[0001] Die Erfindung betrifft ein Schließ- und/oder Regelorgan für den Abstich flüssiger
Schmelze aus einem metallurgischen Gefäß mit einem unbeweglichen Feuerfestteil und
einem relativ zu diesem dichtend dreh- und/oder verschiebbaren, beweglichen Feuerfestteil,
wobei beide Feuerfestteile mit je einer kreiszylindrischen Dichtfläche versehen sind
und beide Dichtflächen ineinander dichtend eingepaßt sind. Die Feuerfestteile sind
normalerweise aus keramischem Material hergestellt. Sie können aber auch aus anderen,
beispielsweise metallischen, ggf. auch miteinander kombinierten Werkstoffen hergestellt
sein. Entscheidend ist es hierbei lediglich, daß diese Teile feuerfest sind, das heißt,
daß sie im Betrieb nicht nur der mechanischen und chemischen Beaufschlagung, sondern
auch der temperaturbedingten Beanspruchung durch die Metallschmelze standhalten.
[0002] Derartige Schließ- und/oder Regelorgane, wie sie beispielsweise aus der DE-PS 35
40 202 bekannt sind, zeichnen sich dadurch aus, daß bei ihnen die sonst bei herkömmlichen
Linear- und Drehschieberverschlüssen erforderliche Anpreßeinrichtung zum schmelze-
und luftdichten Anpressen der beweglichen Verschlußteile zueinander entfallen kann.
Dadurch ist es zum einen möglich, das Schließ- und/oder Regelorgan mit relativ geringen
Antriebskräften zu betätigen, und zum anderen seine Feuerfestteile im Innenraum des
metallurgischen Gefäßes anzuordnen, so daß sie im Betrieb in der Metallschmelze eingetaucht
sind. Damit wird verhindert, daß die Außenluft die Feuerfestteile des Schließ- und/oder
Regelorgans angreifen kann bzw. daß sie durch die Feuerfestteile hindurch bis in die
Metallschmelze eindringen kann.
[0003] Bei einem solchen Schließ- und/oder Regelorgan ist die Bemessung des Ringspaltes
zwischen den beiden kreiszylindrischen Dichtflächen der Feuerfestteile für die einwandfreie
Funktionsfähigkeit des Schließ- und/oder Regelorgans im Betrieb von entscheidender
Bedeutung. Der Ringspalt muß so bemessen sein, daß er im Betrieb einerseits die freie
Beweglichkeit der beiden Feuerfestteile zueinander ermöglicht, und andererseits eng
genug ist, um zu verhindern, daß die Metallschmelze in den Bereich des Ringspaltes
eindringen kann. Hierbei spielen auch selbstverständlich die verschiedenen metallurgischen
Parameter wie Beschaffenheit der Metallschmelze, Benetzbarkeit der Feuerfestteile,
Liquidustemperatur der Schmelze u.s.w. eine Rolle.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei einem Schließ-und/oder Regelorgan
der eingangs genannten Art, die Breite des Ringspaltes zwischen den Dichtflächen der
Feuerfestteile im Sinne der obigen Anforderungen zu optimieren.
[0005] Zur Lösung dieser Aufgabe wird gemäß der Erfindung vorgeschlagen, daß die Ausdehnungskoeffizienten
der beiden Feuerfestteile aufeinander so abgestimmt sind, daß sich im Betriebszustand
zwischen den kreiszylindrischen Dichtflächen der beiden Feuerfestteile ein eine noch
schmelzedichte Spielpassung bildende Ringspalt einstellt.
[0006] Durch den erfindungsgemäßen Vorschlag, den Ringspalt zwischen den Dichtflächen der
Feuerfestteile in Abhängigkeit von den aufeinander abzustimmenden Ausdehnungskoeffizienten
dieser Teile zu bemessen, ist es möglich, den Ringspalt im kalten Zustand so auszulegen,
daß er während der gesamten Betriebsdauer, d.h. von Betriebsanfang bis Betriebsende,
sowohl die freie Beweglichkeit der beiden Feuerfestteile zueinander als auch die einwandfreie
Dichtigkeit des Schließ- und/oder Regelorgangs gegenüber der Metallschmelze im metallurgischen
Gefäß gewährleistet.
[0007] Das Schließ- und/oder Regelorgan nach der Erfindung ist ferner gemäß einer bevorzugten
Ausführungsform dadurch gekennzeichnet, daß die Ausdehnungskoeffizienten beider Feuerfestteile
gleich sind. Dadurch ist es möglich, gleich beschaffene Feuerfestteile zu verwenden,
was die konstruktive Auslegung der Feuerfestteile sowie die Festlegung des Ringspaltes
zwischen deren kreiszylindrischen Dichtflächen leichter macht. Darüberhinaus wird
die Herstellung des Schließ- und/oder Regelorganes auf diese Weise vereinfacht.
[0008] Ebenfalls im Sinne einer vereinfachten Herstellungsweise wird ferne gemäß der Erfindung
vorgeschlagen, daß der im Betriebszustand eine noch schmelzedichte Spielpassung bildende
Ringspalt auf der gesamten Länge der beiden miteinander zusammenwirkenden kreiszylindrischen
Dichtflächen der Feuerfestteile gleich bemessen ist.
[0009] Alternativ dazu kann auch je nach Art des Schließ- und/oder Regelorgans von Vorteil
sein, den im Betriebszustand eine noch schmelzedichte Spielpassung bildenden Ringspalt
auf den Flächenbereich der beiden miteinander zusammenwirkenden kreiszylindrischen
Dichtflächen der Feuerfestteile zu beschränken, in dem die Öffnungs- und Schließbereiche
der beiden Feuerfestteile liegen. Bei dieser Ausführungsform ist es zum Beispiel möglich,
den Ringspalt zwischen den Feuerfestteilen relativ breit zu bemessen und ihn nur in
dem obengenannten Flächenbereich der Dichtflächen zu verengen, beispielsweise durch
Auftragen einer Oberflächenbeschichtung auf eines der Feuerfestteile oder alternativ
auf beide Teile.
[0010] Zwecks einer möglichst gleichmäßigen Dehnbarkeit der Feuerfestteile und auch im Hinblich
auf eine möglichst einfachere Herstellung dieser Teile ist es ferner von Vorteil,
daß sie zumindest im Bereich ihrer miteinander zusammenwirkenden kreiszylindrischen
Dichtflächen als zylindrische Rohre ausgebildet sind.
[0011] Ausgehend von den in der Praxis zu vergießenden Schmelzen sowie von den zur Verfügung
stehenden Werkstoffen für die Feuerfestteile des Schließ- und/oder Regelorgangs gemäß
der Erfindung ist es zweckmäßig, daß der im Betriebszustand eine noch schmelzedichte
Spielpassung bildende Ringspalt im kalten Zustand zwischen 0,05 und 0.7 mm beträgt.
[0012] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines praktischen Ausführungsbeispiels unter
Bezugnahme auf die Zeichnung näher erläutert.
[0013] Es zeigen:
Fig. 1 ein erfindungsgemäßes Schließ- und/oder Regelorgan in senkrechter Anordnung,
in einem Zwischengefäß (Tundish) eingebaut,
Fig. 2 die Einzelheit I aus Fig. 1, vergrößert dargestellt.
[0014] Das erfindungsgemäße Schließ- und/oder Regelorgan 1 besteht aus einem rohrförmigen
Stator 2 und einem ebenfalls rohrförmigen Rotor 3, beide aus keramischem, feuerfestem
Material.
[0015] Der Stator 2 ist in der feuerfesten Auskleidung 4 des Zwischengefäßes 5 luft- und
schmelzedicht eingemörtelt und mündet in eine Freilaufdüse 6 ein, durch welche bei
geöffnetem Schließ- und/oder Regelorgan 1 die Metallschmelze aus den Inneren des Zwischengefäßes
5 herausströmt.
[0016] Der Rotor 3 ist durch Bolzen 7 mit einer Halterung 8 drehfest verbunden, die ihrerseits
über eine Kardanlenkung 9 mit einem Antriebsarm 10 verbunden ist. Letzterer lagert
auf einem Lagerbock 11 des Zwischengefäßes 5 und weist an seinem äußeren Ende einen
Hebelarm 12 auf, mit dessen Hilfe man über den Antriebsarm 10 und die Kardanlenkung
9 ein Dremoment auf die Halterung 8 und somit auf den Rotor 3 des Schließ- und/oder
Regelorgans 1 ausüben kann.
[0017] Hierdurch ist der Rotor 3 gegenüber dem Stator 2 in beiden Drehrichtungen um die
gemeinsame Längsachse 13 drehbar.
[0018] Sowohl der Stator 2 als auch der Rotor 3 sind mit je zwei diametral zueinander liegenden
Durchgangsbohrungen 14 bzw. 15 versehen, die in der dargestellten Öffnungsstellung
des Schließ- und/oder Regelorgans 1 in axialer Richtung fluchten. Der Stator 2 und
der Rotor 3 sind ferner in einem Axialbereich 16 mit je einer kreiszylindrischen Dichtfläche
17, 18 versehen, wobei beide Dichtflächen 17, 18 ineinander dichtend eingepaßt sind.
Die Durchmesser beider Dichtflächen 17, 18 sind so bemessen, daß zwischen beiden ein
Ringspalt 19 gebildet wird.
[0019] Beim vorliegenden Ausführungsfall betrug der Außendurchmesser des Stators 2 außerhalb
des Axialbereiches 16 ca. 73mm, der des Rotors 3 ca. 93 mm. Die Innendurchmesser des
Stators 2 und des Rotors 3 betrugen ca. 33 mm bzw. ca. 40 mm. Im Axialbereich 16 betrug
der mittlere Durchmesser im Bereich des Ringspaltes 19 ca. 63 mm.
[0020] Der Stator 2 und der Rotor 3 wurden aus einem hochtonerdehaltigen, gebrannten feuerfesten
Werkstoff mit folgender Zusammensetzung hergestellt:
Al₂O₃ - ca. 70% Gew.-Anteile
Zirkonmullit - ca. 20% Gew.-Anteile
Kohlenstoffanteil - ca. 10% Gew.-Anteile.
[0021] Der Stator 2 und der Rotor 3 wurden aus dem gleichen Werkstoff hergestellt, so daß
beide Feuerfestteile gleiche Ausdehnungskoeffizienten hatten.
[0022] Die Durchmesser der Dichtflächen 17 und 18 wurden so festgelegt, daß im kalten Zustand
beide Durchmesser um ca. 0,4 mm differierten. Der Ringspalt 19 zwischen beiden Dichtflächen
betrug somit ca. 0,2 mm.
[0023] Vor der Inbetriebnahme des Schließ- und/oder Regelorgans 1 wurde auf die Dichtflächen
17 und 18 ein graphithaltiges Schmiermittel aufgetragen, so daß nach dieser Operation
die Durchmesser der Dichflächen 17 und 18 nur noch um ca. 0,25 mm differierten. Der
Ringspalt 19 betrug somit nurmehr ca. 0,125 mm.
[0024] Unter diesen Bedingungen konnte bei leerem Zwischengefäß 4 und im kalten Zustand
der Rotor 3 mit Hilfe des Antriebarmes 10 einwandfrei relativ zum Stator 2 gedreht
werden.
[0025] Anschließend wurde der Stator 2 mit dem rotor 3 gleichmäßig auf eine Temperatur von
ca. 950°C vorgewärmt. Danach wurde der Innenraum des Zwischengefäßes 4 mit Stahlschmelze
bis zu einem Pegel 20 aufgefüllt.
[0026] Anschließend wurde die Schmelze aus handelsüblichem, leicht flüssigem Stahl bei einer
Temperatur von ca. 1560°C abgegossen. Zwischendurch wurde immer wieder der Rotor 3
gegenüber dem Stator 2 gedreht, um die Durchgangsbohrungen 14, 15 beider Teile mehr
oder weniger in Deckung zu bringen und somit den aus dem Zwischengefäß 5 herausfließenden
Schmelzefluß zu regulieren. Der Rotor 3 wurde auch mehrere Male weitergedreht, bis
die Durchgangsbohrungen 14 und 15 nicht mehr in Deckung waren. Damit wurde der Schmelzedurchgang
durch das Schließ- und/oder Regelorgan 1 ganz unterbrochen.
[0027] Insgesamt wurden durch das Schließ- und/oder Regelorgan 1 vier Pfannenchargen vergossen,
was eine Betriebszeit von ca. 4 Stunden in Anspruch nahm. Bei jeder Charge ließ man
den Schmelzepegel 20 nur soweit abgesenken, daß der Axialbereich 16 des Schließ- und/oder
Regelorgans noch in der Metallschmelze eingetaucht blieb. Damit war gewährleistet,
daß die Außenluft weder durch die Durchgangsbohrungen 14, 15 noch durch den Ringspalt
19 des Schließ- und/oder Regelorgans 1 eindringen konnte.
[0028] Während des ganzen Betriebes konnte der Rotor 3 einwandfrei und mit geringem Kraftaufwand
von Hand gegenüber dem Stator 2 gedreht werden.
[0029] Nach der o.g. Betriebszeit von ca. 4 Stunden wurden die Bestandteile des Schließ-
und/oder Regelorgans 1 abgenommen und auf etwaige Metallinfiltrationen untersucht.
Es wurde festegestellt, daß während des Betriebes im Bereich des Ringspaltes 19 keine
nennenswerten Metallinfiltrationen erfolgt waren.
1. Schließ- und/oder Regelorgan für den Abstich flüssiger Metallschmelze aus einem
metallurgischen Gefäß mit einem unbeweglichen Feuerfestteil und einem relativ zu diesem
dichtend dreh- und/oder verschiebbaren, beweglichen Feuerfestteil, wobei beide Feuerfestteile
mit je einer kreiszylindrischen Dichtfläche versehen sind und beide Dichtflächen ineinander
dichtend eingepaßt sind, dadurch gekennzeichnet, daß die Ausdehnungskoeffizienten
der beiden Feuerfestteile aufeinander so abgestimmt sind, daß sich im Betriebszustand
zwischen den kreiszylindrischen Dichtflächen der beiden Feuerfestteile ein eine noch
schmelzedichte Spielpassung bildender Ringspalt einstellt.
2. Schließ- und/oder Regelorgan nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Ausdehnungskoeffizienten
beider Feuerfestteile gleich sind.
3. Schließ- und/oder Regelorgan nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß
der im Betriebszustand eine noch schmelzedichte Spielpassung bildende Ringspalt auf
der gesamten Länge der beiden miteinander zusammenwirkenden kreiszylindrischen Dichtflächen
der Feuerfestteile gleich bemessen ist.
4. Schließ- und/oder Regelorgan nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß
der im Betriebszustand eine noch schmelzedichte Spielpassung bildende Ringspalt auf
den Flächenbereich der beiden miteinander zusammenwirkenden kreiszylindrischen Dichtflächen
der Feuerfestteile beschränkt ist, in dem die öffnungs- und Schließbereiche der beiden
Feuerfestteile liegen.
5. Schließ- und/oder Regelorgan nach einem oder mehreren vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Feuerfestteile zumindest im Bereich ihrer miteinander
zusammenwirkenden kreiszylindrischen Dichtflächen als zylindrische Rohre ausgebildet
sind.
6. Schließ- und/oder Regelorgan nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß der im Betriebszustand eine noch schmelzedichte Spielpassung
bildende Ringspalt im kalten Zustand zwischen 0,05 und 0.7 mm beträgt.