[0001] Die Erfindung betrifft eine Unbalance-Ausgleichsvorrichtung für eine Waffenanlage,
insbesondere bei einer schweren Waffe, mit den Merkmalen aus dem Oberbegriff des
Patentanspruchs 1.
[0002] Das Richten großkalibriger Waffenanlagen benötigt einen großen Kraftaufwand, d.h.
es sind zum Erreichen schneller Richtzeiten große Leistungen erforderlich. Dieser
Kraftaufwand ergibt sich aus dem Gewicht der schwenkbaren Teile der Waffe und wird
um so größer je weiter der Schwerpunkt dieser schwenkbaren Teile von der Drehachse
entfernt ist. Beim Richten muß daher das sich aus dem Gewicht des schwenkbaren Teils
der Waffe und dem Schwerpunktabstand infolge der Gravitation ergebende Gewichtsmoment,
im folgenden als Unbalance-Moment bezeichnet, durch ein Gegendrehmoment überwunden
werden.
[0003] Damit der Richtantrieb und auch die benötigte Richtleistung kleingehalten werden
kann, ist es bekannt, an der Waffenanlage eine Unbalance-Ausgleichsvorrichtung vorzusehen,
durch die dieses Unbalance-Moment ausgeglichen wird. Dies ist besonders dann notwendig,
wenn die für den Richtantrieb zur Verfügung stehende Leistung, beispielsweise die
Bordnetzleistung eines Kampfpanzers, begrenzt ist oder beispielsweise im Notbetrieb
das Richten mittels Handkraft gefordert wird.
[0004] Es sind Ausgleichsvorrichtungen bekannt, bei denen das Unbalance-Moment durch Federsysteme,
beispielsweise mechanische Federzylinder, ausgeglichen wird. Ein großer Nachteil derartiger
Federsysteme sind die vor allem bei großen Richtwinkeln großen Federwege, die entsprechende
Platzprobleme mit sich bringen.
[0005] Es ist weiterhin eine Unbalance-Ausgleichsvorrichtung bekannt (DE-OS 36 42 628) bei
der das Unbalance-Moment in einen in einem hydropneumatischen Speichersystem wirkenden
Druck umgewandelt wird, wobei die Einrichtung zur Umwandlung des Unbalance-Momentes
ein Hydraulik-Drehzylinder ist, dessen Abtriebswelle rotatorisch mit dem schwenkbaren
Teil der Waffe gekoppelt ist und bei dem mindestens einer der Druckflüssigkeitsanschlüsse
über ein Hydrauliksystem an einen Hydraulikspeicher angeschlossen ist.
[0006] Auch dieses System benötigt noch verhältnismäßig viel Platz und ist ziemlich aufwendig,
da es an ein Hydrauliksystem gebunden ist, das mit einer Reihe von Steuerelementen,
Ventilen und dergleichen aufgebaut sein muß.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Unbalance-Ausgleichsvorrichtung mit
den Merkmalen aus dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 so auszugestalten, daß sie
sehr einfach ausgebildet ist und bei geringem Eigengewicht und äußerst geringem Platzbedarf
auch bei großen Richtwinkeln ein guter Ausgleich des Unbalance-Momentes erreicht wird.
[0008] Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt erfindungsgemäß mit den Merkmalen aus dem kennzeichnenden
Teil des Patentanspruchs 1.
[0009] Vorteilhafte Ausführungsformen der erfindungsgemäßen Ausgleichsvorrichtung sind in
den Ansprüchen 2 bis 7 beschrieben.
[0010] Der Grundgedanke der Erfindung besteht darin, bei einer Ausgleichsvorrichtung, bei
der ein dem Unbalance-Moment entgegenwirkendes Drehmoment durch mindestens eine Feder
erzeugt wird, als Feder nicht eine Feder mit linearem Federweg, also beispielsweise
eine Schraubendruckfeder, bzw. ein Tellerfederpaket, mit verhältnismäßig langem Federweg,
zu verwenden, sondern eine Drehstabfeder, wie sie beispielsweise im Fahrzeugbau zur
Federung des Laufwerks eingesetzt wird. Drehstabfedern dieser Größenordnung erreichen
hohe Drehmomente und große Verdrehwinkel. Sie besitzen eine lineare Federkennlinie.
Durch geeignete Wahl von Durchmesser und Länge der Drehstabfeder und entsprechende
Ausbildung des das Drehmoment übertragenden Getriebes kann die Kennlinie des aus Drehstabfeder
und dem Getriebe bestehenden Systems sehr nahe an die Unbalance-Kurve der Waffenelevation
gebracht werden, wie weiter unten näher erläutert wird.
[0011] Sich ergebende Differenzmomente zwischen der Unbalance der Waffe und der Ausgleichsvorrichtung
werden durch den vorhandenen Richtantrieb kompensiert.
[0012] Die Übertragung des dem Unbalance-Moment entgegenwirkenden Drehmomentes von der
Drehstabfeder auf den schwenkbaren Teil der Waffe, erfolgt über ein Getriebe, das
grundsätzlich als Zahnradgetriebe (Patentanspruch 2) ausgebildet sein kann. Bei einer
vorteilhaften und einfachen Ausführungsform wird ein Hebelgetriebe (Patentanspruch
3) verwendet, wobei durch entsprechende Anordnung der Drehpunkte und die Ausbildung
der Länge des mit der Drehstabfeder verbundenen Hebels das zu übertragende Moment
variiert und, wie bereits erwähnt, an die Unbalance-Kurve der Waffenelevation angeglichen
werden kann.
[0013] Bei der erfindungsgemäßen Ausgleichsvorrichtung läßt sich die Drehstabfeder in platzsparender
Weise vor dem Besatzungsraum der Waffe anordnen, so daß eine Gefährdung der Mannschaft
durch Federbruch ausgeschlossen ist und außerdem eine gute Zugänglichkeit und schnelle
Austauschbarkeit der Drehstabfeder gewährleistet ist.
[0014] Vorteilhaft ist auch, daß beispielsweise bei einem Kampfpanzer als Drehstabfeder
für die Ausgleichsvorrichtung der gleiche Federtyp verwendet werden kann, wie er
auch zur Federung des Laufwerkes verwendet wird.
[0015] Weiterhin ist es möglich, die Kennlinie der Ausgleichsvorrichtung insbesondere durch
Verwendung mehrerer Drehstabfedern, die parallel- und/oder hintereinandergeschaltet
werden und zum Teil unterschiedliche Federkennlinien aufweisen können, noch besser
an die Unbalance-Kurve anzupassen, falls das durch den Richtantrieb aufzubringende
Differenzmoment besonders kleingehalten werden soll.
[0016] Im folgenden wird anhand der beigefügten Zeichnungen ein Ausführungsbeispiel für
die Unbalance-Ausgleichsvorrichtung nach der Erfindung näher erläutert.
[0017] In den Zeichnungen zeigen:
Fig. 1 in schematischer, teilweise geschnittener Darstellung einen Teil einer Waffenanlage
am Turm eines Kampfpanzers mit einer Unbalance-Ausgleichseinrichtung von oben;
Fig. 2 die Waffenanlage mit Unbalance-Ausgleichsvorrichtung nach Fig. 1 in einer
teilweise geschnittenen Seitenansicht;
Fig. 3 in einer graphischen Darstellung die Unbalance-Kurve der Waffenanlage zusammen
mit der Kennlinie der Ausgleichsvorrichtung.
[0018] In Fig. 1 und 2 ist in stark schematisierter Darstellung die Waffenanlage im Turm
eines Kampfpanzers zu sehen, wobei von der Waffenanlage der das feste Gestell, also
die Lafette bildende Turm 2, sowie der aus Waffenrohr und Wiegenkörper bestehende
schwenkbare Teil 1 dargestellt sind. Der schwenkbare Teil 1 ist über einen Schildzapfen
1.1 im festen Gestell 2 in Elevationsrichtung schwenkbar gelagert und kann durch
einen Richtantrieb 3 verschwenkt werden.
[0019] Innerhalb des Innenraums 2.1 des Turms 2 ist parallel zur Drehachse des Schildzapfens
1.1, also quer zur Elevationsrichtung, in Schußrichtung vor dem Schildzapfen 1.1
und unterhalb des schwenkbaren Teils 1 der Waffe eine Drehstabfeder 4 angeordnet,
deren eines Ende über eine Kerbverzahnung 4.6 drehfest in einem mit dem Turm 2 verbundenen
Lagerbock 2.2 fixiert ist, während das freie Ende 4.1 der Drehstabfeder 4 ebenfalls
über eine Kerbverzahnung 4.6 drehfest mit einem Schutzrohr 4.4 verbunden ist, das
die Drehstabfeder 4 auf etwa der Hälfte ihrer Länge konzentrisch umgibt und das über
Kugel- oder Rollenlager 4.5 in den Seitenwänden 2.3 des Waffenschachtes drehbar gelagert
ist. Am äußeren Umfang des Schutzrohres 4.4 ist ein Hebel 4.2 befestigt, der gelenkig
mit einem Ende einer Schubstange 4.3 verbunden ist, deren anderes Ende am schwenkbaren
Teil 1 der Waffe angelenkt ist. Das Drehmoment der Drehstabfeder 4 wird zunächst auf
das infolge seiner elastischen Eigenschaften ebenfalls als Drehstabfeder wirkende
Schutzrohr 4.4 übertragen, von der es über den Hebel 4.2 und die Schub stange 4.3
schließlich auf den schwenkbaren Teil 1 der Waffe übertragen wird. Durch entsprechende
Wahl des Anlenkungspunktes der Schubstange 4.3 am schwenkbaren Teil 1 der Waffe ist
ein Kurbelradius 1.2 vorgegeben, während der Kurbelradius des Hebels 4.2 mit 4.7 bezeichnet
ist. Durch entsprechend unterschiedliche Wahl dieser beiden Kurbelradien 1.2 bzw.
4.7 kann die Vorspannung, der geeignete Verdrehwinkel und das zu übertragende Moment
der Drehstabfeder 4 variiert werden.
[0020] In Fig. 2 sind zwei verschiedene Stellungen der Waffenanlage 1 mit ausgezogenen,
bzw. strichpunktierten Linien und die entsprechende Lage des Hebelgetriebes eingezeichnet.
[0021] Die Kennlinie der Ausgleichsvorrichtung kann schon bei Verwendung einer Drehstabfeder
der Unbalance-Kurve der Waffe gut angeglichen werden.
[0022] Ein Beispiel für ein solches Angleichen ist in Fig. 3 dargestellt.
[0023] In Fig. 3 sind die auftretenden Momente in Abhängigkeit von der Waffenelevation dargestellt,
und zwar ist in einer Kurve I das Unbalance-Moment der Waffe und in einer weiteren
Kurve II das Gegendrehmoment der Ausgleichsvorrichtung wiedergegeben. Die Kurve für
das Unbalance-Moment der Waffe folgt in bekannter Weise einer Kosinus-Funktion und
aus Fig. 3 ist gut abzulesen, daß es gelingt, die Kurve für das Gegendrehmoment über
einen weiten Bereich von Elevationswinkeln recht gut der Kurve für das Unbalance-Moment
anzunähern, so daß nur geringe Differenzmomente übrig bleiben, die vom Richtantrieb
3 ausgeglichen werden müssen.
1. Unbalance-Ausgleichsvorrichtung für eine Waffenanlage, insbesondere bei einer
schweren Waffe, mit einem in Elevationsrichtung schwenkbaren, das Waffenrohr tragenden
Teil, der über einen Schildzapfen in einem festen Gestell gelagert ist, wobei der
Schwerpunkt des schwenkbaren Teils außerhalb der Drehachse des Schildzapfens liegt,
bei der ein dem Unbalance-Moment entgegenwirkendes Drehmoment durch mindestens eine
Feder erzeugt wird, dadurch gekennzeichnet, daß als Feder mindestens eine Drehstabfeder
(4) dient, deren erstes Ende (4.0) drehfest mit dem Gestell (2) verbunden ist, während
das zweite Ende (4.1) über ein Getriebe (4.2, 4.3) mit dem schwenkbaren Teil (1) der
Waffe verbunden ist.
2. Ausgleichsvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Getriebe
ein Zahnradgetriebe ist, das zwischen ein drehfest mit dem zweiten Ende der Drehstabfeder
verbundenes Zahnrad und ein am schwenkbaren Teil der Waffe angeordnetes Zahnsegment
eingeschaltet ist.
3. Ausgleichsvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Getriebe
einen drehfest mit dem zweiten Ende (4. 1) der Drehstabfeder (4) verbundenen Hebel
(4.2) aufweist, der gelenkig mit einer am schwenkbaren Teil (1) der Waffe angelenkten
Schubstange (4.3) verbunden ist.
4. Ausgleichsvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, gekennzeichnet durch mindestens
eine Drehstabfeder (4) die parallel zur Drehachse des Schildzapfens (1.1) der Waffe
angeordnet ist.
5. Ausgleichsvorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Drehstabfeder
(4) in Schußrichtung vor dem Schildzapfen (1.1) und unterhalb des schwenkbaren Teils
(1) der Waffe angeordnet ist.
6. Ausgleichsvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß die Drehstabfeder (4) mindestens auf einem Teil ihrer Länge konzentrisch in einem
drehbar im Gestell (2) gelagerten Schutzrohr (4.4) angeordnet ist, dessen eines Ende
drehfest mit dem zweiten Ende (4.1) der Drehstabfeder (4) verbunden ist und daß das
die Drehbwegung übertragende Getriebe (4.1, 4.3) mit dem Schutzrohr (4.4) verbunden
ist.
7. Ausgleichsvorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Schutzrohr
(4.4) als Drehstabfeder ausgebildet ist.
8. Ausgleichsvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß sie mehrere fluchtend und/oder parallel zueinander angeordnete Drehstabfedern
aufweist, die parallel- und/oder hintereinandergeschaltet sind.