, Erdnuß-, Lein-, Soja-, Sonnenblumen-
oder Jojobaöl bekannt sind.
[0036] Als Zellmaterial, welches Aromen, also Geschmacks- und/oder Geruchsorgane ansprechende
Komponenten enthält, kommen bevorzugt Pflanzenteile zum Einsatz, insbesondere Blätter,
Früchte, Blüten und/oder Samen, welche nach ihrer Zubereitung als Gewürze oder Genußmittel
bzw. zu deren Herstellung verwendet werden. Beispielhaft zu nennen sind Estragon,
Koriander, Kümmel, Majoran, Muskatnuß und -blüte, Pfeffer, Piment, Vanille, Zimt,
sowie als Genußmittel Kaffeebohnen. Vorzugsweise wird das erfindungsgemäße Verfahren
zum Zerkleinern von Röstkaffee angewendet.
[0037] Das erfindungsgemäße Verfahren besitzt gegenüber den Verfahren nach dem Stand der
Technik überraschende Vorteile. So wird der Grobgutanteil, der bislang abgesiebt
und rückgeführt werden mußte, was mit zusätzlich anfallenden Kosten und Verlusten
an Inhaltsstoffen verbunden war, beim erfindungsgemäßen Verfahren wesentlich verringert.
Die Berstkräfte bei der Explosionszerkleinerung werden durch die portionsweise Entleerung
des zu zerkleinernden Materials gegen die ständig frei werdenden Mahlwerkzeuge einer
Mühle in überraschender Weise besser ausgenutzt als bei herkömmlichen Verfahren.
Handelt es sich bei der Mühle um eine Zahnscheibenmühle, ergibt sich neben der großen
Kapazität der zusätzliche Vorteil, daß durch entsprechende Einstellung der Mühle die
Möglichkeit besteht, je nach Bedarf die obere Grenze der Partikelgröße des aufgeschlossenen
Materials festzulegen.
[0038] Ein weiterer Vorteil ist, daß das Zellmaterial bei der Verwendung eines Inertgases,
vorzugsweise CO₂, als Druckgas unter Ausschluß von Luft/Luftfeuchtigkeit verarbeitet
werden kann. Diese Inertgasatmosphäre kann - besonders ökonomisch durch Verwendung
von rückgeführtem Abgas - bereits in ggf. vorgeschalteten Behandlungsstufen, wie Klassifizieren,
Sieben, Trocknen, Rösten, etc. erzeugt werden und während der Zerkleinerungsoperation
bis hin zur Verpackung beibehalten werden.
[0039] Besonders überraschend ist die Wirkung des erfindungsgemäßen Verfahrens. Wenn man
nämlich nach herkömmlicher Weise Zellmaterial einer Explosionszerkleinerung unterwirft,
Grobgut ggf. nach mehrfacher Rückführung absiebt und irgendwann später vermahlt,
ist - abgesehen von dem Verlust an Inhaltsstoffen - die Zerkleinerungswirkung der
Mühle geringer als beim erfindungsgemäßen Verfahren. Wenn man so vorgeht, daß man
zunächst vermahlt und das vermahlte Gut einer Explosionszerkleinerung unterwirft,
erhält man völlig unbefriedigende Ergebnisse. Die überraschende Wirkung des erfindungsgemäßen
Verfahrens ist daher nicht mit einer einfachen Kombination von Explosionszerkleinerung
und Mahlen erklärbar.
[0040] Die Erfindung soll nun im folgenden Ausführungsbeispiel, zusammen mit Figur 1, erläutert
werden, ohne den Schutzumfang zu begrenzen. Es wurde eine Verfahrensvariante gewählt,
in welcher das Material über eine Schleuse in eine Druckladekammer eingebracht, aus
dieser cyclisch nacheinander in eine Mehrzahl von Druckkammern und aus diesen wiederum
cyclisch nacheinander in den Einlauf einer Zahnscheibenmühle entspannt bzw. entleert
wurde, wobei ein Teilstrom des Abgases nach Kondensation mitgeführter Inhaltsstoffe
zur Spülung von Zuführungsleitungen, Vorrats-, Druckladekammern, sowie von Verpackungsvorrichtungen
verwendet und der Reststrom einem Gasverdichter zur Wiederverwendung als Druckgas
zugeführt wurde. Als Material wurde Kaffee gewählt, als Druckgas CO₂. Die Variation
dieser Ausführungsform, z.B. durch Weglassen der Schleuse, Zufügen oder Weglassen
von Druckladekammern, Druckkammern, Verwendung anderer Zellmaterialien, anderer Druckgase,
anderer Mühlen, Arbeiten bei anderem Druck, etc. ist dem Fachmann in Kenntnis der
Erfindung leicht möglich.
Ausführungsbeispiel
Zerkleinerung von frischem Röstkaffee
[0041] Nach Spülen der gesamten Vorrichtung mit Kohlendioxid zur Erzeugung einer Inertgasatmosphäre
wurde frischer Röstkaffee über eine Leitung L 1 in ein Röstkaffeereservoir R eingebracht.
Das Reservoir R ist über ein Ventil V 1 mit einer Schleuse S verbunden. Die Schleuse
S ist über ein Ventil V 2 mit einer Druckladekammer D verbunden. Ein Ventil V 3 verbindet
die Schleuse S mit einem Gasbehälter GB und ein Ventil V 4 und eine Leitung L 2 mit
einem Frischgasbehälter F. Dem unter Normaldruck stehenden Reservoir R wurden etwa
12,5 kg frisch geröstete Kaffeebohnen entnommen und über das geöffnete Ventil V 1
in die Schleuse S überführt; die Ventile V 2, V 3 und V 4 waren geschlossen. Nun wurde
auch V 1 geschlossen, V 3 geöffnet und die Kaffeebohnen mit Druckgas aus dem Gasbehälter
GB beaufschlagt, bis ein Solldruck von etwa 30 bar (absolut) erreicht war. Nach dem
Schließen von V 3 wurde das Ventil V 2 geöffnet und der Inhalt der Schleuse S in die
Druckladekammer D überführt, in welcher ebenfalls ein Druck von etwa 30 bar (absolut)
herrschte. Anschließend wurde das Ventil V 2 wieder geschlossen und die Schleuse erneut
befüllt, wobei vorher der in der Schleuse in Bezug zum Reservoir herrschende Überdruck
durch nicht dargestellte Mittel, z.B. eine Leitung zu einem Gasverdichter GV, abgebaut
wurde. Der Vorgang von Füllen und Leeren der Schleuse wiederholte sich etwa alle 3
Minuten. Die Druckladekammer D besitzt ein Fassungsvermögen von etwa 500 l. Sie ist
über vier Ventile V 5 mit vier Druckkammern DB verbunden, die jeweils ein Fassungsvermögen
von etwa 1 l besitzen. Jede der Druckkammern DB ist über ein Ventil V 6 und eine Leitung
L 4 mit dem Gasbehälter GB und über einen umschaltbaren Kugelhahn V 7 mit dem Einlauf
einer Zahnscheibenmühle Z verbunden. Von den Ventilen V 5, Druckkammern DB, Leitungen
L 4 und Kugelhähnen V 7 ist in der Zeichnung nur jeweils ein Teil dargestellt.
[0042] Zunächst waren alle Ventile V 5, V 6 der Druckkammern DB sowie die Kugelhähne V
7 geschlossen. Durch Öffnen der Ventile V 6 wurden die Druckbehälter DB über die Leitungen
L 4 mit Druckgas beaufschlagt, bis jeweils ein Sollwert von etwa 30 bar (absolut)
erreicht war. Nach dem Schließen der Ventile V 6 öffnete man zunächst eines der Ventile
V 5, und Röstkaffee aus der Druckladekammer D wurde in einer Portion von etwa 250
g in die zugehörige Druckkammer DB überführt, worauf man das Ventil V 5 wieder verschloß.
In entsprechender Weise wurde cyclisch nacheinander in alle Druckkammern DB jeweils
etwa 250 g Röstkaffee eingebracht. Nach dem Einbringen des Röstkaffees und Schließen
von Ventil V 5 wurde der Kugelhahn V 7 der ersten Druckkammer DB auf Durchgang geschaltet
und ihr Inhalt explosionsartig in den Einlauf der Zahnscheiben mühle Z entleert.
Auf dieselbe Weise wurden cyclisch nacheinander alle Druckkammern DB gegen den Einlauf
der Zahnscheibenmühle entleert.
[0043] Durch entsprechendes Öffnen und Schließen der jeweiligen Ventile bzw. Hähne wurde
der Vorgang des Beaufschlagens der Druckkammern mit Druckgas, Einbringen des Röstkaffees
und Entleerung in die Zahnscheibenmühle ständig cyclisch wiederholt. Innerhalb von
etwa einer Minute wurden auf diese Weise die Druckkammern jeweils viermal gefüllt
und wieder entleert.
[0044] Zahnscheibenmühle und Einlauf sind gasdicht miteinander sowie mit dem Kugelhahn
V 7 verbunden, um das Eindringen von Luft zu verhindern. Das in den Einlauf der Zahnscheibenmühle
eingeschossene Material war binnen etwa 15 Sekunden vollständig durch das Mahlwerk
der Mühle durchgesetzt. Das vermahlene Material M, das frei war von unerwünschten
Grobanteilen, wurde über eine Leitung L 5, in welcher eine CO₂-Atmosphäre aufrechterhalten
wurde, einer Verpackungsvorrichtung zugeführt. Das beim Entspannen freiwerdende CO₂
wurde über eine Leitung L 6 aus der Mühle zunächst einem Abscheider AK zur Aromakondensation
zugeführt. Das vom Kondensat befreite Gas wurde in den Gasverdichter GV zurückgeführt,
wobei ein abgezweigter Teilstrom über eine Leitung L 7 zur Spülung des Kaffeereservoirs
R und zur Spülung der Leitung L 1 verwendet wurde. Unvermeidliche, geringe Verluste
an Druckgas wurden über die Leitungen L 2 und L 8 durch Frischgas ergänzt. Das Aromakondensat
aus AK wurde dem gemahlenen Gut vor dem Verpacken zugesetzt.
1. Verfahren zur Explosionszerkleinerung von Zellmaterial tierischen oder pflanzlichen
Ursprungs, bei dem man das Material in eine Druckkammer einbringt, darin mit Druckgas
beaufschlagt und anschließend aus der Druckkammer unter explosionsartiger Entspannung
gegen eine Prallfläche entleert, dadurch gekennzeichnet, daß man das Material in kleinen
Portionen gegen die Mahlwerkzeuge einer Mühle als Prallfläche entleert bzw. entspannt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man gegen die Mahlwerkzeuge
einer Scheibenmühle, bevorzugt einer Zahnscheibenmühle, entleert bzw. entspannt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man in eine Inertgasatmosphäre
hinein bzw. gegen eine Inertgasatmosphäre entleert bzw. entspannt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man das
Material zusätzlich kühlt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man das
Druckgas rückführt, gegebenenfalls nach Abscheidung der von ihm aus dem Material aufgenommenen
flüchtigen Bestandteile.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
man das Material in eine Druckladekammer einbringt, in dieser mit Druckgas beaufschlagt,
aus dieser unter Aufrechterhaltung des Drucks in eine Druckkammer überführt und aus
dieser entleert bzw. entspannt.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß man das Material aus der
Druckladekammer cyclisch nacheinander in eine Mehrzahl von Druckkammern überführt
und aus diesen cyclisch nacheinander entleert bzw. entspannt.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
man als Druckgas Kohlendioxid, Stickstoff, Distickstoffmonoxid, Edelgase oder Mischungen
dieser Gase, bevorzugt Kohlendioxid, verwendet.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
man in kontinuierlicher Verfahrensweise das Material in eine Schleuse einbringt, mit
Druckgas beaufschlagt und unter Aufrechterhaltung des Druckes in die Druckladekammer
bzw. in die Mehrzahl von Druckladekammern einbringt.
10. Anwendung des Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche zum Zerkleinern
von Röstkaffee.