[0001] Die Erfindung betrifft ein Bohrwerkzeug nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Bohrwerkzeuge mit austauschbaren Förderwendeln werden vorwiegend zur Herstellung
von Durchbrüchen benutzt, unter Verwendung von elektrisch oder pneumatisch angetriebenen
Bohrhämmern. Dabei ist der mit Hartmetall bestückte Bohrkopf als Kreuzbohrkopf oder
Vollbohrkopf ausgebildet. Derartige Werkzeuge sind beispielsweise in der DE-OS 26
39 310, DE-OS 30 44 757 oder der DE-OS 25 43 578 A1 dargestellt.
[0003] Aus der EP 0 264 657 A1 ist ein Bohrwerkzeug mit austauschbarer Förderwendel bekannt
geworden, bei welchem zwischen Förderwendel und axialem Abstützring eine Spiralfeder
vorgesehen ist, die ein bestimmtes axiales Spiel der Förderwendel gegenüber dem Bohrerschaft
zuläßt. Die Förderwendel kann sich vom Bohrkopf gegen den Druck der Feder wegbewegen
und insbesondere bei einer Verklemmung oder Verkantung der Wendel im Bohrloch auch
frei gegenüber dem Bohrkopf bzw. dem Bohrerschaft durchdrehen. Hierdurch kann eine
Zerstörung der Kunststoffwendel vermieden werden.
[0004] Die mittels der Abstützfeder erzeugte Anpreßkraft zwischen der Förderwendel und dem
Bohrkopf richtet sich nach der Belastbarkeit der Kunststoffwendel. Stellt man die
Anpreßkraft sehr hoch ein, so tritt eine axiale Verschiebung der Förderwendel und
damit eine Trennung der formschlüssigen Verbindung zwischen Förderwendel und Bohrkopf
erst bei einer sehr hohen Belastung infolge von Verkantung oder Verklemmung auf. Dies
kann aber zu einer frühzeitigen Zerstörung der Förderwendel führen. Umgekehrt muß
die Anpreßkraft mindestens so groß sein, daß stets ein guter Formschluß zwischen Förderwendel
und Bohrkopf zur Überbrückung des vorgesehenen Spiels für die Förderwendel vorhanden
ist.
[0005] Infolge der im Bohrkopf enthaltenen Bohrmehlnuten, in denen die Förderwendel im allgemeinen
formschlüssig verankert ist, ist die wirksame Andruckfläche bzw. Verbindungsfläche
der formschlüssigen Verbindung zwischen Förderwendel und Bohrkopf relativ klein gehalten.
Hier kommt es deshalb zu hohen Flächenpressungen und damit zu einer erhöhten Beanspruchung
der Förderwendel. Weiterhin tritt bei der bekannten Anordnung bei einer schlagartigen
Beanspruchung der Förderwendel durch Verklemmen oder Verkanten eine außerordentlich
hohe Schlagbelastung auf die formschlüssige Verbindung auf, da sich die axiale Verschiebung
zur Überbrückung des vorgesehenen Spiels nicht schlagartig einstellen kann. Auch hierdurch
kann es zu einer vorzeitigen Zerstörung oder zu einem Bruch der Förderwendel kommen.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Bohrwerkzeug der einleitend bezeichneten
Art dahingehend zu verbessern, daß die Förderwendel im Betrieb geringeren Kräften
ausgesetzt ist, so daß der Verschleiß der Förderwendel und damit die Bruchgefahr gemindert
wird.
[0007] Diese Aufgabe wird ausgehend von einem Bohrwerkzeug der einleitend bezeichneten Art
durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. In den Unteransprüchen
sind vorteilhafte und zweckmäßige Weiterbildungen der Erfindung angegeben.
[0008] Das erfindungsgemäße Bohrwerkzeug hat gegenüber den bekannten Einrichtungen den Vorteil,
daß die Lebensdauer insbesondere einer Kunststoff-Förderwendel bei bestimmten Einsatzzwecken
betächtlich erhöht werden kann. Erfindungsgemäß ist hierfür vorgesehen, daß keine
sonst übliche formschlüssige Verbindung zwischen Förderwendel und Bohrkopf, sondern
eine Reibschlußverbindung verwendet wird. Dabei liegt der Erfindung die Erkenntnis
zugrunde, daß es sich in der Praxis als unschädlich erwiesen hat, wenn sich die Förderwendel
ggf. auch bei einem leichteren Verklemmen geringfügig gegenüber dem Bohrkopf bzw.
dem Aufsteckschaft verdreht. Diese verdrehte Lage kann einen ungehinderten Bohrmehlabtransport
im allgemeinen nicht beeinflussen, so daß es auf eine formschlüssige Verbindung zwischen
Förderwendel und Bohrkopf nicht zwingend ankommt. Es kommt bei der Verwendung von
Wendeln insbesondere aus Kunststoff vielmehr entscheidend darauf an, daß eine schlagartige
Belastung auf die Wendel bei einem Verklemmen oder Verkanten möglichst vermieden werden
soll, d. h. die Wendel sollte bei einer derartigen Beanspruchung sofort ohne zeitliche
Verzögerung außer Eingriff kommen. Dies ist jedoch erfindungsgemäß nur mit einer sofort
durchrutschenden Förderwendel möglich, die nicht erst axial verschoben werden muß.
Die Verbindung der Förderwendel gegenüber dem Bohrkopf wurde deshalb als Reibschlußverbindung
durchgeführt, wobei es zu keiner nennenswerten axialen Verschiebung zwischen Förderwendel
und Bohrkopf kommt. Die Abstützfeder hat vielmehr die nunmehr andere Aufgabe, eine
ausreichende Anpreßkraft der Förderwendel gegenüber dem Bohrkopf zu erzielen, damit
die Förderwendel im Normalbetrieb nicht durchrutscht. Versuche haben gezeigt, daß
diese Verbindungsart für die Praxis ausreichend ist, wobei der Vorteil einer äußerst
schonenden Behandlung der Förderwendel damit verbunden ist.
[0009] Die Anlagefläche zwischen Förderwendel und Bohrkopf kann eben, konusförmig oder auch
gewölbt ausgebildet sein. Letzteres hat den Vorteil, daß eine größere Anlagefläche
und damit ein besserer Reibschluß gewährleistet ist.
[0010] Um den Reibschluß zu verbessern, kann es zweckmäßig und vorteilhaft sein, daß die
sich berührenden Anlageflächen zwischen Förderwendel und Bohrkopf aufgerauht sind.
Die Aufrauhung kann z. B. als eine Art Riffelung ausgebildet sein. Weiterhin kann
der bessere Reibschluß durch einen zusätzlich aufgebrachten Reibbelag oder einer zusätzlichen
Reibscheibe erfolgen.
[0011] Vorteilhaft ist weiterhin, daß die Federkraft der Abstützfeder und damit der Reibschluß
verstellbar ausgeführt ist. Dies kann beispielsweise dadurch geschehen, daß der Abstützring
in seiner axialen Lage verstellbar ist. Es können auch unterschiedlich harte Abstützfedern
zum Einsatz kommen.
[0012] Weitere erfindungswesentliche Merkmale und Vorteile ergeben sich aus den nachfolgenden,
anhand der Zeichnungen näher erläuterten Ausführungsbeispielen. Es zeigen
Fig. 1 eine Seitenansicht des erfindungsgemäßen Bohrwerkzeugs und
Fig. 2 eine Schnittdarstellung der Verbindung zwischen Förderwendel und Bohrkopf in
zwei Ausführungsvarianten.
[0013] Das in den Fig. 1 und 2 dargestellte Bohrwerkzeug 1 besteht aus einem Bohrerschaft
2 und einem Bohrkopf 3, der z. B. als Kreuzbohrkrone ausgebildet ist, wie sie beispielsweise
aus der DE-OS 34 26 977 bekannt ist. Die aufsteckbare und auswechselbare Förderwendel
4 ist als voll profilierte Kunststoff-Aufsteckwendel ausgebildet, d. h. die Förderwendel
hat ein eigenes Bohrerwendelprofil. Derartige Voll-Kunststoffwendeln sind beispielsweise
aus der DE 36 14 0010 A1 bekannt.
[0014] Anstelle der Massiv-Kunststoffwendel 4 kann auch eine gewickelte Förderwendel Verwendung
finden, sofern an dieser das gleiche erfindungsgemäße Problem auftritt.
[0015] Die Förderwendel 4 wird in axialer Richtung durch die Abstützfeder 5 nach untenhin
begrenzt, wobei sich die Abstützfeder auf einem Abstützring 6 abstützt. Der Abstützring
6 besteht aus einer radial aufweitbaren, längsgeschlitzten Abstützhülse 7, die in
eine Einstichnut im Bohrerschaft 2 einrastbar ist, wobei zur Blockierung der radialen
Aufweitung der Abstützhülse der untere Teil der Abstützfeder 5 einen oberen Abstützhülsenbereich
7′ umschließt.
[0016] Die Abstützfeder 5 weist die gleiche Wickelrichtung auf, wie die Förderwendel 4,
so daß es zu einer zusätzlichen Förderwirkung für das Bohrmehl kommen kann.
[0017] Wie aus Fig. 2 in Schnittdarstellung ersichtlich, erfolgt die axiale Abstützung der
Förderwendel 4 in ihrem oberen Bereich 8 mittels einer Reibschlußverbindung an der
Berührungsfläche 9. Dabei ist in der Fig. 2 die linke Figurenhälfte als konusförmige
oder kegelstumpfförmige Berührungsfläche 9′ und die rechte Figurendarstellung als
ebene Berührungsfläche 9˝ in alternativer Ausführungsform dargestellt. Die konusförmige
Ausbildung der Berührungsfläche 9′ hat den Vorteil einer größeren Verbindungsfläche
und damit einer erhöhten Reibschlußwirkung. Diese Fläche kann auch gewölbt ausgebildet
sein. Die gegenseitigen Berührungsflächen 9 zwischen Förderwendel 4 und Bohrkopf 3
sind zweckmäßigerweise aufgerauht. Hierfür ist in der linken Figurendarstellung von
Fig. 2 eine Art Riffelung 10 schematisch angedeutet. Es kann auch eine andere Art
der Aufrauhung zur Erhöhung des Reibmoments verwendet werden, z. B. in Form eines
aufgeklebten oder aufgespritzten Reibbelags oder einer zusätzlich eingebrachten Reibscheibe.
[0018] Die Abstützfeder 5 drückt die Förderwendel 4 mit einer bestimmten Andruckkraft 11
in Richtung zum Bohrkopf 3. Hierdurch erfolgt bei normaler Belastung auf das Bohrwerkzeug
eine Reibschlußverbindung zwischen Förderwendel 4 und Bohrkopf 3, so daß eine gesicherte
Drehmitnahme der Förderwendel 4 auf dem Bohrerschaft 2 gewährleistet ist. Die Anpreßkraft
11 kann durch Variation der Federhärte der Abstützfeder 5 geändert werden. Dies wäre
z. B. durch eine axiale Verschiebbarkeit oder Verstellbarkeit des Abstützringes 6
oder durch unterschiedlich starke Federn 5 gewährleistet.
[0019] Der Vorgang des Verklemmens ist in der EP 0 264 657 beschrieben. Dies tritt vorallem
bei der Herstellung von Durchbrüchen in klüftigem Gestein auf.
[0020] Sobald ein Verklemmen der Förderwendel 4 bei dem erfindungsgemäßen Bohrwerkzeug eintritt,
kann sich die Reibschlußverbindung zwischen Förderwendel 4 und Bohrkopf 3 durch leichte
axiale Verschiebung lösen, so daß eine Beschädigung der Förderwendel ausgeschlossen
ist. Sobald sich die Verklemmung zwischen Förderwendel und Bohrloch gelöst hat, drückt
die Abstützfeder 5 die Förderwendel 4 über die Anpreßkraft 11 wiederum in ausreichendem
Maße gegen den Bohrkopf 3, so daß eine Reibschlußverbindung an den Berührungsflächen
9 geschaffen wird.
1. Bohrwerkzeug, vorzugsweise zur Herstellung von Durchbrüchen in Beton- oder Mauerwerk
mit einer austauschbaren, axial gesicherten Förderwendel, die sich im Bereich des
Bohrkopfes abstützt, wobei zwischen der Förderwendel und einer am Bohrerschaft fixierten
Abstützvorrichtung eine Abstützfeder zur axialen Verspannung vorgesehen ist, dadurch
gekennzeichnet, daß die axiale Abstützung der Förderwendel (4) gegenüber dem Bohrkopf
(3) mittels einer Reibschlußverbindung erfolgt, wobei die Reibschlußkraft in Abhängikeit
der Federvorspannung der Abstützfeder (5) steht.
2. Bohrwerkzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Berührungsfläche
(9) zwischen Förderwendel (4) und Bohrkopf (3) konusförmig (9′), eben (9˝) oder im
Querschnitt gewölbt ausgebildet ist.
3. Bohrwerkzeug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Berührungsfläche
(9) zwischen Förderwendel (4) und Bohrkopf (3) nach Art einer Riffelung (10) o. dgl.
aufgerauht ist.
4. Bohrwerkzeug nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Federkraft (11) der Abstützfeder (5) und damit die Reibschlußkraft an der
Berührungsfläche (9) variabel einsetzbar ist.
5. Bohrwerkzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein zusätzlicher Reibbelag
auf die Berührungsfläche (9) mittels Kleben oder Aufspritzen aufgebracht ist.
6. Bohrwerkzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein separater Reibbelag
als Reibscheibe zwischen Förderwendel (4) und Bohrkopf (3) eingebracht ist.