[0001] Die Erfindung betrifft zunächst ein Verfahren zur Ausscheidung von flüssigen Anteilen
und Feinkornanteilen aus einer Zuckersuspension, bei dem eine bestimmte Füllmenge
der Zuckersuspension in einer Zentrifuge unter zeitweisem Zusatz einer bestimmten
Menge von Wasser und/oder Wasserdampf für eine bestimmte Zeitspanne geschleudert
wird.
[0002] Ein solches Verfahren wird in der Zuckerindustrie insbesondere eingesetzt, um aus
der in den Kochapparaten gewonnenen Zuckersuspension (Kristallsuspension, "Magma")
insbesondere den flüssigen Anteil abzuscheiden. Hierzu werden Zentrifugen eingesetzt,
die Trennung geschieht hierbei in zwei Phasen:
[0003] Nach dem Füllen der Zentrifuge mit einer bestimmten vorgegebenen Menge der Zuckersuspension
beginnt der Schleudervorgang, wobei eine Zuckerlösung mit niedrigem Reinheitsgrad
abgeschieden wird ("Grünablauf"), in dem alle nicht kristallisationsfähigen Stoffe
wie z.B. Aschebestandteile, Zellulose usw. enthalten sind. Dieser "Grünablauf" wird
für die Weiterverarbeitung in der Stufe mit dem nächst niedrigen Reinheitsgrad verwendet.
[0004] Nach dem Abtrennen dieses "Grünablaufs" folgt die sogenannte Waschphase, d.h., aus
Düsen wird Wasser ("Wasserdecke") auf den sich am Umfang der Zentrifuge abgesetzten
Filterkuchen gesprüht. Während dieser Waschphase sollen an den Zuckerkristallen noch
anhaftende Sirupreste ausgewaschen werden und gleichzeitig die enthaltenen Feinkornanteile
aufgelöst und ebenfalls ausgewaschen werden. Die Feinkornanteile könnten ansonsten
später beim Trennen der Kristalle über Siebe Verstopfungen verursachen. Die während
dieser Phase abgetrennte Flüssigkeit wird "Deckablauf" genannt.
[0005] Zur Steigerung der Waschwirkung ist es auch möglich, anstelle der Besprühung mit
Wasser oder auch zusätzlich den Filterkuchen mit Wasserdampf zu beaufschlagen, in
beiden Fällen muß so lange gewaschen werden, daß die Sirupreste möglichst vollständig
und über die gesamte Dicke des Filterkuchens hinweg von der Kristalloberfläche abgewaschen
werden (der Filterkuchen muß "durchgedeckt" werden). Andererseits darf jedoch der
Waschvorgang nicht zu lange ausgedehnt werden, da hierdurch unnötigerweise zusätzlich
Zucker gelöst würde, der später wieder kristallisiert werden muß, ein Vorgang, der
wiederum Wärmeenergie erfordert.
[0006] Da die Zusammensetzung der Kristallsuspension insbesondere hinsichtlich der Kristallgrößen
und dort insbesondere der Feinkornanteile unter Umständen starken Schwankungen unterliegen
können, lassen sich für die Optimierung des Schleuder- und Waschvorganges keine festen
Werte angeben, die, wie oben erläutert, gewährleisten, daß einerseits eine möglichst
vollständige Auswaschung erzielt wird, andererseits aber das Verfahren nicht unnötig
ausgedehnt wird, was zu einer Verschlechterung des Gesamtergebnisses hinsichtlich
Zyklusdauer und Energiebedarf führt. Bei einem raschen Abfließen der Sirupanteile
in der Grünablauf-Phase kann man darauf schließen, daß der Feinkornanteil gering ist
und die Wassermenge in der Wasch-Phase folglich ebenfalls relativ gering gehalten
werden kann. Bei nut zögerndem Abfluß der Sirupanteile in der Grünablauf-Phase läßt
dies den Schluß zu, daß der Feinkornanteil sehr hoch ist und die Durchlässigkeit des
Filterkuchens nur gering ist, folglich müßte die Wassermenge während der Deckphase
erhöht oder aber die Füllmenge der Zentrifuge im nächsten Zyklus reduziert werden,
da sonst durch die verringerte Durchlässigkeit des Filterkuchens in einzelnen Schichten
ein gewisser Flüssigkeitsstau entstehen kann, der ebenfalls zur unerwünschten teilweisen
Auflösung von Kristallen führt.
[0007] Hierdurch wird deutlich, daß mehrere Parameter, wie beispielsweise die Füllmenge
der Zentrifuge mit der Kristallsuspension, die zum Waschen verwendete Menge an Wasser
und/oder Wasserdampf, Beginn und Ende des Schleudervorganges, Beginn und Ende des
Waschvorganges einzeln und in ihrer funktionellen Abhängigkeit voneinander die Qualität
des Verfahrensergebnisses bestimmen. Um diese Kennwerte des Verfahrens möglichst optimal
im oben geschilderten Sinne festzulegen, hat man sich bisher darauf beschränkt, die
jeweiligen Endprodukte, also die verbleibenden Kristalle bzw. den Deckablauf durch
Entnahme von Laborproben zu kontrollieren, beispielsweise durch Refraktor-Messungen.
Diese stichprobenartigen Entnahmen erfordern einen hohen Zeit- und Personalaufwand,
das Resultat steht nut verspätet zur Verfügung und ist zwangsläufig mit relativ großen
Ungenauigkeiten behaftet.
[0008] Diese praktizierte Festlegung der Verfahrensparameter ist somit nur als eine Möglichkeit
zur Vermeidung von gröbsten Steuerungsfehlern einzustufen.
[0009] Es ist daher Aufgabe der Erfindung, ein gattungsgemäßes Verfahren so weiterzubilden,
daß auf einfache Art und Weise eine präzise Erfassung der genannten Steuergrößen in
dem Sinne ermöglicht wird, daß eine Optimierung des Verfahrens im Hinblick auf die
Qualität des gewonnenen Zuckers bei Minimierung des Energieaufwands erzielt wird.
[0010] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß die Steuergrößen des Verfahrens, insbesondere
zur Vorgabe der Füllmengen, der Waschdauer und der Schleuderdauer zumindest teilweise
aus einer zeitweisen oder kontinuierlichen Messung der sich während des Schleudervorganges
einstellenden Flächendichte des sich am Umfang der Zentrifuge absetzenden Filterkuchens
gewonnen werden.
[0011] Die Erfindung hat erkannt, daß die oben beschriebenen dynamischen Vorgänge bei der
Zusammensetzung des Filterkuchens, die durch die Zugabe von Wasser einerseits während
der Waschphase oder durch den Austritt des Grünablaufs und des Deckablaufs andererseits
ablaufen, ihren charakteristischen Niederschlag in der Flächendichte des Filterkuchens
finden. Die Verfolgung der Flächendichte während des gesamten Vorganges, insbesondere
durch eine kontinuierliche Messung, liefert somit eine Kurve, deren Abschnitte und
Steigungswerte charakteristisch sind für den jeweiligen "Zustand" des Filterkuchens
und somit für die zum aktuellen Zeitpunkt der Messung bewirkte Abscheidung der jeweils
betreffenden Stoffe während des Grünablaufs bzw. des Deckablaufs. Damit steht aber
zu jedem Zeitpunkt des Verfahrens eine aktuelle Information zur Verfügung, die unmittelbar
zur Steuerung des Verfahrens verwendet werden kann: Beispielsweise bewirkt der oben
erwähnte möglicherweise rasche Abfluß der Sirupanteile in der Grünablaufphase eine
geringe Steigung der Flächendichtekurve, was unmittelbar dazu verwendet werden kann,
die Menge des darauf folgend benötigten Wassers in der Waschphase auf einen geringen
Wert einzustellen.
[0012] Ein hoher Feinkornanteil und eine geringe Durchlässigkeit des Filterkuchens führt
zu einer geringeren Steigung der Flächendichte-Kurve während der Waschphase, so daß
die Wassermenge während der Deckphase möglicherweise erhöht werden müßte, oder aber
die vorgegebene Füllmenge der Zentrifuge für den nächsten Zyklus reduziert werden
müßte.
[0013] Zur Unterscheidung dieser beiden Möglichkeiten ist es empfehlenswert, die Flächendichte-Kurve
des Filterkuchens in der Waschphase zu verfolgen, da hieraus Schlüsse über die Durchlässigkeit
des Filterkuchens gezogen werden können, gegebenenfalls ein Flüssigkeitsstau im Filterkuchen
aufgespürt werden kann, der ebenfalls zur teilweisen Auflösung von Kristallen führt
(wie oben erwähnt) und folglich die Reduzierung der Füllmenge im nächsten Zyklus empfehlenswert
erscheinen läßt.
[0014] Aus diesen Beispielen wird ersichtlich, daß bei einmal vorgegebener apparativen Situation
wie beispielsweise Größe der Zentrifuge, Umlauf-frequenz usw., die einzelnen dynamischen
Abläufe im Verlauf der Flächendichte-Kurve "sichtbar" und somit durch entsprechende
Wahl der Steuergrößen als unmittelbar Reaktion hierauf optimal beherrschbar werden.
[0015] Die Messung der Flächendichte kann nach einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung
radiometrisch erfolgen, also dadurch, daß am Außenumfang der Zentrifuge eine radioaktive
Strahlenquelle angeordnet wird, die den Filterkuchen durchstrahlt, wobei die verwendeten
Strahlen, beispielsweise Gamma-Strahlung, auf einen innerhalb der Zentrifuge oder
auf der gegenüberliegenden Seite der Zentrifuge angeordneten Detektor treffen. Die
Absorbtion dieser Strahlung ist dann ein unmittelbares Maß für die Flächendichte des
Filterkuchens, die Flächendichte des Filterkuchens wird also direkt repräsentiert
durch die vom Detektor an eine entsprechende Auswerteschaltung gegebene Zählrate.
Diese Zählrate läßt sich ohne weiteres "simmultan" zum gerade ablaufenden Verfahren
grafisch darstellen und ermöglicht die oben erläuterte Gewinnung der zur Steuerung
des Verfahrens kritischen Parameter.
[0016] Diese Ermittlung kann gegebenenfalls automatisiert werden, indem beispielsweise durch
entsprechende Bauteile in einer Auswerteschaltung der Kurvenverlauf zur Gewinnung
von Steigungswerten differenziert wird und gegebenenfalls mit vorbestimmten (aus Eichmessungen
gewonnenen) Schwellwerten verglichen wird, worauf dann die entsprechenden Steuersignale
an die entsprechenden Bauaggregate der Zentrifuge gegeben werden, wie beispielsweise
den Motor für die Zentrifugenwelle oder die Pumpe für die Beschickung der Wasserdüsen.
[0017] Wenn einmal in geeigneten Eich- oder Kalibriermessungen derartige Werte in Messreihen
gewonnen sind, kann folglich das gesamte Verfahren dann vollautomatisch ablaufen.
[0018] Ein Ausführungsbeispiel einer Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens wird anhand von Zeichnungen näher erläutert, es zeigen:
Figur 1: Ein Prinzipbild einer Zentrifuge für die Durchführung des Verfahrens, und
Figur 2: eine Flächendichte-Kurve.
[0019] Die Trommel 10 einer Zentrifuge ist um eine Welle 12 drehbar gelagert und wird von
einem (nicht dargestellten) Motor in Rotation versetzt. Die Oberseite der Trommel
ist geöffnet, so daß hier die Zugabe der Zuckersuspension erfolgen kann. Während der
Rotation der Trommel wird infolge der auftretenden Zentrifugalkraft der Filterkuchen
40 nach außen an den Mantel 11 der Trommel gepreßt, wo er einen ringförmigen Filterkuchen
weitgehend konstanter Dicke bildet.
[0020] Am Außenmantel der Zentrifuge ist eine radioaktive Strahlungsquelle 20, beispielsweise
ein Gamma-Strahler angeordnet, dessen Strahlen den Filterkuchen 40 in radialer Richtung
der Trommel durchlaufen und innerhalb der Trommel auf einen zugehörigen Detektor 21
treffen, der folglich die Absorbtion des Filterkuchens 40 mißt. Die Absorbtion des
Filterkuchens 40 hängt von der Dicke des Filterkuchens und seinen jeweiligen Bestandteilen
während der Schleuder- bzw.Waschphase ab, die Zählrate des Detektors 21 ist folglich
ein unmittelbares Maß für die Flächendichte des Filterkuchens 40.
[0021] Das Ausgangssignal des Detektors 21 gelangt an eine Anzeige und/oder Auswerteschaltung
30. In dieser Schaltung 30 wird beispielsweise mittels aufgrund von Eich- oder Kalibriermessungen
gewonnenen Schwellwerten oder Grenzwerten oder abgespeicherten Kurvenverläufen Steuersignale
S1 und S2 gewonnen, die den Motor der Welle 12 oder die (nicht dargestellte) Pumpe
für die Waschwasserversorgung der Zentrifuge steuern. Der spezielle Aufbau der Auswerteschaltung
30 kann mit bekannten Mitteln durchgeführt werden, ebenso wie der spezielle Aufbau
der skizzierten Zentrifuge 10, so daß hierauf nicht näher eingegangen wird.
[0022] Anhand der Figur 2 soll ein typischer Ablauf des erfindungsgemäßen Verfahrens erläutert
werden:
[0023] In der (qualitativen) Darstellung ist die Flächendichte F über der Zeit t dargestellt.
Zur Zeit t = 0 erfolgt bei rotierender Zentrifuge die Füllung der Trommel mit Kristallsuspension,
die sich mit zunehmender Dicke am Umfang der Trommel ablagert, wobei gleichzeitig
zunehmend Grünablauf durch den durchlässigen Mantel 11 der Trommel abfließt; im "Nettoergebnis"
überwiegt jedoch die Einfüllung der Kristallsuspension, so daß die Kurve in der ersten
Schleuderphase A (Grünablauf) mehr oder weniger steil ansteigt. Das Maß ΔF/Δt (Steigung
der Kurve) hängt vom Verhalten des Filterkuchens 40 und dem Befüllverlauf während
der Grünablaufphase A ab und kann beispielsweise dazu mit herangezogen werden, den
Füllgrad zu steuern oder die Länge der folgenden Waschphase B zu bestimmen.
[0024] Zum Zeitpunkt T₁ ist der Einfüllvorgang beendet und die Waschphase B beginnt. Die
Auswaschung der Sirupreste und der Feinkornanteile führt zu einer Reduzierung der
Flächendichte F, auch hier ist die (negative) Steigung ΔF/Δt ein Maß für das Abfleißen
der Sirupanteile und somit den Feinkornanteil und kann ebenfalls zur Steuerung herangezogen
werden, beispielsweise zur Bestimmung des Endzeitpunktes τ (ΔF/Δt ≈ 0) der Waschphase
B.
[0025] Zum Zeitpunkt T₂ wird zu einer weiteren Intensivierung des Waschvorganges Dampf
zugegeben, worauf sich qualitativ ein nochmals stärkerer Abfall der Flächendichte
F ergibt, bis diese schließlich asymptotisch einem Wert F
O zustrebt, woraus man erkennen kann, daß die weitere Zusetzung von Wasser bzw. Wasserdampf
keine effektive Ausspülung von unerwünschten Bestandteilen mehr zur Folge hat, sondern
bestenfalls den unerwünschten Effekt der Ausspülung zusätzlicher Zuckerkristalle.
[0026] Anhand der qualitativen Darstellung der Figur 2 läßt sich also beispielsweise zur
Steuerung die einfache Beziehung angeben B = f ( ΔF/Δt) , je nach einspeicherbaren
Werten der Steigung der Kurve in der Grünablaufphase A kann man also eine optimale
Dauer ( τ-T₁ ) der Waschphase B vorgeben.
1. Verfahren zur Ausscheidung von flüssigen Anteilen und Feinkornanteilen aus einer
Zuckersuspension, bei dem eine bestimmte Füllmenge der Zuckersuspension in einer Zentrifuge
unter zeitweisem Zusatz einer bestimmten Menge von Wasser und/oder Wasserdampf für
eine bestimmte Zeitspanne geschleudert wird,
dadurch gekennzeichnet, daß seine Steuergrößen, insbesondere zur Vorgabe der Füllmengen, der Waschdauer und
der Schleuderdauer, zumindest teilweise aus einer zeitweisen oder kontinuierlichen
Messung der sich während des Schleudervorgangs einstellenden Flächendichte (F) des
sich am Umfang der Zentrifuge (10) absetzenden Filterkuchens (40) gewonnen werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Messung der Flächendichte
(F) des Filterkuchens (40) eine radioaktive Strahlenquelle (20) mit Detektor (21)
verwendet wird, die den Filterkuchen (40) durchstrahlt.
3. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die radioaktive Strahlenquelle (20) so angeordnet ist, daß sie den Filterkuchen
(40) in radialer Richtung der Zentrifuge (10) durchstrahlt.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Detektor (21) in die
Trommel der Zentrifuge (10) eintaucht.
5. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Detektor außerhalb
der Zentrifuge (10) angeordnet ist.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Zeitspanne ( τ- T₁ )
der Waschphase (B) bestimmt wird aus der Steigung (ΔF/Δt) der Zeitfunktion der Flächendichte
(F) während der Grünablaufphase (A) unter BErücksichtigung des Befüllungsverlaufs.