[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Entfernung von Terpenen aus
etherischen Ölen in einem dreistufigen Verfahren.
[0002] Etherische Öle stellen wichtige Aromaträger in der Lebensmittelindustrie dar. So
werden beispielsweise kaltgepreßte Öle aus Zitrusfrüchten in großem Umfang zur Herstellung
von Essenzen für die Getränkeindustrie sowie zur Aromatisierung von Backwaren eingesetzt.
Häufig enthalten diese etherischen Öle Terpenkohlenwasserstoffe der Mono- und Sesquiterpenreihe,
die nur begrenzt lagerstabil sowie thermolabil sind und überdies eine geringere Aromaintensität
aufweisen als die eigentlichen Aromastoffe, die sich überwiegend aus flüchtigen sauerstoffhaltigen
Verbindungen wie Aldehyden, Ketonen, Estern, Säuren, Phenolen, Alkoholen und Lactonen
zusammensetzen. Aus diesen Gründen ist die Entfernung der Terpene ein wichtiger Schritt
zur Verbesserung der Lagerstabilität und zur Verstärkung der Aromaintensität von etherischen
Ölen.
[0003] Außerdem wird durch die Entfernung der unpolaren Terpenkohlenwasserstoffe die Wasserlöslichkeit
der etherischen Öle verbessert, was insbesondere für die Getränkeindustrie von Bedeutung
ist.
[0004] Es sind eine Reihe von Verfahren zur Entterpenisierung von etherischen Ölen bekannt,
die zur Abtrennung der Terpene Unterschiede im Dampfdruck, in der Polarität oder in
der Löslichkeit der Terpenkomponenten im Vergleich zu den sauerstoffhaltigen Verbindungen
ausnutzen. Alle diese Verfahren besitzen gewisse Nachteile, die sich entweder in der
Produktqualität, in den Verfahrenskosten oder aber in der Ausbeute niederschlagen.
So ist beispielsweise beschrieben worden, etherische Öle in wäßrigen Alkoholen aufzulösen,
wobei sich die Terpene abscheiden und anschließend die gewünschten Aromafraktionen
durch Aussalzen oder Flüssig-Flüssig-Extraktion zu gewinnen. Die Trennwirkung und
die Ausbeute bei diesen Verfahren sind nicht befriedigend. Außerdem können je nach
Art des verwendeten Extraktionsmittels technische oder Umweltprobleme auftreten.
[0005] Eine weitere bekannte Methode beispielsweise zur Anreicherung von Zitrusölen stellt
die Chromatographie dar. Diese Verfahren sind sehr aufwendig und kostspielig, da
in stark verdünnten Lösungen gearbeitet werden muß. Beim anschließenden Eindampfen
der Lösungen besteht außerdem die Gefahr der thermischen Zersetzung empfindlicher
Inhaltsstoffe oder des Verlustes an niedrigsiedenden Aromastoffen.
[0006] Weit verbreitet ist die Entfernung von Terpenen mittels Rektifikation oder Destillation
im Vakuum sowie der Wasserdampfdestillation. Diese Verfahren liefern keine hochwertigen
Qualitäten, da die Aromakomponenten durch die thermische Belastung erheblich geschädigt
werden.
[0007] Wesentlich schonender sind hingegen die Verfahren der Hochdruckextraktion zur Anreicherung
von etherischen Ölen, die in jüngster Zeit bekannt geworden sind. So wird beispielsweise
in Chem. Ing. Tech.
56, S. 794 (1984) ein Verfahren zur Entfernung von Terpenen aus Zitrusölen beschrieben,
wobei die Zitrusöle einer Gegenstromextraktion mit Kohlendioxid bei 70 bis 90 bar
und ca. 55 bis 85°C in einer Gegenstromkolonne unterworfen werden, an der ein Temperaturgradient
angelegt wird. Mit Hilfe der Gegenstromextraktion lassen sich entweder hohe Anreicherungsraten
oder hohe Ausbeuten erreichen, aber nicht beides zusammen (vgl. Food Technology,
6, 145 (1988), da entweder die Selektivität des Prozesses gering oder die Beladung
des CO₂ mit Terpenen niedrig ist.
[0008] Schließlich wird in der US-PS 46 47 466 ein Verfahren zur Extraktion von leicht flüchtigen
sauerstoffhaltigen Stoffen wie Ethylbutyrat oder Hexanal aus Zitrusölen mit Hilfe
von verdichteten Gasen offenbart, wobei Limonen angereichert wird. Da Zitrusöle wie
z.B. Orangenöle aber aus bis zu 95 % Limonen bestehen, sind zur Durchführung des Verfahrens
sehr große CO₂-Mengen bzw. lange Extraktionszeiten erforderlich, um einen hohen Anteil
an Limonen mit der notwendigen Selektivität aus dem Aromaöl zu entfernen.
[0009] Der vorliegenden Erfindung lag daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Entfernung
von Terpenen aus etherischen Ölen zu entwickeln, welches die genannten Nachteile des
Standes der Technik nicht aufweist, sondern mit geringem technischen Aufwand und
unter schonenden Bedingungen eine selektive Anreicherung der etherischen Öle mit guten
Ausbeuten ermöglicht.
[0010] Diese Aufgabe wurde erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß man
a) die terpenhaltigen etherischen Öle mit einem polaren Feststoff (Adsorbens) kontaktiert,
b) eine Abtrennung des beladenen Adsorbens von der flüssigen, mit Terpenen angereicherten
Phase vornimmt und
c) das mit etherischem Öl beladene Adsorbens einer Extraktion mit verdichtetem CO₂
unterwirft.
[0011] Es hat sich nämlich überraschenderweise gezeigt, daß man auf diese Weise eine weitgehende
Entfernung der Terpene erreicht und gleichzeitig die etherischen Öle in hoher Ausbeute
und guter Qualität gewinnen kann.
[0012] Das Verfahren entsprechend der vorliegenden Erfindung besteht aus mindestens drei
Stufen. In der ersten Stufe a) wird das terpenhaltige etherische Öl mit einem polaren
Feststoff (Adsorbens) kontaktiert. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung können im
Prinzip alle terpenhaltigen etherischen Öle eingesetzt werden. Hierbei kommen vor
allem Zitrusöle in Frage, die aus Zitrusfrüchten wie Orangen, Zitronen, Mandarinen,
Limonen, Limetten, Grapefruit oder Cravos gewonnen wurden. Aber auch andere Aromaöle
wie Hopfen-, Nelken-, Lorbeer-, Ingwer-, Pfefferminz- oder Zedernholzöl sind einsetzbar.
Statt der reinen etherischen Öle können auch CO₂-Extrakte oder Oleoresine verwendet
werden. Die etherischen Öle weisen je nach Art und Herkunft Terpengehalte bis zu 95
% auf.
[0013] Die Beladung des Adsorbens mit dem etherischen Öl kann nach den bekannten Methoden
wie z.B. durch einfaches Vermischen erfolgen. Als polare Adsorbenzien können dafür
übliche Feststoffe, wie z.B. Kieselgel, Aluminiumoxid, Kieselgur, Cellulose, Bentonit,
Magnesiumsilikate usw., verwendet werden. Kieselgel und Aluminiumoxid haben sich hierbei
als besonders vorteilhaft erwiesen.
[0014] Die Menge des polaren Adsorptionsmittels kann in weiten Grenzen variiert werden,
doch werden vorzugweise 10 bis 60 Gew.-% polares Adsorbens bezogen auf die Ausgangsmenge
an etherischem Öl eingesetzt. Bei dieser Beladung des Adsorbens gemäß Stufe a) werden
die sauerstoffhaltigen Aromastoffe am Feststoff größtenteils adsorbiert, während
die Terpene weitgehend in der flüssigen Phase verbleiben. Je nach Art des verwendeten
Aromaöls und Menge des eingesetzten Adsorbens werden etwa 60 bis 95 % der Aromastoffe
adsorbiert.
[0015] In der zweiten Stufe b) des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt dann die Abtrennung
des mit den Aromastoffen beladenen Adsorbens von den in der flüssigen Phase verbliebenen
Terpenen. Hierbei können die in der Technik üblichen Methoden zur Trennung von Feststoffen
und Flüssigkeiten angewendet werden. Wegen der raschen und vollständigen Trennung
wird hierbei die Zentrifugation erfindungsgemäß bevorzugt eingesetzt. Es ist jedoch
ohne weiteres möglich, bei dieser Stufe andere Trennverfahren wie z.B. die Filtration
heranzuziehen. Auf diese Weise kann in der Regel bereits der Hauptanteil der in den
etherischen Ölen enthaltenen Terpene entfernt werden, ohne daß es zu merklichen Verlusten
an den wertvollen Aromastoffen kommt.
[0016] Im allgemeinen kann das Adsorbens mehrfach für die Adsorption eingesetzt werden.
Es ist möglich, die Ausbeute an Aromastoffen bei der Adsorption zu erhöhen, indem
man zunächst das Adsorbens mit der Terpenfraktion einer vorhergehenden Charge mischt
und abtrennt wie vorhergehend beschrieben. In diesem Fall kann man das Gemisch aus
Terpenfraktion und Adsorbens in eine Säule einfüllen und das anzureichernde etherische
Öl in einer Art Säulen-Chromatographie hindurchleiten.
[0017] Bei der nachfolgenden dritten Stufe c) wird das mit Aromakomponente beladene Adsorbens
einer Hochdruckextraktion mit verdichtetem CO₂ unterworfen, wobei die Aromastoffe
desorbiert bzw. extrahiert werden. Die Hochdruckextraktion sollte bei Drucken oberhalb
von 70 bar und Temperaturen von 10 bis 80°C erfolgen, um eine vollständige Extraktion
der Aromastoffe zu erreichen. Als bevorzugte Extraktionsbedingungen sind Drucke von
>100 bar, insbesondere von 200 bis 300 bar und/oder Temperaturen von 30 bis 70°C anzusehen,
weil unter diesen Bedingungen die Aromastoffe besonders rasch und schonend gewonnen
werden. Es ist klar, daß man bei dieser Hochdruckextraktion außer den gewünschten
Aromastoffen auch den Rest an Terpenen mitextrahiert, der bei der ersten Stufe an
das polare Adsorbens mitadsorbiert wurde.
[0018] Will man deshalb eine praktisch vollständige Entfernung der Terpene aus den etherischen
Ölen erreichen, wird in einer bevorzugten Ausführungsform vor der Hochdruckextraktion
(Stufe c) zur Gewinnung der Aromastoffe eine Vorextraktion durch geführt, bei der
zunächst die restlichen Terpene aus dem Adsorptionsmittel entfernt werden. Diese Vorextraktion
wird ebenfalls mit verdichetem Kohlendioxid durchgeführt, doch im Gegensatz zu den
Verfahrensbedingungen der Stufe c) (Hauptextraktion) bei Drucken unterhalb von 100
bar, vorzugsweise bei 70 bis 90 bar.
[0019] Der Temperaturbereich für die Vorextraktion beträgt 30 bis 80°C, vorzugsweise 50
bis 70°C. Unter diesen Verfahrensbedingungen findet eine weitgehend selektive Extraktion
der Terpene statt, während die Aromastoffe auf dem Adsorbens zurückbleiben. Der
Terpenkohlenwasserstoff-Gehalt dieser Vorextrakte liegt im allgemeinen über dem Terpengehalt
des Ausgangsöls. An diese Vorextraktion schließt sich dann, wie bereits beschrieben,
die Hauptextraktion (Stufe c) an, bei der dann die sauerstoffhaltigen Aromastoffe
unter schonenden Bedingungen gewonnen werden. Die auf diese Weise erhaltenen CO₂-Aromaextrakte
lassen sich dann nach den üblichen Methoden durch Dichteerniedrigung vom CO₂ restlos
befreien. Auf diese Weise ist es mgölich, hochkonzentrierte Extrakte von etherischen
Ölen mit niedrigen Terpengehalten (Reduktion der Terpene bis zu 95 %) in hoher Ausbeute
zu gewinnen, die wegen der schonenden Behandlung eine sehr gute Qualität aufweisen.
Da die Hauptmenge der Terpene bereits vor der CO₂-Extraktion entfernt wird, sind
für die Extraktion der wichtigen Aromastoffe nur noch vergleichsweise geringe Mengen
an CO₂ erforderlich.
[0020] Die nachfolgenden Beispiele sollen die Erfindung näher erläutern, ohne sie jedoch
darauf zu beschränken.
Beispiel 1
Gewinnung von terpenarmem Zitronen-Schalenölkonzentrat
[0021] 3 kg Zitronenöl mit einem Limonengehalt von 64,1 % wurden mit 1 kg Kieselgel bei
Raumtemperatur 90 Minuten lang durch Rühren innig vermischt. Danach wurde das beladene
Kieselgel durch Zentrifugation von der flüssigen Phase abgetrennt und in einer Hochdruck-Extraktionsanlage
einer Vorextraktion bei 70 bar und 50°C mit 80 kg CO₂ unterworfen. Nach der Entfernung
der terpenreichen Fraktion aus dem Abscheider wurde bei 280 bar und 50°C die Hauptextraktion
durchgeführt, wobei die adsorbierten Aromastoffe mit 40 kg CO₂ aus dem Kieselgel extrahiert
wurden.
[0022] Als Extrakt wurden 30 g Konzentrat mit einem Limonengehalt von 6,7 % erhalten. Der
spezifische CO₂-Bedarf betrug insgesamt 40 kg CO₂ pro kg Ausgangsöl.
Beispiel 2
Gewinnung von terpenreduziertem Orangen-Schalenölkonzentrat
[0023] 5 kg Orangenöl mit einem Limonengehalt von 95,7 % wurden entsprechend Beispiel 1
mit 1 kg Kieselgel bei Raumtemperatur 120 Minuten lang gerührt. Danach wurde das beladene
Kieselgel durch Zentrifugation von der Flüssigphase abgetrennt und in einer Hochdruck-Extraktionsanlage
mit 40 kg CO₂ bei 280 bar und 35°C extrahiert. Als Extrakt wurden 625 g Konzentrat
mit einem Limonengehalt von 89,6 % erhalten. Der spezifische CO₂-Verbrauch betrug
8 kg CO₂ pro kg Ausgangsöl.
Beispiel 3
Gewinnung von terpenreduziertem Zitronen-Schalenölkonzentrat
[0024] 3 kg Zitronenöl mit einem Limonengehalt von 64,1 % wurden mit 1 kg aktivem Aluminiumoxid
bei Raumtemperatur 90 Minuten lang gerührt. Anschließend wurde das beladene Aluminiumoxid
durch Zentrifugation von der Flüssigphase abgetrennt und in einer Hochdruck-Extraktionsanlage
mit 30 kg CO₂ bei 90 bar und 70°C einer Vorextraktion unterworfen. Nach der Entfernung
der abgeschiedenen terpenreichen Fraktion aus dem Abscheider wurde die Hauptextraktion
bei 280 bar und 70°C durchgeführt und die adsorbierten Aromastoffe mit 40 kg CO₂ aus
dem Aluminiumoxid extrahiert.
[0025] Als Extrakt wurden 230 g Konzentrat mit einem Limonengehalt von 41,9 % gewonnen.
Der spezifische CO₂-Verbrauch betrug insgesamt 23 kg CO₂ pro kg Ausgangsöl.
1. Verfahren zur Entfernung von Terpenen aus etherischen Ölen,
dadurch gekennzeichnet,
daß man
a) die terpenhaltigen etherischen Öle mit einem polaren Feststoff (Adsorbens) kontaktiert,
b) eine Abtrennung des beladenen Adsorbens von der flüssigen, mit Terpenen angereicherten
Phase vornimmt und
c) das mit etherischem Öl beladene Adsorbens einer Extraktion mit verdichtetem CO₂
unterwirft.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß man als Adsorbens Kieselgel verwendet.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß man als Adsorbens Aluminiumoxid einsetzt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Menge des eingesetzten Adsorbens 10 bis 60 Gew.-% bezogen auf die Ausgangsmenge
an etherischem Öl beträgt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß man die Abtrennung des beladenen Adsorbens von der Flüssigphase durch Zentrifugation
durchführt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß man das Adsorbens mehrfach einsetzt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß man das Adsorbens mit einer Terpenfraktion aus einem vorangegangenen Schritt kontaktiert,
die Mischung in eine Säule füllt und nach Ablassen des Überstandes etherisches Öl
durch die Säule hindurchlaufen läßt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß man die CO₂-Extraktion bei einem Druck von >70 bar, vorzugsweise von 200 bis 300
bar und einer Temperatur von 10 bis 80°C, vorzugsweise von 30 bis 70°C vornimmt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß man vor der Stufe c) noch eine Vorextraktion mit verdichtetem Kohlendioxid bei
einem Druck von <100 bar durchführt.
10. Verfahren nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Vorextraktion bei einem Druck von 70 bis 90 bar und einer Temperatur von 30
bis 80°C, vorzugsweise 50 bis 70°C, erfolgt.