[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Imprägnierung von Fasern eines Tabakrauchfilters
mit Di- oder Polycarbonsäuren bzw. Anhydriden derselben.
[0002] Es ist bekannt, Fasern von Tabakrauchfiltern zur Adsorption von basischen Anteilen
des Tabakrauchs mit sauren Komponenten auszurüsten. So beschreibt die DE-C 1 300 854
für diesen Zweck die Ausrüstung der Filterfasern mit sauren Estern organischer Polycarbonsäuren
wie Citronensäure, Weinsäure, Bernsteinsäure, Äpfelsäure und Zuckersäuren. Diese sauren
Ester können zusammen mit Glycerintriacetat auf den Fasern fein verteilt werden.
Die DE-C 1 051 182 betrifft die Ausrüstung von Filterfasern auf Cellulosebasis mit
Alginsäure und Pectinsäure. Schließlich beschreibt die DE-A 1 956 949 die Imprägnierung
von Filterfasern mit Weinsäure.
[0003] Die vorbekannten Verfahren sind im allgemeinen mit dem Nachteil behaftet, daß die
bei der Filterherstellung in der Cigarettenindustrie üblichen Lösemittel bzw. Härter
wie Glycerintriacetat (Triacetin) Di- bzw. Polycarbonsäuren schlecht lösen. Das Verfahren
der Erfindung ist auf die Behebung dieses Nachteils gerichtet.
[0004] Das Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß man Säureanhydride der Di- oder Polycarbonsäuren
in flüchtigen oder physiologisch unbedenklichen organischen Lösemitteln löst und
auf die Fasern aufbringt und gegebenenfalls mit Wasser hydrolysiert. Da die Anhydride
der Di- oder Polycarbonsäuren in den üblichen organischen Lösemitteln besser löslich
als die entsprechenden Säuren sind, kann man auf den auszurüstenden Fasern durch Hydrolyse
die entsprechenden Carbonsäuren ausfällen. Damit wird gleichzeitig eine sehr homogene
Ausrüstung bzw. Beschichtung der Fasern erreicht, wobei die ausgefällten Di- oder
Polycarbonsäuren eine große Adsorptionsoberfläche aufweisen. Das für die Hydrolyse
erforderliche Wasser kann gesondert zugesetzt werden; die Hydrolyse kann jedoch auch
mindestens teilweise mit Wasser erfolgen, das dem Filtermaterial anhaftet. Weiterhin
ist die Hydrolyse nicht unbedingt erforderlich; man kann auch die Fasern allein mit
den Anhydriden ausrüsten, welche dann als solche als Adsorbtionsmittel wirken. Dabei
kann es auch zu chemischen Reaktionen zwischen Anhydriden und dem Fasermaterial kommen,
sofern dieses reaktionsfähige Hydroxylgruppen aufweist.
[0005] Prinzipiell sind für das Verfahren der Erfindung sämtliche flüchtigen Lösemittel,
die die Anhydride besser lösen als die entsprechenden Di- oder Polycarbonsäuren und
nach dem Ausfällen derselben leicht entfernt werden können, einsetzbar. Zweckmäßigerweise
verwendet man jedoch solche physiologisch unbedenklichen organischen Lösemittel, die
ohnehin in der Filterherstellung benötigt werden, insbesondere auch als "Härter" bezeichnete
Carbonsäureester, vorzugsweise diejenigen, die aus der von Polyethylenglykolacetaten
bzw. - propionaten, insbesondere Triethylenglykoldiacetat, Glycerindiacetat, Glycerintriacetat,
Glycerindipropionat, Glycerintripropionat, Di-(methoxyethyl)-phthalat, Ethylphthalyl-methylglykolat
und Triethylcitrat gebildeten Gruppe ausgewählt sind. Es können auch Gemische der
vorgenannten Ester eingesetzt werden.
[0006] Besonders geeignet für das Verfahren der Erfindung sind zu imprägnierende Fasern,
die aus der von Celluloseacetat, Cellulose und Polypropylen gebildeten Gruppe ausgewählt
sind.
[0007] Gemäß dem Verfahren der Erfindung können insbesondere Anhydride solcher Di- bzw.
Polycarbonsäuren eingesetzt werden, die cyclische Anhydride bilden; weiterhin auch
substituierte Derivate solcher Anhydride, z.B. O-Acylderivate von hydroxysubstituierten
Di- bzw. Polycarbonsäureanhydriden.
[0008] Bevorzugte Anhydride für das Verfahren der Erfindung sind diejenigen, die aus der
von Maleinsäureanhydrid, Bernsteinsäureanhydrid, Glutarsäureanhydrid, Weinsäureanhydrid,
Äpfelsäureanhydrid, Aconitsäureanhydrid sowie Citronensäureanhydrid und Acetylcitronensäureanhydrid
gebildeten Gruppe ausgewählt sind. Es können auch Gemische dieser Anhydride eingesetzt
werden.
[0009] Besonders bevorzugt ist die Verwendung von Maleinsäureanhydrid oder Citronensäureanhydrid
bzw. des Acetylderivats desselben, die Verwendung von Celluloseacetatfasern sowie
die Verwendung von Clycerin-triacetat als Lösemittel.
[0010] Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung kann man die mit
den die gelösten Anhydride enthaltenden Lösenmitteln imprägnierten Fasern einer Umgebung
mit hoher Luftfeuchte aussetzen. Dabei erfolgt die Hydrolyse der Anhydride durch
Wasseraufnahme aus der Umgebung. Alternativ kann man auch die die Anhydride enthaltenden
Lösemittel mit der für die Hydrolyse der Anhydride erforderlichen Menge Wasser versetzen
und die erhaltene Lösung vor dem Ausfällen der Hydrolyseprodukte der Anhydride auf
die Fasern aufbringen. Bei dieser Variante sollte die Faserimprägnierung unmittelbar
nach dem Versetzen der Lösung mit Wasser erfolgen, um zu verhindern, daß die Ausfällung
der Hydrolyseprodukte zu früh einsetzt. Die Ermittlung des hierfür zur Verfügung
stehenden Zeitraums zwischen der Wasserzugabe und der Verarbeitung hängt von der Hydrolysekinetik
sowie dem Mengenverhältnis von Wasser und Säureanhydrid, der Temperatur der Lösung
des Säureanhydrids, der Anwesenheit von Katalysatoren und dergleichen ab, kann jedoch
problemlos durch den Fachmann bestimmt werden.
[0011] Ein weiterer Vorteil des Verfahrens der Erfindung ist darin zu sehen, daß die Säureanhydride
auch mit freien OH-Gruppen des Celluloseacetats und der Cellulose reagieren können.
Dies ergibt eine besonders gute Haftung der abzuscheidenden Carbonsäuren auf den Fasern.
[0012] Die Erfindung wird im folgenden anhand bevorzugter Ausführungsbeispiele näher erläutert.
[0013] Ein endloser Filterstrang (Tow) aus Celluloseacetat wurde mit den folgenden Lösungen
imprägniert:
Lösung A:
9 kg Triacetin, 1 kg Maleinsäureanhydrid, 183 g H₂O
Lösung B:
8 kg Triacetin, 2 kg Maleinsäureanhydrid, 367 g H₂O
Lösung C:
7 kg Triacetin, 3 kg Maleinsäureanhydrid, 551 g H₂O
Lösung D, E, F:
Ausschließlich Triacetin zu Vergleichszwecken.
[0014] Zur Herstellung der obengenannten Lösungen A bis C wurde bei Umgebungstemperatur
Glycerintriacetat (Triacetin) vorgelegt und langsam mit der entsprechenden Menge des
Anhydrids versetzt. Nach dem Eintritt der vollständigen Lösung wurde eine äquimolare
Menge an destilliertem Wasser zugeführt; das Reaktionsprodukt wurde bis zur Einphasigkeit
gerührt. Die Lösungen waren für ca. 5 h gebrauchsfähig. Die erhaltenen Mischungen
wurden in einen Triacetin-Voratsbehälter gegeben; es wurden gewichtsgesteuerte Filterstäbe
mit den in Tabelle 1 zusammengefaßten verschiedenen Auftragskonzentrationen hergestellt.
[0015] Der Auftrag in der Tabelle wurde als Maleinsäure berechnet, wobei eine 100%-ige Hydrolyse
vorausgesetzt wurde. Die Herstellung der Filterstäbe wurde in dem angegebenen Zeitraum
zügig durchgeführt, da ab einer gewissen Maleinsäurekonzentration Kristalle ausfallen,
so daß keine Verarbeitung mehr möglich ist. Nach einer zu ermittelnden Lagerzeit sind
die Filterstränge für die Cigarettenfabrikation gebrauchsfähig.
Tabelle 1
Filterstab* |
Triacetin (%)** |
Maleinsäure (%)** |
Bemerkung |
A |
10,0 |
1,3 |
|
B |
8,8 |
2,6 |
|
C |
7,6 |
3,9 |
|
D |
10,4 |
- |
Vergleich zu A |
E |
9,4 |
- |
Vergleich zu B |
F |
8,1 |
- |
Vergleich zu C |
* Spezifikation: 126 mm Länge, Zugwiderstand 3,0 kPa Tow 3,0 Y/35000, Filterumhüllung
IU 4000 (cm·min⁻¹·kPa⁻¹) |
** Gew.-%, bezogen auf Filterstranggewicht |
[0016] Aus den vorgenannten Filterstäben wurden Cigaretten gefertigt und nach DIN-Norm abgeraucht.
Es wurden die in Tabelle 2 zusammengefaßten Ergebnisse erhalten:
Tabelle 2
Cigarette mit Filter gem. Tab. 1 |
Nicotinfilter-Retention (%) |
Nicotin (mg) Hauptrauch |
Bemerkung |
A |
53 |
0,75 |
|
B |
54 |
0,73 |
|
C |
54 |
0,73 |
|
D |
39 |
0,94 |
Vergleich zu A |
E |
38 |
0,95 |
Vergleich zu B |
F |
35 |
0,97 |
Vergleich zu C |
[0017] Wie sich aus Tabelle 2 ergibt, wurde die Nicotinretention bei vergleichbaren Cigaretten
um 20% erhöht. Weiterhin erkennt man, daß die Filter im "Sättigungsbereich" arbeiteten
und im gewählten Behandlungsbereich keine wesentliche Konzentrationsabhängigkeit erkennbar
ist. Dies bedeutet, daß je nach Aufgabenstellung auch mit wesentlich geringeren Mengen
der Retentionsmittel gearbeitet werden kann.
[0018] Die vorstehend erhaltenen Cigaretten wurden zusammen mit den Vergleichscigaretten
einer sensorischen Prüfung unterzogen. Es ergab sich eine erniedrigte Irritation,
ein unveränderter Aromacharakter und eine gleichbleibende Fülle. Die Absenkung des
Nicotins im Hauptrauch ergab ein geringeres Impactempfinden.
[0019] Analog zu den oben beschriebenen Lösungen A bis C wurden die folgenden Lösungen hergestellt:
Lösung G:
8,6 kg Triacetin, 1,4 kg Acetylcitronensäureanhydrid
Lösung H:
8,9 kg Triacetin, 1,1 kg Citronensäureanhydrid
Lösung I:
9,4 kg Triacetin, 0,6 kg Citronensäureanhydrid
[0020] Die oben genannten Lösungen wurden auf Filterstränge aufgetragen und bei hoher Umgebungsfeuchte
2 Tage gelagert. Alternativ wurden die Lösungen mit der entsprechenden Menge destilliertem
Wasser versetzt und unmittelbar auf die Filterstränge aufgetragen.
[0021] Es wurden die in Tabelle 3 zusammengefaßten Filterstäbe hergestellt. Die mit den
Filterstäben G bis I erhaltenen Ergebnisse beim Abrauchen nach DIN-Norm wurden in
Tabelle 4 zusammengefaßt. Man erhielt in allen Fällen ein Fasermaterial mit hoher
Retention für basische Bestandteile des Tabakrauchs. Der Filterstab J ist ein Vergleichsprodukt
ohne Anhydridzusatz.
Tabelle 3
Filterstab* |
Triacetin (%)** |
Anhydrid der (%)** |
Bemerkung |
G |
8 |
Acetylcitronensäure (1,3) |
|
H |
8 |
Citronensäure (1,0) |
|
I |
8 |
Citronensäure (0,5) |
|
J |
8 |
- |
Vergleich zu G, H, I |
* Spezifikation: 126 mm Länge, Zugwiderstand 3,9 kPa Tow 3,0 Y/35000, Filterumhüllung
4000 IU (cm·min⁻¹·kPa·⁻¹) |
** Gew.-%, bezogen auf Filterstranggewicht |
Tabelle 4
Cigaretten mit Filter gem. Tabelle 3 |
Nicotin (mg) (Hauptrauch) |
Bemerkung |
G |
0,76 |
|
H |
0,74 |
|
I |
0,85 |
|
J |
0,93 |
Vergleich zu G, H, I, |
1. Verfahren zur Imprägnierung von Fasern eines Tabakrauchfilters mit Di- oder Polycarbonsäuren
bzw. Anhydriden derselben, dadurch gekennzeichnet, daß man Säureanhydride der Di-
oder Polycarbonsäuren in flüchtigen oder physiologisch unbedenklichen organischen
Lösemitteln löst und auf die Fasern aufbringt sowie gegebenenfalls mit Wasser hydrolysiert.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man Fasern imprägniert,
die aus der von Celluloseacetat, Cellulose und Polypropylen gebildeten Gruppe ausgewählt
sind.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man als physiologisch
unbedenkliche organische Lösemittel für die Filterfasern übliche Härter verwendet.
4. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß man organische Lösemittel verwendet, die aus der von Polyethylenglykolacetaten
bzw. -propionaten, insbesondere Triethylenglykoldiacetat, Glycerindiacetat, Glycerintriacetat,
Glycerindipropionat, Glycerintripropionat, Di-(methoxyethyl)-phthalat, Ethylphthalyl-methylglykolat
und Triethylcitrat gebildeten Gruppe ausgewählt sind.
5. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß man Anhydride von Di- oder Polycarbonsäuren verwendet, die aus der von Maleinsäureanhydrid,
Bernsteinsäureanhydrid, Glutarsäureanhydrid, Weinsäureanhydrid, Äpfelsäureanhydrid,
Aconitsäureanhydrid und Citronensäureanhydrid und Acetylcitronensäureanhydrid gebildeten
Gruppe ausgewählt sind.
6. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß man Maleinsäureanhydrid verwendet.
7. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß man Citronsäureanhydrid oder das Acetylderivat desselben verwendet.
8. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß man Celluloseacetatfasern imprägniert.
9. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet,
daß man als physiologisch unbedenkliches Lösemittel Triacetin verwendet.
10. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet,
daß man die mit den die gelösten Anhydride enthaltenden Lösemitteln imprägnierten
Fasern einer Umgebung mit hoher Luftfeuchte aussetzt.
11. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß man die die Anhydride enthaltenden Lösemittel mit der für die Hydrolyse der Anhydride
erforderlichen Menge Wasser versetzt und die erhaltene Lösung vor dem Ausfällen der
Hydrolyseprodukte der Anhydride auf die Fasern aufbringt.