[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Nadelfilz aus Steinwolle,
nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Es ist bekannt, daß Steinwolle, wenn sie einem Nadelungsvorgang unterworfen wird,
keine merkliche Verbesserung des Faserzusammenhaltes zeigt. Sie kann somit nicht
durch einen Nadelungsvorgang als Nadelfilz verfestigt werden, so daß eine erforderliche
Verfestigung in der Praxis entweder durch ein aushärtendes Bindemittel erfolgt, wenn
der Filz als mehr oder weniger steife Platte benötigt wird, oder durch mechanische
Mittel, etwa in Form sog. Drahtmatten, wobei der Steinwollefilz mittels eines Metalldrahtes
oder dergleichen versteppt wird. Während die Verwendung eines aushärtenden Bindemittels
die Einsatzmöglichkeit der so gebildeten Steinwolleplatte infolge ihrer Steifheit
und infolge des Eintrags eines nicht hitzebeständigen organischen Bindemittels beschränkt,
eignen sich Drahtmatten nicht für den Einsatz in korrosiver Umgebung und ist die erzielbare
Rohdichte begrenzt.
[0003] Es hat daher nicht an Versuchen gefehlt, Steinwolle durch eine Vielzahl von Behandlungen
und Zusätzen für einen Nadelungsvorgang geeignet zu machen. Beispielsweise aus der
DE-OS 22 32 785, von der die Erfindung im Oberbegriff des Anspruchs 1 ausgeht- ist
es bekannte den Steinwollefasern Asbestfasern als vliesbildender Faserzusatz zuzumischen,
um so einen nadelbaren Filz zu erhalten. Da die Asbestfasern eine außerordentlich
hohe Friktion auf die Nadeln der Nadelbank ausüben, wird dem Filz weiterhin ein Gleitmittel
zugesetzt- welches nach dem Nadelungsvorgang durch Wärmeeinwirkung wieder ausgetrieben
wird. Als Gleitmittel wird hierbei eine wässrige Lösung oder Suspension eines nicht
metallhaltigen, verflüchtigbaren organischen Gleitmittels vorgeschlagen, welches nach
dem Austreiben keine alkalisch reagierenden Substanzen im Nadelfilz zurückläßt. Als
geeignete Gleitmittel werden ein aromatischer oder aliphatischer Polyglykolether,
Fettsäurederivate wie Fettsäureethanolamid, Silikonöle oder nichtionogene Tenside
sowie alkalimetallfreie anionische Tenside vorgeschlagen.
[0004] Ein Zusatz von Asbestfasern scheidet jedoch infolge der gesundheitsgefährdenden Wirkung
von Asbestfasern von vorneherein aus.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung von Nadelfilz
aus Steinwolle der im Oberbegriff des Anspruchs 1 angegebenen Art anzugeben, welches
zu einem ausschließlich aus Steinwolle, ohne Zusatz anderer Fasern, bestehenden Nadelfilz
führt.
[0006] Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs
1.
[0007] Es hat sich überraschend gezeigt daß die Lösung der Aufgabe dann gelingt, wenn Steinwolle
mit besonders dünnen Fasern verwendet wird, und diesen Fasern im Sinne einer Avivage
ein Mittel mit für derartige Textilzusatzstoffe unüblich hoher Viskosität zugesetzt
wird. Steinwollefasern mit einer geringen durchschnittlichen Faserdicke von vorzugsweise
weniger als 6 µm können im Querblasverfahren oder in Düsenblasverfahren bei Verwendung
der Lehre der älteren deutschen Patentanmeldung P 38 07 420 erhalten werden und stehen
somit zur Verfügung. Avivagen mit einer Viskosität von vorzugsweise über 2000 cP
stehen beispielsweise als Staubbindemittel auf Mineralölbasis ebenfalls auf dem Markt
zur Verfügung. Durch die Verwendung besonders dünner Steinwollefasern wird deren
Sprödigkeit und Biegewiderstand herabgesetzt, so daß die Fasern leichter von den
Nadeln der Nadelbank mitgenommen und in den Steinwollefilz hineingezogen bzw., wenn
eine ausreichend große Länge der Fasern vorliegt, durch diesen hindurchgezogen werden.
Die Avivage verbessert die Geschmeidigkeit der dünnen Fasern noch erheblich. Die hohe
Viskosität der Avivage, die bevorzugt in einem Gewichtsanteil des Mittels von wenigstens
0,05 %, bezogen auf das Gewicht des trockenen Steinwollefilzes, der Steinwolle zugesetzt
ist, läßt, wenn die Obergrenze von 10.000 cP nicht überschritten wird, überraschend
eine Gleitbewegung der von den Nadeln erfaßten Fasern in ihre Verankerungsposition
im Nadelfilz zu, hält aber nach Beendigung der Einwirkung der Nadeln infolge der
hohen Viskosität die Fasern in der durch den Nadelungsvorgang im Nadelfilz gefundenen
Lage. Zugleich wird der Zusammenhalt zwischen benachbarten Fasern verbessert und so
erreicht, daß die Einwirkung der Nadeln nicht auf je einen Faden oder ganz wenige
Fäden pro Nadel beschränkt ist, sondern von den unmittelbar von den Nadeln erfaßten
Fäden eine Mitnahmewirkung auf benachbarte Fäden ausgeht und so die Festigkeit des
Nadelfilzes weiter verbessert wird. Weiterhin erfolgt dadurch eine Ausdehnung der
Nadeleinwirkung auf einen größeren Umgebungsbereich der jeweiligen Nadel mit der
Folge, daß die gesamte Steinwollebahn trotz der nur punktuellen Einwirkung der Nadeln
insgesamt erheblich beispielsweise auf ein Mehrfaches verdichtet wird und mit vergleichsweise
hoher Rohdichte wie ein dickes textiles Tuch ähnlich einer Wolldecke guter Festigkeit
und Handhabbarkeit sowie bestmöglicher Verformbarkeit vorliegt.
[0008] Es gibt Anwendungsfälle, bei denen die Avivage im Nadelfilz verbleiben soll, insbesondere
dann, wenn ihre Staubbindewirkung für die weitere Handhabung des Nadelfilzes genutzt
werden soll. Bei Verwendung besonders dünner Steinwollefasern und ggfs. einer erhöhten
Zusatzmenge an Avivage ist der so gebildete Nadelfilz für die weitere Verarbeitung
ausreichend stabil und weist allenfalls ganz geringe Rückfederung auf.
[0009] Eine besonders gute Nadelbarkeit einer Filzbahn ergibt sich gemäß dem Ergebnis durchgeführter
Versuche dann, wenn sie eine hohe Durchstoßkraft gemäß der Prüfmethode nach Renault
aufweist, wie dies in den Ansprüchen 2 und 3 angegeben ist. Filzbahnen einer solchen
Durchstoßkraft weisen nach den vorliegenden Erfahrungen eine Struktur aufs welche
die Vernadelbarkeit begünstigt.
[0010] Die Prüfung nach Renault erfolgt in Anlehnung an eine Methode der Firma Renault.
Eine Probe, Format 90 mm x 90 mm, Flächengewicht 5,0 kg /m² für lose Wolle und 3,0
kg/m² für gebundenes Material, wird in einer Vorrichtung zwischen gelochten Platten
eingespannt und dabei auf eine Dicke von 15 mm zusammengepreßt. Danach wird die Probe
mit einem Stempel von 30 mm Durchmesser und 10 mm/min Prüfgeschwindigkeit durchstoßen,
dessen Achse mit der Achse der beiden Öffnungen in den Platten fluchtet. Die untere
Öffnung hat kreisrunde Form und einen Durchmesser von im Beispielsfalle 40 µm, so
daß sich ein Spalt zwischen dem Außenumfang des Stempels und dem Rand der unteren,
abstützenden Öffnung von 5 mm Breite ergibt. Gemessen wird die maximale Durchstoßkraft.
[0011] In besonders bevorzugter Weise ist jedoch gemäß Anspruch 4 vorgesehen, daß die genadelte
Filzbahn alsbald nach ihrer Nadelung mit einer Wärmebehandlung bei einer Tem peratur
zwischen etwa 300°C und 500°C spannungsfrei gemacht wird. Hierdurch werden die durch
den Nadelungsvorgang und die damit einhergehenden Verformungen von Fasern in die
Fasern eingebrachten Biegespannungen abgebaut und so jegliche Rückfederungstendenz
der Steinwollefasern ausgeschaltet. Dabei wird zugleich die Avivage ausgetrieben,
jedoch wird deren Haltewirkung dann auch nicht mehr benötigt, da die Rückfederungstendenzen
der Fasern nicht mehr vorliegen.
[0012] Gemäß Anspruch 5 erfolgt die Wärmebehandlung bevorzugt unter Druckbelastung des Nadelfilzes,
um beim Austreiben der Avivage vor dem Spannungsabbau in den Steinwollefasern eine
Formänderung der Fasern infolge des verbleibenden Rückfederungsvermögens zu vermeiden.
Wie ohne weiteres ersichtlich ist, ist hierfür nur geringer Druck erforderlich, der
ausreicht, die Fasern nach dem Wegfall der hochviskosen Avivage in ihrer nach dem
Nadelungsvorgang im Nadelfilz eingenommenen Stellung zu halten, bis die Spannungen
abgebaut sind.
[0013] Da im Falle einer sogleich nachfolgenden Wärmebehandlung bzw. einer unmittelbar an
den Nadelungsvorgang am Ausgang der Nadelmaschine einsetzenden Druckbelastung bis
zur Wärmebehandlung die Avivage lediglich für kurze Zeit eine Rückfederung der Steinwollefasern
vermeiden muß, kann in diesem Fall mit relativ dickeren Steinfasern an der Obergrenze
von 6 µm sowie minimalem Avivagegehalt an der Untergrenze von 0,05 % gearbeitet werden.
[0014] Bei Bedarf kann im Anschluß an die Wärmebehandlung gemäß Anspruch 6 eine Behandlung
der Nadelfilzbahn mit einem üblichen Staubbindemittel erfolgen, um bei der weiteren
Handhabung Staubanfall zu minimieren.
[0015] Die Ansprüche 7 bis 9 geben besonders bevorzugte Aviva gemittel an. Ein Avivagemittel
gemäß Anspruch 8 steht auf dem Markt unter der Bezeichnung "Präparol", und ein solches
gemäß Anspruch 9 unter der Bezeichnung "Kompressol" zur Verfügung. Diese Mittel haben
eine Viskosität zwischen 5.000 cP und 7.000 cP, während sonstige Staubbindemittel,
Schlichten oder ähnliche in der Textilindustrie eingesetzte Stoffe eine Viskosität
von lediglich eingen hundert cP besitzen. "Präparol" oder "Kompressol" werden in
Wasser emulgiert, und diese Elmusion mit einem Wasseranteil von etwa 90 % kann im
Fallschacht unterhalb des Zerfaserungsagregats auf die Fasern aufgedüst und so gleichmäßig
verteilt eingebracht werden. Ausgezeichnete Ergebnisse haben sich mit einer Verwendung
diese Avivagemittel in einer Menge von 0,02 bis 0,8 Gewichtsprozent, bezogen auf das
Trockengewicht der Steinwollebahn, ergeben.
1. Verfahren zur Herstellung von Nadelfilz aus Steinwolle,
bei dem Steinschmelze wie Basalt, Diabas etc. zerfasert und auf einem Band unter
Bildung einer Filzbahn abgelegt wird, und
bei dem die Filzbahn auf einen Bruchteil ihrer ursprünglichen Dicke verdichtet und
einem Nadelvorgang unterzogen wird, wobei die Steinfasern zur Verbesserung ihrer
Geschmeidigkeit mit einer Avivage versehen sind,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Steinfasern in der Filzbahn mit geringem Durchmesser, zweckmäßig mit einem
Maximum der Häufigkeitsverteilung der Faserdicke unter 6 um erzeugt werden,
daß als Avivage ein Mittel mit einer hohen Viskosität insbesondere zwischen 2000
und 10000 cP, vorzugsweise zwischen 3000 und 7000 cP verwendet wird, und
daß die Avivage insbesondere mit einer Mindestmenge von 0,05, vorzugsweise 0,4-0,8
und einer Höchstmenge von 5 Gewichtsprozent des Mittels bezogen auf das Gewicht der
trockenen Filzbahn zugesetzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Filzbahn eine derartige
Bahn (ohne Avivage) verwendet wird, die gemäß der Prüfmethode nach Renault mit einem
freien Ringspalt von 5 mm einer Durchstoßkraft von mindestens 80 N, vorzugsweise 150
- 200 N, widersteht.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß für die Filzbahn eine derartige
Avivage verwendet wird, daß diese gemäß der Prüfmethode nach Renault mit einem freien
ringspalt von 5 mm einer Durchstoßkraft von mindestens 100 N, vorzugsweise 200 - 500
N, widersteht.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-3, dadurch gekennzeichnet, daß die genadelte
Filzbahn alsbald mit einer Wärme- behandlung bei einer Temperatur zwischen etwa 300°C
und 500°C spannungsfrei gemacht wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnete daß auf die genadelte Filzbahn
bevorzugt unmittelbar anschließend an den Nadelungsvorgang Druck aufgebracht wird.
6. Verfahren nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß der wärmebehandelten
Filzbahn ein Staubbindemittel zugesetzt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Avivage ein Mittel auf
Mineralölbasis verwendet wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß als Mittel eine mineralölhaltige
Zubereitung von Alkylphenolpolyglykolethern verwendet wird, die bezogen auf den Mineralölanteil
vorzugsweise etwa 15 % an polyzyklischen Aromaten enthält.
9. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß als Avivage eine Mischung
eines aus der Naphtenfraktion stammenden Mineralöls mit vorzugsweise etwa 20 % überwiegend
nichtionischem Emulgator verwendet wird.