(19)
(11) EP 0 359 165 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
21.03.1990  Patentblatt  1990/12

(21) Anmeldenummer: 89116736.3

(22) Anmeldetag:  09.09.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5D04H 3/16
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB LI LU NL SE

(30) Priorität: 14.09.1988 DE 3831271

(71) Anmelder: HOECHST AKTIENGESELLSCHAFT
65926 Frankfurt am Main (DE)

(72) Erfinder:
  • Zerfass, Karl-Christian
    D-8903 Bobingen (DE)
  • Kaulich, Franz
    D-8903 Bobingen (DE)
  • Schöps, Michael
    D-8934 Grossaitingen (DE)
  • Wagner, Hans, Dr.
    D-8903 Bobingen (DE)
  • Weiter, Bertrand Claude
    D-8900 Augsburg (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Trägerbahn für Dachunterspannbahnen


    (57) Beschrieben wird eine Trägerbahn für Dachunterspannbahnen, die aus einem Spinnvlies aus Polyesterfilamenten besteht. Das Spinn­vlies hat ein Flächengewicht von 50 bis 100 g/m² und einen Ein­zeltiter der Filamente von 1 bis 8 dtex. Es ist mittels Glatt­kalander thermomechanisch vorverfestigt und durch einen Binder endverfestigt. Hierdurch ergeben sich eine hohe Weiterreiß­festigkeit und Nagelausreißfestigkeit sowie eine gute Dimen­sionsstabilität bei hohen Temperaturen. Besonders geeignet ist daher das Spinnvlies als Trägerbahn für bituminierte Dach­unterspannbahnen.


    Beschreibung


    [0001] Der Erfindung betrifft eine Trägerbahn für Dachunterspann­bahnen sowie eine mit dieser Trägerbahn hergestellte Dach­unterspannbahn.

    [0002] Dachunterspannbahnen werden bekanntlich unter den Ziegeln oder Schieferplatten von Steildächern oder dergl. als Schutz gegen Flugschnee, Staub, usw. angebracht. Dachunterspannbahnen sol­len einerseits wasserundurchlässig und andererseits luft- und dampfdurchlässig sein. Außerdem sollen sie eine hohe Festig­keit, insbesondere Weiterreißfestigkeit, haben, um z.B. bei einem Unfall das Gewicht des Dachdeckers aufnehmen zu können.

    [0003] Weit verbreitet sind Dachunterspannbahnen aus gitterbewehrten Folien. Diese Folien weisen zwar eine gute Reißfestigkeit auf; unbefriedigend bleibt aber die Weiterreißfestigkeit und häufig auch die Dampfdurchlässigkeit.

    [0004] Aus der DE-OS 34 25 794 ist eine Dachunterspannbahn aus einer Polyurethanfolie bekannt, die mit einer Vliesschicht aus z.B. Polyester belegt ist. In der Beschreibungseinleitung dieser Offenlegungsschrift wird eine Unterspannbahn erwähnt, die aus hochreißfestem Polyester-Spinnvlies besteht und mit einer wasserabweisen­den und atmungsaktiven Spezialbeschichtung in Form einer Paste versehen ist. Über den Aufbau der verwendeten Polyester-Vlies­stoffe läßt sich dieser Veröffentlichung jedoch nichts ent­nehmen.

    [0005] Die EP-PS 0027750 beschreibt eine Trägerbahn für eine Dach­unterspannbahn, die aus einem Faservlies aus Polypropylen, Polyethylen, Polyester oder Polyvinyl besteht und ein Flächen­gewicht zwischen 85 und 200 g/m² aufweist. Zur Herstellung der Dachunterspannbahn wird das Faservlies auf einer Seite mit einer Bitumenschicht versehen, indem das Faservlies mit dem Bitumen warm bestrichen und dann einer Abkühlung unter­zogen wird, um Mikrolöcher und Mikrorisse hervorzurufen. Aus dieser Druckschrift läßt sich jedoch hinsichtlich des Aufbaus des Faservlieses - abgesehen von dem verwendeten Fasermaterial und dem Flächengewicht - nichts entnehmen.

    [0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Trägerbahn für Dachunterspannbahnen zu schaffen, die für eine hohe Festigkeit, insbesondere Weiterreißfestigkeit der Dachunter­spannbahn sorgt und die eine gute Dimensionsstabilität selbst bei hohen Verarbeitungstemperaturen besitzt.

    [0007] Ausgehend von einer Trägerbahn für Dachunterspannbahnen, die aus einem Spinnvlies aus Polyester, insbesondere Polyethylen­terephthalat-Filamenten besteht, wird diese Aufgabe erfin­dungsgemäß dadurch gelöst, daß das Spinnvlies ein Flächen­gewicht von 50 bis 100 g/m² und einen Einzeltiter der Fila­mente von 1 bis 8 dtex aufweist und durch Kalandrieren thermomechanisch vorverfestigt und durch einen Binder end­verfestigt wird. Zum Kalandrieren kann ein Glattkalander oder ein Prägekalander, speziell mit einem schwachen leinwand­artigen Prägebild eingesetzt werden.

    [0008] Wie in Versuchen festgestellt wurde, erhält die Trägerbahn aufgrund des erfindungsgemäßen Aufbaus des Spinnvlieses eine gute Dimensionsstabilität selbst bei hohen Verarbei­tungstemperaturen. Dies ist für die Herstellung von Dach­unterspannbahnen von Bedeutung, bei denen die Trägerbahn mit Bitumen versehen wird. Insbesondere beim Tränken der Träger­bahn mit Bitumen herrschen Verarbeitungstemperaturen von 160 bis 180°C. Wie sich gezeigt hat, besitzt die die erfindungs­gemäß ausgebildete Trägerbahn selbst bei diesen hohen Tem­peraturen eine gute Dimensionsstabilität, was für die Ver­arbeitung der Trägerbahn von wesentlicher Bedeutung ist. Trägerbahnen aus Polypropylen, das einen Erweichungspunkt von ca. 156°C hat, sind dagegen beispielsweise für eine Bitumi­nierung weniger geeignet. Wie bereits erwähnt, wird die Trägerbahn zur Herstellung einer Dachunterspannbahn vorzugsweise in Verbindung mit Bitumen verwendet. Hierbei wird die Trägerbahn vorzugsweise mit Bitumen getränkt; stattdessen kann die Trägerbahn auch mit Bitumen beschichtet werden, wobei sie vorzugsweise beid­seitig mit Bitumen beschichtet wird.

    [0009] Bei der erfindungsgemäß ausgebildeten Trägerbahn ergeben sich eine Weiterreißfestigkeit in der Größenordnung von 20 N bis 80 N, eine Nagelausreißfestigkeit von 50 N bis 180 N und eine Perforationsstabilität von 400 N bis 1200 N. Hierbei wird die Weiterreißfestigkeit nach DIN 53356, die Nagelausreiß­festigkeit nach UEATC-Norm und die Perforationsstabilität nach DIN 54307 bestimmt.

    [0010] Statt Bitumen könnte jedoch auch ein anders Material, z.B. Polyethylen oder Polyvinylchlorid mit dem erfindungsgemäßen Spinnvlies verwendet werden. Das geringe Flächengewicht des Spinnvlieses ist vorteilhaft im Hinblick auf die Dampfdurchlässigkeit sowie den Material­verbrauch. Vorzugsweise beträgt das Flächengewicht des Spinn­vlieses 70 bis 90 g/m².

    [0011] Der feine Einzeltiter der Spinnvlies-Filamente ergibt eine gute Haftung des mit dem Spinnvlies verbundenen Materials, insbesondere des Bitumens, aufgrund der hohen spezifischen Oberfläche des Spinnvlieses. Vorzugsweise beträgt der Ein­zeltiter der Spinnvlies-Filamente 2 bis 5 dtex, insbesondere 4 dtex.

    [0012] Als Binder kommt insbesondere ein Acrylatbinder in Frage. Der Binderanteil beträgt zweckmäßigerweise 5 bis 25 Gew.%, vorzugsweise 10 bis 15 Gew.%. Die genaue Wahl des Binders erfolgt nach der speziellen Interessenlage des Weiterver­arbeiters. Harte Binder erlauben hohe Verarbeitungsge­ schwindigkeiten bei einer Imprägnierung, insbesondere Bitu­minierung, während ein weicher Binder besonders hohe Werte der Weiterreiß- und Nagelausreißfestigkeit ergibt.

    [0013] Im folgenden werden zwei Ausführungsbeispiele erläutert.

    Beispiel I:



    [0014] Als Trägerbahn wurde ein Spinnvlies aus Polyethylenterephtha­lat-Filamenten mit einem Einzeltiter der Filamente von 4 dtex verwendet. Das Spinnvlies wurde mittels Glattkalander thermo­mechanisch vorverfestigt und durch einen weichen Acrylat­binder endverfestigt. Das Flächengewicht der Trägerbahn be­trug 100 g/m².

    [0015] Die Trägerbahn wurde dann auf beiden Seiten mit einer Be­schichtung aus Oxidationsbitumen von insgesamt 380 g/m² Flä­chengewicht versehen und anschließend mit Talkum abgestreut.

    [0016] Die auf diese Weise hergestellte Dachunterspannbahn hatte folgende Eigenschaften:
    Flächengewicht: 480 g/m²
    Dicke: 0,6 mm
    Höchstzugkraft: 290 bzw. 280 N/5 cm in Längs- bzw. Querrich­tung
    Höchstzugkraft-Dehnung: 25 bzw. 30 % in Längs- bzw. Querrich­tung
    Weiterreißfestigkeit: 40 bzw. 50 N in Längs- bzw. Querrichtung Nagelausreißfestigkeit: 140 bzw. 170 N in Längs- bzw. Quer­richtung

    Beispiel II:



    [0017] Als Trägerbahn wurde wieder ein Spinnvlies aus Polyethylen­ terephthalat-Filamenten mit einem Einzeltiter der Filamente von 4 dtex verwendet. Das Spinnvlies wurde durch Glattkalan­der thermomechanisch vorverfestigt und durch einen harten acrylatbinder endverfestigt. Das Flächengewicht der Träger­bahn betrug 100 g/m².

    [0018] Die Trägerbahn wurde dann mit Oxidationsbitumen mit einem Flächengewicht von 330 g/m² getränkt und mit Talkum abge­streut.

    [0019] Die hierbei entstehende Dachunterspannbahn hatte folgende Eigenschaften:
    Flächengewicht: 430 g/m²
    Dicke: 0,6 mm
    Höchstzugkraft: 380 bzw. 430 N/5 cm in Längs- bzw. Querrich­tung
    Höchstzugkraft-Dehnung: 30 bzw. 40% in Längs- bzw. Querrich­tung
    Weiterreißfestigkeit: 60 bzw. 30 N in Längs- bzw. Querrich­tung
    Nagelausreißfestigkeit: 100 bzw. 100 N in Längs- bzw. Quer­richtung.


    Ansprüche

    1. Trägerbahn für Dachunterspannbahnen, die aus einem Spinn­vlies aus Polyester-, insbesondere Polyethylenterephthalat-­Filamenten besteht, dadurch gekennzeichnet, daß das Spinnvlies ein Flächengewicht von 50 bis 100 g/m² und einen Einzeltiter der Filamente von 1 bis 8 dtex aufweist und mittels Glatt­kalander thermomechanisch vorverfestigt und durch einen Binder endverfestigt ist.
     
    2. Trägerbahn nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Flächengewicht des Spinnvlieses 70 bis 90 g/m² beträgt.
     
    3. Trägerbahn nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich­net, daß der Einzeltiter der Spinnvlies-Filamente 2 bis 5 dtex beträgt.
     
    4. Trägerbahn nach mindestens einem der vorhergehenden An­sprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Binder ein Acrylat­binder ist.
     
    5. Trägerbahn nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Binderanteil 5 bis 25 Gew.% beträgt.
     
    6. Trägerbahn nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Binderanteil 10 bis 15 Gew.% beträgt.
     
    7. Dachunterspannbahn mit einer Trägerbahn nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Trägerbahn mit Bitumen imprägniert oder beschichtet, insbesondere beidseitig beschichtet ist.