[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Vergasen von Kohle, wobei das Produktgas
in einem oder mehreren Wärmetauschern unter Erzeugung von Dampf bis unter den Kondensationspunkt
des in ihm enthaltenen Wasserdampfs abgekühlt und das dabei aus dem Produktgas anfallende
Kondensatwasser abgetrennt, aufbereitet und in den Prozeß zurückgeführt wird.
[0002] Ein Verfahren dieser Art ist aus EP-A-0 202 428 bekannt. Das Verfahren wird vorzugsweise
mit allothermer, also fremdbeheizter Kohlevergasung durchgeführt, wobei die für die
Vergasung benötigte Prozeßwärme nicht durch die Vergasungsreaktion selbst gewonnen,
sondern von außen mittels Wärmetauscher zugeführt wird. Zur Erzeugung der Prozeßwärme
kann dabei eine äußere Wärmequelle, z.B. ein Kernreaktor dienen, die Prozeßwärme kann
aber auch durch Verbrennen eines Teils des erzeugten Produktgases selbst gewonnen
werden, wie aus der genannten EP-A-0 202 428 bekannt. Der Rest des Produktgases kann
industriell verwertet oder aber zwecks Erzeugung elektrischer Energie mittels Gas-
und/oder Dampfturbinen ebenfalls einer Verbrennung zugeführt werden. Man kann auf
diese Weise einen kombinierten Gas- und Dampfturbinenprozeß mit integrierter Kohlevergasung
schaffen, der eine wesentliche Verbesserung der Primärenergieausnutzung ermöglicht.
Außerdem besteht gegenüber der direkten Verbrennung der Kohle der Vorteil, daß das
durch Vergasung gewonnene Produktgas sehr viel einfacher von umweltschädlichen Bestandteilen
gereinigt werden kann als durch Kohleverbrennung erzeugtes Rauchgas.
[0003] Ein wesentliches Problem bei der Kohlevergasung besteht jedoch darin, daß das durch
die Vergasung gewonnene Rohgas einen hohen Wasserdampfanteil enthält, der insbesondere
bei allothermer Vergasung über 40% liegt. Bei der späteren Abkühlung des Produktgases
bis unter die Kondensationstemperatur fällt eine hohe Menge an Kondensatwasser an.
In diesem sind Rückstände organischer Art wie z.B. Phenole, BTX u.dgl. sowie auch
anorganische Rückstände enthalten. Soll das Kondensatwasser in die Umwelt entlassen
werden, so muß es über aufwendige Einrichtungen so aufbereitet werden, daß es nicht
mehr umweltschädlich ist. Aus der genannten EP-A-0 202 428 ist vorgeschlagen, das
Kondensatwasser aufzubereiten und als Kesselspeisewasser für die Dampferzeugung zu
nutzen. Eine Kesselspeisewasseraufbereitung ist aber bereits bei Verwendung von z.B.
gewöhnlichem Flußwasser ein aufwendiger und kostspieliger Prozeß; die Gewinnung von
Kesselspeisewasser aus dem extrem verunreinigten Kondensat des Produktgases würde
technisch und in Hinblick auf die Kosten nicht vertretbar sein. Auch kann ja nach
der Art der Verfahrensführung die Menge des anfallenden Kondensatwassers wesentlich
größer sein als die Menge des zur Kesselnachspeisung benötigten Speisewassers.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der genannten Art so auszubilden,
daß das aus dem Produktgas abgetrennte Kondensatwasser auf möglichst einfache und
energetisch günstige Weise aufbereitet und in den Prozeß zurückgeführt wird.
[0005] Die Lösung der Aufgabe ist im Anspruch 1 angegeben. Die Unteransprüche beziehen sich
auf weitere vorteilhafte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens.
[0006] Durch die Erfindung wird der Vorteil erzielt, daß die Aufbereitung des Kondensatwassers
für seine Rückführung in den Prozeß keiner zusätzlichen Energiequelle bedarf, sondern
daß hierfür in einfacher Weise die im erzeugten Hochdruck- und/oder Niederdruckdampf
enthaltene Abwärme verwendet werden kann. Da außerdem das Kondensatwasser nicht als
Kesselspeisewasser, sondern in Dampfform als Prozeßdampf zurückgeführt wird, werden
in ihm etwa noch enthaltene Anteile an organischen Verunreinigungen wieder mit dem
erzeugten Produktgas vereinigt. An die bei der Aufbereitung des Kondensatwassers
erzielte Reinheit werden deshalb keine besonders hohen Anforderungen gestellt.
[0007] Eine Ausführungsform der Erfindung wird anhand der Zeichnung näher erläutert. Diese
zeigt schematisch das Fließschema für die Durchführung des erfindungsgemäße Verfahrens.
[0008] In der Zeichnung ist der bei 1 beginnende Weg des Produktgases mit einer Doppellinie
und der Weg des erzeugten Dampfes mit einer dicken Linie bezeichnet, um diese Wege
von den dünn gezeichneten Leitungen für Wasser od.dgl. zu unterscheiden.
[0009] In einem Gaserzeuger A, der mittels einer Rohrschlange 11 allotherm beheizt wird,
wird aus bei 13 zugeführter feinkörniger Kohle und bei 15 zugeführtem Wasserdampf
eine Wirbelschicht erzeugt, wobei der überhitzte Wasserdampf als Reaktions- und Fluidisierungsmedium
dient.
[0010] Das im Gaserzeuger A erzeugte Produktgas oder Rohgas wird über eine Rohgaskühlstrecke
1 geführt und dabei im Wärmetauscher 17 eines Hochdruckdampferzeugers B abgekühlt.
Dabei wird Hochdruckdampf erzeugt, dessen Druck vorzugsweise höher als 100 bar und
dessen Überhitzungstemperatur vorzugsweise höher als 450°C ist.
[0011] Das abgekühlte Kohlegas wird über die Leitung 2 durch einen mit einem Venturi-Rohr
versehenen Gaswäscher 19 geführt und tritt in den Abscheidebehälter C ein, wo sich
im Gas enthaltene Verunreinigungen wie Staub, Salze (z.B. NH₄Cl) und teilweise organische
Bestandteile abscheiden.
[0012] Das den Abscheidebehälter C über 3 verlassende, so gereinigte Kohlegas wird in Wärmetauschern
21, 23, weiter abgekühlt, wobei in H Niederdruckdampf vorzugsweise im Bereich von
2 - 4 bar erzeugt wird. Das dabei in den Wärmetauschern 21, 23 anfallende Kondensatwasser,
welches im wesentlichen Verunreinigungen organischer Natur enthält, wird als Waschwasser
im Gaswäscher 19 verwendet und tritt mit dem Gas in den Abscheidebehälter C ein.
[0013] Aus dem Abscheidebehälter C wird das Kondensatwasser über das Ventil 5 abgezogen
und einer Stripperkolonne D zugeführt. In dieser werden unter Zuführung von Niederdruckdampf
die im Kondensatwasser enthaltenen gasförmigen Bestandteile wie NH₃, H₂S sowie flüchtige
organische Bestandteile ausgetrieben und werden, gegebenenfalls nach Abkühlung im
Wärmetauscher 25, einer Brüdenverbrennung über die Leitung 6 zugeführt.
[0014] Das aus der Kolonne D ablaufende Kondensatwasser wird über die Pumpe 7 einem oder
mehreren Koksgrusfiltern E zugeführt, in denen eine Abtennung der noch im Kondensatwasser
enthaltenen gelösten oder ungelösten Kohlenwasserstoffe erfolgt. Vorzugsweise kann
in den Filtern E als Absorptionshilfsmittel und Filterhilfsschicht Restkoks und/oder
Flugstaub verwendet werden, welcher bei der Vergasung im Gaserzeuger A anfällt und
dort als Rückstand über ein (nicht dargestelltes) Schleusensystem ausgetragen wird.
Die Verwendung von Koksgrusfiltern zur Abtrennung von Kohlewasserstoffen aus Abwasser
ist aus DE-A-36 35 461 bekannt.
[0015] Nach dem Durchlaufen der Filter E wird das Kondensatwasser über die Leitung 8 einem
Eindampfbehälter F zugeleitet und dort eingedampft. Als Wärmequelle für die teilweise
Verdampfung des Kondensats wird der in B erzeugte und überhitzte Hochdruckdampf
verwendet, der zuvor durch eine Dampfturbine T (Gegendruckdampfturbine) zur Arbeitsleistung,
insbesondere zum Antreiben eines Generators G zur Stromerzeugung, geführt wurde.
Der Abdampf der Dampfturbine wird durch einen Röhrenwärmetauscher 27 des Eindampfbehälters
F geführt und dort bis unter den Kondensationspunkt abgekühlt, so daß die Kondensationswärme
des Abdampfes zur Verdampfung des von den Filtern E kommenden Kondensatwassers dient.
[0016] Der im Eindampfbehälter F durch Eindampfen des Kondensatwasser gewonnene Dampf wird
über die Leitung 9 und 15 als Prozeßdampf dem Gaserzeuger A zugeführt. Wenn Druck
und Temperatur des Abdampfes der Gasturbine T hoch genug sind, damit der im Eindampfbehälter
F erzeugte Dampf einen höheren Druck hat als der Druck im Gaserzeuger A, dann kann
der Dampf über die Leitung 15 direkt in den Gaserzeuger A eingespeist werden. Sind
Druck und Temperatur des Abdampfes aus der Dampfturbine T so niedrig, daß der Druck
des im Eindampfbehälter F erzeugten Dampfes niedriger ist als der Druck im Gaserzeuger
A, dann kann es erforderlich sein, den Dampf aus dem Eindampfgehälter F mittels des
gestrichelt angedeuteten Verdichters 29 auf den für die Einspeisung in den Gaserzeuger
erforderlichen Druck zu komprimieren, wobei der Verdichter 29 von der Dampfturbine
T angetrieben werden kann.
[0017] Das im Wärmetauscher 27 des Eindampfbehälters F aus dem Abdampf der Turbine D kondensierte
Wasser wird über eine Pumpe 31 und Wärmetauscher 33, 35 zum Hochdruckdampferzeuger
B zurückgeführt.
[0018] Falls die Menge des im Eindampfer F verdampften Kondensats nicht ausreicht, um den
Bedarf an Prozeßdampf im Gaserzeuger A zu decken, kann in den Eindampfbehälter F
zusätzliches Wasser von außen über die Leitung 37 eingespeist werden. Diese Einspeisung
von Fremdwasser kann auch an anderer Stelle, z.B. stromauf der Filter E, erfolgen.
[0019] Der im Eindampfer F verbleibende Wasserrückstand wird über die Leitung 10 abgezogen
und in einem Filter 39 von Feststoffen gereinigt und anschließend über die Pumpe
41 zum Eindampfbehälter F zurückgeführt. Die im Filter 39 abgetrennten Feststoffe
können in üblicher Weise als Filterkuchen getrocknet und abgeführt werden.
[0020] Der besondere Vorteil der beschriebenen Verfahrensführung liegt darin, daß die im
Abdampf aus der Dampfturbine T enthaltene Kondensationswärme für das Eindampfen des
Kondensatwassers, d.h. für das Erzeugen von Prozeßdampf genutzt werden kann und
somit nicht verlorengeht. Ferner entfällt durch den Verdampfungsvorgang in F zusätzliche
externe Kühlkapazität. Der gesamte Vergasungsprozeß kann nahezu abwasserfrei arbeiten,
was insbesondere für die Kopplung des Vergasungsprozesses mit Gas- und Dampfturbinenprozessen,
also im Kraftwerksbereich, wichtig ist.
[0021] Die Beheizung des Gaserzeugers A mittels der Rohrschlange 11 erfolgt durch ein über
die Leitung 45 zugeführtes heißes Wärmeträgermedium. Dieses kann z.B. von einem Kernreaktor
zur Verfügung gestellt werden. Einen in sich geschlossenen und von äußeren Wärmequellen
unabhängigen Prozeß erhält man, wenn man mindestens einen Teil des über die Leitung
4 abgezogenen Produktgases verbrennt und das so erzeugte Rauchgas mit einer Temperatur
von z.B. 850° oder mehr über die Leitung 43 der Rohrschlange 11 zuführt. Vor dem Eintritt
in die Rohrschlange 11 kann das Rauchgas noch einen Wärmetauscher 45 durchströmen,
um den im Eindampfer F gewonnenen Prozeßdampf auf Temperaturen von über 800° zu überhitzen.
Das die Rohrschlange 8 verlassende Rauchgas kann in einem Wärmetauscher 47 noch zum
Überhitzen des der Dampfturbine T zugeführten Dampfes verwendet werden.
[0022] Die bei 25, 33 und 35 dargestellten Wärmetauscher dienen zur Vorwärmung des in den
Dampferzeugern B und H verwendeten Kesselspeisewassers.
[0023] Änderungen und Ausgestaltungen der dargestellten Ausführungsform sind im Rahmen
der Erfindung möglich. So kann z.B. zum Erhitzen des Eindampfbehälters F auch der
im Dampferzeuger H erzeugte Niederdruckdampf verwendet werden. In diesem Fall steht
allerdings der über die Leitung 9 abgezogene Dampf nur unter einem niedrigen Druck
und muß z.B. mittels des Kompressors 39 auf den zur Einspeisung in den Gaserzeuger
A erforderlichen hohen Druck von z.B. 35 Bar nachverdichtet werden. Die zur Vorreinigung
des Kondensats vor dessen Eindampfung vorgesehene Stripperstufe D und/oder Filterstufe
E können theoretisch auch weggelassen werden, wobei dann die betreffenden Verunreinigungen
im Kondensatwasser verbleiben und zusammen mit dem in F erzeugten Dampf wieder in
den Gaserzeuger A zurückgeführt werden. Es besteht dann allerdings die Gefahr, daß
sich bestimmte Verunreinigungsstoffe, wie z.B. das in der Stripperstufe D entfernbare
Amoniak oder die in den Filtern E abtrennbaren Phenole u.dgl. in dem im Kreislauf
geführten Kondensatwasser anreichern und unter Umständen eine für den Betrieb der
Anlage und/oder für die verwendeten Materialien kritische Konzentration erreichen
können. Die Einschaltung der Stripperstufe D und Filterstufe E ist deshalb als vorsorgliche
Maßnahme anzusehen.
1. Verfahren zum Vergasen von Kohle unter Zuführung von Wärme und Prozeßdampf sowie
zur Weiterbehandlung des Produktgases, wobei das Produktgas in Wärmetauschern unter
Erzeugung von Hochdruck- und/oder Niederdruckdampf bis unter den Kondensationspunkt
des in ihm enthaltenen Wasserdampfes gekühlt und der in ihm enthaltene Wasserdampf
als Kondensatwasser abgeschieden, aufbereitet und in den Prozeß zurückgeführt wird
, dadurch gekennzeichnet, daß das Kondensatwasser in einer Eindampfstufe (F) im Wärmeaustausch mit dem Hochdruck-
und/oder Niederdruckdampf eingedampft und der so aus dem Kondensatwasser erzeugte
Dampf als Prozeßdampf der Gaserzeugungsstufe (A) zugeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, daß das Kondensatwasser vor seiner Eindampfung in einer Stripstufe (D) von gasförmigen
bzw. flüchtigen Verunreinigungen befreit und/oder in einer Filterstufe (E) von gelösten
oder ungelösten Kohlenwasserstoffen befreit wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2 , dadurch gekennzeichnet, daß mit dem erzeugten Hochdruck- und/oder Niederdruckdampf eine Dampfturbine (T)
angetrieben wird und daß der Abdampf der Gasturbine (T) für die Beheizung der Eindampfstufe
(F) verwendet und dabei bis unter die Kondensationstemperatur abgekühlt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3 , dadurch gekennzeichnet, daß der durch Eindampfen des Kondensatwassers gewonnene Prozeßdampf in einer von
der Gasturbine (T) angetriebenen Verdichterstufe (29) nachverdichtet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, daß der Eindampfstufe (F) zusätzlich zu dem Kondensatwasser auch Fremdwasser zugeführt
wird.