[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren gemäss dem Oberbegriff des Patentanspruches
1 und ein Zugorgan gemäss dem Oberbegriff des Patentanspruches 4.
[0002] Für die Konstruktion von Bauwerken, die sich mehrere Stockwerke tief in den Boden
erstrecken, werden häufig Baugruben durch Schlitz- oder Spundwände umschlossen und
mittels Verpressanker mit Zugorganen rückseitig verankert. Die Zugorgane werden bei
den Verpressankern im Erdreich temporär verankert. Die Zugorgane können aber auch
in den Bauwerken selbst Verwendung finden, wie dies z.B. beim Stützen einer Brücke
der Fall ist. Dort können während des Bauens der Brücke auf die Stützen Kräfte einwirken,
die eine temporäre Verstärkung derselben durch Zugorgane erfordert.
[0003] Nach dem Gebrauch werden die Zugorgane aus dem Erdreich oder dem Bauwerk entfernt
und können gegebenenfalls wieder verwendet werden. Beim mechanischen Ausbau wird beispielsweise
das Prinzip einer Soll-Bruchstelle auf dem Zugorgan angewandt. Durch die Soll-Bruchstelle
wird eine Querschnittsverminderung des Zugorganes erreicht. Dieses Verfahren beschränkt
sich meistens auf stabförmige Stahlzugorgane mit einem einzigen Zugstab. Das Zugorgan
wird durch Ueberspannen über die Zugfestigkeitsgrenze hinaus in der Soll-Bruchstelle
abgerissen und aus dem Erdreich bzw. dem Bauwerk grösstenteils entfernt.
[0004] In der DE-PS 26 27 524 ist ein Verpressanker mit einem von einem Hüllrohr umgebenen
Zugorgan beschrieben.
[0005] Das in Form einer Stahldrahtlitze ausgebildete Zugorgan erstreckt sich gleitbar durch
das Hüllrohr. Das Zugorgan ist mit seinem erdseitigen Ende durch einen Ankerfuss hindurchgeführt
und mittels einer sich gegen den Ankerfuss abstützenden Hülse gehalten. Zwischen
der Hülse und dem Zugorgan ist ein Haftmittel als Zwischenlage angeordnet und durch
die Hülse wird das Zugorgan festgepresst. Die Spannkraft der Hülse ist so bemessen,
dass die maximale Widerstandskraft, die zum Herausziehen des Zugorganes erforderlich
ist, etwas grösser als die Tragkraft ist, die auf das Zugorgan ausgeübt wird. Der
Nachteil dieses ausbaubaren Ankers ist, dass das Haftmittel so bemessen und beschaffen
sein muss, dass auch wirklich die Belastbarkeit zwischen den Grenzen der Gebrauchslast
und der Bruchfestigkeit liegt. Der Toleranzbereich ist aber bei der Herstellung sehr
gering und jede Ungenauigkeit kann den Unsicherheitsfaktor der Belastbarkeit dieses
bekannten Verpressankers vergrössern.
[0006] In der unter der Nummer 244 353 veröffentlichten europäischen Patentanmeldung ist
ein im Erdreich oder in einem Bauwerk veranker- und ausbaubares Zugorgan beschrieben.
Dieses Zugorgan besteht aus einem Zentralglied und mehreren dasselbe umgebende Aussenglieder.
Bei diesem bekannten Zugorgan ist in jedem Fall das Zentralglied an einer Stelle vollständig
durchgetrennt und über dieser Trennstelle ist ein Stützelement um das Zugorgan herum
gepresst. Durch das Verschieben der Trennstelle innerhalb des Stützelementes kann
die auf das Zugorgan auszuübende Gebrauchslast den Bedürfnissen angepasst werden.
Dieses Zugorgan mit durchgetrenntem Zentralglied eignet sich sehr gut, wenn keine
grossen Anforderungen an ein ausreichendes Dehnvermögen gestellt werden. Es ist Aufgabe
der Erfindung, ein Verfahren zum Herstellen eines ausbaubaren Zugorganes vorzugschlagen,
mit welchem das Zugorgan auf einfache Weise hergestellt werden kann und wobei das
Zugorgan ein grösseres Dehnvermögen aufweist.
[0007] Das erfindungsgemässe Verfahren ist durch die im kennzeichnenden Teil des Patentanspruches
1 angeführten Merkmale gekennzeichnet.
[0008] Das erfindungsgemässe Zugorgan ist durch die kennzeichnenden Merkmale des Patentanspruches
4 definiert.
[0009] Die Erfindung ist nachstehend mit Bezugnahme auf die Zeichnung beispielsweise näher
erläutert. Es zeigen
Fig. 1 einen Teil eines aus einer Stahllitze bestehenden Zugorganes, von dessen Aussengliedern
eines vollständig durchgetrennt wurde, im Schnitt, mit einem die Trennstelle knapp
umfassenden Stützelement,
Fig. 2 einen Schnitt entlang der Linie II - II der Fig. 1,
Fig. 3 eine Teilansicht im Schnitt des Zugorganes nach der Fig. 1, welches im Bereich
der Trennstelle des Aussengliedes gebrochen ist,
Fig. 4 einen Teil eines aus einem zentralen Stab und mehreren konzentrisch zu denselben
und zueinander parallel verlaufenden Stahlstäben bestehenden Zugorganes, von dessen
Aussengliedern zwei vollständig durchgetrennt sind, im Schnitt, mit einem hinter den
Trennstellen um das Zugorgan herum gepressten Stützelement,
Fig. 5 eine Teilansicht des Zugorganes nach der Fig. 4 im Schnitt, welches im Bereich
der beiden Trennstellen gebrochen ist, und
Fig. 6 eine Teilansicht eines aus einer Stahldrahtlitze bestehenden Zugorganes im
Schnitt, von dessen Aussengliedern eines vollständig durchgetrennt ist, und mit einem
um die Trennstelle herum angepressten Stützelement in Form einer Keilverankerung.
[0010] Beim Herstellen eines im Erdreich oder in einem Bauwerk zu verankernden und einer
Last auszusetzenden Zugorganes 1, das in den Fig. 1 und 2 dargestellt und dazu bestimmt
ist, nach seinem Gebrauch aus dem Erdreich bzw. dem Bauwerk grösstenteils entfernt
zu werden, wird wie folgt vorgegangen:
[0011] Das Zugorgan 1 besteht aus einer Stahldrahtlitze. Von den um ein Zentralglied 2 herum
angeordneten Aussengliedern 3 wird eines 3′ an einer Stelle 4 vollständig durchgetrennt.
Hiezu werden die verseilten, aus Drähten bestehenden Aussenglieder 3 teilweise geöffnet
und das betreffende Aussenglied 3′ vollständig durchgesägt.
[0012] Nach dem Durchtrennen des Aussengliedes 3′ wird ein rohrförmiges Stützelement 5 über
den hinteren, später im Erdreich oder Bauwerk zu verankernden Endbereich 1a des Zugorganes
1 geschoben, bis das Stützelement 5 die Trennstelle 4 knapp überdeckt. Alsdann wird
das Stützelement 5 radial nach innen gerichteten Kräften ausgesetzt, wodurch das Stützelement
5 durch Querpressen an das Zugorgan 1 fest angepresst wird. Zwischen der Innenfläche
des rohrförmigen Stützelementes 5 und dem Zugorgan 1 befindet sich ein Einsatz 11.
Der Einsatz 11 ist aus einem Material hergestellt, das härter ist als das Stützelement
5 und das Zugorgan 1. Die an den Aussengliedern 3 des Zugorganes 1 anliegende Fläche
des Einsatzes 11 ist zum sicheren Festhalten des Zugorganes 1 mit einer Verzahnung
13 versehen.
[0013] Die Länge L des Stützelementes 5 entspricht etwa dem vier- bis sechsfachen Durchmesser
des Zugorganes 1 und der Abstand L₁ der Trennstelle 4 gegenüber dem dem hinte ren
Ende des Zugorganes 1 abgewandten Ende des Stützelementes 5 beträgt im Ausführungsbeispiel
gemäss der Fig. 1 etwa ein Zwanzigstel der Länge L des Stützelementes 5. Die Trennstelle
4 kann aber in einem Bereich von 1/2 L vor bis nach dem genannten Ende des Stützelementes
5 liegen.
[0014] Unmittelbar vor dem Stützelement 5 ist eine als Widerlage dienende Platte 8 zum Abstützen
des Stützelementes angeordnet. In das denjenigen Teil 1a des Zugorganes 1 umgebende
Erdreich, das sich inbezug auf die Fig. 1 rechts von der Platte 8 befindet, wird später
zum Erstellen eines Verpressankers eine Zementemulsion zum Bilden eines nicht dargestellten
Verpresskörpers injiziert.
[0015] Die Fig. 3 zeigt das in den Fig. 1 und 2 dargestellte Zugorgan 1, von dem der grösste
Teil von dem im nicht dargestellten Verpresskörper gehaltenen Stützelement 5 durch
Ausüben einer Last P auf das freie Ende des Zugorganes 1 getrennt worden ist.
[0016] Die Fig. 3 zeigt, dass die im Gebrauchszustand des Ankers nicht durchgetrennten Aussenglieder
3 in der Nachbarschaft der Trennstelle 4 des von Anfang an vollständig durchgetrennten
Aussengliedes 3′ gebrochen sind. Im Gegensatz dazu ist das sich ursprünglich im Teil
1a des Zugorganes 1 befindliche Teilstück des Zentralgliedes 2 nicht gebrochen, sondern
aus dem Teil 1a herausgezogen worden.
[0017] Versuche haben gezeigt, dass die Dehnung des Zugorganes 1 gemäss der Fig. 1 bis
zum Bruch etwa fünfmal grösser ist als die Dehnung des Zugorganes gemäss dem in der
eingangs genannten europäischen Patentanmeldung beschriebenen Zugorgan, bei dem wenigstens
das Zentralglied vollständig durchgetrennt ist, wobei die Abmessungen des Zugorganes,
d.h. dessen Länge und der Durchmesser des Zentralgliedes und der Aussenglieder gleich
waren.
[0018] Eine grosse Dehnung, d.h. eine plastische Verformung des Zuggliedes 1, ist insbesondere
vorteilhaft, um allenfalls nach dem Vorspannen zusätzlich auftretende Kräfte, beispielsweise
infolge des Erddruckes auf den Anker, frühzeitig durch eine sichtbare Verschiebung
des Ankerkopfes erkennen zu können.
[0019] Das in der Fig. 4 dargestellte Zugorgan 1 besitzt einen zentralen Stahlstab 10 und
sechs äussere Zentralstäbe 9, von denen die Stahlstäbe 9′ an den Stellen 4 bzw. 6
vollständig durchgetrennt sind. Damit die Stahlstäbe 9 und 10 geordnet und parallel
zueinander verlaufen, werden sie in regelmässigen Abständen von Klemmhülsen 7 zusammengehalten,
von denen in der Fig. 4 nur eine sichtbar ist. Der hintere Teil 1a des Zugorganes
1 wird durch das rohrförmige Stützelement 5 zusammengepresst und festgehalten. Anschliessend
an das Stützelement 5 ist die als Widerlager dienende Platte 8 angeordnet. Diese Platte
hat die gleiche Funktion wie der Ankerfuss bei einem Pressanker. Die Trennstellen
4 und 6 befinden sind, bezogen auf die Fig. 4, auf der linken Seite der Platte 5,
d.h. in einem Abstand von etwa einem Viertel der Länge des Stützelementes 5 vor demselben.
[0020] Die Fig. 5 zeigt das durch Einwirken einer grösseren Last als die Gebrauchslast vom
verankerten Teil 1a abgetrennte Teilstück des Zugorganes 1, wobei die vier äusseren
Stahlstäbe 9, von denen nur zwei sichtbar sind, durch die grössere Belastung gebrochen
sind. Aehnlich wie in dem in der Fig. 3 dargestellten Beispiel wurde das sich ursprünglich
im Teil 1a befindliche Teilstück des zentralen Stahlstabes 10 aus dem Teil 1a herausgezogen.
[0021] Die Fig. 6 zeigt eine weitere Ausführungsform des erfindungsgemässen Zugorganes 1,
das wie in dem in den Fig. 1 und 2 dargestellten Beispiel eine Stahldrahtlitze mit
dem Zentralglied 2 und den Aussengliedern 3 ist. Das den zu verankernden Teil 1a des
Zugorganes 1 umgebende Stützelement 5′ weist eine sich nach hinten, bezogen auf die
Fig. 6 nach rechts erweiterende Bohrung 12 auf, in der zwei Keile 14 und 15 mit einer
Innenverzahnung 16 zum Festhalten des Teiles 1a des Zugorganes 1 angeordnet sind.
[0022] Die Trennstelle 4 des Aussengliedes 3′ ist um etwa einen Siebtel der Länge des Stützelementes
5′ von seinem vorderen Ende zurückgesetzt. Der aktive Teil des in der Fig. 6 dargestellten
Zugorganes ist von einem Hüllrohr 17 umgeben und der Raum zwischen dem Zugorgan 1
und der Innenseite des Hüllrohres 17 ist zum Erleichtern sowohl des Vorspannens als
auch des Ausbauens des aktiven Teiles des Zugorganes 1 mit einem Gleitmittel 18 ausgefüllt.
Ein solches Hüllrohr 17 kann auch bei den in den Fig. 1 und 4 dargestellten Ausführungformen
vorgesehen sein.
[0023] Die Stützelemente 5 mit den zugehörigen Trennstellen 4 kann auch an einer Stelle
des aktiven Teiles des Zugorganes 1 angeordnet sein. Solche nicht dargestellten Ausführungsformen
weisen einen verlängerten passiven, d.h. zu verankernden Teil auf. Durch Anwendung
von Last gehen alle nicht durchgetrennten Aussenglieder eines solchen Zugorganes im
Bereich des Stützelementes 5 in Brüche, so dass das Zugorgan grösstenteils gegebenenfalls
zwecks seiner Wiederverwendung aus dem Erdreich bzw. Bauwerk entfernt werden kann.
1. Verfahren zum Herstellen eines im Erdreich oder in einem Bauwerk veranker- und
belastbaren Zugorganes (1) mit einem Zentralglied (2; 10), um das Aussenglieder (3;
9) angeordnet sind, welches Zugorgan dazu bestimmt ist, nach seinem Gebrauch grösstenteils
aus dem Erdreich oder dem Bauwerk entfernt zu werden, dadurch gekennzeichnet, dass
mindestens eines der Aussenglieder (3; 9) des Zugorganes (1) an einer Stelle (4)
vollständig durchgetrennt wird, und dass ein Stützelement (5) im wesentlichen in radialer
Richtung derart um das Zugorgan (1) gepresst wird, dass die Trennstelle (4) in einem
Bereich liegt, der sich über etwa die Länge des Stützelementes (5) erstreckt, wobei
sich die Mitte des Bereiches beim vom hinteren Ende des Zugorganes (1) abgewandten
Ende des Stützelementes (5) befindet.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass ein weiteres Aussenglied
(3) in der Nachbarschaft der genannten Trennstelle (4) durchgetrennt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Zentralglied (2) an
einer Stelle, die sich nach dem Umpressen des Stützelementes (5) hinter dem Ende des
Stützelementes (5) befindet, durchgetrennt wird, welches Ende dem hinteren Ende des
Zugorganes (1) zugewandt ist.
4. Zugorgan, hergestellt nach dem Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, mit
einem dasselbe umgebenden Stützelement (5) und wenigstens einem vollständig durchgetrennten
Aussenglied (3), dadurch gekennzeichnet, dass sich die Trennstelle (4) in einem das
vordere Ende des Stützelementes (5) überlappenden Bereich befindet und dass der Bereich
etwa so lang ist wie die Länge des Stützelementes.
5. Zugorgan nach Patentanspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass es aus einer Stahldrahtlitze
besteht.
6. Zugorgan nach Patentanspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass es aus einem zentralen
Stahlstab (10) und mehreren äusseren, um den zentralen Stahlstab (10) konzentrisch
und zueinander parallel verlaufenden Stahlstäben (9) besteht.
7. Zugorgan nach Patentanspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die äusseren Stahlstäbe
(9) von aussen durch vom Stützelement entfernt angeordnete Klemmhülsen (7) an den
zentralen Stahlstab angepresst sind.
8. Zugorgan nach einem der Patentansprüche 4 bis 7, gekennzeichnet durch ein Widerlager
(8), gegen welches sich das Stützelement (5) mit seiner dem zu verankernden Teil (1a)
abgekehrten Seite abstützt.