[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Führen von sich um die Längsachse drehenden
langgestrecktem, hohlzylindrischem Walzgut gemäß dem Gattungsbegriff des Hauptanspruchs.
[0002] Entsprechend dem Stand der Technik wie er sich beispielsweise aus der DE-OS 20 32
533 ergibt, wird beim Walzen, insbesondere beim Schrägwalzen, bei dem sich während
des Walzvorganges das Walzgut um die Längsachse dreht, das Walzgut auf der Einlauf-
bzw. auf der Auslaufseite durch ein unterhalb der Walzachse angeordnetes Führungsmittel
gehalten. Ein solches Führungsmittel kann allgemein ein Rohr, eine Halbschale oder
im Falle von Walzen mit einem auf der Auslaufseite gehaltenem Innenwerkzeug mehrere
hintereinander angeordnete Hülsenführungsböcke sein, in denen üblicherweise drei parallel
zur Walzachse liegende und in Walzachsrichtung anstellbare Rollen angeordnet sind.
Bei einer solchen Dreieranordnung sind zwei Rollen in einer horizontalen Ebene liegend
unterhalb der Walzachse und die dritte oberhalb der Walzachse angeordnet. Diese dritte
Rolle wird nach Beendigung des Walzvorganges in Auswerfstellung geschwenkt, damit
das fertiggewalzte Gut zusammen mit dem Innenwerkzeug aus der Walzlinie entfernt werden
kann. Während des Walzvorganges wird das Führungsmittel in der Praxis abstandsmäßig
so zum Walzmittelpunkt eingestellt, daß zwischen der Oberfläche des Walzgutes und
der Oberfläche des Führungsmittels sich ein Spiel ergibt, um insbesondere die Längsbewegung
des Walzgutes nicht zu behindern. Dieses Spiel läßt aber transversale Schwingungen
des Walzgutes und des Innen werkzeuges zu, die zu einem erhöhten Verschleiß des Führungsmittels
und zu Wanddickenungleichmäßigkeiten führen. Es kann aber auch wie bei der genannten
DE-OS 20 32 533 eine ständige Anlage am Walzgut beabsichtigt sein, wodurch der Verschleiß
noch vergrößert wird.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zu entwickeln, um das langgestreckte,
hohlzylindrische Walzgut genau auf Walzmitte zu führen, ohne dabei den wendelförmigen
Vorschub zu behindern. Die beim üblichen Führungssystem auftretenden Schwingungen
sollen möglichst weitgehend behindert und dadurch eine gleichmäßige Wanddicke erzielt
werden.
[0004] Diese Aufgabe wird durch das kennzeichnende Merkmal des Hauptanspruches gelöst.
[0005] Die direkte Anlage eines parallel zur Walzachse liegenden Oberflächenbereiches des
Führungsmittels an die Oberfläche des Walzgutes während des Walzvorganges minimiert
die ansonsten bei einem mit Spiel angestellten Führungsmittel auftretenden Beschleunigungskräfte
und damit die Frequenz und die Amplitude des Schlages. Durch den Wegfall der Luftspaltwege
zwischen der Oberfläche des Walzgutes und des Führungsmittels wird die kinetische
Energie nahezu zu Null gemacht. Die Führung wird hör- und sichtbar besser. Mit diesem
erfindungsgemäßen Verfahren ist es möglich, die Walzwerksleistung durch höhere zulässige
Drehzahlen zu steigern, den Verschleiß der Führungsmittel zu vermindern und die Maßhaltigkeit,
insbesondere die Wanddicke des Walzgutes zu verbessern.
[0006] Das vorgeschlagene Verfahren ist anwendbar für alle Walzwerke, bei denen das Walzgut
sich während des Walzens um die Längsachse dreht, d. h. Lochwalzwerk Schrägwalzfwerk
und Reeler. Bei den Walzverfahren ohne Innenwerkzeug ist das Führungsmittel überwiegend
als Rohr oder als Halbschale mit entsprechenden Schlitzen zum Einfahren der Treibrollen
ausgebildet.
[0007] Anders sieht es bei den Hülsenführungsböcken aus, die hauptsächlich für das Walzen
mit einem Innenwerkzeug verwendet werden. In diesen Böcken sind üblicherweise drei
parallel zur Walzachse liegende Rollen angeordnet, die in Walzachsrichtung anstellbar
sind. Das bisher übliche Verfahren zum Führen des Walzgutes bestand darin, die drei
Rollen in einem vorgegebenen Abstand zur Oberfläche des Walzgutes zu halten. Dies
führte dazu, daß starke Beschleunigungskräfte während des wendelförmigen Vorschubes
des Walzgutes auftraten und das Führungsmittel einem starken Verschleiß unterworfen
wurde. Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren werden die zwei in einer horizontalen Ebene
liegenden unterhalb der Walzachse angeordneten Rollen während des Walzvorganges an
die Oberfläche des Walzgutes zur Anlage gebracht. Dabei ist erfindungswesentlich,
daß die Anstellung der Rollen überwiegend entgegen der Schwerkraftrichtung erfolgt,
so daß die Schwerkraftkomponente des Walzgutes zusammen mit dem Innenwerkzeug das
Anlegen der Oberfläche des Walzgutes an die Rollen unterstützt. Damit das Walzgut
im Störungsfall nicht aus der Walzlinie springen kann, wird weiterbildend vorgeschlagen,
die dritte oberhalb der Walzachse liegende Rolle während des Walzvorganges in einem
vorgegebenen Abstand zur Oberfläche des Walzgutes zu halten. Dieser Abstand soll dabei
mindestens 20 % des Walzgutaußendurchmessers betragen. Damit wird verhindert, daß
das Walzgut an diese dritte Rolle schlägt und dadurch wieder die nicht gewünschten
transversalen Schwingungen angefacht werden können. Die zwei unterhalb der Walzachse
liegenden Rollen werden abstandsmäßig so angeordnet, daß sich die von der jeweiligen
Achse zum Walzmittelpunkt gedachten Geraden in einem Winkel von 120 Grad schneiden.
Mit dieser Winkelangabe sollen die üblichen herstellungs- und einbaubedingten Abweichungen
in der Größenordnung von einigen Graden mit erfaßt sein.
[0008] In der Zeichnung wird das erfindungsgemäße Verfahren näher erläutert.
[0009] Es zeigen:
Figur 1 die Walzgutführung entsprechend dem bekannten Verfahren
Figur 2 die erfindungsgemäße Walzgutführung
[0010] In Figur 1 ist die Walzgutführung entsprechend dem bisher bekannten Verfahren dargestellt.
In diesem Beispiel wird das Walzgut 1 mit einem Innenwerkzeug 2, z. B. Dorn oder Stange,
gewalzt. Während des Walzens dreht sich das Walzgut 1 zusammen mit der Stange 2 um
die Längsachse 3, wie durch den Pfeil 4 angedeutet. Die Längsachse 3 ist hier zugleich
auch die Walzachse. Die drei Rollen 5, 5′, 5˝ sind in einem hier nicht dargestellten
Hülsenführungsbock angeordnet und in Walzachsrichtung anstellbar. Die Anstellung der
Rollen erfolgt in der Weise, daß zwischen der Oberfläche der Rollen 5, 5′, 5˝ und
des Walzgutes 1 ein Spiel 6 verbleibt. Nach dem Walzen kann die oberhalb der Walzachse
3 liegende Rolle 5′, 5˝ in Auswerfstellung, hier gestrichelt dargestellt, geschwenkt
werden, damit das Walzgut zusammen mit dem Innenwerkzeug 2 aus der Walzlinie entfernt
werden kann.
[0011] Figur 2 zeigt die Walzgutführung gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren, wobei für
gleiche Teile gleiche Bezugszeichen wie in Figur 1 verwendet wurden. Während des Walzvorganges
sind die zwei unterhalb der Walzachse 3 liegenden Rollen 5, 5′ zur Anlage an die Oberfläche
des Walzgutes 1 gebracht worden, so daß im Berührungsbereich zwischen der Oberfläche
der Rolle 5, 5′ und des Walzgutes 1 kein Spiel verbleibt. Unterstützt wird diese Anlage
durch die auf die Rolle 5, 5′ drückende Schwerkraftkomponente des Walzgutes 1 und
des Innenwerkzeuges 2. Aus Sicherheitsgründen wird die oberhalb der Walzachse 3 liegende
Rolle 5˝ in einem vorgegebenen Abstand 7 zur Oberfläche des Walzgutes 1 gehalten.
Falls keine Gefahr besteht, daß das Walzgut 1 aus der Walzlinie springen kann, kann
diese Rolle 5˝ ebenso wie in Figur dargestellt sofort nach Walzbeginn in Auswerfstellung
geschwenkt werden.
1. Verfahren zum Führen von sich um die Längsachse drehenden langgestrecktem, hohlzylindrischem
Walzgut mittels ober- und unterhalb des Walzgutes parallel zur Walzachse angeordneter,
in Walzachsrichtung anstellbarer Führungsmittel,
dadurch gekennzeichnet,
daß während des Walzvorganges mindestens eines der unterhalb des Walzgutes angeordneten
Führungsmittel überwiegend entgegen der Schwerkraftrichtung zur Anlage am Walzgut
gebracht wird, bei abgehobener Stellung des oberhalb angeordneten Führungsmittels.
2. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1,
wobei ober- und unterhalb des Walzgutes dieses führende, parallel zur Walzachse liegende
Rollen vorgesehen sind, die in Walzachsrichtung anstellbar sind,
dadurch gekennzeichnet,
daß während des Walzvorganges ein sich ständig verändernder Bereich der Außenoberfläche
zweier, in einer horizontalen Ebene im Abstand voneinander angeordneter, unterhalb
der Walzachse liegender Rollen zu Anlage gebracht wird, und daß die oberhalb der
Walzachse angeordnete Rolle während des Walzvorganges in einem vorgegebenen Abstand
zur Oberfläche des Walzgutes gehalten wird.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Abstand der Oberfläche der Rolle zur Oberfläche des Walzgutes mindestens 20
% des Walzgutaußendurchmessers beträgt.
4. Vorrichtung nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die von der jeweiligen Achse der zwei unterhalb der Walzachse liegenden Rollen
zum Walzmittelpunkt gedachten Geraden sich unter einem Winkel von 120 Grad schneiden.