[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Flammeffektgarnen, bei welchem
Stapelfasern als mindestens ein Band kontinuierlich und mit einer konstanten Geschwindigkeit
auf einer Bewegungsbahn zugeführt werden, das Band in einer Verzugszone einem Verzug
und einem Reißen unterzogen wird und danach die abgelösten Faserbündel einem Grundfaden
zugeführt und daran befestigt werden.
[0002] Die Erfindung betrifft ferner eine Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens
mit einem Ständer, an dem eine Verzugseinrichtung angebracht ist, in deren Verzugszone
eine Reißeinrichtung vorgesehen ist, wobei der Verzugseinrichtung eine Befestigungseinheit
und ein Wickelapparat nachgeordnet sind.
[0003] Bei einem solchen, aus der SU-PS 133 791 bekannten Verfahren werden Stapelfasern
geringer Länge als Band in einer Verzugseinrichtung verzogen, die für den Verzug eines
Bandes aus langen Stapelfasern bestimmt ist. Dabei reißt das Band. Es bilden sich
Effekte, die dem aus langen Stapelfasern gebildeten Grundfarben als Flammen zugeführt
werden. Die Flammen werden durch Drehung mit dem Grundfaden befestigt. Das so hergestellte
Flammeffektgarn wird dann auf einer Spule aufgewickelt.
[0004] Bei dem bekannten, auf einer herkömmlichen Verzugseinrichtung einer Spinn- oder
Vorspinnmaschine durchgeführten Verfahren können für die Flammeffekte lediglich Kurzfasermaterialien
eingesetzt werden, deren Stapellänge immer wesentlich kleiner als die Faserlänge des
Grundfadens ist. Die Änderung der Flammenzahl pro Längeneinheit des Fertiggarns ändert
entsprechend dem vorgegebenen Verzugsgrad auch die lineare Dichte des Grundfadens.
[0005] Zur Herstellung von Flammeffektgarnen ist es ferner bekannt, eine Vorrichtung mit
zwei Verzugszonen zu verwenden, bei der die obere Walze eines Zwischenpaars von Verzugswalzen
eine Arbeitsoberfläche aufweist, die abwechselnd mit zylindrischen und flachen Bereichen
versehen ist, um so einen diskontinuierlichen Verzug und ein Reißen des zugeführten
Bandes zu ermöglichen. Die so gebildeten Flammeffekte werden mit Hilfe einer Befestigungseinrichtung
am Grundfaden befestigt. Das Garn wird an einem Wikkelapparat aufgewickelt.
[0006] Bei dieser bekannten Vorrichtung sind die Anzahl der Flammen pro Längeneinheit des
fertigen Flammeffektgarns sowie ihre Länge durch die Form ihrer Arbeitsoberfläche
der oberen Walze beschränkt, was eine Vielfalt von Effekten nicht zulässt. Um die
Effekte mit verschiedener Größe und Häufigkeit in dem erwähnten beschränkten Rahmen
überhaupt zu ermöglichen, ist eine aufwendig herzustellende obere Walze erforderlich,
wobei für jeden Garntyp eine entsprechende obere Walze eingesetzt werden muß, was
äusserst arbeitsaufwendig ist.
[0007] Die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe besteht nun darin, das Verfahren und
die Vorrichtung der gattungsgemäßen Art so auszubilden, daß sich auf einfache Weise
Flammeffektgarne unterschiedlicher Länge und mit unterschiedlicher Anzahl der Flammen
pro Längeneinheit des fertigen Flammeffektgarns unabhängig von der Faserlänge des
zugeführten Faserstrangs herstellen lassen.
[0008] Diese Aufgabe wird ausgehend von dem Verfahren der gattungsgemäßen Art dadurch gelöst,
daß die Bewegungsbahn des Bandes in der Verzugszone bei jedem Reißen durch eine ständig
vorhandene Kraft verlängert wird, die unter einem Winkel in Bezug auf die ursprüngliche
Bewegungsbahn des zu verziehenden Bandes wirken gelassen wird.
[0009] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es möglich, Flammeffekte mit unterschiedlicher
Länge und Häufigkeit sowohl aus Kurzfasermaterialien als auch aus Langfasermaterialien
herzustellen. Dabei können auch gleichzeitig zwei Bänder mit Fasern ein und derselben
Faserlänge zugeführt werden, von denen das eine der ständig wirkenden Kraft in der
Verzugszone nicht ausgesetzt wird, also normal ohne Reißen verzogen wird und den Grundfaden
bildet.
[0010] Die Aufgabe wird ferner mit der Vorrichtung der gattungsgemäßen Art dadurch gelöst,
daß die Reißeinrichtung eine Achse aufweist, die im Ständer gelagert ist, an ihrem
einen Ende mit einem sie drehbeaufschlagenden Element fest verbunden ist, an ihrem
anderen Ende ein an ihr be festigtes Ausführelement trägt und in der Nähe des Ortes
ihrer Lagerung mit einem an ihr befestigten Stift für einen Kontakt mit einem am Ständer
befestigten Anschlag versehen ist.
[0011] Zweckmäßigerweise ist das Ausführelement als Nutentrichter ausgebildet.
[0012] Vorzugsweise ist das die Achse drehbeaufschlagende Element eine Feder, insbesondere
Schraubenfeder, deren freies Ende an einem Anschlagstift an einer Scheibe angreift,
die am Ständer befestigt ist.
[0013] Die erfindungsgemäße Vorrichtung ist aufgrund ihres Aufbaus leicht an die gewünschte
Sortimentänderung anpassbar, ohne daß Bauelemente ausgetauscht werden müssen.
[0014] Anhand von Zeichnungen wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung näher erläutert.
Es zeigt:
Fig. 1 schematisch in einer Seitenansicht eine Vorrichtung zur Herstellung von Flammeffektgarnen,
bei der zwei Bänder zugeführt werden und
Fig. 2 axonometrisch die Verzugszone der Verzugseinrichtung mit zwei Reißeinrichtungen.
[0015] Die in Fig. 1 gezeigte Vorrichtung zur Herstellung von Flammeffektgarnen 14 hat einen
Ständer 1, an dem eine Verzugseinrichtung 2 mit einer Verzugszone 3 angebracht ist.
In der Verzugszone 3 ist eine Reißeinrichtung 4 vorgesehen. Der Verzugseinrichtung
2 sind aufeinanderfolgend eine Befestigungseinheit 5 zur Befestigung der losgelösten
Faserbündel an einem Grundfaden 6 sowie ein Wickelapparat 7 nachgeordnet.
[0016] Die Reißeinrichtung 4 weist eine im Ständer 1 gelagerte Achse 8 auf, die an einem
Ende fest mit einem drehbeaufschlagenden Element 9 verbunden ist. An dem anderen
Ende der Achse 8 ist ein Ausführelement 10 befestigt, das als Nutentrichter ausgebildet
ist. An der Achse 8 ist ferner in der Nähe des Ortes ihrer Lagerung ein Stift 11 befestigt,
welcher für einen Kontakt mit einem am Ständer 1 befestigten Anschlag 12 vorgesehen
ist. Die Lage des Anschlags 12 ist einstellbar und bestimmend für den Verlängerungsgrad
der ursprüglichen Bahn eines zu verziehenden Bandes 13 aus Stapelfasern in Abhängigkeit
von der gewünschten Länge der Flammeffekte des herzustellenden Flammeffektgarns 14.
[0017] Das die Achse 8 drehbeaufschlagende bzw. drehvorspannende Element 9 ist eine Feder,
in der gezeigten Ausführungsform von Fig. 2 eine Schraubenfeder, deren freies Ende
an einem Anschlagstift 15 an einer Scheibe 16 angreift, die am Ständer 1 befestigt
ist und eine zentrale Öffnung 17 aufweist, durch die die Achse 8 frei hindurchgeht.
Die Winkelposition der Scheibe 16 ist je nach Art des zugeführten Bandes 13 einstellbar
und bestimmend für die Größe einer bezüglich der ursprünglichen Bewegungsbahn des
zu verziehenden Bandes 13 ständig wirkenden Kraft P.
[0018] Die Vorrichtung arbeitet folgendermaßen:
Der Verzugsgrad der Verzugseinrichtung 2 wird im voraus je nach der gewünschten Häufigkeit
der Flammeffekte im fertigen Flammeffektgarn 14, ihrer Länge und der Art des zugeführten
Bandes 13 durch Einstellen der Position des Anschlages 12 sowie der Winkelposition
der Scheibe 16 bestimmt.
[0019] Der Verzugszone 3 der Verzugseinrichtung 2 wird mindestens ein Band 13 aus Stapelfasern
mit einer konstanten Geschwindigkeit zu- und durch wenigstens ein die Reißkraft P
ausübendes Ausführelement 10 geführt. Dabei wird das Band 13 einem Verzug sowie einem
Reißen unterzogen. Die so gebildeten Faserbündel werden durch ein Abführwalzenpaar
der Verzugseinrichtung 2 abgeführt. Vor oder nach diesen Abführwalzen wird ein Grundfaden
6 zugeführt, mit dem die Faserbündel in der Befestigungseinheit 5 durch den Durchlauf
durch eine Hohlspindel und das Umspinnen mit einem Befestigungsfaden verbunden werden,
wonach das fertige Flammeffektgarn 14 in dem Wickelapparat 7 aufgewickelt wird.
[0020] Das Reißen der Faserbündel in der Verzugszone 3 der Verzugseinrichtung 2 entspricht
einem Verfeinern des Bandes 13 aus Stapelfasern unter der ständigen Wirkung der Kraft
P auf die Bewegungsbahn der Fasern, die durch die Winkelposition der Scheibe 16 voreingestellt
ist. Nach dem Ablösen und dem Abführen der abgelösten Faserbündel liegt der Stift
11 am Anschlag 12 an, wodurch der das Ausführelement 10 bildende Nutentrichter um
die Achse 8 verschwenkt und so die Bewegungsbahn des Bandes 13 in der Verzugszone
3 verlängert wird. Das in der Verzugszone 3 verbliebene Ende des Bandes 13 wird auf
der verlängerten Bahn bewegt. Bis zum Zeitpunkt einer Erfassung durch das Abführwalzenpaar
der Verzugswalzen wird das Band 13 keinem Verzug unterzogen. Nach dem Erfassen des
Bandes 13 durch das Abzugswalzenpaar der Verzugseinrichtung 2 über windet das Band
13 die ständig wirkende Kraft P und bewegt sich zusammen mit dem Nutentrichter in
der Verzugszone 3 in die ursprüngliche Bewegungsbahn zurück, wobei infolge der darauf
folgenden Verfeinerung durch den Verzug und die ständige Wirkung der Kraft P das
nachfolgende Reißen hervorgerufen wird.
[0021] Bei der Verwendung von zwei oder mehreren Reißeinrichtungen 4 für zwei oder mehr
Bänder 13 aus Stapelfasern kann eine der Reißeinrichtungen 4 stillgesetzt werden,
so daß das durchlaufende Band 13 lediglich einem Verzug ohne Reißen unterzogen wird.
Dadurch wird ein Grundfaden gebildet, mit dem dann die Faserbündel verbunden werden
können, die durch die anderen, normal arbeitenden Reißeinrichtungen 4 abgelöst werden.
[0022] Die Verbindung des Grundfadens und des oder der die Flammen aufweisenden Faserbündels
bzw. Faserbündel kann unter Falschdrahtverleihung durch einen gleichzeitig zugeführten
Befestigungsfaden oder einen Befestigungsfaserstrang oder durch herkömmliche Drehung
erfolgen.
1. Verfahren zur Herstellung von Flammeffektgarnen (14), bei welchem Stapelfasern
als mindestens ein Band (13) kontinuierlich und mit einer konstanten Geschwindigkeit
auf einer Bewegungsbahn zugeführt werden, das Band (13) in einer Verzugszone (3) einem
Verzug und einem Reißen unterzogen wird und danach die abgelösten Faserbündel einem
Grundfaden (6) zugeführt und daran befestigt werden, dadurch gekennzeichnet, daß die Bewegungsbahn des Bandes (13) in der Verzugszone (3) bei jedem Reißen durch
eine ständig vorhandene Kraft (P) verlängert wird, die unter einem Winkel in Bezug
auf die ursprüngliche Bewegungsbahn des zu verziehenden Bandes (13) wirken gelassen
wird.
2. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 mit einem Ständer
(1), an dem eine Verzugseinrichtung (2) angebracht ist, in deren Verzugszone (3)
eine Reißeinrichtung (4) vorgesehen ist, wobei der Verzugseinrichtung (2) eine Befestigungseinheit
(5) und ein Wickelapparat (7) nachgeordnet sind, dadurch gekennzeichnet, daß die Reißeinrichtung (4) eine Achse (8) aufweist, die im Ständer (1) gelagert
ist, an ihrem einen Ende mit einem sie drehbeaufschlagenden Element (9) fest verbunden
ist, an ihrem anderen Ende ein an ihr befestigtes Ausführelement (10) trägt und in
der Nähe des Ortes ihrer Lagerung mit einem an ihr befestigten Stift (11) für einen
Kontakt mit einem am Ständer (1) befestigten Anschlag (12) versehen ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Ausführelement (10) als Nutentrichter ausgebildet ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß das die Achse (8) drehbeaufschlagende Element eine Feder ist, deren freies Ende
an einem Anschlagstift (15) an einer Scheibe (16) angreift, die am Ständer (1) befestigt
ist.