[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Segelyacht nach dem Oberbegriff des Anspruchs
1.
[0002] Segelyachten, insbesondere Hochleistungssegelyachten, sind hinsichtlich Ausnutzung
der Windkräfte, Minimierung des Wasserwiderstandes sowie hinsichtlich der Steuerbarkeit
und Stabilisierung günstig ausgelegt. Dabei ist es wünschenswert, daß die betreffenden
Eigenschaften bekannter Segelyachten weiter verbessert werden.
[0003] Aus der GB-Z The Times, Thursday, July 7, Titelseite, ist eine Yacht bekannt, im
wesentlichen bestehend aus einem Schiffsrumpf und einem Segel, mit einem Bug- und
einem Heckkiel, deren untere Enden je mit einem Auftriebssteuerflügel versehen sind,
wobei seitlich am Schiffsrumpf je ein Auslegerarm angeordnet ist, dessen Ende einen
nach unten ragenden Flügelstiel aufweist, der mehrere Auftriebssteuerflügel trägt,
wobei die Auftriebssteuerflügel ein Vier-Punkt-Tragflächensystem zur Auftriebserzeugung
sowie zur Steuerung und zur Stabilisierung bilden. Das Schiff ist im Hochgeschwindigkeitszustand
dargestellt, wobei sich der Rumpf und die Auslegerarme oberhalb der Wasserlinie befinden.
Dies Yacht zeigt keinerlei Mittel zur Beschleunigung der Transitionsphase vom eingetauchten
in den Hochgeschwindigkeitszustand. Dies wirkt sich so aus, daß beim Start, wenn
eine ausreichende Tragfähigkeit des Tragflügelsystems noch nicht gegeben ist, erheblich
instabile Fahrtzustände eintreten können. Weiterhin lassen die gezeigten Flügelkonfigurationen
relativ hohe Werte bezüglich des induzierten Widerstandes erwarten. Dabei ist die
benetzte Fläche der Unterwasserkonfiguration keineswegs minimiert.
[0004] Demgemäß liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine gattungsgemäße Segelyacht
derart auszubilden, daß diese bezüglich Ausnutzung der Windkräfte, Minimierung des
induzierten Wasserwiderstandes und Reduzierung der benetzten Fläche sowie hinsichtlich
der Stabilisierung deutliche Verbesserungen aufweist.
[0005] Diese Aufgabe wird bei einer gattungsgemäßen Segelyacht durch die kennzeichnenden
Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0006] Dabei ist insbesondere von Vorteil, daß ein kombiniertes Tandemkiel-Ruder-System
mit kleinsten Hochgeschwindigkeits-Steuerflächen angewendet wird, und die Yacht ein
verbessertes Stabilitätsverhalten zeigt.
[0007] Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0008] Die Erfindung ist anhand der Zeichnung dargestellt und in der Beispielbeschreibung
näher erläutert.
[0009] Die Figur zeigt perspektivisch eine Segelyacht 1 in Am-Wind-Segelkonfiguration,
im wesentlichen bestehend aus einem Schiffsrumpf 2, einem Segel 3, das als Vollprofilsegel
ausgebildet ist sowie einem Tandemkielsystem, bestehend aus einem Bugkiel 13 und einem
Heckkiel 14 und einem Vier-Punkt-Tragflügelsystem, bestehend aus zwei seitlichen Auftriebssteuerflügeln
8,8′ und zwei Auftriebssteuerflächen, die an den Kielen 13,14 angeordnet sind. Der
zum Segeln vor dem Wind übliche Spinnacker und zusätzliche Spezialsegel für Raumwind
und Halbwindkurse sind hier nicht gezeigt. Seitlich des Schiffsrumpfes 2 sind Auslegerarme
6,6′ angeordnet, an deren Enden sich Flügelstiele zur Aufnahme der seitlichen Auftriebssteuerflügel
8,8′ befinden. An den Enden der Auslegerarme 6,6′ ist jeweils ein Schwimmkörper 12,12′
von hydrodynamischer Formgebung angeordnet. An den Kielen 13,14 ist je eine Bugauftriebs-
steuerfläche 9 bzw. eine Heckauftriebssteuerfläche 10 angeordnet. Unterhalb dieser
Flächen befinden sich je ein Hochgeschwindigkeitsbugruder (15 bzw. ein Hochgeschwindigkeits-
heckruder 16, die mit dem jeweiligen Kiel und der jeweiligen Auftriebssteuerfläche
9,10 eine Kreuzkonfiguration bilden. Die Auslegerarme 6,6′ sind schmalflächig und
nach vorn flügel- artig gepfeilt.
[0010] Der Bugbereich 5 des Rumpfes 2 ist von schlanker Formgebung. Das betreffende Unterwasserschiff
weist im Querschnitt eine konkav gekrümmte V-Form auf. Durch diese wasserabweisende
Form wird Spritzwasser zu den Seiten abgelenkt. Das Segel 3 ist etwa mittschiffs angeordnet,
wo sich annähernd auch die Wurzeln der Auslegerarme 6,6′ befinden. Das Cockpit 4 befindet
sich achterwärts des Segels 3 und ist von breiter Form, so daß auch nach vorn gute
Sichtverhältnisse bestehen. An das Cockpit 4 schließt sich ein Hecksteuerungsträger
7 an, dessen Ende den Heckkiel 14 trägt. Dieser Träger 7 ist aus Gewichtsgründen sowie
aus Gründen der Aerodynamik von minimalem Querschnitt. Das Segel 3 weist eine geometrische
Verwindung auf, die an die regionalen Windverhältnisse anpaßbar ist. Weiterhin zeigt
das Segel 3 eine Endscheibe 17 zur Verringerung des induzierten Widerstandes.
[0011] Die seitlichen Lateralsteuerflügel 11,11′ sind positiv, also nach achtern gepfeilt.
Werden diese Flügel 11,11′ jedoch nach vorn gepfeilt, so ergibt sich bei einer vorbestimmten
Elastizität der Auslegerarme 6,6′ durch deren Zusammenwirken mit den seitlichen Auftriebssteuerflügeln
8,8′ eine stabilisierende Wirkung. Diese beruht darauf, daß aus einer erhöhten Last
an dem betreffenden Steuerflügel infolge der Elastizität des Auslegerarms eine Vergrößerung
des Anstellwinkels dieses Flügels resultiert, so daß sich hieraus eine erhöhte Tragkraft
des Flügels ergibt.
[0012] Die seitlichen Auftriebssteuerflügel 8,8′ bilden mit den unteren Enden der seitlichen
Lateralsteuerflügel 11,11′ eine L-Form derart, daß die Enden der Auftriebssteuerflügel
8,8′ zur Bootsmittelebene zeigen. Hierbei ist sehr vorteilhaft, daß die L-Form gegenüber
einer T-Form hinsichtlich des induzierten Widerstandes niedrigere Werte liefert.
[0013] Bei der gezeigten Yacht sind die Schwimmkörper 12,12′ hydrodynamisch geformt, damit
diese bei Fahrt mit eingetauchten Schwimmkörpern 12,12′ einen minimalen Wasserwiderstand
aufweisen. Diese Körper werden weiterhin als Ballasttanks genutzt. Hierzu ist ein
staudruckbetriebenes Aufnahmesystem vorgesehen, wodurch die Tanks im Bedarfsfall schnell
gefüllt werden können. Zum Entleeren der Tanks sind diese an ihrer Unterseite oder
am Heck jeweils mit mindestens einer Schnellablaßklappe versehen. Bei dem Aufnahmesystem
sind an geeigneten Staupunkten, vorzugsweise im Kreuzungsbereich der Bug- und Hecksteuerflächen
entsprechende Eintrittsöffnungen vorgesehen. Es können aber auch ausfahrbare Aufnahmeeinrichtungen
an anderen Stellen der Schiffskörper angeordnet werden, beispielsweise direkt bei
den Schwimmkörpern 12,12′.
[0014] Vor dem Start liegt die Yacht mit den Schwimmkörpern 12,12′ und den Kielen 13,14
im Wasser. Mit zunehmender Fahrt werden die vier Flügel wirksam, so daß die Schiffskörper
von der Waseroberfläche abheben. Diese Transitionsphase wird durch die hydrodynamische,
auf maximale Auftriebserzeugung ausgelegte Formgebung des Rumpfes und der Schwimmkörper
12,12′ beschleunigt. Zur Erleichterung des Abhebevorganges sind alle bekannten Mittel
der Hydrodynamik, wie stufen- oder s-förmige Unterwasserkonturen und dgl. anwendbar.
Das Bild zeigt die Yacht bei Hochgeschwindigkeitsfahrt am Wind. Dabei befindet sich
der gesamte Rumpf oberhalb der Wasserlinie. Es sind nur die Kiele 13, 14 und der backbordseitige
Lateralsteuerflügel 11′ eingetaucht. Das Schiff wird somit von den Bug- und Heckauftriebssteuerflächen
9 bzw. 10 und dem leeseitigen Auftriebssteuerflügel 8′ getragen. Der Lufflügel 8
ist ausgetaucht. Die Yacht weist in diesem Fahrtzustand eine minimale benetzte Fläche
auf, wodurch der Wasserwiderstand erheblich reduziert ist. Bei Stampfbewegungen ergibt
sich eine dämpfende Wirkung dadurch, daß der Bugkiel 13 und der Heck- kiel 14, insbesondere
in ihren oberen Bereichen, derart ausge- bildet sind, daß ihre Querschnittsfläche
nach unten stetig abnimmt. Diese Form bewirkt, daß die Verdrängung der Kiele mit tieferem
Eintauchen rasch zunimmt, so daß die Kiele als hydrostatische Stabilisatoren wirken.
[0015] Die Achsen der seitlichen Auftriebssteuerflügel 8,8′ bilden in der Frontansicht eine
V-Form. Hierdurch wird erreicht, daß sich die vertikal projizierte Fläche des jeweils
eingetauchten leeseitigen Auftriebssteuerflügels vergrößert, wenn sich die Yacht unter
der Windlast stärker neigt. Dies ergibt eine stabilisierende Wirkung um die Längsachse.
[0016] Aufgrund des durch die vorgenannten Maßnahmen an den Auslegerarmen und an den Kielen
13,14 erreichten Stabilitätsverhaltens, sind automatische Mittel zur Lagestabilisierung
weitgehend entbehrlich. Dennoch verfügt die Yacht über zahlreiche Mittel zur schnellen
Maneuversteuerung. Hierzu ist vorgesehen, daß die Kiele 13,14 um ihre Profilachsen
schwenkbar ausgebildet sind. Hierdurch ergibt sich eine sehr wirksame Steuerung um
die Hochachse. Weiterhin ist vorgesehen, daß die Lateralsteuerflügel 11,11′ sowie
die Auftriebssteuerflügel 8,8′ jeweils um ihre Profilachse schwenkbar ausgebildet
sind.
[0017] Die Erfindung ist nicht auf die dargestellte Konfiguration der Yacht sowie auf die
beschriebenen Beispielausführungen beschränkt. Sie erstreckt sich vielmehr auf alle
Ausgestaltungen, die im Rahmen der Ansprüche denkbar sind.
1. Segelyacht nach dem Tragflächenprinzip, im wesentlichen bestehend aus einem Schiffsrumpf
und einem Segel, mit einem Bug- und einem Heckkiel, deren untere Enden je mit einem
Auftriebssteuerflügel versehen sind, wobei seitlich am Schiffsrumpf je ein Auslegerarm
angeordnet ist, dessen Ende einen nach unten ragenden Flügelstiel aufweist, der einen
Auftriebssteuerflügel trägt, wobei die Auftriebssteuerflügel ein Vier-Punkt-Tragflächensystem
zur Auftriebserzeugung sowie zur Steuerung und zur Stabilisierung bilden, dadurch
gekennzeichnet, daß die Auslegerarme (6,6′) als schmalflächige, negativ gepfeilte flügelartige Träger
von vorbestimmter Elastizität ausgebildet sind, an deren Enden je ein Schwimmkörper
(12,12′) angeordnet ist und die Flügelstiele als seitliche Lateralsteuerflügel (11,11′)
wirken.
2. Segelyacht nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die seitlichen Auftriebssteuerflügel (8,8′) mit den unteren Enden der seitlichen
Lateralsteuerflügel (11,11′) eine L-Form derart bilden, daß die Enden der Auftriebssteuerflügel
(8,8′) zur Bootsmittelebene zeigen.
3. Segelyacht nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Schwimmkörper (12,12′) und der zentrale Schiffsrumpf (2) eine zur hydrodynamischen
Auftriebserzeugung ausgelegte Formgebung aufweisen.
4. Segelyacht nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Schwimmkörper (12,12′) als Ballasttanks ausgebildet sind.
5. Segelyacht nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß zur Aufnahme von Wasserballast ein staudruckbetriebenes Aufnahmesystem vorgesehen
ist.
6. Segelyacht nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Schwimmkörper (12,12′) an ihrer Unterseite jeweils mindestens eine Schnellablaßklappe
aufweisen.
7. Segelyacht nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Bugkiel (13) und der Heckkiel (14) insbesondere in ihren oberen Bereichen
derart ausgebildet sind, daß deren Querschnittsfläche nach unten stetig so abnimmt,
daß diese Kiele als hydrostatische Stabilisatoren wirken.
8. Segelyacht nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Heckbereich (7) des Rumpfes (2) als Hecksteuerungsträger vom minimalem
Querschnitt ausgebildet ist.
9. Segelyacht nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Achsen der Auftriebssteuerflügel (8,8′) in der Frontansicht eine V-Form
bilden.
10. Segelyacht nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß das Unterwasserschiff des Rumpfes (2) eine wasserabweisende Formgebung zeigt.
11. Segelyacht nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß unterhalb der Bugauftriebssteuerfläche (9) und der Heckauftriebssteuerfläche
(10) ein Hochgeschwindigkeitsbugruder (15) bzw. ein Hochgeschwindigkeitsheckruder
(16) angeordnet ist.
12. Segelyacht nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Lateralsteuerflügel (11,11′) eine positive Pfeilung aufweisen.
13. Segelyacht nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Lateralsteuerflügel (11,11′) eine negative Pfeilung aufweisen.
14. Segelyacht nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß das Cockpit eine breite Form aufweist.
15. Segelyacht nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet, daß das Segel (3) als Vollprofilsegel mit geometrischer Verwindung ausgebildet ist.
16. Segelyacht nach einem der Ansprüche 1 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß das Segel (3) an seinem oberen Ende eine Endscheibe (17) aufweist.
17. Segelyacht nach einem der Ansprüche 1 bis 16, dadurch gekennzeichnet, daß der Heckkiel (14) und der Bugkiel (13) um ihre Profilachsen schwenkbar ausgebildet
sind.
18. Segelyacht nach einem der Ansprüche 1 bis 17, dadurch gekennzeichnet, daß die Lateralsteuerflügel (11,11′) um ihre Profilachsen schwenkbar ausgebildet
sind.
19. Segelyacht nach einem der Ansprüche 1 bis 18, dadurch gekennzeichnet, daß die Auftriebssteuerflügel (8,8′) um ihre Profilachsen schwenkbar ausgebildet
sind.