[0001] Zur Verbesserung der Schrumpfbeständigkeit von textilen Materialien, die aus Wolle
bestehen oder Wolle zusammen mit anderen Fasern im Gemisch enthalten, sind zahlreiche
Methoden bekannt. Hierüber wird in der Literatur in Übersichtsartikeln berichtet,
vgl. K.R. Makinson, Fiber Science Series, Band 8, Shrinkproofing of Wool, Marcel Dekker
Inc., New York und Basel 1979 und A. Bereck, Deutscher Färberkalender, Band 84, 247-285
(1980). Behandlungen der textilen Materialien mit chlorhaltigen oder chlorfreien Oxidationsmitteln
haben dabei große praktische Bedeutung, einerseits als selbständige Ausrüstungsverfahren,
andererseits als Vorbehandlungsstufe von kombinierten Verfahren, bei denen das aus
Wolle bestehende Textilmaterial zunächst oxidiert und daran anschließend mit einem
Polymerisat behandelt wird. Dabei wird eine Reihe von verschiedenen Polymeren und
reaktionsfähigen oligomeren Substanzen eingesetzt. Einige darunter können auch ohne
eine oxidierende Vorbehandlung verwendet werden.
[0002] Alle bisher bekannten Filzfreiausrüstungsverfahren weisen jedoch Nachteile auf. Behandelt
man beispielsweise ein textiles Material aus Wolle mit einem kationischen Polyamid-Epichlorhydrin-Harz
auf Basis von Adipinsäure und Diethylentriamin nach dem Verfahren, das aus der GB-PS
1 074 731 und der GB-PS 1 174 822 bekannt ist, so muß man mit einer deutlichen Veränderung
des färberischen Verhaltens der Wolle rechnen. Führt man dagegen die Filzfreiausrüstung
nach dem Verfahren der DE-OS 23 07 563 oder der DE-AS 24 14 470 durch, bei denen als
Polymer Additionsprodukte von Isocyanaten und Disulfiten verwendet werden, so tritt
eine deutliche Verhärtung der Wolle auf. Textile Materialien aus Wolle, die nach den
Verfahren der GB-PS 1 533 343 zunächst mit einem Oxidations- oder Chlorierungsmittel
und anschließend mit einer Verbindung behandelt werden, die mehrere Aziridinreste
enthält, so erhält man zwar Materialien, die eine hohe Krumpfbeständigkeit und einen
ausgesprochen weichen Griff aufweisen, sie sind aber in der Regel etwas gelber als
das unbehandelte Material. Diese Farbtonverschiebung der Wolle wird durch die hierbei
angewandte chlorierende Vorbehandlungsstufe verursacht und kann bei weißer oder pastellfarbiger
Ware (z.B. hellblau) störend wirken. Eine Vergilbung tritt bei Sämtlichen Verfahren
auf, die einen chlorierenden Behandlungsschritt enthalten, insbesondere dann, wenn
die Chlorierung zur Vermeidung von unegaler Behandlung oberhalb von pH 2 durchgeführt
wird. Es hat daher in der Praxis nicht an Versuchen gefehlt, chlorierende Filzfreiausrüstungsmittel
durch andere Oxidationsmittel, wie beispielsweise Car'osche Säure (H₂SO₅), ihre Salze
(Caroat®) oder durch Kaliumpermanganat zu ersetzen. Die Anwendung dieser Mittel führt
zwar in der Regel nicht zur Vergilbung der Wolle oder anderer keratinhaltiger Fasern,
sondern bewirkt oft eine Erhöhung des Weißgrades der so behandelten textilen Materialien.
Leider ist aber die schrumpfverringernde Wirkung dieser Mittel nicht ausreichend,
um Wolle waschmaschinenfest zu machen. Die Wirkung bleibt weit unterhalb der Wirksamkeit
der chlorabspaltenden Substanzen, vgl. die oben zitierte Literaturstelle K.R. Makinson,
Seite 311. Die Gründe dafür sind in dieser Literaturstelle auf den Seiten 233 ff ausführlich
dargelegt. Eine einbadige Anwendung von chlorierenden Substanzen und Kaliumpermanganat
oder eine Verfahrensweise, wie Kaliumpermanganatbehandlung und anschließende Chlorierung
der Wolle, schädigt die Wollsubstanz und löst in der Regel das Vergilbungsproblem
nicht. Bei gefärbter oder weiß-bunt-gemusteter Wollware scheidet eine Permanganatbehandlung
ohnehin aus, weil Permanganat die Farbstoffe angreift.
[0003] Sowohl nach der Chlorierung der Wolle als auch nach einer Behandlung von Wolle mit
Kaliumpermanganat ist eine reduktive Nachbehandlung, z.B. mit Natriumbisulfit, unerläßlich.
In dem zuerst genannten Fall der Chlorierung müssen aggressive Chloraminreste, die
sich aus Wollpeptid und Chlor bilden, zerstört werden. Im zweiten Fall wird der aus
Kaliumpermanganat entstandene Braunstein zu wasserlöslichen Mangan-2-Salzen reduziert
und dadurch eliminiert. Daraus folgt, daß die bisher bekannten Verfahren zur Filzfreiausrüstung
mindestens zweistufig sind.
[0004] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Filzfreiausrüstung
von textilen Materialien, die aus Wolle bestehen oder Wolle zusammen mit anderen Fasern
im Gemisch enthalten, zur Verfügung zu stellen, bei dem praktisch keine Vergilbung
und praktisch keine Schädigung der Fasern auftritt. Das behandelte textile Material
soll außerdem einen weichen Griff aufweisen.
[0005] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst mit einem Verfahren zur Filzfreiausrüstung
von textilen Materialien, die aus Wolle bestehen oder Wolle zusammen mit anderen Fasern
im Gemisch enthalten, durch Chlorieren und Bleichen der textilen Materialien, wenn
man
(a) die textilen Materialien in wäßriger Flotte so weit chloriert, daß die Aktivchloraufnahme,
bezogen auf den Gehalt an Wolle der trockenen textilen Materialien, 0,2 bis 2 Gew.%
beträgt,
(b) die chlorierten textilen Materialien dann unmittelbar mit einer Wasserstoffperoxid
enthaltenden Flotte behandelt, die 3 bis 30 ml Wasserstoffperoxid, berechnet auf 35
gew.%iges Wasserstoffperoxid, pro Liter gelöst enthält oder 1 bis 10 Gew.%, bezogen
auf Wolle, H₂SO₅ oder eines wasserlöslichen Alkali- oder Ammoniumsalzes der Perschwefelsäure
darauf in wäßriger Lösung einwirken läßt und gegebenenfalls
(c) 0, 5 bis 5 Gew.%, bezogen auf die textilen Materialien, eines bekannten Polymeren
für die Filzfreiausrüstung aufbringt.
[0006] Die Wolle kann in allen Verarbeitungsstufen vorliegen, z.B. als Gewebe, Maschenware,
Flocke, Kammzug oder Garn.
[0007] Zur Filzfreiausrüstung des Wollmaterials erfolgt in der Verfahrensstufe a) zunächst
eine Chlorierung. Als chlorierende Agenzien kommen beispielsweise gasförmiges Chlor,
Chlorwasser und eine Reihe von anorganischen und organischen Substanzen in Betracht,
die reaktives Chlor, d.h. Chlor in der Oxidationsstufe +1, enthalten. Von besonderer
technischer Bedeutung sind dabei hypochlorige Säure und ihre Salze, insbesondere Natriumhypochlorit
sowie wasserlösliche Salze der Dichlorisocyanursäure, vorzugsweise Natriumdichlorisocyanurat.
Die Verwendung von wasserlöslichen Salzen der Dichlorisocyanursäure zur Chlorierung
von proteinhaltigen textilen Materialien ist bekannt. Die Chlorierung wird vorzugsweise
in einem wäßrigen Medium durchgeführt. Hierbei arbeitet man entweder in langer Flotte
oder durch Foulardieren. Das Flottenverhältnis in der langen Flotte beträgt in der
Regel 1:10 bis 1:50. Vorzugsweise verwendet man als chlorierendes Agens Natriumhypochlorit
oder Natriumdichlorisocyanat. Die Konzentrationen der chlorierenden Agenzien in der
Flotte betragen 0,2 bis 2,0 g/l, bezogen auf den Aktivchlorgehalt. Die Chlorierung
der textilen Materialien wird bei einer Flottentemperatur von etwa 5 bis 35, vorzugsweise
10 bis 25°C durchgeführt. Der pH-Wert der Chlorierungsflotte liegt zwischen 2 und
7, vorzugsweise 3 bis 5. Die Dauer der Chlorierung richtet sich nach der Reaktionsgeschwindigkeit
des Chlorierungsmittels mit den Wolle. Sie kann je nach pH-Wert und Temperatur der
Behandlungsflotte zwischen 5 und 60 Minuten betragen. Die Behandlungsflotte enthält
vorzugsweise eine solche Konzentration an Chlorierungsmittel, daß nach Abschluß der
Chlorierung das aktive Chlor im Behandlungsbad verbraucht ist. Der Endpunkt der Chlorierung
kann beispielsweise mit Hilfe von Kaliumjodid-Stärke-Papier leicht festgestellt werden.
Die proteinhaltigen Fasern der textilen Materialien werden soweit chloriert, daß die
Aktivchloraufnahme, bezogen auf den Wollgehalt der trockenen textilen Materialien,
0,2 bis 2, vorzugsweise 0,5 bis 1,5 Gew.% beträgt.
[0008] Die Chlorierung der textilen Materialien kann auch in Gegenwart eines Netzmittels
durchgeführt werden. Sofern die Chlorierung in Gegenwart eines Netzmittels erfolgt,
enthält die Chlorierungsflotte 0,2 bis 1,0 g/l eines Netzmittels oder eines Netzmittelgemisches.
Geeignete Netzmittel sind beispielsweise Alkoxylierungsprodukte von langkettigen Alkoholen,
z.B. C₈- bis C₁₈-Alkoholen sowie die Alkoxylierungsprodukte von Phenol und Alkylphenolen.
Als Alkoxylierungsmittel kommen vorzugsweise Ethylenoxid und/oder Propylenoxid in
Betracht. Pro Mol Alkohol oder Phenol lagert man beispielsweise 5 bis 60, vorzugsweise
5 bis 20 Mol Ethylenoxid an. Propylenoxid wird in einer solchen Menge, meistens zusammen
mit Ethylenoxid an die Alkohole oder Phenole angelagert, daß man noch wasserlösliche
Netzmittel erhält. Weitere geeignete Netzmittel sind C₉- bis C₁₃-Alkylphosphorsäuremono-
oder -diester sowie C₄- bis C₈-Alkylphosphorsäuretriester und C₈-C₁₈-Alkylsulfonate.
Die Chlorierung der Wolle kann auch kontinuierlich durchgeführt werden. In der Verfahrensstufe
(a) des erfindungsgemäßen Verfahrens wird vorzugsweise soweit chloriert, daß die Aktivchloraufnahme
0,2 bis 2,0, vorzugsweise 0,5 bis 1,5 Gew.% beträgt. Der Chlorierungsgrad der Wolle
beträgt bei dem erfindungsgemäßen Verfahren etwa nur 50 % des Wertes, der bei den
Verfahren des Standes der Technik üblicherweise eingestellt wird.
[0009] Nach Beendigung der Chlorierung erfolgt unmittelbar eine Behandlung der chlorierten
textilen Materialien mit Peroxid, Peroxysulfat oder Kombinationen derselben im Verfahrensschritt
(b). Beim erfindungsgemäßen Verfahren entfällt das bisher übliche Entchloren mit Natriumdisulfit.
Die Chlorierung der Wolle wird vorzugsweise im Verfahrensschritt (a) soweit durchgeführt,
daß die Flotte praktisch kein aktives Chlor mehr enthält (Prüfung mit Kaliumjodid-Stärke-Papier).
Eine so weit erschöpfte Flotte gemäß Verfahrensschritt (a) braucht nicht abgelassen
zu werden, sondern kann direkt für den Verfahrensschritt (b) verwendet werden. Im
Verfahrensschritt (b) erfolgt die Behandlung der chlorierten Wolle mit einer Peroxiverbindung
unter den bei der Wollbleiche üblichen Bedingungen. Zu diesem Zweck setzt man der
praktisch erschöpften Chlorierungsflotte gemäß (a) 3 bis 30, vorzugsweise 5 bis 15
ml Wasserstoffperoxid, berechnet als 35 %iges Wasserstoffperoxid, zu oder verwendet
als Peroxiverbindung H₂SO₅ oder die Alkali- oder Ammoniumsalze dieser Säure, oder
Kombinationen von Wasserstoffperoxid und Persulfat oder Peroxyschwefelsäure in jedem
beliebigen Verhältnis. Die Konzentration der wasserlöslichen Salze der Caro'schen
Säure sowie die der Peroxyschwefelsäure in der Behandlungsflotte liegt bei 1 bis
10, insbesondere 2 bis 5 Gew.%, bezogen auf Wolle. Vorzugsweise verwendet man im Verfahrensschritt
(b) Wasserstoffperoxid.
[0010] Der pH-Wert der Flotte, die für die Behandlung des textilen Materials im Verfahrensschritt
(b) in Betracht kommt, liegt wie bei der oxidativen Wollbleiche üblich, zwischen 5
und 9,5. Wenn man in dem pH-Bereich von 7,0 bis 9,5 arbeitet, wählt man für die Behandlung
des textilen Materials Temperaturen der Flotte zwischen 35 und 60, vorzugsweise zwischen
40 und 50°C. Es ist jedoch auch möglich, bei Flottentemperaturen zwischen 10 und 35°C
zu arbeiten, jedoch benötigt man dann längere Verweilzeiten der textilen Materialien
in der Flotte. Bei empfindlichen Färbungen oder bei stark gebleichtem Material kann
es vorteilhaft sein, die Behandlung im Verfahrensschritt (b) bei möglichst tiefen
Temperaturen, d.h. zwischen 10 und 25°C durchzuführen. In solchen Fällen benötigt
man in aller Regel außer längeren Behandlungszeiten auch höhere Peroxidkonzentrationen.
Bei der Arbeitsweise im schwach sauren pH-Bereich, z.B. von 5 bis 7, ist es oft vorteilhaft,
die Behandlung des textilen Materials im Verfahrensschritt (b) in Gegenwart eines
Bleichaktivators durchzuführen. Bleichaktivatoren werden dabei in Konzentrationen
von 1 bis 5 g/l Flotte verwendet. Beim Arbeiten im sauren pH-Bereich und der gegebenenfalls
in Betracht kommenden Mitverwendung von Bleichaktivatoren führt man die Behandlung
des textilen Materials in der Regel bei Temperaturen zwischen 60 und 80°C durch. Die
Behandlungsdauer berägt dann 10 bis 60 Minuten. Geeignete Bleichaktivatoren sind Carboxylgruppen
aufweisende wasserlösliche Verbindungen oder Carbonsäureanhydride, z.B. Pentaacetylglukose,
Glukonsäure, Pentapropionylglukose, Tetraacetylethylendiamin, Tetraacetylglykoluril,
Carbonsäureanhydride, wie Bernsteinsäureanhydrid, Benzoesäureanhydrid oder Phthalsäureanhydrid,
Natrium- oder Magnesiumdiacetylphosphat sowie Verbindungen, die unter Anwendungsbedingungen
unter Bildung von Carbonsäure hydrolysieren, z.B. Phenolester, wie p-Carboxylphenylacetat,
p-Sulfonylphenylacetat, p-Kresylacetat oder Phenylacetat. Auch Carbonsäuren, wie Fumarsäure
und Glutarsäure können als Bleichaktivator verwendet werden.
[0011] Nachdem die Peroxiverbindung praktisch verbraucht ist, ist die Behandlung gemäß Verfahrensstufe
(b) beendet. Das textile Material wird dann dem Bad entnommen, gespült und getrocknet.
Falls jedoch eine besonders effiziente Filzfreiausrüstung von textilen Materialien
erwünscht ist, schließt sich an den Verfahrensschritt (b) eine Behandlung des textilen
Materials mit Polymeren an. Gegebenenfalls kann vor dieser Behandlung ein Spülen des
textilen Materials erfolgen. Im Verfahrensschritt (c) wird das Textilgut in einem
frischen Bad mit einer Lösung oder einer Dispersion eines synthetischen Polymeren
bzw. Oligomeren in an sich bekannter Weise behandelt. Die Behandlung des textilen
Materials kann dabei sowohl aus kurzer Flotte (Flottenverhältnis von unter 1:10) aus
langer Flotte (Flottenverhältnis 1:10 bis 100), durch Klotzen, Sprühen oder Schaumauftrag
erfolgen. Die in der wäßrigen Flotte enthaltenen Polymeren ziehen dabei auf die Wollfasern
auf. Das so imprägnierte Textilgut wird anschließend bei Temperaturen oberhalb von
60°C, in der Regel in dem Temperaturbereich von 80 bis 150°C getrocknet, wobei eine
Reaktion zwischen den Polymeren und dem Textilmaterial bzw. eine Vernetzung des Polymeren
eintritt. Für die Filzfreiausrüstung geeignete Polymere sind beispielsweise aus der
GB-PS 1 533 343, der US-PS 4 592 757 und der US-PS 2 961 247 bekannt. Die Filzfreiausrüstung
von Wolle mit Polymeren wird außerdem von A. Bereck in Deutscher Färberkalender, Band
84, Seiten 255 ff (1980) ausführlich beschrieben. Die dort zur Filzfreiausrüstung
beschriebenen Polymeren können bei dem erfindungsgemäßen Verfahren in der Verfahrensstufe
(c) als Polymer eingesetzt werden. Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erhält man
filzfest ausgerüstete Wolle, die nicht vergilbt ist und auch praktisch keine Schädigung
aufweist. Verglichen mit den bekannten Verfahren zur Filzfreiausrüstung von Wolle
benötigt man bei dem erfindungsgemäßen Verfahren nur etwa die Hälfte der Menge an
Aktivchlor, um Ausrüstungen einer vergleichbaren Qualität herzustellen. Im Unterschied
zum Stand der Technik können die Verfahrensstufen (a) und (b) in einem einzigen Bad
durchgeführt werden.
[0012] Die Prozentangaben in den Beispielen sind Gewichtsprozent.
Beispiele
[0013] Für sämtliche Beispiele und Vergleichsbeispiele wurde ein Wollgestrick verwendet,
das extrem stark zum Filzschrumpfen neigte. Alle Behandlungen erfolgten in langer
Flotte bei einem Flottenverhältnis von 1:40. Die im folgenden angegebenen Anwendungsmengen
von Hilfsmitteln sind stets in Gewichtsprozent, bezogen auf das Wollgewicht, berechnet.
Die Versuchsbedingungen und Ergebnisse sind in den Tabellen 1 und 2 zusammengefaßt.
Im folgenden werden für die einzelnen Behandlungen die Bedingungen angegeben, unter
denen die Behandlung jeweils erfolgt ist.
Verfahrensschritt (a) - Chlorierung
[0014] Das Wollmaterial wurde zunächst mit einer Flotte vorbehandelt, die 1 % eines handelsüblichen
emulgierten Phosphorsäureesters und 3 % 60 %ige Essigsäure enthielt. Der pH-Wert der
Flotte betrug 4,5, die Behandlungsdauer 10 Minuten, die Behandlungstemperatur 20°C.
[0015] Nach dieser Behandlung setzte man jeweils zu diesem Bad die in den Tabellen angegebene
Menge an Chlorbleichlauge oder Natriumdichlorisocyanurat zu. Das Textilmaterial wurde
in dieser Flotte 30 bis 45 Minuten behandelt, d.h. bis Kaliumjodid-Stärke-Indikatorpapier
sich nicht mehr blau färbte. Die Behandlungstemperatur betrug 20°C, der pH-Wert der
Flotte lag bei 4 bis 4,5.
Verfahrensschritt (b)
[0016] Die in der Tabelle 1 angegebenen Mischungen aus Wasserstoffperoxid, Na₄P₂O₇ und gegebenenfalls
Bleichaktivator wurden zu dem nach Abschluß der Chlorierung gemäß Verfahrensschritt
(a) vorliegenden Bad direkt zugesetzt, und zwar nachdem die Prüfung auf aktives Chlor
mit Kaliumjodid-Stärke-Indikator-Papier negativ ausfiel.
[0017] Als Bleichaktivator wurde ein Dicarbonsäuregemisch aus Bernsteinsäure, Glutarsäure
und Adipinsäure verwendet.
Verfahrensschritt (c)
[0018] Die Filzfreiausrüstung mit einem Polymeren erfolgte ebenfalls in langer Flotte bei
einem Flottenverhältnis von 1:40. Als Polymer wurde der im Beispiel 1 der GB-PS 1
533 343 beschriebene zweifache Ester der β-Aziridinopropionsäure mit Polytetrahydrofuran
vom Molekulargewicht 2000 eingesetzt. Das Polymere wurde zur Bereitung der Flotte
zunächst in 5 %iger wäßriger Schwefelsäure gelöst und zusammen mit 2 % Na₂S₂O₅ (Natriummetabisulfit)
in das Behandlungsbad gegeben. Die Polymerkonzentration betrug 1 %. Das Textilmaterial
wurde jeweils 30 Minuten lang bei Raumtemperatur behandelt und ohne Spülen bei 110°C
getrocknet.
Entchlorung
[0019] Sofern eine Entchlorung des Textilmaterials durchgeführt wurde, erfolgte sie in dem
Bad, in dem das Textilmaterial zuletzt behandelt wurde. Hierzu setzte man diesem Bad
jeweils 2 % Na₂S₂O₅ und 1 % eines handelsüblichen Netzmittels (Anlagerungsprodukt
von 48 Mol Ethylenoxid an 1 Mol Ricinusöl) zu. Die Behandlung dauerte 10 Minuten bei
30°C. Sofern die Chlorierung mit Natriumhypochlorit durchgeführt wurde, erfolgte diese
Behandlung analog der Chlorierung mit dem Dinatriumsalz der Isocyanursäure mit dem
einzigen Unterschied, daß der pH-Wert 3 betrug und die Behandlungsdauer ca. 10 Minuten
betrug.
Behandlung mit Kaliumperoxymonosulfat (KHSO₅)
[0020] wurde so durchgeführt, daß man die Wolle zunächst mit einer Flotte vorbehandelte,
die 1 % 85 %iger Ameisensäure und 1 % eines handelsüblichen emulgierten Phosphorsäureesters
enthielt. Die Behandlung dauerte 5 Minuten und wurde bei 30°C und einem pH-Wert von
4 vorgenommen. Anschließend fügte man 7 % KHSO₅ innerhalb von 5 Minuten zu. Die Behandlung
dauerte ca. 30 Minuten. Der Endpunkt der Behandlung war dann erreicht, sobald sich
Kaliumjodid-Stärke-Papier nicht mehr beim Benetzen mit der Flotte blau färbte.
Reduktive Nachbehandlung
[0021] Für die reduktive Nachbehandlung gab man zu dem Bad 5 % Natriumsulfit und 2 % Natriumcarbonat.
Der pH-Wert der Flotte wurde auf einen Wert in dem Bereich von 7,5 bis 8,0 eingestellt.
Die Behandlungsdauer betrug 20 Minuten.
Testmethoden
[0022] Der Flächenkrumpf beim Waschen wurde nach der IWS-Testmethode Nr. 31, der Gelbgrad
nach DIN 6167 und die Alkalilöslichkeit nach DIN 54 281 bestimmt.
Tabelle 2
Vergleichsbeispiele Nr. |
Reihenfolge der Behandlungen von Wolle |
Flächenkrumpf in % nach Wäsche(n) |
Gelb-Grad DIN 6167 |
Alkalilöslichkeit in % |
|
I Chlorieren bzw. Oxydieren |
II Entchloren |
III Filzfreiausrüstung mit Polymeren 2) |
1x |
5x |
|
|
1 |
- |
- |
- |
60 |
70 |
22,0 |
16,2 |
2 |
1,9 % DC1) |
2 % Na₂S₂O₅ |
- |
40 |
70 |
|
21,5 |
3 |
1,9 % DC |
2 % Na₂S₂O₅ |
2 % Polymer |
12 |
38 |
|
- |
4 |
3,5 % DC |
2 % Na₂S₂O₅ |
- |
9 |
62 |
- |
23,4 |
5 |
3,5 % DC |
2 % Na₂S₂O₅ |
2 % Polymer |
- 2 |
- 3 |
24,6 (26,6) |
- |
6 |
7,0 % KHSO₅ |
5 % Na₂SO₃ |
- |
48 |
65 |
- |
29,8 |
7 |
7,0 % KHSO₅ |
5 % Na₂SO₃ |
2 % Polymer |
18 |
50 |
18,6 (22,5) |
- |
Bei den Vergleichsbeispielen 2 bis 7 wurde die Wolle nach dem Chlorieren, wie unter
II angegeben, entchlort. |
1) DC = Na-dichlorisocyanurat |
2) Polymer und Behandlung des Textilmaterials wie bei Verfahrensschritt (c) der Beispiele |
[0023] Wie die Ergebnisse in den Tabellen 1 und 2 zeigen, kann ein ausreichender Filzfreieffekt
auf dem untersuchten Material nur mittels einer intensiven Chlorierung, vgl. Vergleichsbeispiel
5 und anschließender Behandlung mit dem Polymer erreicht werden. Diese Vorbehandlung
verursacht jedoch eine deutliche Vergilbung der Wolle.
[0024] Verwendet man anstelle eines Chlorierungsmittels KHSO₅, vgl. Vergleichsbeispiele
6 und 7, so erreicht man zwar eine Aufhellung der Wolle, jedoch ist der Filzfreieffekt
auch nach einer Polymerbehandlung bei weitem nicht zufriedenstellend. Außerdem verursacht
die oxidative Behandlung ein hohes Maß an Wollschädigung, die an den hohen Anteilen
von in Alkali löslichen Bestandteilen der Wolle erkenntlich ist.
[0025] Gemäß den Beispielen 1 bis 10 erzielt man bei den noch zusätzlich mit einem Polymer
behandelten Materialien einen hohen Grad an Filzfreiheit, wobei keine Vergilbung der
Ware auftritt. Die niedrigen Werte der Alkalilöslichkeit zeigen, daß die Schädigung
der Wolle bei dem erfindungsgemäßen Ausrüstungsverfahren vernachlässigbar gering ist.
1. Verfahren zur Filzfreiausrüstung von textilen Materialien, die aus Wolle bestehen
oder Wolle zusammen mit anderen Fasern im Gemisch enthalten, durch Chlorieren und
Bleichen der textilen Materialien, dadurch gekennzeichnet, daß man
(a) die textilen Materialien in wäßriger Flotte so weit chloriert, daß die Aktivchloraufnahme,
bezogen auf den Gehalt an Wolle der trockenen textilen Materialien, 0,2 bis 2,0 Gew.%
beträgt,
(b) die chlorierten textilen Materialien dann unmittelbar mit einer Wasserstoffperoxid
enthaltenden Flotte behandelt, die 3 bis 30 ml Wasserstoffperoxid, berechnet auf 35
gew.%iges Wasserstoffperoxid, pro Liter gelöst enthält oder 1 bis 10 Gew.%, bezogen
auf Wolle, H₂SO₅ oder eines wasserlöslichen Alkali- oder Ammoniumsalzes der Peroxyschwefelsäure
darauf in wäßriger Lösung einwirken läßt und gegebenenfalls
(c) 0,5 bis 5 Gew.%, bezogen auf die textilen Materialien, eines bekannten Polymeren
für die Filzfreiausrüstung aufbringt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die Verfahrensstufe
(a) in Gegenwart eines Netzmittels durchführt.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man die Verfahrensstufe
(b) in Gegenwart eines Bleichaktivators durchführt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man textile
Materialien aus Wolle oder aus Fasermischungen, die Wolle enthalten,
(a) in wäßriger Flotte bis zu einer Aktivchloraufnahme von 0,5 bis 1, 5 Gew.% bezogen
auf den Gehalt an Wolle der trockenen textilen Materialien, chloriert und
(b) direkt im Anschluß an die Chlorierung 5 bis 15 ml Wasserstoffperoxid, berechnet
auf 35 gew.%iges Wasserstoffperoxid, zu der Flotte zusetzt und das textile Material
bleicht.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß man auf das textile Material
zusätzlich (c) 1 bis 2,5 Gew.% eines für die Filzfreiausrüstung bekannten Polymeren
aufbringt.