(19)
(11) EP 0 352 569 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
31.01.1990  Patentblatt  1990/05

(21) Anmeldenummer: 89112934.8

(22) Anmeldetag:  14.07.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5A61H 23/00, A61G 15/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE ES FR GB GR IT LI NL SE

(30) Priorität: 27.07.1988 DE 3825454

(71) Anmelder: GfPE-Gesellschaft für PersönlichkeitsENTWICKLUNG Verlag und Seminare GmbH
D-7531 Ölbronn-Dürrn 2 (DE)

(72) Erfinder:
  • Schmid-Eilber, Helmut, Dr.
    D-7531 Ölbronn-Dürrn 2 (DE)

(74) Vertreter: Trappenberg, Hans 
Trappenberg u. Dimmerling, Postfach 21 13 75
76163 Karlsruhe
76163 Karlsruhe (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Liege


    (57) Musiktherapie wirkte bisher stets über die Hörorgane auf den Menschen ein. Dadurch ist das Filter "Bewußt­sein" stets zwischengeschaltet.
    Um eine intensive Beschallung des Körpers zu errei­chen, wird nach der Erfindung eine Liege vorgeschla­gen, unterhalb der elektroakustische Wandler (11) für unterhalb der Hörgrenze des menschlichen Hörorgans liegende Frequenzen angeordnet sind, die den Patien­ten direkt über das Gewebe beschallen.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine dreigeteilte Liege zur Durchführung therapeutischer Maßnahmen, insbesondere zum Herbeiführen und Unterstützen einer Tiefenent­spannung, bestehend aus drei vorzugsweise verschwenk­bar miteinander verbundenen Liegeflächen, einer ersten Liegefläche zum Abstützen von Rücken und Kopf, einer zweiten zum Abstützen der Oberschenkel und des Gesäßes und einer dritten, die Unterschenkel abstüt­zenden Fläche.

    [0002] Derartige Liegen sind bekannt. Durch die Verschwenk­barkeit der Liegeflächen zueinander lassen sie das Einstellen einer entspannten Liegeposition zu, ebenso wie auch eine bequeme Sitzstellung. Diese, durch eine derartige Liege herbeizuführende bequeme Liegeposi­tion führt jedoch nicht automatisch zu einer Entspan­nung des Körpers. Aufgabe der Erfindung ist es, eine derartige Liege anzugeben, die dazu dient, die neuesten Erkenntnisse aus den Wissenschaftsgebieten der Medizin und der Psychologie auf dem Gebiet der Entspannung beziehungsweise Tiefenentspannung zu ver­wirklichen. Erreicht wird dies in erfindungsgemäßer Weise dadurch, daß unterhalb der Liegeebene bei der Mittellinie der ersten und zweiten Liegefläche zur Umwandlung tiefer Frequenzen in entsprechend niedrig­frequente Luftschallschwingungen geeignete, durch Durchbrechungen der Liegeflächen nach oben abstrah­lende elektroakustische Wandler angeordnet sind.

    [0003] Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde in der naturwissen­schaftlichen Psychologie die Wirkung und die Heil­kraft der Musik auf ein überprüpfbares wissenschaft­ liches Fundament gestellt. Man stellte fest, daß Musik für die Veränderung der Pulsfrequenz, des Blut­drucks, der Durchblutung, der Muskelspannung, der Schweißsekretion und des Sauerstoffverbrauchs eine entscheidende Rolle spielt. Unter Verwendung entspre­chender Musik konnten psychonervale Regulationsstörun­gen vermieden oder beseitigt werden; bei funktionel­len Herzbeschwerden übernahm Musik die Rolle von Sedativa, Stimulantien und Analgetikas. Moderne Musik­therapien bringen tatsächlich einen meßbaren revitali­sierenden Entspannungszustand und damit die positiven Veränderungen der oben angesprochenen Parameter.

    [0004] Diese Musiktherapien wirken alle über die Hörorgane auf den Menschen beziehungsweise dessen Gehirn ein. Dieser zwischengeschaltete Filter "Gehirn" läßt des öfteren eine solche Musiktherapie scheitern, da das Bewußtsein eine zu hohe Hemmschwelle aufbaut. Tatsäch­lich hat der moderne Mensch, der über den logischen Verstand, die Ratio, sämtliche Gefühlsregungen beherr­schen und steuern will, meistens die Möglichkeit ver­loren, sich vollkommen zu entspannen beziehungsweise eine Tiefenentspannung herbeizuführen. Die Folge davon sind Verspannungen, Reizzustände und selbstver­ständlich auch physische Störungen.

    [0005] Die Erfindung macht sich die medizinische und psycho­logische Erkenntnis zunutze, daß der erste Sinn, mit dem die Menschen ausgestattet werden, der Tastsinn ist, daß die Menschen also auf Berührungsreize außer­ordentlich und auch immer wieder reagieren. Es mußte also eine Möglichkeit gefunden werden,

    1. eine eine Tiefenentspannung herbeiführende Musik zu finden beziehungsweise zu komponieren und

    2. diese Musik mit dem Tastsinn beziehungsweise dem Berührungssinn des Menschen zu vereinen.



    [0006] Gelungen ist dies durch die oben angegebene Liege, die nicht nur die zur Therapie geeignete Musik dem Menschen über das Hörorgan zuleitet, sondern direkt als Schallwelle auf die Körperoberfläche und damit auch auf den gesamten Körper einwirkt. Die vielfach störenden, hemmenden Filter Ohr und Bewußtsein werden damit umgangen. Genauer ausgedrückt, die linke Gehirn­hemisphäre, das logische, analytische Denken, das dem modernen Menschen den Zugang zur Entspannung ver­sperrt, ist ausgeschaltet. Der Körper reagiert auf die Berührungsstimulanz der Musik direkt mit signifi­kantem Nachlassen der Muskelspannung, mit deutlicher Veränderung der Gehirnaktivitäten, mit allgemeiner, als wohltuend empfundener Entspannung und Regenera­tion.

    [0007] Ist nun bereits der Weg gezeigt, um der Therapiemusik den direkten Weg zum Patienten zu ermöglichen, ohne den Filter des Bewußtseins, so mußte doch noch die für diese Therapie geeignete Musik gefunden werden. Positiv hat sich hierbei Musik mit etwa 60 Takten pro Minute gezeigt. Diese Erkenntnis gehört allerdings schon längere Zeit zum gesicherten Wissen auf dem Ge­biet der Musiktherapie. Neuartig jedoch ist, und dies wird in der erfindungsgemäßen Liege ermöglicht, daß die Taktanfänge dieser Musik einem Verstärker zugelei­tet und dort als Signale in die an der Liege angebau­ten elektroakustischen Wandler mit einer Frequenz unterhalb der hörbaren Frequenz eingegeben werden. Dadurch wird der Körper beziehungsweise das Gewebe des Körpers mit eben dieser Taktfrequenz, ohne daß es dem Menschen zu Bewußtsein kommt, beschallt und da­durch auch die günstige Entspannungslage des Körpers herbeigeführt. Interessant in diesem Zusammenhang ist, daß Messungen der Gehirnströme bei Tiefenentspan­nung des Menschen tatsächlich in diesem für den Men­schen nicht hörbaren Frequenzbereich liegen. Ebenso interessant ist aber auch, daß sich Takt von tactus herleitet, wobei dieses lateinische Wort das Berühren beziehungsweise den Gefühlssinn kennzeichnet.

    [0008] Untersuchungen mit der erfindungsgemäßen Liege haben gezeigt, daß drei korrekt zu umschreibende Bereiche des menschlichen Körpers intensiv auf diese Beschal­lung wirken. Es ist zum einen der Kopf/Hals-Bereich, zum zweiten der Brustbereich und schließlich der Unterbauchbereich, etwa vom Gürtel bis zu den Ober­schenkeln. Entsprechend wurde auch die Anordnung der elektroakustischen Wandler getroffen, die gerade in diesen Bereichen angeordnet sind. Zudem sollen nach der Erfindung die als Schallaustrittsöffnungen dienen­den Durchbrechungen der Liege durchgehend und die elektroakustischen Wandler längsverschiebbar ange­bracht sein. Dadurch ist es möglich, die elektro­akustischen Wandler verschieden großen Menschen be­ziehungsweise diesen drei oben genannten Bereichen anzupassen.

    [0009] Um dem Patienten auch über das Ohr die Therapiemusik zu vermitteln, werden zweckmäßigerweise am Kopfteil beidseits Breitbandlautsprecher angebracht. Selbstver­ständlich können diese Lautsprecher auch anderweit aufgestellt werden.

    [0010] Durch das erfindungsgemäße Gerät wird erstmals er­reicht, daß die Patienten mit Musik therapeutisch be­handelt werden können, ohne daß Störungen durch den Filter des Hörorgans beziehungsweise des Bewußtseins zu befürchten sind.

    [0011] Auf der Zeichnung ist schematisch ein Ausführungsbei­spiel der erfindungsgemäßen Liege dargestellt, und zwar zeigen:

    Fig. 1 eine Seitenansicht und

    Fig. 2 eine Draufsicht.



    [0012] Ein auf der Oberseite gepolstertes Gehäuse (1) stellt den auf Beinen (2) aufzustellenden Mittelteil der Liege dar. An dieses Mittelteil schließen sich eine erste Liegefläche (3) für Kopf und Rücken des Patien­ten sowie eine dritte Liegefläche (4) für dessen Unterschenkel an. Die Liegeflächen (3 und 4) sind über Achsen (5, 6) verschwenkbar mit dem Gehäuse (1) beziehungsweise dem Mittelteil der Liege verbunden. Auf der Oberseite des Gehäuses (1) sind seitlich noch Wülste (7, 8) vorgesehen, die ein Herabfallen der seitlich angelegten Arme des Patienten verhindern. In den Liegeflächen (3, 9) sind Durchbrechungen (10) vor­gesehen, unter denen elektroakustische Wandler (11, 12, 13) längsverschiebbar angeordnet sind. Weitere Durchbrechungen (14, 15) befinden sich seitlich am Ende der Liegefläche (3). Unter diesen Durchbrechun­gen sind Breitbandlautsprecher angeordnet.

    [0013] Zum Anwenden der Therapie legt sich der Patient auf die Liege, so, daß sich die Oberschenkel und das Gesäß auf dessen Mittelteil (9), der Rücken und der Kopf sich auf der Liegefläche (3) befinden. Sodann werden die elektroakustischen Wandler (11, 12 und 13) durch Längsverschieben in die richtige Lage gebracht, so daß sie den unteren Bauchraum, den Brustraum und den Kopf beschallen können. Danach werden die Elektro­geräte, die sich im Gehäuse (1) befinden, mittels der Einstellorgane (16) so eingestellt, daß hörbare Musik aus den Breitbandlautsprechern ertönt, deren Takt­anfänge einem Signalgeber zugeleitet werden, der so­dann den elektroakustischen Wandlern eine nicht hörba­re Signalfrequenz zuleitet. Die Länge der Signalimpul­se ist einstellbar und liegt zwischen etwa 0,1 und 2 Sekunden. Dadurch hört der auf der Liege liegende Mensch die Musik aus den Breitbandlautsprechern in deren hörbaren Bereich; gleichzeitig wird das Gewebe des Körpers noch durch die elektroakustischen Wandler im nicht hörbaren Bereich, im Takt dieses Musik­stückes, beschallt.


    Ansprüche

    1. Dreigeteilte Liege zur Durchführung therapeuti­scher Maßnahmen, insbesondere zum Herbeiführen und Unterstützen einer Tiefenentspannung, bestehend aus drei vorzugsweise verschwenkbar miteinander verbunde­nen Liegeflächen, einer ersten Liegefläche zum Abstüt­zen von Rücken und Kopfen, einer zweiten zum Abstüt­zen der Oberschenkel und des Gesäßes und einer dritten, die Unterschenkel abstützende Fläche,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß unterhalb der Liegeebene bei der Mittellinie der ersten und zweiten Liegefläche (3, 9) zur Umwandlung tiefer Frequenzen in entsprechend niedrigfrequente Luftschallschwingungen geeignete, durch Durchbrechun­gen (10) der Liegeflächen (3, 9) nach oben abstrah­lende, elektroaktustische Wandler (11, 12, 13) ange­ordnet sind.
     
    2. Liege nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Durchbrechungen (10) durchgehend und die elektroakustischen Wandler (11, 12, 13) längsver­schiebbar angeordnet sind.
     
    3. Liege nach Anspruch 1 oder 2,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß an der zweiten Liegefläche (9) seitlich hoch­stehende flache Wülste (7, 8) angeordnet sind.
     
    4. Liege nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß seitlich am Kopfteil (3) Breitbandlautsprecher (14, 15) angebracht sind.
     
    5. Liege nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß unterhalb der zweiten Liegefläche (9) ein Gehäu­se (1) zur Aufnahme der Elektrogeräte zum Speisen der elektroakustischen Wandler (11, 12, 13) vorgesehen ist.
     
    6. Liege nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß den Breitbandlautsprechern (14, 15) Wechselströme im Tonfrequenzbereich von Musikstücken, insbesondere von Musikstücken mit etwa 60 Takten pro Minute, und den elektroakustischen Wandlern die aus diesen Musik­stücken heraugefilterten Taktanfänge über einen Leistungsverstärker mit einer unter der Hörgrenze lie­genden, einstellbaren Frequenz zugeleitet werden.
     
    7. Liege nach Anspruch 6,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß ein Signalgeber mit einstellbarer Signalzeit vorgesehen ist, dessen einstellbare Ausgangsfrequenz unterhalb der menschlichen Hörfrequenz liegt, dessen Signale mit den Taktanfängen synchronisierbar sind.
     




    Zeichnung