[0001] Die Erfindung betrifft einen faltbaren Rollstuhl mit zwei seitlichen Rahmen, welche
die Antriebs- und Laufräder tragen und miteinander durch zwei in Ebenen quer zur Fahrtrichtung
liegende gekreuzte Streben verbunden sind, die im Kreuzungspunkt drehbar verbunden
und um ihre Drehachse scherenartig bewegbar sind, mit einer Rückenlehne und mit einem
Sitz.
[0002] Faltbare Rollstühle dieser Art, sogenannte Kreuzstrebenfaltrollstühle, sind seit
vielen Jahren bekannt. Die ältesten Rollstühle dieser Art, die es seit über 50 Jahren
gibt (z.B. das System nach dem Patent von Everest und Jennings) weisen ein Gleit-
und Führungsstück auf, über das Sitzrohr und Rückenlehne mit dem Rahmen verbunden
sind, und vorn am Sitzrohr ein Führungsrohr, welches teleskopartig im Rahmen versenkbar
ist. Zur Gewichtseinsparung sind zwar bereits Kreuzstrebenfaltrollstühle ohne Gleit-
und Führungsstück und ohne Teleskopverbindungen vorgeschlagen worden, diese Kreuzstrebenfaltroll
stühle haben sich jedoch nicht durchgesetzt, da sie beim Falten und Entfalten des
Rollstuhles zu großes Spiel aufwiesen, im entfalteten Zustand mangels einer festen
Verbindung zwischen Rahmen und Sitzrohr zu wenig stabil waren und insbesondere noch
weniger Stabilität aufwiesen als die 50 Jahre alte Konstruktion nach Everest und Jennings.
[0003] Bei einem bekannten Rollstuhl der eingangs genannten Art (DE-PS 37 08 302) ist der
Sitz so ausgebildet, daß er nicht nur verschiebbar, sondern auch kippbar ist. Zu diesem
Zweck ist ein aufwendiger Tragkörper vorgesehen, der mit einem Sitzkörper den Sitz
bildet. Damit der Sitz ordnungsgemäß positioniert werden kann, weist der Tragkörper
Ausnehmungen auf, in denen die aus Rohrabschnitten bestehenden Streben den Tragkörper
durchqueren. Der Sitz ist dabei so ausgebildet, daß er praktisch in jeden faltbaren
oder zusammenklappbaren Rollstuhl einsetztbar ist, da es im Prinzip nur darauf ankommt,
die Ausnehmungen und zusätzlich zu diesen vorgesehene Einhängebügel so zu wählen,
daß sie mit den Streben bzw. Rahmen zusammenarbeiten können. Über spezielle Merkmale
dieses bekannten Rollstuhls, die diesem zu ausreichender Stabilität bei gleichzeitiger
Gewichtseinsparung verhelfen würden, ist in der DE-PS 37 08 302 nichts angegeben.
Da bei dem bekannten Rollstuhl der Sitz fixiert werden kann, nachdem die gewünschte
Position erreicht ist, damit er eine mit Bezug auf den Tragrahmen unverrückbare (feste)
Position einnimmt, ist davon auszugehen, daß die mittels Verschraubung erfolgende
Befestigung des Sitzes an dem Tragrahmen auch dazu dient, den Rollstuhl in seiner
entfalteten Position zu fixieren. Das ist aufwendig, denn es erfordert Verschraubungsmittel
für die Fixierung, und überdies in der Handhabung umständlich.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, einen faltbaren Rollstuhl der eingangs genannten Art
so auszubilden, daß sich auf einfachere Weise und unter gleichzeitiger Gewichtseinsparung
im entfalteten Zustand die gekreuzten Streben fest und spiel frei mit den Rahmen
verbinden lassen, so daß der Rollstuhl im entfalteten Zustand in sich völlig stabil
ist.
[0005] Diese Aufgabe ist erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Streben an den unteren
Enden an den Rahmen angelenkt sind und an den oberen Enden in Fahrtrichtung liegende
Sitzrohre tragen, die bei entfaltetem Rollstuhl in an den Rahmen vorgesehene Einrastteile
eingeschnappt sind, und daß jede Strebe oberhalb des Kreuzungspunktes durch eine Drehlasche
mit dem benachbarten Rahmen gelenkig verbunden ist.
[0006] Der Rollstuhl nach der Erfindung weist erfindungsgemäß ein besonderes Drehlaschensystem
und eine besondere Einschnappverbindung zwischen Sitzrohren und Einrastteilen auf,
welch letztere am Rahmen fixiert sind und das Herstellen einer festen Verbindung
zwischen Sitzrohren und Rahmen gestatten. Die Sitzrohre, die in die Einrastteile
einschnappen, ergeben eine stabile, sehr feste Verbindung zwischen Sitz- und Rahmenrohren.
Durch diese Verbindung werden praktisch alle Spiele beseitigt.
[0007] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung bilden den Gegenstand der Unteransprüche.
[0008] In der Ausgestaltung der Erfindung nach den Ansprüchen 2 bis 4 wird die feste Verbindung
zwischen Sitz- und Rahmenrohren durch einen speziell berechneten Radiusablauf der
Sitzrohre über den Drehlaschenfixierpunkt und vor allem die genau für diesen Radius
konstruierten Aufnahmestücke sowie durch die Radiusgebung und die Materialwahl erzielt,
welch letztere die genau richtige elastische Verformung des Aufnahmestückes zuläßt,
in welches dann das Sitzrohr im überexzentrischen Bewegungsablauf in das Einrastteil
einschnappt und dadurch die besonders stabile und feste Verbindung zwischen Sitz-
und Rahmenrohren ergibt.
[0009] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird im folgenden unter Bezugnahme auf die
Zeichnungen näher beschrieben. Es zeigt
Fig. 1 eine perspektivische Darstellung einer bevorzugten Ausführungsform des Rollstuhls
nach der Erfindung,
Fig. 2 den Rollstuhl nach Fig. 1 in Vorderansicht,
Fig. 3 den Rollstuhl nach Fig. 1 in Seitenansicht,
Fig. 4 in vier aufeinanderfolgenden Darstellungen von links nach rechts den Vorgang
des Faltens des Rollstuhls zur Erläuterung des Bewegungsablaufes des Systems aus gekreuzten
Streben und Drehlaschen, und
Fig. 5 in vergrößerter Darstellung ein Einrastteil.
[0010] Fig. 1 zeigt in perspektivischer Darstellung einen faltbaren Rollstuhl mit zwei seitlichen
Rahmen 10a, 10b, die jeweils aus Stahlrohr bestehen und jeweils eine in sich verwindungssteif
ausgebildete Konstruktion darstellen. Am hinteren Ende erstreckt sich von jedem Rahmen
ein Griffrohr 12a bzw. 12b nach oben. Die Rahmen 10a, 10b tragen Antriebsräder 14a,
14b und Laufräder 16a, 16b. Die Rahmen 10a, 10b bilden jeweils ein Rahmenviereck,
das am hinteren Ende durch eine Platte 18a bzw. 18b versteift ist. In den Platten
18a, 18b sind Öffnungen 20a bzw. 20b vorgesehen zum Befestigen der Achse des zugeordneten
Antriebsrades 14a, 14b an unterschiedlichen Stellen, z.B. je nach der Körpergröße
des Rollstuhlfahrers, der gewünschten Sitzneigung, usw. Vorn verlaufen die Rahmenschenkel
des Rahmenvierecks schräg und führen zu einem Fußpodest 22, das als Bügel ausgebildet
ist, der an dem Rahmen 10b angelenkt und an dem anderen Rahmen 10a einrastbar ist,
wie es in den Fig. 1 und 2 ohne weiteres zu erkennen ist.
[0011] Die beiden Rahmen 10a, 10b sind durch zwei in Ebenen quer zur Fahrtrichtung liegende
gekreuzte Streben 24a, 24b verbunden. Die Streben 24a, 24b sind in ihrem Kreuzungspunkt
drehbar verbunden und um ihre Drehachse 26, in der der Kreuzungspunkt liegt, scherenartig
bewegbar. An den unteren Enden sind die Streben 24a, 24b an den Rahmen 10b bzw. 10a
angelenkt. An ihren oberen Enden tragen die Streben 24a, 24b jeweils ein Sitzrohr
28a bzw. 28b. Die Sitzrohre 28a, 28b sind mit den Streben 24a, 24b starr verbunden,
z.B. verschweißt. Die Streben und die Sitzrohre bestehen beispielshalber jeweils ebenfalls
aus Stahlrohr. Die Sitzrohre 28a, 28b erstrecken sich parallel zur Fahrtrichtung,
wie es aus den Fig. 1 bis 3 ohne weiteres zu erkennen ist. An den oberen horizontalen
Schenkeln jedes Rahmenvierecks sind zwei Einrastteile 30a, 30b befestigt, welche
elastisch verformbare Aufnahmestücke aufweisen, in die die Sitzrohre 28a, 28b einschnappen
können. In dem dargestellten Ausführungsbeispiel sind die Einrastteile insgesamt
als elastisch verformbare Aufnahmestücke ausgebildet. Eine weitere Ausführungsform
bestünde darin, auf einem Sockel, der mit dem Rahmenrohr verbunden wird, ein elastisch
verformbares Aufnahmestück vorzusehen. Fig. 5 zeigt in vergrößerter Darstellung ein
als Aufnahmestück ausgebildetes Einrastteil mit Durchgangsbohrungen 31′, 31˝, welche
bei montiertem Einrastteil mit einem entsprechenden Durchgangsloch im Rahmen fluchten,
so daß jedes Einrastteil mittels einer Schraube am Rahmen befestigbar ist.
[0012] Die Streben 24a, 24b weisen an ihren unteren Enden jeweils ein zum Sitzrohr 28a bzw.
28b paralleles Anlenkrohr 34a bzw. 34b auf, das am zugeordneten Rahmen 10a bzw. 10b
drehbar befestigt ist. Die drehbare Befestigung besteht im dargestellten Ausführungsbeispiel
aus je zwei Blöcken 36, 37, die so wie die Einrastteile am Rahmen befestigt sind
und Sacklöcher aufweisen, in die die Anlenkrohrenden eingeführt sind, wie es in Fig.
1 ohne weiteres zu erkennen ist. Das Anlenkrohr kann ebenfalls ein Stahlrohr sein,
das wie das Sitzrohr auf oben beschriebene Weise mit der zugeordneten Strebe verbunden
ist. Der Rollstuhl wird durch Bespannungen B1, B2 und B3 aus Textilstoff od.dgl.,die
die Rückenlehne, den Sitz bzw. eine Unterschenkelauflage bilden. Gemäß der Darstellung
in den Fig. 2 bis 4 ist jede Strebe 24a, 24b oberhalb des Kreuzungspunktes durch eine
Drehlasche 40a, 40b mit dem benachbarten Rahmen 10a bzw. 10b gelenkig verbunden.
Die Drehlaschen 40a, 40b sind jeweils in einem Block 42a bzw. 42b drehbar befestigt,
der seinerseits an dem zugeordneten Rahmen 10a bzw. 10b befestigt ist, z. B. ebenfalls
mittels einer durchgesteckten Schraube wie die Einrastteile 30a, 30b. Die Befestigungsstellen
der Blöcke 42a, 42b an den Rahmen 10a, 10b sind in Fig. 3 zu erkennen. Die Lage der
Anlenkpunkte der Drehlaschen, d.h. deren Drehbefestigungspunkte an den Blöcken 42a,
42b einerseits und den Streben 24a, 24b andererseits, sowie die Länge der Drehlaschen
sind so gewählt, daß die Sitzrohre 28a, 28b bei ihrer Bewegung zu den Einrastteilen
30a, 30b mit einem bestimmten Radiusverlauf von oben her in die Aufnahmestücke gelangen.
Der Radiusverlauf und einzelne Bewegungsphasen der Sitzrohre sind in Fig. 5 mit unterbrochenen
Linien angedeutet. Dieser Bewegungsablauf ergibt sich, wenn die gekreuzten Streben
24a, 24b gemäß der Darstellung in Fig. 4 (von links nach rechts) in die gefaltete
Stellung gebracht werden.
[0013] Fig. 5 zeigt weiter, daß der Querschnitt der Aufnahmestücke oder Einrastteile 30a,
30b dem der Sitzrohre 28a, 28b entspricht, aber abgestimmt auf einen überexzentrischen
Bewegungsablauf der Sitzrohre oben so weit offen ist, daß die Sitzrohre unter vorübergehender
elastischer Verformung der Aufnahmestücke in diese einrastbar sind. Die elastische
Verformung ist in Fig. 5 oben rechts mit gestrichelten Linien bei dem Einrastteil
30a angedeutet.
[0014] Da bei dem oben beschriebenen Rollstuhl die Sitzbespannung B2 an den Sitzrohren 28a,
28b angebracht ist, wird die Einschnappverbindung zwischen Sitzrohren und Rahmen
10a, 10b durch das Gewicht des Rollstuhlfahrers zusätzlich gesichert. Die Bespannung
B2 ist im Bereich der Einrastteile 30a, 30b ausgespart (vgl. Fig. 3), so daß sie das
Einschnappen der Sitzrohre 28a, 28b in die Einrastteile nicht behindert.
1. Faltbarer Rollstuhl mit zwei seitlichen Rahmen (10a, 10b), welche die Antriebs-
und Laufräder (14a, 14b; 16a, 16b) tragen und miteinander durch zwei in Ebenen quer
zur Fahrtrichtung liegende gekreuzte Streben (24a, 24b) verbunden sind, die im Kreuzungspunkt
drehbar verbunden und um ihre Drehachse (26) scherenartig bewegbar sind, mit einer
Rückenlehne (B1) und mit einem Sitz (B2), dadurch gekennzeichnet, daß die Streben (24a, 24b) an den unteren Enden an den Rahmen (10a, 10b) angelenkt
sind und an den oberen Enden in Fahrtrichtung liegende Sitzrohre (28a, 28b) tragen,
die bei entfaltetem Rollstuhl in an den Rahmen (10a, 10b) vorgesehene Einrastteile
(30a, 30b) eingeschnappt sind, und daß jede Strebe (24a, 24b) oberhalb des Kreuzungspunktes
durch eine Drehlasche (40a, 40b) mit dem benachbarten Rahmen (10a, 10b) gelenkig verbunden
ist.
2. Rollstuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Einrastteile (30a, 30b)
an den Rahmen (10a, 10b) befestigte, durch die einschnappenden Sitzrohre (28a, 28b)
elastisch verformbare Aufnahmestücke aufweisen.
3. Rollstuhl nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Lage der Anlenkpunkte
der Drehlaschen (40a, 40b) und die Länge der Drehlaschen so gewählt sind, daß die
Sitzrohre (28a, 28b) bei ihrer Bewegung zu den Einrastteilen (30a, 30b) mit einem
bestimmten Radiusverlauf von oben her in die Aufnahmestücke gelangen.
4. Rollstuhl nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Querschnitt der Aufnahmestücke
dem der Sitzrohre (28a, 28b) entspricht, aber abgestimmt auf einen überexzentrischen
Bewegungsablauf der Sitzrohre (28a, 28b) oben so weit offen ist, daß die Sitzrohre
(28a, 28b) unter vorübergehender elastischer Verformung der Aufnahmestücke in diese
einrastbar sind.
5. Rollstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Streben
(24a, 24b) an ihren unteren Enden jeweils ein zum Sitzrohr (28a, 28b) paralleles Anlenkrohr
(34a, 34b) tragen, das am zugeordneten Rahmen (10a, 10b) drehbar befestigt ist.
6. Rollstuhl nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Streben (24a, 24b) mit
ihren Sitz- und Anlenkrohren (28a, 34a; 28b, 34b) jeweils verschweißt sind.
7. Rollstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß Rückenlehne
(B1) und Sitz (B2) jeweils aus einer Bespannung zwischen zwei Griffrohren (12a, 12b)
der Rahmen (10a, 10b) bzw. zwischen den beiden Sitzrohren (28a, 28b) bestehen.
8. Rollstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß jeder
Rahmen (10a, 10b) durch eine Platte (18a, 18b) versteift ist, in der Öffnungen (20a,
20b) vorgesehen sind zum Befestigen der Achse des zugeordneten Antriebsrades (14a,
14b) an unterschiedlichen Stellen.
9. Rollstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 8, gekennzeichnet durch ein Fußpodest
(22), das als Bügel ausgebildet ist, der an dem einen Rahmen (10b) angelenkt und an
dem anderen Rahmen (10a) einrastbar ist.