[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum hydraulischen Aufweiten von Hohlprofilen
gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 sowie eine Vorrichtung zur Durchführung
dieses Verfahrens. Als Hohlprofile in diesem Sinne werden rohrförmige Körper aus metallischen
Werkstoffen, insbesondere Stahl, angesehen, die eine beliebige Querschnittsform aufweisen
können.
[0002] Für maschinenbauliche Zwecke werden häufig Bauteile benötigt, die als gestreckte,
ggf. auch gekrümmte Körper ausgeführt sind, deren Querschnittsform sich entlang ihrer
Längenausdehnung erheblich ändert. Aus Gewichtsgründen ist man in vielen Fällen daran
interessiert, diese Bauteile als Hohlkörper zu gestalten. Um den Herstellungsaufwand
gering zu halten, wurde schon vorgeschlagen, als Ausgangsmaterial ein rohrförmiges
Halbzeug zu wählen und die gewünschte Endform durch Aufweiten des Ausgangsmaterials
zu erzielen.
[0003] Aus der DE-PS 29 35 086 ist ein gattungsgemäßes Verfahren bekannt, bei dem die Aufweitung
eines Hohlprofils durch hydraulischen Innendruck vorgenommen und die äußere Formgebung
durch ein entsprechendes starres, geteiltes Außenwerkzeug erreicht wird. Die Verformung
wird durch zusätzlichen Axialdruck auf das Hohlprofil unterstützt. Zu Beginn der Umformung
ist das Hohlprofil von außen bis auf einen mittigen Bereich vollständig durch sogenannte
Führungsstutzen umhüllt, welche erst im Verlaufe der Umformung nach und nach in Richtung
der Längsachse zurückgezogen werden und so den eigentlichen Formraum des Außenwerkzeugs
sukzessive freigeben. Die an sich offenen Stirnflächen des Hohlprofils sind durch
die Dichtflächen von Kolbenstangen, die in das Hohlprofil eingeführt sind und den
zusätzlichen Axialdruck aufbringen, abgedichtet.
[0004] Eine zusätzliche Abdichtung ergibt sich dadurch, daß die Kolbenstangen jeweils von
den Führungsstutzen dicht umschlossen sind, mit denen der Formraum des Außenwerkzeugs
freigegeben wird.
[0005] Das bekannte Verfahren erfordert einen hohen apparativen Aufwand und ist nicht geeignet
für die Herstellung von Bauteilen, die entlang ihrer Längsausdehnung gekrümmt oder
abgewinkelt sind. Von besonderer Bedeutung ist jedoch, daß die Lage der Abdichtung
des Hohlprofils für die hydraulische Aufweitung eine genaue Vorbearbeitung der Dichtflächen
am Halbzeug und eine exakte Abstimmung der Kolbengeometrie auf die Halbzeugabmessungen
erfordern. Die jeweiligen Toleranzen bei der Halbzeugherstellung können zu Verarbeitungsproblemen
führen.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Verfahren zur hydraulischen Aufweitung von
metallischen Hohlprofilen vorzuschlagen, das möglichst einfach durchführbar ist und
bei dem insbesondere die Abdichtung des Hohlprofils ohne großen Vorrichtungsaufwand
erfolgt.
[0007] Gelöst wird diese Aufgabe erfindungsgemäß durch ein Verfahren mit den Merkmalen des
Patentanspruchs 1; eine vorteilhafte Weiterbildung des Verfahrens ist im Unteranspruch
2 gekennzeichnet. Die Merkmale einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Durchführung
dieses Verfahrens ist im Anspruch 3 angegeben und in den Unteransprüchen 4 - 8 in
vorteilhafter Weise ausgestaltet.
[0008] Wesentlicher Gedanke der Erfindung ist es, die an sich offenen Stirnseiten des aufzuweitenden
Hohlprofils mit starren Dichtköpfen zu verschließen, die die innere oder äußere Oberfläche
des Hohlprofils zwar eng, aber mit Abstand umschließen. Der dazwischenliegende Dichtspalt
wird mit einem elastischen Dichtring abgedichtet, der als Hohlkörper ausgeführt und
mit Innendruck beaufschlagbar ist.
[0009] Der Dichtring ist darüberhinaus in der Weise in dem Dichtkopf gekammert, daß er sich
infolge des Innendrucks nur in Richtung auf die Außen- bzw. Innenoberfläche des abzudichtenden
Hohlprofils ausdehnen kann und auf dieser zur dichten Anlage kommt. Die Kammerung
des Dichtringes bewirkt also, daß das elastische Material nicht seitlich ausweichen
kann. Da im Dichtspalt auch der hydraulische Aufweitedruck ansteht, wird erfindungsgemäß
vorgesehen, daß der Innendruck im Dichtring stets soweit über diesem Aufweitedruck
gehalten wird, daß der Anpreßdruck des Dichtringes auf der Oberfläche des Hohlprofils
immer über dem Aufweitedruck liegt und so eine sichere Abdichtung gewährleistet ist.
Aufgrund der Elastizität ist der Dichtring in der Lage, Fertigungstoleranzen hinsichtlich
Abmessungen und Oberflächenbeschaffenheit problemlos aufzufangen. Bei einer Abdichtung
auf der Außenoberfläche des Hohlkörpers, wenn also der Dichtkopf die Stirnseiten des
Hohlprofils außen umfaßt, wirken die Seitenwände der Dichtringkammer hinsichtlich
der Aufweitung des Hohlkörpers als mechanische Anschläge. Im Falle der Abdichtung
mit einem innenliegenden Dichtkopf muß außen ein solcher Anschlag als gesonderte Abstützung
vorgesehen werden, zumal der Dichtdruck ohnehin höher liegt als der eigentliche Aufweitedruck.
Die Einstellung des Dichtdrucks kann in der Weise erfolgen, daß der Dichtdruck kontinuierlich
entsprechend der Zunahme des Aufweitedruckes gesteigert wird. Zweckmäßigerweise liegt
er jeweils 10 - 20 % über dem aktuellen Aufweitedruck.
[0010] Es ist ohne weiteres möglich und für manche Fälle vorteilhaft, den Dichtring in zwei
oder mehr an sich unabhängige Abschnitte aufzuteilen, die jeweils einzeln an die Druckversorgung
anzuschließen sind. Auf diese Weise lassen sich ggf. Anpassungen an unregelmäßige
Querschnittgeometrien der aufzuweitenden Hohlprofile unter Verwendung des gleichen
Dichtkopfes leichter realisieren.
[0011] In jedem Fall bleibt die Dichtfunktion gewährleistet, da sich die elastischen Teilstücke
des Dichtringes auch aneinander dicht anlegen, sobald sie mit einem ausreichenden
Innendruck beaufschlage werden.
[0012] Damit die Dichtköpfe durch den Aufweitedruck nicht in axialer Richtung vom aufzuweitenden
Hohlprofil weggedrückt werden, müssen sie von entsprechenden Gegenkräften gehalten
werden. Dies geschieht erfindungsgemäß durch Zugelemente, die die gegenüberliegenden
Dichtköpfe miteinander verbinden. Diese Zugelemente können außerhalb des Hohlprofils
angebracht sein, können aber auch in diesem liegen. Flexible, d.h. biegbare innenliegende
Zugelemente (z.B. Seil oder Kette) werden vorteilhaft eingesetzt, wenn das aufzuweitende
Hohlprofil ursprünglich eine gerade Form (z.B. kreiszylindrisches Rohr) aufweist und
in eine gebogene Endform überführt werden soll. In diesem Fall müssen die Endbereiche
des Rohres, die mit den Dichtköpfen verschlossen sind, eine örtliche Verlagerung ausführen
können, was aufgrund der Biegbarkeit der Zugelemente ermöglicht wird. In anderen Fällen
wird es zweckmäßig sein, die Halterung für die Dichtköpfe in das Außenwerkzeug zu
integrieren.
[0013] Anhand der in den Figuren dargestellten Ausführungsbeispiele wird die Erfindung nachfolgend
näher erläutert. Während Figur 1 einen axialen Längsschnitt durch ein Hohlprofil mit
zwei Außendichtköpfen und einem Außenwerkzeug zeigt, ist in Figur 2 ein Beispeil für
einen Innendichtkopf mit Außenabstützung des Hohlprofils wiedergegeben. Teile mit
gleichen Bezugszeichen haben in beiden Figuren gleiche Funktion.
[0014] Das Hohlprofil 1, z.B. ein zylindrisches Stahlrohr, wird an seinen Stirnseiten von
zwei Außendichtköpfen 2a, 2b verschlossen. Die Außendichtköpfe 2a, 2b sind starr (im
Hinblick auf eine Verformung durch den Aufweitedruck p₂) und weisen eine als Sackloch
ausgeführte Öffnung auf, dessen Mantelkontur etwa derjenigen des aufzuweitenden Hohlprofils
1 entspricht. In der Mantelfläche dieser Öffnung ist eine Ringkammer 11 eingebettet,
die zur Außenoberfläche des Hohlprofils 1 hin offen ist und einen Dichtring 3 aus
elastischen Werkstoffen aufnimmt. Der Dichtring 3 ist innen hohl und an eine hydraulische
Druckquelle (Druckspeicher 7) angeschlossen. Sobald der Dichtring 3 mit dem Innendruck
p₁ beaufschlagt wird, wird seine äußere Form verändert. Da die Ringkammer 11 den Dichtring
3 eng auf drei Seiten umschließt, kann dieser sich nur in Richtung auf die Außenoberfläche
des Hohlprofils 1 ausdehnen und sich an diese dicht anlegen. Auf diese Weise wird
der Ringspalt 6 zwischen der Außenoberfläche des Hohlprofils 1 und der Mantelfläche
der Öffnung im Dichtkopf 2a, 2b abgedichtet. Die beiden Dichtköpfe 2a, 2b sind durch
das Zugelement 5 (z.B. Stange, Seil, Kette) in der Weise miteinander verbunden, daß
sie von dem Aufweitedruck p₂, der durch eine Zuleitung vom Druckspeicher 8 durch den
Außendichtkopf 2a in das Hohlprofil 1 eingeleitet werden kann, nicht nach außen weggedrückt
werden können, also sich nicht auf dem Hohlprofil 1 verschieben können. Der eigentliche
Verformungsbereich des Hohlprofils 1 ist von einem Außenwerkzeug 4 umschlossen, welches
die äußere Form des aufgeweiteten Hohlprofils festlegt.
[0015] Die Funktionsweise der Vorrichtung ist die, daß zu Beginn des Verfahrens zunächst
die Dichtringe 11 mit Innendruck p₁ beaufschlagt werden und zur dichten Anlage an
die Außenoberfläche des Hohlprofils 1 gebracht werden. Erst dann wird hydraulischer
Druck im Inneren des Hohlprofils 1 erzeugt. Während der Druck p₂ gesteigert wird,
ist gewährleistet, daß der Druck p₁ immer größer als p₂ ist, damit die Dichtwirkung
erhalten bleibt.
[0016] Sobald der Innendruck p₂ soweit gesteigert ist, daß die Zugspannungen in der Wandung
des Hohlprofils 1 die Fließgrenze überschreiten, findet eine zunehmende Annäherung
des Hohlprofils 1 an die Innenkontur des Außenwerkzeugs 4 statt. Die beiden Dichtköpfe
2a, 2b werden während des Verformungsprozesses durch die Zugstange 5 unverändert in
ihrer Lage zueinander gehalten.
[0017] Anstelle der Außendichtköpfe 2a, 2b können, wie aus Figur 2 hervorgeht, auch Innendichtköpfe
9 eingesetzt werden, die eine Abdichtung des Dichtkopfes 9 gegenüber der Innenoberfläche
des Hohlprofils 1 gewährleisten. Die Funktion des Dichtringes 3 ist dabei vollständig
entsprechend der in Figur 1, d.h. die nach außen offene Ringkammer 11 läßt nur eine
Ausdehnung des Dichtrings 3 nach außen auf die Innenoberfläche des Hohlprofils 1 zu.
Da sich das Hohlprofil 1 unter der Wirkung des Dichtdruckes p₁ aufweiten würde, ist
es in diesem Fall notwending, eine Außenabstützung 10 für das Hohlprofil 1 gesondert
vorzusehen. Unabhängig von der Art des Dichtkopfes (innen oder außen) ist es im Regelfall
notwendig, die im Bereich der Dichtköpfe liegenden Enden der aufgeweiteten Hohlprofile
1 abzuschneiden, da diese nicht der gewünschten Endform des Hohlprofils 1 entsprechen.
Das erfindungsgemäße Verfahren hat den Vorteil, daß es mit geringem apparativen Aufwand
durchführbar ist. Außerdem ermöglicht es die Herstellung von aufgeweiteten Hohlprofilen,
deren Längsachse gekrümmt ist, auch wenn von einem geraden Halbzeug als Einsatzmaterial
ausgegangen wird.
1. Verfahren zum Aufweiten von an den Stirnflächen an sich offenen Hohlprofilen aus
einem metallischen Werkstoff, insbesondere aus Stahl, auf eine Form, die durch ein
das Hohlprofil umgebendes geteiltes Außenwerkzeug vorgegeben ist, wobei die Stirnflächen
mittels Dichtköpfen verschlossen werden und innerhalb des Hohlprofils ein hydraulischer
Innendruck zur Verformung aufgebracht wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß der starre Teil der Dichtköpfe jeweils über einen elastischen hohlen Dichtring
gegenüber dem Hohlprofil abgedichtet wird, indem der Dichtring in seinem Inneren mit
einem Druck p₁, der stets größer als der zur Verformung des Hohlprofils gerade angewendete
Druck p₂ gehalten wird, beaufschlagt und zur Anlage an die innere oder äußere Oberfläche
des Hohlprofils gebracht wird, wobei die Aufweitung des Hohlprofils im Bereich des
Dichtringes von außen auf ein Maß begrenzt wird, das innerhalb der Anpassungsmöglichkeit
des Dichtringes an die Oberfläche des Hohlprofils liegt.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Druck p₁ im Dichtring mindestens um 10 - 20 % über dem jeweiligen hydraulischen
Aufweitedruck p₂ gehalten wird.
3. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 mit einem geteilten
starren Außenwerkzeug für die Außenkontur des aufzuweitenden Hohlprofils, mit zwei
Dichtköpfen, die durch Zugelemente miteinander verbindbar sind, und mit Mitteln zur
Erzeugung unterschiedlicher hydraulischer Drücke,
dadurch gekennzeichnet,
daß jeder Dichtkopf (2a, 2b, 9) mit einem hohlen mit hydraulischem Innendruck beaufschlagbaren
Dichtring (3) aus elastischem Material ausgestattet ist, der in eine Ringkammer (11)
des Dichtkopfes (2a, 2b, 9) eingelassen ist, welche auf der der Oberfläche des Hohlprofils
(1) zugewandten Seite offen ist und deren Seitenwände bis dicht an die Oberfläche
des Hohlprofils (1) heranreichen.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei auf der Innenseite des Hohlprofils (1) angeordneten Dichtköpfen (9) im Wirkbereich
des Dichtrings (3) jeweils außen eine Abstützung (10) des Hohlprofils (1) zur Begrenzung
seiner Aufweitung in diesem Bereich vorgesehen ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 3 oder 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Dichtringe (2a, 2b, 9) jeweils in Teilstücke aufgeteilt sind, die einzeln
mit dem hydraulischen Innendruck beaufschlagbar sind.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 3 - 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Zugelemente (5) zur Verbindung der Dichtköpfe (2a, 2b, 9) im Inneren des Hohlprofils
(1) liegen.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Zugelemente (5) zumindest in Teilbereichen flexibel (z.B. als Seil oder Kette)
ausgeführt sind.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 3 - 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Dichtköpfe (2a, 2b, 9) über das Außenwerkzeug in ihrer Lage zueinander fixiert
sind.