[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zum Gleitschleifen von Werkstücken,
bestehend im wesentlichen aus einem verschließbaren, um eine erste Achse drehbaren
Arbeitsbehälter, einem um eine zweite Achse drehbaren Rahmen, in dem der Arbeitsbehälter
drehbar gelagert ist, einem Gestell, in dem der Rahmen drehbar gelagert ist, sowie
aus Antriebseinrichtungen für die Drehung des Arbeitsbehälters und des Rahmens.
[0002] Unter Gleitschleifen versteht man Oberflächenbearbeitung von Werkstücken in einer
Schüttung von Behandlungskörpern, wobei zwischen den Werkstücken und Behandlungskörpern
eine Relativbewegung erzeugt wird, indem das Gemisch in einem Arbeitsbehälter umgewälzt
oder anderweitig bewegt wird.
[0003] Eine Vorrichtung der eingangs genannten Art ist beispielsweise aus der DE-OS 17 67
318 bekanntgeworden. Dabei ist der Arbeitsbehälter um zwei den Behälter durchsetzende,
im Behälter sich kreuzende oder schneidende Achsen drehbar gelagert. Der Vorrichtung
ist eine Antriebseinrichtung zugeordnet, mittels derer der Arbeitsbehälter um eine
oder beide Drehachsen mit einer so großen Winkelgeschwindigkeit gedreht werden kann,
daß der Behälterinhalt infolge der Zentrifugalkraft an der Behälterwand anliegend
gehalten wird. Durch Überlagerung der Zentrifugalkräfte aus beiden Drehbewegungen
entsteht im Behälter die gewünschte Relativbewegung zwischen den Werkstücken und den
Behandlungskörpern. Gegenüber den zuvor bei solchen Vorrichtungen angewandten kleinen
Winkelgeschwindigkeiten, die ein Umwälzen des Behälterinhalts unter dem Einfluß der
Gravitation zuließen, soll so eine wesentlich wirksamere Oberflächenbehandlung erzielt
werden. Weitere Verbesserungen der Arbeitsleistungen soll man erreichen können, wenn
der Behälterinhalt um beide Achsen mit entsprechend hoher Winkelgeschwindigkeit gedreht
wird oder wenn die beiden Achsen schrägwinklig zueinander angeordnet sind.
[0004] Nachprüfbare Angaben über die mit den genannten Maßnahmen erzielten Verbesserungen
sind der DE-OS 17 67 318 nicht zu entnehmen. Sie zeigt aber, daß man schon seit langem
bemüht ist, Vorrichtungen der genannten Art weiterzuverbessern, ohne daß bisher nennenswerte
Erfolge bekanntgeworden sind. Es besteht somit weiterhin die Aufgabe, Vorrichtungen
dieser Art so weiterzubilden, daß bessere Arbeitsergebnisse in kürzerer Zeit und mit
geringerem Aufwand erzielt werden können.
[0005] Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß dieses Ziel erreicht werden kann, wenn
man erfindungsgemäß die erste und zweite Achse in zwei verschiedenen, im Abstand A
zueinander parallel verlaufenden Ebenen anordnet. Damit lassen sich verglichen mit
der Anordnung, bei der sich kreuzende oder schneidende Achsen in derselben Ebene angeordnet
sind, sehr viel höhere Abtragsraten erreichen.
[0006] Die im senkrechten Abstand A zueinander angeordneten beiden Achsen verlaufen zweckmäßigerweise
in einem Winkel α von 40 bis 90° zueinander. Vorteilhaft ist es, wenn für den Arbeitsbehälter
und den Rahmen zwei unabhängig voneinander regelbare Antriebe vorgesehen sind. In
Weiterbildung des Erfindungsgedankens ist vorgesehen, daß der Arbeitsbehälter aus
zwei senkrecht zur ersten Achse stehenden, ebenen Stirnflächen und parallel zur ersten
Achse verlaufenden, ebenen Mantelflächen gebildet ist. Dabei können die Arbeitsbehälter
vorzugsweise von zwei quadratischen oder achteckigen Stirnflächen und vier bzw. acht
Mantelflächen gebildet sein. Schließlich ist noch vorgesehen, daß eine der Mantelflächen
eine verschließbare Beschickungsöffnung aufweist.
[0007] Weitere Einzelheiten und Vorteile werden anhand der in den Fig. 1 bis 3 dargestellten
Ausführungsbeispiele sowie anhand der in Versuchen ermittelten Ergebnisse näher erläutert.
Figur 1 zeigt stark schematisiert eine Seitenansicht der erfindungsgemäßen Gleitschleifvorrichtung,
bei der ein Arbeitsbehälter (3) um eine Achse (1) drehbar in einem Rahmen (4) gelagert
ist, der seinerseits um eine Achse (2) drehbar ist, die in einem Gestell (5) gelagert
ist. Aus Figur 1 sind ferner die vordere Stirnfläche (6) sowie die Mantelflächen (8)
des Arbeitsbehälters (3) ersichtlich. Wesentlich für den Erfindungsgedanken ist, daß
die Achsen (1,2) in verschiedenen, im Abstand A zueinander parallel verlaufenden Ebenen
angeordnet sind.
Figur 2 zeigt ebenfalls eine Seitenansicht der erfindungsgemäßen Gleitschleifvorrichtung,
jedoch aus einem um 90° gedrehten Blickwinkel. Gleiche Teile sind mit den gleichen
Bezugszeichen wie in Figur 1 versehen. Mit (7) ist die zweite Stirnfläche des Arbeitsbehälters
(3) gekennzeichnet.
Figur 3 zeigt eine Draufsicht auf die erfindungsgemäße Gleitschleifvorrichtung, wobei
wiederum die gleichen Ziffern wie in den Figuren 1 und 2 verwendet worden sind. Zusätzlich
ist hier die verschließbare Beschickungsöffnung (9) dargestellt.
[0008] Die Antriebe für den Arbeitsbehälter bzw. den Rahmen sind in den vereinfachten Figuren
1 bis 3 nicht dargestellt.
[0009] Durch Versuche wurde der Einfluß des Achsabstandes A auf die Effektivität der Gleitschleifbearbeitung
ermittelt. Es wurden Eisenwinkel mit den Abmessungen 30 mal 30 mal 3 mm und einem
Gewicht von 110 g in einer Mischung aus Schleifkörpern, Wasser und Bearbeitungshilfsmitteln
30 Minuten bearbeitet und anschließend der Gewichtsverlust bestimmt. Die Drehgeschwindigkeit
des Behälters war einheitlich 135 U/min, was einer Zentrifugalbeschleunigung von 1
G entsprach. Die Drehgeschwindigkeit des Rahmens wurde in Stufen zwischen 80 und 237
U/min variiert, wobei sich die Zentrifugalbeschleunigung zwischen 1 und 9 G veränderte.
Die Achsabstände A betrugen 0, 20, 50, 80 und 100 mm. Unter diesen Bedingungen wurden
die in Tabelle 1 wiedergegebenen Gewichtsverluste in g pro Kg festgestellt. Man sieht,
daß der Einfluß der Rahmengeschwindigkeit im Bereich von 1 bis 9 G bei einem Achsabstand
0 nur eine Steigerung des Abriebs von 0,12 auf 0,22 g pro Kg ergeben hat (Erste Ergebnisspalte
der Tabelle 1). Ändert man bei gleicher Zentrifugalbeschleunigung von jeweils 1 G
aus der Behälterbewegung und der Rahmenbewegung den Achsabstand, so ist keine Steigerung
des Gewichtsverlustes zu erreichen (Erste Ergebniszeile der Tabelle 1).
[0010] Signifikant höhere Gewichtsverluste kann man aber erzielen, wenn beide vorgenannten
Maßnahmen miteinander kombiniert werden. Unter den gewählten Randbedingungen wurden
gegenüber dem Basiswert um bis zu 19-fach bessere Arbeitsergebnisse erzielt (2,32
zu 0,12 = 19,33).
[0011] Es sei noch darauf hingewiesen, daß der Achsabstand und die Rahmen-Drehgeschwindigkeit
selbstverständlich nicht beliebig hoch gewählt werden können. Die Versuchsergebnisse
zeigen aber, daß mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung zum Gleitschleifen wesentlich
höhere Steigerungen der Abriebsleistung zu erreichen sind, als bei herkömmlichen Anlagen,
die zwar getrennte Antriebe für den Arbeitsbehälter und den Rahmen aufweisen, bei
denen der Achsabstand A aber gleich Null ist.
TABELLE 1
| Abrieb in g/Kg |
| Rahmendrehzahl |
Achsabstand A in mm |
| U/min |
G |
0 |
20 |
50 |
80 |
110 |
| 80 |
1 |
0,12 |
0,12 |
0,11 |
0,09 |
0,13 |
| 135 |
3 |
0,12 |
0,15 |
0,16 |
0,31 |
0,74 |
| 177 |
5 |
0,14 |
0,16 |
0,18 |
0,78 |
1,21 |
| 207 |
7 |
0,17 |
0,22 |
0,29 |
1,33 |
1,80 |
| 237 |
9 |
0,22 |
0,35 |
0,54 |
1,99 |
2,32 |
1. Vorrichtung zum Gleitschleifen von Werkstücken, bestehend im wesentlichen aus einem
verschließbaren, um eine erste Achse (1) drehbaren Arbeitsbehälter (3), einem um eine
zweite Achse (2) drehbaren Rahmen (4), in dem der Arbeitsbehälter (3) drehbar gelagert
ist, einem Gestell (5), in dem der Rahmen (4) drehbar gelagert ist, sowie aus Antriebseinrichtungen
für die Drehung des Arbeitsbehälters (3) und des Rahmens (4), dadurch gekennzeichnet,
daß die erste und die zweite Achse (1,2) in verschiedenen, im Abstand A zueinander
parallel verlaufenden Ebenen angeordnet sind.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Achsen (1,2)
in einem Winkel α von 40 bis 90° zueinander angeordnet sind.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß für den Arbeitsbehälter
(3) und den Rahmen (4) zwei unabhängig voneinander regelbare Antriebe vorgesehen sind.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Arbeitsbehälter
(3) von zwei senkrecht zur ersten Achse (1) stehenden, ebenen Stirnflächen (6,7) und
parallel zur ersten Achse (1) verlaufenden, ebenen Mantelflächen (8) gebildet ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Arbeitsbehälter (3)
von zwei quadratischen Stirnflächen und vier Mantelflächen (8) gebildet ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Behälter von zwei
achteckigen Stirnflächen (6,7) und acht Mantelflächen (8) gebildet ist.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß eine
der Mantelflächen (8) eine verschließbare Beschickungsöffnung (9) aufweist.