[0001] Gegenstand der Erfindung ist ein metallischer Transport- und/oder Lagerbehälter
für bioschädliche Stoffe, insbesondere für radioaktive Stoffe, bestehend aus einem
Behältergrundkörper und einem Abschirm- und Schutzdeckelsystem, wobei der Innenraum
des Behältergrundkörpers mit einem metallischen Korrosionsschutz versehen ist.
[0002] Zum Transport und/oder zur Lagerung bioschädlicher Substanzen werden metallische
Behälter eingesetzt, die den entsprechenden Sicherheitsvorschriften hinsichtlich
Inventar, Stabilität, Dichtigkeit und möglicher Unfälle genügen müssen. Gegenüber
korrosivem Behälterinventar muß zumindest der Behälterinnenraum eine Schutzschicht
aufweisen, die im Falle von Mehrwegbehältern auch gut gesäubert werden können muß.
Das gilt in besonderem Maße für Transport- und/oder Lagerbehälter für radioaktive
Stoffe. Derartige Behälter für bestrahlte Kernbrennelemente werden in Kernkraftwerken
in boriertem Wasser beladen. Daher müssen diese Behälter auf den Behälteroberflächen,
das heißt auch auf der Oberfläche des Innenraumes, einen Korrosionsschutz aufweisen,
der gut dekontaminierungsfähig sein muß, da das Wasser des Beladebeckens durch Abrieb
von Oberflächenkontamination, der den bestrahlten Kernbrennelementen anhaftet, den
Behälter verschmutzen kann. Da die Oberfläche des Behälteräußeren beim Beladen unter
Wasser im allgemeinen durch ein sogenanntes Hemd geschützt ist, erfolgt die Verschmutzung
vorzugsweise im Behälterinneren.
[0003] Dementsprechend wird der Behälterinnenraum häufig mit Edelstahlblech, auch Liner
genannt, ausgekleidet. Diese Liner machen jedoch eine zusätzliche Abdichtung gegen
den eigentlichen Behältergrundkörper erforderlich. Ein weiterer Nachteil ist ein
schlechter Wärmeübergang wegen des unvermeidlichen Spaltes zwischen dem Liner und
dem Behältergrundkörper im Falle von wärmeproduzierendem radioaktivem Inventar. Um
diesen Spalt zu minimieren, wurde in der DE-OS 30 24 974 vorgeschlagen, als Innenauskleidung
einen geschlitzten Metallmantel zu verwenden, der sich möglichst eng an die Innenoberfläche
des Behältergrundkörpers anlegt, wobei anschließend der Schlitz verschweißt wird.
Ein optimaler Wärmeübergang ist aber auch mit diesem Herstellungsverfahren nicht
erreichbar.
[0004] Für Gußbehälter wurde weiterhin in dem DE-GM 78 19 282 vorgeschlagen, als Liner eine
verlorene metallische Schalung zu verwenden. Wegen der Gußeinwirkung auf eine derartige
Schalung muß der Liner aufwendig nachbearbeitet werden.
[0005] Vernickelte Schichten (DE-GM 77 28 331) haben kostenmäßige Nachteile und schützen
beispielsweise nicht gegen aggressive Lösungen.
[0006] Insgesamt ist es ein besonderes Problem, hochglatte, gut dekontaminierbare Innenoberflächen
herzustellen. Kunststoffversiegelungen rauher Oberflächen sind in vielen Fällen ungeeignet,
da sie weder strahlenresistent, noch thermisch stabil sind und daher zum Ausgasen
führen, verbunden mit einem unzulässigen Druckaufbau.
[0007] Der Erfindung daher die Aufgabe zu Grunde, einen metallischen Transport- und/oder
Lagerbehälter für bioschädliche Stoffe, insbesondere für radioaktive Stoffe, zu schaffen,
bestehend aus einem Behältergrundkörper und einem Abschirm- und Schutzdeckelsystem,
wobei der Innenraum des Behältergrundkörpers mit einem metallischen Korrosionsschutz
versehen ist, der einen einwandfreien Wärmedurchgang sicherstellt, den Behälter vor
Korrosion schützt, spannungsfrei und gut dekontaminierbar sowie relativ einfach herstellbar
ist.
[0008] Die Aufgabe wurde erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der Korrosionsschutz sich aus
einer Korrosionsschutz-Haftschicht, bestehend aus einer schmelzflüssig aufgetragenen
Chromnickel-Legierung, und einer sich auf der Korrosionsschutz-Haftschicht ebenfalls
schmelzflüssig aufgetragenen homogenen verdichteten, glatten Deckschicht gleichen
Materials zusammensetzt, wobei die Korrosionsschutz-Haftschicht und die Deckschicht
durchgehend die Innenseite des Behältergrundkörpers, auch im Bereich des Abschirmdeckels
und des Schutzdeckels, bedecken.
[0009] Vorzugsweise ist die Deckschicht unter Schutzgas aufgetragen.
[0010] Anhand der schematischen Abbildung soll die Erfindung beispielhaft näher erläutert
werden.
[0011] Auf der Innenseite des Behältergrundkörpers (1) befindet sich eine Korrosionsschutz-Haftschicht
(4). Sie besteht aus einer Chrom-Nickel Legierung, die bei spielsweise durch thermisches
Spritzen schmelzflüssig aufgetragen ist. Der Auftrag erfolgt aus Haftungsgründen
bevorzugt in Anwesenheit von Sauerstoff. Die Dicke der Korrosionsschutz-Haftschicht
(4) kann z.B. 0,1 - 0,4 mm betragen.
[0012] Auf die Korrosions-Haftschicht (4) ist ebenfalls schmelzflüssig in einer oder in
mehreren Lagen eine Deckschicht (5) aus dem gleichen Material aufgebracht, beispielsweise
wiederum durch thermisches Spritzen. Besonders günstig ist es, wenn das thermische
Spritzen hierbei unter Schutzgas erfolgt, um Oxydeinschlüsse zu vermeiden und um eine
homogene Deckschicht zu erhalten. Die gewünschte Dicke der Deckschicht einschließlich
eines gewissen Übermaßes wird entsprechend den Erfordernissen der einzelnen Behälterbereiche
(Deckelbereich, Dichtungsbereich, Boden- und Umfangsbereich) eingestellt. Die Korrosionsschutz-Haftschicht
(4) und die Deckschicht (5) bedecken durchgehend die Innenseite des Behältergrundkörpers
(1), auch im Bereich des Abschirmdeckels (2) und des Schutzdeckels (3).
[0013] Nach dem Auftragen der Deckschicht (5) wird deren Oberfläche durch mechanisches Verdichten
nachbehandelt. Die gemeinsame Enddicke der KorrosionsschutzHaftschicht (4) plus
Deckschicht (5) wird erreicht durch Reduktion der vorgegebenen Übermaßdicke. Es resultieren
im Normalfall Enddicken von 0,5 - 1,2 mm.
[0014] Das Verdichten kann z.B. durch Kugelstrahlen mittels Stahlkugeln oder durch Hämmern
mit pneumatisch angetriebenen, nagelförmigen Werkzeugen erfolgen. Im An schluß an
das mechanische Verdichten kann fallweise eine Oberflächenendbearbeitung durchgeführt
werden. Durch das mechanische Verdichten werden Spannungen abgebaut, bzw. Zugspannungen
in Druckspannungen umgewandelt (Verbesserung der Schichteigenschaften). Vorher eventuell
vorhandene Porosität wird verringert, bzw. beseitigt. Insgesamt erfolgt eine entscheidende
Verbesserung der Korrosionsresistenz.
Beispiel:
[0015] Auf die innere Oberfläche eines Graphit-Gußeisenbehälters mit den Innenmaßen Länge
= 2980 mm, Durchmesser 720/960/1240 mm und einer Ausgangswanddicke von ca. 360 mm
wurde zunächst eine Korrosionsschutz-Haftschicht aus der Legierung NiCr 80/20 durch
thermisches Spritzen automatisch aufgetragen (Dicke 0,3 mm). Anschließend wurde dieselbe
Legierung auf die gleiche Weise, jedoch unter Argonatmosphäre, als Deckschicht in
2 bis 7 Lagen, je nach Position der Schicht, auf der Behälterinnenwand, aufgebracht.
[0016] Die Deckschichtdicke betrug, je nach den Erfordernissen der einzelnen Behälterbereiche,
einschließlich der Berücksichtigung eines mittleren Übermaßes von ca. 0,2 mm, zwischen
0,7 und 1,5 mm.
[0017] Durch das nachfolgende Hämmerverdichten wurde das vorgegebene Übermaß der Schichtdicke
reduziert, d.h. die vorherige aufgetragene Schicht um 20 - 30 % in der Dicke vermindert.
[0018] Während die Schicht vor dem Hämmerverdichten eine sandpapierähnliche porige Oberfläche
aufwies, betrug die Oberflächenrauhigkeit nach dem Verdichtungsvorgang lediglich ca.
5 µ Ra. Die Korrosionsschicht war homogen, zeigte kaum Poren oder Einschlüsse und
wies keine Bindefehler im Bereich des Übergangs zum Behältergrundkörper auf. Die
Haftfestigkeit betrug ca. 30 N/mm² und die Härte ca. 250 (HV 0,1). Nach 11-tägiger
Auslagerung in verdünnter Borsäure war kein Korrosionsangriff feststellbar.
Metallischer Transport und/oder Lagerbehälter für bioschädliche Stoffe, insbesondere
für radioaktive Stoffe, bestehend aus einem Behältergrundkörper und einem Abschirm-
und Schutzdeckelsystem, wobei der Innenraum des Behältergrundkörpers mit einem metallischen
Korriosionsschutz versehen ist, dadurch gekennzeichnet, daß der Korrosionsschutz
sich aus einer Korrossionsschutzhaftschicht (4), bestehend aus einer schmelzflüssig
aufgetragenen Chromnickellegierung, und einer sich auf der Korrosionsschutzhaftschicht
(4) ebenfalls schmelzflüssig aufgetragenen homogenen verdichteten glatten Deckschicht
(5) gleichen Materials zusammensetzt, wobei die Korrosionsschutz-Haftschicht (4) und
die Deckschicht (5) durchgehend die Innenseite des Behältergrundkörpers (1), auch
im Bereich des Abschirmdeckels (2) und des Schutzdeckels (3), bedecken.