[0001] Die Erfindung betrifft eine Wirbelschichtfeuerung mit stationärer Wirbelschicht gemäß
dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Bei stationären Wirbelschichtfeuerungen kann es aus verschiedenen Gründen vorteilhaft
sein, einen Teil der Verbrennungsluft als Sekundärluft oberhalb der Wirbelschicht
zuzuführen. Zum Beispiel besteht eine wirksame Maßnahme zur Minderung des Stickoxidausstoßes
darin, die Verbrennung in der Wirbelschicht unter Sauerstoffmangel durchzuführen und
das im aufsteigenden Gas enthaltene Kohlenmonoxid unter Sekundärluftzufuhr über der
Wirbelschicht auszubrennen. Ein spezielles Problem bei stationären Wirbelschichtfeuerungen
besteht darin, daß der Flugstaub noch brennbare Kohlepartikel enthält. Je nach Art
des Brennstoffes ist das aufsteigende Gas auch mit flüchtigen, kohlenwasserstoffartigen
Bestandteilen beladen. Die brennbaren festen und gasförmigen Substanzen können im
Freiraum unter Sekundärluftzufuhr ausgebrannt werden.
[0003] Voraussetzung für einen guten Ausbrand ist eine homogene Vermischung der Sekundärluft
mit dem aufsteigenden Gas-Feststoff-Gemisch. Diese ist wegen der hohen Zähigkeit
des heißen Gases nicht leicht zu erreichen. Gemäß EP-A2-157 901 ist im Freiraum eine
statische Mischvorrichtung angeordnet. Die Sekundärluftzufuhr kann zum Beispiel durch
teils waage recht, teils schräg nach unten gerichtete Rohre erfolgen, die zwischen
Wirbelschicht und statischer Mischvorrichtung angeordnet sind. Bei einer anderen Ausführungsform
ist die statische Mischvorrichtung selber als Sekundärluftzufuhr ausgebildet.
[0004] Gemäß DE-OS 30 03 245 ist über der Wirbelschicht ein Beruhigungsraum vorgesehen,
der über eine Einschnürung in eine Nachbrennkammer übergeht. Im Bereich der Einschnürung
sind in der Wand waagerechte Sekundärluftdüsen angeordnet. Der Beruhigungsraum dient
dazu, das Mitreißen von Feststoffpartikeln aus der Wirbelschicht weitgehend zu vermeiden.
Die Einschnürung wirkt als Mischstrecke für das heiße Gas und die Sekundärluft.
[0005] Um eine sichere Zündung und eine stabile Verbrennung der mitgeführten brennbaren
Bestandteile zu gewährleisten, ist es ferner wichtig, im Freiraum eine bestimmte Mindesttemperatur
aufrecht zu erhalten. Besonders wichtig ist die Einhaltung einer relativ hohen Temperatur,
wenn - wie zum Beispiel in der EP-A1-236 686 beschrieben - die Sekundärluft zwecks
nichtkatalytischer Entstickung zusammen mit einem Entstickungsmittel, wie zum Beispiel
Ammoniak, zugeführt wird. Die nichtkatalytische Entstickung findet bekanntlich nur
in einem engen Temperaturbereich statt, wie in der DE-PS 24 11 672 angegeben.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei einer Wirbelschichtfeuerung der im
Oberbegriff des Patentanspruchs 1 angegebenen Gattung mit einfachen Mitteln die Zumischung
der Sekundärluft zu vergleichmäßigen und die Möglichkeit zu schaffen, die Temperatur
im Freiraum durch zusätzliche Wärmezufuhr zu erhöhen.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden Merkmale des Patentanspruchs
1 gelöst.
[0008] Die in Anspruch 2 angegebene Variante der Erfindung zeichnet sich durch besondere
Einfachheit aus.
[0009] Das Merkmal des Anspruchs 3 ermöglicht eine gezielte Anpassung der Sekundärluftmenge
an die Betriebsbedingungen.
[0010] Bei der Variante gemäß Anspruch 4 ist es möglich, Druck und Temperatur der Sekundärluft
unabhängig von der Primärluft zu wählen.
[0011] Durch das Merkmal des Anspruchs 5 wird bewirkt, daß die dem Freiraum zugeführte Wärme
insbesondere auf den für die Zündung wichtigen unteren Bereich konzentriert wird.
Die Mischwirkung wird noch verbessert. Außerdem wird einer Staubsträhnenbildung entgegengewirkt.
[0012] Die Zeichnung dient zur Erläuterung der Erfindung anhand von schematisch dargestellten
Ausführungsbeispielen.
Figur 1 zeigt eine Wirbelschichtfeuerung.
Figur 2 zeigt eine Einzelheit in einem senkrechten Schnitt.
Figur 3 zeigt die gleiche Einzelheit in einer Ansicht von oben.
Figur 4 zeigt ein anderes Ausführungsbeispiel einer Wirbelschichtfeuerung.
[0013] Die in Figur 1 dargestellte Wirbelschichtfeuerung hat eine Brennkammer mit rechteckigem
Grundriß, die von Seitenwänden 1 umschlossen ist. Zwischen ihrem Boden 2 und einem
Anströmboden 3 befindet sich ein Luftkasten 4 mit einem Anschlußrohr 5 für die Zuführung
von Verbrennungsluft. Der Anströmboden 3 weist zahlreiche Durchlässe für Primärluft
auf. Über dem Anströmboden 3 befindet sich die Wirbelschicht 6, bestehend aus körnigem
Inertmaterial, dem im Betrieb eine geringe Menge Brennstoff beigemischt ist, wie zum
Beispiel Kohle, Ölschiefer, Schlamm oder zerkleinerte Abfallstoffe. Zum Zuführen des
Brennstoffs, gegebenenfalls mit Zuschlagstoff, wie zum Beispiel Kalk, dient eine seitlich
angebrachte Beschickungseinrichtung 7. Unmittelbar über dem Anströmboden 3 ist in
einer Seitenwand 1 ein Ascheabzug 8 angeordnet. Über der Oberfläche 9 der Wirbelschicht
6 befindet sich ein Freiraum 10, der in einen Rauchgaszug 11 übergeht. Der Übergang
12 zwischen Freiraum 10 und Rauchgaszug 11 hat die Form eines umgekehrten Trichters.
[0014] Insoweit entspricht die in Figur 1 dargestellte Wirbelschichtfeuerung dem Stand
der Technik. In weiterer Übereinstimmung mit dem Stand der Technik kann die Wirbelschichtfeuerung
zum Beispiel auch mit Wärmetauschern ausgestattet sein, die in die Wirbelschicht eintauchen.
Die Wandflächen der Brennkammer können in bekannter Weise ganz oder teilweise als
Wärmeaustauschflächen ausgebildet sein. Diese und andere Einzelheiten gehören nicht
zur Erfindung und sind daher in der Zeichnung der Einfachheit halber nicht dargestellt
worden.
[0015] Erfindungsgemäß sind in der Brennkammer mehrere gleichmäßig über die gesamte Fläche
der Wirbelschicht verteilte, senkrecht angeordnete, oben und unten offene Rohrstücke
13 montiert. Die Rohrstücke 13 tauchen mit einem Teil ihrer Länge - zum Beispiel
etwa zur Hälfte - in die Wirbelschicht 6 ein, so daß sich die unteren Rohrenden zum
Beispiel in mittlerer Höhe der Wirbelschicht 6 befinden, in jedem Falle mit Abstand
über dem Anströmboden 3. Die oberen Enden ragen in den Freiraum 10 hinein. In jedes
Rohrstück 13 ist nach Art eines Injektors eine senkrecht nach oben gerichtete Sekundärluftdüse
14 hineingerichtet. Diese hat die Form eines Rohres, dessen Außendurchmesser kleiner
ist als der lichte Durchmesser des Rohrstücks 13, so daß zwischen Sekundärluftdüse
14 und zugehörigem Rohrstück 13 ein Ringspalt besteht. Die Sekundärluftdüsen 14 sind
an dem Anströmboden 3 befestigt und stehen durch koaxiale Bohrungen des Anströmbodens
3 unmittelbar mit dem Luftkasten 4 in Verbindung. Die Sekundärluftdüsen 14 sind mit
Stellorganen 15 ausgestattet, die gemeinsam von außen zu betätigen sind. Sie sind
zum Beispiel als heb- und senkbare Ventilkegel ausgebildet.
[0016] Gemäß Figur 2 und Figur 3 sitzen auf dem freien Ende der Sekundärluftdüse 14 drei
radiale, um 120° zueinander versetzte Haltebleche 16, an denen das Rohrstück 13 koaxial
zur Sekundärluftdüse 14 befestigt ist. Der Außendurchmesser der Sekundärlüftdüse 14
ist etwa halb so groß wie der lichte Durchmesser des Rohrstücks 13. Die Breite des
verbleibenden Ringspaltes 17 ist ein Vielfaches der maximalen Korngröße des inerten
Wirbelschichtmaterials; sie beträgt zum Beispiel 10 bis 25 mm. Die Sekundärluftdüse
14 ragt nur wenig - zum Beispiel 10 bis 25 mm - in das untere Ende des Rohrstücks
13 hinein.
[0017] Im Betrieb ist in bekannter Weise die eingeblasene Primärluftmenge, die durch die
Durchlässe des Anströmbodens 3 in die Wirbelschicht 6 eindringt, so auf die Korngröße
des Bettmaterials abgestimmt, daß nur ein geringer Teil des Bettmaterials mit dem
aufsteigenden Gas aus der Wirbelschicht 6 ausgetragen wird. Die Hauptmasse des Bettmaterials
wird in einen flüssigkeitsartigen Zustand versetzt und dabei nur schwach expandiert,
so daß zwischen Wirbelschicht 6 und Freiraum 10 ein sprungartiger Dichteunterschied
besteht, erkennbar als ausgeprägte Oberfläche der Wirbelschicht 6. Hierfür ist die
Bezeichnung "stationäre Wirbelschicht" gebräuchlich geworden. Die Asche wird überwiegend
durch den Ascheabzug 8 ausgetragen. Das schließt nicht aus, daß eine geringe Menge
an Flugasche vom Gasstrom mitgeführt und nach Abscheidung gegebenenfalls in die Wirbelschicht
6 rezirkuliert wird.
[0018] Ein Teil der zugeführten Luft wird durch die Sekundärluftdüsen 14 und die Rohrstücke
13 als Sekundärluft in den Freiraum 10 eingeblasen. Da - bedingt durch den Druckabfall
in der Wirbelschicht - zwischen Luftkasten 4 und Freiraum 10 ein erheblicher Druckunterschied
besteht, haben die Sekundärluftstrahlen eine hohe Geschwindigkeit. Die Menge der
Sekundärluft läßt sich mit Hilfe der Stellorgane 15 dosieren. Dabei wird durch den
zwischen Sekundärluftdüse 14 und Rohrstück 13 bestehenden Ringspalt 17 körniges Wirbelschichtmaterial
mitgerissen und fontäneartig in den Freiraum 10 geschleudert. Die Sekundärluft heizt
sich auf dem Weg durch die Sekundärluftdüse 14 und das Rohrstück 13 durch Wandberührung
und durch mitgeführtes Bettmaterial auf und bewirkt im Freiraum 10 eine Temperaturerhöhung.
Auch durch das mitgeführte Wirbelschichtmaterial wird dem Freiraum Wärme zugeführt.
Die Wärmeübertragung zwischen den in die Wirbelschicht zurückfallenden Körnern und
dem aufsteigenden Gasstrom ist wegen der hohen Relativgeschwindigkeit besonders intensiv.
Die aufwärts und abwärts fliegenden Partikel erzeugen im Freiraum 10 eine Rührwirkung,
die die homogene Einmischung der Sekundärluft in den aufsteigenden Gasstrom fördert.
[0019] Bei dem in Figur 4 dargestellten Ausführungsbeispiel sind die Sekundärluftdüsen 14
an eine separate Luftzufuhr angeschlossen. Diese ist als Verteilerrohr 18 ausgebildet,
das mit einem Stellorgan 19 ausgestattet ist.
[0020] Mit Abstand über den oberen Enden der Rohrstücke 13 sind Prallvorrichtungen 20 angebracht.
Diese sind durch nicht dargestellte einfache Befestigungsmittel - zum Beispiel ähnlich
den in Figur 2 und Figur 3 erkennbaren Halteblechen 16 - mit den Rohrstücken 13 verbunden.
Im übrigen stimmt das Ausführungsbeispiel gemäß Figur 4 mit dem vorher beschriebenen
Ausführungsbeispiel überein.
1. Wirbelschichtfeuerung mit stationärer Wirbelschicht,
mit einem Anströmboden, der zahlreiche Durchlässe für Primärluft aufweist,
mit einem Luftkasten unter dem Anströmboden,
mit einem Freiraum über der Wirbelschicht
und mit Einrichtungen zum Zuführen von Sekundärluft in den Freiraum,
dadurch gekennzeichnet, daß mehrere über die Fläche der Wirbelschicht (6) verteilte,
oben und unten offene, senkrecht angeordnete Rohrstücke (13) mit ihren unteren Enden
in die Wirbelschicht (6) eintauchen und mit ihren oberen Enden in den Freiraum (10)
hineinragen und daß in jedes Rohrstück (13) eine aufwärts gerichtete Sekundärluftdüse
(14) injektorartig hineingerichtet ist.
2. Wirbelbettfeuerung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Sekundärluftdüsen
(14) durch Bohrungen des Anströmbodens (3) unmittelbar mit dem Luftkasten (4) in
Verbindung stehen.
3. Wirbelbettfeuerung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Sekundärluftdüsen
(14) mit Stellorganen (15) ausgestattet sind.
4. Wirbelschichtfeuerung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Sekundärluftdüsen
(14) an eine separate Luftzufuhr (18) angeschlossen sind.
5. Wirbelschichtfeuerung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß über den oberen Enden der Rohrstücke (13) Prallvorrichtungen (20) angebracht sind.