(57) Für die Herstellung von Gießformen, die beim Gießen einer permanent wechselnden
Temperaturbeanspruchung unterliegen, beispielsweise Blöcke von Seitendämmen von Doppelbandgießanlagen
oder Gießräder, werden thermisch hochleitfähige Werkstoffe benötigt, die gegenüber
einer Thermoschockbehandlung rißunempfindlich sind und zudem eine hohe Warmfestigkeit
aufweisen. Erfindungsgemäß wird für diese Anwendung eine Kupferlegierung vorgeschlagen,
die neben 1 ,6 bis 2,4 % Nickel, 0,5 bis 0,8 % Silizium und gegebenenfalls bis zu
0,4 % Chrom und/oder bis zu 0,2 % Eisen noch 0,01 bis 0,20 % Zirkonium enthält. Bedingt
durch den zusätzlichen Zirkoniumgehalt wird die Thermoschockempfindlichkeit bisher
verwendeter Legierungen beseitigt.
[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung einer aushärtbaren Kupferlegierung zur Herstellung
von Blöcken für die Seitendämme von Doppelbandgießanlagen, bei denen die Schmelze
im Spalt von zwei parallel geführten Bändern erstarrt. Die Seitendämme bestehen bei
der beispielsweise aus der US-PS 3 865 176 bekannten Doppelbandgießanlage aus Metallblöcken,
die auf einem endlosen Band, zum Beispiel aus Stahl, aufgereiht sind und die sich
synchron mit den Gießbändern in Längsrichtung bewegen. Die metallischen Seitendamm-Blöcke
(dam blocks) grenzen dabei den durch die Gießbänder gebildeten Gießformhohlraum seitlich
ein.
[0002] Die Leistungsfähigkeit von Doppelbandgießanlagen hängt entscheidend von der einwandfreien
Funktion der aus Blöcken gebildeten Seitendammkette ab. So ist es erforderlich, daß
die Blöcke eine möglichst hohe thermische Leitfähigkeit aufweisen, damit die Schmelzbeziehungsweise
Erstarrungswärme möglichst rasch abgeführt werden kann. Um einen frühzeitigen Verschleiß
der Seitenkanten der Blöcke durch mechanische Beanspruchung zu vermeiden, die zur
Spaltbildung zwischen den Blöcken und dann zum Eindringen der Schmelze in diesen Spalt
führt, muß der Werkstoff neben einer hohen Härte und Zugfestigkeit auch eine geringe
Korngröße aufweisen. Von ganz entscheidender Bedeutung ist schließlich ein optimales
Ermüdungsverhalten, welches sicherstellt, daß nach dem Verlassen der Gießstrecke die
beim Rückkühlen der Blöcke auftretenden thermischen Spannungen nicht zum Reißen der
Blöcke in den Ecken der für die Aufnahme des Stahlbandes eingearbeiteten T-Nut führt.
Treten nämlich derartige durch Thermoschock hervorgerufene Risse auf, fällt schon
nach kurzer Zeit der be treffende Block aus der Kette heraus, wobei das schmelzflüssige
Metall aus dem Gießformhohlraum unkontrolliert auslaufen und Anlagenteile beschädigen
kann. Für das Auswechseln des schadhaften Blocks muß die Anlage angehalten und der
Gießvorgang unterbrochen werden.
[0003] Zur Überprüfung der Rißneigung hat sich eine Testmethode bewährt, bei der die Blöcke
einer zweistündigen Wärmebehandlung bei 500 °C unterzogen und anschließend in Wasser
von 25 °C abgeschreckt werden. Auch bei mehrfacher Wiederholung dieser Thermoschockprüfung,
dürfen bei einem geeigneten Material keine Risse im Bereich der T-Nut auftreten.
[0004] Als Werkstoff für die Blöcke von Seitendämmen ist in der US-Patentschrift 3 955
615 eine aushärtbare Kupferlegierung beschrieben. Diese aus 1 ,5 bis 2,5 % Nickel,
0,4 bis 0,9 % Silizium, 0,1 bis 0,5 % Chrom und 0,1 bis 0,3 % Eisen, Rest Kupfer bestehende
Legierung wird üblicherweise in Doppelbandgießanlagen zum kontinuierlichen Stranggießen
von Kupfer eingesetzt. Allerdings neigen die aus dieser Kupferlegierung hergestellten
Seitendammblöcke schon nach relativ kurzer Betriebszeit der Gießanlage zu Ermüdungsrissen
im Bereich der T-Nut. Neben dem unbefriedigenden Verhalten bei der Thermoschockprüfung
weist die Legierung ferner mit etwa 35 % IACS eine relativ geringe elektrische Leitfähigkeit
und damit auch eine zu geringe Wärmeleitfähigkeit auf.
[0005] Ungeeignet für die Herstellung von Seitendammblöcken sind schließlich auch Kupferbasislegierungen,
die Beryllium enthalten, da Gesundheitsschädigungen bei der Bearbeitung oder beim
Nachschleifen der Blöcke nicht mit Sicherheit auszuschließen sind.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen Werkstoff für die Herstellung von
Gießformen zur Verfügung zu stellen, der gegenüber einer Thermoschockbehandlung rißunempfindlich
und der zudem eine hohe Warmfestigkeit aufweist.
[0007] Die erfindungsgemäße Lösung dieser Aufgabe besteht in der Verwendung einer aushärtbaren
Kupferlegierung aus 1 ,6 bis 2,4 % Nickel, 0,5 bis 0,8 % Silizium, 0,01 bis 0,20 %
Zirkonium, Rest Kupfer einschließlich herstellungsbedingter Verunreinigungen und üblicher
Verarbeitungszusätze als Werkstoff zur Herstellung von beim Gießen einer permanent
wechselnden Temperaturbeanspruchung unterliegenden Gießformen, insbesondere von Blökken
für die Seitendämme von Doppelbandgießanlagen. Zur Erhöhung der Leitfähigkeit ist
ein Zusatz von bis zu 0,4 % Chrom sowie - gegebenenfalls zur Reduzierung des Kornwachstums
beim Lösungsglühen - ein Eisenzusatz von bis zu 0,2 % besonders vorteilhaft. Die
spezifische Wirkung des Zirkoniums auf die Unempfindlichkeit des Kupferwerkstoffs
gegenüber Rißbildung wird durch derartige Zusätze innerhalb der angegebenen Gehaltsbereiche
nicht negativ beeinflußt.
[0008] Desoxidationsmittel, wie zum Beispiel Bor, Lithium, Magnesium oder Phosphor, bis
zu maximal 0,03 % sowie übliche herstellungsbedingte Verunreinigungen haben ebenfalls
keinen negativen Einfluß auf die Rißneigung der erfindungsgemäß zu verwendenden
Legierung.
[0009] Aus der DE-OS 26 34 614 ist zwar schon eine aushärtbare Kupfer-Nickel-Silizium-Zirkonium-Legierung
bekannt, deren Zusammensetzung aus 1 bis 5 % Nickel, 0,3 bis 1 ,5 % Silizium, 0,05
bis 0,35 % Zirkonium, Rest Kupfer besteht. Diese bekannte Legierung soll jedoch zur
Herstellung von Gegenständen verwendet werden, die im aushärtbaren Zustand bei Raumtemperatur
eine erhöhte Zähigkeit aufweisen müssen. Aus der Beschreibung geht hervor, daß die
Wirkung des Zirkoniums insbesondere dann günstig ist, wenn der Werkstoff zwischen
dem Lösungsglühen und dem Aushärten einer Kaltverformung von 10 bis 40 % unterzogen
wird.
[0010] Als um so überraschender ist es bei der vorliegenden Erfindung anzusehen, daß Zirkonium
im lediglich ausgehärteten, und vor dem Aushärten nicht kaltverformten Zustand die
Thermoschockempfindlichkeit der bekannten Kupfer-Nickel-Silizium-Legierung praktisch
beseitigt. Durch ergänzende Untersuchungen wurde außerdem festgestellt, daß die Warmfestigkeit
der erfindungsgemäß zu verwendenden Legierung bei 500 °C diejenige der bisher für
die Herstellung von Blöcken von Seitendämmen eingesetzten Werkstoffe deutlich übertrifft.
[0011] Es hat sich ferner herausgestellt, daß weitere Verbesserungen der mechanischen Eigenschaften
erreicht werden können, wenn ein Teil des Zirkoniumgehalts durch bis zu 0,15 % mindestens
eines Elements aus der Gruppe Cer, Hafnium, Niob, Titan und Vanadium ersetzt ist.
[0012] Anhand von einigen Ausführungsbeispielen wird die Erfindung im folgenden noch näher
erläutert. An drei erfindungsgemäß zu verwendenden Legierungen (Legierungen A, B,
C) und drei Vergleichslegierungen (Legierungen D, E, F) wird gezeigt, wie kritisch
die Zusammensetzung der jeweiligen Beispiellegierungen ist, um die gewünschte Eigenschaftskombination
zu erreichen. Die Zusammensetzung der Beispiellegierungen ist in Tabelle 1 jeweils
in Gew.% angegeben.
Tabelle 1
Leg. |
Zusammensetzung in Gew.% |
|
Ni |
Si |
Cr |
Fe |
Zr |
Cu |
A |
2,12 |
0,70 |
|
|
0,03 |
Rest |
B |
2,06 |
0,63 |
0,24 |
|
0,09 |
Rest |
C |
1,94 |
0,58 |
0,29 |
0,12 |
0,15 |
Rest |
D |
1,82 |
0,63 |
|
|
|
Rest |
E |
1,95 |
0,69 |
0,28 |
|
|
Rest |
F |
1,87 |
0,72 |
0,38 |
0,12 |
|
Rest |
[0013] Die Legierungen A und D wurden im Vakuumofen, die übrigen Legierungen wurden an
Luft in einem Mittelfrequenzofen erschmolzen, jeweils zu Rundblöcken mit einem Durchmesser
von 173 mm abgegossen und zu Stangen des Formats 55 x 55 mm stranggepreßt. Nach einem
Lösungsglühen bei 790 bis 810 °C wurden die Stangen vier Stunden lang bei 480 °C ausgehärtet
An den Beispiellegierungen wurden jeweils die Zugfestigkeit R
m bei Raumtemperatur, die Brinellhärte HB (2,5/62,5), die elektrische Leitfähigkeit
sowie die Warmfestigkeit (R
m bei 500 °C) ermittelt.
[0014] An Blöcken der Abmessung 50 x 50 x 40 mm wurde schließlich das Thermoschockverhalten
überprüft. Hierzu wurden die Blöcke zunächst zwei Stunden bei 500 °C gehalten und
dann in Wasser von 25 °C abgeschreckt. Ob die Blöcke nach dem Thermoschocktest Risse
aufwiesen oder rißfrei waren, konnte in der Regel mit bloßem Auge festgestellt werden.
Ergänzend wurde die T-Nut der Blöcke mit einem Mikroskop bei 10-facher Vergrößerung
überprüft. Die Ausdehnung der festgestellten Risse, die sämtlich von der T-Nut der
Blöcke ausgingen, lag hauptsächlich im Bereich von 1 bis 7 mm, in Einzelfällen erreichten
die Risse sogar eine Länge von über 20 mm.
[0015] Sämtliche Untersuchungsergebnisse sind in Tabelle 2 zusammengefaßt.
Tabelle 2
Leg. |
Rm N/mm² |
HB |
Leitf. %IACS |
Rm(500 °C) N/mm² |
Verhalten nach Thermoschocktest |
A |
660 |
186 |
41,4 |
286 |
rißfrei |
B |
656 |
191 |
42,2 |
372 |
rißfrei |
C |
635 |
185 |
43,4 |
335 |
rißfrei |
D |
635 |
179 |
34,5 |
219 |
rissig |
E |
653 |
181 |
39,7 |
247 |
rissig |
F |
642 |
184 |
37,2 |
233 |
rissig |
[0016] Der Gegenüberstellung ist zu entnehmen, daß die erfindungsgemäß zu verwendenden Legierungen
A, B und C bei vergleichbaren Festigkeitseigenschaften bei Raumtemperatur sowohl
in ihren elektrischen Eigenschaften als auch insbesondere im Warmfestigkeits- und
im Thermoschockverhalten insgesamt günstigere Werte aufweisen als die Vergleichslegierungen
D, E und F.
[0017] Die erfindungsgemäß zu verwendende Kupferlegierung eignet sich daher hervorragend
für sämtliche Gießformen, die beim Gießvorgang einer permanent wechselnden Temperaturbeanspruchung
unterliegen. Dies sind neben den Blöcken für die Seitendämme von Doppelbandgießanlagen
vor allem Gießräder und Gießbänder, ferner Druckgießformen und Druckkolben für Druckgießmaschinen.
1. Verwendung einer aushärtbaren Kupferlegierung aus 1,6 bis 2,4 % Nickel, 0,5 bis
0,8 % Silizium, 0,01 bis 0,20 % Zirkonium, Rest Kupfer einschließlich herstellungsbedingter
Verunreinigungen und üblicher Verarbeitungszusätze als Werkstoff zur Herstellung
von Gießformen, die beim Gießen einer permanent wechselnden Temperaturbeanspruchung
unterliegen, insbesondere von Blöcken für die Seitendämme von Doppelbandgießanlagen.
2. Verwendung einer Kupferlegierung gemäß Anspruch 1, die außerdem noch bis zu 0,4
% Chrom und/oder bis zu 0,2 % Eisen enthält, für den in Anspruch 1 genannten Zweck.
3. Verwendung einer Kupferlegierung gemäß einem der Ansprüche 1 oder 2, gekennzeichnet durch einen Zirkoniumgehalt von 0,03 bis 0,15 % für den in Anspruch 1 genannten Zweck.
4. Verwendung einer Kupferlegierung gemäß einem der Ansprüche 2 oder 3, die 1,9 bis
2,25 % Nickel, 0,55 bis 0,65 % Silizium, 0,20 bis 0,30 % Chrom, 0,08 bis 0,15 % Zirkonium,
Rest Kupfer einschließlich herstellungsbedingter Verunreinigungen und üblicher Verarbeitungszusätze
enthält, für den in Anspruch 1 genannten Zweck.
5. Verwendung einer Kupferlegierung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 4, bei der ein
Teil des Zirkoniumgehalts durch bis zu 0,15 % mindestens eines Elements aus der Gruppe
Cer, Hafnium, Niob, Titan und Vanadium ersetzt ist, für den in Anspruch 1 genannten
Zweck.
6. Verwendung einer Kupferlegierung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 5, die zunächst
bei 700 bis 900 °C geglüht dann abgeschreckt und anschließend einer 0,5 bis 10-stündigen
Aushärtungsbehandlung bei 350 bis 520 °C unterworfen wird, für den in Anspruch 1
genannten Zweck.