[0001] Die Erfindung betrifft ein Walzengerüst mit mindestens zwei miteinander korrespondierenden,
relativ zueinander in beidseitigen Lageranordnungen beweglich geführten Walzen, wobei
eine Walze, zwecks Einstellung des sich ergebenden Walzenspaltes, gegenüber der anderen
mittels einem Stellmechanismus verschiebbar ist.
[0002] Verfahren zur Lösung jener Aufgabe - wie sie sich beispielsweise beim Betrieb einer
Folien-Beschichtungsmaschine zur Verarbeitung nicht-reaktiver Stoffe, wie Lakke
u. dgl stellt - sind aus der EP-A2-0242783 bekannt. Eine nach Massgabe jener Vorschläge
ausgebildete autonome Walzenspalt-Einstellvorrichtung eliminiert den bei konventionellen
Maschinen die Walzenspaltgenauigkeit beeinträchtigenden Radialschlag der Laststützlager-Innenringe.
Infolge einer gewissen Hebelwirkung der im Kraft- und Formschluss-Verbund auf die
Walzenzapfen wirkenden Stell- und Stützelemente kann dabei u.U. ein Walzenbiegemoment
erzeugt werden, das die Walzenspalt-Parallelität nachteilig beeinflusst.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung zur Walzenspalteinstellung eines Walzenpaares
mit Hilfe von Stell- und Stützelementen ist es, Walzenbiegemomente zu vermeiden.
Das Prinzip der Erfindung wird anhand von Zeichnungen schematisch und detailliert
beschrieben, wobei sich die Darstellungen und Erläuterungen (mit Ausnahme von Fig.
3) jeweils auf eines der beidseitig nahezu identisch ausgeführten Walzenenden beschränkt.
Es stellen dar
Fig. 1 ein konventionelles Verfahren zur Dosierwalzenspalt-Einstellung eines Auftragswerkes;
Fig. 2 einen kraft- und formschlüssigen Walzenverbund mit Hilfe autonom gelagerter
Stell- und Stützelemente gem. EP-A2-242783;
Fig. 3 ein Schema der Walzenachsen-Biegelinien bei einer Geräteanordnung gemäss Fig.
2;
Fig. 4 eine Anordnung und das Prinzip einer biegemomentfreien Walzen-Stell/Stützeinheit;
Fig. 4a eine Schnitt-Seitenansicht j-j der Anordnung gem. Fig. 4 mit Darstellung der
gemeinsamen Symmetrie- und Stell/Stützachsen y-y und s-s;
Fig. 4b eine für grosse Stellwege (Walzenspalte) mit äusserem Stellkraftangriff ausgebildete
Anordnung der Stellelemente;
Fig. 5 ein detailliertes Ausführungsbeispiel einer Kompakt-Stell/Stützeinheit;
Fig. 6 eine Variante eines Stützelement-Details mit einer Kraftmessdose;
Fig. 7 eine schematische Darstellung eines Walzenspalt-Regelkreises mit Hilfe von
drei alternativen Istwertgebern.
[0003] In einem gemäss Fig. 1 mit einer Dosierwalze 101, einer Auftragswalze 102 sowie einer
Schichtübertragungswalze 103 ausgestatteten Auftragswerk einer Folienbeschichtungsanlage
wird der Beschichtungsstoff aus einer sich über die Ballen- bzw Beschichtunsbreite
der Anlage erstreckenden Speisewanne 105 an den Dosierwalzenspalt herangetragen und
über das Walzensystem kontinuierlich zur Folie 106 transportiert. Der für die Schichtdicke
massgebende Walzenspalt oberhalb der Speisewanne 105 wird dabei mit Hilfe der am
Ständerrahmen 107 mit dem Stehlager 107′ 1 fixierten Auftragswalze 102 und der auf
einem Last-Stützlager 108 am Ständer 107 frei beweglich geführten Dosierwalze 101
gebildet. Die Grösse des Walzenspaltes bzw. die Dicke des zur Folie transportierten
mehr oder minder konsistenten Stoffes lässt sich mit Hilfe einer am Lagerschlitten
109 angelenkten Schraubenspindel 110 und einer am Ständer 107 montierten, aus Mutter
111 und Gabelbock 112 bestehenden Stellvorrichtung justieren.
Wie die Anordnung nach Fig. 1 unschwer erkennen lässt, wirken sich u.a. die Innenring-Toleranzen
der Radiallager 108, 107′, selbst bei solchen in spielfrei verspannter Ausführung,
voll auf die Walzenspaltgenauigkeit aus. Demgegenüber ist gemäss Fig. 2 der durch
das Walzenpaar 101, 102 gebildete Walzenspalt und der durch den mit den Walzenachsen
101′, 102′ definierte Walzenachsenabstand dank den kraft- und formschlüssigen, gegenseitig
verspannten Verbindungselementen einer Stell- und Stützeinrichtung 113, 114, 115,
116 von Störungen unbeeinflusst, die z.B. durch Ungenauigkeiten der Walzenstützlager
107′, 108 in Fig. 1 und/oder durch von den Spindelkupplungen auf die Walzenzapfen
ausgeübten Auslenkungen verursacht werden. Während dabei in der Stellebene z-z des
Walzenpaares die aus dem Kolbenstangenlager 115 und dem Zylinderblocklager 116 bestehende
Walzenstelleinheit den Walzenspalt betriebsmässig gegen null führt, wirkt ihr die
Stützeinheit, bestehend aus dem Stützlagerpaar 113, 113′ mit Druckschrauben (Federelementen)
und Einstellgetriebegehäuse 114, in der Stützebene x-x entgegen.
Zufolge der in den Ebenen x-x und z-z an den Walzen 101, 102 angreifenden Stütz- und
Stellkräfte werden die Walzen zapfen in gewissem Ausmass auf Biegung beansprucht,
was im allgemeinen unerwünscht ist.
In Fig. 3 sind jene, durch die Anordnung der Stell- und Stützelemente gemäss Fig.
2 generierten Biegelinien der Walzenachsen 101′, 102′ überspitzt dargestellt. Es leuchtet
ein, dass das Mass für solche unvermeidbaren Walzendurchbiegungen von dem Abstand
zwischen x-x und z-z sowie von den Grössen für Stellkraft und Zapfen-Widerstandsmoment
abhängt.
Fig. 4 zeigt eine neuartige Placierung der vorerwähnten Stell/Stützeinheiten, die
durch eine in einer gemeinsamen radialen Ebene y-y der Walzenzapfen liegenden Anordnung
in der Art einer sich wechselseitig durchdringenden Konstruktion der Stell- und Stützelemente
gekennzeichnet ist. Die Walzenzapfen 121, 122 der Dosier- und Auftragswalze 101, 102
werden auch hierbei in bekannter Weise mit Hilfe einer Stell- und Stützeinheit gefasst
und autonom geführt. Konstruktiv besteht die Stelleinheit im wesentlichen aus der
Lagerhalbschale 131, 132 mit vier von ihr gehaltenen und geführten Ankerschrauben
133 und dem damit verbundenen Stellzylinderblock 134 nebst dem Stellkolben 135 und
der Kolbenplatte 136 sowie den an ihr gleichartig angeschraubten identischen Ankerschrauben
133′ der Gegenseite, die ebenfalls mit Hilfe einer identischen Lagerhalbschale 131′
den Stellkraftkreis über den jenseitigen Walzenzapfen 122 der Auftragswalze 102 schliesst.
Der dergestalt konzipierten Stelleinheit wirkt die zwischen den Walzenzapfen 121,
122 eingebaute Stützeinheit entgegen; die im wesentlichen aus dem anderen, auf der
"inneren" Gegenseite der Zapfen 121, 122 angeordnetem spielfreiem Lagerhälftenpaar
141, 141′ und den Druckfederstäben 143 besteht.
Ein Schnittbild j-j Fig. 4a der Stell/Stützelemente gemäss Fig. 4 macht deutlich,
dass die Stell- und Stützelemente der Konstruktion derart ineinander gekammert und
zwangsgeführt sind, dass ihre mittig zentrierten Stell- bzw. Stützkräfte stets in
der gleichen radialen Ebene y-y der Walzenzapfen 121, 122 angreifen. Demzufolge ist
das Stell/Stütz system nach Fig. 4/4a sowohl radial, als auch axial als vollständig
autonom anzusprechen; "äussere" (auf den Ständer) oder "längs" 11 (auf die Walzenachsen)
wirkende Kräfte oder Momente werden hierbei nicht erzeugt.
Eine Variante der in Fig. 4/4a dargestellten und erläuterten Anordnung des aus Stell-
und Stützeinheiten bestehenden Walzenverbundsystems zeigt Fig. 4b. In funktionell
gleicher Weise wie zuvor werden auch in dieser Geräteanordnung die Walzenzapfen 121,
122 mit Hilfe der Druckfedern 143 in Verbindung mit dem Lagerhalbschalenpaar 141,
141′ auseinander gegen die Stelleinheit 131, 131′, 133, 134, 135, 136 gedrückt und,
wie im Fall von Fig. 4/4a mit Hilfe einer Regelpumpe 138 als Druckwaage wirkend, der
Walzenspalt eingestellt.
Wie das Konzept gemäss Fig. 4b erkennen lässt, ermöglicht eine solche ausserhalb des
(inneren) Walzenzapfenbereiches angeordnete Stelleinheit 133, 134, 135, 136 eine allenfalls
sehr grosse Walzenspalteinstellung, die in bestimmten Fällen nicht zuletzt im Hinblick
auf einen unerlässlichen SPALT-NOT-AUF-Betrieb der Maschine von Bedeutung sein kann.
[0004] In Fig. 5/5a ist ein Ausführungsbeispiel einer kompakten biegemomentfreien Stell/Stützeinheit
mit integrierter Wegmesseinrichtung für eine Walzenzapfenabstandsmessung sowie (alternativ)
eine Druckmessdose für eine Stellkraftmessung dargestellt.
Gegenüber den in der Prinzipdarstellung (Fig. 4/4a) verwendeten vier Druckfederstäben
143 wird hier ein Stützsystem als statisch bestimmtes 'Dreibein' dergestalt ausgebildet
und angeordnet, dass die einzelnen Druckfederstäbe 143, 143′, 143˝ die gleichen spezifischen
Stützmomente [=Stützabstand vom Zentrum x Federsteife] aufweisen. Ferner ist der
Stellkolben 135 des Stellzylinderblocks 134 hohl ausgebildet und übernimmt derart
zwei Aufgaben, nämlich jene eigentliche als Stellglied sowie eine zweite zur Führung
einer Wegmesseinrichtung 161, 162, 163, 164, 165. Ein im Kolben 135 frei und von dessen
Stellrichtung unabhängig mit Hilfe von einem Längslager 139 in einem Stösselgehäuse
162 eingebetteter und geführter Wegtaster 161 stützt sich mittels einer Druckfeder
163 und Anschlägen 164, 165 an den an den Walzenzapfen spielfrei gelagerten Stützlager-Halbschalen
151, 151′ ab.
Dank einer solchen Messanordnung kann der Walzenabstand bzw. (bei zentrisch geschliffenem
Walzenballen) der ihm proportionale Walzenspalt in zuverlässiger Weise gemessen oder
mit Hilfe einer Regeleinrichtung - bestehend aus Soll/Istwert-Vergleicher 167, 168
und Servoventil 130 - geregelt werden; siehe Fig. 7. Für weniger hohe Ansprüche an
die Schichtdickengenauigkeit lässt sich - wie in Fig. 4 angedeutet - eine ventilfreie,
mit Hilfe einer Regelpumpe 138 praktizierte Stellkraftregelung anwenden.
Eine präzisere Stellkraftregelung wird sich indes eines geeigneten Servoventils 130,
einer Druckmesseinrichtung 166 und eines Vergleichers 167, 168 bedienen, wie in den
Fig.5 und 7 angedeutet ist.
Eine im übrigen meistens erforderliche mechanisch/elektrische (Null-) Kalibrierung
des Walzenspaltes mit Hilfe der distanzbestimmenden Stützeinheit - deren Kennlinie
(im Hooke'schen Bereich) im wesentlichen durch die Steifigkeit der Druckfederstäbe
143, 143′, 143˝ vorgegeben ist - lässt sich in einfacher Weise gemäss Anordnung nach
Fig. 5 mit Hilfe einer feingängigen Justiereinrichtung 145 bewerkstelligen. Für eine
betriebsmässige Walzenspaltregulierung sind in Fig.6 und 7 weitere Mess- und Regelelemente
skizziert bzw.schematisch dargestellt. Während in Fig.7 dem Vergleicher 167 ein Sollwertgeber
168 zugeordnet ist, stehen als Istwertgeber drei alternative Aufnehmer zur Verfügung,
nämlich je einer für eine Walzenabstandsmessung 161 und Stelldruckmessung 166 sowie
als weitere Variante eine Stellkraftmessung mit Hilfe einer Kraftmessdose 147.
Wie aus Fig. 6 ersichtlich ist, stützen sich, im Fall einer Stellkraftregelung, die
Druckfederstäbe 143 mittelbar mit Hilfe einer Zwischenplatte 146 über die Kraftmessdose
147 an der Stützlager-Halbschale 141′ ab.
1. Walzenspalteinstellvorrichtung eines Walzengerüstes mit auf den Walzenzapfen (121,
122) gelagerten, gegeneinander wirkenden Walzenstell- und Stützelementen auf jeder
Walzenseite, dadurch gekennzeichnet, dass die Stellelemente (133, 134, 135, 136, 133′)
sich zwischen - bezogen auf den Walzenspalt - aussenliegenden Stelllager-Halbschalen
(131, 131′) und die Stützelemente 143 sich zwischen innenliegende Stützlager-Halbschalen
141, 141′) der Walzenzapfen (121, 122) jeder Walzenseite derart abstützen und geführt
sind, dass die erzeugten Stell- und Stützkräfte in der selben, zu den Achsen der Walzen
(101, 102) rechtwinkligen Ebene (y-y) wirken.
2. Walzenspalteinstellvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass drei
auf die zentrische Stellachse (s-s) bezogenen Stützelemente (143, 143′ 143˝) die gleichen
spezifischen Stützmomente [ = Stützabstand x Federsteife] aufweisen.
3. Walzenspalteinstellvorrichtung nach Ansprüchen 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
dass die Kraft/Weg-Kennlinie mindestens eines der federnden Stützelemente (143) mit
Hilfe einer Justiereinrichtung (145) einstellbar ist.
4. Walzenspalteinstellvorrichtung nach den Ansprüchen 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet,
dass die Stützelemente (143, 143′, 143˝) durch Längsführungen (144) in dem Stellelement
(134) gehalten und geführt sind.
5. Walzenspalteinstellvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die
Stellkraft eines Stellzylinders (134, 135) durch eine Pumpe (138) mit einstellbarem
Förderdruck erzeugt wird.
6. Walzenspalteinstellvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
dass mittels eines rohrförmigen Stellkolbens (135) und eines Längslagers (139) eine
axial frei beweglich geführte Wegmesseinrichtung, bestehend aus Stösselgehäuse (162),
Druckfeder (163) und Wegmessgerät (161), mit Hilfe von Anschlägen (164, 165) an
den Stützlager-Halbschalen (151, 151′) abgestützt ist.
7. Walzenspalteinstellvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
dass der Stelldruck eines Stellzylinders (134, 135) mit Hilfe eines Druckaufnehmers
(166) gemessen und mittels einer Regeleinrichtung (167, 168, 130) geregelt ist.
8. Walzenspalteinstellvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
dass die Stützkraft der Stützelemente (143) mit Hilfe einer zwischen einer Stützplatte
(146) und einer Stützlager-Halbschale (141′) angeordneten Kraftmessdose (147) gemessen
und unter Mitwirkung eines Reglers (167, 168) und eines Regelventils (130) eingestellt
wird.