(19)
(11) EP 0 349 892 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
10.01.1990  Patentblatt  1990/02

(21) Anmeldenummer: 89111743.4

(22) Anmeldetag:  28.06.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5C14C 3/06
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE ES FR GB GR IT LI LU NL SE

(30) Priorität: 06.07.1988 DE 3822823

(71) Anmelder: Henkel Kommanditgesellschaft auf Aktien
40191 Düsseldorf (DE)

(72) Erfinder:
  • Friese, Hans-Herbert, Dr.
    D-4019 Monheim (DE)
  • Ruscheinsky, Emil
    D-4090 Leverkusen (DE)
  • Zauns, Rudolf, Dr.
    D-4000 Düsseldorf (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Gerbverfahren mit hoher Chromauszehrung der Gerbflotten


    (57) Chromgerbung mit hoher Chromauszehrung der Gerbflotten wird dadurch erreicht daß man mit Ameisensäure und/oder Schwefelsäure gepickelte Blößen mit Chrom III-Salzen gerbt, die Gerbflotte mit Basifizierungsmitteln in Gegenwart von Aldehyd- und/oder Ketosäuren auf einen pH-Wert zwischen 3,6 und 4,3 vorabstumpft und anschließend mit Alkali-Aluminiumsilikaten auf einen pH-Wert zwischen 4,2 und 5,5 abstumpft.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Chromgerbverfahren, mit dem man eine vollständige Durchgerbung erreicht und mit dem die Chrombrühen praktisch restlos ausgezehrt werden.

    [0002] Bei der Herstellung chromgegerbter Leder nach herkömmlichen Ver­fahren werden je nach Arbeitsweise etwa 70 bis 80 % der angebote­nen Chrommenge in der Haut fixiert. Die restlichen 20 bis 30 % verbleiben in der sogenannten Restflotte, die nur mit großem Auf­wand gereinigt werden kann.

    [0003] Sowohl aus ökologischen als auch aus ökonomischen Gründen hat es in der Vergangenheit nicht an Versuchen gefehlt, die Chrom­aufnahme der Haut zu verbessern und die für eine kochgare Ger­bung notwendige Chrommenge zu reduzieren.

    [0004] Zur Verbesserung der Chromauszehrung wurden beispielsweise in "Das Leder" 26, 21 bis 31 (1975) Recyclingverfahren vorge­schlagen, bei denen die Restflotten nach Zusatz von frischen Chromsalzen erneut zur Gerbung oder nach Ausfällung und Auf­arbeitung zu Chromgerbstoffen wieder verwendet werden. Der Nachteil dieser Verfahren besteht jedoch darin, daß sich Lederfasern und unerwünschte Salze in den Gerbflotten an­reichern und somit keine optimalen Gerbresultate mehr zulassen. Darüber hinaus sind diese Verfahren sehr umständlich in der Durchführung.

    [0005] In "Das Leder" 34, 89 bis 93 (1983) wird beschrieben, daß durch Verwendung von Magnesiumoxyd und Dicarbonsäuren zur Vorab­stumpfung und von Natrium-Aluminiumsilikaten zur Endab­stumpfung eine gute Auszehrung der Chromgerbflotte erzielt wird. Weiterhin ist aus DE-OS 35 16 842 bekannt, daß die Verwendung von Glyoxylsäure im Pickel zu einer Verbesserung der Chromauszehrung in Gerbflotten führt. Mit beiden Verfahren läßt sich jedoch kein zufriedenstellend hoher Auszehrungsgrad der Chromgerbflotten erreichen.

    [0006] Die Aufgabe der Erfindung bestand daher in der Entwicklung eines Chromgerbverfahrens, mit dem im Vergleich zu den bekannten Ver­fahren eine noch höhere Auszehrung der Gerbflotten erreicht wird.

    [0007] Die Erfindung geht von der überraschenden Feststellung aus, daß der Auszehrungsgrad von Gerbflotten wesentlich verbessert wird, wenn die Vorabstumpfung der Gerbflotte mit Basifizierungsmitteln in Gegenwart von Aldehyd- und/oder Ketosäuren durchgeführt wird.

    [0008] Gegenstand der Erfindung ist demzufolge ein Verfahren zur Chromgerbung mit hoher Chromauszehrung der Gerbflotten, welches dadurch gekennzeichnet ist, daß man mit Ameisensäure und/oder Schwefelsäure gepickelte Blößen mit 0,5 bis 12 Ge­wichtsprozent Chrom-III-Salzen, bezogen auf Blößengewicht, gerbt, die Gerbflotte mit Basifizierungsmitteln in Gegenwart von Aldehyd- und/oder Ketosäuren auf einen pH-Wert zwischen 3,6 und 4,3 vorabstumpft und anschließend mit Alkali-Aluminiumsili­katen auf einen pH-Wert von 4,2 bis 5,5 abstumpft. Vorzugsweise wird die Vorabstumpfung in Gegenwart von Glyoxylsäure durchgeführt.

    [0009] Das erfindungsgemäße Verfahren zeichnet sich durch einen sehr hohen Auszehrungsgrad der Chromgerbstoffe aus, mit der Folge, daß die Konzentration der Chrom-III-Salze in der Gerbflotte im Vergleich zu bekannten Verfahren deutlich verringert werden kann. Der Restchromgehalt der ausgezehrten Gerbflotten wird auf Werte kleiner 0,2 g Cr₂O₃ pro Liter Gerbflotte reduziert. Die Qualität der wetblue, die dem erfindungsgemäßen Gerbprozeß un­terworfen werden, ist deutlich verbessert. Das Narbenbild ist feiner und die wetblue-Farbe heller als bei herkömmlichen Gerb­verfahren, bei denen die Verabstumpfung in Gegenwart von Dicar­bonsäuren durchgeführt wird.

    [0010] Die Gerbung von mit Ameisensäure und/oder Schwefelsäure gepik­kelten Blößen wird in an sich bekannter Weise mit Chrom-III-­Salzen, beispielsweise mit Chrom-III-Sulfaten, basischen Chrom-­III-Sulfaten und/oder mit organischen Säuren wie Ameisensäure, Essigsäure, maskierten Chrom-III-Salzen im Pickelbad oder in neu­er Flotte durchgeführt. Es werden 0,5 bis 12 Gew.-%, vorzugswei­se 3 bis 6 Gew.-%, jeweils bezogen auf Blößengewicht, Chrom-III-­Salze eingesetzt. In der Gerbflotte können 0,5 bis 3,0 Gew.-%, bezogen auf Blößengewicht, elektrolytbeständige Fettungsmittel, beispielsweise sulfitiertes Fischöl oder 0,5 bis 3,0 Gew.-%, be­zogen auf Blößengewicht, Mischungen aus elektolytbeständigen Fet­tungsmitteln und Tensiden, wie Alkylsulfate mit 12-18 C-Atomen enthalten sein.

    [0011] Zur Vorabstumpfung der Gerbflotten werden vorzugsweise 0,3 bis 0,7 Gew.-%, bezogen auf Blößengewicht, Basifizierungsmittel in Gegenwart von vorzugsweise 0,3 bis 4,0 Gew.-%, besonders be­vorzugt von 0,5 bis 2,0 Gew.-%, jeweils bezogen auf Blößenge­wicht, Aldehyd- und/oder Ketosäuren, wie Brenztraubensäure und/­oder Glyoxylsäure eingesetzt. Als Basifizierungsmittel eignen sich beispielsweise Magnesiumoxid, Dolomit, Alkalicarbonate, Alkalibi­ carbonate und/oder Erdalkalicarbonate. Vorzugsweise wird jedoch Magnesiumoxid eingesetzt.

    [0012] Die Abstumpfung der Gerbflotte auf pH-Werte zwischen 4,2 und 5,5, vorzugsweise auf pH-Werte zwischen 4,5 und 5,0 wird mit 0,5 bis 3,0 Gew.-%, vorzugsweise mit 1,0 bis 2,0 Gew.-%, jeweils bezogen auf Blößengewicht, Alkali-Aluminiumsilikaten durchge­führt. Die Alkali-Aluminiumsilikate, vorzugsweise Natrium-­Aluminiumsilikate, werden den Gerbflotten entweder in fester Form oder in Form wäßriger Dispersionen zugesetzt. Die Alkali-­Aluminiumsilikate sind nach bekannten Verfahren, beispielsweise nach den in DE-OS 27 32 217 geschriebenen Verfahren zugäng­lich. Die Temperatur der Gerbflotte nach Zugabe der Alkali-­Aluminiumsilikate liegt zwischen 30 und 50 °C, vorzugsweise zwischen 35 und 45 °C.

    [0013] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren lassen sich alle Hauttypen, beispielsweise von Rind, Schwein, Ziege oder Schaf, gerben.

    Beispiele



    [0014] Die Angabe Gewichtsprozent bezieht sich, sofern nicht anders angegeben, auf Blößengewicht.
    konz. = konzentriert
    min = Minuten

    Beispiel 1 (Vergleich: "Das Leder" 34, 89 - 93 (1983))



    [0015] Ausgangsmaterial - Entkälkte und gebeizte Rindblößen, Dicke 4 mm

    wetblue auf Bock und betriebsüblich weiterarbeiten

    Beispiel 2 (Vergleich: DE-OS 35 16 842)



    [0016] Ausgangsmaterial - Entkälkte und gebeizte Rindblößen, Dicke 4 mm

    wetblue auf Bock und betriebsüblich weiterarbeiten

    Beispiel 3 (erfindungsgemäß)



    [0017] Ausgangsmaterial - Entkälkte und gebeizte Rindblößen, Dicke 4 mm

    wetblue auf Bock und betriebsüblich weiterarbeiten

    Chromoxid-Gehalte der Restflotten:



    [0018] 
    Beispiel 1 0,4 g CR₂O₃/l
    Beispiel 2 0,8 g CR₂O₃/l
    Beispiel 3 (erfindungsgemäß) 0,07 g CR₂O₃/l



    Ansprüche

    1. Verfahren zur Chromgerbung mit hoher Chromauszehrung der Gerbflotten, dadurch gekennzeichnet, daß man mit Ameisensäure und/oder Schwefelsäure gepickelte Blößen mit 0,5 bis 12 Gew.-% Chrom-III-Salzen, bezogen auf Blößengewicht, gerbt, die Gerbflotte mit Basi­fizierungsmitteln in Gegenwart von Aldehyd- und/oder Keto­säuren auf einen pH-Wert zwischen 3,6 und 4,3 vorabstumpft und anschließend mit Alkali-Aluminiumsilikaten auf einen pH-Wert zwischen 4,2 und 5,5 abstumpft.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die Gerbflotte mit 0,3 bis 0,7 Gew.-%, bezogen auf Blößengewicht, Basifizierungsmitteln in Gegenwart von 0,3 bis 4,0 Gew.-%, vorzugsweise von 0,5 bis 2,0 Gew.-%, jeweils bezogen auf Blößengewicht, Aldehyd- und/oder Keto­säuren vorabstumpft.
     
    3. Verfahren nach einem oder beiden der Ansprüche 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß als Basifizierungsmittel Mag­nesiumoxid, Dolomit, Alkalicarbonate, Alkalibicarbonate, Erdalkalicarbonate oder Mischungen dieser Substanzen, vorzugsweise Magnesiumoxid eingesetzt werden.
     
    4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß als Aldehyd- und/oder Ketosäuren Glyoxylsäure eingesetzt wird.
     
    5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man die Gerbflotte mit Natrium-Aluminiumsilikaten auf einen pH-Wert zwischen 4,5 und 5,0 abstumpft.