[0001] Verfahren zur Herstellung verschleißfester Gußteile aus einer Gußeisenlegierung unter
Verwendung von Gußteilen mit ledeburitischen Randzonen oder Oberflächenbereichen
und Graphitausscheidungen in weiteren Bauteilbereichen, wobei die Gußteile zur Umwandlung
der Matrix der ledeburitischen Randzonen oder Oberflächenbereiche in Bainit einer
Wärmebehandlung unterzogen werden.
[0002] Ein solches Verfahren ist beispielsweise aus dem Übersichtsartikel von P. Peppler
"Schalenhartguß - Eigenschaften und Anwendung" in "Konstruieren + Gießen" (1979,
Seite 12 ff.) bekannt. Bei der Herstellung von verschleißbeanspruchten Gußteilen wird
häufig das Schalenhartgußverfahren oder auch das WIG-Umschmelzverfahren (WIG = Wolfram-Inertgas-Brenner)
eingesetzt, wobei in der Regel in bestimmten Randzonen bzw. Oberflächenbereichen ein
ledeburitisches Gefüge erzeugt wird, bei dem die Karbide in einer perlitischen Matrix
eingebettet sind.
[0003] Die heutigen Anforderungen an die Festigkeit der Matrix des Ledeburits übersteigen
jedoch häufig die gegebenen Eigenschaften des Perlits. Andererseits ist aus der Literatur
bekannt, daß ein karbidfreies, graphitisches Gußeisenbauteil mit überwiegend bainitischem
Gefüge im Vergleich zu einem Bauteil mit perlitischem Gefüge eine deutlich höhere
Festigkeit besitzt. Diesen graphitischen Gußeisenbauteilen fehlt jedoch die notwendige
Verschleißfestigkeit.
[0004] Hiervon ausgehend, stellt sich die Erfindung die Aufgabe, ein Verfahren vorzuschlagen,
mit dem Gußteile mit einer verbesserten Verschleißfestigkeit und gleichzeitig einer
verbesserten Zugfestigkeit und Dehnungscharakteristik erhalten werden können.
[0005] Diese Aufgabe wird bei dem eingangs beschriebenen Verfahren erfindungsgemäß dadurch
gelöst, daß die Gußteile bei einer Austenitisierungstemperatur geglüht und zu einem
Zeitpunkt auf eine Zwischenstufentemperatur abgeschreckt werden, zu dem einerseits
die Gußmatrix im wesentlichen in Austenit umgewandelt ist und andererseits jedoch
die Karbide der Legierung noch im wesentlichen unzersetzt vorliegen.
[0006] Überraschenderweise wurde gefunden, daß die erfindungsgemäß behandelten Gußbauteile
in den ledeburitischen Randzonen mit bainitischer Matrix eine wesentlich verbesserte
Verschleißbeständigkeit, insbesondere bezüglich der Wälzermüdung, aufweisen, da
die verschleißhemmende Wirkung der Karbide in Kombination mit der bainitischen Matrix
eine höhere Ermüdungsfestigkeit ergibt.
[0007] Ganz entscheidend kommt es bei der Wärmebehandlung darauf an, die Karbide der ledeburitischen
Bereiche zu erhalten und diese keinesfalls bei der Wärmebehandlung zu zersetzen. Eine
Zersetzung der Karbide hätte Graphitausscheidungen in den Ledeburit-Bereichen zur
Folge, die die verschleißhemmende Wirkung der Karbide zumindest teilweise zunichte
machen würden.
[0008] Durch diese Verfahrensführung wird erreicht, daß zumindest Oberflächenbereiche, wenn
nicht gar Randzonen der Gußteile ein ledeburitisches Gefüge aufweisen, bei dem Eisenkarbid
und/oder Mischkarbide wesentlich zu der Verschleißfestigkeit der Oberfläche beitragen,
während gleichzeitig durch die Einbettung der Karbide in eine nun bainitische Matrix
eine sehr gute Festigkeit des Bauteiles und eine hohe Verschleißbeständigkeit, insbesondere
Wälzermüdungsfestigkeit, gewährleistet ist.
[0009] Zwar sind eine ganze Reihe von Verfahren zur Behandlung von Graugußteilen bekannt
(siehe z.B. die DE-OS 28 53 870), bei denen die Bauteile bei einer Austenitisierungstemperatur
geglüht werden, jedoch lassen sich diese Verfahren aufgrund der grundsätzlich verschiedenen
Gußmatrixausbildungen nicht auf die Wärmebehandlung von Gußteilen mit ledeburitischen
Randzonen übertragen, wenn die Vorteile der ledeburitischen Randzone erhalten bleiben
sollen.
[0010] Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich insbesondere zum Behandeln von Gußteilen,
die im Schalenhartgußverfahren gegossen sind und hierdurch ledeburitische Randzonen
oder Oberflächenbereiche aufweisen, wobei jedoch die Matrix in diesen Bereichen vorwiegend
aus Perlit gebildet wird.
[0011] In gleicher Weise eignen sich für das erfindungsgemäße Verfahren solche Gußteile,
die konventionell gegossen sind, d.h. graphitisch erstarrte Bauteile oder sogenannte
Graugußteile, bei denen jedoch Oberflächenbereiche oder Randzonen mittels energiereicher
Strahlung, wie beispielsweise der eines Wolfram-Inertgas-Brenners, eines Lasers oder
eines Elektronenstrahls zu einem ledeburitischen Gefüge umgeschmolzen wurden.
[0012] Die optimale Haltezeit für die Austenitisierungstemperatur ist zum einen in gewisser
Weise von den Legierungsbestandteilen der Gußeisenlegierung abhängig, wobei beispielsweise
mit bestimmten Elementzusätzen die Zerfallsgeschwindigkeit der Karbidkristalle verringert
werden kann, und andererseits von der vorgewählten Austenitisierungstemperatur selbst.
Wünschenswert ist bei dem erfindungsgemäßen Verfahren eine Haltezeit für eine gegebene
Austenitisierungstemperatur, bei der die Umwandlung in Austenit mindestens zu etwa
80 % erfolgt. Vorzugsweise erfolgt die Umwandlung nahezu vollständig.
[0013] Das zweite wesentliche Kriterium des erfindungsgemä en Verfahrens ist die Erhaltung
der Karbidkristalle. Diese sollen gemäß besonderer Varianten des erfindungsgemäßen
Verfahrens zumindest in der Größenordnung von ca. 80 % bei der Umwandlung der Gußmatrix
in Austenit erhalten bleiben, wobei bei einer bevorzugten Verfahrensweise mindestens
90 % der Karbide am Ende der Haltezeit bei der Austenitisierungstemperatur noch in
kristalliner Form vorliegen.
[0014] Am meisten bevorzugt ist eine Verfahrensführung, bei der mehr als 95 % der Karbide
noch in kristalliner Form in der Gußmatrix vorliegen.
[0015] Zweckmäßig wird dem Glühen bei der Austenitisierungstemperatur ein Vorwärmeprozeß
vorgeschaltet, bei dem das Gußteil auf eine Temperatur von ca. 300 bis 700° C erwärmt
wird. Die Temperatur bei diesem Vorwärme- oder Vorheizprozeß ist so gewählt, daß sich
das Gußgefüge im wesentlichen nicht verändert, und andererseits die Erreichung der
Austenitisierungstemperatur relativ rasch erfolgen kann. Bevorzugt soll während des
Haltens auf Vorwärmtemperatur eine weitgehend gleichmäßige Erwärmung des Gußteils
über den gesamten Querschnitt erreicht werden.
[0016] Dadurch kann die Haltezeit bei der Austenitisierungstemperatur bei einer fast vollständigen
Umwandlung der Gußmatrix in Austenit sehr kurz gehalten werden, wodurch wiederum
der Karbidanteil im wesentlichen vollständig erhalten bleibt. Die Haltezeiten bei
solchen Prozessen liegen in Abhängigkeit der einzelnen Legierungsbestandteile und
der Austenitisierungstemperatur größenordnungsmäßig zwischen 3 und 10 Minuten.
[0017] Die Haltezeiten bei der Austenitisierungstemperatur können ins besondere dann relativ
kurz gehalten werden, wenn die Temperatur während dem Vorheizprozeß im Bereich von
550 bis 650° C eingestellt wird. Dieser Vorwärmtemperaturbereich ist deshalb optimal,
weil zum einen bei einer Temperatur bis zu 650° C mit Sicherheit noch keine Zerfallprozesse
der Karbidkristalle in der Gußmatrix ablaufen können und Weil zum anderen eine Vorwärmung
des gesamten Gußteils bis nahe an die Austenitisierungstemperatur erfolgt. Die nachfolgende
Erwärmung auf die Austenitierungstemperatur, bei der die Umwandlung von Perlit in
Austenit erfolgt, hat dann zur Folge, da auch das Innere des Gußteiles auf Austenitisierungstemperatur
während der Haltezeit erhitzt wird. Neben diesen geschilderten Vorteilen hat der dem
Glühen bei der Austenitisierungstemperatur vorgeschaltete Vorheizprozeß den weiteren
Vorteil, daß bei dem zu behandelnden Gußteil kein Verziehen wegen ungleichmäßiger
Temperaturverteilung im Gußteil erfolgt.
[0018] Bei dem anschließenden Glühen der Gußteile bei der Austenitisierungstemperatur wird
ein Temperaturbereich von 800 bis 960° C bevorzugt. An der unteren Grenze dieses Temperaturbereiches
wird selbstverständlich eine etwas längere Haltezeit bei der Austenitisierungstemperatur
notwendig sein als an der oberen Grenze des angegebenen Bereiches.
[0019] Die Austenitisierungstemperatur sollte mindestens 3 min bis maximal 10 min gehalten
werden.
[0020] Vorzugsweise wird die Austenitisierungstemperatur lediglich für 5 bis 7 min gehalten.
[0021] Im Anschluß an die Austenitisierung werden die Bauteile bevorzugt in einem Warmbad
abgeschreckt, was eine gezielte Erzeugung der Bainit-Matrix erlaubt. Als Warmbad finden
dabei Ölbäder, Salzbäder oder auch Sandwirbelbetten Verwendung, wie dies aus anderem
Zusammenhang bekannt ist.
[0022] Vorzugsweise wird die Warmbadtemperatur im Bereich von ca. 220 bis 450° C gewählt.
Unterhalb von 220° C wird zunehmend Martensit bei der Abkühlung erhalten, was die
Gußteileigenschaften negativ beeinflußt. Oberhalb von 450° C wird keine ausreichende
Härtung des Gußteiles erreicht.
[0023] Die Behandlungsdauer im Warmbad beträgt zwischen 0,1 und 4 Std. Die untere Grenze
von 0,1 Std. ergibt sich daraus, daß bei kleineren Zeitspannen keine ausreichende
Umwandlung in Bainit mehr erfolgt. Die Obergrenze für die Behandlungsdauer von 4 Std.
ergibt sich daraus, daß dort der Verlust von bainitischen Eigenschaften der Matrix
einsetzt, d.h. die schon gebildeten bainitischen Bereiche unterliegen dann in merklichem
Umfang weiteren Umwandlungsprozessen.
[0024] Zur Erzielung definierter Eigenschaften des Gußteiles wird die Temperatur im Warmbad
vorzugsweise konstant gehalten, d.h. die Temperatur wird auf einen Wert von ca. ±
20° C geregelt.
[0025] Alternativ dazu kann die Temperatur des Warmbades in einer ersten Zeitspanne nach
dem Einbringen der Gußteile in das Warmbad niedriger liegen als im restlichen Teil
der Behandlungszeit. Dieser Temperaturunterschied beträgt vorzugsweise zwischen ca.
30 und 100° C.
[0026] Es ergeben sich insbesondere zwei Fälle, bei denen von einer konstanten Temperaturführung
bei der Warmbadbehandlung abgegangen wird und bei der mit einer zunächst tiefer liegenden
Temperatur des Warmbades begonnen wird. Diese Vorgehensweise empfiehlt sich einmal
dann, wenn das Gewichtsverhältnis von Badinhalt und einzubringenden Gußteilen relativ
klein ist, d.h. wenn das Warmbad eine vergleichsweise kleine Wärmekapazität gegenüber
der Wärmekapazität der gleichzeitig einzubringenden Gußteile aufweist. Wird die Badtemperatur
bei diesen Bedingungen zunächst auf einen tieferen Temperaturwert geregelt, so er
folgt mit dem Einbringen der heißen Gußteile keine Erwärmung des Bades über den für
die Behandlung im Warmbad gewünschten Temperaturwert hinaus.
[0027] Unabhängig von dem Verhältnis der Wärmekapazitäten von Badinhalt und einzubringenden
Gußteilen kann ein zunächst niedriger gewählter Temperaturwert des Warmbades dazu
verwendet werden, durch die stärkere Abkühlung beim Abschrecken verstärkt Kristallisationszentren
in dem Gußteil auszubilden, so daß sich eine feinere Gußstruktur ergibt. Die nachfolgende
Temperaturerhöhung auf den eigentlichen Wärmebadbehandlungswert erfolgt deshalb,
um die erwünschte Umwandlung von Austenit in Bainit zu beschleunigen. Damit kann die
Haltezeit bei der Warmbadbehandlungstemperatur wesentlich verkürzt werden.
[0028] Derselbe Erfindungsgedanke verkörpert sich in einer vom bisherigen Verfahren gänzlich
abweichenden Verfahrensführung, nämlich darin, daß bei einem Verfahren zur Herstellung
von Gußteilen mit ledeburitischen Randzonenbereichen durch die Zugabe von Legierungsbestandteilen
zu der Legierung vor dem Gießen, welche das Zeit-/Temperaturverhalten in der Weise
verändern, daß bei einem an sich im wesentlichen unveränderten Gieß- und Erkaltungsvorgang
ledeburitische Oberflächenbereiche oder Randzonen erhalten werden, deren Gußmatrix
im wesentlichen Bainit umfaßt.
[0029] Bei dieser Methode entfällt also die nachträgliche Wärmebehandlung des Gußteiles,
so daß insbesondere bei den Gußteilen, die ohne Nachbearbeitung verwendbar sind, eine
drastische Einsparung bezüglich der Herstellungszeiten und auch der Herstellungskosten
erzielbar ist. Trotzdem werden im Vergleich zu den vorher beschriebenen Verfahren
in ihrer Struktur identische Bauteile erhalten, die deshalb auch die gleichen positiven
Eigenschaften wie extrem hohe Verschleißfestigkeit bei gleichzeitig verbesserten
Zugfestigkeits- und Dehnungscharakteristiken aufweisen.
[0030] Bei beiden Verfahrensvarianten werden besonders gute Ergebnisse erzielt, wenn eine
Gußlegierung verwendet wird, die als Legierungsbestandteile die Elemente Chrom, Vanadin
und Wolfram einzeln oder in Kombination enthält, wobei der Anteil jedes einzelnen
dieser Elemente - falls enthalten - 0,1 bis 5 Gew. % betragen soll und wobei die
Summe der Anteile, falls sie in Kombination vorliegen, bis zu 10 Gew. % beträgt.
Die Elemente Chrom, Vanadin und Wolfram lassen sich insbesondere zur Regulierung
der Zerfallsbeständigkeit der Eisen- und/oder Mischkarbide in der austenitischen
Phase verwenden.
[0031] Alternativ hierzu können Gußlegierungen verwendet werden, die als Legierungsbestandteile
die Elemente Bor, Titan, Tellur und Wismut einzeln oder in Kombination enthalten,
wobei der Anteil eines einzelnen dieser Elemente - falls vorhanden - 0.01 bis 0,2
Gew. % beträgt. Auch diese Elemente und die Variation ihrer Anteile lassen sich dazu
einsetzen, die Zerfallgeschwindigkeit der Karbide in der austenitischen Phase zu regulieren
oder, anders ausgedrückt, die Eisenkarbidkristalle zumindest teilweise oder sogar
vollständig zu stabilisieren.
[0032] Als vorteilhaft haben sich auch Gußeisenlegierungen bei beiden Verfahrensführungen
erwiesen, die als Legierungsbestandteile Kupfer, Nickel und Molybdän einzeln oder
in Kombination enthalten mit je einem jeweiligen Anteil von 0,1 bis 8 Gew. % - falls
enthalten -, wobei bei einer Kombination dieser Elemente die Summe ihrer Anteile bis
zu 15 Gew. % betragen kann.
[0033] Sämtliche vorgenannten Elemente lassen sich als Legierungsbestandteil dazu verwenden,
die zeit- und temperaturabhängige Umwandlungscharakteristik der Gußlegierung gezielt
zu verändern bzw. das Zeit-/Temperaturverhalten der Legierung gezielt zu beeinflussen,
wie dies bereits zuvor ausgeführt wurde. Dies eröffnet nicht nur, wie bereits erwähnt,
die Möglichkeit, direkt mit dem Guß zu einem erfindungsgemäß ausgeprägten Bauteil
zu kommen, sondern auch bei der Nachbehandlung der Gußteile zu einer Verfahrensführung,
bei der Umwandlungsprozesse so verlangsamt sind, daß geringe zeitliche Unterschiede
in den Haltezeiten, insbesondere bei der Austenitisierungstemperatur und bei der
Behandlung im Warmbad, zu keiner gravierenden Qualitätsschwankung mehr führen. Hierdurch
verlängern sich zwar zum Teil die Behandlungszeiten der Bauteile in den verschiedenen
Verfahrensstufen, jedoch überwiegen die Vorteile, die dadurch erhalten werden, daß
höhere Qualitätsstandards bei verringerten Ausschußanteilen eingehalten werden können.
[0034] Eine weitere Aufgabe der Erfindung ist es, verschleißfeste Gußteile aus einer Gußeisenlegierung
mit Graphitausscheidungen und Ledeburitanteilen vorzuschlagen, bei denen neben ausgezeichneten
Zugfestigkeits- und Dehnungswerten eine verbesserte Wälzermüdungsfestigkeit an Oberflächenbereichen
besteht.
[0035] Diese Aufgabe wird bei den verschleißfesten Gußteilen aus einer Gußeisenlegierung
mit ledeburitischen Randzonen oder Oberflächenbereichen dadurch erreicht, daß eine
überwiegend bainitische Matrix des Ledeburit vorgesehen wird, in der Fe₃C und/oder
Mischkarbide eingebettet sind.
[0036] Gußteile mit einem solchen Aufbau nutzen zum einen die Eigenschaften des hochfesten
und verschleißbeständigen Bainitgefüges und ergänzen dieses zusätzlich durch die Härte
der Fe₃C und/oder der Mischkarbide, die in ihrer Kombination zu einer bisher unerreichten
Verschleißbeständigkeit bei Gußteilen führen.
[0037] Die erfindungsgemäßen Gußteile können neben einer überwiegend bainitischen Struktur
auch Austenit- und/oder Martensitanteile umfassen, ohne daß bezüglich der Abriebfestigkeit
deutlich schlechtere Ergebnisse erzielt werden.
[0038] Neben den Oberflächenbereichen, die im wesentlichen graphitfrei sind, enthalten andere
Bereiche der Gußteile lamellare, vermikulare und/oder kugelige Graphitausscheidungen,
die, beispielsweise in Abhängigkeit des Magnesiumanteiles, frei wählbar sind und
andere Eigenschaften als die Verschleißfestigkeit des Gußteiles bestimmen.
[0039] Weitere vorteilhafte Ausbildungen der Gußteile sind den Unteransprüchen zu entnehmen.
[0040] Die erfindungsgemäßen Gußteile werden vorzugsweise nach den zuvor beschriebenen
Verfahren erhalten, wobei die Gußteile bei dem Nachbehandlungsverfahren zunächst in
einem bearbeitbaren Zustand vorliegen und erst in einer der letzten Phasen des Produktionsprozesses
dem erfindungsgemäßen Verfahren unterzogen werden.
[0041] Die zuvor beschriebene direkte Methode, bei der der Legierung Legierungsbestandteile
so zugegeben werden, daß das Zeit-/Temperaturverhalten der Legierung beim Gieß- und
Erstarrungsvorgang so beeinflußt ist, daß sich ledeburitische Randzonen bilden,
deren Gußmatrix im wesentlichen Bainit umfaßt, stellt dazu ein völlig gleichwertiges
Herstellungsverfahren dar, das allerdings hauptsächlich dann zum Einsatz kommt, wenn
die hergestellten Gußteile keiner weiteren Nachbearbeitung mehr unterzogen werden
müssen. Die Legierungsbestandteile, insbesondere Komponenten wie Nickel, Kupfer, Molybdän
und/oder Wolfram, werden gezielt so zur Beeinflußung der Phasen-Umwandlungscharakteristik
der Legierung verwendet, daß bei einem unveränderten, natürlichen Abkühlverhalten
des Gußteiles die erfindungsgemäße Struktur in den Randzonen des Gußteiles erhalten
wird. Dies bedeutet, daß keinerlei nachträgliche Wärmebehandlung mehr notwendig ist
und daß der Abkühlprozeß der Gußteile durch die erfindungsgemäße Verfahrensführung
in keiner Weise verlängert wird.
[0042] Wegen ihrer besonders hohen Verschleißfestigkeit werden die erfindungsgemäßen Gußteile
insbesondere als Bauteile für die Ventilsteuerung von Verbrennungsmotoren, als Nockenwellen
und deren Gegenläufer, wie z.B. Hebeln oder Stösseln, ausgebildet und verwendet.
[0043] Dieses ist jedoch keineswegs das einzige Einsatzgebiet für die erfindungsgemäßen
Gußteile, da sie mit Vorteil überall dort einzusetzen sind, wo Gußteile einem abrasiven
Verschleiß unterworfen sind. Beispielsweise sei hier nur der Einsatz von solchen
Teilen im Bergbau und im Landmaschinenbau erwähnt.
[0044] Diese und weitere Vorteile der Erfindung werden im folgenden an Hand der Beispiele
noch näher erläutert.
Beispiel 1:
[0045] Das in diesem Beispiel herzustellende Gußteil ist eine Nockenwelle, die zunächst
über das bekannte Schalenhartgußverfahren hergestellt wird. Die Nockenwelle weist
dabei bereits Randzonenbereiche aus Ledeburit auf, bei denen jedoch die Matrix für
die Karbide im wesentlichen aus Perlit besteht. Bei diesem Schalenhartgußverfahren
wird eine Gußform verwendet, die im erstarrenden Gußtück an bestimmten Partien eine
so hohe Erstarrungsfrontgeschwindigkeit ermöglicht, daß die Gußeisenschmelze dort
in der Randzone des Gußstückes gemäß dem metastabilen Zustandsdiagramm mit ledeburitischem
Gefüge erstarrt, die Karbidkristalle der Ledeburitbereiche sind hier in einer perlitischen
Matrix eingebettet.
[0046] Die sich daran anschließende, erfindungsgemäße Wärmebehandlung dieser Nockenwelle
ist in einem Zeit-/Temperaturdiagramm in der Zeichnung wiedergegeben. Danach werden
die Gußteile zunächst auf eine Temperatur von ca. 600° C (P 1) aufgeheizt und bis
zum Temperaturausgleich im Gußstück (P 2) auf dieser Temperatur ge halten. Danach
erfolgt eine möglichst rasche Aufheizung auf die Austenitisierungstemperatur (P 3)
von ca. 900° C. Nach einer Haltezeit von ca. 7 Minuten (P 4) werden die Nockenwellen
auf eine Zwischenstufenvergütungstemperatur von ca. 300° C schnell abgekühlt (P 5)
und auf dieser Temperatur (siehe strichpunktierten Kurvenverlauf) ca. 2 1/2 Std.
gehalten (P 7). Durch die kurze Haltezeit bei hohen Temperaturen wird erreicht, daß
die Karbide im Gußstück, wie sie beim Schalenhartguß erzeugt wurden, noch im wesentlichen
unzersetzt erhalten bleiben, während andererseits durch den Vorwärmeproze bei ca.
600° C (P 1 - P 2) die Voraussetzung für eine im wesentlichen vollständige Umwandlung
in Austenit während dieser kurzen Haltezeit gegeben ist.
[0047] Am Ende der Wärmebehandlung (nach P 7) wird die Nockenwelle an der Luft auf Raumtemperatur
abgekühlt.
[0048] Die Figur stellt im Bereich von P 5 bis P 6, d.h. bei dem Verfahrensschritt der
Abschreckung, eine Variante dar, bei der die Temperatur des Warmbades zunächst ca.
50° C unterhalb von der danach eingehaltenen Warmbadtemperatur gewählt wird. Die Vorteile
hierbei sind zum einen die Möglichkeit der besseren Ausnutzung des Badinhaltes beim
Abschrecken, da ein relativ kleines Verhältnis der Wärmekapazität des Bades zu der
Wärmekapazität der darin einzubringenden Gußteile und damit auch ein relativ kleines
Badvolumen gewählt werden kann. Dies bringt nicht nur kleinere Anlagenkosten mit sich,
sondern vermindert auch die Energiekosten der Anlage, da ein wesentlich reduzierter
Badinhalt auf die entsprechende Nachbehandlungstemperatur oder Zwischenstufenvergütungstemperatur
gebracht werden muß. Außerdem läßt sich bei dieser Verfahrensführung noch erreichen,
daß eine erhöhte Bildung von Kristallisationszentren hervorgerufen wird, was sich
in einer feineren Struktur des Gußgefüges auswirkt.
Beispiel 2:
[0049] Das mit dem erfindungsgemäß en Verfahren zu behandelnde Bauteil, hier eine Nockenwelle,
kann gleichermaßen anstatt im Schalenhartgußverfahren auch durch ein Umschmelzen
einer grau erstarrten Randzone mittels energiereicher Strahlung, hier beispielsweise
eines WIG-Brenners, erzeugt werden. Die nachfolgende Wärmebehandlung entsprach der
Vorgehensweise gemäß dem Ausführungsbeispiel 1.
Beispiel 3:
[0050] Bei diesem Ausführungsbeispiel wurde der Gußeisenlegierung eine Kombination von Legierungselementen
zugegeben, nämlich 1,2 % Nickel, 1 % Molybdän und 0,7 % Kupfer. Die Nockenwelle wurde
in an sich bekannter Weise im Schalenhartgußverfahren gegossen, ohne daß beim Abkühlen
und Erstarren der Schmelze eine besondere Temperaturführung aufgezwungen wurde. Durch
den gezielten Einsatz der Legierungsbestandteile wurde eine solche Verschiebung der
Phasen-Umwandlungskurven im kontinuierlichen Zeit-/Temperaturdiagramm zu längeren
Umwandlungszeiten erreicht, daß in den Randzonen wiederum im wesentlichen Ledeburit
mit bainitischer Matrix erhalten wurde.
Beispiel 4:
[0051] In diesem Ausführungsbeispiel wurden Nockenwellen entsprechend dem Beispiel 3 hergestellt
mit dem Unterschied, daß statt der Legierungsbestandteile Nickel, Molybdän und Kupfer
lediglich ein Anteil von 2,5 bis 3 Gew. % Wolfram der Gußeisenlegierung zugesetzt
wurde.
[0052] Die Grenzlaufzeiten der gemäß den Beispielen 1 bis 4 herge stellten Nockenwellen
und Schlepphebel mit den ledeburitischen Randzonen mit bainitischer Matrix liegen
je nach Beanspruchsbedingungen bis zu 30 % über den Werten, die für die gleichen
Bauteile mit der gleichen Gußstruktur, aber perlitischer Matrix in den ledeburitischen
Randzonen erreichbar sind.
1. Verfahren zur Herstellung verschleißfester Gußteile aus einer Gußeisenlegierung
unter Verwendung von Gußteilen mit ledeburitischen Randzonen oder Oberflächenbereichen
und Graphitausscheidungen in weiteren Bauteilbereichen, wobei die Gußteile zur Umwandlung
der Matrix der ledeburitischen Randzonen oder Oberflächenbereiche in Bainit einer
Wärmebehandlung unterzogen werden, dadurch gekennzeichnet, daß die Gußteile bei einer
Austenitisierungstemperatur geglüht und zu einem Zeitpunkt auf eine Zwischenstufentemperatur
abgeschreckt werden, zu dem einerseits die Matrix im wesentlichen in Austenit umgewandelt
ist und andererseits jedoch die Karbide der Legierung noch im wesentlichen unzersetzt
vorliegen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Abschrecken durch Einbringen
der Gußteile in ein Warmbad erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur des Warmbades
220 bis 450° C beträgt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Gußteile
ca. 0,1 bis 4 Std. im Warmbad behandelt werden.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur des Warmbades
im wesentlichen konstant gehalten wird.
6. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur des Warmbades
nach dem Einbringen der Bauteile erhöht wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur im Warmbad
nach dem Einbringen der Bauteile um ca. 30 bis 100° C erhöht wird.
8. Verfahren nach einem oder mehreren der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß das Glühen der Gußteile bei einer Austenitisierungstemperatur von ca. 800 bis
960° C durchgeführt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Austenitisierungstemperatur
während ca. 3 bis 10 Minuten gehalten wird.
10. Verfahren nach einem oder mehreren der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß dem Glühen bei der Austenitisierungstemperatur ein Aufheizprozeß vorgeschaltet
wird, bei dem das Gußteil zunächst auf eine Temperatur von ca. 300 bis 700° C aufgeheizt
wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur während
dem Vorheizprozeß im Bereich von ca. 550 bis 650° C eingestellt wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, daß die
Temperatur beim Vorheizprozeß so lange gehalten wird, bis sich eine im wesentlichen
konstante Temperatur über den Gußteilquerschnitt eingestellt hat.
13. Verfahren nach einem oder mehreren der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß das zu verwendende Gußteil im Schalenhartgußverfahren, gegebenenfalls unter Verwendung
von Kühleisen, gegossen ist.
14. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet,
daß Oberflächenbereiche oder gegebenenfalls ganze Randzonen des zu verwendenden Gußteiles
mittels energiereicher Strahlung, beispielsweise eines Wolfram-Inertgas-Brenners,
eines Lasers oder eines Elektronenstrahls, zu einem ledeburitischen Gefüge umgeschmolzen
sind.
15. Verfahren zur Herstellung von Gußteilen mit ledeburitischen Randzonenbereichen,
gekennzeichnet durch die Zugabe von Legierungsbestandteilen zu der Legierung vor dem
Gießen, welche das Zeit-/Temperaturverhalten in der Weise verändern, daß bei einem
an sich im wesentlichen unveränderten Gieß- und Erkaltungsvorgang ledeburitische
Oberflächenbereiche oder Randzonen erhalten werden, deren Gußmatrix im wesentlichen
Bainit umfaßt.
16. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 15, dadurch gekennzeichnet,
daß eine Gußeisenlegierung verwendet wird, die als Legierungsbestandteile die Elemente
Chrom, Vanadin und Wolfram einzeln oder in Kombination enthält, wobei der Anteil
des einzelnen Elements jeweils 0,1 bis 5 Gew. % beträgt und wobei die Summe der Anteile
der in Kombination enthaltenen Elemente bis zu 10 Gew. % beträgt.
17. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 15, dadurch gekennzeichnet,
daß eine Gußeisenlegierung verwendet wird, die als Legierungsbestandteile die Elemente
Bor, Titan, Tellur und Wismut einzeln oder in Kombination enthält, wobei der Anteil
des einzelnen der Elemente 0,01 bis 0,2 Gew. % beträgt.
18. Verfahren nach einem oder mehreren der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß eine Gußeisenlegierung verwendet wird, die als Legierungsbestandteile Kupfer,
Nickel und Molybdän einzeln oder in Kombination enthält mit einem jeweiligen Anteil
von 0,1 bis 8 Gew. %, wobei bei einer Kombination dieser Elemente die Summe ihrer
Anteile bis zu 15 Gew. % beträgt.
19. Verschleißfeste Gußteile aus einer Gußeisenlegierung mit ledeburitischen Randzonen
oder Oberflächenbereichen, gekennzeichnet durch eine überwiegend bainitische Matrix
des Ledeburit, in der Fe₃C und/oder Mischkarbide eingebettet sind.
20. Gußteile nach Anspruch 19, dadurch gekennzeichnet, daß die Matrix neben dem Bainit-Anteil
Austenit- und/oder Martensit-Anteile umfaßt.
21. Gußteile nach Anspruch 19 oder 20, dadurch gekennzeichnet, daß die Gußteile Bereiche
mit Graphitaussscheidungen umfassen, welche vorzugsweise lamellar, vermikular und/oder
kugelig ausgebildet sind.
22. Gußteile nach einem oder mehreren der Ansprüche 19 bis 21, dadurch gekennzeichnet,
daß die Legierung einzeln oder in Kombination Chrom, Vanadin und Wolfram mit Gehalten
von jeweils 0,1 bis 5 Gew. %, in der Kombination in der Summe bis maximal 10 Gew.
% enthält.
23. Gußteile nach einem oder mehreren der Ansprüche 19 bis 21, dadurch gekennzeichnet,
daß die Legierung einzeln oder in Kombination Bor, Titan, Tellur und Wismut mit Gehalten
von 0,01 bis 0,2 Gew. % umfaßt.
24. Gußteile nach einem oder mehreren der Ansprüche 19 bis 23, dadurch gekennzeichnet,
daß die Legierung einzeln oder in Kombination Kupfer, Nickel und Molybdän mit Gehalten
von 0,1 bis 8 Gew. %, in der Kombination mit einer Summe der Gehalte bis zu 15 Gew.
%, umfaßt.
25. Gußteile nach einem oder mehreren der Ansprüche 19 bis 24, dadurch gekennzeichnet,
daß sie gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 11 wärmebehandelt sind.
26. Gußteile nach einem oder mehreren der Ansprüche 19 bis 24, dadurch gekennzeichnet,
daß sie durch direktes, gesteuertes Abkühlen nach dem Gießen hergestellt sind, wobei
die zeitabhängige Phasen-Umwandlungscharakteristik der verwendeten Gußlegierungen
vorzugsweise durch Komponenten wie Nickel, Kupfer, Molybdän und/oder Wolfram zu längeren
Umwandlungszeiten hin eingestellt ist.
27. Gußteile nach einem oder mehreren der Ansprüche 19 bis 26, dadurch gekennzeichnet,
daß sie als Bauteile für die Ventilsteuerung von Verbrennungsmotoren, insbesondere
Nockenwellen und deren Gegenläufer, wie z.B. Hebel oder Stössel, ausgebildet sind.