[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erhöhung des Gehalts an Mesophase in einem
Pech, wobei man eine hochmolekulare aromatische Fraktion auf Basis von Steinkohlenteer
und/oder Erdöl in geschmolzener Form und in Form eines dünnen, kontinuierlich bewegten
Films thermisch behandelt und während der thermischen Behandlung flüchtige Bestandteile
durch Entgasung entfernt.
[0002] Ein solches Verfahren zur Behandlung von schwerem Erdölpech ist aus der DE-OS 29
25 549 bekannt.
[0003] Kohlenstoffasern und -fäden besitzen eine große Bedeutung, z.B. als Verstärkungsfasern
in Kunststoffen. Sie können unter anderem aus Polyacrylnitril- oder aus Pech Vorläuferfasern
hergestellt werden.
[0004] Da für die meisten Einsatzgebiete dieser Kohlenstoff-Fasern hohe Festigkeits- und
Modulwerte gefordert werden, haben sich viele Untersuchungen damit beschäftigt, wie
diese Werte erhöht werden können. Dabei wurde gefunden, daß die Festigkeits- und
Modulwerte der Kohlenstoffasern durch geeignete Auswahl und Vorbehandlung des Ausgangsmaterials
erhöht werden können. Es ist seit langem bekannt, daß Pechfasern mit einem hohen Gehalt
an Mesophase sich gut zur Weiterverarbeitung zu Kohlenstoffasern mit hoher Festigkeit
und hohem Young-Modul eignen. Diese Weiterverarbeitung kann nach ebenfalls bekannten
Methoden erfolgen und schließt im allgemeinen eine Voroxidation, eine anschließende
Carbonisierung und gegebenenfalls Graphitisierung ein.
[0005] Pechfasern mit hohem Mesophasengehalt entstehen durch Schmelzverspinnung eines Pechs,
das ebenfalls einen hohen Mesophasenanteil aufweist. Unter Mesophase versteht man
Bereiche, die Aggregationen von orientierten Molekülverbänden enthalten, welche noch
Fließverhalten aufweisen. Da die Orientierung im wesentlichen in einer bestimmten
Richtung ausgebildet ist, verhalten sich mesophasische Bereiche optisch anisotrop.
Aus diesem Grund wird die Mesophase im Pech auch als anisotrope Phase oder als anisotroper
Bereich bezeichnet. Der Gehalt eines Pechs an Mesophase läßt sich beispielsweise mit
polarisiertem Licht, z.B. über ein Polarisationsmikroskop, bestimmten. Auch die Löslichkeitseigenschaften
des Pechs in bestimmten Lösungsmitteln wurden zu Aussagen über den Gehalt an Mesophase
herangezogen, da die Mesophase im allgemeinen deutlich weniger löslich ist als die
nicht-orientierten (isotropen) Anteile des Pechs.
[0006] Da Peche üblicher Art, z.B. die nach bekannten Verfahren gewonnenen Steinkohlenteer-
oder Erdölpeche, ohne vorhergehende thermische Behandlung isotrop sind, muß ihr Gehalt
an Mesophase durch entsprechende Vorbehandlung erhöht werden, wenn Pechfasern mit
hohem Mesophasengehalt durch Schmelzverspinnung erhalten werden sollen. Es wurden
daher Verfahren entwickelt, um den Mesophasengehalt eines Pechs zu erhöhen. Dabei
wurde gefunden, daß durch eine Temperaturbehandlung unter Inertgas, z.B. im Bereich
von 250 bis 500°C, der Mesophasengehalt ansteigt, was auf chemische Vorgänge wie Polymerisation
und auf physikalische Vorgänge, nämlich Verdampfung niedrigmolekularer, leicht flüchtiger
isotroper Bestandteile zurückzuführen ist.
[0007] Wenn durch solche bekannte thermische Verfahren, wie Erhitzen des Pechs in einem
offenen Gefäß, isotrope feststoffreie Peche in solche mit hohem Mesophasenanteil,
z.B. in Peche mit 80 bis 100% Mesophase, umgewandelt werden sollen, treten eine Reihe
von Nachteilen und Schwierigkeiten auf. Zum einen benötigen diese Verfahren viel Zeit,
da die Entstehung der Mesophase und das Verflüchtigen der niedrigsiedenden Anteile
aus dem Inneren des Pechs langsam verlaufen. Über Erhöhung der Behandlungstemperatur
läßt sich zwar die Entstehung der Mesophase beschleunigen, jedoch bilden sich bei
erhöhter Temperatur in verstärktem Ausmaß feste Bestandteile (Koks), die für die Schmelzverspinnung
nicht geeignet sind. Darüber hinaus steigen Erweichungstemperaturen, Fließtemperaturen
und Viskosität der Mesophasenanteile mit zunehmender Behandlungszeit und -temperatur
an. Für die Schmelzverspinnung von Mesophasenpech sind jedoch sehr hohe Fließtemperaturen
und Viskositäten unerwünscht.
[0008] Es wurde daher versucht, den Mesophasengehalt von Pechen innerhalb kürzerer Zeiten
zu erhöhen. Eine Möglichkeit beschreibt die US-PS 3,974,264. Bei dem dort genannten
Verfahren wird ein Inertgas während der thermischen Behandlung durch das Pech geleitet,
um die leicht flüchtigen Bestandteile schneller zu entfernen. Der Nachteil dieses
Verfahrens besteht darin, daß auch hier noch relativ lange Behandlungszeiten erforderlich
sind, da in herkömmlichen Gefäßen mit großem Pechvolumen gearbeitet wird. Auch bei
diesem Verfahren besteht daher die Gefahr vermehrter Koksbildung und erhöhter Viskosität
der mesophasischen Anteile, da die bereits gebildeten Mesophasenbereiche weiter polymerisieren,
während noch die Umwandlung isotroper Bereiche in Mesophase erfolgt.
[0009] Ein verbessertes Verfahren beschreibt die DE-OS 29 25 549. Dort erfolgt die Temperaturbehandlung
des Pechs so, daß das Pech in Form eines laminaren Stroms in ein Unterdruckgefäß eingeführt
wird, wo es infolge der Schwerkraft nach unten sinkt und am Boden des Gefäßes entnommen
wird. Bei dem Verfahren wird eine Temperatur bis zu 300°C angewandt.
[0010] Der Vorteil des Verfahrens liegt darin, daß das Pech kontinuierlich als dünner Film
thermisch behandelt werden kann. Dadurch gelingt es, flüchtige Bestandteile schneller
zu entfernen als bei Vorliegen großer Pechvolumina bei stationärer Behandlung.
[0011] Dieses Verfahren besitzt ebenfalls mehrere Nachteile. Zum ersten ist die Geschwindigkeit
der Mesophasenanreicherung infolge der niedrigen Behandlungstemperatur relativ gering.
Die niedrige Behandlungstemperatur besitzt ferner den Nachteil, daß die Erhöhung des
Gehalts an Mesophase praktisch ausschließlich auf Entfernung niedrigmolekularer leicht
flüchtiger Bestandteile beruht, während kaum eine Bildung von Mesophase aufgrund von
Polymerisation stattfindet. Die höhermolekularen isotropen Bereiche bleiben also
erhalten, so daß Peche mit sehr hohem Mesophasengehalt mit diesem Verfahren nicht
erhalten werden. Darüber hinaus fließt das Pech in Form eines laminaren Stroms, ohne
daß eine mechanische Homogenisierung stattfindet. Da isotrope und mesophasische Anteile
des Pechs ineinander nur begrenzt löslich sind, können sich bei dem Verfahren dieser
DE-OS zwei Phasen unterschiedlicher Viskosität ausbilden, wodurch eine anschließende
Schmelzverspinnung nachteilig beeinflußt wird. Da die Mesophase ein höheres spezifisches
Gewicht besitzt als die isotrope, können außerdem bei Fließen des Pechs durch Schwerkrafteinwirkung
von oben nach unten Unterschiede in der Fließgeschwindigkeit der mesophasischen gegenüber
der der isotropen Anteile auftreten.
[0012] Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es, ein Verfahren zu entwickeln, mit dem in
kurzer Zeit der Gehalt an Mesophase in einem Pech auf Steinkohlenteer- oder Erdölbasis
erhöht werden kann, ohne daß so hohe Temperaturen angewandt werden müssen, daß auch
in relativ kurzer Zeit schon größere störende Mengen an schwer schmelzbaren Produkten
(Koks) entstehen, wobei das Verfahren es ermöglichen sollte, den Mesophasengehalt
gegebenenfalls bis auf 100 Gew.-% zu erhöhen und wobei eine Trennung zwischen isotroper
Phase und Mesophase verhindert werden sollte, so daß das erhaltene, mit Mesophase
angereicherte Pech kontinuierlich einer Schmelzspinnmaschine zugeführt werden kann.
[0013] Die Aufgabe wurde gelöst durch ein Verfahren gemäß Oberbegriff von Anspruch 1, das
dadurch gekennzeichnet ist, daß man eine hochmolekulare aromatische Fraktion die Mesophase
enthalten kann, einsetzt, wobei diese Fraktion kontinuierlich mechanisch zu einem
dünnen Film einer Schichtdicke von etwa 0,0o7 bis 2 cm ausgeformt wird, und dieser
Film unter Anwendung von Scherkräften nacheinander durch mindestens eine Homogenisierungszone
und mindestens eine Entgasungszone mechanisch zwangsgefördert wird, wobei in der bzw.
den Homogenisierungszone(n) eine mechanische Homogenisierung des Films und in der
bzw. den Entgasungszone(n) eine Entfernung leicht flüchtiger Bestandteile durchgeführt
wird, wobei die Temperatur des Films in der bzw. den Homogenisierungszone(n) und in
der bzw. den Entgasungszone(n) im Bereich von 320° bis 470°C liegt.
[0014] Dieses Verfahren weist gegenüber dem der DE-OS 29 25 549 folgende Vorteile auf:
1. Die Temperatur der thermischen Behandlung liegt höher, so daß die Anreicherung
der Mesophase schneller erfolgt und Mesophase aus isotroper Phase durch chemische
Reaktionen gebildet wird.
2. Dadurch, daß vor der Entfernung flüchtiger Bestandteile (Entgasung) eine Homogenisierung
durchgeführt wird, ist die Entfernung leicht flüchtiger Bestandteile besser zu kontrollieren
und gezielter zu steuern. Dies gilt in noch verstärktem Ausmaß dann, wenn mehrere
Entgasungszonen vorliegen, denen jeweils eine Homogenisierungszone vorgeschaltet
ist. So kann in der ersten Entgasungszone mit niedrigerer Temperatur und höherem Druck
gearbeitet werden als in der zweiten bzw. gegebenenfalls in weiteren Entgasungszonen.
Da das in die zweite Entgasungszone gelangende Pech bereits einen geringeren Gehalt
an flüchtigen Bestandteilen aufweist als das Ausgangspech, können hier sehr niedrige
Drucke angewandt werden, wodurch die Entfernung der restlichen flüchtigen Bestandteile
schneller und vollständiger gelingt. Beim Verfahren der DE-OS 29 25 549 dagegen sind
geringe Drucke bis hinab zu wenigen mbar nicht anwendbar, da hierbei eine plötzliche
und unkontrollierbare Verdampfung niedrigsiedender Bestandteile stattfinden würde.
3. Die vor den bzw. die Entgasungsschritt(e) geschaltete Homogenisierung verhindert
eine Phasentrennung zwischen isotropen und mesophasischen Bestandteilen und ermöglicht
im jeweils nachfolgenden Entgasungsschritt eine rasche kontrollierte Entfernung niedrigsiedender
Bestandteile. Die Homogenisierung, die zu einer einheitlichen Phase mit steuerbarer
Viskosität führt, ermöglicht es, das mit Mesophase angereicherte Pech kontinuierlich
einer Schmelzspinnmaschine zuzuführen.
4. Die Homogenisierung und Zwangsförderung des dünnen Pechfilms verhindern eine Auftrennung
in zwei Phasen unterschiedlicher Viskosität, wie sie im Fall der DE-OS 29 25 549 wegen
unterschiedlicher Fließgeschwindigkeiten aufgrund der Schwerkraft erfolgt.
5. Die Behandlungstemperatur in einer zweiten (und gegebenenfalls in weiteren) Entgasungszone(n)
kann gegenüber der ersten noch weiter gesteigert und wesentlich höher gewählt werden
als im Fall der DE-OS, weil in dieser Zone der Gehalt an leicht flüchtigen Bestandteilen
geringer ist. Beim Verfahren der DE-OS müßte auch bei Anwendung von Temperaturen von
deutlich mehr als 300°C die Verweilzeit des Pechs bei hoher Temperatur ziemlich groß
sein, da der Gehalt an niedrig siedenden Bestandteilen hoch ist und deren Entfernung
Zeit erfordert. Die Verweilzeit bereits gebildeter Mesophase bei hoher Temperatur
wäre damit zu groß, um Bildung hochviskoser und koksartiger Produkte verhindern zu
können. Beim erfindungsgemäßen Verfahren dagegen kann die Verweilzeit in der zweiten
Entgasungszone bei hoher Temperatur niedrig gehalten werden, da in dieser Zone geringere
Anteile an leicht flüchtigen Produkten entfernt werden müssen. Dies wird noch dadurch
unterstützt, daß hier bei sehr niedrigen Drucken, z.B. bei etwa 10⁻² mbar gearbeitet
werden kann. Die Folge der höheren Temperatur ist eine schnellere Erhöhung des Mesophasenanteils,
die Folge der kurzen Verweilzeit ist ein niedrigviskoses und damit leichter verspinnbares
Mesophasenpech, auch für den Fall, daß der Mesophasengehalt 100% beträgt.
6 Die Anwendung von Scherkräften begünstigt die Bildung von Mesophase durch Orientierung
von Molekülverbänden. Weiterhin wird durch die Anwendung von Scherkräften folgender
Nachteil des Verfahrens der DE-OS 29 25 549 ausgeschaltet:
Bei dem als laminarer Film bewegten Pech kommt es beim Verfahren der DE-OS zu relativ
langen Verweilzeiten ein- und derselben Pechbestandteile an der überhitzten Wand,
an der dem Pechfilm Wärme zugeführt wird. Da keine Scherkräfte auf den Film einwirken,
muß diese Wand nämlich auf einer höheren Temperatur gehalten werden, als sie im Durchschnitt
für den Pechfilm erwünscht ist. Nur so ist zu gewährleisten, daß auch die der Wand
abgewandte Oberfläche des Pechfilms die erwünschte Mindesttemperatur erreicht. Infolge
der Überhitzung der Wand besteht die Gefahr, daß die an der Wand strömenden Pechbestandteile
zur Verkokung neigen. Beim erfindungsgemäßen Verfahren dagegen erfolgt durch die
Anwendung von Scherkräften eine ständige Durchmischung, so daß längere Verweilzeiten
ein- und derselben Pechbestandteile an der Wand ausgeschlossen sind. Außerdem ist
die Temperaturverteilung über die Dicke des Pechfilms gleichmäßiger. Ausgeprägtes
Überhitzen entsprechender Vorrichtungsteile ist daher nicht erforderlich.
[0015] Das erfindungsgemäße Verfahren wird nunmehr im einzelnen beschrieben.
[0016] Für das Verfahren wird eine hochmolekulare aromatische Fraktion auf Steinkohlenteer-
und/oder Erdölbasis verwendet, d.h. auch Gemische können eingesetzt werden. Solche
Fraktionen werden üblicherweise auch als Peche auf Steinkohlenteer- oder Erdölbasis
bezeichnet. Im folgenden wird daher für diese Ausgangssubstanzen die Bezeichnung "Pech"
verwendet. Aus Steinkohle oder Erdöl lassen sich nach bekannten Methoden isotrope
Peche herstellen. Beispielsweise können aus Steinkohle durch Behandlung bei etwa 1100°C
flüchtige Bestandteile isoliert, kondensiert und anschließend bei etwa 400°C destilliert
werden. Der Rückstand ist Steinkohlenteerpech. Aus Erdöl läßt sich Erdölpech ebenfalls
als Rückstand einer Destillation erhalten. Diese im Normalfall völlig isotropen Peche
können in dieser Form zwar für das erfindungsgemäße Verfahren eingesetzt werden. Vorzugsweise
werden sie aber in geeigneter Weise so vorbehandelt, daß sie einen Mesophasengehalt
von 30 bis 90 Vol.-% aufweisen. Besonders günstig ist es, wenn das verwendete Pech
bereits einen Mesophasengehalt von 70-90% aufweist. Es muß dann während der thermischen
Behandlung des dünnen Films, z.B. in einem Extruder, eine geringere Menge an flüchtigen
Bestandteilen entfernt werden als bei niedrigeren Gehalten an Mesophase im Ausgangsmaterial.
Die Folge ist, daß ein sehr hoher Mesophasengehalt, z.B. bis 100%, in relativ kurzer
Zeit auf schonende Weise erreicht wird. Geeignete Vorbehandlungsmethoden sind bekannt
und bestehen beispielsweise in einer Filtration zwecks Entfernung sehr schwer schmelzbarer
Bestandteile (Koks) und/oder anderer fester Bestandteile und einer Destillation, sowie
ggf. einer thermischen Behandlung zur Bildung von Mesophase, z.B. im Bereich von 300
bis 350°C und ggf. einer Extraktion mit Lösungsmittel. Es kann auch eine thermische
Behandlung, anschließende Filtration und danach eine nochmalige thermische Behandlung
durchgeführt werden. So behandelte Peche können, bevor sie für das erfindungsgemäße
Verfahren eingesetzt werden, noch einer weiteren Vorbehandlung unterworfen werden,
z.B. einem Abscheide- und Dekantierprozeß. Im letzteren Fall handelt es sich um eine
mechanische Trennung zweier ineinander nicht löslicher flüssiger Phasen. Diese Maßnahmen
dienen der Trennung in eine mesophasenreichere und -ärmere Phase, wobei die mesophasenarme
Phase erneut einer isotropen Pechfraktion zwecks thermischer Behandlung zugesetzt
werden kann. Die mesophasenreiche Phase wird für das erfindungsgemäße Verfahren eingesetzt.
Diese Auftrennungsmethoden sind deshalb vorteilhaft, weil im Fall ihrer Anwendung
die vorangehende thermische Behandlung relativ kurzzeitig sein kann, wodurch sich
weniger feste Bestandteile und hochviskose Produkte bilden. Die vorangehende thermische
Behandlung kann deshalb kurz sein, weil es ausreicht, nur einen relativ niedrigen
Gehalt an Mesophase zu erzielen. Die Anreicherung erfolgt anschließend durch den Trennprozeß.
Gegebenenfalls kann nach dem Trennprozeß die mesophasenreiche Phase nochmals filtriert
und von Lösungsmittel befreit werden.
[0017] Das für das erfindungsgemäße Verfahren verwendete Pech weist vorzugsweise bereits
einen Gehalt von 30 bis 90 Vol.-%, insbesondere 70-90 Vol.-% Mesophase auf. Der Gehalt
an Mesophase wird folgendermaßen bestimmt:
[0018] Aus festem, zerkleinertem Pech hergestellte Teilchen eines mittleren Durchmessers
von 2 bis 2,8 mm, werden in Epofix (härtbares Harz) eingebettet. Die Masse wird gehärtet
und aus dem erhaltenen Material werden Scheiben eines Durchmessers und einer Dicke
von je etwa 2,5 cm hergestellt, mit Siliciumcarbidpapier abgerieben und dann zuerst
mit Siliciumcarbidpapier von 2400 und dann von 4000 mesh poliert. Eine abschließende
Polierung erfolgt mit Diamantpaste.
[0019] Mittels eines Polarisationsmikroskops werden fotografische Aufnahmen der polierten
Proben gemacht. Zirkular polarisiertes Licht wird verwendet, um einen angemessenen
Kontrast zu erhalten. Auf den Aufnahmen im Format DIN A4 werden die isotropen Anteile
bzw. (im Fall einer Phaseninversion) die mesophasischen Anteile mit einem Stift umrandet.
Mittels eines optischen Meßgerätes (Context Vision Image Analyzer) wird der Flächenanteil
der umrandeten Anteile gemessen.
[0020] Für jede Probe wurden zehn Aufnahmen gemacht, von denen jede ein unterschiedliches
Pechteilchen darstellt. Daraus wird ein Mittelwert für den Flächenanteil (bzw. Volumenanteil)
der Mesophase berechnet. Für Pech, das als Ausgangsmaterial für das erfindungsgemäße
Verfahren verwendet wird, betrug die Vergrößerung bei den Aufnahmen ca. 280 : 1, für
Pech, das nach dem erfindungsgemäßen Verfahren behandelt worden war, wurden die Aufnahmen
mit einer Vergrößerung von 2.500 : 1 angefertigt.
Die in den Ansprüchen 19, 22 und 23 und in der Beschreibung genannten Werte für die
Mesophase beziehen sich auf diese Bestimmungsmethode.
[0021] Bei einem Mesophasengehalt von mehr als 30% ist das Verfahren wegen des niedrigeren
Gehalts an isotropen und leicht flüchtigen Bestandteilen besonders günstig. Auch bei
einem Mesophasengehalt des Ausgangspechs von bis zu 90% ist das Verfahren noch vorteilhaft,
weil es auf Grund der geforderten Qualität der herzustellenden Pech- bzw. Kohlenstoffasern
erwünscht sein kann, den Gehalt noch weiter zu erhöhen.
[0022] Die für das erfindungsgemäße Verfahren verwendete hochmolekulare aromatische Fraktion
(Pech), die nach Vorbehandlung und Abkühlung in fester Form, z.B. in Form von Partikeln,
oder in geschmolzener Form vorliegen kann, wird beim erfindungsgemäßen Verfahren kontinuierlich
verarbeitet. Für den Fall, daß sie in fester Form vorliegt, wird sie zunächst aufgeschmolzen.
[0023] Das geschmolzene Pech wird mechanisch zu einem dünnen Film einer Schichtdicke von
etwa 0,007 bis 2 cm ausgeformt. Der Film wird dann durch mindestens eine Homogenisierungszone
und mindestens eine Entgasungszone geführt. Dabei wird der Film durch eine mechanische
Zwangsförderung weiterbewegt, vorzugsweise im wesentlichen in horizontaler Richtung.
Der Vorteil horizontaler Anordnung der Apparatur bzw. horizontaler Bewegung des Pechfilms
besteht darin, daß der Entgasungsschritt in diesem Fall einfacher durchgeführt werden
kann. Die Apparatur, in welcher diese Behandlungsschritte erfolgen, ist also vorzugsweise
horizontal oder annähernd horizontal angeordnet.
[0024] Vorzugsweise wird nicht nur eine Homogenisierungs- und eine Entgasungszone verwendet,
sondern eine oder mehrere weitere Homogenisierungszone(n) und Entgasungszone(n), die
einander abwechselnd vorliegen. In diesem Fall wird der Pechfilm durch diese Zonen
ebenfalls mechanisch zwangsgefördert, vorzugsweise in im wesentlichen horizontaler
Richtung. Die Verwendung von mehr als einer Homogenisierungszone und Entgasungszone
besitzt den Vorteil, daß stufenweise von einer Zone zur nächsten der Druck gesenkt
und die Temperatur erhöht werden kann, während in der ersten Homogenisierungs- und
Entgasungszone hier durch hohen Gehalt an flüchtigen Bestandteilen Grenzen gesetzt
sein können.
[0025] Die Zwangsförderung in im wesentlichen horizontaler Richtung verhindert zusammen
mit der Homogenisierung eine Phasentrennung.
[0026] In der bzw. den Homogenisierungszone(n) wird eine Homogenisierung des Films mittels
mechanischer Einwirkung durchgeführt. Dies geschieht, um eine Durchmischung (Emulgierung)
der ineinander nur schlecht löslichen mesophasischen und isotropen Anteile ineinander
zu bewirken. Ob hierbei die Mesophase in der isotropen Phase emulgiert wird oder umgekehrt,
hängt von dem vorliegenden Mengenverhältnis der beiden Phasen zueinander ab. Durch
die Homogenisierung wird eine Phasentrennung vermieden und eine gleichmäßigere, schnellere
und leichter steuerbare Entfernung flüchtiger Bestandteile in der bzw. den nachfolgenden
Entgasungszone(n) erreicht.
[0027] In der(den) Entgasungszone(n) werden leichter flüchtige Bestandteile entfernt, deren
Siedepunkt bei dem vorherrschenden Druck niedriger liegt als die in den Entgasungszonen
vorliegende Temperatur.
[0028] Die Entfernung leichter flüchtiger, d.h. niedrigmolekularer isotroper Anteile bewirkt
eine Zunahme des Gewichtsanteils an (nicht flüchtiger) Mesophase. Außerdem kann der
Mesophasengehalt hierbei ansteigen durch weitere Polymerisation und Orientierung
der Moleküle bei den in den Homogenisierungs- und Entgasungszonen angewandten Temperaturen.
Da im Normalfall vermieden werden soll, daß während der Homogenisierung und Entgasung
eine Oxidation des Pechs stattfindet, ist in diesem Fall der Zutritt von mit dem
Pech unter Oxidation reagierenden Medien auszuschließen. Die Homogenisierungszonen
liegen vorzugsweise abgeschlossen gegenüber der Umgebung vor. so daß in diesen Zonen
keine speziellen Vorkehrungen getroffen werden müssen, um Oxidation zu verhindern.
Stehen sie jedoch mit der Umgebung in Verbindung, so muß in den Homogenisierungszonen
ggf. unter Inertgas gearbeitet werden. In den Entgasungszonen müssen flüchtige Bestandteile
entfernt und abgeführt werden. Es ist bevorzugt, in den Entgasungszonen unter von
Sauerstoff befreitem Inertgas zu arbeiten. Aus Kostengründen ist hierfür Stickstoff
als Inertgas vorzuziehen, es können jedoch auch Edelgase z.B. Argon oder andere mit
dem Pech nicht reagierende Gase oder Gasgemische verwendet werden. Es ist vorteilhaft,
wenn das Inertgas nicht stationär über dem Pechfilm vorliegt, sondern in den Entgasungszonen
über die Oberfläche des Pechfilms bewegt wird. Dies kann geschehen, indem man am Beginn
der jeweiligen Entgasungszone Inertgas zuführt und am Ende der Entgasungszone das
Inertgas zusammen mit den verdampften flüchtigen Bestandteilen abzieht. Durch die
Bewegung des Inertgases wirkt dieses als Schlepp- bzw. Trägergas und ermöglicht ein
rascheres Abführen der aus dem Pech stammenden flüchtigen Bestandteile.
[0029] In der bzw.den Homogenisierungs- und Entgasungszone(n) liegt die Temperatur des Pechfilms
im Bereich von 320 bis 470°C. Bei Temperaturen unterhalb 320°C und oberhalb von 470°C
könnte das Verfahren zwar prinzipiell auch angewandt werden. Da jedoch mit sinkender
Temperatur die Erhöhung des Gehalts an Mesophase langsamer abläuft und bei sehr hohen
Temperaturen die Gefahr der Verkokung zunimmt, wird das Verfahren zweckmäßigerweise
innerhalb des genannten Temperaturbereichs durchgeführt. Es ist hierbei vorteilhaft,
wenn die verwendete Apparatur in einer Entgasungszone auf gleiche oder eine höhere
Temperatur beheizt wird als in der jeweils vorangehenden Homogenisierungszone. Auf
diese Weise kann erreicht werden, daß die Verdampfung flüchtiger Bestandteile vor
allem in den Entgasungszonen stattfindet, in denen diese Bestandteile an die Umgebung
abgeführt werden. Es ist zweckmäßig, wenn der Pechfilm in der(den) Homogenisierungszone(n)
eine Temperatur im Bereich von 370° bis 470°C und/oder in den Entgasungszonen ebenfalls
eine Temperatur im Bereich von 370 bis 470°C aufweist.
[0030] In der bzw. den Homogenisierungszone(n) kann eine Temperatur im Bereich von 320 bis
470°C angewandt werden, vorzugsweise 370-470°C. Es ist zweckmäßig, die Temperatur
des Films nach Verlassen der letzten Entgasungszone durch Kühlen zu senken. Dadurch
wird die Entgasung abgebrochen bzw. das weitere Verdampfen flüchtiger Bestandteile
unterbunden. Dies ist von Vorteil, wenn das Pech nach dem letzten Entgasungsschritt
in einem kontinuierlichen Prozeß einer Schmelzspinnmaschine zugeführt wird. In diesem
Fall wird die Temperatur des Films zweckmäßigerweise auf die für die Verspinnung vorgesehene
Temperatur abgesenkt. Der Spinnprozeß könnte andernfalls durch Gasbildung im Pech
nachteilig beeinflußt werden.
[0031] Das geschmolzene Pech wird mechanisch zu einem dünnen Film ausgeformt und in dieser
Form kontinuierlich mechanisch zwangsgefördert und thermisch behandelt. Die Ausformung
zu einem Film kann z.B. durch geeignete Abstreifvorrichtungen in der Apparatur erfolgen.
Der so erhaltene Pechfilm weist eine Schichtdicke im Bereich von etwa 0,007 bis 2
cm auf. Noch dünnere Schichten können Schwierigkeiten in der Handhabung bzw. Weiterförderung
ergeben, vor allem deshalb, weil im Verlauf der thermischen Behandlung die Schichtdicke
infolge Verdampfens flüchtiger Bestandteile abnehmen kann. Bei größeren Schichtdicken
als 2 cm wäre das Verfahren zwar prinzipiell auch durchführbar, aber die Vorteile
einer schnellen und schonenden Erhöhung des Mesophasenanteils kommen weniger zur Geltung,
da bei zunehmenden Schichtdicken die Entfernung flüchtiger Bestandteile mehr Zeit
in Anspruch nimmt und die bereits gebildete Mesophase bei längeren Verweilzeiten bei
hoher Temperatur weiter polymerisieren kann, wobei die Gefahr besteht, daß hochviskose
und verkokte Produkte entstehen. In einer bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens
liegt die Dicke des geschmolzenen Pechfilms im Bereich von 0,007 bis 0,5 cm. Besonders
vorteilhaft ist es, wenn die Schichtdicke des Films in der bzw. den Homogenisierungszone(n)
größer ist als in der bzw. den darauf folgenden Entgasungszone(n). Die Dicke des Films
wird durch die verwendete Apparatur mitbestimmt und kann z.B. über geeignete verstellbare
Abstreifelemente gezielt eingestellt werden.
[0032] Eine besonders günstige Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens ist dadurch
gekennzeichnet, daß die Homogenisierungszone(n) gegenüber der Umgebung gasdicht abgeschlossen
ist bzw. sind und daß in der bzw. den Homogenisierungszone(n) keine Bestandteile aus
dem Pech entfernt werden. Gegebenenfalls muß hierzu ein erhöhter Druck angwandt werden.
Diese Ausführungsform, bei der in der bzw. den Homogenisierungszone(n) auch solche
Bestandteile nicht aus dem Pech entfernt werden, die bei der vorliegenden Temperatur
und bei Normaldruck flüchtig sind, ist besonders günstig, da diese Bestandteile dann
weiterhin zur Bildung von Mesophase zur Verfügung stehen. Insbesondere Anthracen und
Naphthalin, die beide in Steinkohlenteerpech vorkommen, sind gut zur Ausbildung von
Mesophase infolge von Kondensationsreaktionen bei erhöhter Temperatur geeignet. Wenn
diese Bestandteile nicht entfernt werden, kann sich aus ihnen in der Homogenisierungszone
Mesophase bilden. Die so gebildete Mesophase ist dann auch in der darauffolgenden
Entgasungszone nicht mehr flüchtig. Insgesamt führt also die genannte bevorzugte Ausführungsform
zu einer Erhöhung der Gesamtausbeute an mit Mesophase angereichertem Pech. Um zu gewährleisten,
daß die Bestandteile, welche bei der Temperatur in der Homogenisierungszone und unter
Normaldruck flüchtig wären, nicht entfernt werden, ist die Homogenisierungszone gegenüber
der Umgebung gasdicht abgeschlossen. Es kann zusätzlich erforderlich werden oder zweckmäßig
sein, mit einem gewissen Überdruck in der Homogenisierungszone zu arbeiten. Diese
Ausführungsform des Verfahrens, bei der in der bzw. den Homogenisierungszone(n) keine
Bestandteile entfernt werden, kann so durchgeführt werden, daß sie alle vorliegenden
Homogenisierungszonen betrifft oder nur einen Teil davon, z.B. nur die erste.
[0033] Besonders günstig ist es, diese bevorzugte Ausführungsform des Verfahrens in einem
Extruder durchzuführen. In diesem Fall besitzt der Extruder in der bzw. den Entgasungszone(n)
Öffnungen, an denen flüchtige Bestandteile entweichen, und die Homogenisierungszone(n)
ist bzw. sind gasdicht gegenüber der Umgebung abgeschlossen.
[0034] Zweckmäßigerweise führt man das erfindungsgemäße Verfahren so durch, daß während
der thermischen Behandlung des Pechfilms in der bzw. den Entgasungszone(n) ein Druck
im Bereich von 10⁻² bis 1200 mbar vorliegt.
[0035] Vorteilhaft ist es, vor allem, wenn mehrere Entgasungszonen vorliegen, wenn in der
ersten Entgasungszone ein nicht zu niedriger Druck vorliegt, d.h. ein Druck im Bereich
von 100 bis 1200 mbar. Denn in dieser Zone werden die besonders leicht flüchtigen
Bestandteile entfernt. Eine zu starke Evakuierung in diesem Bereich könnte dazu führen,
daß auch Produkte mit höheren Siedepunkten entfernt werden, so daß ein zu rasches
und unkontrolliertes Verdampfen auftreten könnte. Das Verdampfen leicht flüchtiger
Bestandteile kann in der ersten Entgasungszone erforderlichenfalls sogar durch Anlegen
eines leichten Überdrucks etwas reduziert werden. Bevorzugt führt man das Verfahren
daher so durch, daß in der ersten Entgasungszone ein Druck im Bereich von 100 bis
1200 mbar vorliegt und in den übrigen ggf. vorliegenden Entgasungszonen ein Druck
im Bereich von 10⁻² bis 100 mbar. In der zweiten Entgasungszone und ggf.in weiteren
Entgasungszonen ist es nämlich möglich, den Druck stark abzusenken, da in der ersten
Entgasungszone bereits ein erheblicher Teil der flüchtigen Produkte entfernt wurde.
Durch graduelle Absenkung des Drucks mit fortlaufenden Entgasungsschritten gelingt
es, die Entgasung (Verdampfung) kontrolliert aufgrund der unterschiedlichen Flüchtigkeiten
zu steuern. Die Anwendung sehr niedriger Drucke, z.B. von etwa 10⁻² mbar in der letzten
Entgasungszone ermöglicht eine vollständige Entfernung flüchtiger isotroper Bestandteile
und somit die Erhöhung des Mesophasenanteils bis zu 100%. Es ist von Vorteil, das
Verfahren so durchzuführen, daß der Mesophasengehalt des behandelten Pechs zwischen
85 und 100 Vol.-% liegt. Dies ist möglich durch gezielte Einstellung der Verfahrenstemperaturen,
-drucke sowie der Verweilzeit des Pechfilms in den einzelnen Zonen bzw. den Durchsatz
bei der kontinuierlichen Zwangsförderung. Die hierfür erforderlichen Werte für diese
Parameter hängen von der Qualität des eingesetzten Pechs ab und können daher nicht
in allgemein gültiger Weise quantitativ genannt werden. Für ein bestimmtes Pech sind
sie jedoch mit geringem Versuchsaufwand festzustellen. Im Gegensatz zu bekannten
Verfahren, wo Schwierigkeiten (Verkokung, Bildung sehr hochviskoser Produkte) auftreten
können, wenn der Mesophasengehalt auf 85 bis 100 Vol.-% gesteigert werden soll, gelingt
es beim erfindungsgemäßen Verfahren wegen der kurzen Verweilzeit bei hohen Temperaturen
und wegen steuerbarer, schneller Entfernung flüchtiger Bestandteile, ohne diese Nachteile
so hohe Gehalte an Mesophase zu erreichen. Die so erhaltenen Peche mit 85 bis 100%
Mesophasenanteil eignen sich sehr gut für eine Schmelzverspinnung, und die dabei erhaltenen
Pechfäden ergeben nach Voroxidation und Carbonisierung bzw. Graphitisierung Kohlenstoff-
oder Graphitfäden mit hohen Festigkeits- und Modulwerten.
[0036] Die, ggf. zusammen mit Inertgas, in den Entgasungszonen abgeführten flüchtigen Bestandteile
können aufgefangen und wiederverwendet werden. Sie oder Teile davon können beispielsweise
erneut einem isotropen Pech zugesetzt werden, das dann, wie oben beschrieben, zur
Bildung von Mesophase thermisch behandelt wird.
[0037] Die Homogenisierung erfolgt in den entsprechenden Zonen mechanisch unter Einwirkung
von Scherkräften z.B. durch Knet- bzw. Rührelemente. Ggf. können auch während der
Entgasungs- und/oder Transportschritte (z.B. während der Zulieferung zur Homogenisierungszone
bzw. in der Aufschmelzzone) Scherkräfte angewandt werden.
[0038] Vorzugsweise läßt sich das erfindungsgemäße Verfahren in einem Extruder durchführen,
in dem mindestens eine Homogenisierungs- und mindestens eine Entgasungszone vorliegen,
wobei der Film vor dem Erreichen der Homogenisierungszone aufgeheizt wird. Hierzu
wird das Pech in den Extruder eingeführt, in der ersten Zone durch Beheizung aufgeschmolzen
und durch eine Extruderschraube zu einem Film ausgeformt, der durch die sich bewegende
Schraube zwangsgefördert wird, vorzugsweise in horizontaler Richtung. In den Homogenisierungszonen
kann die Homogenisierung durch an den Gehäusewänden angebrachte, gegebenenfalls bewegte,
Vorrichtungsbestandteile erfolgen, z.B. in Form einer Knetbehandlung. Vorteilhaft
ist es, als Extruder einen Zweiwellenschneckenkneter zu verwenden, in dem die beiden
Schrauben (Schnecken) gleiche oder verschiedene Drehrichtung aufweisen und so eine
gründliche Homogenisierung des dünnen Films ermöglichen. Geeignete Schneckenkneter
sind auf dem Markt erhältlich. Es können jedoch auch andere Apparaturen verwendet
werden, wenn sie die Durchführung der genannten Verfahrensschritte ermöglichen.
[0039] Der Vorteil der Verwendung eines Extruders liegt darin, daß ein breiter Spielraum
bezüglich Drucksteuerung während des Verfahrens gegeben ist. So kann z.B. der Druck
in der bzw. den Homogenisierungszone(n) auf andere Werte eingestellt werden als in
der bzw. den Entgasungszone(n). Wenn mehrere Homogenisierungszonen vorliegen, kann
auch in diesen jeweils ein unterschiedlicher Druck vorliegen. Das Gleiche gilt für
mehrere Entgasungszonen. Außerdem lassen sich Druck und Temperatur so einstellen,
daß eine kontinuierliche Zuführung des mit Mesophase angereicherten Pechs zu einer
Schmelzspinnmaschine möglich ist. Eine kontinuierlich sich anschließende Schmelzverspinnung
stellt eine vom ökonomischen Gesichtspunkt her vorteilhafte Methode zur Herstellung
von Pechfäden dar.
[0040] Es kann von Vorteil sein, das erfindungsgemäße Verfahren unter Verwendung eines zugesetzten
Reaktionsbeschleunigers durchzuführen. Reaktionsbeschleuniger erhöhen die Geschwindigkeit
der Bildung von Mesophase auf chemischem Weg. Beispiele sind elementarer Schwefel
oder Lewissäuren wie Bortrifluorid, die während der Entgasungsschritte wieder entfernt
werden können. Reaktionsbeschleuniger können entweder dem Pech oder dem Inertgas zugesetzt
werden.
[0041] Eine bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, das
erhaltene mit Mesophase angereicherte Pech kontinuierlich einer Schmelzspinnmaschine
zuzuführen. Dies kann durch entsprechende Transporteinrichtungen ebenfalls in Form
einer Zwangsförderung bewerkstelligt werden. Auf diese Weise erfolgen die Erhöhung
des Mesophasengehalts und die Verspinnung zu Fäden in besonders ökonomischer Weise.
In der Schmelzspinnmaschine, die von bekannter Art sein kann, werden Pechfäden ersponnen,
vorzugsweise multifile Fäden mit einem Einzeltiter im Bereich von 0,6 bis 2 dtex.
Diese Fäden können nach bekannten Verfahren zuerst voroxidiert und anschließend carbonisiert
und gegebenenfalls graphitisiert werden. So lassen sich Kohlenstoff- oder Graphitfäden
erhalten, die aufgrund ihrer mechanischen Daten gut für die verschiedensten Einsatzzwecke,
z.B. als Verstärkungsfasern in Kunststoffmatrices, geeignet sind.
[0042] Die Erfindung wird nachstehend durch Ausführungsbeispiele erläutert. In den Beispielen
1 und 2 wurde mit je einer Homogenisierungszone und einer Entgasungszone gearbeitet.
Alle Homogenisierungszonen waren in allen Fällen gasdicht gegenüber der Umgebung abgeschlossen,
und es erfolgte keine Entfernung von Bestandteilen des Pechs in der Homogenisierungszone.
Beispiel 1
[0043] Ein filtriertes Steinkohlenteerpech, das thermisch behandelt worden war, und bereits
Mesophase enthielt, wurde dekantiert, um eine mit Mesophase angereicherte Fraktion
zu erhalten. Diese Fraktion wies einen Mesophasengehalt von 74 Vol.-% auf. Sie diente
als Ausgangsmaterial für das erfindungsgemäße Verfahren.
[0044] Das, wie oben beschrieben, erhaltene Pech wurde mit einer Rate von 1,68 kg/h in einen
handelsüblichen Extruder (Zweiwellenschneckenkneter ZSK 30 der Firma Werner und Pfleiderer)
eingespeist. Der Extruder enthielt eine Aufschmelzzone, Transportelemente, eine Homogenisierungszone,
eine Entgasungszone und wiederum eine Transporteinheit. Die Transportelemente (Schnecken)
förderten das Pech bei einer Umdrehung von 200 Upm. Während des Transports wurde das
aufgeschmolzene Pech zu einem Film verformt. Im Aufheizteil betrug die Temperatur
ca. 296°C, in der Transportzone zwischen Aufheizzone und Homogenisierungszone ca.
375°C, in der Homogenisierungs- und in der Entgasungszone jeweils ca. 449°C. In der
Entgasungszone wurde Stickstoff zugespeist, der Druck wurde hier auf ca. 150 mbar
eingestellt. Die Schichtdicke des Pechfilms in der Entgasungszone betrug ca. 2 mm.
Nach der Entgasungszone wurde der Film auf 400°C abgekühlt und anschließend aus dem
Extruder abgeführt. Das erhaltene Pech besaß einen Mesophasengehalt von 89 Vol.%.
Beispiel 2
[0045] Das in Beispiel 1 verwendete Pech wurde nach dem erfindungsgemäßen Verfahren in
der gleichen Apparatur behandelt wie im Fall von Beispiel 1. Folgende Größen wurden
verändert:
Zuspeiserate |
1,0 kg/h |
Temperatur in der Aufschmelzzone |
251°C |
Temperatur in der Transportzone |
373°C |
Temperatur in der Homogenisierungszone |
374°C |
Temperatur in der Entgasungszone |
374°C |
Druck in der Entgasungszone |
940 mbar |
[0046] Das erhaltene Pech wies einen Mesophasengehalt von 81 Vol.-% auf.
Beispiel 3
[0047] Ein Pech auf Basis Steinkohlenteer, das thermisch behandelt, hydriert, filtriert
und anschließend noch einmal thermisch behandelt worden war und das einen Mesophasengehalt
von 88 Vol-% aufwies, diente als Ausgangsmaterial. Dieses Pech wurde mit einer Zuführrate
von 0,32 kg/h in einen Extruder wie in Beispiel 1 eingespeist. Der Extruder enthielt
eine Aufschmelzzone und daran anschließend dreimal hintereinander jeweils Transportelemente,
eine Homogenisierungs- und eine Entgasungszone. Anschließend an die dritte Entgasungszone
folgte noch einmal eine Transporteinheit. In der Aufschmelzzone wurde das Pech bei
320°C aufgeschmolzen, durch die nachfolgenden Transportelemente vor der ersten Homogenisierungszone
wurde es zu einem Film ausgeformt. Die Transportelemente förderten das Pech bei einer
Umdrehungszahl von 200 Upm. Die Schichtdicke des Pechfilms betrug in allen Homogenisierungs-
und Entgasungszonen etwa 2 mm. Die Temperatur betrug bis einschließlich der zweiten
Entgasungszone ca. 320°C, in der dritten Homogenisierungszone ca. 360°C und in der
dritten Entgasungszone ca. 446°C. In den drei Entgasungszonen wurde unter Stickstoff
als Inertgas gearbeitet, der Druck betrug in der ersten Entgasungszone ca. 1000 mbar,
in der zweiten ca. 179 mbar und in der dritten ca. 165 mbar. Nach der dritten Entgasungszone
wurde der Film auf 330°C abgekühlt. Das dem Extruder entnommene Pech besaß einen Mesophasengehalt
von 99,9 Vol-%.
1. Verfahren zur Erhöhung des Gehalts an Mesophase in einem Pech, wobei man eine hochmolekulare
aromatische Fraktion auf Basis von Steinkohlenteer und/oder Erdöl in geschmolzener
Form und in Form eines dünnen, kontinuierlich bewegten Films thermisch behandelt
und während der thermischen Behandlung flüchtige Bestandteile durch Entgasung entfernt,
dadurch gekennzeichnet, daß man eine hochmolekulare aromatische Fraktion, die Mesophase
enthalten kann, einsetzt, wobei diese Fraktion kontinuierlich mechanisch zu einem
dünnen Film einer Schichtdicke von etwa 0,0o7 bis 2 cm ausgeformt wird, und dieser
Film unter Anwendung von Scherkräften nacheinander durch mindestens eine Homogenisierungszone
und mindestens eine Entgasungszone mechanisch zwangsgefördert wird, wobei in der bzw.
den Homogenisierungszone(n) eine mechanische Homogenisierung des Films und in der
bzw. den Entgasungszone(n) eine Entfernung leicht flüchtiger Bestandteile durchgeführt
wird, wobei die Temperatur des Films in der bzw. den Homogenisierungszone(n) und in
der bzw. den Entgasungszone(n) im Bereich von 320° bis 470°C liegt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Film nach Verlassen
der Entgasungszone durch eine oder mehrere weitere Homogenisierungs- und Entgasungszonen,
die einander abwechselnd vorliegen, zwangsgefördert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die thermische Behandlung
in einem Extruder durchgeführt wird, in dem mindestens eine Homogenisierungs- und
mindestens eine Entgasungszone vorliegen, wobei der Film vor dem Erreichen der Homogenisierungszone
aufgeheizt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß als Extruder ein Zweiwellenschneckenkneter
verwendet wird.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß die Homogenisierungszone(n) gegenüber der Umgebung gasdicht abgeschlossen ist
bzw. sind und daß in der bzw. den Homogenisierungszone(n) keine Bestandteile aus
dem Pech entfernt werden.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß der Film in der bzw. den Homogenisierungszone(n) und in der bzw. den Entgasungszone(n)
im wesentlichen in horizontaler Richtung zwangsgefördert wird.
7. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß die Schichtdicke des Films in der bzw. den Homogenisierungszone(n) größer ist
als in der bzw. den darauf folgenden Entgasungszone(n).
8. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß die Schichtdicke des Films in der(den) Homogenisierungszone(n) und in der(den)
Entgasungszone(n) im Bereich von 0,007 bis 0,5 cm liegt.
9. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet,
daß die Temperatur des Films in der bzw. den Homogenisierungszone(n) und/oder in der
(den) Entgasungszone(n) im Bereich von 370 bis 470°C liegt
10. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet,
daß die Temperatur des Films nach Verlassen der letzten Entgasungszone gesenkt wird.
11. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet,
daß in der(den) Entgasungszone(n) ein Druck im Bereich von 10⁻² bis 1200 mbar vorliegt.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß in der ersten Entgasungszone
ein Druck im Bereich von 100 bis 1200 mbar und in den übrigen ggf. vorliegenden Entgasungszonen
ein Druck im Bereich von 10⁻² bis 100 mbar vorliegt.
13. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet,
daß die Entgasung in der(den) Entgasungszone(n) unter Inertgas durchgeführt wird.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß als Inertgas Stickstoff
oder Argon verwendet wird.
15. Verfahren nach Anspruch 13 oder 14, dadurch gekennzeichnet, daß in der(den) Entgasungszone(n)
das Inertgas über die Oberfläche des Pechfilms bewegt wird.
16. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 15, dadurch gekennzeichnet,
daß der Film nach der letzten Entgasungszone kontinuierlich einer Schmelzspinnmaschine
zugeführt wird, und daß mittels dieser eine Verspinnung zu Pechfäden erfolgt.
17. Verfahren nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß multifile Fäden mit einem
Einzeltiter im Bereich von 0,6 bis 2 dtex ersponnen werden.
18. Verfahren nach Anspruch 16 oder 17, dadurch gekennzeichnet, daß die Fäden nachfolgend
voroxidiert, carbonisiert und ggf. graphitisiert werden.
19. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 18, dadurch gekennzeichnet,
daß die Verweilzeit des Pechfilms in der(den) Homogenisierungs- und Entgasungszone(n)
sowie die Temperaturen und Drucke so gewählt werden, daß das Pech nach der letzten
Entgasungszone einen Mesophasengehalt von 85 bis 100 Vol.-% aufweist.
20. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 19, dadurch gekennzeichnet,
daß die verwendete hochmolekulare aromatische Fraktion ein Pech ist, das durch Filtration,
Destillation, ggf. thermische Behandlung und ggf. Extraktion eines Steinkohlenteer-
oder Erdölpechs erhalten wurde.
21. Verfahren nach Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet, daß das verwendete Pech nach
Filtration, Destillation und ggf. thermischer Behandlung und Extraktion mittels mechanischer
Trennung zweier ineinander nicht löslicher flüssiger Phasen nachbehandelt wurde, wobei
die mesophasenreichere der beiden Phasen weiterverwendet und nach der Nachbehandlung
gegebenenfalls noch filtriert und von Lösungsmittel befreit wurde.
22. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 21, dadurch gekennzeichnet,
daß die verwendete hochmolekulare aromatische Fraktion ein Pech ist, das einen Mesophasengehalt
von 30 bis 90 Vol.-% aufweist.
23. Verfahren nach Anspruch 22, dadurch gekennzeichnet, daß der Mesophasengehalt des
verwendeten Pechs im Bereich von 70 bis 90 Vol.-% liegt.
24. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 23, dadurch gekennzeichnet,
daß das Verfahren unter Verwendung eines zugesetzten Reaktionsbeschleunigers durchgeführt
wird.