(19)
(11) EP 0 357 808 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
14.03.1990  Patentblatt  1990/11

(21) Anmeldenummer: 88114031.3

(22) Anmeldetag:  29.08.1988
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5B44C 5/04, B44C 3/08, B44F 9/04, D21H 27/04
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT DE GB IT SE

(71) Anmelder: Th. Goldschmidt AG
D-45127 Essen (DE)

(72) Erfinder:
  • Schäfer, Werner
    D-4300 Essen-Kettwig (DE)
  • Scheiba, Manfred
    D-4300 Essen 1 (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zur dekorativen Beschichtung von flächigen Werkstoffen unter Erzielung eines marmorierten Effektdekors und hierfür geeignete Kunstharz enthaltende Trägerbahn


    (57) Verfahren zur dekorativen Beschichtung von flächigen Werkstoffen, ins­besondere Schichtpreßstoffen oder Holzwerkstoffplatten unter Erzielung eines marmorierten Effektdekors, durch Aufpressen einer mit härtbarem Aminoplastharz imprägnierten und mit thermoplastischem oder duropla­stischem Kunstharz beschichteten Trägerbahn auf den zu beschichtenden Untergrund bei Schmelz- bzw. Aushärtungstemperaturen für die Harze, wobei man

    a) eine Trägerbahn verwendet, welche zwei übereinander liegende Schichten eines transparenten, thermoplastischen oder duroplasti­schen und unter Verpressungsbedingungen gut fließfähigen Kunsthar­zes aufweist, wobei die der Trägerbahn zugewendete Schicht ein schuppenförmiges (blättchenförmiges) Pigment in einer Menge von 2 bis 40 Gew.-%, bezogen auf Kunstharz, enthält und die äußere Kunst­harzschicht frei von derartigen Pigmenten ist und

    b) die Verpressung mit einem Preßwerkzeug durchführt, welches keine Oberflächenprofilierung aufweist.


    Die Erfindung betrifft ferner die bei dem erfindungsgemäßen Verfahren verwendeten Kunstharz enthaltenden Trägerbahnen.
    Die beschichteten Werkstoffe weisen eine marmorierte Oberfläche auf und eignen sich besonders zur Herstellung von Türen, Möbeln, Tisch­platten, Fassadenelementen, Ausstellungsständen oder zur Ausgestaltung von Räumen, wie Foyers, Warteräumen oder Schalterräumen.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur dekorativen Beschichtung von flächigen Werkstoffen, insbesondere Schichtpreßstoffen oder Holzwerk­stoffplatten unter Erzielung eines marmorierten Effektdekors, durch Aufpressen einer mit härtbarem Aminoplastharz imprägnierten und mit thermoplastischem oder duroplastischem Kunstharz beschichteten Träger­bahn auf den zu beschichtenden Untergrund bei Schmelz- bzw. Aushär­tungstemperaturen für die Harze sowie eine Kunstharz enthaltende Trä­gerbahn zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens.

    [0002] Entsprechend dem Stand der Technik werden in großem Umfang Holzwerk­stoffplatten, wie z.B. Spanplatten, Faserplatten, Sperrholzplatten, Tischlerplatten, Platten aus Celluloseabfällen oder Laminate aus einer Mehrzahl von Lagen Harz enthaltender Kernpapiere mit dekorativ be­druckten oder eingefärbten Trägerbahnen beschichtet, die meist mit bei erhöhten Temperaturen härtbaren Aminoplastharzen imprägniert und mit härtbaren oder thermoplastischen Kondensations- oder Polymerisations­harzen beschichtet sind. Man erhält Produkte mit besonders günstigen Gebrauchseigenschaften, wenn man zur Imprägnierung Melamin-Formalde­hyd-Vorkondensate und zur Beschichtung härtbare Polymerisationsharze, wie Copolymerisate auf (Meth)acrylsäureesterbasis oder ungesättigte Polyesterharze verwendet. Dieser Stand der Technik ist z.B. in der DE-C-2 734 669 und der DE-C-3 403 691 näher beschrieben.

    [0003] Die Herstellung solcher zur Oberflächenvergütung bestimmten Trägerbah­nen erfolgt in der Regel in der Weise, daß man die als Trägerbahnen verwendeten Papierbahnen zunächst mit der wäßrigen Lösung eines härt­baren Aminoplastharz-Vorkondensates imprägniert. Dabei sollen die Cel­lulosefasern der Trägerbahn vollständig umhüllt werden. Dies erfordert im allgemeinen eine Aminoplastharzmenge (gerechnet als Festharz) von 50 bis 100 % des Papiergewichtes. Die so erhaltenen Bahnen werden un­ter Vermeidung der vollständigen Aushärtung des Aminoplastharzes ge­trocknet. Die Beschichtung der imprägnierten Trägerbahnen kann in der Weise vorgenommen werden, daß man das Beschichtungsharz in einem ge­eigneten Lösungsmittel, wie Methylenchlorid, Methylethylketon, Tetra­hydrofuran oder Lösungsmittelgemischen löst und die erhaltene Lösung auf die imprägnierte Trägerbahn aufgießt. Das Lösungsmittel wird dann abgedunstet.

    [0004] Die zur Oberflächenvergütung verwendete Trägerbahn wird zur Erzielung einer dekorativen Oberfläche mit einem auf die Anwendung abgestimmten Dekor bedruckt oder uni eingefärbt. Die transparenten Beschichtungs­lacke sollen das Dekor oder die einheitliche Farbe brillant und klar durchscheinen lassen.

    [0005] Die Vergütung der flächigen Träger, z.B. einer Spanplatte, mit der Kunstharz aufweisenden Trägerbahn kann dadurch erfolgen, daß man in einer Heizpresse bei Temperaturen von etwa 130 bis 180°C und einem Druck von etwa 0,3 bis 10 N/mm² die dekorative,beharzte Trägerbahn auf den Träger unter Verwendung eines Preßbleches aufpreßt. Die Harz­deckschicht nimmt dabei einen der Oberfläche des Preßbleches entspre­chenden Glanzgrad an. Es ist auch möglich, die beharzten Trägerbahnen für sich auszuhärten und dann auf die Trägerbahnen, gegebenenfalls un­ter Einsatz von Leimpressen, aufzukleben. Bei Laminaten, die aus meh­reren Lagen mit härtbaren Harzen imprägnierten Kernpapieren bestehen, kann man die Bildung des Laminates durch Verpressung der Kernpapiere unter Aushärtung der Imprägnierharze und die Oberflächenvergütung in einem Arbeitsgang gleichzeitig vornehmen.

    [0006] Ähnlich wie die Vergütung der Holzwerkstoffplatten kann die Vergütung von Asbestzementplatten oder Gipskartonplatten erfolgen. Man kann auch in Leichtbauweise gefertigte flächige Bauteile, z.B. Platten in Waben­ struktur, die gegebenenfalls mit Metallfolie, wie Aluminiumfolie, ab­gedeckt sind, vergüten.

    [0007] Derartige oberflächenvergütete flächige Werkstoffe verbinden gute Ge­brauchseigenschaften der Oberflächen (Abriebfestigkeit, Kratzfestig­keit, Resistenz gegen Lösungsmittel) mit dekorativer, ästhetisch an­sprechender Wirkung. Die vergüteten flächigen Werkstoffe werden des­halb bevorzugt zur Herstellung von Gegenständen mit dekorativen Flä­chen, wie Türen, Möbeln, Tischplatten, Fassadenelementen, Ausstel­lungsständen, oder zur Ausgestaltung von Räumen, wie Foyers, Warteräu­men, Schalterräumen u.a., eingesetzt.

    [0008] Die Oberflächen können dabei auch strukturiert sein. Die Strukturie­rung erfolgt beim Verpressen durch Verwendung eines Preßwerkzeugs mit reliefartiger Oberfläche, deren Struktur auf der Vergütungsschicht in Negativ-Form wiedergegeben wird. Bei ausgeprägter, tiefer Profilierung und Verwendung von unterschiedlich eingefärbten Kunstharzschichten können besondere Farbeffekte erzielt werden, indem bei der Verpressung die dem Preßwerkzeug zugewendete eingefärbte erste Kunstharzschicht von den erhabenen Stellen des Preßwerkzeuges weggedrückt wird und zu den Stellen geringeren Druckes abfließt. Man erkennt dann entsprechend den erhabenen Stellen des Profils des Preßwerkzeuges die Farbe der zweiten Harzschicht und/oder die Farbe der eingefärbten oder bedruck­ten Trägerbahn. Ein solches Verfahren ist in der DE-A-2 650 560 be­schrieben.

    [0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, flächige Werkstoffe mit Kunstharzen unter Ausbildung eines marmorierten Effektdekors zu ver­güten. Unter marmoriertem Effektdekor ist dabei eine ungleichmäßige Verteilung des farbgebundenen Mediums in der Oberflächenschicht der (des) Kunstharze(s) zu verstehen, die eine gewisse Ähnlichkeit mit der Farbverteilung in Marmor aufweist.

    [0010] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß man

    a) eine Trägerbahn verwendet, welche zwei übereinander liegende Schichten eines transparenten, thermoplastischen oder duroplasti­schen und unter Verpressungsbedingungen gut fließfähigen Kunsthar­ zes aufweist, wobei die der Trägerbahn zugewendete Schicht ein schuppenförmiges (blättchenförmiges) Pigment in einer Menge von 2 bis 40 Gew.-%, bezogen auf Kunstharz, enthält und die äußere Kunst­harzschicht frei von derartigen Pigmenten ist und

    b) die Verpressung mit einem Preßwerkzeug durchführt, welches keine Oberflächenprofilierung aufweist.



    [0011] Unter dem Begriff des schuppenförmigen (blättchenförmigen) Pigmentes wird erfindungsgemäß dabei ein flächiges Pigment sehr geringer Schichtdicke verstanden. Die Teilchengröße des Pigmentes beträgt vor­zugsweise 5 bis 100 µm. Hierunter ist die flächige Ausdehnung des Pig­mentes zu verstehen. Die Schichtdicke des Pigmentes ist dabei wesent­lich geringer und ist in der Regel kleiner als 1 µm.

    [0012] Beim erfindungsgemäßen Verfahren wird vorzugsweise eine Kunstharz ent­haltende Trägerbahn verwendet, bei der das schuppenförmige (blättchen­förmige) Pigment in der der Trägerbahn zugewendeten Kunstharzschicht vorzugsweise in einer Menge von 5 bis 20 Gew.-%, bezogen auf das Kunstharz, enthalten ist.

    [0013] Derartige schuppenförmige (blättchenförmige) Pigmente sind dem Fach­mann bekannt. Ein besonders geeignetes und deshalb bevorzugtes Pigment der gewünschten räumlichen Gestalt ist Glimmer, welcher oberflächlich mit Metalloxiden, vorzugsweise Titandioxid oder Eisenoxid, beauf­schlagt ist. Hierbei handelt es sich um Perlglanzpigmente, welche bei dem erfindungsgemäßen Verfahren der Kunstharzschicht einen Metall­effekt verleihen. Solche Pigmente sind im Handel unter der Bezeichnung Iriodin ®-Pigmente erhältlich.

    [0014] Ein anderes Beispiel schuppenförmiger (blättchenförmiger) Pigmente sind die aus Metallen oder Metallegierungen durch Auswalzen und Zer­kleinern erhältlichen Metallpigmente. Zur Herstellung dieser Pigmente werden bevorzugt duktile Metalle oder Legierungen, vorzugsweise Alu­minium, Kupfer und Silber, und als Legierungen Messing- und Bronzele­gierungen verwendet.

    [0015] Besondere farbliche Metalleffekte ergeben sich, wenn die Metallober­flächen, insbesondere die Oberflächen von Aluminiumpigmenten, mit Me­talloxiden, vorzugsweise Eisenoxiden, beaufschlagt sind. Zum Stand der Technik wird auf die Veröffentlichungen "Eisenoxidbeschichtete Alumi­niumpigmente" und "Optische Eigenschaften von Perlglanzpigmenten" in der Zeitschrift "farbe + lack" (1987) Seiten 973 bis 979 hingewiesen.

    [0016] Vorzugsweise wird beim erfindungsgemäßen Verfahren eine Trägerbahn aus Papier mit einem Papiergewicht von 40 bis 120 g/m², welches mit einem härtbaren Aminoplastharz in einer Menge von 80 bis 150 % des Papierge­wichtes imprägniert und mit mindestens zwei Schichten eines härtbaren oder duroplastischen Kunstharzes mit jeweils einem Flächengewicht von etwa 30 bis 100 g/m² beschichtet ist, verwendet.

    [0017] Das Kunstharz kann mit einem im Kunstharz löslichen Farbstoff einge­färbt sein. Dabei ist es auch zur Erzielung besonderer Farbeffekte möglich, nur das zur Herstellung der Deckschicht verwendete Kunstharz einzufärben.

    [0018] Wird beim erfindungsgemäßen Verfahren eine derartige Trägerbahn auf einen flächigen Werkstoff bei erhöhten Temperaturen aufgepreßt, fließt das zur Imprägnierung des Trägers verwendete Aminoplastharz, durch­tränkt und umhüllt die Fasern der Trägerbahn und härtet aus. Ist als Beschichtungsharz ein härtbares Harz gewählt worden, beginnt auch die­ses Harz zu fließen, bildet eine dem Preßwerkzeug entsprechende Ober­fläche aus und erhärtet. Verwendet man als Beschichtungsharz ein ther­moplastisches Kunstharz, wird es ebenfalls fließen und seine Ober­fläche dem Preßwerkzeug anpassen. Jedoch ist es in diesem Falle not­wendig, die Presse unter Druck abzukühlen, bis sich das thermoplasti­sche Harz wieder verfestigt hat und der Presse nach erfolgter Rückküh­lung entnommen werden kann. Der gewünschte Marmorierungseffekt tritt dadurch ein, daß wegen der ungleichmäßigen Masseverteilung im Papier der Fluß der Harze bei dem Verpressungsvorgang von Bereichen hoher Dichte zu Bereichen geringerer Dichte erfolgt. In Bereichen geringerer Dichte fließt das Harz schneller, in Bereichen höherer Dichte entspre­chend langsamer. Der erfindungsgemäß als Pigment verwendete feintei­lige Glimmer orientiert sich beim Fließen der Harze aufgrund seiner plättchenförmigen Gestalt in Fließrichtung und gibt dabei die Fließ­strukturen wieder. Dieser Effekt wird insbesondere dadurch verstärkt und erkennbar, daß die oberste Harzschicht pigmentfrei ist. Infolge des Verdünnungseffektes wird der Fluß des Harzes verstärkt, so daß die Orientierung der Glimmerteilchen weiter gefördert wird. Die nach der Verpressung erhaltene Oberfläche zeigt ein Dekorbild, das eine ausge­prägte Marmorierung durch die ungleichmäßige Verteilung des Pigmentes aufweist.

    [0019] Entsprechend dem Merkmal b) des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt die Verpressung unter Verwendung eines Preßwerkzeuges, welches keine Oberflächenprofilierung aufweist. Eine Profilierung des Preßwerkzeu­ges, wie sie in der DE-A-2 650 560 beschrieben ist, würde den freien Fluß der Harze zu Bereichen geringerer Dichte behindern und damit die Ausrichtung der schuppenförmigen Pigmente in der Fließrichtung beein­trächtigen. Es wird hieraus aber auch verständlich, daß eine gewisse Rauhtiefe der Oberfläche des Preßwerkzeuges erlaubt ist, solange der freie Fluß des Harzes nicht behindert wird.

    [0020] Darüber hinaus kann das unterschiedliche Fließen des Beschichtungshar­zes auch dadurch bewirkt oder verstärkt werden, daß man vor der Ver­pressung unter der beim erfindungsgemäßen Verfahren zu verwendenden Trägerbahn, gegebenenfalls geometrisch geformte, Teilstücke einer be­harzten Trägerbahn regelmäßig oder unregelmäßig anordnet. Diese Teil­stücke können zum Beispiel unter Ausbildung eines Flächenmusters ein­gelegt sein. Derartige Teilstücke können eine beliebige geometrische Gestalt haben und zum Beispiel symmetrisch oder unregelmäßig ausgebil­det sein. Die Teilstücke können die Form eines Ahorn- oder Eichenblat­tes haben. Man kann auch getrocknete und gegebenenfalls mit Harz im­prägnierte natürliche Blätter, wie etwa Eichenlaub, einlegen, wobei die Oberflächenstrukturen der Blätter deutlich hervortreten. Die ein­gelegten Teilstücke heben sich von dem umgebenden Untergrund in Farbe und Marmorierung deutlich ab.

    [0021] Dieser Marmorierungseffekt wird farblich besonders hervorgehoben, wenn man eine uni eingefärbte Trägerbahn verwendet, deren Farbe zu der Ei­genfarbe des Pigmentes kontrastiert. So kann man mit gutem Effekt bei einer z.B. blau eingefärbten Trägerbahn Perlglanzpigmente mit Gold- oder Kupferfarbe verwenden.

    [0022] Es sind zwar aus dem Stand der Technik Lackfilme bekannt, die aus zwei Schichten bestehen, von denen die untere Schicht glimmerartige Pigmen­te enthält, während die obere Schicht (Deckschicht) pigmentfrei ist. Solche z.B. in der Autoindustrie bei der Herstellung von Metalleffekt­lacken bekannten Lackierungen, die u.a. in der DE-A-3 207 936 oder der DE-A-3 150 492 beschrieben sind, unterscheiden sich aber vom Gegen­stand vorliegender Erfindung wesentlich dadurch, daß beim Aufbringen der Lackschichten auf den Untergrund kein Druck ausgeübt wird und die oben beschriebenen Fließvorgänge nicht stattfinden. Die Pigmente sind in der Lackschicht gleichmäßig verteilt. Ist der Gehalt an Pigmenten in der Lackschicht zu gering, tritt deshalb nur ein changierender Effekt (DE-A-3 150 492, Seite 6 unten) auf. Eine ungleiche Pigmentver­teilung wäre auch in diesem Fall, z.B. bei der Lackierung eines Auto­bleches, höchst unerwünscht.

    [0023] Die Erfindung umfaßt auch die bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zu verwendende Kunstharz enthaltende Trägerbahn, die dadurch gekennzeich­net ist, daß sie zwei übereinander liegende Schichten eines transpa­renten, thermoplastischen oder duroplastischen und unter Verpressungs­bedingungen gut fließfähigen Kunstharzes aufweist, wobei die der Trä­gerbahn zugewendete Kunstharzschicht ein schuppenförmiges (blättchen­förmiges) Pigment in einer Menge von 2 bis 40 Gew.-%, bezogen auf Kunstharz, enthält und die äußere Kunstharzschicht frei von derartigen Pigmenten ist. Sinngemäß gelten hier die bereits genannten Angaben für die vorzugsweise einzusetzenden Pigmente bzw. für die Art des vorzugs­weise als Trägerbahn verwendeten Papieres und der Harze für die Trän­kung und Beschichtung.

    [0024] Zur Herstellung der erfindungsgemäßen Kunstharz enthaltenden Träger­bahnen können als Imprägnierharze die bekannten härtbaren Aminoplast­harze, wie z.B. die niedermolekularen Harnstoff- oder Melamin-Form­aldehyd-Harze oder Harnstoff-Melamin-Formaldehydharz-Gemische verwen­det werden. Als Beschichtungsharze kommen härtbare, duroplastische oder nichtreaktive, thermoplastische Harze in Frage. Geeignete härt­ bare Harze sind die härtbaren Polyesterharze auf Basis von Estern ungesättigter oder Mischungen gesättigter und ungesättigter Dicarbon­säuren in einem reaktiven Lösungsmittel, wie Styrol. Weitere geeignete Polyester sind z.B. in der DE-C-3 403 691 und DE-C-2 734 669 beschrie­ben. Als härtbare Beschichtungsharze sind auch härtbare Acrylat- oder Methacrylatharze oder Epoxidharze geeignet. Thermoplastische Beschich­tungsharze können auf Basis von mit kurzkettigen, aliphatischen Alko­holen veretherten Melaminharzen aufgebaut sein. Weitere Beispiele ge­eigneter thermoplastischer Beschichtungsharze sind Polyesterharze oder Harze auf Acrylatbasis.

    [0025] In den folgenden Beispielen werden das erfindungsgemäße Verfahren, die Herstellung der erfindungsgemäßen Kunstharz enthaltenden Trägerbahnen und ihre Verarbeitung noch näher erläutert.

    Beispiel 1



    [0026] Als Trägerbahn wird ein Edelzellstoffpapier mit einem Flächengewicht von 80 g/m² verwendet. Das Papier ist mit grünen Pigmenten eingefärbt. Das Papier ist mit Melamin-Formaldehyd-Kondensationsharz imprägniert und enthält 80 g/m² Harz. Die Harz enthaltende Trägerbahn weist einen Feuchtegehalt von 6 bis 7 % auf.

    [0027] Das Harz ist wie folgt zusammengesetzt:

    Beschichtungsharz pigmentiert:



    [0028] 310 g rieselfähiges ungesättigtes Polyesterharz
    40 g Diallylphthalat-Prepolymer
    35 g partiell verethertes Melamin-Formaldehyd-Harz
    284 g Dichlormethan
    3 g p-Toluolsulfonsäure
    13 g internes Trennmittel
    40 g Iriodin ®-Pigment Rotbraun 502
    2 g Benzoylperoxid-Paste
    17 g Peroxidgemisch

    Beschichtungsharz transparent:



    [0029] wie vorstehend, doch unpigmentiert

    [0030] Es werden 50 g/m² des pigmentierten Beschichtungsharzes mittels eines Rakels auf die Trägerbahn aufgebracht. In einem Trockenkanal wird das Lösungsmittel bei 40 bis 80°C abgedunstet. Der Restlösemittelgehalt beträgt dann 8 bis 9 %. Mit einem zweiten Dosierwerk wird dann das transparente Beschichtungsharz in gleicher Menge aufgetragen und in gleicher Weise getrocknet.

    [0031] Zur Herstellung eines vergüteten Laminates wird folgender Aufbau in eine Heizpresse eingebracht:
    Preßpolster
    Preßblech
    Trägerfilm, erfindungsgemäß
    10 Kernfilme, phenolharzimprägniert, Papiergewicht 150 g/m², Harzgehalt 70 g/m² Festharz
    Trennpapier
    Preßblech

    [0032] Die Verpressung erfolgt in einer Etagenpresse bei einem Druck von 10 N/mm², einer Temperatur von 145°C und einer Preßzeit von 20 Minu­ten. Das Preßgut wird unter Druck rückgekühlt.

    [0033] Es wird ein Laminat mit braun marmorierter Oberfläche erhalten.

    Beispiel 2



    [0034] Es wird die in Beispiel 1 beschriebene Trägerbahn beschichtet.

    [0035] Als Beschichtungsharze werden verwendet:

    Beschichtungsharz pigmentiert:



    [0036] 100 g Melamin-Formaldehyd-Harz, mit Butanol ver­ethert, als 55 bis 60 gew.-%ige Lösung in einem Butanol/Xylol-Gemisch
    1 g p-Toluolsulfonsäure, als 50 gew.-%ige Lösung in Methanol
    1,5 g Iriodin®-Pigment Rotbraun 502

    Beschichtungsharz transparent:



    [0037] wie vorstehend, doch unpigmentiert

    [0038] Es werden 50 g/m² des pigmentierten Beschichtungsharzes auf die Trä­gerbahn aufgerakelt. Das Lösungsmittel wird in einem Trockenkanal bei 50 bis 80°C abgedunstet. Mit einem zweiten Auftrag wird das transpa­rente, unpigmentierte Harz in gleicher Weise aufgebracht und das er­haltene Produkt getrocknet.

    [0039] Zur Herstellung eines vergüteten Laminates wird folgender Aufbau in eine Heizpresse eingebracht:
    Preßpolster
    Preßblech
    Trägerfilm, erfindungsgemäß
    50 Kernfilme, phenolharzimprägniert, Papiergewicht 150 g/m², Harzgehalt 70 g/m² Festharz
    Trägerfilm, erfindungsgemäß
    Preßblech
    Preßpolster

    [0040] Die Verpressung erfolgt in einer Etagenpresse bei einem Druck von 10 N/mm², einer Temperatur von 145°C und einer Preßzeit von 45 Minu­ten. Das Preßgut wird unter Druck rückgekühlt.

    [0041] Es wird eine beidseitig vergütete Platte mit dekorativer Marmorierung erhalten.

    Beispiel 3



    [0042] Es wird eine Trägerbahn, wie in Beispiel 1 beschrieben, beschichtet. Als Beschichtungsharze werden verwendet:

    Beschichtungsharz pigmentiert:



    [0043] 100 g Diallylphthalat-Prepolymer
    100 g Dichlormethan
    3 g internes Trennmittel
    0,5 g Benzoylperoxid-Paste
    4 g Peroxidgemisch
    10 g Iriodin ®-Pigment Rotbraun 502

    Beschichtungsharz transparent:



    [0044] wie vorstehend, doch unpigmentiert

    [0045] Die Herstellung der beschichteten Trägerbahn erfolgt analog Beispiel 1.

    [0046] Zur Herstellung einer oberflächenvergüteten Spanplatte wird folgender Aufbau verpreßt:
    Preßpolster
    Preßblech
    Trägerfilm, erfindungsgemäß
    Melaminharz-Barrierefilm, Papiergewicht 120 g/m², Harzgehalt 150 g/m²
    Spanplatte
    Melaminharz-Barrierefilm
    Trägerfilm, erfindungsgemäß
    Preßblech
    Preßpolster

    [0047] Die Verpressung erfolgt in einer Etagenpresse bei einem Druck von 2 N/mm², einer Temperatur von 145°C und einer Preßzeit von 12 Minuten. Das Preßgut wird unter Druck rückgekühlt. Die erhaltene vergütete Platte zeigt eine dekorative Marmorierung und ist für Innenausbau­zwecke (Möbel, Ausstellungszwecke) hervorragend geeignet.

    Beispiel 4



    [0048] Das Verfahren des Beispiels 1 wird wiederholt, jedoch werden dem transparenten Beschichtungsharz 4 g des lösungsmittellöslichen Farb­stoffes Zaponblau 807 zugegeben. Es ergibt sich eine Oberflächenein­ färbung mit der Marmorierung entsprechend unterschiedlicher Blauein­färbung.

    Beispiel 5



    [0049] Es wird eine Trägerbahn, wie in Beispiel 1 beschrieben, beschichtet. Als Beschichtungsharze werden verwendet:

    Beschichtungsharz pigmentiert:



    [0050] 80 g Diallylphthalat-Prepolymer
    120 g Dichlormethan
    2,5 g internes Trennmittel
    4 g Dicumylperoxid
    4 g Aluminiumpaste
    0,4 g Rußpaste

    Beschichtungsharz transparent:



    [0051] wie vorstehend, jedoch unpigmentiert

    [0052] Die Herstellung der beschichteten Trägerbahn erfolgt analog Beispiel 1, die Herstellung einer oberflächenvergüteten Spanplatte analog Beispiel 3. Man erhält eine vergütete Platte, welche eine Sil­bermetallicmarmorierung aufweist und zur Herstellung dekorativer Flä­chen besonders geeignet ist.


    Ansprüche

    1. Verfahren zur dekorativen Beschichtung von flächigen Werkstoffen, insbesondere Schichtpreßstoffen oder Holzwerkstoffplatten unter Er­zielung eines marmorierten Effektdekors, durch Aufpressen einer mit härtbarem Aminoplastharz imprägnierten und mit thermoplastischem oder duroplastischem Kunstharz beschichteten Trägerbahn auf den zu beschichtenden Untergrund bei Schmelz- bzw. Aushärtungstemperaturen für die Harze, dadurch gekennzeichnet, daß man

    a) eine Trägerbahn verwendet, welche zwei übereinander liegende Schichten eines transparenten, thermoplastischen oder duropla­stischen und unter Verpressungsbedingungen gut fließfähigen Kunstharzes aufweist, wobei die der Trägerbahn zugewendete Schicht ein schuppenförmiges (blättchenförmiges) Pigment in einer Menge von 2 bis 40 Gew.-%, bezogen auf Kunstharz, enthält und die äußere Kunstharzschicht frei von derartigen Pigmenten ist und

    b) die Verpressung mit einem Preßwerkzeug durchführt, welches keine Oberflächenprofilierung aufweist.


     
    2.Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man eine Trägerbahn verwendet, deren der Trägerbahn zugewendete Kunstharz­schicht ein schuppenförmiges (blättchenförmiges) Pigment mit einer Teilchengröße von 5 bis 100 µm enthält.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man eine Trägerbahn verwendet, deren der Trägerbahn zugewendete Kunst­harzschicht das schuppenförmige (blättchenförmige) Pigment in einer Menge von 5 bis 20 Gew.-%, bezogen auf Kunstharz, enthält.
     
    4. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß man eine Trägerbahn verwendet, deren der Trägerbahn zugewendete Kunstharzschicht als schuppenförmiges (blättchenförmiges) Pigment Glimmer, welcher mit Metalloxiden, vor­zugsweise Titandioxid oder Eisenoxid, beaufschlagt ist, enthält.
     
    5. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß man eine Trägerbahn verwendet, deren der Trägerbahn zugewendete Kunstharzschicht schuppenförmige (blättchenförmige) Pigmente aus Metallen oder Metallegierungen enthält.
     
    6. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß man eine Trägerbahn verwendet, deren der Trägerbahn zugewendete Kunstharzschicht als schuppenförmiges (blättchenförmiges) Pigment mit Metalloxiden, vorzugsweise Eisen­oxid, beschichtete Aluminiumpigmente enthält.
     
    7. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß man als Trägerbahn Papier mit einem Papiergewicht von 40 bis 120 g/m², welches mit einem härtbaren Aminoplastharz in einer Menge von 80 bis 150 % des Papiergewichtes imprägniert und mit mindestens zwei Schichten eines härtbaren oder duroplastischen Kunstharzes mit jeweils einem Flächengewicht von etwa 30 bis 100 g/m² beschichtet ist, verwendet.
     
    8. Kunstharzbeschichtete Trägerbahn zur Durchführung des Verfahrens nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge­kennzeichnet, daß sie zwei übereinander liegende Schichten eines transparenten, thermoplastischen oder duroplastischen und unter Verpressungsbedingungen gut fließfähigen Kunstharzes aufweist, wo­bei die der Trägerbahn zugewendete Kunstharzschicht ein schuppen­förmiges (blättchenförmiges) Pigment in einer Menge von 2 bis 40 Gew.-%, bezogen auf Kunstharz, enthält und die äußere Kunst­harzschicht frei von derartigen Pigmenten ist.
     
    9. Kunstharzbeschichtete Trägerbahn nach Anspruch 8, dadurch gekenn­zeichnet, daß die der Trägerbahn zugewendete Kunstharzschicht ein schuppenförmiges (blättchenförmiges) Pigment mit einer Teilchen­größe von 5 bis 100 µm enthält.
     
    10. Kunstharzbeschichtete Trägerbahn nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, daß die der Trägerbahn zugewendete Kunstharz­schicht das schuppenförmige (blättchenförmige) Pigment in einer Menge von 5 bis 20 Gew.-%, bezogen auf Kunstharz, enthält.
     
    11. Kunstharzbeschichtete Trägerbahn nach einem oder mehreren der vor­hergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die der Träger­bahn zugewendete Kunstharzschicht als schuppenförmiges (blättchen­förmiges) Pigment Glimmer, welcher mit Metalloxiden, vorzugsweise Titandioxid oder Eisenoxid, beaufschlagt ist, enthält.
     
    12. Kunstharzbeschichtete Trägerbahn nach einem oder mehreren der vor­hergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die der Träger­bahn zugewendete Kunstharzschicht schuppenförmige (blättchenförmi­ge) Pigmente aus Metallen oder Metallegierungen enthält.
     
    13. Kunstharzbeschichtete Trägerbahn nach einem oder mehreren der vor­hergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die der Träger­bahn zugewendete Kunstharzschicht als schuppenförmiges (blättchen­förmiges) Pigment mit Metalloxiden, vorzugsweise mit Eisenoxid, beschichtete Aluminiumpigmente enthält.
     
    14. Kunstharzbeschichtete Trägerbahn nach einem oder mehreren der vor­hergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß sie aus Papier mit einem Papiergewicht von 40 bis 120 g/m², welches mit einem härtbaren Aminoplastharz in einer Menge von 80 bis 150 % des Pa­piergewichtes imprägniert und mit mindestens zwei Schichten eines härtbaren oder duroplastischen Kunstharzes mit jeweils einem Flä­chengewicht von etwa 30 bis 100 g/m² beschichtet ist, besteht.
     





    Recherchenbericht