(19)
(11) EP 0 348 778 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
03.01.1990  Patentblatt  1990/01

(21) Anmeldenummer: 89111075.1

(22) Anmeldetag:  19.06.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5B21B 39/14
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT DE ES FR GB IT LU

(30) Priorität: 29.06.1988 DE 3821929

(71) Anmelder: SMS SCHLOEMANN-SIEMAG AKTIENGESELLSCHAFT
D-40237 Düsseldorf (DE)

(72) Erfinder:
  • Svagr, Alexander
    D-4010 Hilden (DE)

(74) Vertreter: Müller, Gerd, Dipl.-Ing. et al
Patentanwälte Hemmerich-Müller-Grosse Pollmeier-Valentin-Gihske Hammerstrasse 2
57072 Siegen
57072 Siegen (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Vorrichtung zur Walzgutführung in einem Walzgerüst eines Formstahl-Walzwerkes


    (57) Bei einer Vorrichtung zur Walzgutführung in einem Walzgerüst eines Formstahl-Walzwerkes, wird zur seitlichen Führung der Flansche von Stahlprofilen in einem Flanschen-Stauchgerüst vorgeschlagen, jede seitliche Flanschführung (6) mehrteilig, vorzugsweise dreiteilig auszubilden, und das mittlere Flanschenführungsstück im Bereich des Gerüstfensters (21) des Walzgerüstes (3) bzw. im Bereich der im Gerüstfenster (21) angeordneten Walzeneinbaustücke (17, 18) auswechselbar und/oder verschiebbar anzuordnen, während die beiden äußeren Flanschenführungselemente (9, 10) gerüstseitig angeordnet sind.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Walzgutführung in einem Walzgerüst eines Formstahl-Walzwerkes, insbesondere zur seitlichen Führung der Flansche von Stahlprofilen bspw. eines Profilträgers in einem Flanschen-Stauchgerüst inner­halb einer aus Universalgerüst, Stauchgerüst und Universal­gerüst bestehenden Umkehr-Tandemgerüstgruppe.

    [0002] Es ist bekannt, daß auf das Walzgut während des Walzens ein sogenannter Oberdruck oder ein Unterdruck ausgeübt wird, wodurch das Walzgut nach unten bzw. oben abgelenkt wird. Damit nun das die Walzen verlassende Walzgut nicht krumm wird, werden Abstreifarmaturen hinter den Walzen eingebaut, zwischen denen das Walzgut unmittelbar nach dem Austritt aufläuft. Um das Walzgut den Walzen in der gewünschten Lage zuzuführen, sind zumeist auch Einführarmaturen auf der Ein­trittsseite des Walzgutes am Walzgerüst vorgesehen. Für eine störungslose und vollkommen selbsttätige Richtungsgebung und Führung des Walzgutes während seiner Bewegung von einem Walzgerüst zum anderen ist folglich die zweckmäßige Ausbil­dung der Armaturen vor und hinter den Walzen eines Walzgerü­stes von besonderer Bedeutung. Denn nicht selten werden Störungen des geforderten kontinuierlichen Walzbetriebes mehr durch ungenügend führende Armaturen verursacht als durch ein Versagen des maschinellen Teils des Walzgerüstes. Auch bei der Wartung des Walzgerüstes oder beim Wechsel der Walzen ist die Ausgestaltung der Armaturen ein ganz wesent­licher Wartungsfaktor. In der unveröffentlichten deutschen Patentanmeldung P 38 05 475.2 ist deshalb eine Vorrichtung zur Walzgutführung zwischen den Walzen eines Walzgerüstes, insbesondere zwischen den horizontalen Arbeitswalzen eines Walzgerüstes eines Formstahl-Walzwerkes vorgeschlagen wor­den, bei der zum Zwecke der besseren Anpaßbarkeit der hori­zontalen Führungsarmatur an jeden Walzstich und zur schnel­leren Montage/Demontage die Führungsarmatur mit dem die Walzen aufnehmenden verschieblich gehaltenen Einbaustück des Walzgerüstständers verbunden ist. Eine solche Vorrichtung zur Walzgutführung hat sich als besonders zweckmäßig erwie­sen. Es ist erkannt worden, daß zusätzlich die Seitenführung des Walzgutes, insbesondere von Profilträgern in einem Walz­gerüst der eingangs bestimmten Art verbessert werden muß, wenn die Walzleistung des Gerüstes und/oder der Wechsel der Walzen optimiert werden soll.

    [0003] Die gegenwärtigen Konstruktionen sehen bspw. bei einem Walz­gerüst der eingangs genannten Gattung seitliche Flanschfüh­rungen z.B. für Profilträger vor, die sich einstückig von der Einlaufseite des Walzgerüstes bis zur Auslaufseite er­strecken und im Bereich des Walzspaltes der Horizontalwalzen sektoral ausgeschnitten sind, um die Seitenführungen dem kleinsten gewalzten Träger mit der kleinsten Flanschbreite anzupassen (Fig. 2 / Fig. 3). Infolge der tiefen Ausschnit­te im Bereich der Walzen sind die Seitenführungen stark geschwächt und die breiteren Flansche von großen Profilträ­gern werden nur sehr schlecht geführt mit der Folge, daß die Flansche säbelartig gebildet werden. Teilweise dringt der wachsweiche Stahl in die Ausschnitte der Seitenführungen hinein, was zwangsläufig zur sofortigen Unterbrechung des Walzvorganges führen muß mit teilweise erheblichen Schäden am Walzgerüst. Die Beseitigung solcher Art von Havarieschä­ den wegen unvollkommener Seitenführung der Flansche ist besonders zeitaufwendig und kostenintensiv, da die gesamte Walzstraße davon betroffen und abgeschaltet werden muß.

    [0004] Die bekannten einstückigen Flanschführungen haben darüber hinaus den Nachteil, daß beim Walzenwechsel die obere Walze samt ihrer Einbaustücke über den oberen Rand der Seitenfüh­rung angehoben werden muß, um Walze und Einbaustück aus dem Fenster des Walzgerüstes zur Bedienungsseite hin zu verfah­ren. Zu diesem Zweck ist auf einer verfahrbaren Verschiebe­bühne eine gabelartige Tragekonstruktion angebracht, die beim Walzenwechsel mittels der Verschiebebühne zwischen die auseinandergefahrenen Walzen geschoben wird. Die untere Gabel stützt sich dabei auf der unteren Einbaustücken ab; die obere Gabel trägt die obere Walze samt ihrer Einbau­stücke. Die Gabelkonstruktion muß wegen der tonnenschweren Lasten von Walze und Einbaustücken aus Sicherheitsgründen besonders massiv und verwindungssteif konstruiert sein, was letztendlich hohe Material- und Fertigungskosten verursacht.

    [0005] Bei diesem Stand der Technik besteht die Aufgabe der vorlie­genden Erfindung darin, bei einem Flanschenstauchgerüst einer Profilstraße der eingangs genannten Gattung die seit­lichen Flanschenführungen zu verbessern, insbesondere das seitliche Ausbrechen der Flansche eines Profilträgers im Bereich der Walzen zu vermeiden und gleichzeitig die Seiten­führungen für die Flansche so auszubilden, daß die bisher bekannten aufwendigen zum Walzenwechsel benötigten Tragekon­struktionen entfallen können.

    [0006] Diese Aufgabe wird gemäß der vorliegenden Erfindung dadurch gelöst, daß jede seitliche Flanschenführung mehrteilig, vorzugsweise dreiteilig ausgebildet ist und daß das mittlere Flanschenführungsstück im Bereich des Gerüstfensters des Walzgerüstes bzw. im Bereich der im Gerüstfenster angeord­neten Walzeneinbaustücke auswechselbar und/oder verschiebbar angeordnet ist, während die beiden äußeren Flanschenfüh­rungselemente gerüstseitig angeordnet sind. Hierdurch ist es möglich, die Seitenführung der Flansche bspw. von Profilträ­gern mit einem breiten Profilprogramm zu optimieren. So können Flanschbreiten von 100 mm bis mehr als 500 mm im Stauchgerüst sicher geführt werden, da die mittleren Flan­schenführungsstücke als auswechselbare Bauelemente der je­weiligen Flanschbreite eines Profilträgers weitgehend ange­paßt werden können. Da im übrigen die Höhe der äußeren Flanschenführungselemente nach der maximalen Flanschbreite eines Profilträgerprogrammes bemessen ist, ist sowohl im Einlauf-wie im Auslaufbereich des Walzgerüstes gleichfalls eine sichere Flanschführung gewährleistet. Schließlich ge­währleistet die verschiebbare Anordnung des mittleren Flanschenführungsstücks eine optimale Ausrichtung dieser Führungsfläche zu den Führungsflächen der benachbarten Flanschenführungselemente. Durch die erläuterten Maßnahmen wird u.a. die Gefahr des seitlichen Ausbrechens der Flansche eines zu walzenden Profilträgers im Bereich der Walzen nach­haltig vermieden.

    [0007] In Ausgestaltung der Erfindung wird vorgeschlagen, daß das Flanschenführungsstück zu einem zwischen die Walzeneinbau­stücke verschiebbaren Distanzstücks ausgebildet ist. Die Flanschenführungsstücke werden also zugleich als Distanz­stücke benutzt, um die Walzen beim Walzenwechsel auf Abstand zu halten. Diese Teile werden beim Walzenwechsel mit dem Walzensatz ausgefahren. Die bisher bekannten aufwendigen Hebe- und Tragkonstruktionen auf den verfahrbaren Verschie­bebühnen werden nicht mehr benötigt, da die Walzen nur ge­ringfügig voneinander abgehoben sind. Die seitliche Flan­schenführung behindert also nicht mehr den Walzenwechsel.

    [0008] Dies alles führt zu einer erheblichen Einsparung an Maschi­nengewicht und damit auch zu einer beträchtlichen Kostenre­duzierung; vor allem aber läßt sich der Walzenwechsel bedeu­tend schneller durchführen. Zweckmäßigerweise ist das Flan­schenführungsstück schmaler als die Breite des Gerüstfen­sters und zumindest bereichsweise so hoch bemessen, daß die in den Einbaustücken gelagerten Walzen auf Abstand gehalten sind. Hierbei bietet es sich an, das Flanschenführungsstück soweit als möglich der Breite des Gerüstfensters anzupassen, damit zu beiden Seiten der durch den Walzendurchmesser be­dingten Ausschnitte genügend tragendes Material stehen­bleibt, auf dem die Walzeneinbaustücke abgestützt werden können.

    [0009] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung ist vorge­sehen, daß jedes Flanschenführungsstück mit den oberen und unteren Walzeneinbaustücken zu einem wechselbaren Walzensatz verriegelbar ist. Die Flanschenführungsstücke werden als Walzendistanzstücke soweit aus der mit den Flanschenfüh­rungselementen gebildeten Führungsfläche in den Ständerbe­reich zurückgefahren, bis eine Verriegelung mit den Walzen­einbaustücken erfolgt. Die damit hergestellte Baugruppe bestehend aus unterer Walze mit Einbaustücken, oberer Walze mit Einbaustücken und dazwischen angeordneten distanzhalten­den Flanschenführungsstücken ist als Einheit bspw. über an den Einbaustücken der unteren Walze befestigten Radsätzen aus dem Walzgerüst verfahrbar. Hier wird also ein weitgehen­der automatisierter Walzenwechsel ermöglicht. Zweckmäßiger­weise ist dann jedes Flanschenführungsstück mit mindestens einem Justierzapfen versehen, der in eine entsprechend ausgebildete und im Walzeneinbaustück eingelassene Justier­bohrung eingreift.

    [0010] Entsprechend einer weiteren vorteilhaften Ausbildung der Erfindung wird vorgeschlagen, daß die gerüstseitigen Flan­schenführungselemente einer Flanschführung mit vorzugsweise hydraulisch betätigbaren Anstelleinrichtungen verbunden sind und mit dem zugehörigen Flanschenführungsstück zu einer Führungsfläche verriegelbar sind. Ist also der Walzenwechsel gegebenenfalls mit einem neuen Flanschenführungsstück vorge­nommen worden, werden der Walzensatz und die Flanschenfüh­rungsstücke voneinander getrennt. Die Flanschenführungs­stücke werden anschließend aus den Ständerbereich bis in die von den Flanschenführungselementen gebildete Führungsfläche verschoben und dort mit den Führungselementen fest verrie­gelt. Hierdurch wird eine aus den Führungselementen und dem Führungsstück gebildete Baueinheit gebildet mit einer ebenen Führungsfläche. Diese Baueinheit kann mit Hilfe der hydrau­lischen Anstelleinrichtung an die unterschiedlichsten Steg­höhen des Profilträgers angepaßt und sicher positioniert werden. Zweckmäßig ist dabei, daß die gerüstseitigen Flan­schenführungselemente durch das Gerüstfenster des Walzgerü­stes in etwa quer zur walzlinie geführt sind und mit einem Verriegelungsbalken zu einem U-förmigen Ausschnitt verbunden sind und daß in diesem Ausschnitt das Flanschenführungsstück verschiebbar und gegen einen Anschlag verriegelbar gehalten ist. Durch diese konstruktiven Maßnahmen wird die Führung und die Befestigung des Flanschenführungsstücks mit den Flanschenführungselementen verbessert.

    [0011] Zum Zwecke des schnellen und einwandfreien Walzenwechsels wird der Verriegelungsbalken auf der Antriebsseite des Walz­gerüstes mit den Flanschenführungselementen fest verbunden, während der Verriegelungsbalken auf der Bedienungsseite des Walzgerüstes mit den Flanschenführungselementen lösbar ver­bunden ist und zugleich fester Bestandteil des Flanschenfüh­ rungsstücks ist. Das Herausfahren des Walzensatzes aus dem Walzgerüst in Richtung zur Bedienungsseite wird hierdurch ganz erheblich erleichtert.

    [0012] Wie oben angedeutet wurde, entspricht in einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung die Höhe der gerüstseitigen Flanschenführungselemente in etwa der vollen im Walzgerüst maximal zu führenden Flanschbreite eines Stahlprofils, wobei die Höhe des Flanschenführungsstücks im Bereich der Walzen in etwa der jeweiligen, zu führenden Flanschbreite eines Stahlprofils angepaßt ist. Auf diese Weise läßt sich mit wenigen untereinander abgestuften Flanschenführungsstücken die gesamte Profilpalette eines Walzprogramms - was die Flanschenführung der einzelnen Profilstäbe betrifft - ein­wandfrei abdecken. Mit drei bis vier unterschiedlichen Flan­schenführungsstücken wird es möglich sein, mehr als hundert verschiedene Stahlprofile im Stauchgerüst einwandfrei zu führen.

    [0013] Die Erfindung wird anhand eines Ausführungsbeispiels be­schrieben. Es zeigen

    Figur 1 eine schematische Darstellung einer Hochleistungs­walzstraße für IPE- und I-Träger,

    Figur 2 eine vergrößerte Darstellung der Umkehr-Tandemgrup­pe der Walzstraße nach Fig. 1,

    Figur 3 eine Ansicht der Flanschenseitenführung in dem Flanschenstauchgerüst nach fig. 2,

    Figur 4 und Figur 5 Schnitt und Ansicht eines erfindungsgemäß auswech­selbaren Flanschenführungsstücks mit nebengeordne­ten gerüstseitigen Flanschenführungselementen für größere Träger bzw. Flanschbreiten,

    Figur 6 und Figur 7 ein im Vergleich zu Fig. 4 und Fig. 5 anders ge­staltetes Flanschenführungsstück für kleinere Träger bzw. Flanschbreiten,

    Figur 8 eine schematische Darstellung ein als Walzendi­stanzstück eingesetztes Flanschenführungsstück,

    Figur 9 eine Aufsicht auf das mit den Flanschenführungsele­menten verriegelbare und verschiebbare Flanschen­führungsstück.



    [0014] In Fig. 1 ist schematisch eine Hochleistungswalzstraße für IPE- und I-Träger dargestellt mit einem Vorgerüst 1, einer nachgeordneten Umkehr-Tandemgruppe, bestehend aus einem Universalgerüst 2, einem Flanschenstauchgerüst 3 und einem Universalgerüst 4. Der Umkehr-Tandemgruppe ist eine Fertig­gruppe 5, bestehend aus Flanschenstauchgerüst und Universal­gerüst nachgeschaltet. Die Formstiche und die Stauchstiche sind der Richtung nach mit Pfeilen angedeutet.

    [0015] Fig. 2 zeigt die Umkehr-Tandemgruppe in vergrößerter Dar­stellung, um bei dem Flanschenstauchgerüst 3 die Anordnung der Flanschenseitenführungen z.B. für einen Profilträger sichtbar zu machen. Die bisher bekannte Flanschenseitenfüh­rung ist in Fig. 3 nochmals vergrößert dargestellt. Die Flanschenseitenführung 6 ist bisher einstückig ausgeführt worden und hat im Bereich der Walzen tiefe sektorale Aus­schnitte 7, damit auch Profilträger mit kleiner Flanschbrei­te von ca. 100 mm gewalzt werden können. Die tiefen Aus­ schnitte 7 unterbrechen die Flanschführung im Bereich der Walzen deutlich, so daß die Gefahr von Beschädigung der Flansche des Profilträgers und der Walzen in diesem Bereich besteht.

    [0016] Fig. 4 und Fig. 5 zeigen die erfindungsgemäße Neuentwick­lung, nach der jede seitliche Flanschführung 6 mehrteilig -im vorliegenden Fall dreiteilig - und mit einem mittleren Flanschenführungsstück 8 und zwei seitlichen nebengeordneten Flanschenführungselementen 9, 10, ausgebildet ist. Gemäß Fig. 4 wird ein relativ breiter Flansch 11 eines T-Profil­trägers 12 von den Horizontalwalzen 13, 14 angestaucht. Die Fig. 6 und 7 zeigen das Walzen eines ausgesprochen gering profilierten T-Trägers 12′ mit schmalen Flanschen 11′ zwi­schen den Walzen 13′ und 14′. Es ist gemäß Fig. 5 deutlich zu sehen, daß der von den Walzen 13, 14 bestimmte Ausschnitt 7 im Flanschenführungsstück 8 wesentlich anders geformt ist, als der Ausschnitt 7′ im Flanschenführungsstück 8′ gemäß Fig. 7. Während die Höhe H der gerüstseitigen Flanschenfüh­rungselemente 9, 10 in etwa der vollen im Walzgerüst maximal zu führenden Flanschbreite des Profilträgers entspricht, ist die Höhe h des Flanschenführungsstücks 8, 8′ im Bereich der Walzen in etwa der jeweilig zu führenden Flanschbreite eines Stahlprofils angepaßt. Das Auswechseln der Flanschenfüh­rungsstücke 8, 8′ erfolgt regelmäßig zusammen mit dem Wal­zenwechsel. Der Vergleich der Flanschenführungsstücke 8, 8′ in Fig. 5 und Fig. 7 macht außerdem deutlich, daß durch die auf das Walzprogramm abgestuften Flanschenführungsstücke eine optimale Flanschenführung ermöglicht wird.

    [0017] In Fig. 8 wird gezeigt, daß die Flanschenführungsstücke zu zwischen die Walzeneinbaustücke verschiebbaren Distanz­stücken ausgebildet sind. Die Walzen 13 und 14 bilden zusam­men mit den Flanschenführungsstücken 8 einen Walzensatz, der mit Hilfe eines Räderpaares 15 auf den Schienen 16 aus dem Gerüst verfahrbar ist. Die Flanschenführungsstücke 8 sind zwischen den Walzeneinbaustücken 17 der oberen Walze 13 und den Walzeneinbaustücken 18 der unteren Walze 14 angeordnet und halten die ausgebauten Walzen auf Abstand. Jedes Flan­schenführungsstück ist mit einem Justierzapfen 19 versehen, der in eine entsprechend ausgebildete und in den Walzenein­baustücken 17, 18 eingelassene Justierbohrung 20 eingreift. Zweckmäßigerweise ist jedes Flanschenführungsstück 8 schma­ler als die Breite B des Gerüstfensters 21 ausgebildet und zumindest in den von der Walzenachse weiter entfernt liegen­den Bereichen so hoch bemessen, daß die in den Einbaustücken 17, 18 gelagerten Walzen 13, 14 auf Abstand stehen. Auf diese Weise kann der in Fig. 8 dargestellte Walzensatz als komplette Einheit schnell aus dem Walzgerüst 3 zum Walzen­wechsel ausgefahren werden.

    [0018] Die gerüstseitigen Flanschenführungselemente 9, 10 einer Flanschenführung sind gemäß Fig. 9 mit hydraulisch betätig­baren Anstelleinrichtungen 23 verbunden und mit dem zugehö­rigen Flanschenführungsstück 8 zu einer Führungsfläche ver­riegelt. Das Flanschenführungsstück 8 und die Flanschenfüh­rungselemente 9, 10 können von den Anstelleinrichtungen 23 bis in die mit gestrichelten Linien dargestellte Position verschoben werden. Die gerüstseitigen Flanschenführungsele­mente 9, 10 sind durch das Gerüstfenster 21 des Gerüststan­ders 24 des Walzgerüsts 3 in etwa quer zur Walzlinie 22 geführt und mit einem Verriegelungsbalken 25 zu einem U-för­migen Ausschnitt verbunden, wobei in diesem Ausschnitt das Flanschenführungsstück 8 verschiebbar und gegen einen Ju­stieranschlag 27, 28 verriegelbar gehalten ist. Der Verrie­gelungsbalken 25 auf der Antriebsseite 29 des Walzgerüsts 3 ist mit den Flanschenführungselementen 9, 10 bspw. mit Hilfe einer Schweißverbindung 31 fest verbunden. Der Verriege­ lungsbalken 26 auf der Bedienungsseite 30 des Walzgerüsts 3 ist mit den Flanschenführungselementen 9, 10 lösbar verbun­den. Der Verriegelungsbalken 26 ist über die Verbindungsbol­zen 32 zugleich fester Bestandteil des Flanschenführungs­stücks 8. Die Flanschenführungsstücke 8 weisen auf ihrer Oberseite die Justierzapfen 19 auf.

    [0019] Zum Zwecke des Walzenwechsels werden die Flanschenführungs­stucke 8 mit Hilfe der Anstelleinrichtungen 23 in dem Be­reich der Walzeneinbaustücke 17, 18 soweit zurückgefahren, bis die Justierzapfen 19 der Flanschenführungsstücke 8 den Justierbohrungen 20 in den Walzeneinbaustücken gegenüber­stehen und in diese eingreifen, so daß die Walzen 13, 14 mit ihren Einbaustücken 17, 18 zu einem Walzensatz verriegelt sind. Dann werden die Flanschenführungsstücke 8 gerüstseitig entriegelt, indem auf der Antriebsseite 29 die hydraulische Verriegelung 34, bspw. eine Kolben-Zylinder-Einheit die Verbindungsbolzen 33 freigibt und diese durch die im Ver­riegelungsbalken 25 angeordneten Bohrungen durchgezogen werden können. Auf der Bedienungsseite 30 des Walzgerüstes 3 erfolgt die gerüstseitige Entriegelung des Flanschenfüh­rungsstücks 8 dadurch, daß die hydraulische Verriegelung 35, bspw. eine Kolben-Zylinder-Einheit den Verriegelungsbalken 26 des Flanschenführungsstücks 8 freigibt. Die Flanschen­führungsstücke 8 wirken nunmehr als Distanzstücke für den Walzensatz. Der gesamte Walzensatz kann anschließend mit Hilfe der auf den Schienen 16 laufenden Räderpaare 15 aus dem Gerüst 3 durch das Gerüstfenster 21 herausgefahren wer­den. Der Ausbau und Einbau der Walzen, der Walzenwechsel sowie das Auswechseln und Anpassen der auf die Profilpro­gramme angepaßten Flanschenführungsstücke/Distanzstucke kann weitaus schneller als bisher erfolgen und weitestgehend automatisiert werden. Ferner können die unterschiedlichsten Stahlprofile mit großer Sicherheit in dem Walzgerüst seit­lich geführt werden.

    Bezugszeichenliste



    [0020] 

    1 Vorgerüst

    2 Universalgerüst

    3 Flanschenstauchgerüst

    4 Universalgerüst

    5 Fertiggruppe

    6 Flanschenseitenführung

    7 Ausschnitt

    8 Flanschenführungsstück

    9 Flanschenführungselement

    10 Flanschenführungselement

    11 Flansch

    12 Profiltrager

    13 Walze, obere Horizontalwalze

    14 Walze, untere Horizontalwalze

    15 Räderpaar

    16 Radschiene

    17 Oberes Walzeneinbaustück

    18 Unteres Walzeneinbaustück

    19 Justierzapfen, am Flanschenführungsstück

    20 Justierbohrung, im Walzeneinbaustück

    21 Gerüstfenster

    22 Walzlinie

    23 Anstelleinrichtung

    24 Gerüstständer

    25 Verriegelungsbalken

    26 Verriegelungsbalken

    27 Justieranschlag

    28 Justieranschlag

    29 Antriebsseite

    30 Bedienungsseite

    31 Schweißverbindung

    32 Verbindungsbolzen

    33 Verbindungsbolzen

    34 hydraulische Verriegelung

    35 hydraulische Verriegelung




    Ansprüche

    1. Vorrichtung zur Walzgutführung in einem Walzgerüst eines Formstahl-Walzwerkes, insbesondere zur seitlichen Führung der Flansche von Stahlprofilen bzw. eines Profilträgers in einem Flanschen-Stauchgerüst innerhalb einer aus Uni­versalgerüst, Stauchgerüst und Universalgerüst bestehen­den Umkehr-Tandemgerüstgruppe,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß jede seitliche Flanschführung (6) mehrteilig, vor­zugsweise dreiteilig ausgebildet ist, und daß das mittle­re Flanschenführungsstück im Bereich des Gerüstfensters (21) des Walzgerüstes (3) bzw. im Bereich der im Gerüst­fenster (21) angeordneten Walzeneinbaustücke (17, 18) auswechselbar und/oder verschiebbar angeordnet ist, wäh­rend die beiden äußeren Flanschenführungselemente (9, 10) gerüstseitig angeordnet sind.
     
    2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß das Flanschenführungsstück (8) zu einem zwischen die Walzeneinbaustücke (17, 18) verschiebbaren Distanzstück ausgebildet ist.
     
    3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß das Flanschenführungsstück (8) schmaler als die Brei­te B des Gerüstfensters (21) ist und zumindest bereichs­weise so hoch bemessen ist, daß die in den Einbaustücken (17, 18) gelagerten Walzen (13, 14) auf Abstand gehalten sind.
     
    4. Vorrichtung nach Anspruch 1, 2 oder 3,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß jedes Flanschenführungsstück (8) mit den oberen und unteren Walzeneinbaustücken (17, 18) zu einem wechselba­ren Walzensatz verriegelbar ist.
     
    5. Vorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß jedes Flanschenführungsstück (8) mit mindestens einem Justierzapfen (19) versehen ist, der in eine entspre­chend ausgebildete im Walzeneinbaustück (17, 18) einge­lassene Justierbohrung (20) eingreift.
     
    6. Vorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die gerüstseitigen Flanschenführungselemente (9, 10) einer Flanschführung mit vorzugsweise hydraulisch betä­tigbaren Anstelleinrichtungen (23) verbunden sind und mit dem zugehörigen Flanschenführungsstück (8) zu einer Füh­rungsfläche verriegelbar sind.
     
    7. Vorrichtung nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die gerüstseitigen Flanschenführungselemente (9, 10) durch das Gerüstfenster (21) des Walzgerüstes (3) in etwa quer zur Walzlinie (22) geführt sind und mit einem Ver­riegelungsbalken (25, 26) zu einem U-förmigen Ausschnitt verbunden sind, und daß in diesem Ausschnitt das Flan­schenführungsstück (8) verschiebbar und gegen einen An­schlag (27, 28) verriegelbar gehalten ist.
     
    8. Vorrichtung nach Anspruch 7,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß der Verriegelungsbalken (25) auf der Antriebsseite (29) des Walzgerüstes (3) mit den Flanschenführungsele­menten (9, 10) fest verbunden ist.
     
    9. Vorrichtung nach Anspruch 7,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß der Verriegelungsbalken (26) auf der Bedienungsseite (30) des Walzgerüstes (3) mit den Flanschenführungsele­menten (9, 10) lösbar verbunden ist und zugleich fester Bestandteil des Flanschenführungsstücks (8) ist.
     
    10. Vorrichtung nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Höhe H der gerüstseitigen Flanschenführungsele­mente (9, 10) in etwa der vollen im Walzgerüst maximal zu führenden Flanschbreite eines Stahlprofils entspricht und daß die Höhe h des Flanschenführungsstücks (8) im Walzenbereich in etwa der jeweiligen zu führenden Flanschbreite eines Stahlprofils angepaßt ist.
     




    Zeichnung