[0001] Die Erfindung betrifft Kraftstoffe für Verbrennungsmaschinen mit verbesserten Eigenschaften
mit einem Gehalt an Estern von aromatischen Di-, Tri- oder Tetracarbonsäuren und langkettigen
Alkoholen.
[0002] Insbesondere betrifft die Erfindung Kraftstoffzusammensetzungen für Ottomotoren.
[0003] Es ist bekannt, daß man durch Zusatz verschiedener Additive zum Benzin die Reinhaltung
von Vergasern, Einspritzdüsen, Ansaugrohren und Einlaßventilen verbessern und die
Emissionen unerwünschter Bestandteile der Auspuffgase dadurch verringern kann. Im
allgemeinen setzt man dem Benzin sogenannte Additivpakete in Mengen bis zu 2500 mg/kg
zu. Diese bestehen im allgemeinen aus Detergentien, Korrosionsinhibitoren, Oxidationsinhibitoren,
Vereisungsverhinderern, Trägerölen und Lösemitteln.
[0004] Trägeröle haben vor allem die Aufgabe, das sogenannte Ventilstecken zu verhindern
und für eine bessere Verteilung der Detergentien zu sorgen. Darüber hinaus sollen
Polyether und Ester als Trägeröle die Zunahme des Oktanzahlbedarfs von Motoren bei
steigender Betriebsstundenzahl verringern.
[0005] Die Verwendung von Estern als Benzinzusatz ist seit langem bekannt. Ihre Verwendung
als Benzinzusatz ist z.B. in der DE-OS 21 29 461 beschrieben. Die dort genannten Ester
sind, wie in der genannten Patentschrift ausdrücklich erwähnt, thermisch instabil.
[0006] Ferner sind in DE 23 16 535 Trimellithsäuredodecylester und in GB 1 217 468 Ester
von z.B. C,
2-C
ls-Alkoholen, die durch Oxosynthese hergestellt worden sind, beschrieben. In beiden
Fällen sollen überwiegend unverzweigte Alkohole verwendet werden.
[0007] Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß thermisch stabile Ester mit hohem
Molekulargewicht und auf Basis verzweigter Alkohole ausgezeichnete Trägeröle darstellen,
wodurch bis zu 30 % der üblichen Detergentien eingespart werden können, ohne daß sich
die Benzinqualität, d.h. die reinhaltende Wirkung im Einlaß- und Gemischbildungssystem,
verschlechtert.
[0008] Demgemäß sind Gegenstand der Erfindung Kraftstoffzusammensetzungen, die einen geringen
Gehalt, z.B. 0,005 bis 0,2 Gew.%, bezogen auf die Zusammensetzung an Estern aromatischer
Di-, Tri- und Tetracarbonsäuren mit langkettigen aliphatischen, nur Kohlenstoff, Wasserstoff
und Sauerstoff enthaltenden Alkoholen, die durch Hydroformylierung von verzweigten
Olefinen hergestellt worden sind, aufweisen, wobei die Gesamtkohlenstoffzahl der Ester
mindestens 36 C-Atome und das Molekulargewicht 550 bis 1500, vorzugsweise 600 bis
1200 beträgt.
[0009] Die zu verwendenden Ester werden in an sich bekannter Weise durch Veresterungs- oder
Umesterungsverfahren hergestellt, wobei die Carboxylgruppen im wesentlichen vollständig
verestert werden. Als aromatische Di-, Tri- oder Tetracarbonsäuren kommen o-Phthalsäure,
Isophthalsäure, Terephthalsäure, Trimesinsäure, Trimellithsäure und Pyromellithsäure
in Betracht. Davon ist o-Phthalsäure bevorzugt. Als Alkoholkomponenten dienen Oxoalkohole
aus höheren verzweigten Olefinen mit in der Regel mehr als 13 C-Atomen, z.B. Oligomeren
des Butens wie Tetramer- bis Octamerbuten, d.s. C
2,-, C
2s-, C
29- und/oder C
33-Oxoalkohole und Oxoöle, d.s. Rückstände der Oxoalkoholdestillation der Herstellung
höherer Alkohole wie Nonanol bis Pentadecanol. Die Oxo-Reaktion oder Hydroformylierung
ist dabei die wohlbekannte Umsetzung von Olefinen mit CO/H
2 über einem Cobalt- oder Rhodiumkatalysator unter Herstellung der homologen Aldehyde
und Alkohole. Aus den Aldehyden kann man durch Hydrierung die Alkohole gewinnen. Einzelheiten
sind in Kirk-Othmer, Encyclopedia of Chemical Technology, third edition, Bd. 16, Seiten
637ff beschrieben, worauf hiermit Bezug genommen wird.
[0010] Als Alkoholkomponenten kommen ferner aliphatische Etheralkohole mit je einer Ether-
und Hydroxygruppe und mit mindestens 17 Kohlenstoffatomen in Betracht, die z.B. aus
den Destillationsrückständen der Oxoalkohole Cs, Cs, C10, C
13 und C
13/C
15 isoliert werden können und von denen angenommen wird, daß sie durch folgende allgemeine
Formel charakterisiert werden können:

wobei n 7, 8, 9, 12 und 12 bis 14 bedeutet.
[0011] Unter Kraftstoffen für Verbrennungsmaschinen versteht man organische, meist überwiegend
kohlenwasserstoffhaltige Flüssigkeiten, die für den Betrieb von Otto-, Wankel- und
Dieselmotoren geeignet sind. Neben Fraktionen der Rohölverarbeitung sind auch Kohlenwasserstoffe
der Kohle hydrierung, Alkohole unterschiedlichster Herkunft und Zusammensetzung und
Ether wie z.B. Methyltertiärbutylether darin-enthalten. Die zulässigen Gemische sind
weltweit meist national festgelegt.
[0012] Die erfindungsgemäß zu verwendenden Ester werden den Kraftstoffen in der Regel zusammen
mit Detergentien, wie Amiden der Ölsäure, Ethylendiamintetraessigsäure gemäß EP-A-6527
oder der Polyisobutenylbernsteinsäure, sowie insbesondere Polybutenaminen hergestellt
aus Polybutenalkohol mit NH
3, Aminoethylethanolamin, Dimethylaminopropylamin, Triethylentetramin, oder Tetraethylenpentamin,
wie sie in US-A-3 756 793, DE-A-21 25 039, EP 244 616, auf die hiermit Bezug genommen
wird, beschrieben sind, Korrosionsinhibitoren, d.s. meist niedermolekulare. Verbindungen
mit Amid- und/oder Ammonium- und/oder Amin-und/oder Säuregruppierungen oder Triazol-
sowie Imidazolderivate, phenolischen oder aminischen Antioxydantien, wie Di-tert.-butylphenol
oder Paraphenylendiamin und Vereisungsverhinderern, wie Alkoholen oder Diolen zugesetzt.
Hierbei ist die Kombination der erfindungsgemäß zu verwendenden Ester mit Polybutenaminen
bevorzugt, wobei das Mengenverhältnis der Ester zu den Polybutenaminen in der Regel
1:2 bis 3:1 beträgt. Auch eine Trägerölkombination mit Polyethern oder Mineralöl kommt
in Betracht; dies ermöglicht eine Verringerung des Esteranteils im Verhältnis zu den
Polybutenaminen oder Amiden.
[0013] Obgleich die Gründe für die Wirkung der zu verwendenden Ester nicht im einzelnen
bekannt sind, kann festgestellt werden, daß die Wirksamkeit sich mit zunehmendem Molekulargewicht
erhöht. Demzufolge ist die untere Molekulargewichtsgrenze nicht scharf und die obere
Grenze allein durch die Viskosität, Handhabbarkeit und die Verfügbarkeit der Alkohole
bestimmt.
[0014] In den folgenden Beispielen wird die Herstellung und Verwendung einiger repräsentativer
Ester erläutert.
Herstellungsbeispiel A
[0015] 1180 g Oxoöl aus der Cobalt-katalysierten Herstellung von iso-Nonanol, mit einer
Säurezahl von 8, einer OH-Zahl von 138, einer Verseifungszahl von 62 und einer CO-Zahl
von 1,2 und mit einem überwiegenden Gehalt an Alkoholen mit 18 C-Atomen, werden mit
163 g Phthalsäureanhydrid, 0,25 g Tetrabutylorthotitanat und 150 g Toluol 20 h am
Wasserabscheider unter Rückfluß erhitzt. Dabei werden 22 ml Wasser abgeschieden. Die
Säurezahl fällt auf 1,1. Die Mischung wird abgekühlt, mit 5 %iger Na
2C0
3-Lösung neutralisiert und bei 130°C und 780 mbar 1 kg Wasser in 3 Stunden zugetropft
(Wasserdampdestillation). Man erhält 908 g eines Estergemisches mit folgenden Eigenschaften:

Herstellungsbeispiel B
[0016] 1150 g Oxoöl aus der Cobalt-katalysierten Herstellung von iso-Dekanol mit einer OH-Zahl
von 154, einer Säurezahl von 0,76 einer Verseifungszahl von 36 und einer CO-Zahl von
1,8 und mit einem überwiegenden Gehalt an Alkoholen mit 20 C-Atomen, werden mit 208
g Phthalsäureanhydrid, 0,2 g Tetrabutylorthotitanat und 150 g Toluol 36 h am Wasserauskreiser
unter Rückfluß erhitzt. Dabei scheiden sich 28 g Wasser ab und die Säurezahl sinkt
auf 2. Nach Neutralisation, Wäsche und Wasserdampfdestillation erhält man 1043 g eines
Estergemisches, das wie folgt charakterisiert ist:

[0017] In gleicher Weise wurden die Ester für die Versuche 8 und 11 hergestellt.
Herstellungsbeispiel C
[0018] 360 g eines Etheralkohols mit 21 Kohlenstoffatomen (Handelsprodukt Exxal 21 der Esso
Chemie) (1,1 mol) werden it 64 g Trimellithsäureanhydrid (0,33 mol) bei 240 C mit
0,1 g Tetrabutylorthotitanat verestert, wobei ca. 3 I trockenen Stickstoffs pro Stunde
durch den Rührkolben perlen und das gebildete Reaktionswasser abtreiben. Nach 16 h
ist die Säurezahl auf 6,2 mg KOH pro g Ester gefallen. Man kühlt ab, setzt 1 g Wasser
zu und filtriert in einem Druckfilter über eine 10 cm dicke Schüttung aus 200 g pulverisiertem
Na
2C0
3.

Herstellungsbeispiel D
[0019] In einem Rührkolben werden 360 g des in Beispiel C genannten Etheralkohols mit 21
Kohlenstoffatomen (1,1 mol) mit 74 g Phthalsäureanhydrid (0,5 mol) in Gegenwart von
0,1 g Tetrabutylorthotitanat bei 200 C im Stickstoffstrom kondensiert. Nach 24 h beträgt
die Säurezahl noch 1,1. Es wird wie in Beispiel C verfahren, jedoch nach der Druckdestillation
eine Wasserdampfdestillation zur Abreicherung der Säure mit 300 g Wasser durchgeführt.

Herstellungsbeispiel E
[0020] In einem Rührkolben werden 195 g eines Etheralkohols mit 27 Kohlenstoffatomen (0,5
mol) (Herkunft Oxoöl der Trimerbuten-Hydroformylierung) mit 33 g Phthalsäureanhydrid
und 0,1 g Tetrabutylorthotitanat bei 240 °C im Stickstoffstrom kondensiert. Nach 16
h ist eine Säurezahl von 1,6 erreicht und die Kondensation wird abgebrochen. Nach
dem Abkühlen wird, wie in Beispiel C beschrieben, aufgearbeitet.

[0021] In der folgenden Tabelle ist die Wirkung bekannter Trägeröle und der erfindungsgemäß
zu verwendenden Ester auch in Kombination mit bekannten Detergentien in Benzin für
Verbrennungsmaschinen gezeigt. Die in der Tabelle angegebenen Mengen der Ester wurden
Superbenzin unverbleit (ROZ 95; DIN 51607) zugesetzt und Prüfstandsversuche mit einem
1,2 I Opel-Kadett-Motor gemäß CEC-F-02-T-79 durchgeführt. Als Motorenöl wurde das
Referenzöl RL 51 verwendet.

[0022] Die Tabelle zeigt eine mit dem Molekulargewicht des Esters zunehmende Wirkung auf
die Einlaßventile des 1,2 I Opel-Kadett.
[0023] Die Versuche 2 bis 4 der Tabelle zeigen eine graduelle Verminderung der Einlaßventilablagerungen
gegenüber dem Betrieb mit Kraftstoff ohne Zusatz (Versuch 1). Für Versuch 2 wurde
ein Solvent Neutral 500 mit einer Viskosität von 17 mm
2/s bei 100 °C verwendet. Bei Versuch 3 wurde ein Polypropylenglykol mit einer Viskosität
von 100 mm
2/s bei 40 °C eingesetzt. Die Ester mit zum Teil deutlich niedrigeren Viskositäten
zeigen bereits allein eine weit bessere Wirkung. Bei den Versuchen 4 bis 8 handelt
es sich um Ester hoher Reinheit, d.h. OH-Zahl unter 1, Säurezahl unter 0,1 und Asche
kleiner 1 mg/kg. Das C
2s-Phthalat wurde mit einem Alkohol hergestellt, der durch Hydroformylierung eines
Hexa-iso-butens aus der Herstellung von reaktivem Polyisobuten gemäß DE-AS 27 02 604
erhalten wurde. Die Viskosität dieses Esters beträgt 31 mm
2/s bei 100
0 C.
[0024] Für die Oxoölester sind keine Molekulargewichte angegeben, da es sich chemisch um
keine einheitlichen Substanzen handelt. Vielmehr leigen Substanzgemische vor, die
noch Monocarbonsäureester, Ether und Kohlenwasserstoff mit niedrigem Molekulargewicht
enthalten. Die Hauptwirkung geht jedoch von den Diestern der höheren Etheralkohole
aus, die in den Oxoölen enthalten sind.
[0025] Die Kombination der erfindungsgemäß zu verwendenden Trägeröle mit handelsüblichem
Polybutenamin, hergestellt aus Polybuten MG 1300 und Aminoethylethanolamin, Wirksubstanzgehalt
50 %, zeigt die synergistische Wirkung der Esterformulierungen im Vergleich zu einer
Polyetherformulierung. Die empfohlene Dosierung des handelsüblichen Polybutenamins
ist für Formulierungen mit Mineralöl 350 mg/kg. Demgegenüber ermöglichen die erfindungsgemäßen
Ester eine Einsparung von etwa 30 % an polymeren Detergens. Ergebnisse mit anderen
Detergentien höherer Viskosität sind vergleichbar.
1. Kraftstoffe für Verbrennungsmotoren enthaltend 0,005 bis 0,2 Gew.%, bezogen auf
die Kraftstoffe, an Estern aus aromatischen Di-, Tr- oder Tetracarbonsäuren mit langkettigen
aliphatischen Alkoholen, die durch Hydroformylierung von verzweigten Olefinen hergestellt
worden sind, wobei die Gesamtkohlenstoffzahl der Ester mindestens 36 C-Atome und das
Molekulargewicht 550 bis 1500 beträgt.
2. Kraftstoffe gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Ester als Alkoholkomponente
C21-, C25-, Cε»- und/oder C33-Oxoalkohole aus Oligomerbutenen oder Polyisobutenen mit hohem Vinylidenanteil enthalten.
3. Kraftstoffe gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Ester Phthalsäurediester
sind.
4. Kraftstoffe gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Ester als Alkoholkomponente
Destillationsrückstände der Hydroformylierung von Olefinen enthalten.
5. Kraftstoffe gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Ester als Alkoholkomponente
langkettige aliphatische Etheralkohole enthalten, die je eine Ether- und eine Hydroxygruppe
und mindestens 17 Kohlenstoffatome enthalten.
6. Kraftstoffe gemäß Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Alkohole solche der
Formel Cn+1H2n+3 - O - Cn+2H2n+4OH sind, in der n 7, 8, 9, 12 und 12 bis 14 bedeutet und die Kohlenwasserstoffreste
verzweigt sind.
7. Kraftstoffe gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie neben den Estern
Detergentien, Vereisungsverhinderer, Korrosionsinhibitoren und Antioxydantien enthalten.