[0001] Die Erfindung betrifft eine Siebvorrichtung mit mindestens zwei relativ zueinander
bewegbaren Rahmensystemen, mit jedem System zugeordneten Roststäben, die paarweise
ineinandergreifen und durch an ihnen befestigte, den Abstand zwischen den Stäben überbrückende,
flexible Siebelemente verbunden sind, welche durch die mittels einer ausschließlich
an den beiden Systemen gelagerten und durch einen Antrieb in Drehung gesetzte Exzenterwelle
bewirkten Relativbewegung der beiden Systeme gespannt und entspannt werden.
[0002] Eine solche Siebvorrichtung ist in der deutschen Patentschrift Nr. 1 206 372 beschrieben.
Die Exzenterwelle ist hiebei in der Mitte der Sieblänge angeordnet und die beiden
Systeme sind durch Federn gegeneinander stabilisiert. Diese bekannte Vorrichtung erfüllt
jedoch nicht die in sie gesetzten Erwartungen.
[0003] Durch die DE-A1 32 14943 ist ein Vibrationssieb bekannt geworden, bei dem ein mindestens
einen Siebboden enthaltender und an seinen Enden elastisch gelagerter Kasten im
Bereich eines seiner Schwingmittelpunkte mit einem Schwingerreger in Gestalt einer
in der Längsmittelebene des Kastens angeordneten und mit einer Unwucht versehenen
Welle verbunden ist.
[0004] Dadurch wird ein ungleichmäßiges Vibrationsfeld sowohl quer als auch der Länge nach
geschaffen, das eine intensive Auflockerung der Siebgutschicht bewirkt. Diese Bauart
läßt sich jedoch nicht auf die eingangs erwähnte Siebvorrichtung übertragen, bei der
zwei gegeneinander schwingende Rahmen vorgesehen sind, deren Roststäbe mittels flexibler
Siebelemente miteinander verbunden sind.
[0005] Die Erfindung bezweckt die Schaffung einer Siebvorrichtung, die im Aufbau einfach,
im Betrieb billig ist und eine hohe Standzeit aufweist. Vor allem soll sie jedoch
gute Siebleistungen erbringen. Erfindungsgemäß wird dies bei einer Siebvorrichtung
der eingangs erwähnten Art dadurch erreicht, daß die Exzenterwelle an einem Ende der
beiden Systeme angeordnet ist und diese am anderen Ende oder im Abstand von diesem
mittels eines Elements, das eine im wesentlichen lineare Relativbewegung der beiden
Systeme zueinander gewährleistet, wie Lenker, Schubgummiblöcke und dgl., miteinander
verbunden sind.
[0006] Wird die Exzenterwelle am siebgutaufgabeseitigen Ende angeordnet, so wird durch die
Lenker- bzw. lenkerartige Verbindung erreicht, daß die Systeme am Anfang Kreisschwingungen
ausführen, die allmählich die Form von Ellipsen und im Bereich der Lenker die Gestalt
eines flachen Kreisbogens oder einer Geraden annehmen. Die erwünschte Abnahme der
Schwingungswirkung wird bei der erfindungsgemäßen Bauart ohne weiteres Dazutun erreicht.
Dadurch ergibt sich auch die Vermeidung überflüssiger Antriebsenergie, so daß ein
hoher Leistungswirkungsgrad erreicht wird.
[0007] Werden die Lenker od. dgl. der Exzenterwelle nähergerückt, so beschreiben die Rahmensysteme
auf der Siebgutabgabeseite wieder elliptisch verlaufende Schwingungen, was bei bestimmtem
Siebgut erwünscht sein kann.
[0008] Besonders günstig ist es, wenn die Lenker oder dergleichen im Bereich des Beschleunigungspols
des Schwingungssystems angeordnet werden. In den meisten Fällen kann der Abstand
zwischen Exzenterwelle und den Lenkern oder dergleichen etwa 60 - 80 % der Sieblänge
betragen.
[0009] In der Zeichnung ist der Gegenstand der Erfindung in einer beispielsweisen Ausführungsform
dargestellt. Es zeigen
Fig. 1 die Siebvorrichtung in Seitenansicht und teilweise geschnitten,
Fig. 2 einen Querschnitt,
Fig. 3 einen Schnitt nach der Linie III-III in Fig. 1 und
Fig. 4 einen Körper, an den eine Kraft exzentrisch angreift.
[0010] Die Siebvorrichtung weist ein erstes Rahmensystem 1 auf, das über Federelemente 2
sich am nicht dargestellten Fundament oder Maschinenrahmen abstützt. Eine Exzenterwelle
3 ist mittels der Lager 4 im Rahmensystem 1 und ihre Exzenter 5 in Lagern 6 geführt,
die mit dem zweiten Rahmensystem 7 verbunden sind. Gemäß Fig. 2 ist das Rahmensystem
7 mit Roststäben 8 verbunden, die eine Öffnung 9 im Rahmensystem 1 durchsetzen und
am Steg des Rahmens 7 angeschraubt sind. Die Öffnung 9 ist innen mittels einer Scheibe
10, welche sich mit dem System 7 mitbewegt, abgedeckt.
[0011] Wie aus Fig. 2 unten hervorgeht, ist auch der Rahmen 1 mit Roststäben 11 verschraubt,
wobei sich die Roststäbe 8 und 11 abwechseln.
[0012] Am siebgutabgabeseitigen Ende sind die beiden Systeme 1 und 7 mittels Federlenker
12 miteinander verbunden. Durch die von der Exzenterwelle hervorgerufene Schwingung
der beiden Systeme zueinander werden die Siebelemente 13 zwischen den Roststäben
8 und 11 abwechselnd gespannt und entspannt. Die gegenseitige Relativbewegung in
der Längsrichtung der Siebelemente 13 beträgt 2e, wenn e das Maß der Exzentrizität
der Welle 3 ist.
[0013] Durch die Anordnung eines Gewichtes 14 auf der Exzenterwelle 3 kann das Ausmaß der
Schwingbewegung des Systems 1 im Bereich der Exzenterwelle günstig beeinflußt werden.
So kann z.B. erreicht werden, daß das System nahezu ausschließlich parallel zur Siebfläche
schwingt, wobei die Amplitude zur Selbstreinigung des Systems 1 hinreicht.
[0014] Die Erfindung kann noch eine weitere Ausgestaltung erfahren, deren physikalische
Grundlage an Hand der Fig. 4 erläutert wird.
In Fig. 4 ist ein Körper K dargestellt, dessen Schwerpunkt P
o ist. An einem Punkt P
F greift die Kraft F an, wodurch dem Körper K eine Tangentialbeschleunigung a
t und eine Winkelbeschleunigung α um den Schwerpunkt P
o erteilt wird.
[0015] Es ergibt sich folgende Berechnung für die beiden Beschleunigungen in einem beliebigen
Massenpunkt P₁:
a
n = α·r α=

M=F·s
a
n =

r
a
t =

Hiebei bedeuten:
r = Abstand des Massenpunktes P₁ vom Schwerpunkt P
o
M = das von der Kraft F hervorgerufene Drehmoment um den Schwerpunkt P
o.
s = Abstand der Kraft F vom Schwerpunkt P
o
J
o = Massenträgheitsmoment des Körpers K, bezogen auf den Schwerpunkt P
o
m = Masse des Körpers K
Die Tangentialbeschleunigung a
t ist für alle Massepunkte des Körpers K gleich groß und gleichgerichtet.
[0016] Die Normalbeschleunigung der Massenpunkte wächst mit dem Abstand vom Schwerpunkt
P
o und steht senkrecht auf die Verbindungslinie Schwerpunkt P
o - Massenpunkt. Sie ist für die Massenpunkte, welche in einer zur Kraft F senkrechten
und durch den Schwerpunkt P
o gehenden Ebene E liegen, parallel zur Tangentialbeschleunigung a
t. Links vom Schwerpunkt P
o ist die Normalbeschleunigung gleichgerichtet und rechts davon entgegengerichtet der
Tangentialbeschleunigung.
[0017] Es gibt daher in der Ebene E eine Stelle, an der die Tangentialbeschleunigung und
die Normalbeschleunigung sich aufheben. An dieser Stelle liegt der Beschleunigungspol
P
B. Sein Abstand vom Schwerpunkt P
o ist X:

X =
X =
Handelt es sich um einen gestreckten Körper mit konstantem Querschnitt und der Länge
l, so ist
J
o = m

Ist der Abstand der Kraft F vom Schwerpunkt P
o S = ½ so ist
X =

[0018] Werden die Lenker 12 oder dergleichen im Bereich des Beschleunigungspols angeordnet,
so entfallen auf den Antrieb dämpfend wirkende Rückstellkräfte, wodurch die erforderliche
Antriebsleistung verringert wird. Von der Aufgabeseite des Siebes bis zum Beschleunigungspol
wirkt das System beschleunigend auf das Siebgut. Vom Beschleunigungspol bis zum Siebende
tritt eine zunehmende Verzögerung des Siebgutes auf, sodaß sich für die Aussiebung
der Grenzkörner eine längere Verweilzeit auf dem Sieb und somit eine bessere Aussiebung
in diesem Korngrößenbereich ergibt.
[0019] In die Ermittlung des Beschleunigungspoles kann auch die Masse des auf dem Sieb befindlichen
Siebgutes berücksichtigt werden, indem in die Berechnung des Massenträgheitsmomentes
um den gemeinsamen Schwerpunkt die Siebgutmasse einbezogen wird.
1. Siebvorrichtung mit mindestens zwei relativ zueinander bewegbaren Rahmensystemen,
mit jedem System zugeordneten Roststäben, die paarweise ineinandergreifen und durch
an ihnen befestigte, den Abstand zwischen den Stäben überbrückende, flexible Siebelemente
verbunden sind, welche durch die mittels einer ausschließlich an den beiden Systemen
gelagerten und durch einen Antrieb in Drehung gesetzte Exzenterwelle bewirkten Relativbewegung
der beiden Systeme gespannt und entspannt werden, dadurch gekennzeichnet, daß die
Exzenterwelle (3) an einem Ende der beiden Systeme (1 ,7) angeordnet ist und diese
am anderen Ende oder im Abstand von diesem mittels eines Elementes (12), das eine
im wesentlichen lineare Relativbewegung der beiden Systeme zueinander gewährleistet,
wie Lenker, Schubgummiblöcke u.dgl., miteinander verbunden sind.
2. Siebvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Exzenterwelle
(3) am siebgutaufgabeseitigen Ende angeordnet ist.
3. Siebvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Exzenterwelle
(3) mit einem Gegengewicht (14) ausgestattet ist.
4. Siebvorrichtung nach Anspruch 1,2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Abstand
zwischen der Exzenterwelle (3) und dem Element (12), das eine im wesentlichen lineare
Relativbewegung der beiden schwingenden Systeme (1, 7) zueinander gewährleistet, etwa
dem Abstand des Beschleunigungspols (PB) der Systeme von der Exzenterwelle entspricht.
5 Siebvorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Abstand um 20%
- 40% kleiner ist als die Sieblänge.