(57) Geräuschmindernde Schiene, insbesondere Rillenschiene für Kurven von Straßenbahngleisen,
welche in der Lauffläche des Schienenkopfes mittig eine in Schienenlängsrichtung verlaufende
Ausnehmung, die profilgerecht mit einem NE-Metall ausgefüllt ist, aufweist, und im
Restquerschnitt aus Stahl besteht, wobei die Ausnehmung mit einem Lagermetall ausgefüllt
ist. Als Lagermetall wird vorzugsweise eine an sich bekannte bleireiche oder zinnreiche
Legierung verwendet.
[0001] Die Erfindung betrifft eine geräuschmindernde Schiene, insbesondere Rillenschiene
für Kurven von Straßenbahngleisen, welche in der Lauffläche des Schienenkopfes mittig
eine in Schienenlängsrichtung verlaufende Ausnehmung, die profilgerecht mit einem
NE-Metall ausgefüllt ist, aufweist, und im Restquerschnitt aus Stahl besteht.
[0002] Es ist bekannt, daß Schienenfahrzeuge, insbesondere in Kurven mit engen Radien, Geräusche
verursachen können, deren Stärke in vielen Fällen über das erträgliche und zulässige
Maß hinausgehen. Diese Geräusche werden im wesentlichen durch Schlupfschwingungen
verursacht, die z.B. darauf zurückzuführen sind, daß die fest auf einer Achse angeordneten
Räder bei Kurvenfahrten unterschiedliche Wege zurücklegen müssen, wodurch ein Schlupf
für den Wegausgleich auftritt. Bis zum Schlüpfen tritt jedoch eine steigende Verspannung
der Räder ein, bis der Haftwert zwischen Rad und Schiene überschritten wird und eine
ruckartige Entspannung einsetzt. Unter ihrem Einfluß führt der Radsatz Drehschwingungen
aus, deren Schwingungsenergie zum Teil als Luftschall an die Umgebung übergeht, während
ein anderer Teil als Körperschall abgegeben wird.
[0003] Diese Verhältnisse treten insbesondere bei Straßenbahngleisen auf, die kleine Kurvenradien
aufweisen. Die Steifheit und Einbettung der Rillenschienengleise erlauben den in Kurven
zwängenden und schlüpfenden Rädern der Straßenbahnfahrzeuge unter bestimmten Berührungsverhältnissen
kurze, schnelle Reibschwingungen, die zu den bekannten, in vielen Fällen unerträglichen
Geräuschen hoher Tonlage und unter anderem zu starken seitlichen Ausfahrungen der
Schienenköpfe und Leitschienen führen.
[0004] Zu Veminderung der Geräuschentwicklung sind entsprechend dem Stand der Technik eine
große Anzahl von Vorschlägen gemacht worden. So hat man z.B. im Bereich der Lauf-
und Führungsflächen der Schienen dünne Auflagen aus Blei oder Zinn aufgetragen. Diese
Auflagen haben jedoch nur eine sehr geringe Verschleißfestigkeit und werden deshalb
schnell abgetragen. Außerdem werden die Bremswege der auf diesen Schienen fahrenden
Fahrzeuge in nicht vertretbarem Maße erhöht.
[0005] Aus der DE-PS 19 03 177 ist eine geräuschmindernde Schiene, die im Bereich der Lauf-
und Führungsflächen Auflagen aus NE-Metall aufweist und im Restquerschnitt aus Stahl
besteht, bekannt, wobei das Ne-Metall aus einer ein- oder mehrphasigen Bronze mit
mindestens 50 % Kupfergehalt und einem oder mehreren Legierungselementen, vorzugsweise
Aluminium, Eisen, Mangan oder bzw. und Nickel, besteht.
[0006] Vorzugsweise ist das NE-Metall eine mehrphasige Aluminiumbronze mit 8 % Aluminium-,
2 % Eisen-, 12 % Mangan- und 2 % Nickelgehalt neben Kupfer als Restgehalt.
[0007] Die nach dieser Patentschrift verwendeten Bronzen weisen hohe Festigkeits- und Verschleißeigenschaften
auf. Die Bronze ist dabei mit dem restlichen stählernen Schienenwerkstoff vorzugsweise
stoffschlüssig durch Schweißung verbunden. Die Aufschweißung der Bronze kann sowohl
bei neuen wie abgenutzten Schienen sowohl in Fabrikationsstätten als auch im eingebauten
Gleis angewendet werden. Nach dem Aufschweißen werden die Schienen im Aufschweißungsbereich
profilgerecht geschliffen. Es hat sich jedoch gezeigt, daß auch dieser Lösungsvorschlag
nicht voll befriedigen kann.
[0008] Aus der DE-PS 583 928 ist eine Schiene bekannt, welche zwecks Vermeidung der Geräuschbildung
durch Schlitze, Einschnitte oder dergleichen unterbrochen ist. Als Schiene wird dabei
eine Rillenschiene verwendet, bei der die Fahrschiene und die Zwangsschiene entweder
aus einem Stück besteht oder bei der die Fahrschiene und die Zwangsschiene miteinander
lösbar verbunden sind. Die Schlitze oder Einschnitte verlaufen dabei quer zur Schienenlängsrichtung
abwechselnd in der Oberkante und der Unterkante der Zwangsschiene. Diese Schlitze
oder Einschnitte können dabei mit verschleißfestem oder schmierendem Werkstoff, wie
z.B. Blei oder Weißmetall (Lagermetall), ausgefüllt werden. Diesem Lösungsgedanken
liegt die Überlegung zugrunde, daß die Schallfortleitung durch diese Schlitze gehemmt
wird. Jedoch hat auch dieser Vorschlag nicht zu einer Lösung des Problems der Geräuschverminderung
geführt. Ein wesentlicher Nachteil einer solchen Schiene mit quer verlaufenden Schlitzen
oder Einschnitten zeigt eine wesentlich verminderte mechanische Belastbarkeit und
kann deshalb in rauhen Streckenbetrieben nicht eingesetzt werden.
[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine geräuschmindernde Schiene zu schaffen,
die die Eigenschaft der Geräuschminderung über einen langen Zeitraum behält und deren
Festigkeitseigenschaften nicht vermindert sind.
[0010] Gegenstand der Erfindung ist somit eine geräuschmindernde Schiene, insbesondere Rillenschiene
für Kurven von Straßenbahngleisen, welche in der Lauffläche des Schienenkopfes mittig
eine in Schienenlängsrichtung verlaufende Ausnehmung, die profilgerecht mit einem
NE-Metall ausgefüllt ist, aufweist, und im Restquerschnitt aus Stahl besteht und
welche dadurch gekennzeichnet ist, daß die Ausnehmung mit einem Lagermetall ausgefüllt
ist.
[0011] Als Lagermetalle eignen sich insbesondere die bleireichen und zinnreichen Legierungen,
wie sie z.B. in der DIN iso 4381 beschrieben sind. Beispiele solcher Legierungen sind:
Tabelle 1
Bleireiche Legierungen |
Chemische Elemente |
Chemische Zusammensetzung in % (Masseanteile) |
|
PbSb15SnAs |
PbSb15Sn10 |
PbSb14Sn9CuAs |
PbSb10Sn6 |
Pb |
80,0 bis 84,0 |
71,0 bis 77,0 |
70,0 bis 78,0 |
80,0 bis 86,0 |
Sb |
13,5 bis 15,5 |
14,0 bis 16,0 |
13,0 bis 15,0 |
9,0 bis 11,0 |
Sn |
0,9 bis 1,7 |
9,0 bis 11,0 |
8,0 bis 10,0 |
5,0 bis 7,0 |
Cu |
0,7 |
0,7 |
0,7 bis 1,5 |
0,7 |
As |
0,8 bis 1,2 |
0,6 |
0,3 bis 1,0 |
0,25 |
Cd |
0,02 |
0,05 |
0,3 bis 0,7 |
0,05 |
Ni |
- |
- |
0,2 bis 0,6 |
- |
Bi |
0,1 |
0,1 |
0,1 |
0,1 |
Fe |
- |
0,1 |
0,1 |
0,1 |
Al |
0,005 |
0,005 |
0,005 |
0,005 |
Zn |
0,005 |
0,005 |
0,005 |
0,005 |
Sonstige zusammen |
0,2 |
0,2 |
0,2 |
0,2 |
Tabelle 2
Zinnreiche Legierungen |
Chemische Elemente |
Chemische Zusammensetzung in % (Masseanteile) |
|
SnSb12Cu6Pb |
SnSb8Cu4 |
SnSb8Cu4Cd |
Sn |
79,0 bis 81,0 |
88,0 bis 90,0 |
88,0 bis 99,0 |
Sb |
11,0 bis 13,0 |
7,0 bis 8,0 |
7,0 bis 8,0 |
Cu |
5,0 bis 7,0 |
3,0 bis 4,0 |
3,0 bis 4,0 |
Cd |
- |
- |
0,8 bis 1,2 |
Pb |
1,0 bis 3,0 |
0,35 |
0,35 |
As |
0,1 2) |
0,1 3) |
0,5 |
Ni |
- |
- |
0,1 bis 0,5 |
Bi |
0,08 |
0,08 |
0,08 |
Fe |
0,1 |
0,1 |
0,05 |
Al |
0,005 |
0,005 |
0,005 |
Zn |
0,005 |
0,005 |
0,005 |
Sonstige zusammen |
0,4 |
0,2 |
0,2 |
2) In Sonderfällen ist ein Höchstwert von 0,8 % (Masseanteile) zulässig |
3) In Sonderfällen ist ein Höchstwert von 0,5 % (Masseanteile) zulässig |
[0012] Als besonders brauchbar hat sich folgende Legierung erwiesen:
Chemische Zusammensetzung % (Masseanteile) |
Pb |
82,2 |
Sn |
6 |
Cd |
0,5 |
Cu |
0,8 |
Sb |
10,0 |
Ni |
- |
As |
0,5 |
[0013] Zur Herstellung der erfindungsgemäßen Schienen werden neue Schienen vorzugsweise
am Ort der Herstellung oder verlegte Schienen durch Fräsen oder Schleifen mit einer
Nut versehen, die mittig im Schienenkopf und in Schienenlängsrichtung verlaufend
angeordent sind. Diese Längsnut hat vorzugsweise eine mittlere Breite von 8 bis 18
mm und eine Tiefe von 3 bis 10 mm. Besonders bevorzugt weist die Längsnut eine mittlere
Breite von 10 bis 15 mm und eine Tiefe von 3 bis 6 mm auf. Vor dem Einbringen des
Lagermetalls werden zweckmäßig die Begrenzungsflächen der Nut verzinnt. Dies kann
in an sich bekannter Weise mit einer Ammonchlorid/Alkalichloride enthaltenden Zinnpulverpaste
in die Nut und Beaufschlagung der Nut mit der Flamme eines Brenners geschehen. In
die so vorbereitete verzinnte Nut wird das Lagermetall in einem gewissen Überschuß
eingeschmolzen. Nach dem Erkalten wird der über das Profil des Schienenkopfes ragende
Überschuß des Lagermetalls in an sich bekannter Weise abgetragen. Dies kann von Hand
oder unter Verwendung von Schienenkopfschleifmaschinen geschehen.
[0014] Es hat sich bei entsprechenden Versuchen in eingebauten Gleisen, z.B. Kehrschleifen
von Straßenbahnen, gezeigt, daß die erfindungsgemäßen Schienen geräuschfrei befahren
werden können, ohne daß störende Quietschgeräusche auftreten. Die mechanische Festigkeit
der erfindungsgemäßen Schienen ist weitgehend erhalten. Der Bremsweg der auf diesen
Schienen fahrenden Fahrzeuge liegt innerhalb der vorgeschriebenen Bedingungen.
[0015] Mit der vorliegenden Erfindung wird somit das der DE-PS 19 03 177 zu entnehmende
Voruteil überwunden, daß das die Nut ausfüllende Material besondere Festigkeitseigenschaften
aufweisen muß. Bei Einhaltung der Abmessungen der Nut ist sichergestellt, daß die
für die Gewährleistung der Sicherheit erforderliche Festigkeit der Schiene im Bereich
der Radauflage erhalten bleibt, jedoch andererseits das in der Nut angeordnete Lagermetall
die Entstehung von Quietschgeräuschen verhindert. Eine solche Lehre konnte auch nicht
der DE-PS 583 928 entnommen werden, da hier Lagermetalle in quer zur Schienenlängsrichtung
verlaufenden Schlitzen oder Einschnitten eingebracht sind, welche die Bruchfestigkeit
der Schiene mindern, und diese Schlitze oder Einschnitte vorzugsweise in der Ober-
und Unterkante der Einsatzzwangsschiene angeordnet sind.
1. Geräuschmindernde Schiene, insbesondere Rillenschiene für Kurven von Straßenbahngleisen,
welche in der Lauffläche des Schienenkopfes mittig eine in Schienenlängsrichtung
verlaufende Ausnehmung, die profilgerecht mit einem NE-Metall ausgefüllt ist, aufweist,
und im Restquerschnitt aus Stahl besteht, dadurch gekennzeichnet, daß die Ausnehmung
mit einem Lagermetall ausgefüllt ist.
2. Schiene nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Lagermetall eine bleireiche
oder zinnreiche an sich bekannte Lagermetalllegierung ist.
3. Schiene nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die mit Lagermetall
ausgefüllte Längsnut eine mittlere Breite von 8 bis 18 mm und eine Tiefe von 3 bis
10 mm aufweist.
4. Schiene nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Längsnut eine mittlere
Breite von 10 bis 15 mm und eine Tiefe von 3 bis 6 mm aufweist.