[0001] Die Erfindung betrifft einen Pfannenlochstein für die Verschlußeinrichtung einer
Gießpfanne gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Bekanntlich bestehen Pfannen für flüssigen Stahl (oder anderes flüssiges Metall)
aus einem Blechmantel, der innen (Wand und Boden) mit Feuerfest-Material ausgekleidet
ist.
[0003] Der Boden ist unter anderem mit wenigstens einer Öffnung versehen, die durch ein
feuerfestes Einsatzstück umgrenzt ist, wie in Fig. 1 gezeigt. Dieses Teil 1 wird "Pfannenlochstein"
oder kurz "Lochstein"genannt und kann während der Ausmauerung der Pfanne direkt in
der Pfanne abgeformt werden, oder aber vorzugsweise als monolithisches Fertigteil
bei der Zustellung eingesetzt werden. Seine Abmessungen und der Loch-Durchmesser hängen
von der Pfannengröße und seine Feuerfest-Qualität von den Erfordernissen des Betreibers
ab.
[0004] Vor dem Einfüllen des flüssigen Stahls wird die Ausflußöffnung 6 des Pfannenlochsteins
1 mit einer Füllmasse unterschiedlicher Körnung und Zusammensetzung ausgefüllt und
zwar so, daß sich die Füllmasse gut verteilt und einen Hügel bildet, der in Fig. 2
der beigefügten Zeichnung mit Bezugshinweis 3 angegeben ist. Die Füllmasse 5 kann
sowohl von innen als auch von außen in die Pfanne eingebracht werden.
[0005] Der in die Gießpfanne eingebrachte Stahl erstarrt auf der kalten oder vorgewärmten
Füllmasse 5, deren Schmelztemperatur sehr viel höher ist als die des flüssigen Stahls,
wodurch verhindert wird, daß der Stahl in die Ausflußöffnung infiltriert. Bei der
Herstellung von normalen Stählen ohne langzeitige Behandlung in der Pfanne, bleibt
das flüssige Metall zwischen 10 und 30 Minuten in der Pfanne. In dieser Zeitspanne
wird das thermische Gleichgewicht noch nicht erreicht. Die Temperatur der Füllmasse
5 ist noch nicht homogen und daher genügt das Öffnen des Pfannenschiebers 12, 13,
um die Füllmasse unter dem Gewicht des Metalls ausrieseln zu lassen und den Gießstrahl
freizugeben.
[0006] Die ständige Weiterentwicklung der Stahlqualitäten erfordert jedoch ständig länger
werdende Behandlungszeiten in der Pfanne. Ganz allgemein zeigt die Erfahrung, daß
metallurgische Behandlungen in der Pfanne Verweilzeiten des Metalls von mehreren Stunden
erforderlich machen; im allgemeinen liegen sie zwischen 30 Minuten und 2 Stunden.
[0007] Diese Verweildauer hat zur Folge, daß sich ein Temperaturausgleich mit der Pfannenausmauerung
und auch mit der Füllmasse 5 einstellt. Unter der Einwirkung des Druckes des flüssigen
Metalls (ca. 1,8 kg/cm²) in Verbindung mit der Temperatur (ca. 1550°C bis 1700°C)
versintert die Füllmasse 5. Da der gesamte Durchflußkanal des Pfannenlochsteins 1
um eine senkrechte Achse rotationssymmetrisch ausgebildet ist, bildet sich ein Gleichgewicht
zwischen Schwerkraft einerseits und Blockierung des Abfließens der Masse andererseits
durch einen als "Brückenbildung" bezeichneten Effekt, der durch Versintern wenigstens
eines Anteils des nach oben gewölbten Hügels 3 der Füllmasse 5 entsteht.
[0008] In der Praxis kann die Pfannenöffnung durch Sauerstoffblasen mittels einer Lanze,
die von unten nach oben durch den vorher geöffneten Schieberverschluß 12, 13 hindurch
in die verstopfte Öffnung des Pfannlochsteins 1 eingeführt wird, freigemacht werden.
[0009] Es hat sich gezeigt, daß mit dieser Lösung zwar die Durchflußöffnung freigemacht
werden kann, hierbei jedoch folgende Schwierigkeiten und Komplikationen auftreten:
- Es wird mindestens 1 Sauerstofflanze verbraucht, manchmal 3 bis 5, meistens 2.
- Der Einsatz der Sauerstofflanze kann nur von Hand erfolgen und macht eine Automatisierung
des Pfannenöffnens unmöglich.
- Die Arbeitsvorgänge zum Freimachen der Durchflußöffnung sind gefährlich; der Austritt
von Spritzern des flüssigen Stahls ist üblich und unvermeidar.
- Der Einsatz der Sauerstofflanze greift das Feuerfest-Material des Schieberverschlusses
12, 13 und den Pfannenlochstein 1 an und verkürzt somit deren Betriebslebensdauer.
- Die Verwendung von Sauerstoff beim Freimachen der Durchflußöffnung 6 bewirkt, daß
der Anfang der Charge oxidiert und dadurch eine Qualitätsminderung des Metalls durch
Reoxidation erfolgt.
[0010] Man hat versucht, diese Schwierigkeiten durch Versuche mit Füllmassen unterschiedlicher
Qualität zu beheben, indem man den Kornaufbau, die Mischungsverhältnisse und die
chemischen Zusammensetzungen der Produkte zur Herstellung der Füllmasse variierte.
[0011] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Öffnungsvorrichtung für Stahlpfannen
zu schaffen, die auch nach langen Behandlungs- und Verweilzeiten des flüssigen Stahls
in der Gießpfanne ohne manuelle Intervention betätigt werden kann.
[0012] Die erfindungsgemäße Lösung dieser Aufgabe ist im Patentanspruch 1 angegeben. Die
Unteransprüche haben vorteilhafte Weiterbildungen des Erfindungsgedankens zum Inhalt.
[0013] Als ersten Schritt zu der erfindungsgemäßen Lösung wurde an eine konstruktive Veränderung
des Pfannenlochsteins mit dem Ziel gedacht, das Abfließen der Füllmasse zu begünstigen.
Es wurde erkannt, daß die rotationssymmetrische statisch stabile Gestalt der sich
über dem Lochstein 1 durch versintertes Material der Füllmasse 5 ausbildenden Brücke
die Ursache für die in diesem Fall unerwünschte Verteilung und Ableitung der vertikalen
(axialen) Druckkräfte in die peripheren Abstützungen ist. Als einem unter anderen
weiteren Schritten wurden Versuche mit geänderten Durchmessern und Konizitäten sowie
mit unsymmetrischer Gestaltung der trichterförmigen Öffnung des Lochsteins gemacht.
Hierbei zeigten sich dann überraschende Verbesserungen und schließlich ein wesentlicher
Durchbruch, d.h. es gelang, einen Pfannenlochstein zu schaffen, mit dem eine Blockierung
des Abflusses des flüssigen Metalls nach dem Öffnen des Schieberverschlusses praktisch
nicht mehr eintritt.
[0014] Erfindungsgemäß wird der Pfannenlochstein für die Verschlußvorrichtung einer Gießpfanne,
dessen vertikaler Ausflußkanal einen oberen, vorzugsweise zum Inneren der Gießpfanne
zu aufgeweiteten Trichterabschnitt aufweist, derart gestaltet, daß der Trichterabschnitt
in bezug auf wenigstens eine in der Achse des Ausflußkanals liegende gedachte Schnittebene
unsymmetrisch ausgebildet ist.
[0015] In der Draufsicht bzw. in beliebigen senkrecht zur Achse des Ausflußkanals liegenden
Ebenen hat der unsymmetrische Trichterabschnitt vorzugsweise etwa eiförmige oder ovale
Gestalt. Es kommen jedoch auch auf einer Hälfte kreisbogenförmige und in der anderen
Hälfte spitz zulaufende oder anderweitig unsymmetrisch gestaltete Querschnittsformen
in Frage.
[0016] Wichtig ist, daß eine Asymmetrie der Druckkräfte durch eine asymmetrische Gestaltung
des meist trichterförmigen Einlaufbereich des Lochsteins die Zerstörung der von der
versinterten Füllmasse gebildeten Brücke nach sich zieht und beim Öffnen des Schieberverschlusses
ein Abfließen der Füllmasse und des flüssigen Stahls ermöglicht.
[0017] Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung eines Ausführungsbeipieles anhand der Zeichnung. Es zeigt:
Fig. 1 einen Pfannenlochstein nach dem Stand der Technik;
Fig. 2 einen herkömmlichen bekannten Pfannenschiebverschluß;
Fig. 3 ein erstes Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Pfannenlochsteins in Querschnitt
und in Draufsicht und
Fig. 4 bis 6 in schematischer Darstellung die Draufsicht auf unterschiedliche Ausführungsformen
eines Pfannenlochsteins, der erfindungsgemäß einen unsymmetrisch gestalteten, vorzugsweise
trichterförmigen Einlaufbereich aufweist.
[0018] Der in Fig. 2 dargestellte herkömmliche Pfannenschieberverschluß mit in Draufsicht
beispielsweise quadratischem oder rundem Pfannenlochstein 1 weist eine achsrotationssymmetrische
Durchgangsöffnung auf gebildet durch zwei Doppelkonen deren breitere Basisflächen
einerseits beim oberen Trichterabschnitt 4 zur Gießpfanne zu und andererseits beim
unteren Trichter 3 unterseitig angeordnet sind. In den unteren Trichter 3, der auch
bei einem erfindungsgemäßen Lochstein unverändert bleibt, ist eine Hülse 8 aus Feuerfestmaterial
in bekannter Weise, beispielsweise mittels feuerfestem Kitt oder Mörtel 21 verankert,
eingesetzt. Der zentrale Ausfluß ist mit Bezugshinweis 6 angegeben. Der obere Trichterabschnitt
4, der Einlaufbereich des Lochsteins 1, ist in der bereits beschriebenen Weise mit
der Füllmasse 5 gefüllt. Der Mantel der Gießpfanne ist mit Bezugshinweis 7 angegeben.
Bei dem bekannten, durch zwei Schieberplatten 12 und 13 gebildeten Pfannenschieberverschluß
ist außerdem die Einleitung von Spülgasen über einen Gasanschluß 11 und ein gaspermeables
Hülsenteil 9 enerseits sowie über einen Gasanschluß 14 und/oder einen Gasanschluß
17 und gaspermeable Einsätze 15 bis 18 in bekannter, jedoch im Zusammenhang mit der
Erfindung nicht weiter interessierender Weise möglich. Ein bekannter Wechselausguß
ist mit Bezugshinweis 10 angegeben.
[0019] Der erfindungsgemäße Pfannenlochstein 1 nach Fig. 3 kann in bekannter Weise zylinderförmig
oder im Querschnitt quadratisch gestaltet sein, wobei die Abmessungen der axialen
Höhe H bzw. des Durchmessers oder der Kantenlänge D beliebig und entsprechend den
Erfordernissen der jeweiligen Gießpfanne gewählt werden. Der obere Trichterabschnitt
4 des Ausflußkanals 6 des Pfannenlochsteins 1, der von einer engsten Stelle 2 nach
oben (in Richtung zur Pfanne, Pfeilrichtung A) verläuft, wird durch die Schnittlinien
von zwei oder mehreren schrägen oder gekrümmten Ebenen zum Beispiel wie in Fig. 3
dargestellt von konischen oder Eiflächen gebildet, d.h. in Draufsicht ergibt sich
eine Querschnittsfläche des Trichterabschnitts 4, der aus zwei ungleichen Hälften
zusammengesetzt ist, wobei jede Hälfte durch gerade, winklig aufeinander zulaufende
oder vorzugsweise gekrümmte Linien begrenzt wird. Die beiden Hälften des Trichterabschnitts
4 sind also bezüglich einer in der (unteren) Darstellung der Fig. 3 vertikalen, durch
die Achse des Ausflußkanals 6 verlaufende gedachte Schnittebene unsymmetrisch gestaltet.
Die so gebildete Unsymmetrie der Aushöhlung des Trichterabschnitts 4 verhindert durch
unsymmetrische Verteilung der auf den Pfannenlochstein 1 wirkenden Druckkräfte eine
stabile Brückenbildung der versinterten Füllmasse 5. Im Ausführungsbeispiel nach Fig.
3 ist auf der rechten Seite eine parabel- bzw. hyperbelförmige Ausbildung der einen
Hälfte des sich nach oben aufweitenden Trichterabschnitts 4 gezeigt, während die
andere linke Hälfte halbkreisförmig mit zylindrischer oder wie dargestellt mit konischer
(Halbkonus), nach unten sich verjüngender Wandfläche ausgebildet ist. Die Scheitelpunkte
der in der (unteren) Draufsichtdarstellung der Fig. 3 horizontal verlaufenden parabolischen
Flächen bilden zur Senkrechten einen Winkel α, der im Prinzip im Bereich zwischen
0 und 90° veriieren kann, jedoch verzugsweise im Bereich zwischen 0 und 60° liegen
wird unter Ausschluß der Winkels, welcher der in der Darstellung linken Hälfte des
Trichterabschnitts 4 zugeordnet ist. Im Falle der hyperbelförmigen Ausbildung (gestrichelte
Kurve b in Fig. 3) liegen die Scheitelpunkte der Hyperbeln in diesem Fall auf einer
zur Senkrechten parallelen Linie.
[0020] Die Fig. 4 bis 6 zeigen andere Querschnitt für den Trichterabschnitt 4 des Lochsteins
1, die ebenfalls in Bezug auf wenigstens eine in der Achse des Ausflußkanals 6 liegende
gedachte Ebene unsymmetrisch ausgebildet sind.
[0021] Gegenwärtig zu bevorzugen sind wegen der einfachen Herstellbarkeit die etwa eiförmige
Querschnittsform der Fig. 3 oder die ovale Querschnittsform der Fig. 4.
[0022] Es sind auch beliebige Kombinationen verschiedener Schnittflächen oder -ebenen möglich.
So kann z. B. auch die eine Hälfte des Trichterabschnitts 4 in Draufsicht parabelförmig,
die andere hyperbelförmig ausgebildet sein. Dabei braucht es sich nicht um die entsprechenden
mathematisch korrekten Flächen- bzw. Kurvenformen zu handeln; entscheidend ist vielmehr
die Unsymmetrie des Querschnitts an sich, so daß auch die Herstellung des Lochsteins
1 unkritisch bezüglich Toleranzen der Innenabmessungen ist.
[0023] Während bei einem im Querschnitt kreisförmigen oberen Trichterabschnitt 4 der Hügel
3 der Füllmasse 5 (vergleiche Fig. 2) nach dem Prinzip einer Kuppel oder eines selbsttragenden
Torbogens eine hohe Festigkeit, insbesondere bei Versinterung auch gegen den von oben
einwirkenden Druck des flüssigen Stahles aufweist, ergibt sich durch die unsymmetrische
Ausbildung des Trichterabschnitts 4 eine erwünschte ungleichmäßige Druckverteilung,
die auch bei versinterter Füllmasse 5 beim Öffnen des Schieberverschlusses ein Zerbrechen
der entstandenen Füllmassenbrücke bewirkt.
1. Pfannenlochstein (1) für die Verschlußvorrichtung einer Gießpfanne, dessen vertikaler
Ausflußkanal (6) einen oberen, zum Inneren der Gießpfanne vorzugsweise aufgeweiteten
Trichterabschnitt (4) aufweist, der vor dem Einfüllen und bis zum Abstich des flüssigen
Metalls in der Gießpfanne durch Öffnen der Verschlußvorrichtung durch eine warmfeste
Füllmasse (5) ausgefüllt ist, dadurch gekennzeichnet, daß der Trichterabschnitt (4) in bezug auf wenigstens eine in der Achse des Ausflußkanals
liegende gedachte Schnittebene (20) unsymmetrisch ausgebildet ist.
2. Pfannenlochstein nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der unsymmetrische Trichterabschnitt (4) in Draufsicht und in einer zur Vertikalen
senkrechten Querschnittsebene eine Umrißlinie aufweist, die durch eine parabel- oder
hyperbelförmige Schnittlinie einerseits und eine anschließende, etwa kreisbogenförmige
Schnittlinie andererseits gebildet ist.
3. Pfannenlochstein nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der unsymmetrische Trichterabschnitt (4) in Draufsicht und in einer Querschnittsebene
eine etwa ovale oder eliptische Umrißlinie aufweist, und der Ausflußkanal (6) außerhalb
der Mitte der Hauptachse des Ovals bzw. der Elipse liegt.