[0001] Die Erfindung betrifft eine Antriebseinheit für eine Rühr- und/oder Knetmaschine
mit wenigstens einem, in einem Behälter umlaufenden und sich auch um seine eigene
Achse drehenden Werkzeug, wobei das Werkzeug in einem Drehkörper exzentrisch und etwa
parallel zu dessen Drehachse gelagert ist, die Rotation des Drehkörpers das Werkzeug
in eine Umlaufbewegung versetzt und die auf den rotierenden Drehkörper wirkende Antriebskraft
von einem Antriebsmotor über eine, ein Planetengetriebe aufweisende Untersetzung
auf das sich auch um seine eigene Achse drehende Werkzeug übertragbar ist, daß dazu
mit einem Plantenrad des Planetengetriebes drehfest verbunden ist, welches sich an
einem koaxial zur Drehachse des Drehkörpers angeordneten Sonnenrad abwälzt.
[0002] Man kennt bereits Vertikalknetmaschinen mit beispielsweise zwei, auf etwa parallelen
Wellen angeordneten Knetwerkzeugen, wovon eines der Knetwerkzeuge zentral angeordnet
ist und vom anderen Knetwerkzeug im Knetbehälter umlaufen wird. Dabei drehen sich
die Knetwerkzeuge noch zusätzlich um ihre eigene Achse. Die Knetwerkzeuge sind mit
Schaufeln versehen, deren Hüllkreise sich schneiden; dabei sind die beiden Knetwerkzeuge
in ihrer Drehzahl so aufeinander abgestimmt, daß sich ihre Schaufeln dennoch nicht
gegenseitig berühren. Derartige Vertikalknetmaschinen haben sich beispielsweise beim
Vermischen flüssiger, fester und plastischer Stoffe zu zähen, plastischen oder teigigen
Massen bewährt.
[0003] Während durch das Umlaufen des einen Knetwerkzeuges und die Eigendrehung beider Knetwerkzeuge
eine Rührleistung und gleichmäßige Durchmischung des Produktes erzielt wird, die beispielsweise
den Wärmeaustausch zwischen Produktraum und heiz- oder kühlbarer Knettrogwand begünstigt,
wird durch die Drehbewegung der Knetwergzeuge im Spaltbereich zwischen den ineinandergreifenden
Knetwerkzeugen bzw. zwischen den Knetschaufeln und der Knettrogwand kräftige Scherspannungsfelder
und eine entsprechend gute Knetleistung erzeugt.
[0004] Dabei wird die Eigendrehung der Knetwerkzeuge und die Umlaufbewegung zumindest des
einen Knetwerkzeuges durch einen Antriebsmotor bewerkstelligt, der über einen an der
Außenseite eines Drehkorbes angeordneten Zahnkranz den Drehkorb in eine Rotationsbewegung
versetzt. Im Inneren des Drehkorbes ist das umlaufende Werkzeug exzentrisch und etwa
parallel zur Drehachse des Drehkorbes drehbar gelagert. Durch die Rotation des Drehkorbes
wird auch das im Behälter umlaufende, exzentrisch gelagerte Knetwerkzeug in seine
Umlaufbewegung versetzt.
Durch eine, ein Planetengetriebe aufweisende Untersetzung wird die Antriebskraft des
Antriebsmotors auch für die Eigendrehung der Knetwerkzeuge genutzt. Dazu wälzt sich
ein, an der Welle des umlaufenden Knetwerkzeuges vorgesehenes Plantenrad an einem
koaxial zur Drehachse des Drehkorbes angeordneten Sonnenrad ab. Über eine weitere
Plantenstufe od.dgl. wird die Eigendrehung des umlaufenden Knetwerkzeuges in eine,
mit Rücksicht auf die sich in ihrem jeweiligen Hüllkreis schneidenden Schaufeln allerdings
verschiedene Eigendrehung des zentral angeordneten Knetwerkzeuges umgesetzt.
[0005] Durch diese Untersetzung der Antriebskraft ist das Drehzahlverhältnis zwischen der
Umlaufbewegung des einen Knetwerkzeuges und der unterschiedlichen Eigendrehungen
beider Knetwerkzeuge stets konstant. Lediglich durch ein Verändern der Übersetzung
könnte dieses Verhältnis beeinflußt werden.
[0006] Bei der Mehrzahl der Mischprozesse, bei denen Rühr- und/oder Knetmaschinen eingesetzt
werden, ändert sich jedoch während der Bearbeitung die Viskosität und/oder die Konsistenz
des zu behandelnden Produktes.
Dabei müssen die flüssigen und niederviskosen Komponenten eines Produktes oft vorgemischt
werden. In dieser niederviskosen Phase kommt es weniger auf ein intensives Kneten
an, sondern vielmehr auf eine intensive Durchmischung der Komponenten und einen guten
Wärmeaustausch zur Behälterwandung. Wünschenswert wäre in diesem Fall eine schnelle
Umlaufbewegung bei möglichst hoher Eigendrehung der Mischwerkzeuge.
[0007] Da die Umlaufbewegung der eingangs beschriebenen, vorbekannten Vertikalknetmaschine
oftmals zu langsam ist, werden die niederviskosen Komponenten häufig in separaten
Mischern vorgemischt, um die Mischzeit zu verkürzen.
Dieses separate Vormischen kann sich insbesondere bei gefährlichen, also beispielsweise
explosiven oder gesundheitsschädlichen Stoffen, nachteilig auswirken, da beim Umfüllen
zusätzliche Gefahren und Arbeiten für das Bedienpersonal entstehen.
[0008] Bei hohen Viskositäten des zu behandelnden Produktes dagegen ist die Umlaufbewegung
der im Knetbehälter umlaufenden Knetwerkzeuge zu schnell, so daß das Produkt sich
vor der umlaufenden Schaufel aufstaut.
In Verbindung mit hohen Füllständen kann sich dabei das Produkt so hoch aufstauen,
daß es bis in den Dichtungsbereich der Knetwellen gelangt, was insbesondere bei der
Verarbeitung von explosiven Produkten besonders gefährlich und unerwünscht ist.
[0009] Im übrigen wirkt sich eine schnelle Umlaufbewegung bei hohen Viskositäten des zu
behandelnden Produktes auch deshalb nachteilig aus, weil zuviel Antriebsleistung
benötigt wird, um das Produkt vor der umlaufenden Knetschaufel herzuschieben. Von
Vorteil wäre hier eine langsame Umlaufbewegung bei hoher Eigenrotation der Knetwerkzeuge,
um die zur Verfügung stehende Leistung möglichst wirksam für einen intensiven Knetvorgang
einzusetzen.
[0010] Es besteht deshalb die Aufgabe, eine Antriebsanordnung für eine Rühr- und/oder Knetmaschine
zu schaffen, mit welcher bei gleichbleibender relativer Drehzahl der umlaufenden Werkzeuge
beispielsweise gegenüber einem zentralen Werkzeug die Relation zwischen Umlaufgeschwindigkeit
des oder der äußeren Werkzeuge zu ihrer Eigendrehzahl verändert werden kann.
[0011] Die erfindungsgemäße Lösung dieser in sich scheinbar widersprüchlichen Aufgabe besteht
bei der Rühr- und/oder Knetmaschine der eingangs erwähnten Art insbesondere darin,
daß das Sonnenrad drehbar gelagert ist und einen eigenen Zusatzantrieb für die Eigendrehung
des Knetwerkzeuges oder der Knetwerkzeuge aufweist.
Wird der Zusatzantrieb nicht eingesetzt, so sind die Bewegungsvorgänge und Verhältnisse
im wesentlichen so, wie bei den eingangs beschriebenen vorbekannten Rühr- und/oder
Knetmaschinen. Durch die Rotation des Drehkörpers wird auch zumindest das eine Werkzeug
in eine Umlaufbewegung versetzt. Dieses wälzt sich gleichzeitig über ein Plantenrad
an dem Sonnenrad ab, so daß die Antriebskraft des Antriebsmotors auch in eine Eigendrehung
des Werkzeuges umgesetzt wird.
[0012] Dabei wird durch eine Veränderung der Rotation des Drehkörpers bzw. der Umlaufbewegung
des Werkzeuges auch dessen Eigendrehungs-Geschwindigkeit verändert; das Verhältnis
dieser beiden Drehzahlen bleibt praktisch stets gleich. Eine evtl. gewünschte hohe
Eigendrehzahl bei gleichzeitig langsamer Umlaufbewegung des Werkzeuges und umgekehrt
ist allein auf diese Weise nicht möglich.
Wird nun das Sonnenrad über den Zusatzantrieb noch zusätzlich angetrieben, so überlagern
sich die Antriebskräfte und die Eigendrehzahl des umlaufenden Werkzeuges kann beispielsweise
erhöht werden, während seine Umlaufgeschwindigkeit gleich bleibt oder u.U. sogar vermindert
wird. Damit kann beispielsweise auf einfache Weise die Rühr- oder Knetleistung der
Maschine an die Viskosität des zu behandelnden Produktes angepaßt werden. Auf einen
umständlichen und komplizierten Austausch etwa von Zahnrädern oder Getriebeteilen
kann ebenso verzichtet werden, wie beispielweise auf ein Vormischen in separaten Mischern.
[0013] Dabei ist es von Vorteil, wenn das Sonnenrad als Abtrieb des Zusatzantriebes im Planetengetriebe
dient und vorzugsweise blockierbar ist. Insbesondere ein als Abtrieb des Zusatzantriebes
im Planetengetriebe dienendes Sonnenrad ermöglicht eine besonders einfache Ausführung
der erfindungsgemäßen Rühr- und/oder Knetmaschine.
[0014] Um eine möglichst hohe Rühr- oder Knetleistung zu erzielen, ist es vorteilhaft, wenn
zumindest zwei, jeweils Schaufeln aufweisende Werkzeuge vorgesehen sind, die über
eine Untersetzung in Antriebsverbindung stehen, und wenn die Untersetzung vorzugsweise
so gewählt ist, daß sich die Schaufeln der Werkzeuge berührungslos drehen und in ihren
Hüllkreisen schneiden. Dabei können insbesondere die sich in den Hüllkreisen ihrer
Schaufeln schneidenden Werkzeuge kräftige Scherspannungsfelder im Spalt zwischen den
ineinandergreifen den Knetschaufeln erzeugen und vor allem die Knetleistung der erfindungsgemäßen
Rühr- und/oder Knetmaschine begünstigen.
[0015] Eine vorteilhafte Weiterbildung gemäß der Erfindung sieht vor, daß ein koaxial zur
Drehachse des Drehkörpers angeordnetes Werkzeug vorgesehen ist, das mit zumindest
einem umlaufenden Werkzeug in Antriebsverbindung steht, und daß dazu das zentrale
Werkzeug mit einem eigenen Sonnenrad drehfest verbunden ist, welches mit einem zusätzlichen
Planetenrad zumindest eines umlaufenden Werkzeuges zusammenwirkt.
Über die Eigendrehung des umlaufenden Werkzeuges wird auch das zentral und koaxial
zur Drehachse des Drehkörpers angeordnete Werkzeug in eine Eigendrehung versetzt.
Zusätzlich zu dem zur Eigendrehung des Werkzeuges vorgesehenen Planetengetriebe ist
dazu eine weitere Planetenstufe vorgesehen, wobei das zusätzliche Planetenrad des
umlaufenden Werkzeuges das eigene Sonnenrad des zentralen Werkzeuges antreibt.
[0016] Zweckmäßigerweise kann die erfindungsgemäße Rühr- und/oder Knetmaschine auch so ausgebildet
sein, daß ein koaxial zur Drehachse des Drehkörpers angeordnetes Werkzeug sowie vorzugsweise
zwei im Behälter um das zentral angeordnete Werkzeug umlaufende Werkzeuge vorgesehen
sind.
[0017] Um möglichst viele Variations- und Anpassungsmöglichkeiten an das zu behandelnde
Produkt zu erreichen, ist es vorteilhaft, wenn die Drehrichtung des Zusatzmotors
umkehrbar und/oder seine Drehzahl vorzugsweise stufenlos veränderbar ist.
[0018] Dabei kann der Zusatzantrieb als Motor, insbesondere als Elektro motor, vorzugsweise
als Gleichstrommotor ausgebildet sein. Die Drehzahl eines solchen Elektro- oder Gleichstrommotores
ließe sich beispielsweise leicht über ein Potentiometer verändern.
Eine bevorzugte Ausführung gemäß der Erfindung sieht jedoch vor, daß der Zusatz-Motor
und vorzugsweise auch der Antriebsmotor als Hydraulikmotor ausgebildet ist, der in
seiner Drehzahl besonders einfach über eine Veränderung der Hydraulikölzufuhr eingestellt
werden kann.
[0019] Eine weitere Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Antriebseinheit kann darin bestehen,
daß beide Antriebsmotoren, also der Zusatzantrieb und der Antriebsmotor in ihrer Drehzahl
veränderbar sind. Dadurch kann auch die gesamte Arbeitsgeschwindigkeit innerhalb
der Rühr- und/oder Knetmaschine beeinflußt werden.
[0020] Zweckmäßig ist es, wenn eine Antriebssteuerung vorgesehen ist, die die Steuerung
des Antriebsmotors und des Zusatzantriebs zumindest derart koppelt, daß bei Reduzierung
oder Erhöhung der Drehzahl der Umlaufbewegung des (der) im Behälter umlaufenden Werkzeuge(s)
sich auch die Eigendrehungs-Drehzahl der Werkzeuge reduziert oder erhöht bei konstantem
Verhältnis der Drehzahlen zueinander.
Eine in der Handhabung besonders einfache Rühr- und/oder Knetmaschine könnte beispielsweise
eine Antriebssteuerung aufweisen, bei der die Steuerung der beiden Antriebe so zwangsweise
gekoppelt sind, daß etwa eine Verlangsamung der Umlaufbewegung zumindest des einen
umlaufenden Werkzeuges auch zu einer Verlangsamung der Eigendrehungs-Drehzahl aller
Werkzeuge führt. Über zusätzliche Schalter könnte dabei beispielsweise das Verhältnis
dieser Drehzahlen noch vorgewählt werden.
[0021] Besonders vorteilhaft ist es aber, wenn die Antriebssteuerung zwei Verstellmöglichkeiten
aufweist, deren eine beide Antriebe in gleicher Weise in ihrer Drehzahl anspricht,
also beschleunigt oder verlangsamt bei konstantem Verhältnis der Drehzahlen zueinander,
während die andere Verstellmöglichkeit dazu dient, das Verhältnis der Drehzahlen der
beiden Antriebe zueinander zu verändern. Während die eine Einstellmöglichkeit der
Antriebssteuerung eine einfache Handhabung der erfindungsgemäßen Antriebseinheit ermöglicht,
läßt sich mit Hilfe der anderen Einstellmöglichkeit das Verhältnis der Drehzahlen
leicht verändern und beispielsweise an die Viskosität eines zu mischenden Produktes
anpassen.
[0022] Nachstehend wird die Erfindung anhand eines vorteilhaften Ausführungsbeispieles in
Verbindung mit den Figuren noch näher erläutert.
[0023] Es zeigt:
Fig. 1 eine Rühr- und Knetmaschine in einer Schnittdarstellung und
Fig. 2 eine Drehzahl-Tabelle der bei einer ausgewählten Untersetzung möglichen Drehzahlen
der Rühr- und Knetmaschine aus Fig. 1.
[0024] Fig. 1 zeigt eine im ganzen mit 1 bezeichnete Rühr- und Knetmaschine, die hier auch
kurz als "Knetmaschine" bezeichnet wird. Mit Hilfe der Knetmaschine 1 können beispielsweise
flüssige, feste und plastische Stoffe zu zähen, plastischen oder teigigen Massen vermischt
werden. Dazu weist die Knetmaschine 1 drei, in einem Behälter 2 angeordnete Werkzeuge
3 auf, wobei die äußeren Werkzeuge 3a im Behälter 2 um das zentral angeordnete Werkzeug
3b umlaufen. Alle Werkzeuge 3 drehen sich auch um ihre eigene, vertikal ausgerichtete
Achse.
Aus Fig. 1 wird deutlich, daß die äußeren Werkzeuge 3a in einem Drehkörper 4 exzentrisch
und etwa parallel zu dessen Drehachse gelagert sind. Der Drehkörper 4 weist an seiner
Außenseite einen Zahnkranz 5 auf, der mit einem Zahnkranz 6 eines Antriebsmotors 7
kämmt. Mit Hilfe des Antriebsmotors 7 kann der Drehkörper 4 in eine Rotation versetzt
werden, die durch die exzentrische Anordnung der äußeren Werkzeuge 3a gleichzeitig
in eine Umlaufbewegung dieser Werkzeuge umgesetzt wird. Der Drehkörper 4 bildet praktisch
den Steg eines Planetengetriebes 8.
Die Antriebskraft des Antriebsmotors 7 ist über eine, das Planetengetriebe 8 aufweisende
Untersetzung auch auf die sich um ihre eigene Achse drehenden Werkzeuge 3a übertragbar.
Dazu weisen die Werkzeuge 3a jeweils ein Planetenrad 9 auf, die sich an einem koaxial
zur Drehachse des Drehkörpers 4 angeordneten Sonnenrad 10 abwälzen.
Die Eigendrehung der umlaufenden Werkzeuge 3a wird über eine zweite Planetenstufe
11 auf das zentral angeordnete und sich nur um seine eigene Achse drehende Werkzeug
3b übertragen. Das zentrale Werkzeug 3b ist dazu mit einem eigenen Sonnenrad 12 der
zweiten Planetenstufe 11 drehfest verbunden, welches jeweils mit den zusätzlichen
Planetenrädern 13 der beiden umlaufenden Werkzeuge 3a zusammenwirkt.
[0025] Die Werkzeuge 3 weisen an ihrem im Behälter 2 angeordneten Ende Schaufeln 14 auf,
die sich in ihren Hüllkreisen jeweils schneiden. Dabei ist die zweite Planetenstufe
11 so untersetzt, daß sich die Schaufeln 14 der Werkzeuge 3a und 3b dennoch nicht
berühren. Ein vorteilhaftes Untersetzungs-Verhältnis der Eigendrehzahlen zwischen
dem zentralen Werkzeug 3b und den umlaufenden Werkzeugen 3a liegt beispielsweise
bei 1:2. Aus diesem Untersetzungs-Verhältnis ergeben sich auch die geometrischen Formen
der Knetschaufeln, die während des Mischens mit ihren Hüllkreisen ineinandergreifen.
[0026] Während durch das Umlaufen der Werkzeuge 3a und die Eigendrehung aller Werkzeuge
3a und 3b eine Rührleistung und gleichmäßige Durchmischung des im Behälter 2 befindlichen
Produktes erzielt wird, die beispielsweise den Wärmeaustausch zwischen Produktraum
und der gegebenenfalls heiz- oder kühlbaren Trogwand des Behälters 2 begünstigt, wird
durch die Eigendrehung der Werkzeuge 3 im Spaltbereich zwischen den ineinandergreifenden
Werkzeug-Schaufeln 14 bzw. zwischen den Schaufeln 14 und der Trogwand des Behälters
2 kräftige Scherspannungsfelder und eine entsprechend gute Knetleistung erzeugt.
[0027] Wird die Antriebskraft für die Umlaufbewegung und Eigendrehung der Werkzeuge 3 allein
vom Antriebsmotor 7 aufgebracht, so bleibt das Drehzahl-Verhältnis zwischen der Eigendrehung
der äußeren Werkzeuge 3a und ihrer Umlaufbewegung praktisch konstant. Je nach der
gewählten Untersetzung im Planetengetriebe 8 und den Planetenrädern 9 bzw. dem Sonnenrad
10 schwankt dieses Verhältnis gewöhnlich im Bereich von etwa 1:1 bis etwa 4:1.
[0028] Bei der Mehrzahl der Mischprozesse, bei denen Rühr- und/oder Knetmaschinen eingesetzt
werden, ändert sich jedoch während der Bearbeitung die Viskosität und/oder die Konsistenz
des zu behandelnden Produktes. Um das Drehzahl-Verhältnis von Umlaufbewegung der äußeren
Werkzeuge 3a und der Eigendrehung aller Werkzeuge 3 etwa an die Viskosität oder Konsistenz
des zu behandelnden Produktes anpassen zu können, ist erfindungsgemäß das Sonnenrad
10 des Planetengetriebes 8 der Knetmaschine 1 drehbar gelagert und weist einen eigenen
Zusatzantrieb 15 für die Eigendrehung der Knetwerkzeuge 3 auf. Wird das Sonnenrad
10 über den Zusatzantrieb 15 noch zusätzlich angetrieben, so überlagern sich die Antriebskräfte
von Zusatzantrieb 15 und Antriebsmotor 7. Aufgrund der Überlagerung der beiden Antriebe
7 und 15 läßt sich das Verhältnis der Drehzahlen zwischen der Eigenrotation der äußeren
Werkzeuge 3a und ihrer Umlaufbewegung verändern. In Verbindung mit stufenlos verstellbaren
und drehrichtungsumkehrbaren Antrieben läßt sich praktisch jedes Drehzahl- Verhältnis
einstellen.
In Fig. 1 sind sowohl der Antriebsmotor 7 als auch der Zusatzantrieb 15 als hydrostatische
Antriebe ausgebildet. Diese Antriebe haben den Vorteil, daß sie durch eine Veränderung
der Hydraulikölzufuhr stufenlos verstellbar sind und auch im Stillstand Drehmomente
aufnehmen können. Werden sowohl der Antriebsmotor 7 als auch der Zuatzantrieb 15
von einem gemeinsamen Pumpenaggregat versorgt, so läßt sich auf einfache Weise die
Summe der Antriebsleistungen begrenzen und somit auch die maximale, von den Zahnrädern
der Untersetzung zu übertragende Leistung. Durch eine Druckbegrenzung an den Antriebsmotoren
7, 15 lassen sich wiederum die Drehmomente begrenzen und somit auch das aus der Überlagerung
der beiden Antriebsmotoren sich ergebende maximale Drehmoment.
[0029] Mit Hilfe dieses Zusatzantriebes 15 und des in Fig. 1 als sein Abtrieb dienenden,
drehbar gelagerten Sonnenrades 10 kann das Drehzahl-Verhältnis zwischen der Umlaufbewegung
der äußeren Werkzeuge 3a und der Eigendrehung aller Werkzeuge 3 in vorteilhafter
Weise verändert werden.
So können beispielsweise flüssige und niederviskose Komponenten eines Produktes gut
vorgemischt werden, bei schneller Umlaufbewegung und möglichst hoher, mittels des
Zusatzantriebes 15 noch zusätzlich beschleunigter Eigendrehung der Misch-Werkzeuge
3. Ein insbesondere bei gefährlichen, beispielsweise explosiven oder gesundheitssschädlichen
Stoffen mit zusätzlichen Gefahren und Arbeiten verbundenes Vormischen dieser Komponenten
in separaten Mischern kann somit entfallen.
[0030] Auch kann die Umlaufbewegung der äußeren Werkzeuge 3a im Verhältnis zu einer hohen
Eigendrehung aller Werkzeuge 3 reduziert werden, wenn die zur Verfügung stehende
Leistung möglichst wirksam etwa für einen intensiven Knetvorgang eines Produktes mit
hoher Viskosität eingesetzt werden soll. Hohe Umlaufbewegungen würden hier andernfalls
zur einem Vorsichherschieben des Produktes vor den Schaufeln 14 der Werkzeuge 3,
zu einer entsprechenden Verminderung der für den Knetvorgang wirksamen Leistung und
zu einem Aufstauen des Produktes evtl. bis in den Dichtungsbereich 16 der Werkzeug-Wellen
führen, was insbesondere bei der Verarbeitung von explosiven Produkten besonders gefährlich
und unerwünscht ist.
[0031] Da sich das Eigendrehungs-Verhältnis der Werkzeuge 3a zum zentral angeordneten und
sich gegensinnig drehenden Werkzeug 3b von beispielsweise 2:1 auch bei Veränderung
des Drehzahl-Verhältnisses von Umlaufbewegung der äußeren Werkzeuge 3a zur Eigendrehung
aller Werkzeuge 3 nicht ändert, berühren sich auch die Schaufeln 14 der Werkzeuge
3 niemals, obwohl sich ihre Hüllkreise schneiden.
[0032] Um einen Eindruck von den erzielbaren Drehzahl-Verhältnissen zu geben, ist in Fig.
2 eine Tabelle mit 23 Betriebszuständden der Knetmaschine 1 beigefügt. Dabei weist
das Sonnenrad 10 des Planetengetriebes 8 23 Zähne, das Planetenrad 9 der umlaufenden
Werkzeuge 3a im Planetengetriebe 8 25 Zähne, das Sonnenrad 12 der zweiten Planetenstufe
11 32 Zähne und die Planetenräder 13 der zweiten Planetenstufe 11 16 Zähne auf.
[0033] In Fig. 2 bedeuten:

[0034] In dem in Zeile 1 der Tabelle (Fig. 2) beschriebenen Zustand 1 steht der Drehkörper
4, während die Schaufeln 14 der Werkzeuge 3 sich drehen, ohne daß eine Umlaufbewegung
der Werkzeuge 3a stattfindet. Der Drehsinn der Werkzeuge 3a und des zentral angeordneten
Werkzeuges 3b ist gegensinnig.
[0035] In den Zuständen 2 bis 6 rotiert der Drehkörper 4 und die Werkzeuge 3a bewegen sich
um das zentral angeordnete Werkzeug 3b. Dabei ist der Drehsinn des zentral angeordneten
Werkzeuges 3b gegensinnig zum Drehsinn der äußeren, umlaufenden Werkzeuge 3a und
des Drehkörpers 4.
Erreicht

den Wert 2, so bleibt das zentral angeordnete Werkzeug 3b stehen.
[0036] In den Zuständen 7 bis 11 drehen sich der Drehkörper 4 und die beiden außen umlaufenden
Werkzeuge 3a ebenso gleichsinnig, wie das Plantenrad 13 der zweiten Planetenstufe
11 relativ zum Drehkörper 4.
Im Zustand 12 steht der Zusatzantrieb 15 und blockiert das Sonnenrad 10. Die Antriebskraft
für die Dreh- und Rotationsbewegungen wird dabei ausschließlich vom Antriebsmotor
7 erbracht.
[0037] In den Zuständen 13 bis 16 haben der Drehkörper 4, der Zusatzantrieb 15 sowie die
äußeren Werkzeuge 3a den gleichen Drehsinn.
Erreicht

den Wert Null, so findet keine Eigendrehung der äußeren Werkzeuge 3a relativ zum
Drehkörper 4 statt. Bei

haben die umlaufenden Werkzeuge 3a die Drehzahl n = 0, sodaß ihre Schaufeln 14 zwar
im Behälter 2 umlaufen, dem Betrachter aber immer die gleiche Seite zuwenden.
[0038] In den Zuständen 20 bis 22 ist auch absolut betrachtet der Drehsinn der umlaufenden
Werkzeuge 3a gegensinnig zum Drehsinn des zentralen Werkzeuges 3b sowie des Drehkörpers
4.
[0039] In den Zuständen 1 und 23 erreicht das Verhältnis

den Wert ± ∞ . In diesen Zuständen drehen sich also die äußeren Werkzeuge 3a um ihre
eigene Achse, ohne sich jedoch weiter um das zentral angeordnete Werkzeug 3b zu bewegen.
Damit drehen sich die Werkzeuge 3a im Behälter 2 praktisch auf der Stelle um ihre
eigene Achse.
[0040] Durch die gewählte Übersetzung in der zweiten Planetenstufe 11 drehen sich die Schaufeln
14 der umlaufenden Werkzeuge 3a relativ zum Drehkörper 4, unabhängig von Antriebs-
und Abtriebsdrehzahlen, stets doppelt so schnell, wie die des zentral angeordneten
Werkzeuges 3b. Während das Sonnenrad 10 sowie die Planetenräder 9 nicht notwendig
als Zahnräder ausgebildet sein müssen, ist bei der zweiten Planetenstufe 11 wichtig,
daß sich die Anordnung der Schaufeln 14 der Werkzeuge 3 zueinander nicht verändert
und die Planetenräder 13 sowie dessen Sonnenrad 12 daher zweckmäßigerweise als miteinander
kämmende Zahnräder ausgebildet sind. Dadurch wird vermieden, daß die sich in den Hüllkreisen
ihrer Schaufel 14 schneidenden Werkzeuge 3 gegenseitig berühren. Der Drehsinn, relatv
zum Drehkörper 4 betrachtet, der Werkzeuge 3a einerseits und des zentral angeordneten
Werkzeuges 3b ist stets gegensinnig.
In Fig. 2 wird noch einmal verdeutlicht, wie mittels der erfindungsgemäßen Antriebseinheit
der Knetmaschine 1 die Relation zwischen der Umlaufgeschwindigkeit der äußeren Werkzeuge
3a und ihrer Eigendrehzahl verändert und beispielsweise an die Konsistenz und Viskosität
eines Produktes oder an den gewünschten Wärmeaustausch des Produktes mit der Trogwand
des Behälters 2 angepaßt werden kann.
[0041] Alle vorbeschriebenen oder in den Ansprüchen aufgeführten Einzelmerkmale können einzeln
oder in beliebiger Kombination miteinander erfindungswesentlich sein.
1. Antriebseinheit für eine Rühr- und/oder Knetmaschine (1) mit wenigstens einem,
in einem Behälter (2) umlaufenden und sich auch um seine eigene Achse drehenden Werkzeug
(3a), wobei das Werkzeug (3a) in einem Drehkörper (4) exzentrisch und etwa parallel
zu dessen Drehachse gelagert ist, die Rotation des Drehkörpers (4) das Werkzeug (3a)
in eine Umlaufbewegung versetzt und die auf den rotierenden Drehkörper (4) wirkende
Antriebskraft von einem Antriebsmotor (7) über eine, ein Planetengetriebe (8) aufweisende
Untersetzung auf das sich auch um seine eigene Achse drehende Werkzeug (3a) übertragbar
ist, daß dazu mit einem Planetenrad (9) des Planetengetriebes (8) drehfest verbunden
ist, welches sich an einem koaxial zur Drehachse des Drehkörpers (4) angeordneten
Sonnenrad (10) abwälzt, dadurch gekennzeichnet, daß das Sonnenrad (10) drehbar gelagert ist und einen eigenen Zusatzantrieb (15)
für die Eigendrehung des Knetwerkzeuges oder der Knetwerkzeuge (3a, 3b) aufweist.
2. Antriebseinheit nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Sonnenrad (10)
als Abtrieb des Zusatzantriebes (15) im Planetengetriebe (8) dient und vorzugsweise
blockierbar ist.
3. Antriebseinheit nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß zumindest
zwei, jeweils Schaufeln (14) aufweisende Werkzeuge (3) vorgesehen sind, die über
eine Untersetzung in Antriebsverbindung stehen, und daß die Untersetzung vorzugsweise
so gewählt ist, daß sich die Schaufeln (14) der Werkzeuge (3) berührungslos drehen
und in ihren Hüllkreisen schneiden.
4. Antriebseinheit nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß ein koaxial zur Drehachse des Drehkörpers (4) angeordnetes Werkzeug (3b) vorgesehen
ist, das mit zumindest einem umlaufenden Werkzeug (3a) in Antriebsverbindung steht,
und daß dazu das zentrale Werkzeug (3b) mit einem eigenen Sonnenrad (12) drehfest
verbunden ist, welches mit einem zusätzlichen Planetenrad (13) zumindest eines umlaufenden
Werkzeuges (3a) zusammenwirkt.
5. Antriebseinheit nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß ein koaxial zur Drehachse des Drehkörpers (4) angeordnetes Werkzeug (3b) sowie
vorzugsweise zwei im Behälter (2) um das zentral angeordnete Werkzeug (3b) umlaufende
Werkzeuge (3a) vorgesehen sind.
6. Antriebseinheit nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß die Drehrichtung des Zusatzantriebs (15) umkehrbar und/oder seine Drehzahl vorzugsweise
stufenlos veränderbar ist.
7. Antriebseinheit nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß der Zusatzantrieb (15) als Motor, insbesondere als Elektromotor, vorzugsweise
als Gleichstrommotor ausgebildet ist.
8. Antriebseinheit nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß der Zusatz-Motor (15) und vorzugsweise auch der Antriebsmotor (7) als Hydraulikmotor
ausgebildet ist.
9. Antriebseinheit nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß sie ein gemeinsames
Pumpenaggregat für ihre beiden, als Hydraulikmotoren ausgebildeten Antriebe (7, 15)
aufweist.
10. Antriebseinheit nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet,
daß der Zusatzantrieb (15) und der Antriebsmotor (7) in ihrer Drehzahl veränderbar
sind.
11. Antriebseinheit nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet,
daß eine Antriebssteuerung vorgesehen ist, die die Steuerung des Antriebsmotors
(7) und des Zusatzantriebs (15) zumindest derart koppelt, daß bei Reduzierung oder
Erhöhung der Drehzahl der Umlaufbewegung des (der) im Behälter (2) umlaufenden Werkzeuge(s)
(3a) sich auch die Eigendrehungs-Drehzahl der Werkzeuge (3a, 3b ) reduziert oder erhöht
bei konstantem Verhältnis der Drehzahlen zueinander.
12. Antriebseinheit nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Antriebssteuerung
zwei Verstellmöglichkeiten aufweist, deren eine beide Antriebe (7, 15) in gleicher
Weise in ihrer Drehzahl anspricht, also beschleunigt oder verlangsamt bei konstantem
Verhältnis der Drehzahlen zueinander, während die andere Verstellmöglichkeit dazu
dient, das Verhältnis der Drehzahlen der beiden Antriebe (7, 15) zueinander zu verändern.