[0001] Die Erfindung betrifft eine Ofenanlage gemäß dem Gattungsbegriff nach Anspruch 1.
[0002] Durch eine Stranggießanlage wird in der Regel der Strangguß zuerst zu Dünnbrammen
bzw. Vorbändern geformt und geschnitten, die dann als Wärmgutstücke in einer Wärmofenanlage
auf eine vorgegebene Einlauftemperatur (z.B. 1.100 °C) für den Walzvorgang oder einen
anderen Weiterverarbeitungsprozeß gebracht und der entsprechenden Werksanlage zugeleitet
werden.
[0003] Aus wirtschaftlichen Gründen muß bei Störungen am und im Weiterverarbeitungswerk,
also z.B. dem Walzwerk, die Stranggießanlage weiterarbeiten, um im ungünstigsten Fall
wenigstens den bereits im Gießprozeß befindlichen Gießpfanneninhalt noch vergießen
zu können. Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit, die Strangguß-Teilstücke, wie Dünnbrammen
und Vorbänder, zwischenzuspeichern.
[0004] Es ist bekannt, eine unmittelbare Abhängigkeit von Gießprozeß und Walzgeschwindigkeit
zu vermeiden durch eine Zwischenspeicherung des stranggegossenen Vormaterials in Form
von Coils oder in gestreckter Länge in Speicheröfen, aus denen heraus das Walzwerk
versorgt wird (vgl. EP-A- 0 264 459). Mit diesen Speicheröfen können jedoch in der
Regel die vorbeschriebenen Störungen im Walzwerk nicht aufgefangen werden, da die
Menge des zu speichernden Vormaterials mindestens bei einer längeren Unterbrechung
jede größtmögliche Aufnahmekapazität der Speicheröfen übertrifft, so daß der Strangguß
in seinem Austritt unterbrochen werden muß.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine wirtschaftlich und rationell arbeitende
Ofenanlage zu schaffen, mit der Unterbrechungen am und im Walzwerk bzw. in der Weiterverarbeitung
mindestens bis zur völligen Entleerung der bereits im Gießprozeß befindlichen Gießpfanne
mit geringstmöglichem Aufwand und Energie- sowie Zeitverlust ausgeglichen werden kann.
[0006] Diese Aufgabe wird durch das Kennzeichen des Anspruchs 1 gelöst.
[0007] Hierdurch wird ermöglicht, daß die vom Strangguß abgetrennten Vorbänder bzw. Dünnbrammen
vom Wärmofen selektiv zur Weiterverarbeitung oder, bei einer Störung in der weiterverarbeitenden
Anlage, einer passenden Speicherung zugeführt werden, aus der das Wärmgut nach Beseitigung
der Störung auf direktem Weg zu seiner Weiterverarbeitung erneut vom Wärmofen aufgenommen
und relativ kurzzeitig auf Einlauftemperatur für die Weiterverarbeitung erwärmt wird.
[0008] Hierfür ist es zweckmäßig, wenn die Ofenanlage gemaß Anspruch 2 ausgebildet ist,
wodurch insbesondere der Platzaufwand für den oder die Speicheröfen relativ gering
gehalten werden kann.
[0009] Für nicht zu Coils wickelbares Vormaterial wird vorteilhaft die Ofenanlage nach Anspruch
3 ausgestattet. Auch diese Anlage gewährleistet ohne besonderen Aufwand einen direkten
Förderweg aus dem Speicherofen durch den Wärmofen zur Weiterverarbeitung.
[0010] Zur Sicherheit, daß bei Störung des Walzvorgangs niemals auch der Stranggießvorgang
bis zum Entleeren der bereits im Betrieb befindlichen Gießpfanne abgebrochen werden
muß, dient der Vorschlag nach Anspruch 4.
[0011] Mit den Ansprüchen 5 und 6 werden besonders vorteilhafte Betriebsweisen der Ofenanlagen
vorgeschlagen.
[0012] Nachstehend ist der Gegenstand der Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels beschrieben
und in der beiliegenden Zeichnung dargestellt. Diese zeigt in
Figur 1 in schematischer Seitenansicht eine Ofenanlage mit einem Rollenhubherd-Wärmofen
und auf dessen wärmgut-Einlaufseite angeordneten Schneide- und Speichervorrichtungen;
Figur 2 eine Draufsicht auf die Ofenanlage nach Figur 1; und
Figur 3 einen Querschnitt durch den Wärmofen der Figur 1, in größerem Maßstab.
[0013] In den Figuren 1 und 2 ist eine Ofenanlage dargestellt, die sich hinter eine Stranggießkokille
10 einer nicht dargestellten Stranggießmaschine sowie deren Abzugswalzen 11 mit ins
Horizontale verlaufendem Rollgang 12 und einer fliegenden Schneidevorrichtung 13 anschließt.
Die Ofenanlage enthält einen Rollenhubherd-Wärmofen 14 und zwei Speicheröfen 15.
[0014] Das Rollenhubherdsystem des Wärmofens 14 enthält zwei übereinander angeordnete Rollgänge
16 und 17, deren Förderrollen, wie aus Figur 3 hervorgeht, zu beiden Seiten außerhalb
des Ofenraumes 18 gelagert und, von ihren Antriebsvorrichtungen seitlich passend geführt
und bewegt, durch öffnungen der beiden Ofenseitenwänden in den Ofenraum 18 einfahrbar
und auch wieder aus ihm herausfahrbar sind. Bei unterhalb dieser Förderrollen befindlichem
Hubherd 19 ist der obere Rollgang 16 nur in Einlaufrichtung antreibbar, um das vom
Strangguß abgetrennte Teilstück als Wärmgutstück 20 (Vorband, Dünnbramme) in den Wärmofen
14 zu transportieren. Die Förderrollen des darunter angeordneten unteren Rollgangs
17 sind dagegen reversibel, also sowohl in der gleichen Umlaufrichtung wie der obere
Rollgang 16 als auch in der entgegengesetzten Umlaufrichtung antreibbar. Die Förderrollen
beider Rollgänge 16 und 17 sind mit ausreichenden Zwischenräumen genau übereinander
angeordnet. Innerhalb dieser Zwischenräume sind in einer pas senden Anzahl die Hubherdbänke
19 in Richtung des Doppelpfeils vertikal bewegbar. Diese Vertikalbewegung der Hubherdbänke
19 erstreckt sich von ihrer untersten Lage unterhalb der Arbeitsebene des unteren
Rollgangs 17 bis über die Arbeitsebene des oberen Rollgangs 16 derart, daß die von
der Außenseite in den Ofenraum 18 einzuführenden Förderrollen des einen oder anderen
Rollgangs 16 oder 17 jeweils unterhalb des aufliegenden Wärmguts 20 in die Zwischenräume
der Hubherdbänke 19 ein- und ausfahrbar sind.
[0015] Auf der Wärmgut-Einlaufseite des Wärmofens 14 ist in der Arbeitsebene des unteren
Rollgangs 17 eine Coil-Wickelvorrichtung 21 angeordnet, die sowohl zum Aufwickeln
der bandförmigen Wärmgutstücke 20 zu leicht einspeicherbaren Coils 22 als auch zu
deren Abwickeln nach deren Speicherzeit ausgelegt ist, um die Wärmgutstücke 20 erneut
als ein gestrecktes Vorband über den unteren Rollgang 17 in den Wärm- und Walzvorgang
einführen zu können. Neben der Coil-Wickelvorrichtung 21 sind zu beiden Seiten je
ein Speicherofen 15 in der Art eines Haubenofens mit mehreren, die Coils 22 aufnehmenden
Kammern auf Gleisen 23 verfahrbar angeordnet.
[0016] Die Arbeitsweise der Ofenanlage nach den Figuren 1 bis 3 ist wie folgt:
[0017] Über den Rollgang 12 läuft der Strangguß 20 durch die fliegende Schneidevorrichtung
13 in den Wärmofen 14 auf den oberen Rollgang 16 und wird auf ein bestimmtes Vorbandmaß
abgetrennt, wonach es durch Antrieb des oberen Rollgangs 16 gänzlich in den Wärmofen
14 einläuft. Sobald es in voller Länge im Ofenraum 18 auf dem oberen Rollgang 16 liegt,
wird dessen Förderumlauf gestoppt. Der Hubherd 19 bewegt sich vertikal in die oberste
Lage und hebt dabei das Vorband 20 von dem oberen Rollgang 16 ab. Dessen Förderrollen
16 bewegen sich nun seitlich aus dem Ofenraum 18, so daß das Vorband 20 frei nach
unten bis über das Arbeitsniveau des unteren Rollgangs 17 abgesenkt werden kann.
[0018] Das Vorband 20 wird in dieser Position auf die erforderliche Zieh- oder Walztemperatur
gebracht. Hierbei sind rechtzeitig wieder sämtliche Förderrollen des oberen Rollgangs
16 in den Ofenraum 18 eingefahren, um das neue Vorband 20 aufzunehmen.
[0019] Auch der untere Rollgang 17 fährt nun von außen mit seinen Förderrollen in den Ofenraum
18 jeweils zwischen die Hubherdbänke 19 ein. Danach fährt der Hubherd 19 langsam nach
unten und legt das Vorband 20 sanft auf dem unteren Rollgang 17 ab. Dieser läuft dann
bei ungestörtem Walzbetrieb nach vorn an und fördert das korrekt nachgewärmte Vorband
20 zum ersten Gerüst des Walzwerkes. Sobald der Rollgang 17 frei ist, werden seine
Förderrollen wieder aus dem Ofenraum 18 ins Freie bewegt, bis das nachfolgende Vorband
20 die gewünschte Temperatur hat.
[0020] Bei einer Störung im Walzwerk wird die letztgenannte Förderbewegung des unteren Rollgangs
17 nicht nach vorn in Richtung zum Walzwerk, sondern durch eine Reversierschaltung
nach hinten zu dem Coil-Wickler 21 vorgenommen, der aus dem Vorband 20 ein Coil 22
herstellt. Einer der verfahrbaren Haubenöfen 15 fährt mit einer leeren Kammer auf
Höhe des Coil-Wicklers 21 zu dessen Aufnahme und Wärmespeicherung. Diese Vorgänge
wiederholen sich so lange, bis die Störung im Walzwerk behoben oder aber die im Betrieb
befindliche Gießpfanne entleert ist.
[0021] Danach, wenn die Störung im Walzwerk behoben ist, werden vorerst die Coils 22 nacheinander
wieder zu gestreckten Vorbändern 20 abgewickelt und über den unteren Rollgang 17 erneut
in den Wärmofen 14 für meist kurzzeitige Nachwärmung auf den Hubherdbänken 19 positioniert.
Bei Erreichen der erforderlichen Weiterverarbeitungstemperatur können die Vorbänder
20 in relativ schneller Folge der Weiterverarbeitung zugeführt werden. Während der
letzten Wärmvorgänge wird rechtzeitig das Stranggießen fortgesetzt, so daß es praktisch
keine Unterbrechung zu geben braucht.
[0022] Bei der Position eines bandförmigen Vormaterials, das sich nicht so gut zum Aufwickeln
zu Coils eignet, können selbstverständlich auch die bekannten Speicheröfen mit keramischen
Festherden verwendet werden, welche die gestreckten Vorbänder oder Dünnbrammen in
ihrer ganzen Länge aufnehmen. Allerdings benötigen diese Speicheröfen erheblich mehr
Platz und eine umfangreichere Förderanlage mit einem die Wärmgutstücke längs aus dem
Wärmofen transportierbaren Rollgang und integrierte Querschlepper, die sich bis in
die Speicheröfen erstrecken.
[0023] Derartige Festherd-Speicheröfen sind immobil und können daher auf relativ einfache
Weise, beispielsweise mit den Abgasen des Wärmofens, für eine gute Warmhaltung des
eingelagerten Wärmguts 20 beheizbar gemacht werden. Bei einer angemessenen Faserisolierung
der Speicheröfen ist nur eine schwache Beheizung erforderlich. Für den Wärmguttransport
weist jeder Ofenherd vorteilhaft maximal nur vier Querschlepperschlitze auf, und zwar
derart, daß sowohl das Einspeichern wie auch das Entleeren der Speicheröfen durch
die gleichen Querschlepper erfolgt.
[0024] Sieht man lediglich von der andersartigen Speicherung der gestreckt verbleibenden
Wärmgutstücke ab, so ist der Ablauf vor und in dem Wärmofen 14 der gleiche, wie er
zu den Figuren 1 bis 3 vorbeschrieben wurde. Insofern gleichen sich auch die Arbeitsweisen
mit Ausnahme im Fördervorgang zum zeitbegrenzten Einspeichern der Wärmgutstücke.
Bezugszeichenliste:
[0025]
10 Stranggießkokille
11 Führungswalzen
12 Strangguß-Rollgang
13 fliegende Schneidevorrichtung
14 Wärmofen
15 Speicherofen (Haubenofen)
16 oberer Rollgang
17 unterer Rollgang
18 Ofenraum (Wärmofen)
19 Hubherdbänke
20 Wärmgut (Vorband, Dünnbramme)
21 Coil-Wickelvorrichtung
22 Coils
23 Gleise
1. Ofenanlage zum Wärmen bzw. Nachwärmen von bandförmigem Wärmgut (20), z.B. Vorbändern
und Dünnbrammen, mit einem Wärmofen (14) und mindestens einem Speicherofen (15) für
das Wärmgut (20), wobei der Wärmofen (14) ein Rollen- und Hubherdsystem (16, 17, 19)
mit Transportrollen (16, 17) enthält, die außerhalb des Ofenraumes (18) gelagert und
durch öffnungen der Ofenseitenwandungen in Zwischenräume der Hubherde (19) ein- und
ausfahrbar sind, und mit Hubherden (19), die zwischen den Transportrollen (16, 17)
aus ihrer Lage unterhalb von deren Arbeitsebene bis oberhalb von deren Arbeitsebene
anhebbar sind,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Transportrollen auf zwei übereinander angeordnete Rollgänge (16 und 17) aufgeteilt
sind, deren oberer Rollgang (16) in Einlaufrichtung antreibbar ist und das einlaufende
Wärmgut (20) aufnimmt, während der untere Rollgang (17) reversibel umlaufend antreibbar
ist, in dessen Ebene auf der einen Stirnseite des Wärmofens (14) der Speicherofen
(15) sowie Vorrichtungen (15, 21) zum Einspeichern der Wärmgutstücke (20) und auf
der anderen Stirnseite des Wärmfofens (14) die Zubringereinrichtungen für die Weiterverarbeitung
des Wärmguts (20) angeordnet sind.
2. Ofenanlage nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Vorrichtungen zum Einspeichern mindestens eine Coil-Wickelvorrichtung (21)
enthalten, mit der das Wärmgut (20) zu Coils (22) aufwickelbar und zurück in gestreckte
Wärmgutstücke (20) abwickelbar ist, und daß dieser Coil-Wickelvorrichtung (21) mindestens
ein Speicherofen (15) zugeordnet ist, der in eine jeweils erforderliche Übernahme-
bzw. Abgabestellung für das jeweilige Coil verfahrbar ist.
3. Ofenanlage nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Vorrichtungen zum Einspeichern mindestens einen, die gestreckten Wärmgutstücke
(20) aufnehmenden Speicherofen enthalten, der mit dem unteren Rollgang (17) des Wärmofens
(14) über einen die Wärmgutstücke (20) längs und quer bewegenden Fördergang verbunden
ist.
4. Ofenanlage nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Speicherkapazität der Speicheröfen (15) mindestens dem in die Wärmgutstücke
(20) umgerechneten Gießpfanneninhalt entspricht.
5. Betriebsweise der Ofenanlage nach den Ansprüchen 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Wärmgutstück (20) auf die in den Ofenraum (18) eingefahrenen Förderrollen
des oberen Rollgangs (16) gefördert und danach von den angehobenen Hubherden (19)
übernommen wird, die nach dem Ausfahren der oberen Förderrollen (16) das Wärmgutstück
(20) absenken, welches daraufhin bis auf die erforderliche Temperatur erwärmt wird,
wonach es auf die in den Ofenraum (18) eingefahrenen Förderrollen des unteren Rollgangs
(17) abgelegt wird, der, je nach Abruf, das Wärmgutstück (20) entweder nach vorn durch
den Ofenausgang zur Weiterverarbeitung oder bei deren Störung entgegengesetzt zum
Coil-Wickler (21) transportiert zum Aufwickeln und Einspeichern im Speicherofen (15),
und daß nach Behebung der Störung das Coil (22) über den Coil-Wickler (21) abgewickelt
und erneut in gestreckter Lange über den unteren Rollgang (17) in den Wärmofen (14)
eingeführt, auf den Hubherdbänken (19) liegend auf Weiterverarbeitungstemperatur nachgewärmt
und dann ausgangsseitig der Weiterverarbeitung zugeführt wird.
6. Betriebsweise nach den Ansprüchen 1 und 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Wärmgutstück (20) auf die in den Ofenraum eingefahrenen Förderrollen des oberen
Rollgangs (16) gefördert und danach von den angehobenen Hubherden (19) übernommen
wird, die nach Ausfahren der oberen Förderrollen (16) das Wärmgutstück (20) absenken,
welches daraufhin bis auf die erforderliche Temperatur erwärmt wird, wonach es auf
die in den Ofenraum (18) eingefahrenen Förderrollen des unteren Rollgangs (17) abgelegt
wird, der, je nach Abruf, das Wärmgutstück (20) entweder nach vorn durch den Ofenausgang
zur Weiterverarbeitung oder bei deren Störung entgegengesetzt in seiner gestreckten
Länge bis auf Höhe des Speicherofens transportiert, wo in den Rollgang eine vom Speicherofen
ausgehende Querfördereinrichtung integriert ist, die das Wärmgutstück (20) quer zur
Längsrichtung in den Speicherofen einzieht und auf dessen Herdbänke lagert, wonach
zur Weiterverarbeitung das Wärmgutstück (20) durch die gleiche Querfördereinrichtung
und den unteren Rollgang (17) zurück auf den Hubherd (19) zum Nachwärmen und dann
ausgangsseitig dem Weiterverarbeitungsprozeß zugeführt wird.