[0001] Die Erfindung betrifft photographische Silberhalogenidmaterialien zur Erzeugung von
Bildern mit ultrasteiler Gradation vorzugsweise für die Schnellverarbeitung, die bestimmte
Arylhydrazide enthalten, sowie neue Arylhydrazide für die Verwendung in solchen photographischen
Materialien.
[0002] Photographische Silberhalogenidsysteme mit ultrasteiler Gradation werden beispielsweise
in der Reproduktionstechnik zum Erzeugen von gerasterten Bildern aus Halbtonaufzeichnungen,
für die Fotosatztechnik, sowie für Strichaufnahmen und Fotomasken verwendet. Der Begriff
"ultrasteil" soll dabei darstellen, daß die Gradation höher ist als man erwarten kann,
wenn man annimmt, daß jedes einzelne Emulsionskorn unabhängig von seinen Nachbarn
belichtet und entwickelt wird. Solche Systeme nutzen beispielsweise Effekte aus, bei
denen durch die Entwicklung eines Korns die Entwicklung benachbarter Körner initiiert
wird, auch wenn diese nicht hinreichend belichtet wurden um für sich allein entwickelbar
zu sein ("ansteckende Entwicklung").
[0003] Seit langem bekannt sind sogenannte Lith-Systeme. Diese bestehen aus Filmen, bei
denen meist der größte Anteil des Silberhalogenids als Chlorid vorliegt und dazugehörigen
Entwicklern, welche durch einen relativ hohen pH-Wert, einen niedrigen Gehalt an Sulfit
und das Fehlen superadditiv wirkender Entwicklersubstanzen gekennzeichnet sind. Dementsprechend
ist die Lichtempfindlichkeit der Filme und ihre Entwicklungsgeschwindigkeit relativ
begrenzt und es erfordert einen beträchtlichen Aufwand, die Aktivitat der Entwickler
über längere Zeit konstant zu halten.
[0004] Diese Nachteile sind durch neuerdings in die Praxis eingeführte Systeme gemildert
worden, bei denen die Entwicklung des photographischen Materials in Gegenwart gewisser
Hydrazinverbindungen durchgeführt wird. Eine Zusammenfassung der umfangreichen Literatur
hierzu gibt die Research Disclosure 35 010 (November 1983). Danach werden meist sogenannte
aktivierte Hydrazinverbindungen verwendet, die durch die allgemeine Formel CT - N
R¹ - N R² - Ac beschrieben werden können. Dabei bedeutet CT einen tertiären Kohlenstoff
- meist als Bestandteil eines aromatischen Ringsystems wie Phenyl-, R¹ und R² alkalisch
abspaltbare Reste und Ac eine aktivierende Gruppe. Die Hydrazinverbindungen werden
üblicherweise den lichtempfindlichen Schichtsystemen zugesetzt. Durch die Einwirkung
der alkalischen Entwicklerlösung im Zusammenwirken mit den bei der Entwicklung der
Silberhalogenidkörner aus der Entwicklersubstanz entstehenden Oxidationsprodukten
sollen dann freie Hydrazinverbindungen entstehen, die benachbarte Körner verschleiern.
In der Praxis bevorzugt sind Hydrazinverbindungen, bei denen die aktivierenden Gruppen
über Carbonylgruppen an den Hydrazinstickstoff gebunden sind. Wenn es sich bei CT
um einen tertiären Kohlenstoff in einer aromatischen Gruppe handelt, werden diese
Substanzen auch als Arylhydrazide bezeichnet.
[0005] Ein Nachteil der Systeme mit Hydrazinverbindungen besteht darin, daß die Entwicklung
bei relativ hohen pH-Werten durchgeführt werden muß. Die einschlägigen Druckschriften
beschreiben zwar Entwickler-pH-Werte im Bereich von etwa 9 bis 12,5, in der Praxis
wird jedoch ausschließlich bei Werten über 11,5 gearbeitet, weil anders keine befriedigende
Entwicklungsgeschwindigkeit erreicht wird und die Bildqualität ungenügend ist. Daher
sind die Entwicklerlösungen auch nicht für ein problemfreies Arbeiten hinreichend
stabil. Sie sind insbesondere trotz ihrer hohen Sulfitgehalte sehr empfindlich gegenüber
Luftsauerstoff. Auch wird durch unvermeidliche geringe Schwankungen des pH-Wertes
während des Betriebs die Entwicklungscharakteristik so stark verändert, daß es schwierig
ist, über längere Zeit gleichmäßige Ergebnisse zu erhalten.
[0006] Weitere Probleme sind die starke Korrosion der Entwicklungsmaschinen durch die hochalkalischen
Entwicklerlösungen sowie die Entsorgung der vergleichsweise stark gepufferten verbrauchten
Lösungen.
[0007] In der EP 02 53 665-41 werden photographische Materialien vorgeschlagen, die Hydrazinverbindungen
enthalten, bei denen die aktivierende Gruppe im alkalischen Entwicklermedium unter
Ausbildung einer ringförmigen Struktur abgespalten wird. Diese Materialien lassen
sich schon bei pH 11 mit befriedigendem Resultat entwickeln. Hierdurch werden die
oben geschilderten Nachteile zwar gemildert; es besteht aber nach wie vor ein Bedürfnis
für eine weitere Verbesserung. Darüber hinaus sind die dort verwendeten Arylhydrazide
nur über mehrstufige Synthesen bzw. mit mäßigen Ausbeuten herstellbar.
[0008] Obgleich sich die Hydrazinverbindungen schon heute in vieler Hinsicht den Lithsystemen
technisch überlegen zeigen, besteht doch insbesondere das Bedürfnis, den Verarbeitungsprozeß,
dessen Dauer maßgeblich durch die Entwicklungszeit bestimmt wird, noch weiter zu beschleunigen.
[0009] Aufgabe der Erfindung ist es daher, photographische Silberhalogenidmaterialien mit
Hydrazinverbindungen anzugeben, die sich bei relativ niedrigen pH-Werten vergleichsweise
schnell zu ultrasteiler Gradation entwickeln lassen. Eine weitere Aufgabe ist es,
Materialien dieser Art anzugeben, bei denen das Ergebnis der Entwicklung nur wenig
vom pH-Wert des Entwicklers abhängt. Eine weitere Aufgabe besteht darin, neue Hydrazinverbindungen
anzugeben, die zur Herstellung von solchen Materialien geeignet sind und mit geringem
Aufwand und guter Ausbeute hergestellt werden können.
[0010] Diese Aufgabe wird gelöst durch photographische Silberhalogenidmaterialen, die Verbindungen
der Formel (I) enthalten,
Ar - NR - NR¹ - G - X⁺ A⁻ (I)
hierin bedeuten
Ar eine substituierte Phenylgruppe oder eine andere substituierte oder unsubstituierte
Arylgruppe,
G die Gruppe CO, SO, SO₂, PO₂, PO₃ oder C=NR²,
X⁺ einen Rest, der eine kationische Gruppe enthält,
R, R¹, R² Wasserstoff, Alkyl oder Alkylsulfinyl mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen,
A⁻ ein Anion.
[0011] Der Rest Ar kann außer durch einen substituierte Phenylrest auch durch einen anderen,
substituierten oder unsubstituierten Arylrest, beispielsweise einen Naphthyl-, einen
Anthryl- oder einen Phenanthrylrest dargestellt werden.
[0012] Die Substituenten am aromatischen Ringsystem des Restes Ar enthalten bevorzugt solche
Gruppen, die gemäß dem Stand der Technik angewendet werden, um der Hydrazinverbindung
bestimmte Eigenschaften, wie z.B. eine bestimmte Diffusionsfähigkeit (Ballastgruppen)
oder ein bestimmtes Adsorptionsverhalten am Silberhalogenid (adsorptionsfördernde
Gruppen), zu verleihen. Beispiele solcher Substituenten sind unverzweigtes, verzweigtes
oder cyclisches Alkyl, Alkenyl oder Alkinyl, vorzugsweise mit 1 bis 20 Kohlenstoffatomen,
das seinerseits auch weiter mit einem der in diesem Absatz genannten Reste substituiert
sein kann, Halogenatome, Cyan, Carboxyl, Amino, substituierte oder unsubstituierte
Arylreste mit 6 bis 14 Kohlenstoffatomen, Alkylamino- und Acylaminoreste mit 1 bis
20 Kohlenstoffatomen, Thioharnstoffreste und andere Thiocarbonylgruppen enthaltende
Reste, Alkoxy- und Aryloxyreste, aliphatische und aromatische Acyloxyreste, Urethangruppen,
Alkyl- und Arylsulfonyl, Alkyl- und Arylsulfonamidoreste sowie Reste stickstoff- oder
schwefelhaltiger Heterocyclen mit 5 bis 10 Gliedern, wie Imidazol, Thiazol, Benzthiazol,
Benzimidazol. Die genannten Substituenten können unabhängig voneinander an den Arylrest
gebunden oder auch, sich gegenseitig substuierend, zu einer Kette verbunden sein,
die ein Wasserstoffatom des Arylrests ersetzt. Günstig wirken solche Substituenten,
welche die Elektronendichte des aromatischen Ringsystems durch mesomere oder induktive
Effekte erhöhen.
[0013] Der Rest X⁺ enthält eine Gruppe mit einer permanenten positiven Ladung, wie sie beispielsweise
in Oniumverbindungen, wie Ammonium-, Phosphonium-, Oxoniumverbindungen vorhanden sind.
[0014] Daß die erfindungsgemäßen Verbindungen mit kationischen Gruppen im aktivierenden
Rest verbesserte Eigenschaften, insbesondere eine höhere Entwicklungsgeschwindigkeit
bei geringen pH-Werten, besitzen würden, war vom Fachmann aufgrund des Standes der
Technik nicht vorauszusehen. Ein bekannter Vergleichsversuch mit einfachen Hydrazinen
(DE 27 25 743 C3, Seite 14) zeigt vielmehr keinerlei Einfluß einer solchen Gruppe
auf die Entwicklung der Gradation. Nach DE 11 99 612 wirkt ein am Arylrest unsubstituiertes
Arylhydrazid mit einer kationischen Gruppe im Acylrest auf hochempfindliche Jodobromidemulsionen
stark schleiernd ohne daß die Gradation beeinflußt wird. Dagegen zeigen die erfindungsgemäßen
Materialien auch bei längerer Lagerung keinen Schleieranstieg und bei geeigneter Entwicklung
auch ultrasteile Gradation.
[0015] Das Anion A⁻ kann ein Halogenidanion, beispielsweise ein Chlorid-, Bromid- oder Iodidion,
aber auch ein komplexes anorganisches Ion wie Sulfat oder Perchlorat oder auch ein
gebräuchliches organisches Anion wie Toluolsulfonat oder Trichloracetat sein. Bevorzugt
werden Anionen starker Säuren. Wenn die Hydrazinverbindung an einem Rest mit einer
anionischen Gruppe substituiert ist, fällt das Anion gegebenenfalls wegen der Bildung
eines inneren Salzes weg.
[0016] Obwohl als Rest Ar eine Anzahl verschiedener Arylgruppen in Frage kommt, werden substituierte
Phenylgruppen Ph wegen der leichteren Zugänglichkeit bevorzugt. Demgemäß entsprechen
die bevorzugten Arylhydrazide der Formel:
Ph - NR - NR¹ - G - X⁺ A⁻ (Ia).
Hierin bedeuten
Ph eine substituierte Phenylgruppe,
G die Gruppe CO, SO, SO₂, PO₂, PO₃ oder C=NR²,
X⁺ einen Rest, der eine kationische Gruppe enthält,
R, R¹, R² Wasserstoff, Alkyl oder Alkylsulfinyl mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen,
A⁻ ein Anion.
[0017] Die Substituenten an der Phenylgruppe können die gleichen sein, die oben für die
Arylgruppe Ar genannt wurden.
[0018] Ebenfalls wegen der leichteren Herstellbarkeit werden auch Verbindungen bevorzugt,
bei denen die Gruppe G durch eine Carbonylgruppe dargestellt ist. Solche Verbindungen
werden durch die Formel
Ph - NR - NR¹ - CO - X⁺ A⁻ (Ib)
beschrieben. Hierin bedeuten
Ph eine substituierte Phenylgruppe,
X⁺ einen Rest, der eine kationische Gruppe enthält,
R, R¹ Wasserstoff, Alkyl oder Alkylsulfinyl mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen,
A⁻ ein Anion.
[0019] Unter den Resten X⁺, die eine kationische Gruppe enthalten, werden bevorzugt solche
Reste Y⁺, bei denen die positive Ladung durch ein quaterniertes Stickstoffatom, beispielsweise
in aliphatischer oder aromatischer Bindung, eingebracht wird. Die entsprechenden Arylhydrazide
werden durch die Formel
Ph - NR - NR¹ - G - Y⁺ A⁻ (Ic)
wiedergegeben. Hierin bedeuten
Ph eine substituierte Phenylgruppe,
G die Gruppe CO, SO, SO₂, PO₂, PO₃ oder C=NR²,
Y⁺ einen Rest, der eine kationische Gruppe mit mindestens einem quaternierten
Stickstoffatom enthalt,
R, R¹ Wasserstoff, Alkyl oder Alkylsulfinyl mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen,
A⁻ ein Anion.
[0020] Der Rest Y⁺ kann durch quaternäre Ammoniumreste, die über eine geradkettige oder
gegebenenfalls verzweigte Kohlenwasserstoffkette mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen, die
auch ein etherartig gebundene Sauerstoffatom enthalten kann, an G gebunden sind oder
auch durch heterocyclische Reste mit quaternärem Stickstoff dargestellt werden. Im
letzteren Fall wird die Bindung des quaternären Stickstoffs an G sowohl durch Kohlenstoffatome
des heterocyclischen Ringsystems als auch durch Seitenkettenkohlenstoff- oder Sauerstoffatome
erreicht. Eine unmittelbare Bindung des quaternären Stickstoffs an G ist ausgeschlossen.
Beispiele für solche Reste sind Trialkylammoniummethyl, 2-Trialkylammoniumethyl, Pyridinium-1-ylmethyl,
1-Alkylpyridinium-2-yl, 1-Alkylpyridinium-3-yl, 1-Alkylpyridinium-4-yl, Hydroxyethyldimethylammoniummethyl,
4-Sulfoethylpyrididinium-1-ylmethyl, n-Dodecyldimethylammoniummethyl, 2-Methylthiazolinium-3-ylmethyl,
N-Ethylpyridinium-3-oxymethyl.
[0021] Bei der Ausarbeitung der Erfindung wurden neue Arylhydrazide gefunden, die durch
die allgemeine Formel (II) beschrieben werden.

[0022] Hierin bedeuten R₁ bis R₅ Reste, die gleich oder verschieden sein konnen, von denen
jedoch mindestens einer kein Wasserstoff ist, und die durch Wasserstoff, Alkyl, Alkoxy,
Hydroxyalkyl, Haloalkyl, Alkylamino, aliphatisches Acylamino oder Cycloalkyl mit jeweils
1 bis 20 Kohlenstoffatomen, Aryl, Aryloxy oder aromatisches Acylamino mit jeweils
6 bis 10 Kohlenstoffatomen, Aralkyl oder Aralkoxy mit 1 bis 3 Kohlenstoffatomen in
der Alkylenkette oder einen mit einem ggf. mit einem oder mehreren Alkylresten mit
1 bis 10 Kohlenstoffatomen substituierten Phenoxyrest substituierten aliphatischen
Acylaminorest mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen dargestellt werden,
Q⁺ Trialkylammonium, oder Pyridinium-1-yl, oder N-Alkylpyridinium-m-yl mit m = 2,
3, oder 4, oder Thiazolinium-3- yl oder N-Alkylthiazolinium-m-yl mit m = 2, 4, oder
5, wobei die heterocyclischen Ringe mit weiteren Alkylresten substituiert sein können,
und wobei alle Alkylgruppen eines Restes Q⁺ gleich oder verschieden sein und/oder
mit Hydroxyl- oder Sulfosäuregruppen substituiert sein können, jede Alkylgruppe höchstens
12 Kohlenstoffatome aufweist, jedoch im Fall des Trialkylammoniums auch zwei von ihnen
mit dem quaternären Stickstoff einen Ring mit 3 bis 12 Gliedern bilden können,
B eine Brücke, die aus 1 bis 3 Methylengruppen, die jeweils mit Methyl oder Ethyl
substituiert sein können, oder, wenn Q⁺ N-Alkylpyridinium-m-yl oder N-Alkylthiazolinium-m-yl
ist, auch aus einem Sauerstoffatom oder aus einer einfachen Bindung bestehen kann,
A⁻ ein Anion, welches wegfällt, wenn Q⁺ eine Sulfogruppe enthält.
Nachstehend werden einige Beispiele für erfindungsgemäße Arylhydrazide der Formel
(II) angegeben:

[0023] Die erfindungsgemäßen Arylhydrazide können nach verschiedenen Verfahren auf einfache
Weise hergestellt werden, beispielsweise aus äquimolaren Mengen des Arylhydrazins,
der entsprechenden Carbonsäure und Dicyclohexylcarbodiimid (vgl. Methoden der Organischen
Chemie (Houben-Weyl), 4. Aufl., Band X/2, Seite 355). Ein anderer Weg, den Arylrest
in das Hydrazid einzubauen, führt über Chinonmonoacylhydrazone bzw. Chinonoximmonoacylhydrazone
(vgl. Houben-Weyl, gleicher Band, Seite 233). Eine dritte Möglichkeit besteht in der
Hydrazinolyse von Carbonsäureestern (Houben-Weyl, gleicher Band, Seite 360 f.). Weitere
Synthesemöglichkeiten sind dem Fachmann bekannt.
[0024] Eine besonders bevorzugte Ausführungsform der Erfindung stellen photographische Silberhalogenidmaterialien
dar, welche Verbindungen nach der allgemeinen Formel (II) enthalten.
[0025] Die lichtempfindlichen Silberhalogenide der erfindungsgemäßen Materialien bestehen
aus Silberchlorid, Silberbromid, Silberchlorobromid, Silberbromoiodid oder Silberchlorobromoiodid.
Sie können monodispers oder polydispers sein, eine einheitliche Zusammensetzung haben
aber auch Körner mit Kern-Schale-Aufbau aufweisen sowie auch Gemische von Körnern
verschiedener Zusammensetzung und Korngrößenverteilung sein. Sie werden unter Verwendung
eines hydrophilen kolloidalen Bindemittels, bevorzugt Gelatine, hergestellt. Methoden
zur Herstellung geeigneter lichtempfindlicher Silberhalogenidemulsionen sind dem Fachmann
bekannt und beispielsweise in der Research Disclosure 178 043, Kapitel I und II zusammengefaßt.
[0026] Bevorzugt für das erfindungsgemäße Material werden Silberhalogenidemulsionen, die
durch kontrollierten Doppelstrahleinlauf hergestellt werden, eine kubische Kornform
haben und deren Chloridanteil weniger als 50 Molprozent beträgt.
[0027] Die Korngröße der Emulsionen richtet sich nach der erforderlichen Empfindlichkeit
und kann zwischen 0,1 und 0,7 µm Kantenlänge betragen, der bevorzugte Bereich liegt
zwischen 0,15 und 0,30 µm Kantenlänge. Bei der Emulsionsherstellung können Edelmetallsalze,
besonders Salze von Rhodium oder Iridium zur Verbesserung der photographischen Eigenschaften
in den üblichen Mengen anwesend sein.
[0028] Die Emulsionen werden bevorzugt chemisch sensibilisiert. Geeignete Verfahren sind
die Schwefel-, die Reduktions- und die Edelmetallsensibilisierung, die auch in Kombination
angewendet werden können. Für letztere können beispielsweise Iridiumverbindungen benutzt
werden.
[0029] Die Emulsionen können mit ublichen Sensibilisierungsfarbstoffen spektral sensibilisiert
werden.
[0030] Die Emulsionen können auch übliche Antischleiermittel enthalten. Bevorzugt sind ggf.
substituiertes Benztriazol, 5-Nitroindazol und Quecksilberchlorid. Diese Mittel können
zu jedem Zeitpunkt bei der Emulsionsherstellung zugesetzt werden oder in einer Hilfsschicht
des photographischen Materials enthalten sein. Zur Verbesserung der photographischen
Eigenschaften kann der Emulsion vor oder nach der chemischen Reifung ein Jodid in
einer Menge von etwa 1 mmol je Mol Silber zugesetzt werden.
[0031] Die Emulsionen können auch bekannte Polymerdispersionen enthalten, durch die beispielsweise
die Dimensionsstabilität des photographischen Materials verbessert wird. Es handelt
sich dabei in der Regel um Latices hydrophober Polymere in wäßriger Matrix. Beispiele
für geeignete Polymerdispersionen sind in der Research Disclosure 176 043, Kapitel
IX B (Dezember 1978) genannt.
[0032] Die lichtempfindlichen Schichten der photographischen Materialien können mit einem
bekannten Mittel gehärtet sein. Dieses Härtemittel kann der Emulsion zugesetzt oder
über eine Hilfsschicht beispielsweise eine äußere Schutzschicht, eingebracht werden.
Ein bevorzugtes Härtungsmittel ist Hydroxydichlorotriazin.
[0033] Das photographische Material kann weitere Zusätze, die für die Erzeugung bestimmter
Eigenschaften bekannt und üblich sind, enthalten. Solche Mittel sind zum Beispiel
in der Research Disclosure 176 043 in den Kapiteln V (Aufheller), XI (Beschichtungshilfsmittel),
XII (Weichmacher und Gleitmittel) und XVI (Mattierungsmittel) aufgeführt.
[0034] Der Gelatinegehalt der Emulsionen liegt im allgemeinen zwischen 50 und 200 g je Mol
Silber; bevorzugt wird der Bereich zwischen 70 und 150 g je Mol Silber.
[0035] Die erfindungsgemäßen Arylhydrazide werden bevorzugt der Emulsion inkorporiert, können
aber auch in einer mit der Emulsionsschicht in Berührung stehenden Hilfsschicht enthalten
sein. Man setzt beispielsweise eine Lösung des Arylhydrazides einer der Gießlösungen
zu. Die Zugabe zur Emulsion erfolgt ggf. bevorzugt nach der chemischen Reifung, kann
aber auch zu einem anderen Zeitpunkt stattfinden. Ein geeignetes Lösungsmittel für
die erfindungsgemäßen Arylhydrazide ist zum Beispiel Ethanol. Die Konzentration der
Verbindungen im Film kann über einen weiten Bereich variiert werden und richtet sich
neben der Wirksamkeit der Verbindung auch nach den dem Fachmann bekannten Abhängigkeiten
der infektiösen Entwicklung von der weiteren Zusammensetzung des Filmes, z.B. dem
Bindemittelgehalt und der Bindemittelzusammensetzung, der Halogenidzusammensetzung
und der Korngröße der Emulsion, dem Grad der chemischen Reifung der Emulsion sowie
der Art und der Menge der Stabilisierung. Eine genaue Abstimmung der Menge mit den
genannten Parametern ist dem Fachmann ohne weiteres möglich. Die Konzentration der
Verbindungen kann im Bereich zwischen 10⁻⁵ mol/mol Ag bis 5x10⁻² mol/mol Ag liegen,
bevorzugt ist der Bereich zwischen 5x10⁻⁴ und 10⁻²³ mol/mol Ag.
[0036] Für die Verarbeitung der erfindungsgemäßen Materialien werden Entwicklerlösungen
verwendet, die bevorzugt Dihydroxybenzole wie Hydrochinon als Entwicklersubstanz enthalten.
Daneben können sie weitere, auch superadditiv wirkende Entwicklersubstanzen wie 1-Phenylpyrazolidinon
oder N-Methyl-p- aminophenol sowie bekannte Antischleiermittel enthalten. Der Sulfitgehalt
liegt bevorzugt über 0,15 mol/l. Die Entwicklung wird bevorzugt in Gegenwart weiterer
kontraststeigender Mittel, wie z.B. Alkanolamine oder sekundärer aliphatischer oder
aromatischer Alkohole, durchgeführt. Die Entwicklertemperatur liegt zwischen 15 und
50° C, bevorzugt zwischen 30 und 45° C. Die Entwicklerlösung weist einen pH-Wert zwischen
9 und 12,5 auf, wobei der Bereich zwischen 10 und 11,5 bevorzugt wird. Je nach der
Entwicklertemperatur kann die Entwicklungszeit 10 bis 500 s betragen.
[0037] Fixage, Wässerung und Trocknung der erfindungsgemäßen Materialien können nach bekannten
und in der Praxis eingeführten Verfahren erfolgen.
[0038] Die erfindungsgemäßen photographischen Silberhalogenidmaterialien lassen sich bereits
bei relativ niedrigen pH-Werten und kurzen Entwicklungszeiten zu ultrasteiler Gradation
und hervorragender Punktqualität entwickeln. Sie zeigen geringen Schleier und geringe
Neigung zur Bildung der dem Fachmann als "Pfeffer" bekannten schwarzen Flecken in
nicht bzw. wenig belichteten Bereichen. Der Einfluß des Entwickler-pH-Wertes auf die
Entwicklungsgeschwindigkeit und die Empfindlichkeit ist insbesondere im Bereich um
pH 11 gering, so daß sich im Betrieb unvermeidliche geringfügige pH-Schwankungen
nicht merklich auf das photographische Ergebnis auswirken.
[0039] Die erfindungsgemäßen Arylhydrazide zeigen gegenüber den aus dem Stand der Technik
bekannten Hydrazinverbindungen, insbesondere gegenüber den Formylhydraziden mit vergleichbarer
chemischer Struktur, eine höhere Wirksamkeit als Nucleirungsmittel. Sie können daher
in geringeren Mengen eingesetzt werden. Ihre Herstellung ist auf einfache Weise aus
leicht zugänglichen Ausgangsstoffen möglich.
[0040] Da die erfindungsgemäßen Materialien bei der Entwicklung nicht so hohe pH-Werte benötigen
wie Materialien nach dem Stand der Technik ergeben sich Vorteile hinsichtlich der
Regenerierungsraten, der Entsorgung verbrauchter Lösungen sowie der Korrosionsbeständigkeit
der Entwicklungsgeräte.
[0041] Das Anwendungsgebiet der erfindungsgemäßen Materialien ist die Reproduktionstechnik,
insbesondere die Herstellung von Rasterbildern aus Halbtonbildern auf herkömmlichem
oder auch elektronischem Wege, die Wiedergabe von Strichbildern und Fotomasken für
gedruckte Schaltungen oder andere Produkte der Fotofabrikation sowie die Herstellung
von Druckvorlagen mittels der Fotosatztechnik. Die erfindungsgemäßen Arylhydrazide
können bevorzugt mit lichtempfindlichen Silberhalogeniden angewendet werden.
[0042] Obwohl die Erfindung auf Arylhydrazide enthaltende photographische Silberhalogenidmaterialien
gerichtet ist, soll ein Verfahren nicht ausgeschlossen werden, bei dem Arylhydrazide
auch in der Entwicklerlösung enthalten sind.
Beispiel 1
Herstellung von 2-p-Tolyl-1-acethydrazidpyridiniumchlorid (Verbindung II-1)
[0043] 8,7 g (0,05 mol) Carboxymethylpyridiniumchlorid und 6,1 g (0,05 mol) p-Tolylhydrazin
wurden in 30 ml Methanol gelöst. 10,3 g (0,05 mol) Cyclohexylcarbodiimid wurden in
30 ml Tetrahydrofuran gelöst und bei Raumtemperatur langsam unter Rühren der methanolischen
Lösung zugesetzt. Das Gemisch wurde noch 2 h weitergerührt und dann auf 18° C gekühlt.
Nach 24 h wurde der gelbliche Feststoff abgetrennt und mit 50 ml eines Methanol-Wasser-Gemisches
(9 + 1) extrahiert. Hierbei ging das Produkt in Lösung während Dicyclohexylharnstoff
zurück blieb. Der Extrakt wurde auf - 18° C gekühlt und nach 16 h abfiltriert. Die
Mutterlauge des Reaktionsgemisches wurde auf die Hälfte eingeengt, 2 Tage bei - 18°
C stehen gelassen, der Bodenkörper abfiltriert und mit der ersten Fraktion vereinigt.
Ausbeute 8 g (58%).
Beispiel 2
Herstellung von 2-p-Methoxyphenyl-1-acethydrazidpyridiniumchlorid (Verbindung II-2)
[0044] Ausgehend von 8,7 g (0,05 mol) Carboxymethylpyridiniumchlorid, 6,9 g (0,05 mol) p-Methoxyphenylhydrazin
und 10,3 g (0,05 mol) Dicyclohexyl- carbodiimid wurde nach dem Verfahren gemäß Beispiel
1 gearbeitet. Ausbeute 8,9 g eines rötlichen Feststoffs (61% der Theorie).
Beispiel 3
Herstellung von 2-p-Tolyl-1-acethydrazidtrimethylammoniumchlorid (Verbindung II-5)
[0045] Ausgehend von 7,9 g (0,05 mol) p-Tolylhydrazinhydrochlorid, 5,9 g (0,05 mol) Betain
(wasserfrei) und 10,3 g (0,05 mol) Cyclohexylcarbodiimid wurde wie unter Beispiel
1 beschrieben gearbeitet. Ausbeute 6,5 g eines gelben Feststoffs (48% der Theorie).
Beispiel 4
Herstellung von 2-Tolyl-1-(2′-pyridyl)-acethydrazid (Vergleichssubstanz D)
[0046] Ausgehend von 6,1 g (0,05 mol) Tolylhydrazin, 6,9 g (0,05 mol) 2-Pyridylessigsäure
und 10,3 g (0,05 mol) Dicyclohexylcarbodiimid wurde analog zu Beispiel 1 gearbeitet,
jedoch wurde das Reaktionsgemisch noch 1 h bei 60° C gerührt und vor dem Abkühlen
mit 20 ml Wasser versetzt. Ausbeute 9,7 g (80%).
[0047] In den Anwendungsbeispielen wurden folgende Vergleichssubstanzen aus dem Stand der
Technik verwendet:

Beispiel 5
(Anwendungsbeispiel)
[0048] Eine Silberjodobromidemulsion (2 Molprozent Jodid) mit kubischen Körnern von 0,25
µm mittlerer Kantenlänge wurde durch pAg-kontrollierten Doppelstrahleinlauf hergestellt.
Die Emulsion wurde gewaschen und in Gegenwart von 0,11 mmol Natriumthiosulfat je Mol
Silberhalogenid chemisch sensibilisiert. Danach wurden ihr übliche Mengen Benzotriazol
und 5-Nitroindazol als Antischleiermittel, ein Sensibilisierungsfarbstoff für den
grünen Spektralbereich, eine Polyethylacrylatdispersion sowie übliche Beschichtungshilfsmittel
zugesetzt. Die Emulsion enthielt 80 g Gelatine je Mol Silberhalogenid.
[0049] Gleich Teile dieser Grundemulsion wurden mit Lösungen der in Tabelle 1 genannten
Verbindungen in Ethanol versetzt und auf einen mit einer Lichthofschutzschicht versehenen
Polyethylenterephthalat-Schichtträger aufgezogen. Gleichzeitig wurde noch eine Gelatineschutzschicht
(1 g/m² Trockengewicht), die auch ein Härtungsmittel enthielt, aufgetragen. Die so
hergestellten Versuchsfilme enthielten 4,4 g Silber je m². Die Filmproben wurden mit
Weißlicht durch eine Vorlage im Kontakt belichtet, die aus einem Halbtonkeil und aus
einem mit einem Kontaktraster unterlegten Halbtonkeil bestand. Die Verarbeitung erfolgte
in einer Entwicklungsmaschine (Duerr Graphica) mit Kodak Ultratec Entwickler (pH 11,6)
bei 38° C mit einer Entwicklungszeit von 30 s.
[0050] An der verarbeiteten Filmproben wurden folgende bewertungskriterien bestimmt:
- Dichte von Schleier und Unterlage (Dmin).
- Höchste Dickte (Dmax).
- Relative Empfindlichkeit (S, als - 10 x 1g (I x t) bei Dichte 3,0).
- Gradation zwischen den Dichten 1,0 und 3,0 (Gamma).
- Punktqualität (PQ, von 1 -schlechteste bis 10 - beste).
[0051] Die Ergebnisse der Auswertung in Tabelle 1 zeigen, daß die erfindungsgemäßen Verbindungen
bereits bei Anwendung relativ geringer Mengen ebenso gut wirken wie bekannte Verbindungen,
wenn bei pH 11,6 entwickelt wird.
Tabelle 1
Probe Nr. |
Verbindung |
Dmin |
Dmax |
S |
Gamma |
PQ |
|
Nr. |
Menge1) |
|
|
|
|
|
1 |
II-1 |
1,25 |
0,04 |
4,6 |
9,1 |
>25 |
8 |
2 |
II-1 |
2,5 |
0,04 |
4,7 |
10,2 |
>25 |
8 |
3 |
II-5 |
2,5 |
0,04 |
4,5 |
8,0 |
18 |
8 |
4 |
II-5 |
5,0 |
0,05 |
4,6 |
8,5 |
22 |
8 |
5 |
II-2 |
0,6 |
0,06 |
4,6 |
10,5 |
>25 |
9 |
6 |
II-2 |
1,2 |
0,06 |
4,5 |
11,2 |
>25 |
9 |
7 |
II-3 |
2,0 |
0,06 |
4,6 |
9,0 |
25 |
9 |
8 |
II-3 |
4,0 |
0,06 |
4,6 |
9,6 |
25 |
9 |
9 |
II-7 |
2,5 |
0,04 |
4,4 |
7,6 |
14 |
7 |
10 |
II-7 |
5,0 |
0,05 |
4,4 |
8,0 |
16 |
8 |
11 |
II-4 |
1,25 |
0,05 |
4,6 |
9,6 |
>25 |
10 |
12 |
II-4 |
2,5 |
0,05 |
4,5 |
10,6 |
>25 |
10 |
13 |
II-8 |
1,25 |
0,05 |
4,7 |
8,4 |
18 |
10 |
14 |
II-8 |
2,5 |
0,05 |
4,5 |
9,3 |
>25 |
10 |
15 |
A |
4 |
0,05 |
4,5 |
9,1 |
>25 |
8 |
16 |
A |
8 |
0,05 |
4,7 |
9,8 |
>25 |
8 |
17 |
B |
2,5 |
0,05 |
4,5 |
10,2 |
>25 |
9 |
18 |
B |
5,0 |
0,06 |
4,6 |
11,6 |
>25 |
9 |
19 |
C |
5,0 |
0,05 |
4,3 |
7,8 |
16 |
8 |
20 |
C |
10 |
0,05 |
4,5 |
8,6 |
22 |
9 |
1) mmol Verbindung je Mol Silberhalogenid |
Beispiel 6
(Anwendungsbeispiel)
[0052] Die in Beispiel 5 beschriebene Prüfung und Auswertung wurde mit einigen Filmproben
wiederholt. Dabei wurde jedoch der pH-Wert des Entwicklers durch Zugabe von Schwefelsäure
bzw. Kaliumhydroxid verändert. Die Entwicklung dauerte 40 s bei 38°C.
Tabelle 2
Probe Nr. |
Verbindung |
pH 10,8 |
pH 11,6 |
pH 12,3 |
|
Nr |
Menge*) |
S |
Gamma |
S |
Gamma |
S |
Gamma |
2 |
II-1 |
2,5 |
9,4 |
23 |
10,8 |
25 |
**) |
16 |
A |
8 |
3,0 |
4,6 |
10,6 |
25 |
**) |
22 |
D |
10 |
2,8 |
3,6 |
3,4 |
3,6 |
9,0 |
18 |
*) Menge in mmol Verbindung je Mol Silberhalogenid. |
**) Wegen starker Verschleierung nicht auswertbar. |
[0053] Die in Tabelle 2 aufgeführten Ergebnisse zeigen, daß die erfindungsgemäße Verbindung
II-1 bereits bei pH 10,8 eine ultrasteile Gradation bei hoher Empfindlichkeit ergibt.
Infolgedessen wird auch das Ergebnis durch die Änderung des pH-Wertes von 10,8 auf
11,6 nur geringfügig beeinflußt.
Beispiel 7
(Anwendungsbeispiel)
[0054] Filmproben aus Beispiel 5 wurden wie dort beschrieben belichtet und in einem Entwickler
der folgenden Zusammensetzung 40 s bei 39°C verarbeitet:
Wasser |
700 ml |
Kaliumhydroxid |
60 g |
Natriumdisulfit |
76 g |
Kaliumbromid |
3,3 g |
5-Methylbenzotriazol |
1,0 g |
Hydrochinon |
30 g |
Natriumcarbonatmonohydrat |
74 g |
3-Piperidino-1,2-propandiol |
24 g |
[0055] Der pH-Wert wird auf 10,8 eingestellt und die Lösung mit Wasser auf 1 l aufgefüllt.
Tabelle 3
Probe Nr. |
Verbindung |
Dmin |
Dmax |
S |
Gamma |
PQ |
|
Nr. |
Menge |
|
|
|
|
|
1 |
II-1 |
1,25 |
0,04 |
4,3 |
6,6 |
13 |
7 |
2 |
II-1 |
2,5 |
0,04 |
4,4 |
7,6 |
20 |
8 |
5 |
II-2 |
0,6 |
0,04 |
4,4 |
8,0 |
18 |
8 |
6 |
II-2 |
1,2 |
0,04 |
4,8 |
9,0 |
22 |
9 |
11 |
II-4 |
1,25 |
0,04 |
4,2 |
7,1 |
14 |
8 |
12 |
II-4 |
2,5 |
0,04 |
4,8 |
7,3 |
15 |
9 |
16 |
A |
8,0 |
0,04 |
4,2 |
3,3 |
6 |
3 |
[0056] Die in Tabelle 3 aufgelisteten Ergebnisse dieses Versuchs zeigen, daß Filme, welche
eine der erfindungsgemäßen Verbindungen enthalten, schon bei einem pH-Wert, wie er
für Lith- und Lineentwickler üblich ist, ultrasteile Gradation und gute Punktqualität
ergeben. Dieses Resultat wird mit der Verbindung nach dem Stand der Technik nicht
erreicht.
Beispiel 8:
Herstellung von 1-(4-Benzyloxyphenyl)-2-(acetdimethyl-(2-hydroxyethyl)ammonium)hydrazidbromid
(Verbindung II-21)
[0057] Carboethoxymethyldimethyl-(2-hydroxyethyl)ammoniumbromid wird durch Umsetzung äquimolarer
Mengen von Bromessigsäureethylester mit Dimethyl-(2-hydroxymethyl)amin in Aceton bei
Raumtemperatur als weißer kristalliner Feststoff erhalten und nach Isolierung und
Trocknung ohne weitere Reinigung eingesetzt.
[0058] 0,05 Mol (11,4 g) Benzyloxyphenylhydrazinhydrochlorid werden in 0 ml trockenem Methanol
suspendiert und mit 9,1 ml einer 5,5 m Natriummethanolat-Lösung in Methanol versetzt.
Die Mischung wird 15 min unter Rückfluß gekocht, abgekühlt und mit 15,4 g Carboethoxymethyldimethyl-(2-hydroxyethyl)ammoniumbromid
(20% Überschuß) versetzt. Die Mischung wird 8 h unter Rückfluß gekocht, anschließend
heiß filtriert und zur Kristallation kaltgestellt. Es scheidet sich ein gelber Feststoff
ab, der mit Wasser gewaschen und aus Methanol umkristallisiert wird. Die Ausbeute
beträgt 11 g (ca. 51% der Theorie).
Beispiel 9:
Herstellung von 1-(4-Benzyloxyphenyl)-2-(acetpyridinium)hydrazidbromid (Verbindung
II-26)
[0059] Carbomethoxymethylpyridiniumbromid wird durch Umsetzung von Bromessigsauremethylester
mit trockenem Pyridin in Aceton bei Raumtemperatur hergestellt. Das Produkt fällt
bei der Umsetzung als kristalliner weißer Feststoff und kann ohne weitere Reinigung
eingesetzt werden.
[0060] In einem 2-Halskolben mit Magnetrührer und Kühler werden 34 g (0,15 mol) Benzyloxyphenylhydrazinhydrochlorid
in 150 ml trockenem Methanol suspendiert. Dazu werden 27,2 ml 5,5 m Natriummethanolat-Lösung
in Methanol getropft. Die Reaktionsmischung wird danach 30 min unter Rückfluß gekocht,
wieder auf Raumtemperatur gebracht und mit 41 g (0,177 mol) Carbomethoxymethylpyridiniumbromid
(fest) versetzt. Die Mischung färbt sich dabei sofort gelb. Es wird noch 8 h unter
Rückfluß gekocht, dann wird warm vom abgeschiedenen Kochsalz abfiltriert und das Filtrat
zur Kristallisation über Nacht kalt gestellt.
[0061] Der ausgefallene gelbe Feststoff wird abgesaugt und erst mit Tetrahydrofuran, dann
mit Wasser gewaschen. Das Filtrat der Reaktiosmischung wird eingeengt und nochmals
kalt gestellt, wobei noch Produkt nachfällt, das isoliert und mit der ersten Fraktion
vereinigt wird. Zur Reinigung wird aus Methanol umkristallisiert.
Gelbe Nadeln, Fp. 207°C, Ausbeute: 40 g, ca. 65%.
Beispiel 10:
Herstellung von 2-p-Cyclohexyl-1-acethydrazidopyridiniumchlorid (Verbindung II-4)
[0062] Ausgehend von p-Cyclohexylphenylhydrazin und Carboxymethylpyridiniumchlorid wurde
II-4 nach dem für die Verbindung II-1 angegebenen Verfahren hergestellt.
Ansatzgröße: 0,05 mol, Ausbeute 7,5 g, ca. 45%, gelbliche Nadeln aus Methanol, Fp
237° C.
Beispiel 11:
Herstellung von 2-p-Cyclohexyl-1-acetylhydrazidopyridinium-p-toluolsulfonat (Verbindung
II-24)
[0063] 1 g Verbindunng von II-4 wurden in 100 ml heißem Wasser gelost. Zu der heißen Lösung
wurden 0,7 g Natriumtoluolsulfonat (20% Überschuß) gegeben. Es bildete sich sofort
ein voluminöser weißer Niederschlag. Die Mischung wurde unter Rühren langsam auf Raumtemperatur
abgekühlt. Der weiße Niederschlag wurde durch Filtration abgetrennt, mit Wasser gewaschen
und aus Methanol umkristallisiert.
Ausbeute 1,1 g, ca. 78%. Fp. 204 bis 206° C.
Beispiel 12:
Herstellung von 2-p-Benzyloxyphenyl-1-acethydrazid-(pyridinium-4-ethyl-β-sulfonat)
(Verbindung II-27)
[0064] 0,05 mol (9,4 g) β-(4-Pyridyl)-ethansulfonsäure in 50 ml Methanol wurden mit der
äquimolaren Menge Natriummethanolat neutralisiert und anschließend mit 0,05 mol (7,65
g) Bromessigsäuremethylester versetzt. Die Mischung wurde 1 h unter Rückfluß gerührt
und anschließend auf Raumtemperatur abgekühlt. Vom ausgefallenen Natriumbromid wurde
abfiltriert. Das erhaltene Filtrat wurde zu einer Suspension von 0,05 mol (10,7 g)
4-Benzyloxyphenylhydrazin in 50 ml Methanol gegeben und 12 h unter Rückfluß gekocht.
Nach Abkühlen wurde die Reaktionsmischung auf das halbe Volumen eingeengt und auf
18° C gekühlt. Es bildete sich ein gelblich-brauner Niederschlag, der mit Aceton und
Ether gewaschen und aus Methanol umgefällt wurde.
Ausbeute: 8 g (ca. 36%).
Beispiel 13
(Anwendungsbeispiel)
[0065] Eine Silberbromidemulsion mit kubischen Körnern von 0,25 µm mittlerer Kantenlänge
wurde durch pAg-kontrollierten Doppelstrahleinlauf hergestellt. Die Emulsion wurde
gewaschen und in Gegenwart von 0,16 mmol Natriumthiosulfat je Mol Silberhalogenid
sensibilisiert. Danach wurden ihr übliche Mengen Benzotriazol und 5-Nitroindazol als
Antischleiermittel, ein Sensibilisierungsfarbstoff für den grünen Spektralbereich,
2,3x10⁻³ mol Kaliumjodid pro mol Silber, eine Acrylatpolymerdispersion sowie übliche
Beschichtungshilfsmittel zugesetzt. Die Emulsion enthielt 80 g Gelatine pro mol Silber.
Gleiche Teile der Grundemulsion wurden mit Lösungen der in Tabelle 4 genannten Verbindungen
in Ethanol versetzt. Aus den Emulsionen wurden dann wie in Beispiel 5 beschrieben,
Versuchsfilme hergestellt.
Proben dieser Filme wurden dann, wie in Beispiel 5 beschrieben, belichtet. Anschließend
wurden die Filme in einer Entwicklungsmaschine (Dürr Graphica) mit Kodak ultratecc
Entwickler, dessen pH-Wert vorher durch Zugabe von Schwefelsäure auf 10,8 eingestellt
worden war, bei 38°C 30 min entwickelt. Die Auswertung erfolgte analog dem Beispiel
5.
[0066] Die Ergebnisse sind in Tabelle 4 zusammengestellt.
[0067] Aus ihnen geht hervor, daß die erfindungsgemäßen Verbindungen ultrasteile Gradation
und gute Punktqualität schon bei pH-Werten unterhalb von 11 ergeben. Ein Vergleich
der Proben Nr. 10, 12 und 14 sowie 16 mit 18 zeigt, daß das Gegenion keinen wesentlichen
Einfluß auf die Wirkung der erfindungsgemäßen Verbindungen hat. Proben 19 und 20 belegen,
daß die Ladungskompensation auch mit einer intramolekularen anionischen Gruppe erfolgen
kann.
[0068] Ultrasteile Gradation und gute Punktqualitäten werden mit den Vergleichsverbindungen
nicht erreicht. Der Vergleich der Verbindungen II-1 mit den Vergleichsverbindungen
A und G zeigt, daß nur bei gleichzeitiger Anwesenheit einer kationischen Gruppe Q⁺
und einer substituierten Phenylgruppe Ph die vorteilhafte Wirkung eintritt. Ein Vergleich
der Verbindungen II-36 mit der Aminoverbindung E, die keine permanente positive Ladung
trägt, sowie mit der Vergleichsverbindung F, die einen Carbonsäurerest enthält, der
dem in der Verbindung II-36 enthaltenden Rest isoelektronisch, aber ungeladen ist,
zeigt ebenfalls die vorteilhafte Wirkung der positiven Ladung.

1. Arylhydrazide enthaltende photographische Silberhalogenidmaterialien für die Erzeugung
von Bildern mit ultrasteiler Gradation,
dadurch gekennzeichnet, daß
sie Arylhydrazide der allgemeinen Formel (I) enthalten;
Ar - NR - NR¹ - G - X⁺ A⁻ (I)
hierin bedeuten
Ar eine substituierte Phenylgruppe oder eine andere substituierte oder unsubstituierte
Arylgruppe,
G die Gruppe CO, SO, SO₂, PO₂, PO₃ oder C=NR²,
X⁺ einen Rest, der eine kationische Gruppe enthält,
R, R¹, R² Wasserstoff, Alkyl oder Alkylsulfinyl mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen,
A⁻ ein Anion.
2. Photographische Silberhalogenidmaterialien nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
sie Arylhydrazide der Formel (Ia) enthalten,
Ph - NR - NR¹ - G - X⁺ A⁻ (Ia)
hierin bedeuten
Ph eine substituierte Phenylgruppe,
G die Gruppe CO, SO, SO₂, PO₂, PO₃ oder C=NR²,
X⁺ einen Rest, der eine kationische Gruppe enthält,
R, R¹, R² Wasserstoff, Alkyl oder Alkylsulfinyl mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen,
A⁻ ein Anion.
3. Photographische Silberhalogenidmaterialien nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
sie Arylhydrazide der Formel (Ib) enthalten,
Ph - NR - NR¹ - CO - X⁺ A⁻ (Ib)
hierin bedeuten
Ph eine substituierte Phenylgruppe,
X⁺ einen Rest, der eine kationische Gruppe enthält,
R, R¹ Wasserstoff, Alkyl oder Alkylsulfinyl mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen,
A⁻ ein Anion.
4. Photographische Silberhalogenidmaterialien nach Anspruch 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß
sie Arylhydrazide der Formel (Ic) enthalten,
Ph - NR - NR¹ - G - Y⁺ A⁻ (Ic)
hierin bedeuten
Ph eine substituierte Phenylgruppe,
G die Gruppe CO, SO, SO₂, PO₂, PO₃ oder C=NR²,
Y⁺ einen Rest, der eine kationische Gruppe mit mindestens einem quaternierten Stickstoffatom
enthält,
R, R¹ Wasserstoff, Alkyl oder Alkylsulfinyl mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen,
A⁻ ein Anion.
5. Photographische Silberhalogenidmaterialien nach Anspruch 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß
sie Arylhydrazide der Formel (II) enthalten,

hierin bedeuten
R₁ bis R₅ Reste, die gleich oder verschieden sein können, von denen jedoch mindestens
einer kein Wasserstoff ist, und die durch Wasserstoff, Alkyl, Hydroxyalkyl, Haloalkyl,
Alkoxy, Alkylamino, aliphatisches Acylamino oder Cycloalkyl mit jeweils 1 bis 20 Kohlenstoffatomen,
Aryl, Aryloxy oder aromatisches Acylamino mit jeweils 6 bis 10 Kohlenstoffatomen,
Aralkyl oder Aralkoxy mit 1 bis 3 Kohlenstoffatomen in der Alkylenkette oder einen
mit einem ggf. mit einem oder mehreren Alkylresten mit 1 bis 10 Kohlenstoffatomen
substituierten Phenoxyrest substituierten aliphatischen Acylaminorest mit 1 bis 4
Kohlenstoffatomen dargestellt werden,
Q⁺ Trialkylammonium, oder Pyridinium-1-yl, oder N-Alkylpyridinium-m-yl mit m = 2,
3, oder 4, oder Thiazolinium-3-yl oder N-Alkylthiazolinium-m-yl mit m = 2, 4, oder
5,
wobei die heterocyclischen Ringe mit weiteren Alkylresten substituiert sein können,
und wobei alle Alkylgruppen eines Restes Q⁺ gleich oder verschieden sein und/oder
mit Hydroxyl- oder Sulfosäuregruppen substituiert sein können, jede Alkylgruppe höchstens
12 Kohlenstoffatome aufweist, jedoch im Fall des Trialkylammoniums auch zwei von ihnen
mit dem quaternären Stickstoff einen Ring mit 3 bis 12 Gliedern bilden können,
B eine Brücke, die aus 1 bis 3 Methylengruppen, die jeweils mit Methyl oder Ethyl
substituiert sein können, oder, wenn Q⁺ N-Alkylpyridinium-m-yl oder N-Alkylthiazolinium-m-yl
ist, auch aus einem Sauerstoffatom oder aus einer einfachen Bindung bestehen kann,
A⁻ ein Anion, welches wegfällt, wenn Q⁺ eine Sulfogruppe enthält.
6. Arylhydrazide der Formel (II),

hierin bedeuten
R₁ bis R₅ Reste, die gleich oder verschieden sein können, von denen jedoch mindestens
einer kein Wasserstoff ist, und die durch Wasserstoff, Alkyl, Alkoxy, Hydroxyalkyl,
Haloalkyl, Alkylamino, aliphatisches Acylamino oder Cycloalkyl mit jeweils 1 bis 20
Kohlenstoffatomen, Aryl, Aryloxy oder aromatisches Acylamino mit jeweils 6 bis 10
Kohlenstoffatomen, Aralkyl oder Aralkoxy mit 1 bis 3 Kohlenstoffatomen in der Alkylenkette
oder einen mit einem ggf. mit einem oder mehreren Alkylresten mit 1 bis 10 Kohlenstoffatomen
substituierten Phenoxyrest substituierten aliphatischen Acylaminorest mit 1 bis 4
Kohlenstoffatomen dargestellt werden,
Q⁺ Trialkylammonium, oder Pyridinium-1-yl, oder N-Alkylpyridinium-m-yl mit m = 2,
3, oder 4, oder Thiazolinium-3-yl oder N-Alkylthiazolinium-m-yl mit m = 2, 4, oder
5,
wobei die heterocyclischen Ringe mit weiteren Alkylresten substituiert sein können,
und wobei alle Alkylgruppen eines Restes Q⁺ gleich oder verschieden sein und/oder
mit Hydroxyl- oder Sulfosäuregruppen substituiert sein können, jede Alkylgruppe höchstens
12 Kohlenstoffatome aufweist, jedoch im Fall des Trialkylammoniums auch zwei von ihnen
mit dem quaternären Stickstoff einen Ring mit 3 bis 12 Gliedern bilden können,
B eine Brücke, die aus 1 bis 3 Methylengruppen, die jeweils mit Methyl oder Ethyl
substituiert sein können, oder, wenn Q⁺ N-Alkylpyridinium-m-yl oder N-Alkylthiazolinium-m-yl
ist, auch aus einem Sauerstoffatom oder aus einer einfachen Bindung bestehen kann,
A⁻ ein Anion, welches wegfällt, wenn Q⁺ eine Sulfogruppe enthält.