[0001] Die Erfindung betrifft eine Verbundelektrode für elektrochemische Zwecke, ein Verfahren
zu ihrer Herstellung und ihre Verwendung zur anodischen Oxidation von anorganischen
und organischen Verbindungen sowie als Anode in galvanischen Bädern. Die erfindungsgemäße
Verbundelektrode eignet sich besonders zur Herstellung von Peroxoverbindungen wie
Peroxodisulfaten, Peroxomonosulfaten, Peroxodi- und Monophosphaten, Peroxodicarbonaten,
Perhalogenaten, im besonderen Perchloraten sowie von den jeweils dazugehörigen Säuren
und deren Hydrolyseprodukten.
[0002] Für die anodische Oxidation in elektrochemischen Verfahren wird wegen seiner chemischen
Eigenschaften Platin als Anodenmaterial bevorzugt. Häufig ist es sogar das einzige
Metall, das für solche Prozesse verwendbar ist.
[0003] Obwohl Platin sehr teuer ist, wird bei der elektrochemischen Herstellung von anorganischen
Peroxosäuren und deren Salzen im technischen Maßstab bisher nur massives Platinmaterial
verwendet. Es hat sich nämlich herausgestellt, daß bereits geringe Legierungsanteile
wie sie zur Verbesserung der mechanischen Festigkeit dem Platin zulegiert werden,
z. B. von nur 1 % Ir, die Stromausbeute der Elektrodimerisierung an der Anode verringern.
Für diesen Energieverlust wird das unterschiedliche Adsorptions- bzw. Desorptionsverhalten
der Metalle für die Anionen bzw. Radikale und Peroxoverbindungen an der Anodenoberfläche
verantwortlich gemacht. Auch zur Herstellung von Perhalogenaten, im besonderen von
Perchloraten und Perchlorsäure wird vorzugsweise ebenfalls Platin verwendet, da dieses
gegenüber anderen Materialien, wie z. B. mit PbO₂ überzogenes Grafit, eine höhere
Beständigkeit hat und somit eine längere Standzeit aufweist.
[0004] Es besteht daher ein Bedarf an Verbundelektroden aus einem Basismetall mit einer
fest anhaftenden Platinauflage. Es sind Verbundelektroden bekannt, bei denen das
Anodenmaterial Platin als relativ dünne Auflage auf einem elektrisch möglichst gut
leitenden, korrosionsbeständigen Trägermetall befestigt ist. So ist es z. B. bekannt,
eine Platinauflage durch kathodisches Abscheiden aus galvanischen Platinbädern oder
Platinsalzschmelzen zu erzeugen. Es hat sich jedoch gezeigt, daß in einem derartigen
Verbundmaterial mit einer auf einem Trägermaterial, wie z. B. auf Titan, galvanisch
aufgebrachten Platinschicht die Auflage nur unzureichend auf dem Trägermaterial haftet,
wenn es als Anode für die Elektrolyse verwendet wird. Somit können bei der Verwendung
einer solchen Verbundelektrode bei der Herstellung von Peroxodisulfaten nur ungenügende
Standzeiten erreicht werden.
[0005] Es ist auch bekannt, durch thermische Zersetzung von Platinverbindungen Beschichtungen
aus Platin zu erzeugen. Auf diese Weise hergestellte Verbundelektroden ergeben jedoch
nur geringe Ausbeuten an Peroxodisulfaten bzw. Perchloraten. Dies trifft ganz besonders
für derart erzeugte Platinoxid/Mischoxidbeschichtungen zu, wie sie für die Chloralkali-
oder für die Chloratelektrolyse verwendet werden.
[0006] Darüberhinaus sind alle solche thermisch bzw. galvanisch erzeugten Platinauflagen
für die anodische Oxidation von anorganischen und organischen Verbindungen, wie z.
B. für die elektrolytische Herstellung von Peroxo disulfaten oder Perchloraten zu
dünn, da sie während der Elektrolyse einem Abtrag unterliegen, der so groß ist, daß
er in Gramm Platin pro Tonne Produkt beziffert wird. In technischen Anlagen wird mit
einem Schichtstärkeverlust von bis zu 5 µm Platin pro Jahr gerechnet. Dies führt
dazu, daß je nach Art der Elektrolyse und ihrer technischen Ausführung massives Platin
mit einer Dicke von bis zu 100 µm angewandt werden.
[0007] Das für die obengenannten Anodenprozesse verwendete massive Platinmetall wird z.
B. als 120 bis 150 µm starke Drähte oder als eine gewalzte, 10 bis 100 µm dicke Folie
eingesetzt. Dabei wird der elektrische Strom vorzugsweise durch solche Metalle auf
das Platinmetall geleitet, die in dem betreffenden Elektrolyten anodisch beständig
sind bzw. die eine Passivschicht auszubilden vermögen, sogenannte Ventilmetalle. Das
Platin selbst wird dabei auf solchen Trägermetallen mittels unterschiedlicher Maßnahmen
befestigt. Üblicherweise wird als Trägermetall Titan, Tantal oder Zirkon verwendet.
[0008] Aus der DE-PS 16 71 425 ist es z. B. bekannt, eine 50 µm dicke Platinfolie auf einen
zylindrischen Hohlkörper durch mechanische Anpreßvorrichtungen mit einem hohen lokalen
Anpreßdruck fest mit einer Titanunterlage zu verschrauben. In einem so hergestellten
Verbund findet der Stromübergang vom Titanhohlkörper zur Platinfolie jedoch ausschließlich
an solchen Stellen statt, an denen Körper und Folie durch Anpreßleisten und Ringe
miteinander verbunden sind. Da eine oxidierte Titanoberfläche keinen Strom leitet
und somit eine Sperrschicht darstellt, erfolgt die Stromweiterleitung zur elektrochemisch
wirksamen Oberfläche des Platins lediglich durch den dünnen Querschnitt der Platinfolie.
Dies führt dazu, daß diese um so dicker sein muß, je höher die angewandte Stromdichte
ist. Eine solche Elektrode zeigt bei dauerndem Betrieb eine Standzeit von bis zu 3
Jahren. Steigt der Kontaktwiderstand zwischen Titan und Platinfolie zu sehr an, dann
müssen die beiden Teile zuerst demontiert und dann muß der ursprüngliche Zustand durch
mechanische Maßnahnen wieder hergestellt werden. Dies ist jedoch dann nicht mehr möglich,
wenn durch zu hohe Kontaktwiderstände ein oxidierendes Verschweißen der beiden Teile
im Elektrolyten eingetreten ist, was sehr häufig der Fall ist.
[0009] Ein weiteres Problem liegt darin, daß durch häufiges elektrisches Durchschlagen,
das von dem schlechten Stromübergang vom Anodenrohr auf die Platinfolie herrührt,
sowohl das Anodenrohr als auch die Platinfolie mit zunehmender Standzeit immer stärker
beschädigt wird. So kann sich unter ungünstigen Bedingungen die Platinfolie einer
Röhrenwickelanode, wie sie z. B. in der DE-PS 16 71 425 beschrieben ist, durch einen
Funkendurchschlag zum darunterliegenden Titanhohlkörper abheben und lokal durchbrennen.
Dies führt zu einem nachfolgenden Kurzschluß zur nur 3 bis 6 mm entfernten Kathodenoberfläche
und bewirkt eine Zerstörung der Zelle. Im Extremfall kann dies zum Leckwerden der
gesamten Elektrolyseanlage und sogar zur Explosion in Teilbereichen des Elektrolyt-Röhrensystems
führen.
[0010] Es ist auch bekannt, für anodische elektrochemische Prozesse einen Tantal-ummantelten
Silberdraht mit einem Durchmesser von 1 bis 2 mm zu verwenden, auf dem ein langer
Platindraht spiralförmig mittels Punktschweißen befestigt ist. Bei einem anderen Anodentyp
sind an einem Titanstab mit beidseitig abstehenden Sprossen Platindrähte durch Einklemmen
oder Verschweißen befestigt. Dadurch wird eine flächige, mit Platindraht bespannte
Anode gebildet.
[0011] Alle diese Verbundelektroden weisen jedoch den Nachteil auf, daß der Stromübergang
vom Träger zur aktiven Elektrode schlecht ist, wodurch sich die Hochstrom-belasteten
Kontaktstellen erwärmen und dadurch eine vermehrte Korrosion an diesen Stellen auftritt,
die wiederum zu einer Verschlechterung der Leitfähigkeit und somit zu einer weiteren
Erwärmung führt.
[0012] Es ist auch bekannt, eine Platinfolie auf einem Trägermetall, wie z. B. Tantal oder
Titan, durch Rollennahtschweißen zu befestigen. Dies wird zum Teil durch überdeckendes
Aneinandersetzen von Schweißpunkten durchgeführt. Bei einem derartigen Schweißverfahren
müssen jedoch, um das Durchbrennen der Folie beim Schweißen zu verhindern, die Dicke
der Platinfolie und des Trägermetalls in der gleichen Größenordnung liegen. So wird
z. B. dafür eine 40 µm dicke Platinfolie auf 50 bis 100 µm dickem Tantal verwendet.
Gemäß der DE-OS 29 14 763 wird eine Verbesserung des Verbundes durch Rollnahtverschweißen
eines Titanbleches von 1 mm Stärke mit einer 10 µm dicken Platinfolie und einer darüber
aufgelegten Edelstahlfolie von 100 µm erreicht. Anschließend wird die Edelstahlfolie
durch chemisches Auflösen in Säure wieder entfernt.
[0013] In einem derartigen Schweißverfahren ist jedoch der metallische und somit elektrisch
leitende Verbund nur an den Schweißpunkten gewährleistet. An den nicht miteinander
verschweißten Stellen liegt die Platinfolie nur auf dem Trägermetall auf. Dort ist
der Stromübergang behindert, so daß auch eine dermaßen verschweißte Verbundelektrode
die zuvor geschilderten Nachteile aufweist. Zudem sind diese Schweißstellen einer
starken Korrosion ausgesetzt, wenn die Platinfolie verletzt wird und diese dann mit
dem Elektrolyten direkt in Kontakt kommen.
[0014] Die zuvor geschilderten Nachteile lassen sich jedoch durch einen flächigen Kontakt
zwischen Platinfolie und Trägermetall beseitigen. So ist es z. B. bekannt, eine etwa
50 µm starke Platinfolie auf ein 2 mm starkes, vorbehandeltes Titanblech durch Walzplattieren
aufzubringen. Dieses Verfahren ist jedoch teuer und liefert zudem keinen verläßlichen
Verbund, da die Metalle nicht an allen Stellen gleich stark aneinander haften. Bei
der Verwendung eines derartigen Materials in der Elektrolyse kommt es daher immer
wieder vor, daß sich die Platinauflage stellenweise abhebt, wodurch Kurzschlüsse zur
Gegenelektrode entstehen.
[0015] Eine andere Möglichkeit, einen flächigen Verbund zwischen Platinfolie und der Trägermetallunterlage
auszubilden besteht in der Explosionsplattierung. Diese hat jedoch den Nachteil,
daß ein starkes Verziehen, ein erheblicher Materialverlust im randnahen Bereich und
eine Falten- bzw. Wellenbildung der Platinfolie in Kauf genommen werden muß, wodurch
das aufwendige Verfahren weitere technische Nachteile mit sich bringt und zudem unwirtschaftlich
wird.
[0016] Es ist schließlich auch bekannt, einen flächigen Verbund zwischen Platinfolie und
Trägermetallunterlage durch Gasdruck-Diffusionsschweißen herzustellen (Ch. Nissel
in Powder Metallurgy International, Vol. 16, No. 3, Seite 13, 1984). Dabei wird durch
heißisostatisches Verpressen eine feste, mechanische Verbindung zwischen den beiden
Metallen hergestellt. Es hat sich jedoch gezeigt, daß dabei nur an kleinen Proben
mit einer Fläche von wenigen cm² ein Metallverbund erhalten wurde, der bei der Chlor-
und Chloratelektrolyse befriedigende Ergebnisse aufweist. Darüberhinaus sind die
einzelnen Versuchsergebnisse bezüglich der Haftfestigkeit und der Elektrolyseeigenschaften
nicht reproduzierbar. Insbesondere hat es sich gezeigt, daß die Zellspannung in allen
Versuchen unterschiedlich war. Bei der Herstellung von Peroxodisulfaten wurden mit
solchen Verbundmetallen Elektrolyse-Stromausbeuten von 0 bis 25% gemessen.
[0017] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, die zuvor geschilderten Nachteile
des Standes der Technik zu beseitigen und eine Verbundelektrode bereitzustellen, die
besonders für die anodische Oxidation geeignet ist, eine hohe Stromausbeute liefert
und sich zudem beim Betrieb durch lange Standzeiten auszeichnet. Diese Aufgabe wird
durch das in den Ansprüchen definierte Verfahren gelöst.
[0018] Es wurde gefunden, daß man eine Verbundelektrode aus einer Ventilmetallbasis mit
einer darauf fest haftenden Auflage aus Platinfolie durch heißisostatisches Verpressen
von Metallbasis und Platinfolie zwischen Trennmittelschichten erhält, wenn man für
diejenige Trennmittelschicht, die beim Heißisostatischen Verpressen in Kontakt mit
der Platinfolie zu liegen kommt, ein mit Platin nicht legierendes Metall mit einer
Schmelztemperatur von mindestens 100°C oberhalb der angewendeten Heißpreßtemperatur
bzw. eine mit Diffusionsbarrieren versehene Metallfolie verwendet. Diffusionsbarrieren
sind Sperrschichten, die das Eindringen von Fremdstoffen wie Metallatome oder Kohlenstoff
in das Platinmetall verhindern. Für das erfindungsgemäße Verfahren werden zweckmäßigerweise
Diffussionsbarrieren aus Metallnitriden, -sulfiden, -carbiden und -carbonitriden,
vorzugsweise jedoch solche aus Metalloxiden, verwendet. Anstelle des Metalles kann
auch eine Keramikfolie als Trennmittelschicht verwendet werden, die keinen Kohlenstoff
oder Kohlenstoff freisetzende Verbindungen enthält. Es ist allerdings notwendig, die
in die Platinoberfläche eingepreßten Keramikteile wieder vollständig zu entfernen.
Dies geschieht auf mechanischem oder chemischem Weg. Dabei muß die Platinschicht um
mindestens 1 µm, vorzugsweise mindestens 2 µm abgetragen werden um alles inkorporierte
Material zu entfernen. Es hat sich nämlich gezeigt, daß auch in die Platinoberfläche
mechanisch inkorporierte Partikel, wie z. B. keramische Fasern, die Stromausbeute
verringern, obwohl diese gegenüber dem Platinmetall inert sind. Im erfindungsgemäßen
Verfahren finden alle Keramikfolien Verwendung, die keine Platin chemisch verunreinigenden
Stoffe unter den Verfahrensbedingungen freisetzen. Es wurde gefunden, daß dann dauerhafte
und zugleich besonders wirksame Verbundelektroden erhalten werden, wenn man unter
den oben definierten Verfahrensparametern die Platinoberfläche völlig frei hält von
einem Kontakt mit solchen Stoffen, welche die außenliegende Platinoberfläche legieren
oder mechanisch verunreinigen. Die außenliegende Platinoberfläche muß dabei insbesondere
von Kohlenstoff, Silizium und solchen Metallen ferngehalten werden, die mit der Platinoberfläche
legieren oder reagieren und die Stromausbeute der anodischen Oxidation zugunsten der
Sauerstoffbildung vermindern.
[0019] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren werden zur Herstellung von Verbundelektroden
Bleche oder Folien aus dem Trennmittel, Basismetall und Platin als Auflagemetall übereinander
geschichtet und diese Schichten miteinander heißisostatisch verpreßt. Als Basismetall
wird ein Ventilmetall verwendet. Zur Herstellung einer Verbundelektrode mit einseitiger
Auflage werden einzelne Schichten in der Sequenz Trennmittel/Basismetall/Platin/Trennmittel
und zur Herstellung einer Verbundelektrode mit doppelseitiger Auflage in der Sequenz
Trennmittel/Platin/Basismetall/Platin/Trennmittel übereinander gelegt. Dabei bildet
jede Sequenz ein Element, das eine Verbundelektrode ergibt. Üblicherweise wird ein
Stapel aus mehreren derartigen Elementen gebildet. Dabei ist die Höhe des Stapels
ebenso wie die Fläche der Folien und Bleche nur durch die Größe des Autoklavenofens
begrenzt, in dem das Heißisostatische Verpressen durchgeführt wird. Das Stapeln der
Elemente erfolgt in einer rechtwinkeligen oder quadratischen Blechdose, die vorzugsweise
aus Edelstahl besteht. Es können jedoch auch andere Materialien verwendet werden,
sofern diese unter den angegebenen Verfahrensbedingungen stabil sind. Auf die Oberseite
des Stapels wird eine Folie aus Trennmaterial gelegt. Die oben offene, vorzugsweise
rechteckige oder quadratische Dose wird anschließend mit einem Deckel, der aus dem
gleichen Material wie die Dose besteht, dicht verschweißt. In den Deckel oder in die
Seitenwände der Dose ist ein dünnes Rohr eingeschweißt, durch welches im Doseninneren
ein Vakuum angelegt wird. Danach wird der Rohrstumpf abgeklemmt und vakuumdicht zugeschweißt.
Dann werden die aufeinanderliegenden Schichten im Autoklaven durch heißisostatisches
Verpressen miteinander diffusionsverschweißt. Erfindungsgemäß wird das Diffusionsschweißen
im Autoklaven bei einem Gasdruck von 100 bis 1200 bar, insbesondere bei 200 bis 1000
bar und einer Temperatur von 650 bis 900°C während einer Haltezeit von mindestens
0,5 Stunden durchgeführt. Vorzugsweise wird bei einer Temperatur von 700 bis 850°C
und einer Haltezeit von 0,5 bis 5 Stunden, vorzugsweise von 0,5 bis 3 Stunden gepreßt.
[0020] Im erfindungsgemäßen Verfahren werden Trennmittel aus Geweben von keramischen Fasern,
wie sie z. B. für handelsübliche feuerfeste Auskleidungen erhältlich sind, verwendet.
Vorzugsweise wird eine Keramikgewebefolie oder ein Keramikpapier mit einer Stärke
von höchstens 1 mm verwendet. Eine solche, als Trennfolie bezeichnete Trennmittelschicht
verhindert das Verschweißen der auf ihren beiden Seiten liegenden Metalle. Erfindungsgemäß
wird jedoch nur solches keramisches Trennmaterial verwendet, das keine, die elektrochemischen
Eigenschaften des Oberflächenmetalls beeinträchtigenden Stoffe, insbesondere keine
Stoffe, die Platin chemisch verunreinigen, abgibt. Es hat sich nämlich gezeigt, daß
das handelsübliche Trenngewebe geringe Anteile an organischen Verbindungen enthält,
die beim Erhitzen im Autoklaven auf über 600°C organische bzw. kohlenstoffhaltige
Dämpfe absondern, aus denen sich auf der Platinoberfläche Kohlenstoff abscheidet,
der in das Platingitter einlegiert wird. Erfindungsgemäß wird daher das keramische
Trenngewebe vor seiner Verwendung in einem eigenen Arbeitsgang durch Glühen in einer
reinen Sauerstoff oder Sauerstoff-haltigen Atmosphäre, insbesondere an Luft bei 600
bis 700°C von oxidierbaren Kohlenstoffverbindungen und von Kohlenstoff selbst befreit.
Bei der Verwendung von Keramikgeweben oder -Papieren erfolgt jedoch ein teilweiser
Einschluß der Keramikfasern in die duktile Platinoberfläche, der sich jedoch durch
eine Nachbehandlung z. B. mit einer Alkalischmelze von KOH oder einem KOH/NaOH-Gemisch
beseitigen läßt.
[0021] Erfindungsgemäß ist es vorzuziehen, anstelle eines Keramikgewebes oder -papieres
eine Metallfolie zu verwenden. Dabei können jedoch nur solche Metalle eingesetzt
werden, die unter den Bedingungen des heißisostatischen Pressens nicht weitgehend
(bzw. nur wenig) mit dem Basis- bzw. dem Auflagemetall legieren. Geringe, durch Diffusion
an den aneinanderliegenden Folien oder Blechen von Platin und Trennmetall beim Heißpressen
entstandene mikroskopisch dünne Legierungsschichten müssen nach Fertigstellung des
Metallverbundes mechanisch, chemisch oder anodisch wieder entfernt werden. Übliche
chemische Nachbehandlungen erfolgen beispielsweise durch Ätzen, z. B. mit Königswasser
oder auch durch anodisches Ätzen.
[0022] Im erfindungsgemäßen Verfahren werden vorzugsweise solche Metallfolien verwendet,
die eine Diffusionsbarriere enthalten. Solche Diffusionsbarrieren lassen sich durch
die Ausbildung einer Oxidschicht in einer reinen Sauerstoff- oder Sauerstoff-haltigen
Atmosphäre vorzugsweise an Luft bei hohen Temperaturen herstellen. Die Oxidschichten
werden vorzugsweise durch Erhitzen der Metallfolien auf 400 bis 800°C, insbesondere
auf 450 bis 650°C hergestellt. Erfindungsgemäß wird als Trennmittel vorzugsweise eine
Molybdänfolie verwendet, die vorzugsweise durch eine thermische Vorbehandlung bei
450 bis 600°C an Luft vollständig mit einer Oxidschicht versehen ist. Eine solche,
mit einer Diffusionsbarriere versehenen Molybdänfolie haftet nach dem Heißpressen
weder an Platin noch an Titan.
[0023] Erfindungsgemäß werden jedoch als Trennmittel auch Metalle verwendet, die eine Diffusionsbarriere
auf ihrer Oberfläche aufweisen, die aus einer Nitrid-, Sulfid-, Carbid- oder einer
Carbonitridschicht besteht. Solche Schichten werden durch übliche Reaktionen des Trennmittels
mit den jeweiligen Reagenzien erhalten.
[0024] Im erfindungsgemäßen Verfahren finden jedoch auch andere Metallfolien, wie z. B.
solche aus Eisen, Nickel, Wolfram, Zirkon, Niob, Tantal, Titan oder legierte Stahlfolien,
insbesondere kohlenstoffarme Stahlfolien wie AISI/1010, die mit entsprechenden Diffusionsbarrieren
versehen sind, als Trennmittel Verwendung. Die Diffusionsbarrieren werden vorzugsweise
durch Oxidation der Metalle an Luft oder Sauerstoff erzeugt.
[0025] Es ist jedoch auch möglich, Metallfolien, z. B. aus Molybdän oder Wolfram, ohne eine
Diffusionsbarriere, d. h. ohne oxidierende Vorbehandlung, einzusetzen. In solchen
Fällen muß allerdings dann die fest haftende Folie chemisch oder elektrochemisch entfernt
werden. Werden unbehandelte Metallfolien, wie z. B. Eisen oder Nickel verwendet, so
wird nach deren Ablösen eine aufgerauhte Platinoberfläche erhalten, die erst nach
längerer Elektrolyse oder nach chemischer bzw. mechanischer Behandlung eine glatte
Oberfläche aufweist. Die Verwendung von fest haftenden, aber chemisch ablösbaren Metallfolien
weist jedoch den Vorteil auf, daß bei der Verarbeitung des Platin/Ventilmetallverbundes
zur fertigen Elektrode die Platinauflage geschützt ist. So ist es z. B. möglich, die
endgültige Elektrodenform durch Biegen, Rollen, Walzen oder Tiefziehen herzustellen,
ohne dabei die empfindliche duktile Platinoberfläche zu beschädigen. Das Ablösen
der Trennmittelfolie erfolgt dann erst an der fertigen Elektrode, gegebenenfalls
direkt in eingebauter Form in der Elektrolyse. Mit einer Diffusionsbarriere versehene
Metalltrennfolien wie z. B. oxidierte Metallfolien, lassen sich von den Oberflächen
der Verbundelektroden leicht abheben und sind danach für das erfindungsgemäße Verfahren
wieder verwendbar. Eine Elektrode mit guten Elektrolyseeigenschaften kann durch besonders
glatte und glänzende Elektrodenoberflächen erzielt werden, wie sie durch den Gebrauch
einer oxidierten Molybdänfolie im erfindungsgemäßen Verfahren erhalten werden.
[0026] Als geeignet hat sich auch eine Trennmittelschicht aus Bornitrid gezeigt, das in
Form von Sprays bzw. Suspensionen oder als Pulver verwendet wird.
[0027] Durch das erfindungsgemäße Verfahren werden Elektroden erhalten, die billig und stabil
sind und deren Verwendung nicht durch solche Schweiß- oder Kontaktstellen, die den
Stromfluß begrenzen, auf bestimmte Elektrolyse-Stromdichten beschränkt ist, da die
Stromzuleitung über die gesamte verpreßte Fläche erfolgt und zudem die Stärke des
Basis- oder Substratmetalles frei wählbar ist. Kontaktüberhitzungen, elektrische Überschläge
oder ein hoher Spannungsabfall, wie er an den dünnen massiven Platindraht-Elektroden
auftritt, ist daher ausgeschlossen. Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren können sogar
auch großflächige Elektroden für Stromdichten von über 10 oder sogar von über 100
kA/m² bei gleichzeitig geringem Platineinsatz und hoher Stabilität hergestellt werden.
[0028] Es hat sich gezeigt, daß die erfindungsgemäß hergestellten Elektroden eine hohe Stromausbeute
bei der anodischen Oxidation aufweisen. Bei der Gewinnung von Kaliumpersulfat durch
Direktelektrolyse wird z. B. mit nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten
Elektroden unter der Verwendung von ausgeglühten keramischen Trennmittelschichten
15 Minuten nach Elektrolysebeginn eine Stromausbeute von 25 bis 40 % und bei der Verwendung
von oxidierten Molybdänfolien als Trennmittelschichten eine Stromausbeute von 80 %
(wie an massivem Platin) erzielt. Demgegenüber werden mit Elektroden, die durch heißisostatisches
Verpressen mit kohlenstoffhaltigen keramischen Trennmitteln hergestellt wurden, nur
Stromausbeuten zwischen 0 und 25 % erreicht.
[0029] Im folgenden wird die Erfindung anhand von Beispielen näher erläutert.
Beispiel 1
[0030] Aus einem Edelstahlblech (WST.Nr. 1.4571) von 2 mm Stärke wird durch Biegen und Verschweißen
eine quadratische Dose von 50 x 50 cm Bodenfläche und 8 cm Höhe hergestellt. In einer
käfigartigen Halterung aus warmfestem Stahl mit den Innenmaßen 45 x 45 cm werden
20 Elemente mit der Schichtsequenz Keramikpapier (aus 95 % Al₂O₃, das zuvor eine Stunde
bei 700°C an Luft ausgeglüht wurde), Hersteller: DMF-Fasertechnik, Düsseldorf, Typ
DK-Flex 16, 1 mm/Titan 3 mm/Platinfolie 50 µm übereinandergestapelt und auf der Oberseite
mit 1 mm Keramikpapier belegt. Man bedeckt den Stapel mit einem Deckel aus Edelstahl
und preßt diesen bis sich die Kanten des Deckels und der Seitenwände berühren. Deckel
und Seitenwände der Dose werden miteinander verschweißt. Über die Evakuiereinrichtung
(Edelstahlröhrchen von 5 mm Durchmesser und 50 mm Länge und einer Wandstärke von 2
mm) wird ein Vakuum an die verschlossene, und verschweißte Dose angelegt. Nach einer
Dichtigkeitsprüfung wird das Röhrchen durch Abquetschen und Abschweißen verschlossen.
[0031] Die so für das heißisostatische Verpressen vorbereitete, dicht verschlossene Dose
wird in einen Autoklavenofen gebracht. Dieser wird mit 275 bar Argon beaufschlagt
und über einen Zeitraum von 0,5 Stunden auf 700°C aufgeheizt. Dabei steigt der Druck
auf 980 bar. Dieser Zustand wird 2 Stunden lang aufrechterhalten und dann der Ofen
abgeschaltet. Danach wird der Überdruck abgelassen. Die Abkühlungs- und Entspannungsphase
dauert etwa eine Stunde.
[0032] Die erkaltete Dose wird aufgeschnitten und der Inhalt entnommen. Auf diese Weise
werden einseitig belegte Verbundelektroden erhalten, die nach mechanischer, z. B.
durch Polieren oder chemischer Nachbehandlung durch Ätzen mit Königswasser oder anodischem
Ätzen die bei der Persulfat- bzw. Perchlorat-Elektrolyse die gleichen Soll-Stromausbeuten
und Spannungen wie Massiv-Pt-Anoden ergeben.
Beispiel 2
[0033] Zur Herstellung von beidseitig mit Platinfolie belegten Titanblechen wird, wie im
Beispiel 1 beschrieben, vorgegangen, jedoch wird als Trennmittel handelsübliche Molybdänfolie
von 50 µm Dicke verwendet. Es werden Elemente aus Schichten in folgender Reihenfolge
Titanblech 2 mm/Platinfolie (50 µm)/Molybdänfolie 50 µm/Keramikpapier 1 mm gebildet.
Dabei wird eine Platinfolie verwendet, die kleiner ist als das Titanblech. Auf diese
Weise wird ein mehrere mm breiter Rand freigelassen. Anschließend wird, wie im Beispiel
1 beschrieben, jedoch bei 700°C und bei 1000 bar heißisostatisch gepreßt. Bei dem
auf diese Weise erhaltenen Metallverbund haftet die Molybdänfolie sowohl auf dem Titan
als auch auf dem Platin und wird anodisch mit verdünnter Schwefelsäure abgelöst.
Auf diese Weise wird eine hochglänzende, von Verunreinigungen freie Platinoberfläche
erhalten. Es zeigt sich, daß bei den angewendeten Verfahrensparametern keine erkennbare
Diffusionszone zwischen Molybdän und Platin gebildet wird.
Beispiel 3
[0034] Das Beispiel 2 wird unter Verwendung einer 50 µm starken Stahlfolie AISI 1010 anstatt
einer Molybdänfolie wiederholt. Unter den dabei angewendeten Verfahrensparametern
bildet sich eine Diffusionszone zwischen Eisen und Platin mit einer Dicke von etwa
1 µm aus. Der so erhaltene Titan/Platin/Eisenverbund wird zu einem Rohr geformt analog
DE-PS 16 71 425 und mit Elektrolyt Einlaß- und Auslaßköpfen zu einer fertigen Anode
verschweißt. Die Eisenschicht wird anodisch mit H₂SO₄ entfernt und die Platinoberfläche
mit Königswasser geätzt oder mechanisch poliert.
Beispiel 4
[0035] Eine sorgfältig entfettete, 50 µm dicke Molybdänfolie wird in einem Ofen an Luft
15 Minuten lang auf 550°C erhitzt. Dabei bildet sich eine mattgraue dünne Oxidschicht
aus sehr feinen Kristallen. Aus dieser mit einer Diffusionsbarriere versehenen Metallfolie
wird eine Schichtung aus Keramikpapier/Titan/Platin/Molybdänfolie/Platin/Titan/Keramikpapier
hergestellt. Die dabei verwendeten Folien und Bleche entsprechen denen aus den Beispielen
1 und 2. Nach dem Schichten wird, wie im Beispiel 1 beschrieben, bei 700°C und bei
1000 bar im Autoklaven heißisostatisch verpreßt. Die so erhaltenen Platin-Titan-Verbundbleche
lassen sich leicht von der oxidierten Molybdänfolie trennen. Auf diese Weise wird
eine Elektrode mit einer matt glänzenden Platinoberfläche erhalten, die bei der Persulfatelektrolyse
sofort Stromausbeuten liefert, wie massives Platinblech. Die Molybdänfolie kann nach
erneuter Oxidation wieder verwendet werden.
Beispiel 5
[0036] Eine Stahlfolie AISI 1010 wird bei 500°C 10 Minuten lang an Luft erhitzt. Dabei wird
eine violettgraue Oxidschicht gebildet. Die oxidierte Stahlfolie wird anstatt der
Molybdänfolie zur Herstellung eines Verbundes, wie im Beispiel 4 beschrieben, verwendet.
Nach dem heißisostatischen Verpressen lassen sich die Werkstücke leicht trennen. Dabei
ergibt sich eine schwarz aufgerauhte Platinoberfläche, die vor der Verwendung mit
Königswasser gebeizt wird.
Beispiel 6
[0037] Beispiel 3 wird unter der Verwendung einer Nickelfolie anstatt einer Stahlfolie wiederholt.
Dabei wird ein Verbund erhalten, der eine aufgerauhte Platinoberfläche aufweist und
der nach dem Ätzen in Königswasser eine Elektrode ergibt, die bei der Persulfatelektrolyse
Ausbeuten wie massives Platin aufweist.
Beispiel 7
[0038] Eine sorgfältig entfettete Molybdänfolie wird bei 500°C 15 Minuten lang an Luft erhitzt.
Mit dieser Molybdänfolie wird ein Stapel aus Elementen, bestehend aus Schichten in
der Reihenfolge Titan/Platin/Molybdän/ Al₂O₃-Papier, hergestellt. Anschließend wird,
wie in den vorigen Beispielen beschrieben, heißisostatisch verpreßt. Der so erhaltene
Metallverbund weist eine mattglänzende Platinoberfläche auf und kann ohne weitere
Vorbehandlung für die Elektrolyse verwendet werden.
Beispiel 8
[0039] Es wird ein Stapel, bestehend aus Schichten in der Sequenz 2 mm Edelstahlblech 1.4539/2
mm Titanblech 3.7035/50 µm Platinfolie/1 mm Al₂O₃ Keramikpapier, das zuvor bei 1000°C
ausgeglüht wurde, hergestellt. Anschließend wird, wie im Beispiel 1 beschrieben,
jedoch bei 850°C und 1000 bar mit einer Haltezeit von 3 Stunden heißisostatisch verpreßt.
Die so erhaltenen Verbundbleche sind gewölbt und werden mit einer Richtwalze plangewalzt.
Auf der Edelstahlseite wird ein 10 mm hoher Vorbau mit Stegen und Streckmetall aufgeschweißt.
Von Platin inkorporierte Keramikfaserteile werden vorher mit Hilfe einer Alkalischmelze
entfernt. Die so erhaltene Bipolarelektrode wird zur Persulfatelektrolyse verwendet.
Beispiel 9
[0040] Zur Herstellung einer Elektrode, bei der nur ein Teil der Fläche mit Platin bedeckt
ist, wird eine Schichtung unter Verwendung eines Platinnetzes hergestellt. Dabei wird
Titan/Pt-Netz (52 Mesh, Draht 0,1 mm ⌀)/eine oxidierte Molybdänfolie/Al₂O₃-Papier
übereinandergelegt und der Stapel, wie im Beispiel 1 beschrieben, gepreßt. Auf diese
Weise wird eine Elektrode erhalten, bei der das Basismaterial nicht vollständig mit
einer Platinauflage versehen ist.
Beispiel 10
[0041] Wie im Beispiel 1 beschrieben, wird ein Stapel aus Schichten von Titan 2mm/Tantal
100µm/Platin 50 µm/ Al₂O₃-Papier 1 mm gebildet und das ganze bei 850°C und 1000 bar
heißisostatisch gepreßt. Auf diese Weise wird eine Platin-Tantal-Elektrode erhalten,
die mit billigem Titan verstärkt ist.
[0042] In den folgenden Beispielen wird die Verwendung der erfindungsgemäßen Elektroden
in einer Elektrolyseapparatur veranschaulicht. Dabei wird zur Bestimmung des Anodenverhaltens
in Kalium- oder Natriumpersulfat-Elektrolyten eine ungeteilte Zelle und zur Bestimmung
des Anodenverhaltens bei der Natriumperchlorat-Elektrolyse und bei der Ammoniumpersulfatherstellung
eine geteilte Elektrolysezelle verwendet. Die Elektrolysezellen bestehen aus einem
mit Zu- und Abfluß versehenen PVC-Rahmen, in welchem von der einen Seite die Anode,
von der anderen Seite die Kathode über Dichtungen so fixiert werden, daß ein Elektrodenabstand
von 2 bis 10 mm erreicht wird, der einer technischen Elektrolyse entspricht. In diesen
Labor-Elektrolysezellen werden aus Edelstahl gefertigte Kathoden verwendet, die wie
die Anoden, eine rechteckige Fläche von 2 x 3 cm² aufweisen. Für geteilte Zellen
werden 2 PVC-Rahmen verwendet, zwischen denen ein Separator mittels Dichtungen eingeklemmt
wird.
[0043] In den verwendeten Zellen wird der gesamte Elektrolyseraum mit Hilfe geeigneter
Pumpen (wie z. B. Heidolph Krp 30) von dem Elektrolyten durchströmt. Werden geteilte
Zellen verwendet, so wird der Elektrolyt sowohl durch den Kathoden- als auch durch
den Anodenraum geleitet. Auf diese Weise wird eine Verweilzeit des Elektrolyten
im Elektrodenspalt von ca. 0,4 Sekunden erreicht. Durch die Pumpwirkung wird die
an den Elektroden entstehende Mischung von Gas und Elektrolyt nach oben gefördert
und in einem sich darüber befindenden Gasabscheider aufgetrennt. Aus dem Auslauf des
Abscheiders wird der Elektrolyt dann wieder in den Ansaugstutzen der Pumpe geleitet.
Die Stromausbeute wird in üblicher Weise durch titrimetrische Bestimmung der anodisch
gebildeten Verbindungen oder durch die gasanalytische Bestimmung des Zellengases
ermittelt. Für technische Elektrolysen werden Zellen verwendet, wie sie in der DE-PS
16 71 425 für die Kalium- oder Natriumpersulfat-Elektrolyse eingesetzt werden.
Beispiel 11
[0044] Aus einem nach Beispiel 4 hergestellten Metallverbund mit einer Platinoberfläche
von 550 x 260 mm wird eine Rohrelektrode hergestellt. Diese Elektrode wird bei einem
Zellstrom von 1000 A für eine Fällungselektrolyse zur Herstellung von Kaliumpersulfat
verwendet. Dabei wird in einem Elektrolyt mit der Zusammensetzung 2,1 m H₂SO₄, 1,4
m K₂SO₄, 0,3 m K₂S₂O₈, wovon 90 % suspendiert und 10 % gelöst ist, eine Stromausbeute
von 75 % bei einer Stromdichte von 9 KA/m² erreicht. Diese Ausbeute entspricht derjenigen,
die bisher nur mit massiven Platin-Folienanoden im 1. Halbjahr ihrer Laufzeit erreicht
werden konnte. An der bei der Elektrolyse offenliegenden Übergangsstelle Platin-Titan
kann keine Korrosion festgestellt werden.
Beispiel 12
[0045] Aus dem nach Beispiel 4 hergestellten Verbundmetall wird eine Elektrode mit 6 cm²
Fläche hergestellt und zur Elektrolyse eines Elektrolyten aus 3,1 m H₂SO₄ und 2,8
m Na₂SO₄ und einem Zusatz von Rhodanid zur Herstellung von Natriumpersulfat verwendet.
Die Elektrolyse wird in einer Zelle bei 20°C und 5,4 A Zellstrom (9 kA/m²) durchgeführt.
In einer weiteren Zelle wird unter denselben Bedingungen der gleiche Elektrolyt an
einer massiven Platinblechanode elektrolysiert. Anschließend werden die Ausbeuten
durch Titration mittels bekannten Analyseverfahren bestimmt. Es zeigt sich, daß mit
der nach Beispiel 4 hergestellten Anode ebenso wie mit der Platinblechanode eine Persulfatausbeute
von jeweils 65 % erreicht wird.
Beispiel 13
[0046] Mit einer nach Beispiel 4 hergestellten MetallverbundElektrode mit einer Anodenfläche
von 20 cm² wird eine Ammoniumpersulfat-Elektrolyse durchgeführt. Dabei wird mit einer
Elektrolytzusammensetzung von 0,1 m H₂SO₄, 2,6 m (NH₄)₂SO₄, 0,9 m (NH₄)₂S₂O₈ und einem
Zusatz von Rhodanid zur Caroatzerstörung bei einer Elektrolysetemperatur von 40°C
eine Ausbeute von 82 % erreicht. Mit einer Vergleichszelle, die mit einer massiven
Platinfolie als Anode bestückt ist, wird die gleiche Ausbeute erreicht.
Beispiel 14
[0047] In einer Membranzelle werden die Ausbeuten der elektrolytischen NaClO₄-Bildung aus
NaClO₃ an nach Beispiel 4 hergestellten Verbundelektroden mit Elektroden aus massiver
Platinfolie verglichen. Die Stromdichten betragen jeweils 7 kA/m². Bei einer Elektrolyt-Ausgangskonzentration
von 6,1 m NaClO₃ bei einem pH-Wert zwischen 6,5 bis 7 und bei einer Temperatur zwischen
45 bis 50°C werden in beiden Fällen jeweils Ausbeuten von 85 % erzielt. Mit den erfindungsgemäßen
Verbundelektroden werden die gleichen Stromausbeuten erzielt, wie sie sonst nur mit
massiven Platinelektroden erreicht werden.
1. Verfahren zur Herstellung einer Verbundelektrode aus einer Ventilmetallbasis mit
einer darauf fest haftenden Auflage aus einer Platinfolie durch heißisostatisches
Verpressen von Metallbasis und Platinfolie zwischen Trennmittelschichten,
dadurch gekennzeichnet,
daß als diejenige Trennmittelschicht, die beim heißisostatischen Pressen in Kontakt
mit der Platinfolie zu liegen kommt, ein Metall mit einer Schmelztemperatur von mindestens
100°C oberhalb der angewendeten Heißpreßtemperatur verwendet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Trennmittel ein Metall mit einer oberflächlichen Diffusionssperrschicht verwendet
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß als Ventilmetall ein 0,1 bis 10 mm starkes Blech aus Titan oder Tantal verwendet
wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß eine 5 bis 100 µm dicke Platinfolie verwendet wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß eine 20 bis 50 µm dicke Platinfolie verwendet wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß Platinauflagen in Form von Drähten, Netzen oder Folienstreifen verwendet werden.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß Metalle mit einem Schmelzpunkt oberhalb 900°C verwendet werden.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß als Trennmittel Eisen, Molybdän, Wolfram oder Nickel verwendet wird.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß als Trennmittel Metallfolien oder Bleche mit einer oberflächigen Oxid-, Nitrid-,
Sulfid-, Carbid- oder Carbonitridschicht verwendet werden.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Oxidschicht durch Oxidation an Luft bei einer Temperatur von 400 bis 800°C
erzeugt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß als Trennmittel eine bei 720 bis 780°C an Luft oxidierte Ni-Folie verwendet
wird.
12. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, daß als Trennmittel eine bei 500 bis 550°C an Luft oxidierte Molybdänfolie verwendet
wird.
13. Verfahren nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß anstelle eines Metalltrennmittels eine oxidische oder nitridische Keramikfolie
verwendet wird, die unter den Verfahrensbedingungen keinen Kohlenstoff oder Kohlenstoff
abspaltende oder Platin chemisch verunreinigende Stoffe freisetzt.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß als Trennmittel Matten, Gewebe, Faserpapiere, Platten oder Folien aus Oxiden
oder Oxidkeramiken aus Al₂O₃ oder aus Mischungen von SiO₂ und Al₂O₃ oder aus hochschmelzenden
Schichtsilikaten verwendet werden.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß als Schichtsilikat Glimmer verwendet wird.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 13 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß das Trennmittel an Luft Kohlenstoff-frei vorgeglüht wird.
17. Verfahren nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß bei einer Temperatur von 500 bis 1000°C vorgeglüht wird.
18. Verfahren nach einem der Ansprüche 13 bis 17, dadurch gekennzeichnet, daß die Platinoberfläche nach dem heißisostatischen Verpressen chemisch oder mechanisch
in einer Schichtdicke von mindestens 2 µm abgetragen wird.
19. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Trennmittelschicht erst nach Fertigstellung der Elektrode in ihrer Gebrauchsform
mechanisch, chemisch oder anodisch entfernt wird.
20. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß als Trennmittel Metallfolien oder Bleche aus hochschmelzenden Metallen zusammen
mit hochschmelzenden Aluminiumoxid-Faserpapieren verwendet werden.
21. Verfahren nach Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet, daß ein Verbund, bestehend aus Schichten in der Reihenfolge oxidierte Molybdänfolie/Platin/Titan/
Nickel/Aluminiumoxid-Papier heißisostatisch verpreßt wird.
22. Verfahren nach Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet, daß ein Verbund, bestehend aus Schichten in der Reihenfolge oxidierte Molybdänfolie/Platin/Titan/
Stahl oder Edelstahl/Aluminiumoxid-Papier heißisostatisch verpreßt wird.
23. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß bei einer Temperatur von 650 bis 900°C und bei einem Druck von 100 bis 1200 bar
heißisostatisch verpreßt wird.
24 Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß bei einer Temperatur von 700 bis 800°C heißisostatisch verpreßt wird.
25. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß mit einer Haltezeit von 0,5 bis 3 Stunden heißisostatisch verpreßt wird.
26. Verfahren nach Anspruch 21 oder 22, dadurch gekennzeichnet, daß nach erfolgtem heißisostatischem Pressen kathodenseitig auf dem Nickel oder Edelstahl
ein Lochblech oder Lamellenblech aus Streckmetall als Vorelektrode aufgeschweißt wird.
27. Elektrode, erhältlich nach einem der Ansprüche 1 bis 26.
28. Verwendung der Elektrode nach Anspruch 27 für die anodische Oxidation von Schwefelsäure
und Sulfaten zu Peroxodischwefelsäure und Peroxodisulfaten.
29. Verwendung der Elektrode nach Anspruch 27 zur Oxidation von Phosphaten zu Peroxodiphosphaten.
30. Verwendung der Elektrode nach Anspruch 27 zur Oxidation von Halogenaten zu Perhalogenaten.
31. Verwendung der Elektrode nach Anspruch 27 zur anodischen Oxidation organischer
Verbindungen.
32. Verwendung der Elektrode nach Anspruch 27 als Anode in galvanischen Bädern.