[0001] Die Erfindung betrifft einen Gefechtskopf gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 1.
[0002] Derartige Gefechtsköpfe sind in der Form von Trägergeschossen für Bomblets mit strahlbildender
Hohlladungs-Einlage (US-PS 44 88 488) oder als das Artillerieraketensystem MLRS-1
zur Bomblet-Verbringung über ein voraufgeklärtes Zielgebiet bekannt. Die Wirkung jedes
einzelnen Bomblets beim Aufschlag auf ein mittelhart bis hart gepanzertes Zielobjekt
ist zwar relativ gering; bei dichter Bomblet-Belegung des Zielgebietes ist jedoch
eine Vielfach-Trefferwirkung in einem Zielobjekt mit entsprechend erhöhter Summenwirkung
in Ziel zu erwarten.
[0003] Nachteilig an einem derartigen Gefechtskopf-Konzept ist insbesondere, daß die anzustrebende
Vielfach-Wirkung eine sehr dichte Streuung der Bomblets über dem Zielgebiet bedingt,
in dem die tatsächlich zu bekämpfenden Zielobjekte nur distanziert vorkommen. Die
dichte Verbringung kann auch zu Fehlzündungen aufgrund von Bomblet-Kollisionen beim
Abstieg ins Zielgebiet führen. Vor allem aber reduziert sich die Wirkung derartiger
Bomblet-Gefechtsköpfe mit strahlbildender Hohlladung dann ganz drastisch, wenn der
Einsatz gegen Zielobjekte im Schutzzustand erfolgt, also etwa gegen gepanzerte Fahrzeuge
und Verkehrswege unter leichter natürlicher oder künstlicher Abdeckung wie Schutzdächern
(DE-OS 33 37 115) oder Bäumen.
[0004] Denn schon der leichte Lattenverschlag einer Tarneinrichtung oder das Geäst eines
Baumes führt beim Aufschlag eines Bomblets mit strahlbildender Hohlladungs-Einlage
zu dessen Initiierung und damit zu einem Verpuffen der munitionstechnischen Wirkung
oberhalb des eigentlich interessierenden Zielobjektes.
[0005] Andererseits ist davon auszugehen, daß gegnerische Verbände sich in Ausgangs- und
Bereitstellungsräumen auf ihren Einsatz vorbereiten, die durch Wälder, Zweckbauten
von Ortschaften und Tarnmaßnahmen optimal gegen Aufklärungs-Einsichtnahme - und damit
auch gegen die Wirkung herkömmlicher Bomblet-Munition - geschützt sind. Auch einsatzwichtige
Massenverbrauchsgüter (wie Munition und Betriebsstoffe) können im Einsatzfalle nicht
unter massiven Schutzbauten mitgeführt werden, sondern sie sind an feldmäßige Lagerstellen
gebunden, für die soweit wie möglich der gegebene natürliche und der schnell errichtbare
künstliche leichte Schutzzustand realisiert wird.
[0006] In Erkenntnis dieser Gegebenheiten liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, einen
mittels eines Trägers wie insbesondere einer eingeführten Artillerierakete verbringbaren
Gefechtskopf gattungsgemäßer Art zu schaffen, der eine größere Effektivität beim Einsatz
gegen feindliche Zielobjekte im leichten Schutzzustand vorerwähnter Art verspricht.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß im wesentlichen dadurch gelöst, daß der gattungsgemäße
Gefechtskopf nach dem Kennzeichnungsteil des Anspruches 1 ausgelegt ist.
[0008] Aus der US-PS 4 175 491 ist zwar bereits ein Gefechtskopf mit radialer projektilbildender
Mantelflächen-Belegung, mit aerodynamischen Bremsmittel unt mit teleskopierbarem
Auslöse-Stößel als solcher vorbekannt; dort wird aber durch gleichzeitige Zündung
mehrerer individueller P-Ladungen mit entsprechender konstruktiver Anstellung gegenüber
dem Lot auf die Mittellängsachse des Gefechtskopfes nur ein von der Horizontalen abwärts
orientierter P-Ladungs-Splitterfächer hervorgerufen, was ganz erhebliche konstruktive
und wirkungsmäßige Einschränkungen in Bezug auf die Längenauslegung des Gefechtskopfes
und die Höhe der interessierenden Zielobjekte zur Folge hat. Im Schutzzustand stehende
feindliche Zielobjekte würden von diesem vorbekannten Gefechtskopf also nur angegriffen
werden können, wenn er beim Aufschlag auf den Schutz oberhalb des Zielobjektes zur
Detonation gebracht wird - mit entsprechend geringer Wirkung im Ziel aufgrund der
geringen Neigung der P-Splitter gegenüber der Horizontalen, weil die Zielobjekte
erst in größerem Abstand (also erst durch womöglich dazwischen anzutreffende natürliche
und künstliche Schutzvorrichtungen hindurch) und nur in flachem Winkel von oben getroffen
werden können.
[0009] Aus der US-PS 3 968 748 ist es für ein Bomblet eingangs erwähnter Art, also mit strahlbildender
Hohlladungs-Einlage, bekannt, über einen teleskopierbaren Auslöse-Stößel die Dichte
des Gegenstandes, auf den der Aufschlag erfolgt, auszuwerten; mit der Maßgabe, daß
bei hartem Aufschlag (insbesondere auf ein hartgepanzertes Zielobjekt) unmittelbar
die Zündung erfolgt, dagegen bei weichem Aufschlag (etwa auf weichen Untergrund) das
Bomblet noch einmal zurückgeschleudert und erst in gewissem Abstand über dem Grund
gezündet wird, um wenigstens noch eine radiale Splitterwirkung hervorzurufen. Ein
derartiger Zündmechannismus ist gegen feindliche Objekte im Schutzzustand nicht erfolgversprechend
einsetzbar, da der weiche Aufschlag auf den Schutz (etwa auf das Geäst von Bäumen
oder auf die Abdeckung eines Unterstandes) nach dem Zurückspringen keine hinreichende
Splitterwirkung im unter dem Schutz vorhandenen Zielobjekt erwarten läßt.
[0010] Die erfindungsgemäße Lösung ist dagegen dafür ausgelegt, daß der Gefechtskopf - der
als einteilig-integraler Gefechtskopf oder aufgeteilt auf Submunitionen ausgebildet
sein kann - noch nicht beim Aufschlag auf den Schutz auslöst. Vielmehr wird der leichte
Schutz zunächst durchbrochen, und erst der wesentlich härtere Aufschlag unmittelbar
auf dem gepanzerten Zielobjekt bzw. auf hoch verdichteten oder gar betonierten Verkehrswegen
führt zur Zündung eines nach oben aufgefächerten Splitterkegels, um in der Umgebung
befindliche leicht bis mittelhart gepanzerte Objekte über ihre großen Seitenflächen
mit den hochenergetischen P-Ladungs-Splittern anzugreifen.
[0011] Im Gegensatz zu den Verhältnissen beim Einsatz von strahlbildenden Bomblets ist deshalb
nun nicht mehr die möglichst dichte Belegung des Zielgebiets mit Bomblets erforderlich,
um mehrere Treffer in einem einzigen Zielobjekt von oben erzielen. Deshalb können
anstelle von Bomblet-Gefechtsköpfen nun auch vorteilhaft einteilig-integrale Gefechtsköpfe
größerer Masse und größerer Anzahl an P-Ladungs-Belegungen eingesetzt werden; während
andererseits aus dem Gefechtskopf verbrachte kleinere Submunitionen breiter gestreut
werden können. Zweckmäßig ist deshalb eine Gefechtskopf-Ablieferung quer zur Flugrichtung
des Verbringungs-Trägers in unterschiedlichen Richtungen, wofür integrale Gefechtsköpfe
oder Bomblet-Verteileinheiten koaxial in schlanken Trägern (wie der MLRS-Rakete) oder
aber in achsparalleler Packung in Trägern größeren Durchmessers (wie den Atacms-Raketen)
verbracht werden können.
[0012] Die Wirkung im Ziel kann durch sekundäre Brandwirkung gesteigert werden, indem die
P-Einlagen mit Brandmassen hinterfüttert werden, welche bei der Sprengstoff-Umformung
der Einlage im Zentrum des Projektils eingeschlagen und so sicher ins Zielobjekt verbracht
werden können. Dadurch ist die sekundäre Brandwirkung jedenfalls erheblicher, als
beim Einsatz einer brennbaren Zusatzmasse im Zentrum einer strahlbildenden Hohlladungs-Einlage,
wie sie aus der DE-OS 23 11 287 vorbekannt ist.
[0013] Um zu vermeiden, daß die Gefechtsköpfe mit ihren aerodynamischen Ausricht- und Brems-Mitteln
im Schutz hängen bleiben, wird zweckmäßigerweise eine hinreichend lange Distanzleine
zwischen Bremsmittel und Gefechtskopf vorgesehen, so daß letzterer bereits zum Aufschlag
im Zielgebiet führt, wenn das Bremsmittel, beispielsweise der Fallschirm, noch oberhalb
des Schutzes, beispielsweise einer Baumkrone, schwebt. Stattdessen oder zusätzlich
kann jedoch auch eine Umpolung der Anzündung dahingehend vorgesehen sein, daß der
P-Ladungs-Splitterfächer dann von oben nach unten orientiert wird, wenn nach gewisser
Zeitspanne ein Aufschlag im Zielgebiet nicht feststellbar ist, also augenscheinlich
sich der Gefechtskopf beispielsweise im Geäst eines Baumes verfangen hat. Die damit
ausgelöste Selbstzerlegung führt dann wenigstens noch zu einer Wirkung in der Umgebung
der Zielobjekte.
[0014] Zusätzliche Alternativen und Weiterbildungen sowie weitere Merkmale und Vorteile
der Erfindung ergeben sich aus den weiteren Ansprüchen und, auch unter Berücksichtigung
der Darlegungen in der Zusammenfassung, aus nachstehender Beschreibung von in der
Zeichnung unter Beschränkung auf das Wesentliche stark abstrahiert und nicht ganz
maßstabsgerecht skizzierten bevorzugten Ausführungs- und Einsatzbeispielen zur erfindungsgemäßen
Lösung. Es zeigt:
Fig. 1 ein Beispiels-Szenario für zu bekämpfende Zielobjekte im natürlichen und künstlichen
Schutzzustand,
Fig. 2 die Raketen-Verbringung eines Gefechtskopfes zur Bekämpfung feindlicher Zielobjektes
im Schutzzustand,
Fig. 3 die Ablieferung von P-Padungs-Submunition aus einem Mehrfach-Gefechtskopf,
Fig. 4 die Ablieferung eines Vollkaliber-Gefechtskopfes,
Fig. 5 den Einbau mehrerer koaxialer Vollkaliber-Gefechtsköpfe gemäß Fig. 4 bzw.
mehrerer angenähert kalibergleicher Verteileinheiten mit Submunitionen gemäß Fig.
3 in eine schlanke Artillerie-Rakete als Verbringungssystem,
Fig. 6 den Einbau unterkalibriger Gefechtsköpfe bzw. Verteileinheiten in größerkalibrige
taktische Gefechtsfeld-Raketen als Verbringungssystem,
Fig. 7 eine P-Ladungs-Submunition gemäß Fig. 3 in detaillierterer Längsschnitt-Darstellung,
Fig. 8 den Ausstoß von Submunitionen gemäß Fig. 3 in detaillierterer Darstellung,
Fig. 9 den Wirkbereich der Submunition gemäß Fig. 3 bzw. Fig. 4,
Fig. 10 in detaillierterer, teilweise geschnittener Darstellung einen Vollkaliber-Gefechtskopf
gemäß Fig. 4,
Fig. 11 den Umform- und Transportvorgang von mit Brandmasse hinterlegten P-Ladungen
an den Gefechtsköpfen gemäß Fig. 3 bzw. Fig. 4
und
Fig. 12 Das Szenario zur Veranschaulichung umschaltbarer Wirkrichtungen bei einem
Vollkaliber-Gefechtskopf gemäß Fig. 4.
[0015] Das Szenario gemäß Fig. 1 zeigt zu bekämpfende Zielobjekte 11 wie Panzerfahrzeuge,
Munitions- und Treibstoff-Vorratsbehälter oder schwere Lastkraftwagen, die gegen direkte
Sicht und Angriffs-Einwirkung von oben zumindest teilweise unter leichtem natürlichem
(z.B. Bäume) oder künstlichem (z.B. getarnte Schutzbauten) Schutz 12 in Gefechts-
oder Aufmarschstellung stationiert sind. Die indirekte Bekämpfung derartiger im Schutzzustand
befindlicher Zielobjekte 11 mittels der eingeführten Bomblet-Munition mit nach unten-voraus
orientierten strahlbildenden Sprengstoff-Einlagen ist wenig effektiv, da diese Bomblets
funktionsbedingt bereits beim Aufschlag auf den Schutzzustand gezündet werden. Die
auf Eindringen in harte Panzerung dimensionierte strahlbildende Einlage des jeweiligen
Bomblets führt im Schutzzustand nur zu geringfügiger Zerstörung und im darunter stehenden
Zielobjekt selbst dann zu keiner nennenswerten Wirkung mehr.
[0016] Deshalb erfolgt gemäß vorliegender Erfindung die Bekämpfung derartiger Zielobjekte
11 im Schutzzustand mittels speziell dafür ausgelegter Gefechtsköpfe 18, die in herkömmlicher
Weise mittels eines Trägers 13 - etwa eines ballistischen Lastengeschosses, vorzugsweise
aber einer Rakete (Fig. 2) - über ein voraufgeklärtes Zielgebiet 14 verbracht werden.
Durch einen zeitgesteuerten oder ferngesteuerten Zünder 15 werden dort die Ogive 16
und Teile der Hülle 17 pyrotechnisch abgesprengt. Dadurch wird der Gefechtskopf 18
aus dem Träger 13 freigegeben, der dann infolge seiner ballistisch ungünstigeren Geometrie
und Schwerpunktsgegebenheiten steil abstürzt. Beim Gefechtskopf 18 (Fig. 2) kann es
sich um einen oder mehrere gestreckt-zylindrische Gebilde (Fig. 4; nachstehend als
einteilige Gefechtsköpfe 18′ bezeichnet) handeln, oder um einen oder mehrere Stapel
von kurz-zylindrischen Wirkkörpern (Submunitionen 20; Fig. 3), die aus hülsenartigen
Verteileinheiten 19 ausgestreut werden. Im letztgenannten Falle handelt es sich also
um eine Verbringung entsprechend derjenigen des Waffensystems MLRS 2 mit Ausstoßeinrichtung
für AT-2-Bodenminen gegen hart gepanzerte Zielobjekte.
[0017] Da die Wirkung der vorliegenden Gefechtsköpfe 18 nicht mehr auf dem Vielfach-Treffer
durch Hohlladungsbomblets beruht, ist nun eine wesentlich breitere Zielflächenbedeckung
möglich. Um it einem schlanken Träger 13 einen möglichst breiten Streubereich über
dem Zielgebiet 14 zu erfassen, ist es zweckmäßig, gemäß der skizzenhaften Darstellung
der Fig. 5 mehrere angenähert vollkalibrige einteilige Gefechtsköpfe 18′ und/oder
Verteileinheiten 19 koaxial hintereinander in der längs Sollbruchstellen 21 aufsprengbaren
Hülle 17 anzuordnen und aus dieser nicht nach vorne freizugeben (Fig. 2), sondern
nach unterschiedlichen radialen Richtungen auszuwerfen. Dafür wird in diesem Beispielsfalle
vom Zünder 15 ein Gasgenerator 22 initiiert, der einen Schlauch 23 radial aufbläht,
welcher an der Innenwandung der Hülle 17 mäanderförmig-abwechselnd längs unterschiedlicher
Seiten der fast kaliberfüllenden, im übrigen durch Kunststoff-Profilschalen 24 formschlüssig
festgelegten Gefechtsköpfe 18′ bzw. Verteileinheiten 19 entlanggeführt ist. Als diametrale
Verbindungen zwischen den an unterschiedlichen Seiten verlaufenden Schläuchen 23 sowie
als Anblasrohr im Anschluß an den Gasgenerator 22 dienen starre Speise-Rohre 25, um
den radialen Ausstreuvorgang nicht durch axiale Spreizbeanspruchungen zu behindern.
[0018] Bei größerkalibrigem Träger 13 (Fig. 6) ist es im Interesse eines möglichst breiten
Streufeldes von einteiligen oder mehrteiligen Gefechtsköpfen 18 zweckmäßiger, diese
unterkalibrig zu dimensionieren und als mehrere achsparallele Stapel exzentrisch nebeneinander
in der aufsprengbaren Hülle 17 anzuordnen (Fig. 6). Dabei können Gefechtsköpfe 18
auch im nach vorne konisch sich verjüngenden Bereich des Trägers 13 untergebracht
werden. Aus fertigungstechnischen und logistischen Gründen ist es zweckmäßig, nur
zylindrische einteilige Gefechtsköpfe 18 und Verteileinheiten 19 gleicher Durchmesser
für diese Bestückung bereitstellen zu müssen. Die Schaumstoff-Profilschalen 24 sind
deshalb hier so geformt und geteilt, daß sie außerhalb des Trägers 13 um einen zentralen
Gaskanal 26 herum bestückt, und dann die einzelnen Schalenteile miteinander verklebt
und so komplett munitioniert von rückwärts in die sich verjüngende Hülle 17 eingeschoben
und an den Gasgenerator 22 angeschlossen werden können. Der vom Gasgenerator 22 radial
aufblähbare Schlauch 23 zum radialen Auswerfen der Gefechtsköpfe 18 und gegebenenfalls
auch zum radialen Aufbrechen der Hülle 17 längs ihrer Sollbruchstellen 21 verläuft
in diesem Beispielsfalle (Fig. 6) um einen zentralen perforierten Gaskanal 26′ herum.
[0019] Falls die Gefechtsköpfe 18 als Verteileinheiten 19 für Submunitionen 20 ausgelegt
sind, weisen sie eine koaxial wirkende Auswurfeinrichtung 27 (Fig. 8) auf, die wie
der erwähnte Gasgenerator 22 ausgelegt und mit diesem, aber über einen Verzögerungssatz
28, bei bzw. infolge Ausstoß aus dem Träger 13 gezündet wird, um die Submunitionen
20 heckseitig axial hinauszuschieben.
[0020] Die Submunitionen 20 (Fig. 3) bzw. die integralen Gefechtsköpfe 18′ (Fig. 4) sind
mit einem Fallschirm oder einem Ballut als aerodynamischem Brems- und Richt-Mittel
29 für die vertikal auf das Zielgebiet 14 erfolgende Ausrichtung ausgestattet, die
bei Freigabe aus der Hülle 17 bzw. aus der Verteileinheit 19 durch die Anströmwirkung
des Umgebungsmediums aus einem Packraum 30 herausgezogen und aufgespannt bzw. aufgeblasen
werden. Die dabei praktisch ruckartig auf Zug beanspruchte Anlenkung 31 dient als
mechanische Auslöseeinrichtung zur Freigabe eines exzentrisch (Fig. 7) oder konzentrisch
(Fig. 10) angeordneten, herausklappbaren und/oder teleskopartig herausfahrbaren Stößels
32 (vgl. GB 21 93 796), dessen Ausstellbewegung etwa durch Freigabe eines Federkraftspeichers
oder durch Initiieren eines pyrotechnischen Kraftelementes (in der Zeichnung nicht
weiter ausgeführt) durchgeführt werden kann und der in der ausgefahrenen Stellung
verriegelt. Bei harter Axialbeanspruchung des ausgefahrenen Stößels 32, insbesondere
infolge Aufschlags auf die Armierung eines zu bekämpfenden Zielobjektes 14, wird ein
Sensor 33 (etwa eine mechanische Schaltstrecke) mechanisch angeregt, um eine Zündinformation
34 (Fig. 7) an eine Sicherungs- und Zündschaltung 35 zu liefern, aus der die Übertragungsladung
36 für das Anzünden des Sprengstoffes 37 initiiert wird. Diese Initiierung kann außerdem
über eine Selbstzerlegerschaltung 38 erfolgen, die ebenfalls von der Anlenkung 31
über eine Wirkverbindung 39 freigegeben wird und zum Anzünden des Sprengstoffes 37
führt, wenn nicht innerhalb vorgegebener Zeitspanne ab Entfalten des aerodynamischen
Richt- und Brems-Mittels 29 über den Stößel 32 ein harter Zielaufschlag detektiert
wird.
[0021] Ein nicht-harter Zielaufschlag dagegen führt nicht zur Abgabe der Zündinformation
34. Dadurch ist sichergestellt, daß noch nicht beim Durchschlagen des künstlichen
oder natürlichen Schutzes 12 der Sprengstoff 37 detoniert, weil dann die Wirkladungen
des Gefechtskopfes 18′ bzw. seiner Submunition 20 zu weit oberhalb der zu bekämpfenden
Zielobjekte 11 detonieren und in diesen keine hinreichende Wirkung hervorrufen würden
(vgl. unten). Die Diskrimination zwischen dem Durchschlagen des Schutzes 12 und dem
tatsächlichen Auslösen einer Zündinformation 34 erfolgt mittels einer Ansprechschwelle
40 für die Funktion des Stößel 32 bzw. des von ihm beeinflußten Sensors 33. Diese
Ansprechschwelle 40 kann eine elastische kraftschlüssige oder formschlüssige Arretierung
sein, die erst bei hinreichender Längsbeanspruchung des Stößel 32 öffnet und ihn zur
Sensor-Beeinflussung 33 freigibt, bei geringerer Längsbeanspruchung den Stößel 32
aber federnd abfängt und wieder in die Ausgangslage zurückführt; wie es in der Zündertechnik
etwa vom Doppelbolzen-Verzögerungssensor für die Entsicherung bekannt ist.
[0022] Als eine andere konstruktive Lösung für eine solche Ansprechschwelle 40 ist in Fig.
7 eine dicke Gummischelle angedeutet, die radial zwischen dem Stößel 32 und seinem
Teleskopgehäuse 41 einvulkanisiert ist und erst bei hinreichend starker und lang-andauernder
Axialbeanspruchung den Stößel 32 zur Betätigung des Sensors 33 ausreißen läßt. Die
gleiche Wirkung läßt sich durch Einbau einer Zylinderfeder oder eines hydraulischen
Drosselelementes erzielen.
[0023] Wenn also der in seiner ausgefahrenen Stellung verriegelte Stößel 32 - gegebenenfalls
nach Durchschlagen des Schutzes 12 in Form von dünnen Ästen oder Abdeckplanen - auf
den dagegen festeren Untergrund im Zielgebiet 14 aufschlägt (Fig. 9), wird wie beschrieben
der Sprengstoff 37 gezündet, der innerhalb einer hohlzylindrischen Wandung 42 verdämmt
ist. Die weist eine Anzahl von axial und peripher gegeneinander versetzten konkaven
Einbuchtungen auf, welche als kugelkappenförmige Hohlladungs-Belegungen 43 ausgelegt
und an ihrer konvexen Innenmantelfläche mit einer Brandmasse 44 hinterfüttert sind
(Fig. 1̇1̇). Der vom gezündeten Sprengstoff 37 hervorgerufene Umformvorgang (Fig.
11) zum radial bezüglich der Wandung 42 beschleunigten Projektil 45 führt dazu, daß
die Brandmasse 44 ins Innere des Projektils 45 eingefaltet und dadurch beim Ziel-Einschlag
ins Innere des Zielobjekts 11 eingeführt wird, wo durch die Einschlagwirkung eine
Ergänzung durch sekundäre Brandwirkungen erfährt, beispielsweise um Munitionsvorräte
oder Treibstoffvorräte zu entzünden.
[0024] Da die Wahrscheinlichkeit größer ist, daß der Auslöse-Aufschlag des Stößels 32 nicht
auf einem sondern neben einem Zielobjekt 11 im Zielgebiet 14 erfolgt (Fig. 9), erfährt
die Bewegungsrichtung der aus der Wandung 42 umgeformten Projektile 45 zweckmäßigerweise
eine Splitter-Auffächerung um einen Winkel a von den unteren zu den rückwärtigen Projektilen
45, so daß ein gewisser Höhenbereich des Zielobjektes 11 (Fig. 9) vom Splitterfächer
46 erfaßt wird.
[0025] Dieser Splitterfächer 46 kann dadurch hervorgerufen sein, daß die Querachsen 47 über
die Höhe der Wandung 42 eine entsprechende, zunehmende Anstellung gegenüber der Radialen
erfahren. Fertigungstechnisch einfacher ist es jedoch, alle Belegungs-Achsen 47 zueinander
parallel, quer zur Achse der Wandung 42, auszurichten und durch eine relativ langsam
abbrennende konzentrische Übertragungsladung 36 großer axialer Länge (Fig. 10) derartige
Detonationswellen-Überlagerungen hervorzurufen, daß die Projektil-Abgangsrichtungen
48 (Fig. 11) sich zunehmend gegenüber der Horizontalen abheben, je weiter die Zündung
von dem vorderen Stirnende 49 weg fortschreitet.
[0026] Grundsätzlich kann nicht ausgeschlossen werden, daß das Bremsmittel 29 (etwa ein
Fallschirm) sich im Schutz 12 über dem Zielobjekt 11 (etwa im Geäst eines Baumes)
verfängt (Fig. 12), so daß der Sprengstoff 37 (Fig. 10) mangels harten Aufschlags
des Stößels 32 nicht gezündet wird. Wenn dann nach Ablauf der vorgegebenen Zeitspanne
die Selbstzerlegerschaltung 38 in Funktion tritt, wird zwar wieder der Splitterfächer
42 aus umgeformten Projektilen 45 mit eingeschlossenen Brandmassen 44 ausgelöst, aber
die Wirkung in darunter positionierten Zielobjekten 11 ist wegen des ansteigenden
Splittergarben-Winkels a (Fig. 9) nur gering. Um dennoch auch in diesem Falle eine
Wirkung im Zielobjekt 11 zu erzielen, kann vorgesehen sein, den Sprengstoff 37 auch
heckseitig mit einer konzentrischen Übertragungsladung 36′ auszustatten, die infolge
des vom gegenüberliegenden Stirnende ausgehenden Detonationswellen-Druckaufbaus nun
einen von der Horizontalen nach unten gerichteten Splitterfächerwinkel b (Fig. 12)
hervorruft und so doch noch zur Bekämpfung von Zielobjekten 11 - jetzt schräg von
oben - führt. Dafür wird diese entgegengesetzt orientierte Übertragungsladung 36′
über einen Zeitzünder 50 angezündet, der wie die Selbstzerlegerschaltung 38 von der
Kraftbeaufschlagung der Bremsmittel-Anlenkung 31 gestartet wird aber auf kürzere
Laufzeit als die Selbstzerlegerschaltung 38 ausgelegt ist. Eine gesonderte Selbstzerlegerschaltung
38 kann sogar entfallen, indem die Übertragungsladung 36′ mit Zeitzünder 50 diese
Funktion gleichzeitig mit erfüllen.
[0027] Stattdessen oder zusätzlich können die Gefechtsköpfe 18′ bzw. die Submunitionen 20
aber auch über ein besonders langes Distanzseil 51 an das aerodynamische Richt- und
Brems-Mittel 29 angeschlossen sein. Die Seillänge ist dann so ausgelegt, daß der typische
Schutz 12 wie etwa von leichten Schutzdächern oder Bäumen davon durchragt wird; so
daß das Bremsmittel 29 noch nicht bis auf den Schutz 12 abgesunken ist, wenn der Zünd-Stößel
32 bereits auf festen Grund im Zielgebiet 14 aufschlägt und den von der Horizontalen
nach oben gespreizten Splitterwinkel a auslöst (wie in Fig. 12 links berücksichtigt).
1. Mittels eines Trägers (13) verbringbarer Gefechtskopf (18,18′;19/20) mit aerodynamischem
Ausricht- und Brems-Mittel (29) und voraus orientiertem Aufschlag-Stößel (32) zur
Auslösung einer Zündinformation (34) für den von einer hohlzylindrischen Wandung
(42) mit flachen konkaven Belegungen (43) verdämmten Sprengstoff (37) ,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Wandungs-Belegungen (43) für einen von unten nach oben ansteigenden Splitterwinkel
(a) ihrer Projektil-Flugrichtungen (48) ausgelegt sind und der Stößel (32) mit einer
Ansprechschwelle (40) ausgestattet ist, die nur bei relativ hartem Aufschlag zur Auslösung
der Zündinformation (34) führt.
2. Gefechtskopf nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß er mit Verteileinheiten (19) für axial relativ kurzbauende Submunitionen (20)
ausgestattet ist, die jede mit konstruktiv angestellten Belegungen (43) zur Ausbildung
des Splitterfächerwinkels (a) ausgestattet sind.
3. Gefechtskopf nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß er als einteilig-integraler Gefechtskopf (18′) mit quer zu dessen Längsachse orientierten
Belegungen (43) ausgelegt ist, die ihren Splitterfächerwinkel (a) durch von der Stirnseite
fortschreitenden Abbrand einer koaxial im Sprengstoff (37) angeordneten Übertragungsladung
(36) erfahren.
4. Gefechtskopf nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß er mit einer Zeitzünderfunktion für Anzündung einer von der entgegengesetzten
Stirnfläche her abbrennenden Übertragungsladung (36) ausgelegt ist, um einen abwärtsorientierten
Splitterfächerwinkel (b) zu erzielen.
5. Gefechtskopf nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß seine Wandungs-Belegungen (43) durch eine Brandmasse (44) hinterfüttert sind.
6. Gefechtskopf nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß er bzw. seine Submunition (20) über ein sehr langes Distanzseil (51) am aerodynamischen
Ausricht- und Brems-Mittel (29) aufgehängt ist.
7. Gefechtskopf nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß er aus mehreren koaxial im Träger (13) angeordneten Teilen besteht, die durch
mäandrisch verlaufende Aufblas-Schläuche (23) nach unterschiedlichen Richtungen radial
aus dem Träger (13) auswerfbar sind.
8. Gefechtskopf nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß er aus mehreren Teilen besteht, die in axialer und paralleler Stapelung in Kunststoff-Profilschalen
(24) eingefaßt und in der Träger-Hülle (17) gehaltert sind.