[0001] Die Erfindung betrifft ein Niederspannungsschaltgerät, insbesondere einen Leitungsschutzschalter,
mit einer Kontaktstelle, die in einer Lichtbogenkammer mit Vorkammerplatten welche
beiderseits die Lichtbogenkammer seitlich begrenzen, angeordnet ist.
[0002] Niederspannungsschaltgeräte besitzen vielfach Lichtbogenkammern, in welchen die
Kontaktstelle angeordnet ist, in welcher beim Abheben des beweglichen Kontaktstücks
vom festen Kontaktstück ein Lichtbogen gezündet wird, der in seinem Fußpunkt jeweils
zu einer Beschädigung der Kontaktstücke durch Aufschmelzen des Kontaktmaterials führt.
Gleichzeitig fließt bei anstehendem Lichtbogen der Strom weiter bis der Lichtbogen
erlöscht. Um dies besser zu erreichen, wurden die Lichtbogenkammern mit sog. Vorkammerplatten,
zumindest an den Kammerseiten, begrenzt, um auf diese Weise einen Kanaleffekt für
den Lichtbogen und damit sein rasches Einlaufen in die angrenzende Löschkammer zu
erreichen.
[0003] Aus der DE-OS 27 04 160 ist ein elektrisches Schaltgerät bekannt geworden, in welchem
die Lichtbogenkammer beidseitig von lichtbogenfesten Begrenzungsplatten, insbesondere
aus Keramik, begrenzt ist. Diese konstruktive Maßnahme erweist sich als vorteilhaft,
um so zu verhindern, daß der Lichtbogen bzw. die Lichtbogengase seitlich aus dem
Lichtbogenraum herauswandern und dadurch eine Beschädigung des Gehäuses hervorrufen.
Um letzteres zu verhindern und gleichzeitig den Lichtobogeneinlauf in die Löschkammer
zu beschleunigen, ist gemäß der DE-OS 27 04 160 vorgesehen, daß wenigstens eine der
dem Lichtbogenraum zugewandten Flächen einer der Begrenzungsplatten mit einem die
Lichtbogenlöschung begünstigenden Gas abgebenden Material versehen ist. Das Gas hat
hierbei die Aufgabe, den mit hoher Temperatur brennenden Lichtbogen zu kühlen und
so sein Erlöschen herebeizuführen.
[0004] Bei höheren Stromstärken allerdings erweist sich die Wirkung des aus einer Vorkammerplatte
austretenden Löschgases als nicht ausreichend, so daß zusätzliche Maßnahmen erforderlich
sind, um den Lichtbogen in der gewünschten Weise möglichst schnell von der Kontakstelle
weg die Löscheinrichtung zu führen.
[0005] Ausgehend vom vorstehend genannten Stand der Technik ist es daher Aufgabe der Erfindung
für ein Niederspannungsschaltgerät der eingangs genannten Art die Vorkammerplatten
dahingehend au verbessern, daß ein rasches Verlagern des Schaltlichtbogens von der
Kontaktstelle in die Löschkammer erreichbar ist.
[0006] Die Lösung der Aufgabe ist erfindungsgemäß dadurch gekennzeichnet, daß die Vorkammerplatten
jeweils einen Kern aus ferromagnetischem Material aufweisen, daß die Vorkammerplatten
mit ihre Plattenstärke durchgreifenden Öffnungen versehen sind, welche ein Lochraster
bilden und deren Größe entsprechend der Beziehung

vorgesehen ist und daß die mit Löchern versehenen Kerne der Vorkammerplatten mit
einem gasabgebenden Isoliermaterial umspritzt sind und so die Vorkammerplatte bilden.
[0007] Unter Umfangsfläche wird in diesem Zusammenhang die Fläche verstanden, die zylinderförmig
von den Rändern der Öffnung begrenzt ist und vom Umfang der Öffnung und von der Wanddicke
der Platte bestimmt ist.
[0008] Der besondere Vorteil der erfindungsgemäßen Ausgestaltung der Vorkammerplatten besteht
darin, daß einerseits die ferromagnetische Wirkung des Plattenmaterials, die zu einer
Einschnürung des Schaltlichtbogens führt, herangezogen wird und andererseits durch
Einbringung eines Lochrasters in die Vorkammerplatten deren Oberfläche, welche mit
gasabgebenden Isoliermaterial bedeckt ist, erheblich vergrößerbar ist, so daß bei
äußerlich gleichbleibendem Bauvolumen des Niederspannungsschaltgerätes bzw. der darin
enthaltenden Lichtbogenkammer ein beträchtlich stärkerer Lichtbogen als in vergleichbaren
bekannten Lichtbogenkammern beherrschbar ist, da eine deutlich erhöhte Kühlleistung
infolge einer größeren Menge an aus dem Isoliermaterial austretenden Kühlgas wegen
der vergrößerten Oberfläche der erfindungsgemäßen Vorkammerplatte resultiert. Die
angegebene Beziehung bezüglich der Größe der Löcher ist zunächst unabhängig von der
Lochgeometrie, da es nur darauf ankommt, daß die das jeweilige Loch begrenzende Fläche,
d. h. Umfang · Plattendicke, größer ist als der Querschnitt der in die Vorkammerplatte
eingebrachten Öffnung.
[0009] Die geometrische Form der Öffnung ist zunächst nicht näher definiert, so daß grundsätzlich
jede gewünschte Öffnungskontur möglich ist. Allerdings ist aus elektrischen Gründen,
insbesondere um Fußpunktbildung für Lichtbögen sicher auszuschließen, die Gestaltung
der Öffnung in Kreisform vorzuziehen.
[0010] In zweckmäßiger Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, daß die Vorkammerplatten
aus Reineisen bestehen. In besonderen Fällen, kann stattdessen aber auch Nickel, d.
h. Reinnickel oder eine Nickellegierung, vorgesehen sein.
[0011] Für das Isoliermaterial, mit welchem die aus Metall gefertigten Plattenrohlinge
umspritzt werden, ist solches Material vorgesehen, welches unter Einwirkung der vom
Lichtobogen ausgehenden hohen Temperatur größtmögliche Gasentwicklung zeigt, um hierdurch
eine rasche Löschung des Lichtbogens zu erreichen. Insbesondere kommen hierfür Duroplaste,
z. B. Polyoxide oder Polyamide in Betracht.
[0012] Für die Gestaltung des bereits erwähnten Lochrasters ist vorgesehen, daß jede Öffnung
zu den benachbarten Öffnungen einen Mindestabstand entsprechend ihrem Durchmesser
aufweist.
[0013] Ferner ist vorgesehen, daß die Öffnungen, die dem Rand der Vorkammerplatte benachbart
sind, einen Randabstand von wenigstens ebenfalls einem Öffnungsdurchmesser aufweisen.
[0014] Darüberhinaus kann es vorteilhaft sein, die Öffnungen versetzt zueinander anzuordnen,
d. h., daß ihre Mittelpunkte gegenüber denen der unmittelbar benachbarten Öffnungen
versetzt sind.
[0015] Ein weiterer Vorzug der erfindungsgemäßen Lochkammerplatte gegenüber den im Stand
der Technik beschriebenen Lochkammerplatten besteht darin, daß aufgrund der allseitigen
Beschichtung der Ausgangsplatte mit Isoliermaterial keine feste Zuordnung zum Einbauort
resultiert, d. h., die Vorkammerplatte kann ohne Nachteil für das Lichtbogenlöschverhalten
wahlweise auf beiden Seiten der Lichtbogenkammer angeordnet sein.
[0016] Diese und weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen
angegeben.
[0017] Anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispieles sollen die Erfindung,
vorteilhafte Ausgestaltungen und besondere Vorteile der Erfindung näher erläutert
und beschrieben werden.
[0018] Es zeigen:
Figur 1 eine erfindungsgemäße Vorkammerplatte in perspektivischer Darstellung.
Figur 2 die Kontur eines Leitungsschutzschalters mit einer Kontaktstelle und Vorkammerplatten
[0019] In der Figur 1 ist eine Vorkammerplatte 10 in perspektivischer Darstellung gezeigt,
welche eine der Lichtbogenkammer angepaßte rechteckförmige Kontur, d. h. mit zwei
zueinander parallelen Längsseiten 12, 14 sowie zwei hierzu senkrecht angeordneten
zueinander parallelen Querseiten 16, 18. Zwischen der oberen Längsseite 14 und der
vorderen Querseite 16 ist eine Anschrägung 15 eingeformt entsprechend der Lichtkammerkontur.
[0020] Ferner besitzt die Vorkammerplatte 10 Öffnungen 20, welche in einem zu den genannten
Außenseiten 12, 14, 16, 18 verlaufenden Lochraster 22 angeordnet sind.
[0021] Die Öffnungen 20 sind auf der von den Seiten 12, 14, 15, 16, 18 begrenzten ebenen
Fläche der Vorkammerplatte 10, welche eine Plattendicke s aufweist, angeordnet und
durchgreifen diese vollständig.
[0022] Die Öffnungen 20 sind als kreisrunde Bohrungen vorgesehen, deren Größe so dimensioniert
ist, daß sich unter Einbeziehung der Plattendicke eine größere Fläche ergibt als bei
der ebenen Fläche. Zur Bestimmung der erforderlichen Größe der Öffnungen 20 gilt
folgende Formel

mit d = Lochdurchmesser und s = Plattendicke. Bei Auflösung dieser Ungleichung nach
dem Durchdmesser ergibt sich, daß dieser kleiner sein muß als die vierfache Plattendicke.
[0023] Ein weiterer Einflußfaktor, der in dieser formelhaften Beziehung nicht ausgedrückt
ist, leitete sich ab von der Benetzungsfähigkeit des aufzuspritzenden Isoliermaterials.
Unter Einbeziehung dieses Aspektes ist es zweckmäßig, die einzubringenden Öffnungen
20 mit ausreichend großem Durchmesser vorzusehen, so daß nach der Beschichtung mit
dem Isoliermaterial die Öffnungen nach wie vor bestehen und nicht vom Isoliermaterial
zugesetzt sind.
[0024] In Figur 2 ist die Einbaulage der aus Figur 1 bekannten Vorkammerplatten 10 in einem
Leitungsschutzschalter 24 gezeigt, dessen äußere Gehäusekontur mittels gestrichelter
Linie angedeutet ist.
[0025] Wie auch im Stand der Technik sind die Vorkammerplatten 10 beiderseits einer Kontaktstelle
26 angeordnet, die von einem festen Kontaktstück 25 und einem beweglichen Kontaktstück
27 gebildet ist. Das feste Kontaktstück 25 setzt sich fort in einer Lichtbogenleitschiene
28, die zu einer aus Löschblechen 30 gebildeten Lichtbogenlöscheinrichtung 32 geführt
ist, welche unterhalb eines Magnetauslösers 34 angeordnet ist.
[0026] Der weitere Aufbau des gezeigten Leitungsschutzschalters ist aus dem Stand der Technik
bekannt, so daß hierauf nicht weiter eingegangen werden soll.
1. Niederspannungsschaltgerät, insbesondere Leitungsschutzschalter, mit einer Kontaktstelle
(26), die in einer Lichtbogenkammer mit Vorkammerplatten (10), welche beiderseits
die Lichtobogenkammer seitlich begrenzen, angeordnet sind,
dadurch gekennzeichnet, daß die Vorkammerplatten (10) jeweils einen mit einem gasabgebenden Isoliermaterial
umspritzten Kern aus ferromagnetischem Material aufweisen, der mit ihrer Plattendicke
(s) durchgreifenden Öffnungen (20) versehen ist, die ein Lochraster (22) bilden und
deren Größe der Beziehung

folgt.
2. Niederspannungsschaltgerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorkammerplatten
(10) einen Kern aus Reineisen enthalten.
3. Niederspannungsschaltgerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorkammerplatten
(10) einen Kern aus Nickel oder Nickellegierung enthalten.
4. Niederspannungsschaltgerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das zum
Umspritzen der Kerne der Vorkammerplatten (10) vorgesehene Isoliermaterial unter Einwirkung
hoher Temperatur, welche vom Lichtbogen ausgeht, Gas abgibt.
5. Niederspannungsschaltgerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Öffnungen
(20) kreisrunden Querschnitt aufweisen.
6. Niederspannungsschaltgerät nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß das aus den Öffnungen (20) gebildete Lochraster (22) parallel zu den Außenkanten
(12, 14, 16, 18) der Vorkammerplatte (10) angeordnet ist.
7. Niederspannungsschaltgerät nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß jede Öffnung (20) zu den benachbarten Öffnungen (20) einen Mindestabstand gleich
ihrem Durchmesser aufweist.
8. Niederspannungsschaltgerät nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Öffnungen (20), die den Außenkanten (12, 14, 16, 18) der Vorkammerplatte
(10) benachbart sind, einen Kantenabstand aufweisen, der wenigstens dem Durchmesser
einer Öffnung (20) entspricht.
9. Niederspannungsschaltgerät nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß benachbarte Öffnungen (20) zueinander versetzt angeordnet sind.