[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur naßchemischen Oberflächenbehandlung von
Halbleiterscheiben, bei dem wässrige, eine oder mehrere chemisch wirksame Substanzen
gelöst enthaltende Phasen zur Einwirkung auf die Oberflächen gebracht werden.
[0002] Die ständig steigende Miniaturisierung bei der Herstellung von elektronischen Bauelementen
hat immer höhere Anforderungen an die Oberflächenqualität der in der Regel in Scheibenform
verwendeten Halbleitermaterialien wie insbesondere Silicium, aber auch Germanium,
Galliumarsenid, oder Indiumphosphid zur Folge. Dies gilt nicht nur für die geometrische
Qualität der Oberflächen, sondern auch für ihre Reinheit, chemische Beschaffenheit
und Partikelfreiheit.
[0003] Um diese Parameter in reproduzierbarer Weise beeinflussen und steuern zu können,
wurden Reinigungsverfahren entwikkelt, bei denen im Anschluß an einen Poliervorgang,
durch den die geometrische Perfektion der Halbleiteroberflächen gewährleistet wird,
eine Abfolge von Behandlungsschritten durchgeführt wird, bei denen verschiedene wässrige
Agentien auf die Oberflächen einwirken. Die meisten dieser Verfahren gehen im wesentlichen
auf einen Reinigungsprozeß zurück, der von W. Kern und D.A. Puotinen in RCA Reviews
31, 187 (1970) angegeben wurde, und aus einer Folge von Spül-, Hydrophilierungs-
und Hydrophobierungsschritten besteht. Als Agentien kommen zumeist wässrige Lösungen
von Ammoniak, Chlorwasserstoff, Fluorwasserstoff und als oxidierende Komponente Wasserstoffperoxid
zum Einsatz.
[0004] Es ist dabei unerläßlich, daß die verwendeten Lösungen strengste Reinheitskriterien
erfüllen, sei es in Bezug auf den Fremdionenanteil oder die Partikelfreiheit. Aus
diesem Grund werden die Lösungen mit großem Aufwand bereits bei ihrer Herstellung
durch Filtrationsvorgänge von den Partikeln so weit als möglich befreit, dann in
speziellen Behältnissen transportiert und schließlich unter besonderen Vorkehrungen
in die vorgesehenen Reinigungsbäder oder Sprühanlagen bzw. vorgeschaltete Reservoirs
eingefüllt, wobei auch in den vorhandenen Zu- bzw. Ableitungen zusätzliche Filtrationseinrichtungen
vorgesehen werden können.
[0005] Nachteilig wirkt sich dabei zum einen aus, daß die fertigen Lösungen bisweilen in
großen Mengen und über weite Strecken transportiert werden müssen, was aufwendig ist
und die Kontaminationsgefahr erhöht. Darüber hinaus ist der Einsatz insbesondere
in den Fällen umständlich, in denen mehrere Behandlungsschritte mit verschiedenen
Lösungen nacheinander durchgeführt werden, da eine entsprechend große Anzahl von Tauchbädern
vorgelegt werden muß, deren Zusammensetzung darüber hinaus wegen der chemischen Reaktionen
mit den Substraten und/oder der Flüchtigkeit der chemisch wirksamen Substanzen Schwankungen
unterworfen ist. Bei den bekannten Sprühreinigungsprozessen ist eine umfangreiche
Vorratshaltung für die verschiedenen Lösungen erforderlich. Darüber hinaus müssen
in aufwendigen zwischengeschalteten Waschschritten insbesondere in den Zuleitungen
jeweils die Rückstände des vorhergegangenen Behandlungsschrittes entfernt werden,
ehe der nächste Schritt eingeleitet werden kann.
[0006] Die Aufgabe der Erfindung lag darin, ein Verfahren der eingangs genannten Art anzugeben,
das einerseits die Probleme bei der Bereitstellung partikelfreier Lösungen vermeidet
und eine einfache, rasche und wirksame Durchführung von auf die Oberfläche von Halbleiterscheiben
einwirkenden Behandlungsschritten gestattet.
[0007] Gelöst wird die Aufgabe durch ein Verfahren, welches dadurch gekennzeichnet ist,
daß in ein die zu behandelnden Halbleiterscheiben enthaltendes System die chemisch
wirksamen Substanzen in gasförmigem und das Wasser in feinverteiltem flüssigem Zustand
eingeleitet und die auf die Oberflächen einwirkenden Phasen unmittelbar im System
durch Zusammenwirken der Gas- und der flüssigen Phase gebildet werden.
[0008] Die Möglichkeit, derartige naßchemische Prozesse bei der Scheibenreinigung durch
den Einsatz von Gasen zu unterstützen, ist zwar allgemein in dem Abstract No. 640
der Extended Abstracts ECS Fall Meeting, Oct. 18-23, 1987, S. 900, New Solutions for
Automatic Wet Processing, Verfasser Chris McConnell, angesprochen. In diesem Dokument
werden jedoch keine konkreten Angaben zur Durchführung solcher Prozesse gemacht, sondern
auf die noch erforderlichen Forschungsanstrengungen verwiesen.
[0009] Das bei dem erfindungsgemäßen Verfahren verwendete Wasser wird in möglichst hoher
Reinheit eingesetzt, um eine Verunreinigung der Scheibenoberfläche zu vermeiden.
Wasser ausreichender Reinheit kann beispielsweise in bekannter Weise durch Reinigung
mittels Umkehrosmose, Ultrafiltration oder Ionenaustausch erhalten werden; es wird
bei den derzeit üblichen Reinigungsprozessen beispielsweise für dazwischengeschaltete
Spülschritte eingesetzt. Wichtige Kenngrößen für die Beurteilung der Qualität von
bei der Herstellung von elektronischen Bauelementen verwendetem Wasser sind Ionen-,
Partikel- und Bakterienfreiheit sowie der Gehalt an organisch gebundenem Kohlenstoff.
Allgemein wird man die Erfordernisse an die Reinheit und Kontaminationsfreiheit des
jeweils eingesetzten Wassers nach Maßgabe der an die behandelten Scheiben gestellten
Reinheitsanforderungen an Hand einer oder mehrerer dieser bekannten Kenngrößen beurteilen.
In vielen Fällen geht jedoch die Tendenz dahin, Stoffe in der jeweils maximal möglichen
Reinheit einzusetzen.
[0010] Die Wassertemperatur kann innerhalb eines weiten Bereiches variiert werden und liegt
im allgemeinen zwischen 10 und 90 °C. In manchen Fällen kann das Wasser ohne zusätzliche
Kühl- oder Wärmebehandlung eingesetzt werden, d.h. bei Temperaturen von etwa 15 bis
25 °C. Zumeist wird das Wasser jedoch auf Temperaturen im Bereich von 35 bis 75 °C
gehalten, z.B. durch Thermostatisieren, da sich dann kürzere Behandlungszeiten erzielen
lassen.
[0011] Das Wasser wird in das System, das die zu reinigenden Scheiben aufgenommen hat,
in feinverteilter Form eingebracht, d.h. beispielsweise eingesprüht, eingedüst oder
vernebelt. Zu diesem Zweck eignen sich z.B. Düsensysteme, wie sie in den bekannten
Sprühätz- oder Sprühreinigungsverfahren zum Aufbringen der Agentien auf die zu behandelnden
Halbleiterscheiben verwendet werden. Vorteilhaft werden Tröpfchengröße, Einstrahlrichtung
und Einstrahlstärke so aufeinander abgestimmt, daß sich zumindest im Bereich, in dem
die Halbleiterscheiben vorgelegt sind, ein gleichmäßiger aerosolartiger Wassernebel
aufbaut, so daß eine gleichmäßige Einwirkung auf die Scheibenoberfläche gewährleistet
ist.
[0012] Als gasförmig zugeführte chemisch wirksame Substanzen kommen solche in Frage, die
mit dem feinverteilten Wasser unter Bildung von auf der Scheibenoberfläche wirksamen
Phasen zusammenwirken können. Bevorzugte Beispiele für solche Gase sind Ammoniak,
Chlorwasserstoff, Fluorwasserstoff und Ozon oder ozonisierter Sauerstoff. Diese Gase
können dabei sowohl in reiner Form als auch als Beimischung zu Trägergasen wie etwa
Stickstoff, Argon oder ggf. auch Wasserstoff eingesetzt werden, wobei jedoch die Möglichkeit
von Reaktionen zu berücksichtigen ist. Auch Luft kann grundsätzlich als Trägergas
verwendet werden, sofern durch entsprechende Behandlung die erforderliche Reinheit
und Partikelfreiheit sichergestellt ist.
[0013] Ammoniakgas, Chlorwasserstoffgas und Fluorwasserstoffgas sind in ausreichender chemischer
Reinheit im Handel beispielsweise in den bekannten Stahlflaschen unter Druck erhältlich
und lassen sich nötigenfalls durch in den Gasstrom eingeschaltete Filter, wie etwa
Membranfilter aus inerten Materialien, z.B. Kunststoffen wie Polytetrafluorethylen,
und mit entsprechend ausgewählten Porengrößen, von mitgeführten Partikeln befreien.
Im allgemeinen zeichnen sich solche, in den Flaschen zumeist in verflüssigter Form
vorliegende Gase durch eine hohe Reinheit aus, da viele Verunreinigungen in der
flüssigen Phase und damit in der Gasflasche verbleiben. Bisweilen fallen geeignete
Gase auch bei anderen Prozessen in ausreichender chemischer Reinheit als Abgase oder
Nebenprodukte an und können so einer Verwendung zugeführt werden. Ein Beispiel dafür
ist der bei der Siliciumherstellung durch Zersetzung von Trichlorsilan anfallende
Chlorwasserstoff, der sich durch einen äußerst geringen Fremdionenanteil auszeichnet
und daher besonders gut für Einsätze geeingnet ist, bei denen es auf höchste Reinheit
ankommt. Allgemein kann bei den eingesetzten Gasen die Partikelanzahl mit gegenüber
Flüssigkeiten verhältnismäßig geringem Aufwand bis auf Werte gebracht werden, die
selbst den strengsten bei der Herstellung elektronischer Bauelemente für Reinräume
gebräuchlichen Anforderungen entspricht. Beispielsweise bedeutet Reinraumklasse 10,
daß die Anzahl der Partikel mit einer Größe von mehr als 0.3 µ m pro Kubikfuß der
Atmosphäre höchstens 10 beträgt. Die Partikelanzahl in Gasströmen kann z.B. mittels
Zählgeräten, die beispielsweise auf dem Prinzip der Streulichtmessung beruhen, überwacht
werden.
[0014] Als oxidierendes Gas, dessen Wirkung mit der des Wasserstoffsuperoxids bei den herkömmlichen
Prozessen vergleichbar ist, wird mit besonderem Vorteil Ozon oder ozonisierter Sauerstoff
eingesetzt. In vielen Fällen ist dabei ein Ozongehalt von 0.5 bis 15 Vol%, bezogen
auf den Gesamtgasstrom, ausreichend, wobei jedoch der Einsatz von Gasströmen mit demgegenüber
höherem oder niedrigerem Ozonanteil nicht ausgeschlossen ist. Ozonhaltiger Sauerstoff
kann in einfacher Weise mit Hilfe von sog. Ozonisatoren hergestellt werden, also handelsüblichen
Geräten, in denen durchströmender Sauerstoff beispielsweise unter dem Einfluß von
elektrischen Glimmentladungen teilweise in Ozon umgewandelt wird. Mit derartigen Geräten
lassen sich meist Ozongehalte bis zu etwa 15 Vol%, bezogen auf Sauerstoff, erzielen.
Höhere Ozongehalte zwischen typisch 20 und 30 Vol% lassen sich auch mit manchen
mit speziellen Elektroden ausgerüsteten Elektrolysegeräten erhalten. Im Rahmen der
Erfindung können solche ozonhaltige Gase sowohl einzeln für sich, als auch gleichzeitig
mit einer oder mehreren der anderen genannten gasförmigen chemisch wirksamen Substanzen
eingesetzt werden. Dabei sind allerdings zwischen den einzelnen Komponenten ablaufende
Redoxreaktionen, wie beispielsweise zwischen Ozon und Ammoniak, in Betracht zu ziehen,
welche in Konkurrenz zu den eigentlich erwünschten Reaktionen mit der Scheibenoberfläche
treten können.
[0015] Als weitere oxidierende Gase können ergänzend oder alternativ insbesondere die Halogene
Chlor und Brom eingesetzt werden, die wie die bereits genannten Gase ebenfalls leicht
und in hoher Reinheit zugänglich und verfügbar sind und im Zusammenspiel mit Wasser
auf der Scheibenoberfläche chemisch wirksam werden können.
[0016] Als System, in dem Wasser, gasförmige chemisch wirksame Substanzen sowie die Oberfläche
der Halbleiterscheiben miteinander in Wechselwirkung treten können, eignen sich grundsätzlich
Reaktionsräume, die das Einbringen einzelner oder mehrerer Halbleiterscheiben in eine
Arbeitsposition, die gleichzeitige und gezielte Zufuhr von feinverteiltem Wasser und
gasförmigen chemisch wirksamen Substanzen und deren gleichmäßige Einwirkung auf die
Scheibenoberflächen, das Auffangen und ggf. Entfernen der dabei anfallenden Flüssigkeiten
sowie nach Abschluß der Behandlung die Entnahme der Scheiben und ggf. das Einbringen
einer weiteren Charge gestatten. Gegebenenfalls können auch Möglichkeiten vorgesehen
werden, die Scheiben in der Arbeitsposition zu bewegen, beispielsweise durch Rotation.
Geeignete Reaktionsräume können in der Art der bekannten Sprühätz- oder Sprühreinigungskammern
gestaltet sein, wobei zweckmäßig anstelle der Einleitungsmöglichkeiten für die verschiedenen
Lösungen entsprechende Einrichtungen für die Zufuhr der verschiedenen Gase und des
Wassers vorgesehen werden. Grundsätzlich ist es jedoch auch möglich, gemischte Systeme
zu betreiben, die sowohl über die Möglichkeit zur Einleitung von Gasen als auch von
Lösungen verfügen, beispielsweise wenn bestimmte Mischungen eingesetzt werden sollen,
die sich über die Gasphase nicht oder nur schwer herstellen lassen, wie etwa Wasserstoffperoxid/Ammoniak-
oder Wasserstoffperoxid/Chlorwasserstofflösungen.
[0017] Zweckmäßig werden die anfallenden wässrigen Phasen nach ihrer Einwirkung auf die
Scheibenoberfläche möglichst rasch aus dem System entfernt, um etwaige Störungen der
sich zwischen fester, flüssiger und Gasphase einstellenden Gleichgewichte zu verhindern
und/oder Verunreinigungen abzuführen, die bei dem Prozeß aufgenommen werden. Dieses
Verfahren hat sich in den meisten Fällen als günstiger erwiesen, als die verbrauchten
Flüssigkeiten im System zu sammeln und portionsweise abzuführen, obwohl auch diese
Variante grundsätzlich nicht ausgeschlossen ist.
[0018] Die letztendlich auf der Scheibenoberfläche wirksamen Konzentrationen der gasförmig
eingespeisten chemisch wirksamen Substanzen im Zusammenwirken mit dem feinverteilten
Wasser können durch die jeweils eingestellten Mengen- bzw. Volumenanteile beeinflußt
werden, in denen die Komponenten in der Zeiteinheit in das System einströmen. Zweckmaßig
werden die optimalen Werte an Hand von Vorversuchen ermittelt. Als Richtwerte können
die Konzentrationen dienen, die bei den herkömmlichen reinen Flüssigprozessen für
die entsprechenden Lösungen eingestellt werden. Aus diesen Konzentrationen lassen
sich dann in erster Näherung die Mengenverhältnisse und die entsprechenden Durchflußraten
ableiten, in denen die Komponenten jeweils im System bereitgestellt werden müssen.
Beispielsweise werden im Falle einer herkömmlicherweise eingesetzten ca. 10 gew%igen
Salzsäurelösung die in der Zeiteinheit dem System zugeführten Mengen an Chlorwassertoffgas
und an feinverteiltem Wasser auf ein Gewichtsverhältnis von etwa 1:9 eingestellt.
Ausgehend von diesen Werten kann dann ggf. noch eine Feinabstimmung erfolgen.
[0019] Mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens lassen sich Reinigungsprozesse, bei denen
die Oberfläche von polierten Halbleiterscheiben zur Entfernung von restlichen kontaminierenden
Teilchen und zur Einstellung bestimmter Oberflächeneigenschaften naßchemisch behandelt
wird, in besonders einfacher und eleganter Weise durchführen. Eine mögliche Abfolge
von Prozeßschritten, bei der die Oberflächen von Halbleiterscheiben zunächst von etwaigen
Polierrückständen befreit und schließlich in einen hydrophilen Zustand versetzt werden,
kann beispielsweise folgendermaßen ablaufen: Zunächst werden die Scheiben z.B. in
einer Prozeßhorde in das System, beispielsweise eine umgerüstete Sprühätzkammer,
eingebracht, wo mittels mehrerer Düsensysteme ein kontinuierlicher Wassernebel erzeugt
wird. Durch kurzzeitiges Einspeisen von Fluorwasserstoffgas wird im System Flußsäure
gebildet, die von der Scheibenoberfläche eine etwa gebildete Oxidschicht mitsamt den
darin enthaltenen Verunreinigungen ablöst. Nach Beendigung der HF-Einleitung und unter
fortgesetztem Einsprühen von Wasser werden die Scheiben säurefrei gewaschen und dann
dem System kurzzeitig ein ozonisierter Sauerstoffstrom zugemischt, der erneut die
Bildung einer oberflächlichen Oxidschicht bewirkt. Danach werden die Scheiben im zusatzfreien
Wassernebel gewaschen, dann durch erneute HF-Einleitung ins System die Oxidschicht
abgelöst und schließlich nach einem weiteren Waschschritt durch Einleiten von ozonisiertem
Sauerstoff und Chlorwasserstoffgas eine hydrophile Scheibenoberfläche erzeugt, wobei
abschliessend durch einen Waschschritt die letzten Reste der chemisch aktiven Substanzen
aus dem System entfernt werden. Anschließend können die Scheiben zur Trocknung entnommen
oder aber im System beispielsweise im Stickstoff- oder Argonstrom, ggf. auch bei
erhöhter Temperatur, getrocknet werden. Es ist selbstverständlich, daß dieser hier
erläuterte Prozeß nicht im Sinne einer Beschränkung des Erfindungsge dankens zu sehen
ist, sondern nur beispielhaft eine der vielen möglichen Ausführungsformen aufzeigen
soll.
[0020] Der Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens liegt nicht nur in der hohen Partikelfreiheit
der auf die Scheiben einwirkenden Agentien, dank der für Gase erheblich höher entwickelten
Reinigungstechnik. Auch die Vorratshaltung ist mit deutlich weniger Aufwand verbunden,
da die chemisch wirksamen Substanzen nicht in Lösung, sondern in Gasform bereitgestellt
werden können. Des weiteren sind derartige Systeme leicht steuerbar und können, z.B.
durch den Einbau von rechnergesteuerten Magnetsystemen, automatisiert werden. Nicht
zuletzt sind die Prozesse sehr leicht abzuändern und gestatten es, in flexibler Weise
auf verschiedene Anforderungen zu reagieren, beispielsweise wenn hydrophobe anstatt
hydrophiler Scheibenoberflächen erzeugt werden sollen, da nicht große entsprechend
geänderte Lösungen hergestellt werden müssen. Insgesamt gesehen kann dadurch auch
der Chemikalienbedarf und die anfallende Menge an zu entsorgenden Chemikalien verringert
werden.
[0021] Das Verfahren eignet sich insbesondere zur naßchemischen Behandlung von Elementhalbleitern
wie Germanium und vorzugsweise Silicium. Es kann jedoch auch bei Verbindungshalbleitern
wie Galliumarsenid, Galliumphosphid, Indiumphosphid oder Cadmiumtellurid eingesetzt
werden.
[0022] Nachstehend wird die Erfindung an Hand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert:
[0023] In einer herkömmlichen, jedoch zur Gaseinleitung umgerüsteten Sprühreinigungskammer
wurde an polierten Siliciumscheiben ein Reinigungsprozeß durchgeführt.
[0024] Die Kammer war zu diesem Zweck anstelle von Einleitungsmöglichkeiten für verschiedene
Lösungen mit Gasanschlüssen zur Zuführung von Fluorwasserstoffgas, Chlorwasserstoffgas,
ozonisiertem Sauerstoff und Argon versehen. Die einzelnen Gase wurden in Stahlflaschen
bereitgestellt, über Druckminderer auf den Arbeitsdruck eingestellt und konnten über
steuerbare Regelventile in bestimmten Durchflußraten in das Kammersystem eingespeist
werden. Das Sauerstoffgas durchlief einen handelsüblichen Ozonisator, in dem es mit
ca. 8 Vol% Ozon angereichert wurde.
[0025] Weiterhin konnte in die Kammer über ein Düsensystem Wasser in der Weise eingesprüht
werden, daß sich im Innenraum ein homogener, aerosolartiger Sprühnebel aufbaute. Das
eingesetzte Wasser war durch Umkehrosmose von Fremdionen und durch Ultrafiltration
von Partikeln befreit und entsprach dem in der Halbleitertechnik für naßchemische
Reinigungsprozesse mit Lösungen üblichen Reinheitsstandard.
[0026] In jeden der Gasströme war vor seinem Eintritt in die eigentliche Reinigungskammer
ein Membranfilter aus Polytetrafluorethylen mit einer Porengröße von ca. 0.2 µ m
eingeschaltet. Stichprobenartige Untersuchungen mittels Partikelzähler ergaben,
daß die Gasströme nach der Filtration den Anforderungen der Reinraumklasse 10 genügten;
d.h. sie enthielten maximal 10 Partikel mit mehr als 0.3 µ m Teilchengröße pro Kubikfuß.
[0027] Nun wurde eine mit ca. 25 polierten Siliciumscheiben (Durchmesser ca. 10 cm) bestückte
Prozeßhorde auf den im System befindlichen Drehteller aufgelegt und in Drehung versetzt,
so daß die Scheiben in der Längsachse der Sprühkammer rotierten. Gleichzeitig wurde
mit dem Einsprühen des Wassers begonnen, wodurch die Scheiben rasch von einem dichten
Wassernebel umgeben wurden. Die Temperatur des Wassers betrug ca. 60°C. Nach etwa
20 Sekunden wurde das Ventil für Fluorwasserstoffgas geöffnet und HF-Gas eingeleitet,
wobei dessen Durchflußrate und die des Wassers so aufeinander abgestimmt wurden,
daß die im System in der Zeiteinheit jeweils vorhandenen Mengen beider Stoffe einer
ca. 0.5 gew%igen Flußsäure entsprachen. Nach etwa 60 sec wurde der Gasstrom unterbrochen,
und für ca. 100 sec nur Wasser auf die Scheiben gesprüht. Danach wurde unter fortgesetzter
Wasserzufuhr für ca. 120 sec in die Behandlungskammer Chlorwasserstoffgas (ca. 5
Gew%, bezogen auf Wasser) und ozonisierter Sauerstoff (ca. 1l Gasgemisch pro l Wasser)
eingeleitet. Daran schloß sich ein 180 sec dauernder Spülschritt mit reinem Wasser
ohne Gaszusatz an. Nun wurde erneut für ca. 60 sec Fluorwasserstoffgas eingeleitet,
und zwar in der bereits vorher verwendeten Durchflußrate. (Eine solche Vorgehensweise
ist nicht zwingend vorgeschrieben; es können auch jeweils verschiedene Durchflußraten
zum Einsatz kommen) Daraufhin wurde wieder für etwa 100 sec nur mit Wasser gespült
und schließlich für weitere 60 sec zusätzlich ozonisierter Sauerstoff eingeleitet,
und zwar wieder so, daß pro l Wasser auch etwa 1l Gasgemisch eingespeist wurde. Schließlich
wurde sowohl der Gas- als auch der Wasserstrom gestoppt und die Scheiben trockengeschleudert,
wobei der Trockenvorgang durch einen Argonstrom unterstützt wurde.
[0028] Die erhaltenen hydrophilen Siliciumscheiben wurden entnommen und mit Hilfe der sog.
VPD/AAS-Analysenmethode auf Oberflächenverunreinigungen untersucht. Diese Untersuchungsmethode
ist in "Chemical Analysis of Ultratrace Impurities in SiO₂ Films", A. Shimazaki et
al., Extended Abstracts of the l6th Conference on Solid State Devices and Materials,
Kobe 1984, Seite 281-284 beschrieben und gestattet die Erfassung geringster Verunreinigungsmengen.
Die Untersuchung erbrachte das folgende durchschnittliche Ergebnis (Angaben jeweils
in Atomen/cm²):
Eisen: weniger als 7.0 x 10¹⁰
Chrom: weniger als 7.5 x 10¹⁰
Aluminium: 5.4 x 10¹¹
Zink: 1.4 x 10¹¹
Diese Werte entsprachen damit den besten mit den herkömmlichen, mit wässrigen Lösungen
durchgeführten Bad- oder Sprühreinigungsprozessen erzielbaren Reinheitsstufen.
1. Verfahren zur naßchemischen Oberflächenbehandlung von Halbleiterscheiben, bei dem
wässrige, eine oder mehrere chemisch wirksame Substanzen gelöst enthaltende Phasen
zur Einwirkung auf die Oberflächen gebracht werden, dadurch gekennzeichnet, daß in
ein die zu behandelnden Halbleiterscheiben enthaltendes System die chemisch wirksamen
Substanzen in gasförmigem und das Wasser in feinverteiltem flüssigem Zustand eingeleitet
und die auf die Oberflächen einwirkenden Phasen unmittelbar im System durch Zusammenwirken
der Gas- und der flüssigen Phase gebildet werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Wasser als Sprühnebel
in das System eingeleitet wird.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Wasser
auf eine Temperatur von 10 bis 90°C eingestellt wird.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß die chemisch wirksamen Substanzen ausgewählt werden aus der Gruppe der Gase Ammoniak,
Chlorwasserstoff, Fluorwasserstoff, Ozon bzw. ozonisierter Sauerstoff, Chlor oder
Brom.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß das Wasser und die chemisch wirksamen Substanzen vor dem Einsatz einer die Partikelzahl
reduzierenden Behandlung unterzogen werden.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß als zu behandelnde Halbleiterscheiben Siliciumscheiben eingesetzt werden.
7. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß in das System ein kontinuierlicher Strom feinverteilten Wassers und eine Abfolge
von gasförmigen chemisch wirksamen Substanzen eingeleitet wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Abfolge so eingestellt
wird, daß zwischen der periodischen Einleitung der chemisch wirksamen Substanzen
Wasser auf die zu behandelnden Halbleiterscheiben einwirkt.