(57) Bei einem Verfahren zum Richten eines länglichen Metallteiles, insbesondere eines
Pleuels für Hubkolbenmaschinen, werden die Pleuelaugen in eine Vorrichtung geklemmt
und unter elastischer Verformung des Pleuelschaftes zueinander ausgerichtet. Anschließend
wird der elastisch verformte Pleuelschaft auf Zug belastet und zur bleibenden Ausrichtung
des Pleuels die Oberfläche des Pleuelschaftes und seiner Übergänge zu den Pleuelaugen
kugelgestrahlt.
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Richten eines länglichen Metallteiles
nach den im Oberbegriff des Patentanspruches 1 beschriebenen Verfahrensschritten.
[0002] Ein derartiges Verfahren ist aus der DE-OS 23 40 153 bekannt. Hierbei wird dem elastischen
Richtzustand des Zwischenbereiches in einem weiteren Verfahrensschritt eine Drehbelastung
überlagert, wobei das Metallteil zur bleibenden Ausrichtung bis in den plastischen
Bereich hinein tordiert wird. Dieses Verfahren ist insbesondere für Metallteile mit
rotationssymmetrischen Querschnitten geeignet. Für längliche Metallteile mit davon
abweichenden Querschnitten ist dieses Richt-Verfahren, insbesondere im Hinblick auf
die unterschiedlichen Spannungsgradienten, kaum geeignet.
[0003] Als ein hohen dynamischen Belastungen ausgesetztes, längliches Metallteil von nicht-rotationssymmetrischem
Querschnitt kann das Pleuel einer Hubkolbenmaschine betrachtet werden. Vorallem für
übliche Hubkolben-Brennkraftmaschinen sind die Pleuel geschmiedete Stahlteile. Die
in einem Gesenk geschmiedeten Pleuel werden unmittelbar nach der Entnahme aus dem
Gesenk in einem Stanzwerkzeug vom Gesenkgrat befreit und mit der vorhandenen Schmiedewärme
einem Vergütungsprozeß zugeführt.
[0004] Vor der spanabhebenden Bearbeitung der Pleuel werden diese gerichtet. Hierbei wird
das Pleuel in die zu richtende Lage gedrückt bzw. geklopft, wobei um das Maß der elastischen
Rückfederung überbogen werden muß. Dieses Überbiegen wirkt sich nachteilig auf die
dynamische Festigkeit des Pleuels aus. Dieser nachteilige Einfluß auf die Sicherheit
des Bauteiles wird durch eine entsprechende bauliche Bemessung berücksichtigt.
[0005] Weiter ist es aus der DE-Z "Metall", 1980, H. 4, S. 320 bis 323 bekannt, metallische
Bauteile durch örtlich gezieltes Kugelstrahlen zu richten, wobei das Strahlen eine
plastisch umgeformte Oberflächenschicht mit Druckeigenspannungen ergibt.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das gattungsgemäße Verfahren zum Richten
eines länglichen Metallteiles derart abzuwandeln, daß ein längliches Metallteil von
beliebigen Querschnitt, wie zum Beispiel ein Pleuel einer Hubkolbenmaschine, einwandfrei
in einfacher und kostengünstiger Weise gerichtet wird, wobei mit dem Richten eine
Steigerung der dynamischen Festigkeit, insbesondere der Dauerfestigkeit, verbunden
ist.
[0007] Zur Lösung dieser Aufgabe wird das Metallteil in einem Zwischenbereich während seiner
elastischen Verformung zusätzlich mit einer statischen Zugkraft - max. bis zur Streckgrenze
- in Längsrichtung belastet und - während dieser Belastung - an der Oberfläche kalt
verformt.
[0008] Ein Vorteil der Erfindung liegt darin, daß beim Richten unter Vorspannung bei gleichzeitiger
Kaltverformung der freien Oberfläche des Metallteiles dieses beim Richten nicht überbogen
werden muß. Mit der Kaltverformung der Oberfläche wird der Werkstoff des Metallteiles
in oberflächennahen Bereichen in überwiegend longitudinaler Richtung plastiziert.
Bei Wegnahme der Zugbelastung vom Metallteil nach vollzogener Kaltverformung der Oberfläche
federn nur die inneren Werkstoffbereiche elastisch zurück. In den plastizierten äußeren
Werkstoffbereichen treten dadurch hohe Druckeigenspannungen in Längsrichtung auf.
Mit der Kaltverformung der Oberfläche wird somit der durch elastische Verformung und
durch überlagerte Zugbelastung erreichte Richtzustand des Metallteiles bzw. des Pleuels
gewissermaßen eingefroren.
[0009] Weiter weist das erfindungsgemäße Richten mit Kaltverformung der Oberfläche des
Metallteiles bzw. des Pleuels den weiteren Vorteil auf, daß in oberflächennahen Bereichen
des Pleuels gegebene Schmiedefehler sowie beim Stanzen des Gesenkgrates entstehende
Überlappungen und ferner Oberflächenfehler von geringer Tiefe in ihren festigkeitsmindernden
Auswirkungen durch das Kaltverformen der Oberfläche kompensiert werden und somit
der Ausschuß wesentlich verringert wird. Im Bereich der als Kerben wirkenden Oberflächenrisse
werden mit der Kaltverformung Druckeigenspannungszustände erzeugt, die die dynamische
Festigkeit steigern. Diese Steigerung kann in weiterer vorteilhafter Weise für eine
nicht unerhebliche Gewichtsreduzierung bei unveränderter Betriebssicherheit des jeweiligen
Bauteiles genutzt werden.
[0010] Zur Erzielung des elastischen Richtzustandes kann die Zugkraft unter Beachtung der
Formzahl (α
K) für das jeweilige Metallteil (Pleuel) max. bis zu der im Bereich eines im Metallteil
verursachten Kerbgrundes auftretenden Streckgrenze (σ
S) gesteigert werden. Hierbei kann für eine günstige Werkstoffausnützung die Zugkraft
bzw. Zugbelastung dehnungsgesteuert werden. Ist das längliche Metallteil vorzugsweise
ein als vergütetes Schmiederohteil vorgegebenes Pleuel, so kann die Zugkraft bzw.
Zugbelastung im wesentlichen durch die aus der Qualität der Vergütung resultierenden
Streckgrenze bestimmt werden. Mit einer solchermaßen dehnungsgesteuert bestimmten
Zugbelastung ergibt sich in vorteilhafter Weise zugleich eine Qualitätskontrolle.
Um für die Pleuel eine hohe Qualität sicherzustellen, können die zulässigen Abweichungen
der dehnungsgesteuerten Zugbelastung gering gewählt werden. Andererseits läßt die
Streuung der dehnungsgesteuerten Zugbelastungen einen unmittelbaren Rückschluß auf
die Qualität des Vergütungsprozesses bzw. des Querschnittes zu. Schließlich wird die
für das Richten des jeweiligen Bauteiles vorgeschlagene Kaltverformung der Oberfläche
in einfacher und kostengünstiger Weise nach Anspruch 3 durch das bekannte Kugelstrahlen
erzielt. Wie jedoch Anspruch 2 weiter ausweist, ist die Kaltverformung der Oberfläche
des jeweiligen Bauteiles nicht auf das Kugelstrahlen allein beschränkt.
[0011] Nachfolgend wird das erfindungsgemäße Verfahren zum Richten eines länglichen Metallteiles
am Beispiel des Richtens eines Pleuels für eine Hubkolbenmaschine beschrieben.
[0012] Ein Pleuel für hochdrehende Hubkolben-Brennkraftmaschine ist aus Stahl und in einem
Gesenk geschmiedet. Unmittelbar nach Entnahme aus dem Gesenk wird der Gesenkgrat
mittels eines Stanzwerkzeuges vom Pleuel entfernt. Das noch schmiedewarme Pleuel wird
einem Vergütungsprozeß zugeführt. Insbesondere durch ungleichmäßige Abfuhr beim Auskühlen
des vergüteten Pleuels unterliegt dieses einem Verzug. Vor der spanabhebenden Bearbeitung,
insbesondere der Lagerbohrungen in beiden Pleuelaugen, muß das Pleuel gerichtet werden.
[0013] Das im schmiederohen, jedoch vergüteten Zustand mit Gratnaht und Oberflächenfehlern
vorliegende Stahl-Pleuel wird in einer Vorrichtung an beiden Pleuelaugen geklemmt
angeordnet. Beide Klemmeinrichtungen der Vorrichtung sind so ausgebildet und angeordnet,
daß beide Pleuelaugen zueinander ausgerichtet werden, wobei dieses Ausrichten unter
elastischer Verformung des die Pleuelaugen verbindenden Pleuelschaftes erfolgt. Anschließend
wird der elastisch verformte Pleuelschaft mittels der Klemmeinrichtungen auf Zug belastet,
wobei die Zugbelastung dehnungsgesteuert bis zur Streckgrenze des vergüteten Pleuels
gesteigert wird. Während der dem elastischen Richtzustand überlagerten Zugbelastung
durch eine der Streckgrenze entsprechende statische Zugkraft wird die Oberfläche des
Pleuelschaftes und seiner Übergänge zu den Pleuelaugen mittels Kugelstrahlen kalt
verformt.
[0014] Mit der unter Zugspannung gestrahlten Bauteiloberfläche wird eine bleibende Ausrichtung
des Pleuels nach Entnahme aus der Vorrichtung erzielt.
[0015] Weiter wird mit der Kaltverformung der Oberfläche die Dauerfestigkeit, insbesondere
die Dauerschwingfestigkeit, des Pleuels erhöht. Weiter wird mit der dehnungsgesteuerten
Zugbelastung des vergüteten Pleuels zugleich eine Qualitätskontrolle erzielt.
1. Verfahren zum Richten eines länglichen Metallteiles, insbesondere eines Pleuels
für Hubkolbenmaschinen,
- wobei das Metallteil mit seinen Endbereichen eingespannt wird und
- beide Endbereiche des Metallteiles unter elastischer Verformung des Zwischenbereiches
zueinander ausgerichtet werden,
dadurch gekennzeichnet,
- daß der Zwischenbereich (Pleuelschaft) während seiner elastischen Verformung zusätzlich
mit einer statischen Zugkraft - maximal bis zur Streckgrenze - in Längsrichtung belastet
wird und - während dieser Belastung - an der Oberfläche kalt verformt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß das Kaltverformen der Oberfläche des Zwischenbereichs
durch Bestrahlen mit einem Strom harter Teilchen oder beim Aufprall hart wirkender
Teilchen (Flüssigkeit) erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß die harten Teilchen Stahlkugeln sind.