[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer rohrförmigen Nockenwelle,
insbesondere für eine Brennkraftmaschine, bei dem auf einer vorgefertigten rohrförmigen
Welle einzelne Nocken nachträglich aufgebracht werden.
[0002] Nockenwellen werden üblicherweise massiv gegossen; die Nocken selbst werden durch
Drehen und Schleifen auf Sollmaß gebracht. In den letzten Jahren wurden im Hinblick
auf die Mehrventiltechnik leichte und hohlförmige Nockenwellen gefordert. Dies begünstigt
konstruktiv die zentrale Schmierung und erlaubt Materialeinsparungen. In jüngster
Zeit gibt es praktische Ansätze dafür, die Nockenwellen aus einzelnen Segmenten zusammenzusetzen.
Dabei werden einzelne, rohrförmige Wellensegmente mit bereits fertig bearbeiteten
Nocken zur Gesamtwelle zusammengesetzt, oder aber es werden einzelne Nocken auf ein
einstückiges Wellenrohr aufgebracht und mit diesem durch Kleben, Löten oder mechanisch
verbunden. Für das Verbinden von hohlförmiger Welle und vorgefertigten Nocken sowie
eventuell von Lagerelementen, sind eine Vielzahl von Verfahren vorbeschrieben.
[0003] Am gebräuchlichsten sind
- das Aufschrumpfen der Nocken auf die rohrförmige Welle,
- das Auffädeln der Nocken auf die Welle und das anschließende Aufweiten des Rohres
über geeignete Druckmittel, z. B. mittels einer explosionsartigen Hochgeschwindigkeitsumformung
(DE-AS 22 32 438),
- das thermische Aufweiten unter gleichzeitigem Stauchen des Rohres mittels an den
Enden angebrachter Spannbacken (DE-OS 34 31 361), oder auch
- eine Kombination von Aufschrumpfen der Nocken und elastischem Aufweiten der rohrförmigen
Welle (DE-AS 26 57 479).
[0004] Als spezifisches Verfahren zum Aufbringen der Nocken auf der Welle ist u. a. das
Auflöten in Verbindung mit dem Rohraufweiten vorbeschrieben (DE-OS 34 31 361). Dabei
werden dort zur Erhöhung der Klemmwirkung sowie zur Erzielung einer hochfesten Lötverbindung,
die Nocken an ihrer Innenumfangsfläche mit einer Kerbverzahnung versehen.
[0005] Derartige Techniken erhalten immer größere Bedeutung, weil die Automobilindustrie
wegen der verschärften Abgasforderung zunehmend Motorentwicklungen mit vier oder mehr
Ventilen pro Zylinder auf den Markt bringt und damit die Zahl der Nocken pro Welle
bzw. pro Verbrennungskraftmaschine entsprechend erhöht wird. Gegossene und mittels
Drehen und Schleifen fertig bearbeitete Nockenwellen sind gegenüber Nockenwellen mit
aufgesteckten Nocken in der Herstellung heute noch wirtschaftlicher. Die neue Technologie
der zusammengesetzten Nockenwelle bringt aber wesentliche Vorteile hinsichtlich konstruktiver
Weiterentwicklung der nockenwellengesteuerten Brennkraftmaschine sowie hinsichtlich
der Werkstoffauswahl und Formgebung für die Nockenwelle.
[0006] Eine gegossene Nockenwelle besteht aus einem einheitlichen Werkstoff. Die einem besonderen
Verschleiß ausgesetzten Nocken werden häufig zusätzlich oberflächenbehandelt bzw.
erhalten eine besonders verschleiß- und abriebfeste Oberflächenschutzschicht. Demgegenüber
können bei rohrförmigen Wellen mit aufgesetzten Nocken für beide Teile unterschiedliche
Werkstoffe eingesetzt werden (DE-OS 23 36 241).
In der besagten Offenlegungsschrift wird beispielsweise ausgeführt, für die auf die
rohrförmige Welle aufgesetzte Nocken gesinterte, sintergeschmiedete, gegossene, fließgepreßte,
gestanzte oder auch gedrehte und gefräste Teile zu verwenden und diese durch Kleben,
Schweißen, Hartlöten, Schrumpfen oder Dehnen fest mit der Welle zu verbinden.
[0007] Ein Nachteil aller vorbeschriebenen Verfahren zum nachträglichen Aufbringen von Nocken
auf eine Welle ist die Schwierigkeit, bzw. der große technische Aufwand zur Vorbearbeitung
der Nocken und zu deren genauer Positionierung und Fixierung auf der Welle. Die Verfahrensabstimmung
des Aufweitens bzw. des Aufschrumpfens im Hinblick auf die für die rohrförmige Welle
sowie für die Nocken vorteilhafterweise verwendeten Materialien ist ebenfalls noch
nicht technisch ausreichend gelöst. Die Werkstoff-Auswahl erfordert große Kompromisse.
Schließlich bedeutet ein Aufweiten der rohrförmigen Welle in der Regel ein Fließen
des Materials und somit die Ausbildung unterschiedlicher Wandstärken in Teilbereichen
der rohrförmigen Welle. Diese Gesichtspunkte sind bei der Dimensionierung der Rohrwandstärke
angemessen zu berücksichtigen, d. h. es müssen zur Gewährleistung ausreichender Festigkeitseigenschaften
relativ dickwandige Rohre eingesetzt werden. Das aber läuft dem Bemühen nach möglichst
leichten Nockenwellen für kraftstoffsparende Brennkraftmaschinen entgegen.
[0008] Aufgabe vorliegender Erfindung ist danach die Bereitstellung eines gegenüber dem
Stand der Technik technisch weniger aufwendigen und damit wirtschaftlicheren Verfahrens
zur Herstellung einer rohrförmigen Nockenwelle unter Verwendung einer vorgefertigten
rohrförmigen Welle, auf die nachträglich Nocken und eventuell andere Lager- oder Verschleißteile
aufgebracht werden. Das erfinderische Verfahren soll insbesondere den Bau sehr leichter
Nockenwellen mit möglichst dünnwandigen Wellen ermöglichen. Auswahlkriterien für die
Werkstoffe bei Welle und Nocken sollen vornehmlich eine Optimierung der geforderten
und in einzelnen Bereichen der Nockenwelle unterschiedliche mechanische Festigkeiten
und Verschleißfestigkeiten sein, ohne Kompromisse mit Rücksicht auf die bis heute
nur dann gegebene Herstellbarkeit.
[0009] Diese Aufgabe wird gemäß Erfindung dadurch gelöst, daß das Nockenmaterial als Pulver
auf die vorgefertigte, rohrförmige Welle aufgepreßt und aufgesintert wird, daß die
Welle und das Nockenmaterial in eine verlorene Preßhülle eingebracht und in dieser
Anordnung mittels eines Druckmediums isostatisch gepreßt werden und daß weiterhin
das Druckmedium während des Preßvorganges freien Zutritt zum Rohrinneren erhält.
[0010] Bevorzugte Verfahren gemäß Erfindung sind in den Unteransprüchen genannt.
[0011] Das erfinderische Verfahren wird vornehmlich zur Herstellung metallischer Nockenwellen
verwendet, ist aber nicht auf diese Ausführungen beschränkt. Insbesondere für die
Ausbildung der Nocken ist die Verwendung von Hartmetallen, von metallkeramischen oder
auch rein nichtmetallischen Materialien denkbar.
Es ist in Anwendung bekannter Techniken ferner denkbar, in die Preßhülle im Bereich
der Nocken zunächst ein Material A in Form einer vergleichsweise dünnen Schicht einzubringen
und dann den Nockenbereich der Preßhülle mit einem pulverförmigen Material B aufzufüllen.
Das Material A kann beispielsweise in einer Mischung mit einem später ausdampfbaren
Haftungsmittel in die Preßform eingespritzt oder auch in Form metallischer Tücher,
d. h. in Form eines Gemisches aus verschleißfestem Material und elastischem, ausdampfbarem
Bindematerial, eingebracht werden.
[0012] Das Kunststoff-Blasverfahren ist heute ein weitverbreitetes wirtschaftliches Verfahren,
nach dem eine Vielzahl von Kunststoffen, insbesondere Polyäthylene, in eine schlauchartige
Rohform extrudiert und diese in noch nicht ausgehärtetem Zustand anschließend mittels
Preßluft gegen eine Formwerkzeugwand gepreßt und ausgehärtet werden. Bei der Auswahl
der für eine Preßhülle geeigneten Kunststoffe ist selbstverständlich auf für den Pulverpreßvorgang
ausreichende Elastizität und Festigkeit zu achten, denn derartige in der Pulvermetallurgie
verbreitete Preßverfahren erfolgen bei Preßdrucken zwischen 500 und 4000 bar. Das
Druckmedium ist vornehmlich Wasser. Das ergibt eine mittlere Preßschrumpfung des in
die Hülle eingeschütteten und durch Rütteln leicht vorverdichteten Pulvermaterials
von größenordnungsmäßig 15 - 25 %.
[0013] Bei der dimensionsmäßigen Auslegung der Hüllenform ist der Tatsache ausreichend Rechnung
zu tragen, daß die auf die vorgefertigte Welle aufgepreßten Nocken-Grünlinge während
der anschließenden Sinterung um weitere 15 - 20 % ihres Volumens schrumpfen. Die Preßhülle
ist weiterhin so zu dimensionieren, daß diese außerhalb der Nockenbereiche formschlüssig
an der rohrförmigen Welle anliegt und damit eine unerwünschte Exzentrizität der Nockenwelle
vermieden wird.
Um für den Preßvorgang sicherzustellen, daß die Preßhülle dicht auf der äußeren Oberfläche
der Welle an deren Enden aufliegt und gleichzeitig gewährleistet ist, daß das Druckmedium
während des Preßvorganges ungehinderten Zutritt zum Inneren der rohrförmigen Welle
erhält, wird die Preßhülle vorteilhafterweise mittels einer metallischen Manschette
mechanisch auf der Wellenoberfläche im Endenbereich aufgeklammert.
[0014] Der ungehinderte Zugang des Druckmediums zum Rohrinneren während des Preßvorganges
ist wünschenswert, einmal, um bei den hohen Druckbeaufschlagungen während des Pressens
das vergleichsweise dünnwandige Wellenrohr nicht zu verformen, zum anderen um sicherzustellen,
daß das Aufpressen des Nockenmaterials auf die vorgefertigte Welle preßtechnisch ein
einseitiges Aufpressen und Verdichten ist. Das erleichtert eine ausreichend gleichförmige
Pulververdichtung und die Einhaltung der gewünschten Grünlingsabmessungen.
[0015] Die Endenbereiche der vorgefertigten rohrförmigen Welle, d. h. die Abschnitte zwischen
Wellenende und erster Nocke, müssen ausreichend lang sein, um einen pulverdichten
Abschluß zwischen Preßhülle und Wellenoberfläche zu ermöglichen. Es kann daher erforderlich
sein, die zunächst überdimensionierte rohrförmige Welle nach dem Preßvorgang abzulängen.
Alternativ oder auch ergänzend können auf der Nockenwelle im Anschluß an den erfinderischen
Preßvorgang separat zu Grünlingen verpreßte Wellenenden beliebiger Ausgestaltung auf
die Welle auf- oder in diese eingeschoben und in einem gemeinsamen Sinterprozeß mit
den Nocken auf die Welle aufgesintert und über Diffusionsverbinden materialschlüssig
mit der Welle verbunden werden.
[0016] Nach einer besonderen Ausgestaltung des erfinderischen Verfahrens wird eine vorgefertigte
rohrförmige Welle aus einem vergleichsweise duktilen und fließfähigen Material, z.
B. Kupfer, verwendet und die Form der verlorenen Preßhülle so dimensioniert, daß pulverförmiges
Nockenmaterial auch im Bereich zwischen einzelnen Nocken als Schicht auf die Welle
aufgepreßt und anschließend aufgesintert wird.
Bei dem so entstehenden "doppelwandigen Rohr" wird in der Regel die Biegefestigkeit
der Nockenwelle durch die äußere Wandung bestimmt. Vorteilhafterweise wird in diesem
Fall die Welle während des isostatischen Pressens gegen Verzug geschützt, indem während
dieses Verfahrensschrittes zumindest abschnittsweise perforiertes Stahlrohr paßgenau
in die vorgefertigte rohrförmige Welle eingeführt wird. Die Perforation erlaubt den
Durchtritt des Preßmediums zur inneren Rohroberfläche der vorgefertigten Welle.
[0017] Über das erfinderische Verfahren läßt sich eine "near net shape" Formgebung erzielen,
d. h. die so vorgefertigte Nockenwelle muß nach dem Sintern nur noch in einem abschließenden
Schleifprozeß auf die geforderte Oberflächengüte und auf die Endabmessungen innerhalb
der erlaubten Dimensionstoleranzen gebracht werden.
[0018] Entsprechend dem verwendeten Begriff "verlorene Preßhülle" wird die Kunststoff-Preßhülle
nach dem Preßvorgang vom Preßling abgelöst bzw. abgebrannt und ist nicht wiederverwertbar.
Der anschließende Sintervorgang erfolgt nach bekannten Verfahren. Um Sinterverzug
zu vermeiden und dennoch wirtschaftlich zu arbeiten, werden die Nockenwellen vorteilhafterweise
senkrecht hängend gesintert. In Ausnahmefällen ist nach dem Sintern eine Werkstoff-Nachbehandlung
zur Wiederherstellung der durch das Sintern verlorengegangenen mechanischen Wellenmaterial-Eigenschaften
erforderlich.
[0019] Die rohrförmige vorgefertigte Welle wird vornehmlich zylinderförmig sein. Sie kann
aber auch im Querschnitt die Form eines polygonalen Vieleckes aufweisen.
[0020] Die vorgefertigte Welle wird vor dem Aufpressen des Pulvermaterials vorteilhafterweise
entsprechend dem bekannten Stand der Technik vorbehandelt, um das Aufsintern des aufgepreßten
Nockenmaterials unter Diffusionsbindung mit dem Wellenmaterial zu erleichtern. Solche
Maßnahmen sind beispielsweise das Sandstrahlen oder das Phosphatisieren der Oberfläche.
[0021] Zur Verminderung mechanischer Spannungen zwischen den unterschiedlichen Materialien
für Nocken und rohrförmige Welle kann die Ausgestaltung einer Zwischenschicht aus
einem dritten Werkstoff vorteilhaft sein. Mechanische Spannungen können zu Rissen,
ungünstigstenfalls zum Ablösen der Nocken von der Welle führen. Das Zwischenschichtmaterial
sollte bezüglich Schrumpfverhalten und thermischer Ausdehnungskoeffizient in seinen
Eigenschaften zwischen denen des Nocken- und des Wellenmaterials liegen oder aber
selbst hohe Duktilität und Fließfähigkeit besitzen. Derartige Zwischenschichten lassen
sich beispielsweise vor dem Einführen in die Preßhülle auf Teilbereiche der vorgefertigten
Welle aufspritzen, auftragen oder als geformtes Blech paßgenau aufschieben.
[0022] Der wesentliche Vorteil des vorliegenden erfinderischen Verfahrens gegenüber dem
bekannten Stand der Technik zur Herstellung rohrförmiger Nockenwellen unter Verwendung
eines vorgefertigten Wellenrohres liegt in der wirtschaftlicheren Fertigung bei im
Unterschied zum Stand der Technik praktisch nicht eingeschränkter Materialauswahl.
Der wirtschaftliche Vorteil des erfinderischen Verfahrens rührt einmal daher, daß
sich verlorene Preßhüllen kostengünstig nach dem Kunststoff-Blasformverfahren und
doch mit großer maßlicher Reproduzierbarkeit und Qualitätskonstanz herstellen lassen.
Zum anderen lassen sich nach diesem Verfahren "near net shape"-Nocken auf die rohrförmige
Welle aufsintern, welche abschließend allein mittels eines vergleichsweise kostengünstigen
Schleifvorganges in den einsatzfertigen Zustand gebracht werden. Die Herstellung von
Nockenwellen gemäß Erfindung und Weiterverarbeitung bis zum einsatzfähigen Produkt
ist wirtschaftlicher als die Herstellung durch Gießen und spanabhebende sowie Schleifbearbeitung.
[0023] Die materialtechnischen und konstruktiven Gestaltungsmöglichkeiten von Nockenwellen
werden bei Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens vielfältiger als bei Herstellung
nach bekannten Verfahren.
[0024] Die Erfindung wird anhand der nachfolgenden Beispiele näher erläutert.
Beispiel 1
[0025] Zur Herstellung der Nocken einer Nockenwelle wurde ein Legierungspulver, bestehend
aus 5 Gew.% Chrom, 1 Gew.% Silizium, 0,5 Gew.% Mangan, 0,5 Gew.% Phosphor, 0,15 Gew.%
Kohlenstoff, Rest Eisen, mit 2,4 % Graphit innig vermischt und in eine vorbereitete
verlorene Preßhülle in Nockenwellenform eingefüllt. Anschließend wurde die mit einer
aufgesetzten Kappe vorübergehend verschlossene, vorgefertigte, rohrförmige Welle von
unten in die mit Pulver gefüllte Preßhülle eingeführt und unter Vibration nach oben
bewegt. Die überfüllte Pulvermenge wurde nach oben herausgedrückt. Das Pulver in der
Preßhülle erhielt so Klopfdichte. Dann wurde die Preßhülle an beiden Enden verschlossen
- mittels mechanisch verriegelbaren Manschetten auf die Enden der rohrförmigen Welle
aufgeklemmt, dabei die Rohrenden offenlassend - und bei einem Druck von 2500 bar in
einer kaltisostatischen Presse mittels Wasser als Druckmedium isostatisch verpreßt.
[0026] Nach dem Pressen wurde die Form im Schutzgasstrom in der Vorwärmzone eines Sinterofens
abgebrannt, wobei die verlorene Preßhülle aus Polyäthylen sich nahezu rückstandsfrei
zersetzte und verbrannte. Anschließend wurde die von der Preßhülle befreite Nockenwelle
an beiden Enden jeweils mit einem vorgepreßten Verschlußstopfen-Grünling versehen
und mittels geeigneter Halterungen hängend in den Sinterofen eingebracht. Die Sinterung
unter Schutzgas erfolgte bei einer Temperatur von 1080
oC während 60 Minuten. Dabei ging das aufgepreßte Legierungspulver mit dem Rohrwerkstoff
eine metallische Verbindung ein. Die Härte der Nocken im gesinterten Zustand betrug
52 - 54 HRC.
[0027] Dank bekannter Techniken zur Fertigung der Nockenwelle durch Sintern auf nur geringes
Übermaß (near net shape), konnte die Nockenwelle allein durch Schleifen wirtschaftlich
fertigbearbeitet werden.
Beispiel 2
[0028] Eine vorgefertigte rohrförmige Welle aus Kupfer bzw. einer niedriglegierten, vergleichsweise
duktilen und fließfähigen Kupferlegierung wird zur Herstellung der Nockenwelle für
den isostatischen Preßvorgang auf ein perforiertes Stahlrohr hoher Festigkeit paßgenau
aufgeschoben. In die verlorene Preßhülle wird Pulver einer verschleißfesten Stahllegierung
als Nockenmaterial eingeführt. Dann wird der Verbund, perforiertes Stahlrohr und Kupferwelle,
in eine der beiden Öffnungen der Preßhülle eingeführt und unter Rütteln und Pulververdichten
durch diese durchgestoßen.
Die innere Abmessung der Preßhülle ist so beschaffen, daß sie nach dem Einführen der
rohrförmigen Welle an beiden Enden auf dieser Welle paßdicht aufsitzt, in den übrigen
Bereichen außerhalb der Nocken aber ein mit Pulver gefüllter Zwischenraum zwischen
rohrförmiger Welle und Preßhüllenwand bestehen bleibt. Alternativ sitzt die Preßhülle
auf den aus dem Kupferrohr herausragenden Enden des dort nicht perforierten Stahlrohres
über eine hinreichende Länge paßdicht auf.
[0029] Die Enden der Preßhülle werden mittels Manschetten auf die Rohroberfläche aufgeklammert
und so in eine isostatische Presse eingeführt, daß das Preßmedium auch in das Rohrende
eindringen und dort durch die perforierte Stahlwelle hindurch auf die rohrförmige
Welle aus Kupfer wirken kann. Dadurch wird das Pulvermaterial sowohl durch die Preßhülle
als auch über eine leichte Aufweitung des Kupferrohres verpreßt.
[0030] Nach dem isostatischen Pressen wird das perforierte Stahlrohr wieder aus dem Kupferrohr
herausgezogen. Dies geschieht in der Regel wegen der leichten Aufweitung des Kupferrohres
beim isostatischen Preßvorgang mühelos.
[0031] Die von der Preßhülle befreite Nockenwelle wird entsprechend der Bedingungen von
Beispiel 1, jedoch bei um ca. 100
oC tieferen Temperaturen gesintert.
Die gesinterten Nockenwellen werden anschließend durch mechanisches Schleifen fertigbearbeitet.
[0032] Mittels dieser Ausführung des Verfahrens lassen sich besonders gute und elastische
Verbindungen zwischen der vorgefertigten rohrförmigen Welle und dem aufgesinterten
Material erzielen. Materialuntersuchungen haben ergeben, daß schon während des Preßvorganges
fließfähiges Kupfer in einer Übergangszone in die Poren zwischen den Pulverkörnern
eindringt und diese Materialvernetzung über Interdiffusion während des anschließenden
Sintervorganges noch verstärkt wird. Dadurch lassen sich besonders feste und zugleich
elastische Verbindungen zwischen der vorgefertigten rohrförmigen Welle und dem Nockenmaterial
erzielen. Derart gefertigte Nockenwellen zeigten keine Neigung zur Rißbildung.
1. Verfahren zur Herstellung einer rohrförmigen Nockenwelle, insbesondere für eine
Brennkraftmaschine, bei dem auf einer vorgefertigten rohrförmigen Welle einzelne Nocken
aus einem Nockenmaterial aufgebracht werden,
dadurch gekennzeichnet,
daß
- das Nockenmaterial als Pulver auf die Welle aufgepreßt und aufgesintert wird
- die Welle und das Nockenmaterial in eine verlorene Preßhülle eingebracht und in
dieser Anordnung mittels eines Druckmediums isostatisch gepreßt werden
- das Druckmedium während des Preßvorganges freien Zutritt zum Rohrinneren erhält.
2. Verfahren zur Herstellung einer rohrförmigen Nockenwelle nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß eine nach dem Kunststoff-Blasformverfahren gegen eine Nockenwellen-Formwerkzeugwand
geblasene Kunststoffhülle als Preßhülle verwendet wird.
3. Verfahren zur Herstellung einer rohrförmigen Nockenwelle nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß das pulverförmige Nockenmaterial unter einseitiger Druckbeaufschlagung
auf die rohrförmige Welle aufgepreßt wird.
4. Verfahren zur Herstellung einer rohrförmigen Nockenwelle nach Anspruch 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß zunächst Nockenmaterial in das Innere der Preßhülle eingefüllt
und anschließend das hierzu an den Enden verschlossene Rohr in die Preßhülle eingeführt
wird.
5. Verfahren zur Herstellung einer rohrförmigen Nockenwelle nach Anspruch 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß unterschiedliche metallische Werkstoffe für die rohrförmige
Welle und zur Ausgestaltung der Nocken verwendet werden.
6. Verfahren zur Herstellung einer rohrförmigen Nockenwelle nach Anspruch 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß als Nockenmaterial ein keramischer oder metallkeramischer
Werkstoff auf eine metallische rohrförmige Welle aufgebracht wird.
7. Verfahren zur Herstellung einer rohrförmigen Nockenwelle nach Anspruch 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß im Nockenbereich der Preßhülle verschiedene Nockenmaterialien
schichtweise übereinander eingebracht werden.
8. Verfahren zur Herstellung einer rohrförmigen Nockenwelle nach Anspruch 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß sämtliche Nocken in einem einzigen Arbeitsgang auf die
vorgefertigte rohrförmige Welle aufgepreßt werden.