(57) Es wird die Verwendung von Carbonylverbindungen, nämlich von 5,6-Carbonyl-ascorbinsäure
bzw. 5,6-Carbonyl-erythorbinsäure zur Herstellung von Explosivstoffen, sowie ein
Verfahren zur Herstellung solcher Explosivstoffe, und diese Explosivstoffe selbst
beschrieben.
[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung von Carbonylverbindungen, nämlich
von 5,6-Carbonyl-ascorbinsäure bzw. 5,6-Carbonyl-erythorbinsäure zur Herstellung von
Explosivstoffen (Sprengstoffen, Schiess- oder Treibstoffen und pyrotechnischen Stoffen),
sowie ein Verfahren zur Herstellung solcher Explosivstoffe, und diese Explosivstoffe
selbst.
[0002] Aus der US Patentschrift Nr. 4,497,676 und der Europäischen Patentpublikation Nr.
268 996 sind Explosivstoffe auf Basis von Ascorbinsäure bzw. Erythorbinsäure bekannt
geworden, welche hergestellt werden, indem man Ascorbinsäure oder Erythorbinsäure
zusammen mit einem Nitrat-haltigen Oxidationsmittel erhitzt oder indem man ein durch
Erhitzen von Ascorbinsäure bzw. Erythorbinsäure erhaltenes Abbauprodukt mit einem
Nitrat-haltigen Oxidationsmittel vermischt.
[0003] Es wurde nun festgestellt, dass man ein qualitativ besseres Produkt dadurch erhalten
kann, dass man anstelle von Ascorbinsäure bzw. Erythorbinsäure die entsprechenden
5,6-Carbonylderivate, also 5,6-Carbonyl-ascorbinsäure oder 5,6-Carbonyl-erythorbinsäure
verwendet.
[0004] Die vorliegende Erfindung bezieht sich somit auf ein Verfahren zur Herstellung von
Explosivstoffen, welches darin besteht, dass man 5,6-Carbonyl-ascorbinsäure oder 5,6-Carbonyl-erythorbinsäure
mit einem Nitrat-haltigen Oxidationsmittel und gegebenenfalls mit weiteren Zusätzen
vermischt.
[0005] Die 5,6-Carbonyl-ascorbinsäure und deren Herstellung ist aus der japanischen Patentpublikation
7031601 (13.10.1970), abstrahiert in C.A. 74 (1971) Ref. 88 266 C bekannt. Das entsprechende
Erythorbinsäurederivat kann in Analogie hierzu hergestellt werden.
[0006] Als Nitrat-haltiges Oxidationsmittel verwendet man vorzugsweise ein Alkali- oder
Erdalkalimetallnitrat, insbesondere Kaliumnitrat, oder Ammoniumnitrat oder ein Gemisch
dieser Nitrate.
[0007] Vorzugsweise verwendet man das Nitrat-haltige Oxidationsmittel und die Carbonylverbindung
in einem Gewichtsverhältnis von etwa 40 : 60 - 80 : 20, vorzugsweise von etwa 60
: 40 - 65 : 35.
[0008] Die so erhaltenen erfindungsgemässen Explosivstoffe (Sprengstoffe, Schiess- oder
Treibstoffe und pyrotechnische Stoffe) sind dadurch gekennzeichnet, dass sie ein Gemisch
von 5,6-Carbonyl-ascorbinsäure bzw. 5,6-Carbonyl-erythorbinsäure und einem Nitrat-haltigen
Oxidationsmittel, und gegebenenfalls weitere Zusätze enthalten.
[0009] Das Nitrat-haltige Oxidationsmittel ist hierbei vorzugsweise ein Alkali- oder Erdalkalimetallnitrat,
insbesondere Kaliumnitrat, oder Ammoniumnitrat oder ein Gemisch dieser Nitrate. Als
weitere Nitrat-haltige Oxidationsmittel können organische Nitrate verwendet werden.
Unter einem organischen Nitrat ist hierbei jedes übliche, kohlenstoff-haltige Nitrat
mit einem stöchiometrischen Sauerstoffüberschuss zu verstehen, welches üblicherweise
in der pyrotechnischen Industrie oder in der Sprengstoffindustrie verwendet wird.
Beispiele geeigneter organischer Nitrate sind Nitrocellulose, Nitroglycerin oder Pentaerithrit-Tetranitrat.
[0010] Gemäss einer bevorzugten Ausführungsform beträgt das Gewichtsverhältnis zwischen
Nitrat-haltigem Oxidationsmittel (bezogen auf Kaliumnitrat) und der Carbonylverbindung
etwa 40 : 60 - 80 : 20, insbesondere etwa 60 : 40 - 65 : 35. Das erfindungsgemässe
Gemisch kann Zusatzstoffe wie Gelierungsmittel oder Stabilisatoren, wie substituierte
Harnstoffe, z.B. Arkardit® oder Centralit®; substituierte Urethane, Phthalate, Polymere,
Zusätze zu Leuchtsätzen, wie Natrium-, Barium-, Strontium- oder Kupfersalze, sowie
andere Additive, z.B. zur Erhöhung der Explosionsenergie oder zur Verbesserung anderer
wünschenswerter Eigenschaften, wie beispielsweise Bor oder Nitroguanidin, enthalten.
[0011] Der erfindungsgemässe Explosivstoff kann als Sprengstoff, z.B. im Bergbau, als Schiessstoff
oder Treibstoff oder als pyrotechnisches Material oder als energiereiches Gemisch
für verschiedene Antriebszwecke verwendet werden. Dieser Explosivstoff ist beispielsweise
für die Herstellung von Patronen oder Kartuschen, für Leucht- oder Signalmunition,
für Raketen, für Schussapparate zu technischen Zwekken, sowie für Feuerwerkskörper
oder dergleichen verwendbar.
[0012] Der erfindungsgemässe Explosivstoff zeichnet sich durch geringe Korrosivität, hohe
Treibkraft und geringe Rauchentwicklung aus. Im Vergleich zu ähnlichen bekannten
Explosivstoffen besitzt er insbesondere die folgenden vorteilhaften Eigenschaften:
höhere Explosivkraft, deutlich geringere Hygroskopizität, bessere Stabilität.
Beispiel
[0013] In einem Rundkolben werden 74,4 g Kaliumnitrat und 44,75 g 5,6-Carbonyl-ascorbinsäure
in 372 ml Wasser gelöst und anschliessend mit 22,4 ml 1N wässeriger Kaliumhydroxydlösung
versetzt. Die Lösung wird nun zuerst am Wasserstrahlvakuum, später am Hochvakuum
zur Trockene eingedampft. Das erhaltene weisse Gemisch wird in der Reibschale pulverisiert
und anschliessend während mindestens 20 Stunden bei 40
oC im Vakuumtrockenschrank über Silikagel getrocknet. Man erhält 120 g eines Explosivstoffes
mit einer Explosionswärme von 769 cal/g. Der Schmelzpunkt dieser Substanz ist nicht
bestimmbar, sie beginnt bei etwa 200
oC zu schäumen. pH einer Lösung von 1 g in 20 ml Wasser = 2,75. Wasserlöslichkeit:
etwa 67 g/100 ml (25
oC).
1. Explosivstoff, dadurch gekennzeichnet, dass er ein Gemisch von 5,6-Carbonyl-ascorbinsäure
oder 5,6-Carbonyl-erythorbinsäure und einem Nitrat-haltigen Oxidationsmittel, und
gegebenenfalls weitere Zusätze enthält.
2. Explosivstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Nitrat-haltige
Oxidationsmittel ein Alkali- oder Erdalkalimetallnitrat, insbesondere Kaliumnitrat,
oder Ammoniumnitrat, oder ein Gemisch dieser Nitrate ist.
3. Explosivstoff nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Gewichtsverhältnis
Nitrat-haltiges Oxidationsmittel: Carbonylverbindung zwischen 40 : 60 und 80 : 20,
vorzugsweise zwischen 60 : 40 und 65 : 35 liegt.
4. Verfahren zur Herstellung eines Explosivstoffes nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch
gekennzeichnet, dass man 5,6-Carbonyl-ascorbinsäure oder 5,6-Carbonyl-erythorbinsäure
mit einem Nitrat-haltigen Oxidationsmittel und gegebenenfalls mit Zusatzstoffen vermischt.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass man als Nitrat-haltiges
Oxidationsmittel ein Alkali- oder Erdalkalimetallnitrat, insbesondere Kaliumnitrat,
oder Ammoniumnitrat, oder ein Gemisch dieser Nitrate verwendet.
6. Verfahren nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass man das Nitrat-haltige
Oxidationsmittel und die Carbonylverbindung in einem Gewichtsverhältnis von etwa 40
: 60 bis 80 : 20, vorzugsweise von etwa 60 : 40 bis 65 : 35 verwendet.
7. Verwendung von 5,6-Carbonyl-ascorbinsäure bzw. 5,6-Carbonyl-erythorbinsäure zur
Herstellung von Explosivstoffen.