[0001] Die Erfindung betrifft eine Dornstange für Rohrwalzwerke gemäß dem Oberbegriff des
Patentanspruchs 1.
[0002] Dornstangen dieser Art werden für das Heißwalzen von Rohren, insbesondere beim sogenannten
MPM (multiple pipe mill)-Verfahren, sowie beim Stoßbank-Verfahren und in kontinuierlichen
Rohrwalzwerken (sog. Conti-Straßen) verwendet, wobei die Luppe auf der Dornstange
gewalzt wird. (Unter einer Luppe versteht man das hohlzylindrische Zwischenprodukt
bei der Rohrherstellung). Der Stangenkopf kann abgerundet oder mit einem Stopfen gleichen
Durchmessers versehen sein. Die Wandung der Luppe wird durch mehrere horizontal und
vertikal einander gegenüberliegende, die Luppe gegen die Dornstange drückende Walzenpaare
ausgewalzt. Die mit der Luppe mitbewegte Dornstange befindet sich während des gesamten
Walzvorgangs innerhalb derselben und wird durch deren Temperatur und die Walzarbeit
aufgewärmt. Nach dem Walzvorgang wird sie aus der Luppe herausgezogen, und zwecks
Abkühlung gelagert. Für den nächstfolgenden Walzvorgang wird eine andere bereits abgekühlte
Dornstange verwendet.
[0003] Dornstangen dieser Art, auf denen die Luppe gewalzt wird, sind zu unterscheiden von
jenen Dornstangen anderer Art, die lediglich als Träger eines Stopfens dienen, auf
dem die Luppe gewalzt wird. Jene in Stopfenwalzwerken verwendeten Dornstangen haben
einen kleineren Durchmesser als der Stopfen, kommen somit nicht in Kontakt mit der
Luppe und haben deshalb keine radialen Walzkräfte aufzunehmen.
[0004] An die Qualität der Dornstangen der eingangs genannten Art werden hinsichtlich ihrer
Oberflächenhärte, Geradlinigkeit, Oberflächengüte und Verzugsfreiheit während des
Walzen hohe Anforderungen gestellt. Während des Walzvorgangs muß die Dornstange großen
radialen Druckkräften standhalten können. Die Dornstangen, die Durchmesser von einigen
zehn Zentimetern haben können, wurden bis jetzt als massive Rundstähle gewalzt oder
geschmiedet, deren Oberfläche behandelt (geglättet und gehärtet) wurde und in die
axiale Bohrungen für ein Kühlmittel gebohrt wurden. Die Herstellung und Bearbeitung
des Rundstahls in der erforderlichen Qualität und Länge (über zehn Meter) war aufwendig
und teuer.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, eine kostengünstige, verzugsfreie, leichte und trotzdem
stabile Dornstange zu schaffen.
[0006] Die erfindungsgemäße Lösung dieser Aufgabe ist Gegenstand des Patentanspruchs 1.
Gegenstand der Ansprüche 2 bis 10 sind bevorzugte Ausführungsformen der erfindungsgemäßen
Dornstange.
[0007] Der Vorteil der Erfindung ist namentlich darin zu sehen, daß die Rohre, aus denen
die Dornstange aufgebaut ist, durch Walzen mit verhältnismäßig dünner Rohrwandung
einfach und kostengünstig herstellbar sind. Dabei kann das äußere Rohr aus Stahl hoher
Qualität mit homogenem Gefüge und das innere Rohr (bzw. die inneren Rohre) aus keine
besonderen Gebrauchs- bzw. Qualitätseigenschaften aufweisendem Grundstahl bestehen.
Die Stahllegierung des äußeren Rohrs läßt sich so auswählen, daß sie sowohl zur Oberflächenbearbeitung
und -vergütung bzw. -härtung optimal geeignet ist als auch eine den hohen Walzkräften
widerstehende, große Zähigkeit aufweist. Das geringe Gewicht des äußeren Rohres erleichtert
dabei die Bearbeitung seiner Außenfläche.
[0008] Die ineinanderliegenden Rohre sind zweckmäßig koaxial zueinander angeordnet und durch
wenigstens einen Zwischenraum (Ringspalt) radial voneinander distanziert, in dem ein
elastisches Kraftübertragungsmittel angeordnet ist, das die auf das äußere Rohr wirkenden
Walzkräfte auf das oder die inneren Rohre überträgt, so daß das äußere Rohr durch
das oder die inneren Rohre abgestützt ist. Der sandwichartige Aufbau der Dornstange
hat zudem den Vorteil, daß sich die Steifigkeiten der einzelnen Rohre in ihrer Wirkung
addieren. Die Spaltbreite des Zwischenraums und der Ausdehnungskoeffizient des Kraftübertragungsmittels
sind vorzugsweise so bemessen, daß die unterschiedliche Ausdehnung der Rohre infolge
der beim Walzen auf das äußere Rohr einwirkenden, und von diesem zum Kraftübertragungs
mittel geleiteten Wärme durch die Ausdehnung des Kraftübertragungsmittels annähernd
ausgeglichen wird, wobei die Elastizität des Kraftübertragungsmittels restliche Differenzen
in der thermischen Ausdehnung des sandwichartigen Aufbaus aufnimmt. Das Material
des Kraftübertragungsmittels wird zweckmäßig so ausgewählt, daß sein Ausdehnungskoeffizient
ein Vielfaches desjenigen des Rohrmaterials ist.
[0009] Die Rohre könnten auch derart aufeinander aufgeschrumpft sein, daß sie sowohl bei
maximaler Erhitzung als auch nach Abkühlung kraftschlüssig ineinanderliegen, was jedoch
eine gegenüber dem Sandwichaufbau kompliziertere und teurere Herstellung bedingen
würde.
[0010] Als elastisches Kraftübertragungsmittel können Duroplaste wie Epoxidharze oder Furanharze
verwendet werden, dem ein oder mehrere Zuschlagstoffe zur Beeinflussung des Werts
des Ausdehnungskoeffizienten und der Wärmeleitfähigkeit beigemischt werden können.
Vorzugsweise werden anorganische Fasern, wie z. B. Kohlenstoff- oder Siliziumkarbidfasern
oder ein Metallpulver, z. B. Eisen- oder Stahlpulver beigemischt, deren bzw. dessen
Menge so gewählt wird, daß einerseits keine oder nur minimale thermischen Verspannungen
zwischen äußerem und innerem Rohr (bzw. den inneren Rohren) auftreten und andererseits
eine gute Viskosität des Mittels erreicht wird.
[0011] Das Kraftübertragungsmittel kann auch aus thermisch isolierendem, elastischem Material
bestehen, so daß keine bzw. nur eine vernachläßigbare Wärmemenge vom äußeren auf das
innere Rohr (bzw. die inneren Rohre) übertragen wird. Das innere Rohr verbleibt hierdurch
auf einer konstanten Temperatur und wirkt als mechanisches Stabilisierungselement
für die gesamte Dornstange.
[0012] Vorzugsweise hat das äußere Rohr gegenüber dem oder den inneren Rohren eine erhöhte
Oberflächenhärte und -güte. Seine Wandstärke wird zweckmäßig so groß gewählt, daß
die Temperatur an seiner Innenfläche immer um eine ausreichende Toleranz unter der
Zersetzungstemperatur (Glasübergangstemperatur) des als Kraftübertragungsmittel dienenden
Duroplasts bleibt.
[0013] Das äußere Rohr kann aus einem hochlegierten Stahl, bevorzugt einem mit Chrom legierten
Stahl hoher Zähigkeit, und das innere Rohr aus gewöhnlichem, billigen Stahl wie z.
B. St-37 hergestellt werden, wobei das äußere Rohr zur Erhöhung seiner Oberflächenhärte
mit einem harten Belag, vorzugsweise Chrom, überzogen werden kann.
[0014] Das innere bzw. innerste Rohr kann vorne geschlossen und hinten offen sein, und zur
Kühlung kann eine Kühlmittelleitung durch den Rohrhohlraum geführt sein, durch die
das Kühlmittel zum vorderen Ende des inneren Rohrs geleitet wird und von dort unter
Kühlung der Rohrinnenwandung nach hinten abfließt.
[0015] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsart befinden sich im Zwischenraum zwischen
den Rohren Kühlkanäle. Zum Beispiel können dünne Kühlröhrchen in den Zwischenraum
eingeführt und dieser anschließend mit einem Duroplast ausgegossen werden.
[0016] Im folgenden werden Ausführungsbeispiele der erfindungsgemäßen Dornstange anhand
der Zeichnung näher erläutert.
[0017] Die
einzige Figur zeigt einen schematischen Querschnitt durch eine erfindungsgemäße Dornstange mit
einem üblichen Walzgerüst beim Walzen einer Luppe.
[0018] Die Dornstange 1 besteht aus einem äußeren Rohr 2 und einem inneren zu diesem koaxialen
Rohr 3. Zwischen beiden Rohren 2 und 3 befindet sich ein Ringspalt 4 als Zwischenraum,
der mit einem Kunststoff ausgegossen ist. Die Luppe 5 wird von horizontal und vertikal
einander gegenüberliegenden Arbeitswalzen 6 und 7 gegen die Dornstange 1 gepreßt.
Die Dornstange 1 ist an ihrer in Walzrichtung vorderen Stirnseite geschlossen.
[0019] Das äußere Rohre 2 der Dornstange ist ein gewalztes Rohr aus hochlegiertem Stahl,
vorzugsweise aus mit Chrom legiertem Stahl. Durch die Legierung ist eine hohe Zähigkeit
erreicht. Die Rohraußenfläche ist verchromt, um sie möglichst hart und glatt zu gestalten,
was zum Einlaufen maßgebend ist. Die Zähigkeit sowie die harte und glatte Oberfläche
des äußeren Rohres 2 reduzieren dessen Abnutzung während des Walzvorgangs. Die Rohrwandstärke
beträgt z. B. fünfundzwanzig Millimeter.
[0020] Das innere Rohr 3 ist ebenfalls ein gewalztes Rohr und besteht aus billigem Grundstahl,
z. B. St-37. Aufgabe des inneren Rohres 3 ist es, wie weiter unter beschrieben, das
äussere Rohr 2 über den Kunststoff als Kraftübertragungsmittel im Ringspalt 4 abzustützen.
Neben der geforderten mechanischen Festigkeit zum Abstützen werden somit keine weiteren
Forderungen an das Material des inneren Rohres 3 gestellt. Seine Wandstärke beträgt
z. B. zwanzig Millimeter.
[0021] Der Ringspalt 4 hat eine Breite von einigen Millimetern, und ist, wie bereits oben
dargelegt, mit einem Duroplast vollständig ausgefüllt, welcher sowohl an der Innenfläche
des äußeren Rohres 2 als auch an der Außenfläche des inneren Rohres 3 fest haftet.
Wie aus weiter unten dargelegten Gründen ersichtlich, wird bevorzugt ein Epoxidharz,
dem gegebenenfalls anorganische Fasern oder ein Metallpulver als Zuschlagstoff beigemischt
ist, verwendet.
[0022] Im inneren Rohr 3 liegt ein Kühlrohr 9, das in nicht dargestellter Weise in der Nähe
des hinteren Endes der Dornstange 1 befestigt ist. Das Kühlrohr 9 hört einige Zentimeter
vor der vorderen Stirnwand der Dornstange 1 auf. An seinem der Stirnwand zugewandten
vorderen Ende ist es offen und an seinem hinteren Ende trägt es einen nicht dargestellten
Kühlmittelanschluß zum Anschluß an den Ausgang eines nicht dargestellten Wärmetau
schers eines nicht dargestellten Kühlkreislaufs. Das Kühlimittel, bevorzugt Wasser
oder Öl, läuft in dem Kühlrohr 9 in Richtung der Stirnwand und zwischen der Außenwandung
des Kühlrohres 9 und der zu kühlenden Innenwandung des inneren Rohres 3 wieder Das
hintere Ende der Dornstange 1 trägt einen nicht dargestellten, weiteren Anschluß,
an dem das erwärmte rückfließende Kühlmittel mit dem nicht dargestellten Eingang des
Wärmetauschers verbunden ist.
[0023] Zur Herstellung der Dornstange 1 kann das äußere und innere Rohr 2 und 3 koaxial
vertikal ineinandergestellt und der dazwischen liegende Ringspalt 4 an seinem unteren
Ende flüssigkeitsdicht abgeschlossen werden. Anschließend wird der Ringspalt 4 mit
dem Duroplast, dem gegebenenfalls ein Zuschlagstoff beigemengt ist, gefüllt. Der Füllvorgang
kann abhängig vom Duroplast durch z. B. Gießen oder durch Extrusion erfolgen. Nach
Aushärten des Duroplasts und dem Einlegen des Kühlrohrs 9 ist die Dornstange 1 gebrauchsfertig.
[0024] Während des Walzens ist das äußere Rohr 2 an seiner Aussenseite im innigen Kontakt
mit der heißen Innenseite (ungefähr zwölfhundert Grad Celsius) der Luppe 5. Die Wandstärke
des äußeren Rohrs 2 beträgt, wie erwähnt, ungefähr fünfundzwanzig Millimeter. Die
Temperatur der Innenwandung des äußeren Rohrs 2 steigt während des Walzvorgangs aufgrund
der Wärmeleitfähigkeit und Wärmekapazität des Rohrmaterials (auf ungefähr zweihundert
bis maximal dreihundertfünfzig Grad Celsius) und bleibt deutlich unterhalb der Zersetzungstemperatur
(Glasübergangstemperatur) des Duroplasts von ungefähr vierhundert Grad, das innig
an der Innenwandung des äußeren Rohrs 2 anliegt. Bis zu Beginn des nächsten Walzvorgangs
kühlt die Dornstange 1 wieder ab (auf etwa neunzig Grad).
[0025] Während der Erwärmungs- und Abkühlungszyklen beim Walzen und Zwischenlagern variiert
die Temperatur an der Aussenseite des äußeren Rohrs 2 um einige hundert Grad Celsius
(ungefähr zwischen sieben- und achthundert und achtzig Grad) und die Temperatur an
der Innenseite je nach Wandstärke und Walzzeit (einige Sekunden) um etwas mehr als
zweihundert Grad (ungefähr zwischen zweihundert bis dreihundertfünfzig und achtzig
Grad). Die Temperatur des inneren Rohrs 3 ist dagegen aufgrund der geringen Wärmeleitfähigkeit
des Duroplasts und der Breite des Ringspalts 4 von einigen Millimetern annähernd konstant
(bei ungefähr achtzig bis einhundertfünfzig Grad).
[0026] Durch die annähernd gleichbleibende Temperatur sind die Abmessungen des inneren
Rohrs 3 annähernd konstant, während sich die longitudinalen und radialen Abmessungen
des äußeren Rohrs 2 verhältnismäßig stark ändern, was eine entsprechende Veränderung
der Höhe des Ringspalts 4 bewirkt. Der Ausdehnungskoeffizient des Duroplasts ist
durch die vorerwähnten Zuschlagstoffe so eingestellt, daß er so groß ist, daß der
Duroplast durch seine thermische Ausdehnung in dem auftretenden Temperaturintervall
immer den Ringspalt 4 vollständig ausfüllt. Der Ausdehnungskoeffizient des Duroplasts
mit beigemischtem Zuschlagstoff ist um ein Vielfaches größer als der des Stahls. Toleranzen
in der Ausdehnung werden durch die Elastizität des Duroplasts ausgeglichen. Die Menge
des Zuschlagstoffs wird zweckmäßig im Bereich von 10 - 70 Gew.-%, vorzugsweise von
40 - 50 Gew.-% gewählt, wobei die Viskosität mit zunehmendem Zuschlagstoff- Anteil
größer wird und die obere Grenze des Zuschlagstoff-Anteils durch die maximal zulässige
Viskosität gegeben ist.
[0027] Die Wandstärke des äußeren Rohrs 2 ist so dick gewählt, daß eine ausreichende mechanische
Festigkeit, Härte und Verbiegesteifigkeit während des Walzvorgangs gegenüber dem mechanisch
weicheren Duroplasts im Ringspalt 4 gegeben ist, d. h. der verhältnismäßig große
Flächendruck der Walzen 6 und 7 wird auf eine ausreichend große Fläche des Duroplasts
übertragen. Sie ist außerdem so dick, daß durch die Wärmeleitung von der Außenseite
zur Innenseite des Rohrs 2 die Temperatur an der Innenseite immer um eine ausreichende
Toleranz unterhalb der Zersetzungstemperatur (Glasübergangstemperatur) des Duroplasts
bleibt. Sie ist aber so dünn gewählt, daß das äußere Rohr 2 preisgünstig in guter
Qualität durch Walzen herstellbar ist.
[0028] Die Wandstärke des inneren Rohres 3 ergibt sich durch die maximal auftretende radiale
Walzkraft, die die Dornstange 1 aufnehmen muß. Diese Walzkraft wirkt auf das äußere
Rohr 2 und über den Duroplast als Kraftübertragungsmittel auf das innere Rohr 3,
wobei die Kraftübertragung, wie oben dargestellt, im gesamten vorkommenden Temperaturbereich
gewährleistet ist. Beide Rohre 2 und 3 zusammen nehmen die Walzkräfte auf. Bei nicht
vollständig gefülltem Ringspalt 4 würde die Gefahr auftreten, daß das äußere Rohr
2 sich verkrümmt, und ein einwandfreies Walzen nicht mehr möglich wäre.
[0029] U.a. hängt die Qualität eines gewalzten Rohres von seiner Linearität, und damit von
der Geradlinigkeit und thermischen Verzugsfreiheit der Dornstange ab. Bei herkömmlichen
massiven Dornstangen läßt sich Verzugsfreiheit, wenn überhaupt, nur mit großem Aufwand
(Sicherstellen eines homogenen Gefüges des gesamten Dornstangenmaterials, gleichmäßige
Abkühlung, Tempern) erreichen. Eine örtlich unsymmetrische radiale Erwärmung bzw.
Abkühlung verursacht ebenso wie in einer vollen massiven Stange auch im äußeren Rohr
2 Wärmespannungen, die aus Radialspannungen, Tangential- und Axialspannungen bestehen.
Die Radialspannungen sind gegenüber den Tangential- und Axialspannungen insbesondere
bei einem Rohr mit unterschiedlicher Temperatur der Außen- und Innenfläche klein,
wobei die Tangential- und Axialspannungen an den Mantelflächen Extremwerte annehmen.
Die Tangential- und Axialspannungen führen, falls sie nicht mehr symmetrisch auftreten,
zum Verzug des Rohrs bzw. der Stange, wobei Unsymmetrien durch geringste Unterschiede
in der Materialzusammensetzung oder ungleichförmige Erwärmung oder Abkühlung auftreten
können. Überraschenderweise hat sich nun gezeigt, daß die erfindungsgemäße Dornstange
1 sich bedeutend verzugstabiler verhält als eine massive Dornstange herkömmlicher
Art. Dieser Effekt dürfte darauf zurückführbar sein, daß bei der erfindungsgemäßen
Dornstange 1 das innere Rohr 3 aufgrund der thermischen Isolation durch die Duroplastschicht
nahezu temperaturstabil während des gesamten Walz- und nachfolgendem abkühlenden Lagerzyklus
gehalten wird. Das äußere Rohr 2 ist aufgrund seiner Herstellungsart homogen und damit
weitgehend verzugsfrei, sollte dennoch ungleichmäßige Abkühlung oder Erwärmung auftreten,
werden etwaige Verzugskräfte des äußeren Rohrs 2 durch das stabile innere Rohr 3 eliminiert.
Bei einer herkömmlichen Dornstange wäre jedoch ein starker Verzug unter gleichen Umständen
zu verzeichnen.
[0030] Die Walzkräfte auf die Dornstange 1 werden, wie bereits oben dargetan, von dem äußeren
und inneren Rohr 2 und 3 aufgenommen. Ein einziges Rohr läßt sich, auch abgesehen
von der Verzugsgefahr, nicht verwenden, da es mit der erforderlichen Wandstärke nicht
durch Walzen herstellbar ist. Die Verwendung von durch Walzen hergestellter Rohre
für die Dornstange 1 hat den Vorteil, daß diese preisgünstig in der geforderten Homogenität
und Oberflächenqualität herstellbar sind.
[0031] Anstelle von zwei Rohren 2 und 3 können auch mehrere Rohre verwendet werden, wobei
benachbarte Rohre durch einen Ringraum voneinander getrennt sind, der mit einem Duroplast
gefüllt ist. Die Verwendung von mehr als zwei Rohren hat den Vorteil, daß dünnwandigere
Rohre verwendet werden können, die noch einfacher und preiswerter herstellbar sind,
aber den Nachteil, daß der Herstellungsaufwand der Dornstange erhöht wird, und für
die Spalte der äußeren Rohre Duroplaste verwendet werden sollten, die eine höhere
Temperaturbeständigkeit aufweisen.
[0032] Anstelle des Kühlrohrs 9 innerhalb des Rohrs 3 können auch mehrere dünne Rohre in
den Duroplast zur Kühlung eingebettet sein. Anstelle dieser Rohre kann auch die Oberfläche
des inneren Rohrs durch aufgeklebte oder geschweißte Stege derart gestaltet sein,
daß sich beim Einstecken in das äußere Rohr 2 und anschließendem Ausgießen für einen
Kühlkreislauf verwendbare Hohlräume ergeben.
[0033] Anstelle den Ringraum 4 mit einem Duroplast zu füllen, kann er auch mit einer Flüssigkeit
gefüllt sein. Die Rohre können dabei durch federnde Stege gegeneinander abgestützt
sein und der Ringraum kann an seinen beiden Stirnseiten flüssigheitsdicht abgeschlossen
sein. An den Ringraum kann ein Druckgefäß angeschlossen werden. Die Federkräfte sind
dann mindestens so groß zu wählen, daß sie das Gewicht der jeweiligen Rohre tragen.
Die Kraftübertragung während des Walzens erfolgt über die Flüssigkeit.
[0034] Anstelle die Spalte zwischen den Rohren auszufüllen, können die Rohre auch aufeinander
aufgeschrumpft werden. Zum Aufschrumpfen wird beginnend beim innersten Rohr das nächstfolgende
auf eine etwas höhere als im Betrieb auftretende Temperatur erwärmt und über die in
ihm liegenden Rohre gezogen. Danach läßt man abkühlen. Nach erfolgter Abkühlung wird
das nach außen folgende nächste Rohr erwärmt und aufgezogen. Eine Dornstange aus
aufgeschrumpften Rohren hat jedoch den Nachteil, daß die einzelnen Rohre nicht mehr
thermisch gegeneinander isoliert sind. Auch ist deren Herstellung sehr teuer, da
die beiden aufgezogenen Rohrflächen sehr ge nau bearbeitet werden müssen, was bei
den großen Längen äußerst schwierig aud aufwendig ist.
1. Dornstange (1) für Rohrwalzwerke, bei denen die Luppe (5) auf der Dornstange (1)
gewalzt wird, gekennzeichnet durch mindestens zwei ineinanderliegende Rohre (2, 3).
2. Dornstange (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die ineinanderliegenden
Rohre (2, 3) aus Stahl bestehen.
3. Dornstange (1) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die ineinanderliegenden
Rohre (2, 3) durch wenigstens einen Zwischenraum (4) radial voneinander distanziert
sind, in dem ein Kraftübertragungsmittel angeordnet ist, das die auf das äußere Rohr
(2) wirkenden Walzkräfte auf das oder die inneren Rohre (3) überträgt, so daß das
äußere Rohr (2) durch das oder die inneren Rohre (3) abgestützt ist.
4. Dornstange (1) nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die ineinanderliegenden
Rohre (2, 3) koaxial zueinander angeordnet sind, und daß die Differenz zwischen dem
Innendurchmesser des äußeren (2) und dem Außendurchmesser des inneren Rohres (3) sowie
der Ausdehnungskoeffizient des Kraftübertragungsmittels so bemessen sind, daß die
unterschiedliche Ausdehnung der Rohre (2, 3) infolge der beim Walzen auf das äußere
Rohr (2) einwirkenden, und von diesem zum Kraftübertragungsmittel geleiteten Wärme
durch die Ausdehnung des Kraftübertragungsmittels annähernd ausgeglichen wird.
5. Dornstange (1) nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Kraftübertragungsmittel
ein den Zwischenraum (4) wenigstens teilweise ausfüllender Duroplast ist.
6. Dornstange (1) nach einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das
Kraftübertragungsmittel aus einem Epoxidharz oder einem Furanharz besteht.
7. Dornstange (1) nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß dem Kraftübertragungsmittel
zur Beeinflussung seiner Wärmeleitfähigket und/oder seines Ausdehnungskoeffizienten
ein Zuschlagstoff beigemischt ist.
8. Dornstange (1) nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Zuschlagstoff
aus anorganischen Fasern oder Metallpulver besteht.
9. Dornstange (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß das
äußere Rohr (2) gegenüber dem oder den inneren Rohren (3) eine erhöhte Außenhärte
und -güte hat.
10. Dornstange (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß
das äußere Rohr (2) aus hochlegiertem.Stahl, vorzugsweise Nickelstahl, und das oder
die inneren Rohre (3) aus Grundstahl besteht.
11. Dornstange (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß
im inneren bzw. innersten Rohr (3) ein Kühlrohr (9) angeordnet ist.
12. Dornstange (1) nach einem der Ansprüche 3 bis 8, gekennzeichnet durch Kühlkanäle
im Zwischenraum bzw. wenigstens in einem der Zwischenräume (4).