(19)
(11) EP 0 359 104 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
21.03.1990  Patentblatt  1990/12

(21) Anmeldenummer: 89116417.0

(22) Anmeldetag:  06.09.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5D06P 3/66, D06P 1/30, D06P 1/52
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE ES FR GB GR IT LI NL SE

(30) Priorität: 13.09.1988 DE 3831139

(71) Anmelder: HOECHST AKTIENGESELLSCHAFT
65926 Frankfurt am Main (DE)

(72) Erfinder:
  • Martini, Thomas, Dr.
    D-6233 Kelkheim(Taunus) (DE)
  • Keil, Karl-Heinz, Dr.
    D-6450 Hanau (DE)
  • Doeleman, Martin G.
    Charlotte North Carolina 28226 (US)
  • Oppitz, Peter
    D-6233 Kelkheim(Taunus) (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zum ungleichmässigen Färben von Cellulosefasern in Abwesenheit von Alkali oder Reduktionsmitteln


    (57) Man behandelt die Cellulosefasern mit einer wäßrigen Flotte, die ein Netzmittel, ein gegebenenfalls quaterniertes Umsetzungsprodukt von Polyethylenimin mit einem bifunktionellen Alkylierungsmittel und ein anionisches Tensid enthält, trocknet die Ware und färbt ohne Zusatz von Alkali. Dies Verfahren kann auch mit einem Schlichteprozeß kombiniert werden. Man erhält eine Ware mit ungleichmäßigen Färbungen, die sich zur Konfektionierung von modischen Artikeln eignet.


    Beschreibung


    [0001] Das Färben von Textilmaterialien, wie z.B. Geweben, Gewirken oder auch Garnen und Fäden, bestehend aus oder enthaltend Cellulosefasern mit Reaktivfarbstoffen, kann nach bekannten Verfahren dadurch erfolgen, daß das Textilmaterial nach Art eines Ausziehverfahrens mit einer Reaktivfarbstoff enthaltenden Färbeflotte, meist bei erhöhter Temperatur und bei den meisten handelsüblichen Reaktivfarbstofftypen in Gegenwart von Alkali, behandelt wird, oder es können kontinuierliche bzw. diskontinuierliche Prozesse, wie z.B. das sogenannte Pad-Steam-Verfahren, oder das Kaltverweilverfahren angewendet werden. Beim Pad-Steam-Prozeß, wie auch beim Kaltverweilverfahren, wird das Textilmaterial zunächst mit einer Reaktivfarbstoffflotte geklotzt, wobei das zur Fixierung notwendige Alkali üblicherweise in einem getrennten Imprägnierschritt appliziert wird. Beim Pad-Steam-Verfahren wird die Farbstoffixierung dann durch einen Dämpfprozeß, beim Kaltverweilverfahren durch Aufdocken der imprägnierten Ware und mehrstündiges Verweilen bei Raumtemperatur vollzogen. Auch andere Fixiermöglichkeiten, wie z.B. das Behandeln der mit einer alkalifreien Reaktivfarbstoffflotte geklotzten Ware mit Natronlauge/Wasserglaslösung sind bekannt geworden und werden technisch ausgeübt.

    [0002] Alle diese Färbeverfahren sind darauf angelegt, eine möglichst gleichmäßige Verteilung der Farbstoffe über Länge und Breite des textilen Flächengebildes zu erhalten.

    [0003] Bei allen genannten Reaktiv-Färbeverfahren wird im Verlauf des Färbevorgangs eine covalente chemische Bindung zwischen Farbstoffmolekül und Cellulosemolekül hergestellt. Hierfür ist in jedem Fall die Anwesenheit von Alkali zwingend notwendig.

    [0004] In dem US-Patent 4 806 126 ist ein Verfahren zum Färben von Cellulosefasern mit Reaktivfarbstoffen beschrieben, bei dem die Anwesenheit von Alkali nicht erforderlich ist. Die Fixierung der Farbstoffe auf den Fasern wird bei diesem Verfahren dadurch erreicht, daß die Fasern vor dem Färben mit einem Umsetzungsprodukt aus Polyethylenimin und einem bifunktionellen Alkylierungsmittel vorbehandelt wird.

    [0005] In weiterer Ausgestaltung dieses Verfahrens wurde nun gefunden, daß man ungleichmäßige Färbungen erhält, wenn man der Flotte, die das Vorbeizmittel enthält, zusätzlich noch ein anionisches Tensid zugibt. Man erhält auf diese Weise Färbungen mit Hell-Dunkel-Effekten, die neue Möglichkeiten für die modische Gestaltung von Textilien eröffnen.

    [0006] Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zum ungleichmäßigen Färben von Cellulosefasern in Abwesenheit von Alkali oder einem Reduktionsmittel dadurch gekennzeichnet, daß man die Cellulosefasern mit einer Flotte behandelt, die ein Netzmittel, ein gegebenenfalls quaterniertes Umsetzungsprodukt von Polyethylenimin mit einem bifunktionellen Alkylierungsmittel und ein anionisches Tensid enthält, trocknet und mit Reaktiv-, Direkt- oder wasserlöslichen Schwefelfarbstoffen ohne Zusatz von Alkali färbt.

    [0007] Das für die Vorbehandlung erforderliche Hilfsmittel ist aus US 4 588 413 bekannt. Das Hilfsmittel wird dort ausschließlich für die Nachbehandlung von Färbungen mit Reaktivfarbstoffen benutzt. Eine Vorbehandlung mit diesem Hilfsmittel und eine anschließende Färbung ohne Alkali oder Reduktionsmittel ist dort nicht beschrieben. Ein Verfahren ausschließlich zur Nachbehandlung von Reaktivfärbungen mit Verbindungen ähnlicher Struktur ist auch in der GB-PS 2 006 279 beschrieben.

    [0008] Das zur Herstellung des erfindungsgemäß einzusetzenden Vorbehandlungsmittels erforderliche Polyethylenimin entspricht der Formel I
    H-(CH₂-CH₂-NH)a · (CH₂-CH₂-

    )b-H      (I)

    worin
    X ein Rest der Formel (CH₂-CH₂-NH)c-H
    a und b unabhängig voneinander Zahlen von 0 bis 600 sind wobei die Summe a + b eine Zahl von 50 bis 600 ist und
    c eine Zahl von 0 bis 50 ist.

    [0009] Das bedeutet, daß das eingesetzte Polyethylenimin ein Molekül darstellt, in dem -NH₂, und >NH und -N< -Bausteine vorhanden sind, die durch Ethylengruppen miteinander verknüpft sind. Insgesamt enthält das Polyethylenimin etwa 50 bis 600 Ethylenimineinheiten. In üblichen Handelsprodukten stehen primäre, sekundäre und tertiäre Stickstoffunktionen in einem zahlenmäßigen Verhältnis von etwa 1:2:1.

    [0010] Zur Reaktion mit dem Ethylenimin der Formel I können im Prinzip alle bekannten bifunktionellen Alkylierungsmittel eingesetzt werden. Solche bekannten bifunktionellen Alkylierungsmittel entsprechen der Formel II
    A - Z - A      (II)


    [0011] In dieser Formel bedeutet A den Rest eines alkylierenden Agenz und Z entweder eine direkte Bindung oder ein zweiwertiges Brückenglied.

    [0012] Besonders geeignet für die Umsetzung mit den Polyethyleniminen zu erfindungsgemäß einzusetzenden Hilfsmitteln sind solche bifunktionellen Alkylierungsmittel der Formel II, in denen A eine Gruppe der Formel -CH₂-Y, worin Y ein als Anion abspaltbarer Substituent, insbesondere Chlor, Brom, Jod oder -OH oder eine als Anion abspaltbare Gruppe, insbesondere die Sulfatogruppe oder eine Sulfonyloxygruppe, insbesondere Phenylsulfonyloxy oder p-Tolylsulfonyloxy, oder die Epoxygruppe

    bedeutet und Z, sofern es keine direkte Bindung ist, für einen zweiwertigen geradkettigen oder verzweigten Rest der Formel III
    -CnH2n      (III)
    worin n eine Zahl von 1 bis 4, einen zweiwertigen Rest der Formel IV
    -CmH2m-D-DmH2m- (IV)
    worin m die Zahlen 1 oder 2 bedeutet und D für -O-, -S-, -NH-, -CO-, -SO-, SO₂-, oder für Phenylen steht.

    [0013] Bevorzugt für die Umsetzung mit Polyethylenimin zu erfindungsgemäß einzusetzenden Hilfsmitteln sind solche bifunktionellen Alkylierungsmittel, in denen A Gruppen der Formel -CR₂-Y sind, die über ein Brückenglied der Formel IV miteinander verknüpft sind, oder solche, in denen einer der Reste A eine Gruppe der Formel -CH₂-Y ist, die direkt an eine Epoxygruppe gebunden ist.

    [0014] Beispiele für solche bifunktionellen Alkylierungsmittel sind Epichlorhydrin, Glycid, 1,3-Dichlor-propan-2-ol, β,β′-Dichlor-diethylether, β,β′-Dichlor-diethylamin, β,β′-Dichlor-diethylsulfid, β,β′-Dichlor-diethylsulfoxid, β,β′-Dichlor-diethylsulfon, β,β′-Disulfatoethylether, β,β′-Diphenylsulfonyloxyethylether, meta- oder para-­Diepoxyethylbenzo, meta- oder para-Diepoxypropylbenzol, Diepoxybutan, Diepoxy-2-methylbutan, Diepoxypropylamin.

    [0015] Zur Herstellung der erfindungsgemäß einzusetzenden Vorbehandlungsmittel werden das Polyethylenimin und das bifunktionelle Alkylierungsmittel in einem Gewichtsverhältnis von 100:0,01 bis 100:2,0 vorzugsweise von 100:0,1 bis 100:1,0 miteinander umgesetzt.

    [0016] Es ist anzunehmen, daß bei dieser Umsetzung ein Einbau von vernetzenden Brückengliedern zwischen den Polyethyleniminketten erfolgt. Als äußeres Anzeichen hierfür ist zu werten, daß die Viskosität der wäßrigen Lösungen beim Übergang von unvernetztem Polyethylenimin zu dem durch das bifunktionelle Alkylierungsmittel vernetzten Produkt deutlich ansteigt. Die Umsetzung des Polyethylenimins mit den bifunktionellen Alkylierungsmitteln kann prinzipiell ohne Lösungsmittel erfolgen. Im Hinblick auf de bessere Steuerungsmöglichkeit der Reaktion und die günstigere Wärmeabfuhr ist es jedoch zweckmäßig, die Umsetzung in Gegenwart eines inerten Lösungsmittels durchzuführen. In Betracht kommen hierfür sowohl organische Lösungsmittel, in denen die Reaktanten löslich sind, wie beispielsweise niedere Alkohole als auch insbesondere Wasser. Die Reaktion kann im Temperaturbereich zwischen -10 und etwa 100°C durchgeführt werden. Besonders vorteilhaft ist die Durchführung in der Umgebung der normalen Raumtemperatur, d.h. im Bereich zwischen 15 und 45°C. Hierbei ergibt sich ein Reaktionsverlauf mit guter Steuerungsmöglichkeit, sehr guter Produktqualität und geringstmöglichem Energieaufwand. Die Reaktion ist bei dieser Reaktionsführung in ca. 1 bis 2 Stunden im wesentlichen abgeschlossen.

    [0017] Um erfindungsgemäß einzusetzende Hilfsmittel zu erhalten, die besonders engtolerierte Spezifikationen aufweisen, d.h. um eine besonders gute Reproduzierbarkeit des Herstellungsverfahrens zu erreichen, ist es vorteilhaft, nach Ablauf der Hauptreaktion das Reaktionsgemisch bei einem definierten pH-Wert zwischen 9 und 10 mehrere Stunden, in der Regel 2 bis 6 Stunden, bei erhöhter Temperatur, zweckmäßigerweise zwischen 60 und 100°C nachzurühren.

    [0018] Die erfindungsgemäß verwendeten Umsetzungprodukte von Polyethylenimin mit einem bifunktionellen Alkylierungsmittel können gegebenenfalls auch mit C₁-C₄-, vorzugsweise C₁-C₃-Alkylgruppen quaterniert sein. Die Quaternierung kann mit Alkylhalogeniden, bevorzugt Alkylchloriden, oder Dialkylsulfaten nach bekannten Methoden vorgenommen werden.

    [0019] Dieses zuvor beschriebene Hilfsmittel wird zusammen mit einem in der Textilindustrie üblichen Netz- oder Klotzmittel sowie einem anionischen Tensid aus wäßriger Flotte auf das zu färbende Textilmaterial aufgebracht. Als derartige Netz- oder Klotzhilfsmittel werden beispielsweise Propylenoxid-Ethylenoxid-Blockpolymerisate mit einem Anteil von 40 - 80 Ge.-% an Ethylenoxid genommen, insbesondere aber oxethyliertes Nonylphenol.

    [0020] Als anionische Tenside kommen alle bekannten Verbindungen dieser Art in Frage, beispielsweise sek. Alkansulfonate, Alkylsulfate, Alkylethersulfate, Fettsäuren, Alkylbenzolsulfonate, Olefinsulfonate, Di-alkylsulfosuccinate oder Di-alkylphosphate. Die Anwesenheit der anionischen Tenside ist für das erfindungsgemäße Verfahren von ausschlaggebender Bedeutung, denn die anionischen Tenside bilden Agglomerate und Ausfällungen mit den gegebenenfalls quaternierten Umsetzungsprodukten von Polyethylenimin mit einem bifunktionellen Alkylierungsmittel, die sich in ungleichmäßiger Form auf den Fasern ablagern und somit für eine ungleichmäßige Färbung sorgen.

    [0021] Die Vorbehandlung mit dem Hilfsmittel zusammen mit dem nichtionischen Netzmittel und dem anionischen Tensid geschieht aus wäßriger Flotte nach üblichen Verfahren durch Foulardieren oder im Ausziehverfahren bei Temperaturen von ca. 20 bis 70°C, vorzugsweise 40 bis 60°C. Die Flotte wird auf einen schwach sauren pH-Wert, vorzugsweise pH 6, eingestellt. Die Menge an Hilfsmittel beträgt ca. 5 bis 100 g/l, vorzugsweise 30 bis 80 g/l. Die Menge an Netzmittel beträgt vorzugsweise 0,5 bis 4 g/l und die Menge an anionischem Tensid beträgt ca. 1 bis 80 g/l. Die Vorbehandlungsflotte wird anschließend abgequetscht und die Ware getrocknet.

    [0022] Als Textilmaterial kommt rohe oder vorbehandelte Baumwolle infrage oder auch Mischgewebe, die Baumwolle enthalten.

    [0023] Die so vorbehandelte Ware wird dann anschließend nach üblichen Verfahren und auf üblichen Färbeaggregaten mit Direkt-, Reaktivfarbstoffen oder sulfogruppenhaltigen Schwefelfarbstoffen gefärbt, beispielsweise nach dem Kaltverweilverfahren oder nach einem Ausziehverfahren. Das Flottenverhältnis kann dabei etwa 1:3 bis 1:40 betragen. Wichtig ist hierbei jedoch, daß, im Gegensatz zu der bisher üblichen Arbeitsweise, im vorliegenden Fall kein Alkali und kein Reduktionsmittel eingesetzt wird.

    [0024] Als Reaktivfarbstoffe bei diesem Verfahren kommen alle bekannten Typen von Reaktivfarbstoffen in Frage, die gegenüber den Hydroxylgruppen der Cellulose reaktionsfähige Gruppen enthalten und unter den erfindungsgemäß beschriebenen Färbebedingungen bevorzugterweise durch Reaktion mit den beschriebenen, auf dem Cellulosematerial fixierten Polymerisaten reagieren. Die reaktionsfähigen Gruppen sind beispielsweise Gruppen mit leicht abspaltbaren Substituenten, die einen elektrophilen Rest hinterlassen, wie Reaktivgruppen des Vinylsulfon-Typs, mit Halogenatomen substituierte Gruppen der Ringsysteme Chinoxalin, Phtalazin, Triazin, Pyrimidin oder Pyridazon oder mit Alkylsulfonylresten substituierte reaktive Gruppen bei Sulfonylpyrimidin- oder Sulfonylbenzthiazolfarbstoffen. Im einzelnen sind Farbstoffe mit den reaktiven Gruppen β-sulfatoethylsulfon, β-Chlorethylsulfon, β-Thiosulfatoethylsulfon, β-Phosphatoethylsulfon, Chlortriazinylamino, Dichlortriazinylamino, Chlortriazinyldiamino, Dichlorpyridazinylamino, Trichlorpyridazinylamino, Dichlorpyridazinylcarbonylamino, 2-Chlor-benzthiazol-6-yl-amino, 2,3-Dichlorchinoxalin-6-yl-­carbonylamino oder 4-Chlor-5-methyl-2-methylsulfonyl­pyrimid-3-yl-amino zu erwähnen.

    [0025] Geeignete Farbstoffgrundkörper der Reaktivfarbstoffe sind beispielsweise wasserlösliche Azo-, Disazo-, Formazan-, Anthrachinon-, Dioxazin- oder Phthalocyaninfarbstoffe. Bevorzugt werden wasserlösliche Azo- und Disazoreaktivfarbstoffe, die auch Metallkomplexreaktivfarbstoffe sein können, verwendet. Nach dem Färben wird die Ware durch Spülen, evtl. Seifen und Trocknen fertiggestellt.

    [0026] Das erfindungsgemäße Verfahren läßt sich nicht nur mit Reaktivfarbstoffen durchführen, sondern in gleicher Weise auch mit anderen Farbstofftypen, die anionische, beispielsweise Sulfogruppen enthalten, wie beispielsweise Direktfarbstoffe und wasserlösliche Schwefelfarbstoffe. Man erreicht mit diesen Farbstoffen ähnliche Effekte und Echtheiten wie mit den Reaktivfarbstoffen. Daneben können in dem Verfahren auch Pigmentfarbstoffe, wie Küpen- und Schwefelküpenfarbstoffe angewendet werden.

    [0027] Eine Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, daß nicht ein fertiges Gewebe vorbehandelt und gefärbt wird, sondern nur die Kettgarne, zweckmäßigerweise in Kombination mit einer Schlichtebehandlung. Bei dieser Variante wird das Kettgarn aus Cellulose nach üblichen Methoden mit einer Schlichteflotte behandelt, die neben dem üblichen Netzmittel ein anionisches Schlichtemittel und das oben beschriebene Vorbehandlungsmittel enthält. Die Menge an Schlichtemittel beträgt üblicherweise 10 bis 100, vorzugsweise 20 bis 40 g/l. Das Kettgarn wird dann getrocknet und mit einem weißen Schußgarn verwebt. Beim Überfärben dieses Gewebes nach üblichen Methoden, jedoch in Abwesenheit von Alkali erhält man ein Denim-Gewebe, das durch die ungleichmäßige Färbung des Kettgarns einen interessanten modischen Effekt zeigt. Bei diesem Verfahren, bei dem die Vorbehandlung mit dem besonderen Vorbehandlungsmittel mit der Schlichte kombiniert wird, wird das anionische Tensid durch ein anionisches Schlichtemittel ersetzt. Als derartige anionische Schlichtemittel kommen hier beispielsweise in Frage Carboxymethylcellulose, Carboxymethylstärke, abgebaute Stärken, Polysaccharide, Galaktomane, Acrylate oder Polyester.

    [0028] Durch einen unmittelbar an den Seifprozeß anschließenden Waschvorgang mit perborathaltigen Waschmitteln kann die Brillanz der Färbungen deutlich erhöht und der nicht angefärbte oder je nach Farbstoffnuance leicht angeschmutzte Schußfaden weiß werden, so daß eine Färbung mit hoher Brillanz und weißem Schußgarn erhalten wird. Die Anwendung von optischen Aufhellern in der Waschflotte erhöht nochmals die Brillanz der Färbungen und der Schußgarne.

    [0029] Diese Effekte werden insbesondere dann erreicht, wenn die Wäsche zwischen 20 - 25°C durchgeführt wird. Wäscht man mit dem perborathaltigen Waschmittel bei erhöhten Temperaturen, beispielsweise 50 bis 100°C, so kann die Färbung stufenweise bis praktisch zur vollständigen Entfärbung des Gewebes aufgehellt werden. Auf diese Weise erreicht man auf eine für die Fasern sehr schonende Weise fleckige Färbungen bzw. modische Farbänderungen (stone-wash-effect). Dieser Effekt läßt sich sonst nur durch Waschen in Gegenwart von Bimssteinen erreichen. Jedoch können dem Behandlungsbad Steine, Sand und/oder Tenside zur Verfärbung oder Modifizierung des Wascheffektes zugesetzt werden.

    Beispiel 1



    [0030] Auf einer Schlichtemaschine werden in dem dafür vorgesehenen Trog Baumwollkettgarne wie folgt behandelt:
    30 g/l Natrium-Carboxymethylcellulose (CMC)
    3 g/l nichtionisches Netzmittel (Nonylphenol + 10 EO)
    100 g/l Polyethylenimin-Kondensationsprodukt gemäß dem Beispiel in der Tabelle 1, letzte Zeile der Patentanmeldung EP 0 133 933.
    Flottenaufnahme 100 - 120 % (Hochleistungsquetschwerk)

    [0031] Die verwendete Natrium-Carboxymethylcellulose weist in 2 %iger, wäßriger Lösung bei 20°C eine Viskosität von 300 mPa·s auf, gemessen im Kugelfallviskosimeter (Handelsprodukt Tylose C 300).

    [0032] Das Garn läuft mit einer Geschwindigkeit von 60 m/min, die Temperatur der Schlichteflotte beträgt 80 - 90°C. Nach Verlassen des Schlichtetrogs laufen die Garne über Trockenzylinder und werden durch Kontakthitze bei ca. 130°C getrocknet.

    [0033] Anstatt der CMC-Schlichte kann auch eine Mischung aus CMC und modifizierter Stärke eingesetzt werden.

    [0034] Anschließend werden die dermaßen geschlichteten Baumwollketten mit rohweißem Baumwollschußgarn verwebt und das erhaltene Gewebe auf einer aus Färbefoulard und Aufdockvorrichtung bestehenden Kaltverweil-Anlage mit einer Lösung geklotzt, die


    [0035] 10 g/l C.I. Reactive Blue 19 (C.I. Nr. 61200)
    und 3 g/l nichtionisches Netzmittel (Nonylphenol + 10 EO)
    enthält.

    [0036] Die so foulardierte Ware wird auf der Docke mit einer Polyethylenfolie luftdicht eingeschlagen und bis zu 24 Stunden unter Rotieren verweilen gelassen.

    [0037] Nach der für Reaktivfarbstoffe üblichen Nachbehandlung durch Spülen, kochendes Seifen mit einem Tensid und nochmaligem Spülen erhält man auch ohne die normalerweise zum Fixieren der Reaktivfarbstoffe notwendigen Alkalimengen eine ungleichmäßige Färbung der Baumwollketten mit guten Gebrauchsechtheiten. Darüberhinaus wird durch diesen Prozeß das nicht mit dem Polyethyleniminkondensationpsrodukt vorgebeizte Schußgarn praktisch wieder weiß. Es wird somit ein Gewebe mit Denimeffekt erhalten.

    Beispiel 2



    [0038] Auf einer Schlichtemaschine werden in dem dafür vorgesehenen Trog Baumwolkettgarne wie folgt behandelt:
    60 g/l Carboxymethylstärke (CMS)
    3 g/l nichtionisches Netzmittel (Nonylphenol + 10 EO)
    80 g/l eines Umsetzungproduktes von Polyethylenlmin mit einem bifunktionellen Alkylierungsmittel quaterniert mit Dimethylsulfat­/Handelsprodukt: (R)Solidogen FFL)
    Flottenaufnahme 100 - 130% (Hochleistungsquetschwerk).

    [0039] Das Garn läuft mit einer Geschwindigkeit von 60 m/min, die Temperatur der Schlichteflotte beträgt 80 - 90°C. Nach Verlassen des Schlichtetrogs laufen die Garne über Trockenzylinder und werden durch Kontakthitze bei ca. 130°C getrocknet.

    [0040] Anschließend werden die dermaßen geschlichteten Baumwollketten mit rohweißem Baumwollschußgarn verwebt. Das erhaltene Gewebe wird auf einem Färbefoulard mit einer wäßrigen Lösung geklotzt, die
    40 g/l C.I. Solubilised Sulphur Red 11
    3 g/l Netzmittel (oxethyliertes Nonylphenol)
    enthält.

    [0041] In einem Kontinue-Färbedämpfer wird während 60 Sekunden bei 102 - 104°C gedämpft.

    [0042] Nach einer auch für Reaktivfarbstoffe üblichen Nachbehandlung durch Spülen, kochendes Seifen mit einem Tensid und nochmaligem Spülen erhält man auch ohne die normalerweise zum Färben erforderlichen Reduktionsmittel- und Alkalimengen und auch ohne die zum Oxidieren benötigten Chemikalien eine ungleichmäßige, hell-dunkel-fleckige Färbung der Baumwollketten mit guten Gebrauchsechtheiten. Darüberhinaus wird durch diesen Prozeß das nicht mit Solidogen FFL vorgebeizte Schußgarn praktisch wieder weiß. Es wird somit ein fleckiges Gewebe mit Denimeffekt erhalten.

    Beispiel 3



    [0043] Auf einer Schlichtemaschine werden in dem dafür vorgesehenen Trog Baumwollkettgarne wie folgt behandelt:
    50 g/l Polyvinylalkohol (PVA)
    3 g/l Netzmittel (Nonylphenol + 10 EO)
    20 g/l Alkansulfonat (Handelsprodukt: (R)Hostapur SAS)
    100 g/l Polyethylenimin-Kondensationsprodukt gemäß dem Beispiel in der Tabelle 1, letzte Zeile der Patentanmeldung EP 0 133 933.
    Flottenaufnahme 100 - 120 %

    [0044] Das Garn läuft mit einer Geschwindigkeit von 60 m/min., die Temperatur der Schlichteflotte beträgt 80 - 90°C. Nach Verlassen des Schlichtetrogs laufen die Garne über Trockenzylinder und werden bei ca. 130°C getrocknet.

    [0045] Anschließend werden die dermaßen geschlichteten Baumwollketten mit rohweißem Baumwollschußgarn verwebt und das erhaltene Gewebe zu Kleidungsstücken verarbeitet. Die Kleidungsstücke, z.B. Herrenhosen, werden auf einer Paddelfärbemaschine im Flottenverhältnis 1:40 bei 30°C während 40 min. mit einem wäßrigen Bad behandelt, das 1 Gew.-% Reaktive Blue 77 enthält.

    [0046] Nach der für Reaktivfärbungen üblichen Nachbehandlung durch Spülen, Seifen und Spülen erhält man eine Türkisblaunuance mit hellen und dunkleren Flecken. Die Färbung zeigt gute Echtheitseigenschaften.

    Beispiel 4



    [0047] Ein gebleichtes Baumwollgewebe wird auf einem 2- oder 3-Walzenfoulard mit einer Lösung, die
    60 g/l des Polyethylenimin-Kondensationsproduktes
    3 g/l eines Netzmittels (Nonylphenol + 10 EO)
    und 14 g/l einer abgebauten Stärke
    enthält, kalt geklotzt und getrocknet. Die 30°C warme Ansatzflotte für diesen Hilfsmittelklotz wird 30 min. vor Gebrauch angesetzt und während dieser Wartezeit bei langsam laufendem Rührwerk (ca. 60 U/min) in Bewegung gehalten, um eine Agglomeration der Hilfsmittel zu erreichen.

    [0048] Nach dem Trocknen wird mit einer Flotte foulardiert, die
    30 g/l C.I. Reactive Gelb 15
    und 4 g/l eines Netzmittels (Nonylphenol + 10 EO)
    enthält.

    [0049] Die Färbung wird gemäß Beispiel 1 verweilt und nachbehandelt. Man erhält eine Gelbfärbung mit hellen und dunkleren Flecken und guten Echtheitseigenschaften.


    Ansprüche

    1. Verfahren zum ungleichmäßigen Färben von Cellulosefasern ohne Alkali oder Reduktionsmittel, dadurch gekennzeichnet, daß man die Cellulosefasern mit einer Flotte behandelt, die ein Netzmittel, ein gegebenenfalls quaterniertes Umsetzungprodukt von Polyethylenimin mit einem bifunktionellen Alkylierungsmittel und ein anionisches Tensid enthält, trocknet und ohne Zusatz von Alkali färbt.
     
    2. Verfahren zum ungleichmäßigen Färben von Cellulosefasern ohne Alkali oder Reduktionsmittel zur Erzielung von Denim-Spezial-Effekten, dadurch gekennzeichnet, daß man ein Kettgarn aus Cellulosefasern mit einer Schlichteflotte behandelt, die ein Netzmittel, ein gegebenenfalls quaterniertes Umsetzungsprodukt von Polyethylenimin mit einem bifunktionellen Alkylierungsmittel und ein anionisches Schlichtemittel enthält, trocknet, mit Schußgarn verwebt und ohne Zusatz von Alkali färbt.
     
    3. Verfahren gemäß Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Umsetzungsprodukt vorzugsweise in eine Menge von 5 bis 100 g/l eingesetzt wird.
     
    4. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß das anionische Tensid in einer Menge von 1 bis 80 g/l eingesetzt wird.
     
    5. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein Umsetzungsprodukt von Polyethylenimin mit Epichlorhydrin, 1,3-Dichlorpropan-2-ol oder deren Gemischen eingesetzt wird.
     
    6. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein Umsetzungprodukt von Polyethylenimin mit einem bifunktionellen Alkylierungsmittel in einem Reaktanten-­Gewichtsverhältnis von 100:0,01 bis 100:2 eingesetzt wird.