[0001] Die Erfindung betrifft ein Bohrwerkzeug in einer Ausgestaltung gemäß dem Oberbegrifff
des Anspruchs 1, wie es aus der älteren deutschen Patentanmeldung P 37 01 914.7 bekannt
ist.
[0002] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Bohrwerkzeug zu schaffen, das das Erbohren
von Gesteinskernen erleichtert und beschleunigt sowie die Kosten für die Gewinnung
von Gesteinsproben mindert.
[0003] Die Erfindung löst diese Aufgabe mit den Merkmalen des Anspruchs 1. Hinsichtlich
weiterer Ausgestaltungen wird auf die Ansprüche 2 bis 5 verwiesen.
[0004] Die Erfindung bezweckt ferner die Schaffung eines vereinfachten und verbilligten
Verfahrens zur Gewinnung von Gesteinsproben, und sie löst diese Aufgabe mit den Merkmalen
des Anspruchs 6. Hinsichtlich weiterer Ausgestaltungen des Verfahrens wird auf die
Ansprüche 7 bis 9 verwiesen.
[0005] Die Erfindung ermöglicht es, Gesteinsproben über eine erhebliche Formationstiefe
zu gewinnen, ohne daß nach jedem Erbohren eines Gesteinskerns das Hauptbohrloch nachgebohrt
werden muß. Eine Kernbohrung mit üblicherweise wesentlich geringerem Durchmesser kann
dabei über die Sohle des Hauptbohrloches hinaus an einer Länge von beispielsweise
hundert oder mehr Meter vorgetrieben werden, ohne zwischenzeitlich Nachbohrarbeiten
auszuführen. In Fällen, in denen aufgrund der durch die Gesteinsproben vermittelten
Informationen die Bohrung abgebrochen wird, erübrigt sich ein Nachbohren, wodurch
erhebliche Kosten eingespart werden. Zugleich verringert sich die Bohrzeit, auch
dann, wenn ein Nachbohren im Zuge des Fortsetzens des Bohrvorhabens erforderlich wird,
weil eine Nachbohrung über eine Strecke, die einem Vielfachen einer Kernlänge entspricht,
schneller ausführbar ist als eine Vielzahl von Nachbohrvorgängen über Bohrstrecken
von Kernlängen. Das bei einem Kernbohrvorgang erfindungsgemäßer Art erzeugte Kernbohrloch
erhält einen kontinuierlichen Verlauf, weil durch die unveränderte Stellung des die
Kernbohreinrichtung abstützenden Außenrohres des Bohrwerkzeugs die Kernbohrungen
unter gleichbleibenden Bedingungen ablaufen. Das Außenrohr des Bohrwerkzeugs bildet
dabei gewissermaßen einen unter Tage befindlichen Ersatz für einen stillgesetzten
Drehtisch.
[0006] Das Einfügen eines Verlängerungsstückes in der nach jeder Kerngewinnung aufzuziehenden
Baueinheit ist außerordentlich einfach und schnell durchführbar, und beim Entfernen
der hintereinander eingefügten Verlängerungsstücke nach Abschluß eines Kernbohrvorganges
und vor einem Nachbohren der Hauptbohrung können jeweils Gruppen von Verlängerungsstücke
entfernt und unabhängig von der wieder zum Einsatz kommenden Baueinheit auseinandergeschraubt
werden. Die erfindungsgemäße Gewinnung von Gesteinsproben ermöglicht es auch, zum
Nachbohren der Hauptbohrung nicht nur die übliche von einem Rollenmeißel gebildete
Bohrkrone zu verwenden, sondern stattdessen einen als Vollbohrwerkzeug ausgebildeten
Drehbohrmeißel als Bestandteil des Bohrwerkzeugs einzusetzen, der höhere Bohrleistungen
mit weitaus höherer Standfestigkeit verbindet und geeignet ist, jeden zweiten bei
Einsatz von Bohrkronen für das Nachbohren erforderlichen Roundtrip einzusparen.
[0007] Weitere Einzelheiten und Vorteile ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung
und der Zeichnung, in der zwei Ausführungsbeispiele des Gegenstandes der Erfindung
näher veranschaulicht sind. In der Zeichnung zeigen:
Fig. 1 einen schematischen Längsschnitt durch eine erste Ausführung eines erfindungsgemäßen
Kernbohrwerkzeuges zu Beginn eines Kernbohrvorganges, und
Fig. 2 eine Darstellung ähnlich Fig. 1 einer zweiten Ausführung des Kernbohrwerkzeuges
nach der Erfindung am Ende eines Kernbohrwerkzeuges.
[0008] Das in Fig. 1 dargestellte Bohrwerkzeug besitzt ein Außenrohr 1, welches mit einem
nichtdargestellten Bohrstrang verbindbar ist. Am unteren Ende ist eine Rollenbohrkrone
2 angebracht, die zum Aufbohren eines Ringraums bzw. des Hauptbohrloches für das Nachsetzen
des Außenrohrs 1 dient. Innerhalb des Außenrohrs 1 befindet sich eine Baueinheit 3
bestehend aus einem Motor 4 und einer Kernbohreinrichtung 5. Diese Baueinheit 3 ist
axial verschiebbar. Während der Motor 4 gegen Mitdrehen gesichert ist, ist die Kernbohreinrichtung
5 drehbar angeordnet. Die Kernbohreinrichtung 5 selbst besteht aus einem eine Bohrkrone
6 tragenden Kernrohr 7 und einem darin drehbar abgestützten Innenrohr 8. Zwischen
dem Motor 4 und der Kernbohreinrichtung 5 ist ein Bohrspülungsverzweiger 9 angeordnet,
der die aus dem Motor 4 austretende Bohrspülung in einen ersten Strom, der zwischen
dem Außenrohr 1 und dem Kernrohr 7 fließt, und in einen weiteren Strom zwischen dem
Kernrohr 7 und dem Innenrohr 8 aufteilt. Der zwischen dem Außenrohr 1 und dem Kernrohr
7 fließende Strom wird durch ein federbelastetes Ventil 10 so gesteuert, daß er trotz
abnehmender Drosselwirkung des Strömungsweges infolge zunehmender Exposition der
Kernbohreinrichtung 5 gleich bleibt.
[0009] Um eine unerwünschte Umgehung des Motors 4 durch die Bohrspülung zu verhindern,
ist der Motor 4 mit einen Kragen 11, der den Ringraum zwischen seinem Gehäuse und
dem Außenrohr 1 ausfüllt, versehen. Der Kragen 11 ist gegenüber dem Außenrohr 1 abgedichtet
und bildet mit weiteren Gehäusebereichen des Motors 4 Teilflächen, die die Querschnitts
fläche eines inneren Durchgangsbereichs 12 des Außenrohrs 1 ausfüllen. Diese Teilflächen
ergeben die Reaktionsflächen des über der Einheit 3 anstehenden Bohrspülungsdrucks
und erzeugen die Axialvorschubkraft für die Baueinheit 3.
[0010] Im oberen Bereich des Motors 4 ist eine Fangeinrichtung 13 vorgesehen, die zum Herausziehen
der gesamten Baueinheit 3 nach Erbohren eines Kerns dient. Die Fangeinrichtung 13
dient als Mittel zur Einstellung der Axialvorschubkraft, indem sie der Kernbohreinrichtung
5 eine Rückhaltekraft entgegensetzt, die ihr über ein durch den Bohrstrang führendes
Seil 14 mittels einer am Bohrturm befindlichen Winde zugeführt wird. Je nach Höhe
der Rückhaltekraft sind für die resultierende Axialvorschubkraft Werte zwischen einem
Maximalwert und Null einstellbar. Der Maximalwert ergibt sich dann, wenn die Axialvorschubkraft
in unverminderter Höhe durch den über der Baueinheit 3 anstehenden Bohrspülungsdruck
in Verbindung mit den Reaktionsflächen bestimmt wird.
[0011] Das Außenrohr 1 ist in seinem oberen Bereich mit einem bei 30 veranschaulichten Längsnutprofil
30 versehen. Nahe ihrem oberen Ende weist die Baueinheit 3 einen Keilbereich 31 auf,
der mit dem Längsnutbereich 30 des Außenrohres 1 in Drehsicherungseingriff steht.
[0012] Unterhalb dieses Keilstücks 31 befindet sich eine Trennstelle mit einander zugewandten
Anschlußmitteln 32, 33 bzw. 34, 35, die wie bei den dargestellten Ausführungsbeispielen
bevorzugt als Schraubgewinde ausgebildet sind. An dieser Trennstelle können die Teile
der Baueinheit über ihre Anschlußmittel 32, 33 bzw. 34, 35 entweder unmittelbar verbunden
sein oder über Verlängerungsstücke 36 bzw. 37 verbunden werden, die vorzugsweise als
Rohrkörper ausgebildet und an ihren Enden mit entsprechenden Anschlußmitteln versehen
sind.
[0013] Bei der Ausführung nach Fig. 1 befindet sich die Trennstelle zwischen der Fangeinrichtung
13 und dem oberen Ende des Motors 4, jedoch besteht auch die Möglichkeit, die Trenn
stelle gemäß der Ausführung nach Fig. 2 im oberen Bereich des Kernbohrrohres 7 zwischen
dessen Verbindung mit dem Motor 4 und der Lagervorrichtung 38 für das Innenrohr 8
anzuordnen. Die Länge der abgebrochen dargestellten Verlängerungsstücke 36 bzw. 37
entspricht bevorzugt zumindest im wesentlichen der Länge des Kernaufnahmeraumes des
Innenrohres 8.
[0014] Im Verlaufe eines Kernbohrvorganges können eine Mehrzahl von Verlängerungsstücken
36 bzw. 37 zwischen die Anschlußmittel 32, 33 bzw. 34, 35 zwischengesetzt werden,
so daß während eines Kernbohrvorganges eine entsprechende Mehrzahl von Gesteinskernen
in unmittelbarer Aufeinanderfolge erbohrt und zutage gefördert werden können, bis
ein Nachbohren der Hauptbohrung erforderlich wird. Die Anzahl von zwischensetzbaren
Verlängerungsstücken 36;37 und damit die Länge eines vortreibbaren Kernbohrloches
hängt im wesentlichen von Materialfestigkeiten, Art der Gesteinsformationen und ggfs.
davon ab, über welche Länge eine Hauptbohrung mit Hilfe der Bohrkrone 2 oder eines
statt dieser verwendeten Vollbohrwerkzeugs nachgebohrt werden kann, bis wegen Verschleiß
der Bohrkrone oder des als Vollbohrwerkzeug Verwendung findenden Drehbohrmeißels
ein Roundtrip für den gesamten Bohrstrang erforderlich wird.
1. Bohrwerkzeug, aus einem mit einem Bohrstrang verbindbaren Außenrohr (1) und einer
in dem Außenrohr (1) unverdreh-, jedoch axial verschiebbar angeordneten Baueinheit
(3) mit vom Druck der Bohrspülung beaufschlagbaren Reaktionsflächen zur Erzeugung
einer auf die Baueinheit (3) in Sohlenrichtung wirkenden Axialvorschubkraft und Mitteln
zu deren Einstellung, bei der die Baueinheit (3) eine Kernbohreinrichtung (5), die
ihrerseits ein eine Bohrkrone (6) tragendes, drehbar angetriebenes Kernrohr (7) und
ein darin frei drehbar abgestützes Innenrohr (8) umfaßt, einen mit der Kernbohreinrichtung
(5) gekoppelten, bohrspülungsbetriebenen Motor (4) sowie eine Fangeinrichtung (13)
zum Heraufziehen der Baueinheit (3) umfaßt, dadurch gekennzeichnet, daß die Baueinheit (3) unterhalb des Bereichs (31) ihres Drehsicherungseingriffs
mit dem Außenrohr (1) eine Trennstelle mit einander zugewandten Ausschlußmitteln (32,33;34,35)
aufweist, zwischen die zumindest ein rohrförmiges Verlängerungsstück (36;37) für die
Baueinheit (3) einfügbar ist.
2. Bohrwerkzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Trennstelle zwischen der Fangeinrichtung (13) und dem Motor (4) angeordnet
ist.
3. Bohrwerkzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Trennstelle im oberen Bereich des Kernrohres (7) zwischen dessen Verbindung
mit dem Motor (4) und der Lagervorrichtung (38) für das Innenrohr (8) angeordnet
ist.
4. Bohrvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß als Anschlußmittel Schraubgewinde (32,33;34,35) vorgesehen sind, die entweder
direkt untereinander oder jeweils mit entsprechenden Schraubgewinden an den Enden
der Verlängerungsstücke (36;37) verbindbar sind.
5. Bohrwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Verlängerungsstücke (36;37) eine Länge aufweisen, die im wesentlichen der
Länge des Kernaufnahmeraumes des Innenrohrs (8) entspricht, und dabei einen Außendurchmesser
besitzen, der dem Außendurchmesser der Baueinheit (3) im Bereich der Trennstellen
entspricht.
6. Verfahren zur Gewinnung von Gesteinsproben aus einem mit einem Bohrwerkzeug erzeugten
unterirdischen Hauptbohrloch, bei dem durch eine aus dem Bohrwerkzeug axial vorschiebbare,
gesondert und direkt angetriebene Kernbohreinrichtung mit verringertem Durchmesser
zylindrische Gesteinskerne erbohrt und durch Aufziehen der Kernbohreinrichtung zutage
gefördert werden, und bei dem nach einem Kernbohrvorgang das Hauptbohrloch durch
das Bohrwerkzeug nachgebohrt wird, dadurch gekennzeichnet, daß nach Aufziehen der Kernbohreinrichtung mit einem in dieser enthaltenen Gesteinskern
die Kernbohreinrichtung durch Einfügen eines Verlängerungsstücks verlängert und nach
Absenken der Kernbohreinrichtung in das Bohrwerkzeug ein nächster Gesteinskern unmittelbar
erbohrt wird, und daß jeweils erst nach aufeinanderfolgender Gewinnung einer Mehrzahl
von Gesteinskernen das Hauptbohrloch nachgebohrt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Nachbohren der Hauptbohrung nach jeweils einer aufeinanderfolgenden Gewinnung
von 15 bis 30 Gesteinskernen vorgenommen wird.
8. Vorrichtung nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekenn zeichnet, daß zum Nachbohren der iHauptbohrung eine Bohrkrone verwendet wird.
9. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7, daß zum Nachbohren der Hauptbohrung ein als Vollbohrwerkzeug
ausgebildeter Drehbohrmeißel anstelle der Bohrkrone als Bestandteil des Bohrwerkzeugs
verwendet wird.