[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Dispergierung, Zerkleinerung bzw. Desagglomeration
und Sichtung von Feststoffen und eine Sichterstrahlmühle zur Durchführung obiger Verfahrensmaßnahmen.
[0002] Für obige Verfahrensmaßnahmen werden in der Verfahrenstechnik zahlreiche bekannte
Verfahren bzw. apparative/maschinelle Einrichtungen eingesetzt.
[0003] Die Auswahl der anzuwendenden Verfahren bzw. Einrichtungen richtet sich nach verschiedenen
Kriterien, beispielsweise der Partikelgröße und Beschaffenheit der Feststoffe.
[0004] Die bekannten Verfahren bzw. Einrichtungen sind in der Fachliteratur oder in Firmenunterlagen
detailliert beschrieben.
[0005] So wird im Lehrbuch Vauck/Müller, "Grundoperationen chemischer Verfahrenstechnik",
6. Auflage, im Kapitel "Zerkleinern" dargelegt:
a) Zerkleinerung von Feststoffen mittels eines geschlossenen Kreislaufs (Seite 228),
und
b) Zerkleinerung von Feststoffen mittes Kugelmühlen, Schlag- und Schleudermühlen und
Strahlmühlen (Seite 247 ff).
[0006] In demselben Lehrbuch werden im Kapitel "Klassieren" verschiedene Spiralstromsichter
beschrieben (siehe Seite 297 ff).
[0007] In dem Prospekt 23/1d der Firma Alpine AG, Augsburg, wird eine Sichtermühle beschrieben,
bei der die kombinierte Mahlung und Sichtung der Rohprodukte bzw. Endprodukte mittels
einer Maschineneinheit erreicht wird.
[0008] Die bisher beschriebenen und praktizierten Verfahren bzw. Einrichtungen haben jedoch
verschiedene Nachteile, so beispielsweise, daß entweder zuviel Grobanteil und damit
Materialverlust entsteht, oder daß durch die erforderliche hohe Energiezufuhr bei
der Zerkleinerung die gut dispergierbaren Produktanteile geschädigt werden, oder
daß aufgrund von explosionsfähigen Produkten die teure Inertgasfahrweise oder ebenfalls
teure druckstoßfeste Anlagen erforderlich sind.
[0009] Es stellte sich daher die Aufgabe, folgende technische und wirtschaftliche Anforderungen
bei der Dispergierung, Zerkleinerung bzw. Desagglomeration und Sichtung von Feststoffen
zu erfüllen:
1. selektive Zerkleinerung der leicht dispergierbaren Anteile ohne Produktschädigung
2. gezielte Beeinflussung der Feststoff-Verweilzeit und -Beanspruchung im Dispergierraum,
d.h. kontinuierliche und einstellbare Ausschleusung der schwer dispergierbaren Bestandteile
bzw. Fremdstoffe aus dem Dispergierraum
3. keine drehenden Teile zur Vermeidung von Explosionsgefahren.
[0010] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß zur Durchführung der im Oberbegriff
des Anspruchs 1 genannten Verfahrensmaßnahmen eine Apparateeinheit (Sichterstrahlmühle)
verwendet wird, bei der eine Strahlmühle und ein Spiralstromsichter kombiniert werden.
[0011] Weitere Merkmale des erfindungsgemäßen Verfahrens und der Sichterstrahlmühle zur
Durchführung des Verfahrens sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0012] Die erfindungsgemäße Sichterstrahlmühle ist in der Zeichnung dargestellt und wird
nachstehend bzgl. Wirkungsweise und Aufbau beschrieben:
[0013] Die Produktzufuhr 1 erfolgt über die Produktaufgabe 2 via Injektorgas 3 in den Dispergierraum
4, der durch Deckel 5, Mahlring 6 und Bodenplatte 7 begrenzt wird. Das Mahlgas 8,
gleichzeitig auch Sichtgas, wird über einen Verteilerraum 9 und im Mahlring angeordnete
Düsen 10 in den Dispergierraum geleitet, und sorgt dort - je nach Vordruck, Gasmenge
und Düsengeometrie - für die geziele Feststoffbeanspruchung, Verweilzeit und Trenngrenze.
Verweilzeit und Trenngrenze können weiterhin durch Zufuhr von Sekundärgas 11 - das
durch den Kegel 12 aufgeteilt wird und durch den konzentrischen Spalt 13 strömt -
in weiten Grenzen variiert werden. Grobgut bzw. schwer dispergierbarer Feststoff 14,
verläßt den Dispergierraum durch den Spalt und wird im Auffangbehälter 15 abgeschieden.
Das Feingut bzw. der leicht dispergierbare Feststoff 16 verläßt den Dispergierraum
zusammen mit dem Abluftstrom über den Feingut-Abluftaustritt 18. Feingut und Abluft
werden in nachgeschalteten bekannten Abscheideranlagen getrennt.
[0014] Mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens ist unter Verwendung der erfindungsgemäßen
Sichterstrahlmühle eine gezielte Beeinflussung der Feststoffverweilzeit und -beanspruchung
durch Zufuhr eines einstellbaren Sekundär gasstromes über den Spalt möglich. Der
Sekundärgasstrom verändert die Durchtrittswahrscheinlichkeit in den Auffangbehälter
und verschiebt die Trenngrenze innerhalb des Dispergierraumes zu gröberen Werten.
Des weiteren ist ein kontinuierlicher Abzug der groben bzw. schwer dispergierbaren
Anteile durch den konzentrischen Spalt variabler Breite in den Auffangbehälter möglich.
Für den kontinuierlichen Betrieb kann dieser Auffangbehälter durch einen Konus mit
einem geeigneten Austragsorgan, beispielsweise einer Zellenradschleuse, ausgetauscht
werden. Damit kann sowohl durch Variation des Mahlgasdruckes, des Mahlgasvolumenstromes
durch den Mahlring und verschiedene Düsengeometrien, rund bis Spalt, als auch durch
die Zufuhr von mehr oder weniger Sekundärgas das Zerkleinerungs- und Trennergebnis
in weiten Grenzen beeinflußt werden.
[0015] Es versteht sich von selbst, daß die erfindungsgemäße Sichterstrahlmühle nicht auf
vorstehend beschriebene Merkmale und Konstruktion beschränkt ist, sondern im Rahmen
verfahrenstechnischer und konstruktiver Details variiert werden kann.
[0016] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren und der erfindungsgemäßen Sichterstrahlmühle
sind nachstehend aufgeführte Vorteile zu erreichen:
- Selektive Zerkleinerung,
- einstellbare Feststoffverweilzeiten und -beanspruchungen,
- keine Aufkonzentrierung schwer zerkleinerbarer Bestandteile und damit keine instationären
Bedingungen, die zur Verschlechterung der Feinheiten führen,
- hohe Durchsatzleistungen bei geringen Energiekosten, da Grobgut, Schmutz, schwer
dispergierbare Bestandteile nicht zerkleinert werden müssen, sondern aus dem Prozeß
ausgeschleust werden,
- einfache Einstellung der Endproduktqualität durch Veränderung von Gasdruck- und
Volumenströmen und Änderungen der Geometrien,
- weder Inertisierung noch druckstoßfeste Ausführung bei explosionsfähigen Aufgabenmaterialien
erforderlich, da bewegte bzw. drehende Teile fehlen,
- kompakter Aufbau, der Förderung und Zwischenabscheidung vermeidet, dadurch auch
geringe Investitions- und Reinigungskosten,
- einfache Maßnahmen bei Maschinenauskleidungen für kohäsive und schleißende Aufgabematerialien,
und
- kostengünstiger Umbau bereits vorhandener Strahlmühlen und Spiralstromsichter.
1. Verfahren zur Dispergierung, Zerkleinerung bzw. Desagglomeration und Sichtung von
Feststoffen, dadurch gekennzeichnet, daß zur Durchführung der Verfahrensmaßnahmen
eine Apparateeinheit (Sichterstrahlmühle) verwendet wird, bei der eine Strahlmühle
und ein Spiralstromsichter kombiniert werden.
2. Sichterstrahlmühle zur Dispergierung, Zerkleinerung bzw. Desagglomeration und
Sichtung von Feststoffen, bestehend aus der Kombination einer Strahlmühle und eines
Spiralstromsichters.
3. Sichterstrahlmühle nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß eine kontinuierliche
und einstellbare Ausschleusung der schwer dispergierbaren Bestandteile bzw. Fremdstoffe
erreicht wird.
4. Sichterstrahlmühle nach den Ansprüchen 2 und 3, bestehend aus
- einem Dispergierraum (4), begrenzt durch einen Deckel (5), einen mit Düsen (10)
ausgerüsteten Mahlring (6) und einer Bodenplatte (7)
- einem in den Deckel mündenden Injektorrohr (17) für Injektorgas (3) mit dazugehörender
Produktaufgabe (2)
- einem zentral in den Deckel mündenden Rohr (18) für Feingut-/Abluftaustritt (16),
- einem um den Dispergierraum angeordneten Verteilerraum (9) für die Verteilung von
Mahl- bzw. Sichtgas (8)
- einem in den Verteilerrraum mündenden Rohr (19) für Mahl- bzw. Sichtgas
- einem im Boden befindlichen konzentrischen Spalt (13) für Grobgutaustritt und Sekundärgaseintritt
- einem an den Dispergierraum anschließenden Auffangbehälter (15) für Grobgut (14)
- einem unterhalb der Bodenplatte in den Auffangbehälter hineinragenden, an der Bodenplatte
angebrachten Kegel (12)
- und einem zentral, unterhalb des Kegels, endenden Rohr (20) für Sekundärgas (11).