[0001] Die Erfindung betrifft ein Chromgerbverfahren, mit dem man eine vollständige Durchgerbung
erreicht und mit dem die Chrombrühen praktisch restlos ausgezehrt werden.
[0002] Bei der Herstellung chromgegerbter Leder nach herkömmlichen Verfahren werden je
nach Arbeitsweise etwa 70 bis 80 % der angebotenen Chrommenge in der Haut fixiert.
Die restlichen 20 bis 30 % verbleiben in der sogenannten Restflotte, die nur mit großem
Aufwand gereinigt werden kann.
[0003] Sowohl aus ökologischen als auch aus ökonomischen Gründen hat es in der Vergangenheit
nicht an Versuchen gefehlt, die Chromaufnahme der Haut zu verbessern und die für
eine kochgare Gerbung notwendige Chrommenge zu reduzieren.
[0004] Zur Verbesserung der Chromauszehrung wurden beispielsweise in "Das Leder"
26, 21 bis 31 (1975) Recyclingverfahren vorgeschlagen, bei denen die Restflotten nach
Zusatz von frischen Chromsalzen erneut zur Gerbung oder nach Ausfällung und Aufarbeitung
zu Chromgerbstoffen wieder verwendet werden. Der Nachteil dieser Verfahren besteht
jedoch darin, daß sich Lederfasern und unerwünschte Salze in den Gerbflotten anreichern
und somit keine optimalen Gerbresultate mehr zulassen. Darüber hinaus sind diese Verfahren
sehr umständlich in der Durchführung.
[0005] In "Das Leder"
34, 89 bis 93 (1983) wird beschrieben, daß durch Verwendung von Magnesiumoxyd und Dicarbonsäuren
zur Vorabstumpfung und von Natrium-Aluminiumsilikaten zur Endabstumpfung eine gute
Auszehrung der Chromgerbflotte erzielt wird. Weiterhin ist aus DE-OS 35 16 842 bekannt,
daß die Verwendung von Glyoxylsäure im Pickel zu einer Verbesserung der Chromauszehrung
in Gerbflotten führt. Mit beiden Verfahren läßt sich jedoch kein zufriedenstellend
hoher Auszehrungsgrad der Chromgerbflotten erreichen.
[0006] Die Aufgabe der Erfindung bestand daher in der Entwicklung eines Chromgerbverfahrens,
mit dem im Vergleich zu den bekannten Verfahren eine noch höhere Auszehrung der Gerbflotten
erreicht wird.
[0007] Die Erfindung geht von der überraschenden Feststellung aus, daß der Auszehrungsgrad
von Gerbflotten wesentlich verbessert wird, wenn die Vorabstumpfung der Gerbflotte
mit Basifizierungsmitteln in Gegenwart von Aldehyd- und/oder Ketosäuren durchgeführt
wird.
[0008] Gegenstand der Erfindung ist demzufolge ein Verfahren zur Chromgerbung mit hoher
Chromauszehrung der Gerbflotten, welches dadurch gekennzeichnet ist, daß man mit Ameisensäure
und/oder Schwefelsäure gepickelte Blößen mit 0,5 bis 12 Gewichtsprozent Chrom-III-Salzen,
bezogen auf Blößengewicht, gerbt, die Gerbflotte mit Basifizierungsmitteln in Gegenwart
von Aldehyd- und/oder Ketosäuren auf einen pH-Wert zwischen 3,6 und 4,3 vorabstumpft
und anschließend mit Alkali-Aluminiumsilikaten auf einen pH-Wert von 4,2 bis 5,5
abstumpft. Vorzugsweise wird die Vorabstumpfung in Gegenwart von Glyoxylsäure durchgeführt.
[0009] Das erfindungsgemäße Verfahren zeichnet sich durch einen sehr hohen Auszehrungsgrad
der Chromgerbstoffe aus, mit der Folge, daß die Konzentration der Chrom-III-Salze
in der Gerbflotte im Vergleich zu bekannten Verfahren deutlich verringert werden kann.
Der Restchromgehalt der ausgezehrten Gerbflotten wird auf Werte kleiner 0,2 g Cr₂O₃
pro Liter Gerbflotte reduziert. Die Qualität der wetblue, die dem erfindungsgemäßen
Gerbprozeß unterworfen werden, ist deutlich verbessert. Das Narbenbild ist feiner
und die wetblue-Farbe heller als bei herkömmlichen Gerbverfahren, bei denen die Verabstumpfung
in Gegenwart von Dicarbonsäuren durchgeführt wird.
[0010] Die Gerbung von mit Ameisensäure und/oder Schwefelsäure gepikkelten Blößen wird
in an sich bekannter Weise mit Chrom-III-Salzen, beispielsweise mit Chrom-III-Sulfaten,
basischen Chrom-III-Sulfaten und/oder mit organischen Säuren wie Ameisensäure, Essigsäure,
maskierten Chrom-III-Salzen im Pickelbad oder in neuer Flotte durchgeführt. Es werden
0,5 bis 12 Gew.-%, vorzugsweise 3 bis 6 Gew.-%, jeweils bezogen auf Blößengewicht,
Chrom-III-Salze eingesetzt. In der Gerbflotte können 0,5 bis 3,0 Gew.-%, bezogen
auf Blößengewicht, elektrolytbeständige Fettungsmittel, beispielsweise sulfitiertes
Fischöl oder 0,5 bis 3,0 Gew.-%, bezogen auf Blößengewicht, Mischungen aus elektolytbeständigen
Fettungsmitteln und Tensiden, wie Alkylsulfate mit 12-18 C-Atomen enthalten sein.
[0011] Zur Vorabstumpfung der Gerbflotten werden vorzugsweise 0,3 bis 0,7 Gew.-%, bezogen
auf Blößengewicht, Basifizierungsmittel in Gegenwart von vorzugsweise 0,3 bis 4,0
Gew.-%, besonders bevorzugt von 0,5 bis 2,0 Gew.-%, jeweils bezogen auf Blößengewicht,
Aldehyd- und/oder Ketosäuren, wie Brenztraubensäure und/oder Glyoxylsäure eingesetzt.
Als Basifizierungsmittel eignen sich beispielsweise Magnesiumoxid, Dolomit, Alkalicarbonate,
Alkalibi carbonate und/oder Erdalkalicarbonate. Vorzugsweise wird jedoch Magnesiumoxid
eingesetzt.
[0012] Die Abstumpfung der Gerbflotte auf pH-Werte zwischen 4,2 und 5,5, vorzugsweise auf
pH-Werte zwischen 4,5 und 5,0 wird mit 0,5 bis 3,0 Gew.-%, vorzugsweise mit 1,0 bis
2,0 Gew.-%, jeweils bezogen auf Blößengewicht, Alkali-Aluminiumsilikaten durchgeführt.
Die Alkali-Aluminiumsilikate, vorzugsweise Natrium-Aluminiumsilikate, werden den
Gerbflotten entweder in fester Form oder in Form wäßriger Dispersionen zugesetzt.
Die Alkali-Aluminiumsilikate sind nach bekannten Verfahren, beispielsweise nach den
in DE-OS 27 32 217 geschriebenen Verfahren zugänglich. Die Temperatur der Gerbflotte
nach Zugabe der Alkali-Aluminiumsilikate liegt zwischen 30 und 50 °C, vorzugsweise
zwischen 35 und 45 °C.
[0013] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren lassen sich alle Hauttypen, beispielsweise von
Rind, Schwein, Ziege oder Schaf, gerben.
Beispiele
[0014] Die Angabe Gewichtsprozent bezieht sich, sofern nicht anders angegeben, auf Blößengewicht.
konz. = konzentriert
min = Minuten
Beispiel 1 (Vergleich: "Das Leder" 34, 89 - 93 (1983))
[0015] Ausgangsmaterial - Entkälkte und gebeizte Rindblößen, Dicke 4 mm

wetblue auf Bock und betriebsüblich weiterarbeiten
Beispiel 2 (Vergleich: DE-OS 35 16 842)
[0016] Ausgangsmaterial - Entkälkte und gebeizte Rindblößen, Dicke 4 mm

wetblue auf Bock und betriebsüblich weiterarbeiten
Beispiel 3 (erfindungsgemäß)
[0017] Ausgangsmaterial - Entkälkte und gebeizte Rindblößen, Dicke 4 mm

wetblue auf Bock und betriebsüblich weiterarbeiten
Chromoxid-Gehalte der Restflotten:
[0018]
Beispiel 1 |
0,4 g CR₂O₃/l |
Beispiel 2 |
0,8 g CR₂O₃/l |
Beispiel 3 (erfindungsgemäß) |
0,07 g CR₂O₃/l |
1. Verfahren zur Chromgerbung mit hoher Chromauszehrung der Gerbflotten, dadurch gekennzeichnet,
daß man mit Ameisensäure und/oder Schwefelsäure gepickelte Blößen mit 0,5 bis 12 Gew.-%
Chrom-III-Salzen, bezogen auf Blößengewicht, gerbt, die Gerbflotte mit Basifizierungsmitteln
in Gegenwart von Aldehyd- und/oder Ketosäuren auf einen pH-Wert zwischen 3,6 und
4,3 vorabstumpft und anschließend mit Alkali-Aluminiumsilikaten auf einen pH-Wert
zwischen 4,2 und 5,5 abstumpft.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die Gerbflotte mit 0,3
bis 0,7 Gew.-%, bezogen auf Blößengewicht, Basifizierungsmitteln in Gegenwart von
0,3 bis 4,0 Gew.-%, vorzugsweise von 0,5 bis 2,0 Gew.-%, jeweils bezogen auf Blößengewicht,
Aldehyd- und/oder Ketosäuren vorabstumpft.
3. Verfahren nach einem oder beiden der Ansprüche 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet,
daß als Basifizierungsmittel Magnesiumoxid, Dolomit, Alkalicarbonate, Alkalibicarbonate,
Erdalkalicarbonate oder Mischungen dieser Substanzen, vorzugsweise Magnesiumoxid eingesetzt
werden.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß als Aldehyd- und/oder Ketosäuren Glyoxylsäure eingesetzt wird.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß man die Gerbflotte mit Natrium-Aluminiumsilikaten auf einen pH-Wert zwischen 4,5
und 5,0 abstumpft.