(19)
(11) EP 0 356 743 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
07.03.1990  Patentblatt  1990/10

(21) Anmeldenummer: 89114240.8

(22) Anmeldetag:  02.08.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5B21B 25/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE CH DE ES FR GB IT LI NL

(30) Priorität: 31.08.1988 CH 3254/88

(71) Anmelder: LONZA AG
CH-4002 Basel (CH)

(72) Erfinder:
  • Fischer, Francis, Dr.
    CH-5643 Sins (CH)
  • Calmes, Jean-Paul
    CH-1603 Grandvaux (CH)
  • Cron, Alain, Dr.
    CH-6024 Hildisrieden (CH)

(74) Vertreter: Keller, René, Dr. et al
Keller & Partner Patentanwälte AG Marktgasse 31 Postfach
3000 Bern 7
3000 Bern 7 (CH)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Dornstange für Rohrwalzwerke


    (57) Die Dornstange (1) für Rohrwalzwerke, bei denen die Luppe (5) auf der Dornstange (1) gewalzt wird, besteht aus zwei ineinandergesteckten Rohren (2, 3). Der Ringspalt (4) zwischen den Rohren (2, 3) ist mit einem Duroplast ausgefüllt, dessen Ausdehnungskoeffizient so groß gewählt ist, daß der Du­roplast auch bei Temperaturdifferenzen zwischen den Rohren (2, 3) den Ringspalt (4) vollständig ausfüllt.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine Dornstange für Rohrwalzwerke gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.

    [0002] Dornstangen dieser Art werden für das Heißwalzen von Rohren, ins­besondere beim sogenannten MPM (multiple pipe mill)-Verfahren, sowie beim Stoßbank-Verfahren und in kontinuierlichen Rohrwalzwerken (sog. Conti-­Straßen) verwendet, wobei die Luppe auf der Dornstange gewalzt wird. (Un­ter einer Luppe versteht man das hohlzylindrische Zwischenprodukt bei der Rohrherstellung). Der Stangenkopf kann abgerundet oder mit einem Stopfen gleichen Durchmessers versehen sein. Die Wandung der Luppe wird durch mehrere horizontal und vertikal einander gegenüberliegende, die Luppe gegen die Dornstange drückende Walzenpaare ausgewalzt. Die mit der Luppe mitbe­wegte Dornstange befindet sich während des gesamten Walzvorgangs inner­halb derselben und wird durch deren Temperatur und die Walzarbeit aufge­wärmt. Nach dem Walzvorgang wird sie aus der Luppe herausgezogen, und zwecks Abkühlung gelagert. Für den nächstfolgenden Walzvorgang wird eine andere bereits abgekühlte Dornstange verwendet.

    [0003] Dornstangen dieser Art, auf denen die Luppe gewalzt wird, sind zu unterscheiden von jenen Dornstangen anderer Art, die lediglich als Träger eines Stopfens dienen, auf dem die Luppe gewalzt wird. Jene in Stopfen­walzwerken verwendeten Dornstangen haben einen kleineren Durchmesser als der Stopfen, kommen somit nicht in Kontakt mit der Luppe und haben des­halb keine radialen Walzkräfte aufzunehmen.

    [0004] An die Qualität der Dornstangen der eingangs genannten Art werden hinsichtlich ihrer Oberflächenhärte, Geradlinigkeit, Oberflächengüte und Ver­zugsfreiheit während des Walzen hohe Anforderungen gestellt. Während des Walzvorgangs muß die Dornstange großen radialen Druckkräften standhalten können. Die Dornstangen, die Durchmesser von einigen zehn Zentimetern ha­ben können, wurden bis jetzt als massive Rundstähle gewalzt oder geschmie­det, deren Oberfläche behandelt (geglättet und gehärtet) wurde und in die axiale Bohrungen für ein Kühlmittel gebohrt wurden. Die Herstellung und Bearbeitung des Rundstahls in der erforderlichen Qualität und Länge (über zehn Meter) war aufwendig und teuer.

    [0005] Aufgabe der Erfindung ist es, eine kostengünstige, verzugsfreie, leichte und trotzdem stabile Dornstange zu schaffen.

    [0006] Die erfindungsgemäße Lösung dieser Aufgabe ist Gegenstand des Pa­tentanspruchs 1. Gegenstand der Ansprüche 2 bis 10 sind bevorzugte Aus­führungsformen der erfindungsgemäßen Dornstange.

    [0007] Der Vorteil der Erfindung ist namentlich darin zu sehen, daß die Rohre, aus denen die Dornstange aufgebaut ist, durch Walzen mit verhält­nismäßig dünner Rohrwandung einfach und kostengünstig herstellbar sind. Dabei kann das äußere Rohr aus Stahl hoher Qualität mit homogenem Gefüge und das innere Rohr (bzw. die inneren Rohre) aus keine besonderen Ge­brauchs- bzw. Qualitätseigenschaften aufweisendem Grundstahl bestehen. Die Stahllegierung des äußeren Rohrs läßt sich so auswählen, daß sie sowohl zur Oberflächenbearbeitung und -vergütung bzw. -härtung optimal geeignet ist als auch eine den hohen Walzkräften widerstehende, große Zähigkeit auf­weist. Das geringe Gewicht des äußeren Rohres erleichtert dabei die Bear­beitung seiner Außenfläche.

    [0008] Die ineinanderliegenden Rohre sind zweckmäßig koaxial zueinander angeordnet und durch wenigstens einen Zwischenraum (Ringspalt) radial voneinander distanziert, in dem ein elastisches Kraftübertragungsmittel angeordnet ist, das die auf das äußere Rohr wirkenden Walzkräfte auf das oder die inneren Rohre überträgt, so daß das äußere Rohr durch das oder die inneren Rohre abgestützt ist. Der sandwichartige Aufbau der Dornstange hat zudem den Vorteil, daß sich die Steifigkeiten der einzelnen Rohre in ihrer Wirkung addieren. Die Spaltbreite des Zwischenraums und der Ausdeh­nungskoeffizient des Kraftübertragungsmittels sind vorzugsweise so bemes­sen, daß die unterschiedliche Ausdehnung der Rohre infolge der beim Walzen auf das äußere Rohr einwirkenden, und von diesem zum Kraftübertragungs ­mittel geleiteten Wärme durch die Ausdehnung des Kraftübertragungsmittels annähernd ausgeglichen wird, wobei die Elastizität des Kraftübertragungs­mittels restliche Differenzen in der thermischen Ausdehnung des sandwich­artigen Aufbaus aufnimmt. Das Material des Kraftübertragungsmittels wird zweckmäßig so ausgewählt, daß sein Ausdehnungskoeffizient ein Vielfaches desjenigen des Rohrmaterials ist.

    [0009] Die Rohre könnten auch derart aufeinander aufgeschrumpft sein, daß sie sowohl bei maximaler Erhitzung als auch nach Abkühlung kraftschlüssig ineinanderliegen, was jedoch eine gegenüber dem Sandwichaufbau komplizier­tere und teurere Herstellung bedingen würde.

    [0010] Als elastisches Kraftübertragungsmittel können Duroplaste wie Epo­xidharze oder Furanharze verwendet werden, dem ein oder mehrere Zu­schlagstoffe zur Beeinflussung des Werts des Ausdehnungskoeffizienten und der Wärmeleitfähigkeit beigemischt werden können. Vorzugsweise werden an­organische Fasern, wie z. B. Kohlenstoff- oder Siliziumkarbidfasern oder ein Metallpulver, z. B. Eisen- oder Stahlpulver beigemischt, deren bzw. dessen Menge so gewählt wird, daß einerseits keine oder nur minimale thermischen Verspannungen zwischen äußerem und innerem Rohr (bzw. den inneren Roh­ren) auftreten und andererseits eine gute Viskosität des Mittels erreicht wird.

    [0011] Das Kraftübertragungsmittel kann auch aus thermisch isolierendem, elastischem Material bestehen, so daß keine bzw. nur eine vernachläßigbare Wärmemenge vom äußeren auf das innere Rohr (bzw. die inneren Rohre) übertragen wird. Das innere Rohr verbleibt hierdurch auf einer konstanten Temperatur und wirkt als mechanisches Stabilisierungselement für die ge­samte Dornstange.

    [0012] Vorzugsweise hat das äußere Rohr gegenüber dem oder den inneren Rohren eine erhöhte Oberflächenhärte und -güte. Seine Wandstärke wird zweckmäßig so groß gewählt, daß die Temperatur an seiner Innenfläche immer um eine ausreichende Toleranz unter der Zersetzungstemperatur (Glasüber­gangstemperatur) des als Kraftübertragungsmittel dienenden Duroplasts bleibt.

    [0013] Das äußere Rohr kann aus einem hochlegierten Stahl, bevorzugt ei­nem mit Chrom legierten Stahl hoher Zähigkeit, und das innere Rohr aus ge­wöhnlichem, billigen Stahl wie z. B. St-37 hergestellt werden, wobei das äußere Rohr zur Erhöhung seiner Oberflächenhärte mit einem harten Belag, vorzugsweise Chrom, überzogen werden kann.

    [0014] Das innere bzw. innerste Rohr kann vorne geschlossen und hinten offen sein, und zur Kühlung kann eine Kühlmittelleitung durch den Rohr­hohlraum geführt sein, durch die das Kühlmittel zum vorderen Ende des in­neren Rohrs geleitet wird und von dort unter Kühlung der Rohrinnenwandung nach hinten abfließt.

    [0015] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsart befinden sich im Zwi­schenraum zwischen den Rohren Kühlkanäle. Zum Beispiel können dünne Kühlröhrchen in den Zwischenraum eingeführt und dieser anschließend mit einem Duroplast ausgegossen werden.

    [0016] Im folgenden werden Ausführungsbeispiele der erfindungsgemäßen Dornstange anhand der Zeichnung näher erläutert.

    [0017] Die einzige Figur zeigt einen schematischen Querschnitt durch eine erfindungsgemäße Dornstange mit einem üblichen Walzgerüst beim Walzen ei­ner Luppe.

    [0018] Die Dornstange 1 besteht aus einem äußeren Rohr 2 und einem inne­ren zu diesem koaxialen Rohr 3. Zwischen beiden Rohren 2 und 3 befindet sich ein Ringspalt 4 als Zwischenraum, der mit einem Kunststoff ausgegossen ist. Die Luppe 5 wird von horizontal und vertikal einander gegenüberliegen­den Arbeitswalzen 6 und 7 gegen die Dornstange 1 gepreßt. Die Dornstange 1 ist an ihrer in Walzrichtung vorderen Stirnseite geschlossen.

    [0019] Das äußere Rohre 2 der Dornstange ist ein gewalztes Rohr aus hochlegiertem Stahl, vorzugsweise aus mit Chrom legiertem Stahl. Durch die Legierung ist eine hohe Zähigkeit erreicht. Die Rohraußenfläche ist ver­chromt, um sie möglichst hart und glatt zu gestalten, was zum Einlaufen maßgebend ist. Die Zähigkeit sowie die harte und glatte Oberfläche des äußeren Rohres 2 reduzieren dessen Abnutzung während des Walzvorgangs. Die Rohrwandstärke beträgt z. B. fünfundzwanzig Millimeter.

    [0020] Das innere Rohr 3 ist ebenfalls ein gewalztes Rohr und besteht aus billigem Grundstahl, z. B. St-37. Aufgabe des inneren Rohres 3 ist es, wie weiter unter beschrieben, das äussere Rohr 2 über den Kunststoff als Kraft­übertragungsmittel im Ringspalt 4 abzustützen. Neben der geforderten me­chanischen Festigkeit zum Abstützen werden somit keine weiteren Forderun­gen an das Material des inneren Rohres 3 gestellt. Seine Wandstärke beträgt z. B. zwanzig Millimeter.

    [0021] Der Ringspalt 4 hat eine Breite von einigen Millimetern, und ist, wie bereits oben dargelegt, mit einem Duroplast vollständig ausgefüllt, welcher sowohl an der Innenfläche des äußeren Rohres 2 als auch an der Außenflä­che des inneren Rohres 3 fest haftet. Wie aus weiter unten dargelegten Gründen ersichtlich, wird bevorzugt ein Epoxidharz, dem gegebenenfalls an­organische Fasern oder ein Metallpulver als Zuschlagstoff beigemischt ist, verwendet.

    [0022] Im inneren Rohr 3 liegt ein Kühlrohr 9, das in nicht dargestellter Weise in der Nähe des hinteren Endes der Dornstange 1 befestigt ist. Das Kühlrohr 9 hört einige Zentimeter vor der vorderen Stirnwand der Dornstan­ge 1 auf. An seinem der Stirnwand zugewandten vorderen Ende ist es offen und an seinem hinteren Ende trägt es einen nicht dargestellten Kühlmittel­anschluß zum Anschluß an den Ausgang eines nicht dargestellten Wärmetau­ schers eines nicht dargestellten Kühlkreislaufs. Das Kühlimittel, bevorzugt Wasser oder Öl, läuft in dem Kühlrohr 9 in Richtung der Stirnwand und zwi­schen der Außenwandung des Kühlrohres 9 und der zu kühlenden Innenwan­dung des inneren Rohres 3 wieder Das hintere Ende der Dornstange 1 trägt einen nicht dargestellten, weiteren Anschluß, an dem das erwärmte rückfließende Kühlmittel mit dem nicht dargestellten Eingang des Wärmetau­schers verbunden ist.

    [0023] Zur Herstellung der Dornstange 1 kann das äußere und innere Rohr 2 und 3 koaxial vertikal ineinandergestellt und der dazwischen liegende Ring­spalt 4 an seinem unteren Ende flüssigkeitsdicht abgeschlossen werden. An­schließend wird der Ringspalt 4 mit dem Duroplast, dem gegebenenfalls ein Zuschlagstoff beigemengt ist, gefüllt. Der Füllvorgang kann abhängig vom Duroplast durch z. B. Gießen oder durch Extrusion erfolgen. Nach Aushärten des Duroplasts und dem Einlegen des Kühlrohrs 9 ist die Dornstange 1 ge­brauchsfertig.

    [0024] Während des Walzens ist das äußere Rohr 2 an seiner Aussenseite im innigen Kontakt mit der heißen Innenseite (ungefähr zwölfhundert Grad Cel­sius) der Luppe 5. Die Wandstärke des äußeren Rohrs 2 beträgt, wie er­wähnt, ungefähr fünfundzwanzig Millimeter. Die Temperatur der Innenwan­dung des äußeren Rohrs 2 steigt während des Walzvorgangs aufgrund der Wärmeleitfähigkeit und Wärmekapazität des Rohrmaterials (auf ungefähr zweihundert bis maximal dreihundertfünfzig Grad Celsius) und bleibt deutlich unterhalb der Zersetzungstemperatur (Glasübergangstemperatur) des Duro­plasts von ungefähr vierhundert Grad, das innig an der Innenwandung des äußeren Rohrs 2 anliegt. Bis zu Beginn des nächsten Walzvorgangs kühlt die Dornstange 1 wieder ab (auf etwa neunzig Grad).

    [0025] Während der Erwärmungs- und Abkühlungszyklen beim Walzen und Zwischenlagern variiert die Temperatur an der Aussenseite des äußeren Rohrs 2 um einige hundert Grad Celsius (ungefähr zwischen sieben- und achthundert und achtzig Grad) und die Temperatur an der Innenseite je nach Wandstärke und Walzzeit (einige Sekunden) um etwas mehr als zwei­hundert Grad (ungefähr zwischen zweihundert bis dreihundertfünfzig und achtzig Grad). Die Temperatur des inneren Rohrs 3 ist dagegen aufgrund der geringen Wärmeleitfähigkeit des Duroplasts und der Breite des Ringspalts 4 von einigen Millimetern annähernd konstant (bei ungefähr achtzig bis ein­hundertfünfzig Grad).

    [0026] Durch die annähernd gleichbleibende Temperatur sind die Abmessun­gen des inneren Rohrs 3 annähernd konstant, während sich die longitudina­len und radialen Abmessungen des äußeren Rohrs 2 verhältnismäßig stark ändern, was eine entsprechende Veränderung der Höhe des Ringspalts 4 be­wirkt. Der Ausdehnungskoeffizient des Duroplasts ist durch die vorerwähnten Zuschlagstoffe so eingestellt, daß er so groß ist, daß der Duroplast durch seine thermische Ausdehnung in dem auftretenden Temperaturintervall immer den Ringspalt 4 vollständig ausfüllt. Der Ausdehnungskoeffizient des Duro­plasts mit beigemischtem Zuschlagstoff ist um ein Vielfaches größer als der des Stahls. Toleranzen in der Ausdehnung werden durch die Elastizität des Duroplasts ausgeglichen. Die Menge des Zuschlagstoffs wird zweckmäßig im Bereich von 10 - 70 Gew.-%, vorzugsweise von 40 - 50 Gew.-% gewählt, wobei die Viskosität mit zunehmendem Zuschlagstoff- Anteil größer wird und die obere Grenze des Zuschlagstoff-Anteils durch die maximal zulässige Viskosität gegeben ist.

    [0027] Die Wandstärke des äußeren Rohrs 2 ist so dick gewählt, daß eine ausreichende mechanische Festigkeit, Härte und Verbiegesteifigkeit während des Walzvorgangs gegenüber dem mechanisch weicheren Duroplasts im Ring­spalt 4 gegeben ist, d. h. der verhältnismäßig große Flächendruck der Walzen 6 und 7 wird auf eine ausreichend große Fläche des Duroplasts übertragen. Sie ist außerdem so dick, daß durch die Wärmeleitung von der Außenseite zur Innenseite des Rohrs 2 die Temperatur an der Innenseite immer um eine ausreichende Toleranz unterhalb der Zersetzungstemperatur (Glasübergangs­temperatur) des Duroplasts bleibt. Sie ist aber so dünn gewählt, daß das äußere Rohr 2 preisgünstig in guter Qualität durch Walzen herstellbar ist.

    [0028] Die Wandstärke des inneren Rohres 3 ergibt sich durch die maximal auftretende radiale Walzkraft, die die Dornstange 1 aufnehmen muß. Diese Walzkraft wirkt auf das äußere Rohr 2 und über den Duroplast als Kraft­übertragungsmittel auf das innere Rohr 3, wobei die Kraftübertragung, wie oben dargestellt, im gesamten vorkommenden Temperaturbereich gewährleistet ist. Beide Rohre 2 und 3 zusammen nehmen die Walzkräfte auf. Bei nicht vollständig gefülltem Ringspalt 4 würde die Gefahr auftreten, daß das äußere Rohr 2 sich verkrümmt, und ein einwandfreies Walzen nicht mehr möglich wäre.

    [0029] U.a. hängt die Qualität eines gewalzten Rohres von seiner Linearität, und damit von der Geradlinigkeit und thermischen Verzugsfreiheit der Dorn­stange ab. Bei herkömmlichen massiven Dornstangen läßt sich Verzugsfrei­heit, wenn überhaupt, nur mit großem Aufwand (Sicherstellen eines homoge­nen Gefüges des gesamten Dornstangenmaterials, gleichmäßige Abkühlung, Tempern) erreichen. Eine örtlich unsymmetrische radiale Erwärmung bzw. Abkühlung verursacht ebenso wie in einer vollen massiven Stange auch im äußeren Rohr 2 Wärmespannungen, die aus Radialspannungen, Tangential- und Axialspannungen bestehen. Die Radialspannungen sind gegenüber den Tangential- und Axialspannungen insbesondere bei einem Rohr mit unter­schiedlicher Temperatur der Außen- und Innenfläche klein, wobei die Tan­gential- und Axialspannungen an den Mantelflächen Extremwerte annehmen. Die Tangential- und Axialspannungen führen, falls sie nicht mehr symme­trisch auftreten, zum Verzug des Rohrs bzw. der Stange, wobei Unsymmetrien durch geringste Unterschiede in der Materialzusammensetzung oder ungleich­förmige Erwärmung oder Abkühlung auftreten können. Überraschenderweise hat sich nun gezeigt, daß die erfindungsgemäße Dornstange 1 sich bedeutend verzugstabiler verhält als eine massive Dornstange herkömmlicher Art. Die­ser Effekt dürfte darauf zurückführbar sein, daß bei der erfindungsgemäßen Dornstange 1 das innere Rohr 3 aufgrund der thermischen Isolation durch die Duroplastschicht nahezu temperaturstabil während des gesamten Walz- und nachfolgendem abkühlenden Lagerzyklus gehalten wird. Das äußere Rohr 2 ist aufgrund seiner Herstellungsart homogen und damit weitgehend ver­zugsfrei, sollte dennoch ungleichmäßige Abkühlung oder Erwärmung auftre­ten, werden etwaige Verzugskräfte des äußeren Rohrs 2 durch das stabile innere Rohr 3 eliminiert. Bei einer herkömmlichen Dornstange wäre jedoch ein starker Verzug unter gleichen Umständen zu verzeichnen.

    [0030] Die Walzkräfte auf die Dornstange 1 werden, wie bereits oben darge­tan, von dem äußeren und inneren Rohr 2 und 3 aufgenommen. Ein einziges Rohr läßt sich, auch abgesehen von der Verzugsgefahr, nicht verwenden, da es mit der erforderlichen Wandstärke nicht durch Walzen herstellbar ist. Die Verwendung von durch Walzen hergestellter Rohre für die Dornstange 1 hat den Vorteil, daß diese preisgünstig in der geforderten Homogenität und Oberflächenqualität herstellbar sind.

    [0031] Anstelle von zwei Rohren 2 und 3 können auch mehrere Rohre ver­wendet werden, wobei benachbarte Rohre durch einen Ringraum voneinander getrennt sind, der mit einem Duroplast gefüllt ist. Die Verwendung von mehr als zwei Rohren hat den Vorteil, daß dünnwandigere Rohre verwendet werden können, die noch einfacher und preiswerter herstellbar sind, aber den Nach­teil, daß der Herstellungsaufwand der Dornstange erhöht wird, und für die Spalte der äußeren Rohre Duroplaste verwendet werden sollten, die eine höhere Temperaturbeständigkeit aufweisen.

    [0032] Anstelle des Kühlrohrs 9 innerhalb des Rohrs 3 können auch mehrere dünne Rohre in den Duroplast zur Kühlung eingebettet sein. Anstelle dieser Rohre kann auch die Oberfläche des inneren Rohrs durch aufgeklebte oder geschweißte Stege derart gestaltet sein, daß sich beim Einstecken in das äußere Rohr 2 und anschließendem Ausgießen für einen Kühlkreislauf ver­wendbare Hohlräume ergeben.

    [0033] Anstelle den Ringraum 4 mit einem Duroplast zu füllen, kann er auch mit einer Flüssigkeit gefüllt sein. Die Rohre können dabei durch federnde Stege gegeneinander abgestützt sein und der Ringraum kann an seinen bei­den Stirnseiten flüssigheitsdicht abgeschlossen sein. An den Ringraum kann ein Druckgefäß angeschlossen werden. Die Federkräfte sind dann mindestens so groß zu wählen, daß sie das Gewicht der jeweiligen Rohre tragen. Die Kraftübertragung während des Walzens erfolgt über die Flüssigkeit.

    [0034] Anstelle die Spalte zwischen den Rohren auszufüllen, können die Rohre auch aufeinander aufgeschrumpft werden. Zum Aufschrumpfen wird be­ginnend beim innersten Rohr das nächstfolgende auf eine etwas höhere als im Betrieb auftretende Temperatur erwärmt und über die in ihm liegenden Rohre gezogen. Danach läßt man abkühlen. Nach erfolgter Abkühlung wird das nach außen folgende nächste Rohr erwärmt und aufgezogen. Eine Dorn­stange aus aufgeschrumpften Rohren hat jedoch den Nachteil, daß die ein­zelnen Rohre nicht mehr thermisch gegeneinander isoliert sind. Auch ist de­ren Herstellung sehr teuer, da die beiden aufgezogenen Rohrflächen sehr ge­ nau bearbeitet werden müssen, was bei den großen Längen äußerst schwierig aud aufwendig ist.


    Ansprüche

    1. Dornstange (1) für Rohrwalzwerke, bei denen die Luppe (5) auf der Dornstange (1) gewalzt wird, gekennzeichnet durch mindestens zwei in­einanderliegende Rohre (2, 3).
     
    2. Dornstange (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die in­einanderliegenden Rohre (2, 3) aus Stahl bestehen.
     
    3. Dornstange (1) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die ineinanderliegenden Rohre (2, 3) durch wenigstens einen Zwischen­raum (4) radial voneinander distanziert sind, in dem ein Kraftübertra­gungsmittel angeordnet ist, das die auf das äußere Rohr (2) wirkenden Walzkräfte auf das oder die inneren Rohre (3) überträgt, so daß das äußere Rohr (2) durch das oder die inneren Rohre (3) abgestützt ist.
     
    4. Dornstange (1) nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die in­einanderliegenden Rohre (2, 3) koaxial zueinander angeordnet sind, und daß die Differenz zwischen dem Innendurchmesser des äußeren (2) und dem Außendurchmesser des inneren Rohres (3) sowie der Ausdehnungs­koeffizient des Kraftübertragungsmittels so bemessen sind, daß die un­terschiedliche Ausdehnung der Rohre (2, 3) infolge der beim Walzen auf das äußere Rohr (2) einwirkenden, und von diesem zum Kraftübertra­gungsmittel geleiteten Wärme durch die Ausdehnung des Kraftübertra­gungsmittels annähernd ausgeglichen wird.
     
    5. Dornstange (1) nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Kraftübertragungsmittel ein den Zwischenraum (4) wenigstens teil­weise ausfüllender Duroplast ist.
     
    6. Dornstange (1) nach einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekenn­zeichnet, daß das Kraftübertragungsmittel aus einem Epoxidharz oder einem Furanharz besteht.
     
    7. Dornstange (1) nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß dem Kraftübertragungsmittel zur Beeinflussung seiner Wärmeleitfähigket und/oder seines Ausdehnungskoeffizienten ein Zuschlagstoff beigemischt ist.
     
    8. Dornstange (1) nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Zu­schlagstoff aus anorganischen Fasern oder Metallpulver besteht.
     
    9. Dornstange (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekenn­zeichnet, daß das äußere Rohr (2) gegenüber dem oder den inneren Rohren (3) eine erhöhte Außenhärte und -güte hat.
     
    10. Dornstange (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekenn­zeichnet, daß das äußere Rohr (2) aus hochlegiertem.Stahl, vorzugswei­se Nickelstahl, und das oder die inneren Rohre (3) aus Grundstahl be­steht.
     
    11. Dornstange (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekenn­zeichnet, daß im inneren bzw. innersten Rohr (3) ein Kühlrohr (9) an­geordnet ist.
     
    12. Dornstange (1) nach einem der Ansprüche 3 bis 8, gekennzeichnet durch Kühlkanäle im Zwischenraum bzw. wenigstens in einem der Zwi­schenräume (4).
     




    Zeichnung