[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zur Tempierung bzw. Einstellung
von programmierbaren Zündern bei geladener Patrone gemäß Oberbegriff des Patentanspruches
1 und auf eine Munition zur Verwendung in der Tempierungs-Vorrichtung.
[0002] Einstellvorrichtungen zur Tempierung von im Waffenrohr befindlichen Patronen mit
programmierbaren Zündern sind an sich bekannt. Dabei wird bei leitungsdrahtgebundener
Übermittlung üblicherweise ein Stellsignal von der Abfeuerleitung (Panzerschütze)
für den sich in der Patrone befindlichen Zünder (Mehrzwecktreibladungszünder MTA)
per Drahtleitung über einen direkten elektrischen Zentralkontakt im Hülsenboden der
Patrone von einem an entsprechender Stelle im Verschluß der Waffe angeordneten Festkontakt
eingespeist. Hierbei kann es nachteiligerweise zu Kontaktschwierigkeiten durch Pulverdampfablagerungen
oder ähnlichem kommen.
[0003] Bei drahtloser Übermittlung erfolgt die Zündereinstellung z. B. mittels optischer
oder elektronischer Sende- und Empfangseinrichtungen. Hierzu ist z. B. aus der US-PS
4,144,815 eine Einstellimpuls-Übertragungsanordnung per Mikrowellenfeld im Waffenrohr
bekannt, wobei der in der Geschoßspitze angeordnete Zünder eine entsprechende Antenne
und im Mündungsbereich des Waffenrohres ein mit einem Eingabegerät verbundener Mikrowellensender
vorgesehen ist.
[0004] Auch hierbei können bei schneller Schußfolge Übertragungsstörungen durch Pulverdampf
oder durch große Temperaturschwankungen auftreten. Weiterhin muß die in das Rohr
mündende Sendeeinheit sehr robust und druckfest ausgelegt sein, sie erfordert eine
aufwendige Zuführung der Mikrowellenkabel und Einkoppelglieder am Waffenrohr und
muß bei jedem Rohrwechsel selbstverständlich mit umgebaut bzw. ausgetauscht werden.
[0005] Aus der DE-OS 33 07 785 ist weiterhin ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Einstellung
eines Geschoßzeitzünders bekannt, bei dem für eine drahtlose Übermittlung von Datenträger-Impulsen
mittels Hochfrequenz (Induktionsstrom) oder über eine optische Übertragungsstrecke
mittels Lichtimpulsen im Waffenrohr eine Sendeeinheit (Spule oder Lichtleiter) im
Bereich des im Rohr befindlichen Geschoßkörpers integriert ist und das Geschoß selbst
in seinem mittleren Bereich umfangsseitig ein ringförmiges (elektrisches oder optisches)
Empfangssystem aufweist. Hierbei wird die im Rohr angeordnete Sendeeinheit gleichfalls
einem hohen Druck und hoher Temperatur ausgesetzt und unterliegt einer unkontrollierbaren
Verschmutzung durch Erosion, Ablagerungen etc.
[0006] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Datenübertragungssystem für die Zündereinstellung
einer sich bereits im Rohr befindlichen Munition anzugeben, die keinerlei Extrembelastungen
ausgesetzt und leicht kontrollierbar ist.
[0007] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß mit einer Vorrichtung gemäß den kennzeichnenden
Merkmalen des Patentanspruches 1 gelöst. Dadurch, daß die Eingabevorrichtung aus einer
im Bereich des Verschlusses der Rohrwaffe im geschützten Inneren des Turmes angeordneten
Sendeeinheit für Zünderprogrammierimpulse besteht, kann diese Sendeeinheit leicht
kontrolliert, und ggf. ausgetauscht werden; sie unterliegt keinen extremen Temperatur-
und Druckbelastungen wie vorbekannte Sendeeinrichtungen.
[0008] Die erfindungsgemäße Einrichtung einer optischen oder elektromagnetischen Datenübertragungsstrecke
zwischen dem (Panzer)-Feuerleitsystem und der sich im Ladungsraum der Waffe befindlichen
Patrone ist sicherheitstechnisch unbedenklich, da sie einen eigenen Programmierkreis
enthält. Sie bietet aufgrund der geringen Störmöglichkeiten bzw. Störanfälligkeit
eine hohe Datenübertragungssicherheit und kann mit einem geringen Änderungsaufwand
an jeder Waffenanlage von vorhandenen großkalibrigen Waffen nachgerüstet werden.
[0009] Von neueren Typen der Sprengmunition für Panzerkanonen wird eine möglichst schnelle
Reaktionszeit vom Einstellen des zugehörigen Zünders bis zum Brechen des Schusses
gefordert. Dieser Forderung ist notwendigerweise nur über eine Einstellung/Programmierung
des Zünders bei bereits im Ladungsraum befindlicher Patrone nachzukommen. Dies kann
sehr vorteilhaft mit der erfindungsgemäßen Zündereinstell-Einrichtung realisiert
werden.
[0010] Auch eine Deaktivierung eines bereits eingestellten Zünders und die Entladung einer
deaktivierten Munition aus dem Waffenrohr ist auf einfachste und sichere Weise gewährleistet.
[0011] Das erfindungsgemäße Datenübertragungssystem stützt sich auf die einfache Ausnutzung
einer freien Stelle zwischen Keilverschluß und rückwärtigem Waffenrohr - diese Stelle
bzw. ein entsprechendes "Fenster" ist beim Kampfpanzer Leopard II bereits vorhanden,
andere Panzerwaffen können auf einfache Weise ebenfalls mit einem derartigen "Fenster"
versehen werden - innerhalb des geschützten Turmbereiches, an der ein direkter Zugang
zur Patrone bei geschlossenem Verschlußkeil der Waffe möglich ist. Im Bodenstück (Verschlußgehäuse)
der Waffe ist auch bei geschlossenem Verschlußkeil teilweise der Rand des metallischen
Hülsenbundes bzw. Hülsenbodens (Stummelhülse) der Patrone mit teilverbrennbarer Hülse
von oben und unten frei sichtbar. Diese freie Stelle bzw. freie Sichtstrecke wird
bei der Erfindung als Datenübertragungsstrecke für die Zündereinstellung genutzt.
Das Datenempfangsteil (Antenne) sitzt vorteilhafterweise nicht direkt in dem mit Gasdruck
und Pulverdampf belasteten Ladungsraum oder vorderen Waffenrohr, sondern am hinteren
Bund der Geschoßhülse, die z. B. als metallische Stummelhülse ausgebildet ist und
an ihrem vorderen Verbindungsrand zu einem vorderen verbrennbaren Teil der Patronenhülse
einen Dichtungsring aus Gummi aufweist. Durch die Metallhülse (Liderung) mit Dichtungsring
wird die Empfangseinheit vor Gasdruck und Pulverdampf geschützt.
Dadurch ergibt sich gegenüber bekannten vergleichbaren Übertragungsvorrichtungen ein
munitionstechnischer Sicherheitsvorteil, eine größere Datenübertragungssicherheit
sowie ein geringerer Zusatzaufwand am Waffensystem. Bei einem etwaigen Rohrwechsel
bleibt das erfindungsgemäße Datenübertragungssystem davon unberührt.
[0012] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von drei in den Zeichnungen nur schematisch
dargestellten Ausführungsbeispielen näher erläutert und beschrieben.
[0013] Es zeigen:
Figur 1 in Seitenansicht eine erste Anordnung der erfindungsgemäßen Zündereinstell-Datenübertragungseinrichtung
am ausschnittsweise dargestellten hinteren Bereich einer turmgeschützten Waffenanlage,
Figur 2 eine zweite und dritte Auführung der erfindungsgemäßen Datenübertragungseinrichtung
in etwas vergrößerter Darstellung, ebenfalls in Seitenansicht,
Figur 3 einen vergrößerten Ausschnitt X aus Figur 1 oder Figur 2 mit dem rückwärtigen
Teil einer tempierbaren Patrone,
Figur 4 in Seitenansicht einen Ausschnitt des Hülsenbodens der tempierbaren Patrone
mit einer erfindungsgemäßen Ausführung der Daten-Empfangsantenne und
Figur 5 eine gleiche Darstellung des Hülsenbodens mit zwei weiteren erfindungsgemäßen
Ausführungsmöglichkeiten der Daten-Empfangsantenne.
[0014] Mit der Bezugsziffer 10 ist in Figur 1 der Hülsenboden einer tempierbaren Patrone,
z. B. einer Sprengmunition mit integriertem programmierbaren Zeitzünder, bezeichnet.
Die Patrone befindet sich im Ladungsraum einer Panzerwaffe mit einem Kaliber von
z. B. 120 mm. Ein Verschlußkeil 14 im Verschlußgehäuse 16 fixiert die Patrone im
Ladungsraum des Waffenrohres 12.
Mit der Bezugsziffer 18 ist die Seelenachse des Waffenrohres 12 in horizontaler Normalposition
bezeichnet. Der Höhenrichtbereich in vertikaler Richtung des Waffenrohres 12 um die
Wiegenachse 24 ist durch die obere gestrichelte Position 20 der Seelenachse mit vorne
abgesenktem Waffenrohr und die untere Position 22 mit steiler Anstellung des Waffenrohres
angedeutet. Oberhalb des Verschlusses 16 ist ausschnittsweise ein Stück des Turmdaches
26 eines gepanzerten Fahrzeuges, z. B. des Kampfpanzers Leopard II dargestellt. Zwischen
Turmdach 26 und Verschluß 14, 16 am hinteren Waffenrohr 12 ist eine drahtlose Datenüber
tragungsstrecke 31 zur Einstrahlung von Energie und Informationen zur Tempierung
bzw. Einstellung eines programmierbaren Zeitzünders im geladenen Zustand der Patrone
vorgesehen. Hierzu ist am Turmdach 26 eine Sendeeinheit 28 angeordnet; ihr gegenüber
liegt optisch sichtbar eine Empfangsantenne 30, die im seitlichen Hülsenboden 10
bzw. Hülsenbund der metallischen Stummelhülse einer teilverbrennbaren Patronenhülse
von Panzermunition angeordnet ist.
[0015] Im Kampfpanzer Leopard II ist zwischen Verschlußgehäuse 16 und Verschlußkeil 14 oben
und unten jeweils eine Lücke bzw. eine Ausnehmung 32 ("Fenster") konstruktionsbedingt
bereits vorhanden; bei anderen Waffenträgern kann eine derartige Ausnehmung leicht
nachträglich an geeigneter Stelle vorgesehen werden. Hierdurch wird durch direktes
optisches Sichtbarwerden des hinteren Hülsenbodens 10 mit der Daten-Empfangsantenne
30 nach oben oder unten eine freie Datenübertragungsstrecke 31 zur drahtlosen Einstrahlung
von Energie und Stellsignalen geschaffen.
[0016] Die Energie- und Datenübertragung kann z. B. durch Infrarotwellen, Mikrowellen,
optisch sichtbare Lichtimpulse oder elektromagnetische Wellen als Impulsträger erfolgen.
Sende- und Empfangseinheiten sind an sich bekannt, nicht jedoch die erfindungsgemäße
Anordnung dieser Bauelemente.
[0017] In Figur 2 ist der hintere Waffenbereich etwas vergrößert dargestellt. Im Verschlußkeil
14 ist ein Abfeuerkontakt 34 zum Abfeuern der Munition angedeutet. Im Nahbereich zur
Empfangsantenne 30 ist gegenüberliegend und dazwischen die Datenübertragungsstrecke
31 bildend, in einem weiteren Ausführungsbeispiel der Erfindung die Sendeeinheit
28′ am oberen Verschlußgehäuse 16 fest angeordnet. Hierdurch wird die Datenübertragungsstrecke
31 verkürzt; dies bedingt eine flexible elektrische Zuleitung an die Sendeeinheit
28′.
[0018] In Figur 2 ist weiterhin auch die dritte erfindungsgemäße Möglichkeit dargestellt,
die Sendeeinheit 28˝ direkt mittels eines Haltearmes 36 wiegenfest gegenüber der unteren
Ausnehmung 32 zwischen Verschlußkeil 14 und Verschlußgehäuse 16 anzuordnen. Der Haltearm
ist in nicht dargestellter Weise an der Wiege der Waffe befestigt. Hierbei werden
von der wiegenfesten Anordnung der Sendeeinheit 28˝ lediglich die Elevationsbewegungen
der Waffe mit ausgeführt, nicht jedoch die Vor- und Rücklaufbewegung des Waffenrohres.
[0019] In Figur 3 ist die Einzelheit X aus Figur 1 oder Figur 2 vergrößert dargestellt.
Zwischen Verschlußkeil 14 und dem rückwärtigen Ende des Waffenrohres 12 bzw. dem Verschlußgehäuse
16 bleibt oben und unten jeweils eine Ausnehmung 32 bzw. ein "Fenster" oder Zwischenraum
frei, in dem der hintere Bereich des Hülsenbodens 10 optisch sichtbar wird. Im Rand
bzw. Hülsenbund 38 ist die Empfangsantenne 30 angeordnet, die mit dem im Geschoß angeordneten
programmierbaren Zünder in Verbindung steht.
[0020] In Figur 4 ist die erfindungsgemäße Empfangsantenne 30 mit einer Isolierung 40 im
Hülsenbund 38 als ringförmig umlaufende Antenne ausgebildet.
In Figur 5 ist die erfindungsgemäße Empfangsantenne als im Hülsenbund 38 angeordnete,
in Umfangsrichtung begrenzte punktförmige Antenne 30˝ bzw. als streifenförmige Antenne
30′ ausgebildet. Hierbei ist es dann erforderlich, daß die entsprechende Patrone in
einer Indexposition über ein definiertes Laden in die Waffe gelangt, wodurch immer
sichergestellt ist, daß die Empfangsantenne 30′ bzw. 30˝ der Sendeeinheit 28, 28′
bzw. 28˝ gegenüberliegt und die Datenübertragungsstrecke 31, 31′ errichtet ist.
1. Vorrichtung zur Tempierung bzw. Einstellung von programmierbaren Zündern bei geladener
Patrone, wobei sich die Patrone im Waffenrohr eines Panzerfahrzeuges befindet, bestehend
aus einer Eingabevorrichtung und einer mit der Eingabevorrichtung in Wirkverbindung
stehenden im Inneren der Patrone angeordneten Zündeinstell-Einrichtung,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Eingabevorrichtung aus einer im Bereich des Verschlusses (14) der Rohrwaffe im
Inneren des Turmes des Panzerfahrzeuges angeordneten Sendeeinheit (28) besteht und
die im Waffenrohr (12) geladene Munition, die in ihrem Inneren die Zündeinstell-Einrichtung
aufweist, zur drahtlosen Übermittlung der Stellsignale im rückwärtigen Bereich zum
hinteren Hülsenboden (10) am äußeren Hülsenumfang bzw. Hülsenbund (38) einen mit
der Zündeinstell-Einrichtung in Verbindung stehenden Signalempfänger in Gestalt einer
Antenne (30) aufweist, wobei die Sendeeinheit (28) derart im Nahbereich des Verschlusses
der Rohrwaffe angeordnet ist, daß eine im Verschluß (16) bzw. zwischen Verschlußkeil
(14) und rückwärtigem Waffenrohr (12) vorgesehene Ausnehmung (32, 32′) die ein direktes
optisches Sichtbarwerden des hinteren seitlichen Hülsenbodens (10) bzw. Hülsenbundes
(38) der geladenen Munition ermöglicht, als freie Daten-Übertragungsstrecke (31) zur
Einstrahlung von Energie und/oder Stellsignalen ausnutzbar ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Sendeeinheit (28) etwa rechtwinklig zur Seelenachse (18) des Waffenrohres (12)
in dessen Nullstellung bzw. Ladeposition oberhalb bzw. seitlich der Ausnehmung (32)
am Turmdach (26) bzw. an der Seitenwandung des Turmes befestigt ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Sendeeinheit (28) gegenüber der Ausnehmung (32, 32′) am Verschluß (16) der Waffe
fest angeordnet ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Sendeeinheit (28) gegenüber der Ausnehmung (32) mittels eines wiegenfesten Haltearmes
(36) fest angeordnet ist.
5. Munition mit programmierbarem bzw. tempierbaren Zünder,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Signalempfangs-Antenne (30) als am hinteren Rand des zylindrischen Hülsenmantels
in direkter Nachbarschaft zum Hülsenboden (10) bzw. am Hülsenbund (38) der Munition
angeordnete ringförmig umlaufende Antenne ausgebildet ist.
6. Munition mit programmierbarem bzw. tempierbarem Zünder,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Signalempfangs-Antenne als am hinteren Rand des zylindrischen Hülsenmantels in
direkter Nachbarschaft zum Hülsenboden (10) bzw. am Hülsenbund (38) der Munition
angeordnete in Umfangsrichtung begrenzte punktförmige (30˝) bzw. streifenförmige
Antenne (30′) ausgebildet ist.