[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Heranführen des Anfanges einer Materialbahn,
insbesondere einer Papierbahn, von unten an eine Rollmaschinenwalze gemäß dem Oberbegriff
des Patentanspruchs 1 und eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] Bei Rollmaschinen mit Bahnzufuhr von unten an die einzelnen Aufwickelstationen ist
der Einzug einer neuen Papierbahn - z.B. beim Wechsel einer Vorratsrolle oder bei
Bahnrissen - relativ zeitaufwendig. Dazu muß bei Stützwalzen-Rollmaschinen eine Bedienungsperson
in den Unterflur liegenden, schwer zugänglichen Bereich unterhalb der Stützwalze herabsteigen,
um manuell den Anfang der Bahn senkrecht nach oben durch die in diesem Bereich angeordnete
Längsschneideeinrichtung zu führen und an der Unterseite der Stützwalze anzulegen.
Die Messer der Längsschneidevorrichtung können dazu mit geringem Hub auseinandergefahren
werden. Die weitere Führung des Bahnanfanges zu den Aufwickelstationen erfolgt anschließend
mit der Stützwalze, die zu diesem Zweck Saugöffnungen aufweist und während des Einzuges
mit Unterdruck beaufschlagt wird. Eine Stützwalzen-Rollmaschine mit Bahnzufuhr von
unten ist in der DE-PS 31 02 894 beschrieben.
[0003] Aus der DE-OS 31 17 094 ist ein gattungsgemäßes Verfahren bekannt, bei dem aus einem
sich in Förderrichtung der Bahn erstreckenden, heb- und senkbaren Bahnführungstisch
aus einer Mehrzahl von Ausblasöffnungen Druckluft gegen die Bahn und/oder mit mindestens
einer Komponente der Strömungsrichtung in Bahnförderrichtung strömt. In der Praxis
hat sich jedoch das dort beschriebene Verfahren als unbefriedigend gezeigt. Selbst
bei Zufuhr von erheblichen Druckluftmengen bei hohem Drücken ist die dort gezeigte
Vorrichtung nicht in der Lage, den Bahnanfang sicher über die geforderte Strecke senkrecht
nach oben zu fördern.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein gattungsgemäßes Verfahren zu schaffen,
das einen sicheren senkrechten Transport bei möglichst geringer Druckluftzufuhr gewährleistet.
Eine weitere Aufgabe liegt in der Bereitstellung einer Vorrichtung zur Durchführung
eines erfindungsgemäßen Verfahrens.
[0005] Die erste Aufgabe wird mit den Maßnahmen des Patentanspruchs 1 gelöst. Es hat sich
gezeigt, daß eine zu einem Leitblech im wesentlichen parallele, an dessen Oberfläche
anhaftende und laminare Strömung einen sicheren Transport des Bahnanfanges gewährleistet.
[0006] Die zweite Aufgabe wird mit den Merkmalen des Anspruchs 2 gelöst.
[0007] Die Unteransprüche enthalten bevorzugte Ausführungsformen einer Vorrichtung nach
Anspruch 2:
[0008] Während das Merkmal des Anspruchs 4 den zum Transport erforderlichen Druck vermindert,
ermöglicht der heb- und senkbare Leitblech nach Anspruch 5 die senkrechte Führung
der Bahn zwischen den Messern einer Längsschneideeinrichtung hindurch.
[0009] Die Zeichnung dient zur Erläuterung der Erfindung anhand eines vereinfacht dargestellten
Ausführungsbeispiels.
Figur 1
zeigt schematisch eine erfindungsgemäße Vorrichtung in Seitenansicht.
[0010] Bei der in Fig. 1 ausschnittsweise gezeigten Rollmaschine erfolgt die Zuführung der
Materialbahn 1 - eine Papierbahn - von unten an eine als Saugwalze ausgebildete Stützwalze
2. Zur Papierbahnführung dienen drei Leitwalzen 3, 4, 5. Die von einer nicht dargestellten
Abrollung in etwa waagerecht ankommende Bahn 1 wird von der Leitwalze 3 nach oben,
von der Leitwalze 4 in die senkrechte und von der Leitwalze 5 tangential an die Stützwalze
2 gelenkt.
[0011] Im Bereich der senkrechten Bahnführung zwischen den Leitwalzen 4 und 5 befindet sich
eine Längsschneideeinrichtung mit mehreren, auf einer Parallelen zur Stützwalzenachse
angeordneten Kreismesserpaaren. Die aus Obermesser 6 und Untermesser 7 bestehenden
Kreismesserpaare dienen zum Aufteilen der Bahn 1 in Einzelbahnen, wobei die Obermesser
6 mit kurzem Hub von den Untermessern 7 wegbewegbar sind.
[0012] Zum automatischen Heranführen eines neuen Bahnanfangs an die Stützwalze 2 dienen
folgende zusätzlichen Elemente:
[0013] Eine an den Umfang der Leitwalze 3 anschwenkbare Bänderschwinge 8 und ein fluchtend
sich daran anschließendes Blech 9 lenken den Bahnanfang in Richtung der Leitwalze
4. Mit kurzem Abstand neben der Leitwalze 4 ist ein mittels einer pneumatischen Kolben-Zylinder-Einheit
10 vertikal beweglicher, sich senkrecht über einen Teil der Arbeitsbreite erstreckendes
Leitblech angeordnet, das in hochgefahrener Position von der Leitwalze 4 durch die
Messer 6, 7 bis zur Leitwalze 5 reicht. In niedergefahrener Position befindet sich
die Oberkante des Leitblechs 11 etwa in Höhe der Leitwalze 4. Im vorliegenden Ausführungsbeispiel
ist das - quer zur Laufrichtung - zentral angeordnete Leitblech 11 ca. 500 mm breit,
um einen Bahnanfang von ca. 300 - 400 mm Breite zu führen.
[0014] Im Bereich zwischen Leitblech 11 und Blech 9 sind mit regelmäßigem Abstand voneinander
über die Breite des Leitblechs 11 Flachstrahldüsen 12 angeordnet, die aus einer nicht
dargestellten Druckluftversorgung gespeist werden. Die etwa 50 mm breiten Flachstrahldüsen
12 weisen jeweils mehrere, nebeneinander angeordnete Ausblasöffnungen mit ca. 1 mm
Durchmesser auf, aus denen die Druckluft in laminarer Strömung austritt. Der prinzipielle
Aufbau derartiger Flachstrahldüsen ist in der DE-PS 24 13 614 beschrieben. Die Anordnung
der Flachstrahldüsen 12, und damit die Strömungsrichtung der Druckluft, ist für den
Transport der Bahn 1 senkrecht nach oben von entscheidender Bedeutung: Dazu sind die
Flachstrahldüsen 12 - im vorliegenden Beispiel sind es drei - parallel zum Leitblech
11 und in sehr geringem Abstand zu diesem angeordnet. Es hat sich gezeigt, daß der
Abstand der Ausblasöffnungen vom Leitblech 11 geringer als 10 mm sein muß, vorzugsweise
beträgt er zwischen 0,5 und 1 mm.
[0015] Am oberen Ende des senkrechten Teils der Förderstrecke im Bereich der Leitwalze 5
lenkt eine weitere Düse 13 den Bahnanfang in tangentialer Richtung zur Stützwalze
2. Für eine sichere Anlage des Bahnanfangs an die Stützwalze 2 ist an dieser Seite
eine an die Stützwalze 2 anlegbare Bänderschwinge 14 angeordnet.
[0016] Während des Aufwickelns der durch die Längsschneide-einrichtung 6, 7 erzeugten Einzelbahnen
auf Wickelrollen, die sich auf dem oberen Teil der Stützwalze 2 abstützen, befinden
sich die Elemente zur Einführung eines neuen Bahnanfangs in Ruhestellung, so daß sie
die Bahnführung und damit den Wickelvorgang nicht behindern:
[0017] Die Bänderschwingen 8, 14 sind von den jeweiligen Walzen, 3, 2 weggeschwenkt, das
Leitblech 11 steht in unterster Position außerhalb der Längsschneideeinrichtung 6,
7 so daß das Obermesser 6 in Arbeitsstellung am Untermesser 7 anliegt, und die Düsen
12, 13 sind außer Betrieb.
[0018] Zum Heranführen eines neuen Bahnanfangs, z.B. bei einer neuen Vorratsrolle in der
Abrollung, werden zunächst die Messer 6, 7 auseinandergefahren, damit anschließend
das Leitblech 11 in seine obere Position bewegt werden kann. Es erstreckt sich in
dieser Position entlang der gesamten Strecke, auf der der neue Bahnanfang senkrecht
geführt werden muß. Zusätzlich werden die Bänderschwingen 8, 14 an die Walzen 3, 12
angelegt, und die Düsen 12, 13 werden mit Druckluft gespeist.
[0019] Im Bereich der Abrollung wird die Breite des einzuführenden Bahnanfangs durch Abreißen
an den Rändern auf ca. 300 - 400 mm verringert. Die Länge des geschmälerten Bahnanfangs
entspricht in etwa der Förderstrecke Leitwalze 3 - Stützwalze 2, im vorliegenden Beispiel
ca. 1500 mm. Der neue Bahnanfang wird anschließend mit nicht dargestellten Förderbändern
von der Abrollung zu der Leitwalze 3 geführt, wo er von der anliegenden Bänderschwinge
8 nach oben, über das Blech 9 in den Bereich der Luftströmung der Flachstrahldüsen
12 umgelenkt wird.
[0020] Aufgrund ihres kurzen Abstandes vom Leitblech 11 blasen die Flachstrahldüsen 12 Druckluft
in einer laminaren Strömung entlang der Oberfläche des Leitbleches 11 senkrecht nach
oben. Aufgrund der - gegenüber der Transportgeschwindigkeit des Bahnanfangs - erhöhten
Strömungsgeschwindigkeit entsteht zwischen dem Leitblech 11 und der Bahn 1 ein Unterdruck,
der die Bahn 1 unmittelbar am Leitblech 11 führt. Zusätzlich bildet sich aufgrund
der Rauheit der Papieroberfläche eine auf die Bahn wirkende, senkrecht nach oben weisende
Kraftkomponente, die die Bahn 1 im Zusammenwirken mit den nachschiebenden Förderbändern
nach oben transportiert.
[0021] Wenn der Bahnanfang den Bereich der Leitwalze 5 erreicht hat, wird er von der aus
der Düse 13 ausströmenden Druckluft in Richtung zur Bänderschwinge 14 umgelenkt und
legt sich mit deren Hilfe an der Stützwalze 2 an. Sobald der an der Stützwalze anliegende,
von dieser durch Ansaugen gehaltene Bahnanfang ausreichend groß ist, werden die Bänderschwingen
8, 14 wieder abgeschwenkt, das Leitblech 11 wird in seine untere Position gefahren,
und die Messer 6, 7 werden in Arbeitsstellung bewegt. Nachdem die neuen Bahnanfänge
der Einzelbahnen an Wickelhülsen befestigt wurden, kann die Rollmaschine auf ihre
maximale Wickelgeschwindigkeit beschleunigt werden.
1. Verfahren zum Heranführen des Anfanges einer Materialbahn, insbesondere einer Papierbahn,
von unten an eine Rollmaschinenwalze,
bei dem der Bahnanfang mittels Druckluft an einem senkrechten, plattenförmigen Bahnführungselement
nach oben bewegt wird, dadurch gekennzeichnet, daß die Druckluft in einer im wesentlichen laminaren Strömung entlang der Oberfläche
eines Leitbleches und im wesentlichen parallel zu dieser nach oben geblasen wird.
2. Vorrichtung zur Durchführung eines Verfahrens nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch ein senkrechtes, sich über einen Teil der Arbeitsbreite erstreckendes Leitblech (11)
und durch mindestens eine Flachstrahldüse (12) mit mehreren zum Leitblech (11) Parallel
angeordneten, nach oben weisenden Ausblasöffnungen, wobei der Abstand der Ausblasöffnungen
vom Leitblech (11) weniger als 10 mm, vorzugsweise 0,5-1mm, beträgt.
3.Vorrichtung nach Anspruch 2, gekennzeichnet durch 3-5 Flachstrahldüsen (12), die über die Breite des Leitblechs (11) mit regelmäßigem
Abstand voneinander angeordnet sind.
4. Vorrichtung nach Anspruch 2 oder 3, gekennzeichnet durch Flachstrahldüsen (12) mit Ausblasöffnungen, deren Durchmesser kleiner als 2 mm, vorzugsweise
ca. 1 mm, beträgt.
5.Vorrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Leitblech (11) heb- und senkbar ist.